Vor vielen, vielen Jahren hatte Skye schon einmal im Guesthouse Myeongdong gewohnt und es stimmte, was man über Erinnerungen sagte: Irgendwann erinnerte man sich nur noch an das Gute. Irgendwann blendete man das Schlechte aus, als wäre dafür nicht genug Speicherkapazität. Doch nach und nach kamen die Erinnerungen wieder.
Zum Beispiel hatte das Zimmer keine Klimaanlage. Jede Etage wurde gemeinsam geregelt, doch das Problem war, dass der Flur zwar kühl war, doch das Zimmer nicht, denn wie sollte ohne Klimaanlage irgendein Luftaustausch stattfinden?
Nachdem Skye zurück war, hatte sie eine Weile die Tür zum Flur offenstehen lassen, doch nachdem die Tür wieder zu war, wurde es schnell wieder stickig in dem kleinen Raum.
Dann hatte sie vergessen, dass die Leitungen sehr laut waren. Praktisch jedes Mal, wenn jemand auf Toilette ging, führte die Toilettenspülung direkt an Skyes Zimmer vorbei.
Und noch etwas hatte die vergessen …
Es war gegen 3 Uhr morgens, als der Alarm los ging. Das Gästehaus begann im 1. Obergeschoss des Hauses und hatte dann zwei oder drei Etagen. Die Einzelzimmer lagen jedoch im 1. Stock und hier war auch die Eingangstür zum Gästehaus. Diese wurde ab 23 oder 0 Uhr verriegelt und jeder Gast bekam das Kennwort der Tür, um diese zu verriegeln. Vier Nummern, dann die Raute. Man sollte nicht glauben, wie viele Menschen zu doof waren sich vier Nummern und eine Rautetaste zu merken. Skye kannte Hühner, die dazu wahrscheinlich in der Lage wären. Betrunkene Chinesinnen wohl eher nicht. Skye hatte das zweite Zimmer am Anfang des Flures und war damit sehr nahe an der Alarmanlage. Beim ersten Alarm versuchte sie es noch zu ignorieren und bildete sich ein, dass sie es beim zweiten Anlauf schaffen würden. Als der Alarm dann ein drittes Mal losging, stand sie auf.
„4349 Raute – ihr dummen Gänse!“, kackte Skye die Touristinnen auf Chinesisch an. Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite, wie viele Amerikaner sprachen schon Chinesisch? Die Frauen entschuldigten sich bei Skye und eilten dann hoch in den nächsten Stock. Die mussten nicht bei der Alarmanlage schlafen.
Kaum lag Skye wieder in ihrem Bett, als sie ein Geräusch vernahm. Ungläubig starrte sie die Wand an. Neben ihr im Zimmer schlief wohl ein Kerl und der schnarchte und die Wände waren so dünn, dass Skye das Gefühl hatte, sie lag bei ihm im Bett. Sie fragte sich, wie der nach den ganzen Alarmauslösern überhaupt noch schlafen konnte.
Auf der Suche nach ihren Kopfhörern stieß sie sich dann auch noch zu allem Überfluss den kleinen Fußzehen an, da Dank ihres Koffers, eigentlich nur noch genug Platz in dem Zimmer war, um sich einbeinig fortzubewegen. Es war reiner Trotz, der sie dazu brachte nicht nach Hause in ihr schönes Loft zu fahren.
Um 7 Uhr stand sie auf und fühlte sich, als hätte sie praktisch gar nicht geschlafen. Sie zog sich an und machte sich fertig und fuhr dann mit dem Auto ins Dorm, da Baekhyun und Sehun eine Sendung moderierten und Skye holte sie ab. Mit schwerem Herzen fuhr sie in die Tiefgarage und stellte ihr Auto ab. Sie wusste, dass sie in diesem Haus mehr Freunde als Feinde hatte, sie hatte es aber auch satt ihr Privatleben nach den Bedürfnissen gewisser männlicher Mitbewohner auszurichten. Sie war schon wegen Siwon aus dem SuJu Dorm ausgezogen, auch wenn sie es manchmal wirklich vermisste. Natürlich war das Guesthouse Myeongdong keine dauerhafte Lösung – Skye wusste noch nicht einmal, ob es für die nächsten drei Nächte eine Lösung war – doch sie musste erst einmal raus, um ihren Kopf frei zu bekommen.
Sie schloss die Tür zum Dorm auf und obwohl sie eben noch Stimmen gehört hatte, war nun alles still. Skye drückte die Tür auf und die Exo Mitglieder schauten neugierig zur Tür.
„Skye!“, kam es von mehreren und Chen drückte sie an sich.
„Ich dachte du wärst tot!“
„Ich dachte du bist auf dem Weg nach Fiji“, meinte Chanyeol und klopfte Skye auf die Schulter.
Jongin stand oben am Geländer und schaute runter zu ihr, drehte sich dann aber um und ging ins Bad. Skye schaute ihm nach und scheuchte dann ihre beiden Schützlinge auf.
„Skye … wo wohnst du?“, fragte Sehun als sie auf dem Weg zu SBS waren.
„Woanders“, erwiderte sie.
Sehun war zwar nicht zufrieden, blieb aber ruhig und Baekhyun brauchte ohnehin keine Worte, sein Gesichtsausdruck reichte völlig aus.
Skye mochte SBS, hier war es noch überschaubar. Sie folgte den anderen in die Umkleide und wollte dann zur Aufnahmeleitung um das Script durchzugehen, da kam ihr Jiyong entgegen.
„Skye!“
Er nahm sie in den Arm und begrüßte sie mit Küsschen.
„Du bist aber gut drauf! Ich dachte du bist in Japan?“
„Ich bin gestern zurückgekommen Ich habe gehört du bist von Zuhause abgehauen?“
Hatte sie wirklich gedacht irgendetwas würde in dieser Stadt geheim bleiben? Sie konnte nur lachend den Kopf schüttelnd.
„Temporär, ja.“
„Du weiß, egal was ist, du kannst immer zu mir kommen. Du weißt ich habe genug Wohnungen…“
Es war faszinierend, all die Zeit, während der Scheidung, hatte sie sich die Augen ausgekratzt und jetzt, wo die Scheidung durch war, verstanden sie sich wieder.
„Danke, aber ich glaube etwas Abstand tut mir ganz gut. Ich hatte tatsächlich an dich gedacht“, gab sie zu und er lächelte.
„Das ist schön …“
Da standen sie nun, geschieden und wohl als Freunde. Irgendwann räusperte er sich.
„Du sag mal, am Samstag ist dieses Mitarbeiter-Versteigerungs-Ding, wollen wir da zusammen hin?“
Die Amerikanerin erinnerte sich. Entertainment-Mitarbeiter wurden – für wohltätige Zwecke natürlich – meistbietend versteigert. Yay, Menschenhandel! Gedanklich ging sie den Exo Schedule durch, doch am Samstag hatten sie ziemlich frei. Sonntag war tatsächlich Ostersonntag. Die Zeit war am Rennen.
„Ja, können wir machen.“
„Cool, ich hole dich um 18 Uhr wo ab…?“
„Nice try, I’ll come to you“, erwiderte sie grinsend und ging weiter.
Die Aufnahme dauerte knapp drei Stunden und danach ging es direkt in die Akademie. Heute würde das Tanztraining losgehen und alle schienen gut gelaunt zu sein. Skye nahm sich ein paar Sitzkissen und suchte sich eine Ecke, um am Laptop zu arbeiten. Sie zog die Kapuze über, weil es ziemlich frisch in dem Studio war und setzte Kopfhörer auf, weil sie sich konzentrieren wollte. Bis sie hier den neuen Song durchtanzen würden, würden noch Tage vergehen. Bis dahin gab es nur Ausschnitte und wenn Skye sich nebenbei konzentrieren musste, würde sie das wahnsinnig machen.
Nachdem sie die Mails gecheckt hatte schaute sie den Jungs zu, was witzig war, weil die Bewegungen nicht zu der Musik auf ihren Kopfhörern passten.
In der Pause stieß Chen Suho mit den Ellenbogen an und nickte in Skyes Richtung.
„Wie goldig“, sagte der Bandleader und weckte damit die Aufmerksamkeit der anderen. Skye hatte sich auf dem Boden zusammengerollt und schlief in aller Seelenruhe.
„Vielleicht ist sie jetzt obdachlos“, stellte Kyungsoo in den Raum. Chen schubste ihn.
„Quatsch, sie wird in irgendeinem Hotel sein“, meinte Xiumin.
„Nein, Taehyung hat gestern in allen großen Hotels angerufen und wollte mit Laila Skye Jones verbunden werden und jedes Hotel hat gesagt sie hätten keinen Gast mit diesem Namen. Natürlich könnten sie lügen, aber ich glaube nicht, dass sie im Hotel ist oder wenn in einem, auf das wir nicht kommen“, erklärte Chen, doch dann mussten sie weiter machen.
Skye bekam davon nichts mit und wachte gegen 15:30 Uhr wieder auf. Alles tat ihr weh, weil ihre Schlafposition auch nur suboptimal gewesen ist und sie streckte sich müde.
„Tut mir leid, dass wir dich langweilen“, kam es von Baekhyun.
Die Assistentin war noch zu müde um etwas noch Dümmeres zu erwidern. Sie checkte die Uhrzeit. Training ging bis 16 Uhr.
„Ich bestelle Essen“, rief sie in die Runde, denn von 16 bis 17 Uhr hatten sie frei und dann ging es weiter ins Aufnahmestudio, um den Song fertig aufzunehmen.
„Fragst du uns nicht mehr, was wir wollen?“, fragte Sehun enttäuscht und blieb mitten im Tanz stehen, so dass Baekhyun in ihn reinlief.
„Nein, mir egal“, erwiderte Skye und ging aus dem Studio. Tatsächlich hatte Youngjun schon Essen bestellt und Skye musste nur anrufen um zu sagen, dass sie es jetzt fertig machen konnten.
Dafür musste sie allerdings ihr Handy anmachen und wurde sogleich mit einer Flut von verpassten Anrufen und Nachrichten überrollt. Sie drückte alles weg und rief in dem Restaurant an.
Während sie auf die Band wartete ging sie allerdings schon mal durch wer so alles angerufen hatte. Vor allem die anrufe außerhalb von Korea waren interessant, denn da ging es ums Geschäft, doch es schien alles gut zu sein. Sie hatten viele fähige Manager im Einsatz auf der ganzen Welt, was dazu führte, dass die drei Geschäftsführer sich recht oft zurücklehnen konnten. Skye war bei den wichtigen Meetings im Bildschirm mit dabei und sie bekam auch jeden Tag Emails mit Statistiken und anderen Angelegenheiten, doch das hielt sich alles in Grenzen.
Einer nach dem anderen kam aus der Dusche und ziemlich gleichzeitig kam das Essen.
„Okay…“, sagte sie und stand auf.
„Bleibst du nicht zum Essen?“ Suho schaute sie fragend an.
„Nein, ich habe Training. Ich komme später wieder“, und damit war sie weg.
Genervt schauten alle zu Jongin, der auf sein Essen starrte und versuchte die Welt auszublenden.
Als sie in der Kampfschule ankam war Nikolai noch im Training mit der Jungendmannschaft. Er war groß und muskulös und bewegte sich doch so elegant. Jeder Muskel wusste genau was er tat, keine Bewegung war zu viel oder zu wenig, sie waren auf dem Punkt.
Nach ein paar Minuten war das Training vorbei und grinsend kam er auf sie zu.
„Denke bloß nicht, dass ich jetzt netter zu dir sein werde“, stellte er klar.
„Wieso solltest du netter zu mir sein?“, fragte sie unschuldig. „Wie geht es eigentlich der Tür?“
„Gut, sie hat sich nach dir erkundigt.“
Skye grinste und ging dann nach hinten, um sich umzuziehen.
Es war kein Spaß gewesen, dass er kein Erbarmen haben würde. Im Gegenteil, Skye hatte sogar das Gefühl, als würde er sie härter rannehmen als bisher. Als sie zum zigsten Mal auf die Matte knallte, blieb sie einfach liegen.
„Bist du verletzt?“, fragte er und blieb neben ihr stehen.
„Hunger“, jammerte sie. Okay ja, sie hätte vorhin mit EXO essen können, aber kennt ihr das, wenn ihr Hunger habt, aber nicht wisst auf was und dann esst ihr einfach gar nicht? So ging es Skye heute. Frühstück war zu früh gewesen und dann war sie ja im Tanzstudio eingeschlafen und als Exo dann zu essen bekam, war nichts dabei, auf das sie Hunger hatte. Doch inzwischen war sie wirklich hungrig und dann wurde sie auch noch ständig hingeworfen.
„Wann hast du das letzte Mal gegessen?“
„Gestern Abend … Hotteok!“ Skye erinnerte sich an den Geschmack und fühlte sich wie ein Süchtiger. Nikolai schielte auf die Uhr an der Wand und ging dann vor Skye in die Hocke.
„Okay, ich schlage dir einen Deal vor. Wir machen Ausdauertraining bis zu Mias Restaurant und dann lade ich dich zum Essen ein.“
So einfach war Skye nicht mit Essen zu locken, sie ging logisch an die Sache. Wie weit war es von hier bis zum Dorfstadl? Sie hob den Finger, stand auf und ging zu ihrer Tasche, holte ihr Handy aus und ging auf Googlemaps. Nikolai beobachtete sie ungläubig und fing an zu lachen.
„Schaust du jetzt ob es sich eher lohnt das Trainingsende abzuwarten als dahin zu laufen?“
„Korrekt…“ 3,8 Kilometer … wie schnell joggte man? Zwischen 8-10 km/h? Sie würden in ungefähr einer 20 Minuten da sein, Training war noch 45 Minuten um ihre 1,5 Stunden voll zu bekommen. Sie überlegte nicht lange, schwang sich ihren Rucksack auf und joggte auf der Stelle.
„Na auf, der Letzte zahlt die Rechnung!“
Sie waren nach 21 Minuten am Restaurant – sie waren aber mehr gerannt als gejoggt. Und nur weil Skye nicht gerne joggte hieß das nicht, dass sie keine Ausdauert hatte. Natürlich waren beide fix und fertig, bis sie ankamen und stützten sich an der Wand ab.
„Nicht schlecht“, lobte der Russe.
„Nicht gut genug.“ Sie kam trotzdem nach ihm an.
„Wieso zahle ich nicht und du kümmerst dich um den Nachtisch?“ Er zwinkerte ihr zu. Am liebsten hätte sie ihm jetzt schon die Klamotten vom Leib gerissen.
Sie aß Züricher Geschnetzeltes mit Rösti. Am liebsten hätte sie sich reingelegt und von innen nach außen gegessen. Sie blieben noch eine Weile sitzen, weil Nikolai nicht mit vollem Magen zurück zur Kampfschule joggen wollte.
Skye erzählte vom Fotografieren und das Mia, Noah und Donghae eine Galerie eröffnen würden, wo auch Bilder von Skye ausgestellt werden würden.
„Fotografierst du lieber Menschen oder Landschaften?“, fragte er.
„Architektur und Landschaften, Menschen sind zu unberechenbar. Wenn ich bei Exo fotografiere geht es, weil sie auch Meister des Posierens sind, aber ansonsten versuche ich Menschen zu vermeiden – ich habe Bilder von der Chinesischen Mauer und den Pyramiden von Gizeh ohne Menschen!“, erzählte sie fröhlich und brachte ihn zum Lachen.
„Warst du schon in St. Petersburg?“
„Bisher bin ich nur in Moskau gewesen und von dort aus bin ich mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Beijing gefahren, aber viel vom Land sieht man da auch nicht wirklich“, erzählte sie. Nach 16 Tagen im Zug war es ihr dann auch genug gewesen und das obwohl sie zwei Abteile gebucht hatte – weil sich in der Nostalgie-Klasse zwei Abteile eine Dusche teilten und Skye wollte hier kein Risiko eingehen.
„St. Petersburg würde dir gefallen, es ist wunderschön … auch die Wälder und Küsten …“
Er sah glücklich aus, wenn er über seine Heimat sprach. Etwas, was Skye nicht von sich behaupten konnte.
„Meinst du, du gehst irgendwann zurück?“
„Vielleicht … jedes Jahr besuche ich meine Familie und jedes Mal fällt mir der Abschied schwerer. Meine Geschwister sind alle erwachsen geworden und haben teilweise eigene Kinder, ich habe manchmal das Gefühl so viel verpasst zu haben.“
Die Kellnerin unterbrach sie, als sie mit der Rechnung kam.
„Also … der Rückweg war … definitiv weiter!“, beschwerte sich Skye als sie wieder bei der Kampfschule ankamen. Ihr Blick ging die Stufen hoch, Mist, die hatte sie vergessen.
Nikolai joggte an ihr vorbei und zog sich im ersten Stock das T-Shirt aus.
„What?! Not fair!“, rief sie ihm nach und raufte sich auf. Er wartete im 1. Stock und küsste sie innig, bevor er ihr das Shirt auszog. Zwischen mit 2. Und 3. Stock hatten sie nur noch ihre Unterwäsche an und Nikolai trug Skye die letzten Stufen nach oben und direkt dort ins Bad und unter die Dusche. Das Wasser war zuerst eiskalt, doch das störte die beiden auch nicht sonderlich.
Etwas später lagen sie auf seinem Bett, Arm in Arm, doch Skye durfte Exo nicht vergessen. Sie schrieb Chen wie es aussah und er antwortete ihr, dass er, Suho und D.O noch immer nicht ihre Parts aufgenommen hatten. Es war fast 21 Uhr.
„Ich muss noch mal in die Akademie, es sieht nach einer langen Nacht aus…“
Nur widerwillig setzte sie sich auf und suchte in ihrem Rucksack, den sie irgendwann nach dem Duschen zwischen dem 1. und 2. Stock wieder eingesammelt hatte, nach frischer Unterwäsche und Klamotten.
„Kommst du wieder?“, fragte er.
„Wenn du magst…“ Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss.
„Ich weiß nicht genau, ich denke du musst mich noch etwas überzeugen…“, erwiderte er grinsend und zog sie zu sich runter.
Skye öffnete gerade die Tür zum Studio, als Mia ihr im Flur entgegenkam.
„Hi! Alles okay?“
„Du weißt es, oder?“ Skye wartete gar nicht auf ihre Antwort. „Ich musste mal raus, weg, mal weg von all den Idols und all den Kerlen.“
„Ist okay, ich verstehe das“, erwiderte Mia und dachte daran, wie sie damals Hals über Kopf ausgezogen war.
„Aber mir hättest du Bescheid geben können, ich würde dich nicht verraten“, setzte Mia noch mal nach.
„Danke“, sagte Skye und lächelte.
„Übrigens, ich wollte dir ein Heads Up geben, SME hat dich für diese Versteigerung angemeldet, als Sängerin.“
Skye wurde nicht immer aus der Deutschen schlau. Manchmal sagte sie ihr Dinge, wie jetzt gerade und manchmal nicht, wie damals, als sie einen Probetag als Exos Assistentin hatte, ohne es zu wissen.
„Jiyong hat mich gefragt, ob wir da zusammen hinwollen“, erzählte nun Skye und fragte sich, ob Jiyong wusste, dass SME sie angemeldet hatte und wollte sie dort hinlocken. Allerdings schien Mia davon noch nichts zu wissen, denn sie hob erstaunt die Augenbrauen.
„Und du …?“
„Ich habe zugesagt. Exo haben am Samstag nicht viel auf dem Terminplan und ich dachte mir es wird interessant … komme ich da irgendwie raus?“
Mia winkte nur ab.
„Ach, geh einfach hin. Du singst ein Lied, jemand ersteigert dich und du singst auf irgendeinem Geburtstag ein Ständchen, wird halb so wild werden – und es ist für einen guten Zweck.“
Wahrscheinlich hatte sie Recht und irgendwie wollte die Assistentin auch nicht die sein, die gekniffen hat.
Mia schaute Skye noch nach und in das Studio hinein. Kein Kai. Sie ging auf die Suche und fand ihn in an der Bar.
„Oh Kai-shi, gut das ich dich finde!“
Fragend drehte er sich um.
„Du sagt mal, könntest du am Samstag auf die Zwillinge aufpassen?“, fragte sie ihn.
„Am Samstag?“
„Ja, ich muss doch zu diesem Wohltätigkeitsding, dir macht das doch keinen Spaß und seit du mit den Zwillingen Softball spielen warst, bist du ihr Lieblingsmensch.“
Er grinste fröhliche.
„Ja klar, kein Problem.“
„Super!“ Mia drückte ihn und ging dann weiter.
„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, sagte sie auf Deutsch zu sich selbst.
Im Studio selbst gab es nicht viel zu tun. Chen war gerade im Studio, er sah erschöpft aus und holte trotzdem das Beste raus. Er hatte eine wundervolle Stimme. Baekhyun auch. Apropos Baekhyun. Skye hatte keine Ahnung wieso er hier noch rumhing. Das Chanyeol und Jongin hier noch rumhingen war klar, der Song war ihr Baby. Doch Baekhyun blieb wahrscheinlich nur um die anderen zu kritisieren.
„Hast du mal kurz?“, fragte sie ihn und sie gingen aus dem Studio.
Sie erzählte ihm von der Versteigerung am Samstag.
„Und was soll ich tun?“, wollte er wissen.
„Ich denke ich weiß welchen Song ich singen möchte, ich will ihn nur etwas verändern. Hilfst du mir? Bitte.“
Bae schaute in das Studio und dann zu Skye.
„Okay“, sagte er seufzend und sie verzogen sich in ein Studio am Ende des Gangs.
Skye wollte ‚The Edge of Glory‘ von Lady Gaga singen. Sie liebte das Lied, vor allem in der Live-Version, in der der Anfang nur Akustik war, begleitet von einem Klavier und dann nach dem ersten Refrain begann die Melodie. Sie wollte sich nur mit dem Song wirklich sicher sein.
Sie probierte etwas rum und war schon ziemlich zufrieden, doch aus Baekhyuns Gesicht konnte man nichts erkennen.
„Okay, spuck es aus…“
„Es klingt toll.“
„Aber?“
„Kannst du es auf Koreanisch?“, fragte er sie. Er lachte nicht, er meinte das ernst.
„Du bist in Korea, dein Koreanisch ist verdammt gut. Ich denke, wenn da ein amerikanisches Mädchen mit pinken Haaren auf der Bühne steht und dann auch noch koreanisch sing, dass du sie wegfegen wirst“, sagte er, als sie nichts sagte.
„Ich bin nicht pink.“
„Temporär, aber darum geht es nicht“, meinte er genervt.
Skye grübelte. Das Übersetzen war kein Problem, ihr ging es um den Flow. Sie wollte nicht die Gelassenheit des Songs verlieren und sie wollte ihrem Stil treu bleiben. Und so begannen sie zu basteln. Sie würfelten mit den Worten bis sie zufrieden war.
„Danke dir“, sagte sie, als sie am Ende der Session waren. „Aber Bae?“
„Hm?“
„Wäre es okay, wenn du niemand davon erzählst? Ich will nicht so viel Aufsehen erwecken.“
„Du willst nicht das Jongin kommt“, stellte er fest. Skye nickte zögernd.
„Du weißt schon, dass solche Geschichten euch in diese Situation gebracht haben. Hast du daraus gelernt?“
„Anscheinend nicht“, erwiderte sie schulterzuckend.