Nur weil Mia die Bambis nach Hause geschickt hatte, hieß das noch nicht dass ihr Abend zu Ende war. Sie ging in das Tanzstudio und machte die Single der Jungs rein, denn ihr schwirrte ein Tanz im Kopf rum, der raus musste. Mia war ohnehin eine Nachteule und wenn sie sich ungestört fühlte war sie auch produktiv. Ihr Handy war in der Tasche, sie konnte es nicht hören, doch um kurz vor 2 Uhr kam Donghae in das Studio. Mia stolperte fast als sie sich zu ihm umdrehte und sein eben noch ernster Gesichtsausdruck hellte sich auf.
„Hi my crazy sweet girl ….“
Mit einem Tippen auf die Anlage war die Musik aus. Mia war ziemlich verschwitzt und außer Puste. Ihr Finger war am Pochen, aber die letzte Meldung, die sie vom Arzt hatte war, dass er gut aussah, sie die Schiene aber noch eine Weile tragen sollte. Immer noch besser als ein Gips.
„Was machst du hier?“, fragte außer Atem und ließ sich neben ihn auf den Boden rutschen.
„You were not home so I was worried.“
„See, I’m wearing your talisman“, sie deutete auf ihren Nacken und sein Grinsen wurde breit.
„Very good, good girl.“
Mia haute ihn gegen ihn leicht auf den Arm, er sollte sie nicht wie ein Hundchen behandeln.
„But it‘s so late, we need to go home.“
„ I’m not tired, really.“
„Okay, then we can walk a little.“
Schon wieder spazieren gehen. Es machte ihr nichts aus, aber vorher ging sie duschen, so konnte sie ja nicht auf die Straße.
Und so gingen sie spazieren. Morgen hatten sie soweit frei, Ryeowook war Morgen Mittag im Tonstudio und Heechul hatte eine Radiosendung, doch der Rest hatte bis zur Musik Bank frei – mal abgesehen von allen privaten Dingen, die sie irgendwie dazwischen geschoben hatten. Siwon und Eunhyuk würden wohl irgendwann zur Bibelstunde gehen, doch wenn Donghae jetzt noch wach war, würde er wahrscheinlich nicht mitgehen.
Der Weg bis zu der Brücke, bei der sie auf die nördliche Seite der Stadt wechseln müssten, war schon ein gutes Stück entfernt. Donghae war auf alles vorbereitet und hatte Essen und Trinken eingepackt, Süßigkeiten und sogar Obst. Es war praktisch ein ‚Walk’nTalk‘. Eigentlich war es bescheuert, bis nach Hause waren es knapp vier Kilometer und es war mitten in der Nacht. Aber gut, sie waren jung, wieso nicht mal etwas verrückt sein?
Sie nahmen den Weg am Hangang entlang, um diese Uhrzeit war kaum noch ein Mensch auf der Straße unterwegs und für seouler Verhältnisse war auch der Verkehr ziemlich schwach.
„You know I like night“, meinte er und hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck.
„Me too.“
Sie war schon immer eher nachtaktiv gewesen, sie machte nachts lieber Sport, schrieb nachts lieber Texte und guckte nachts lieber Filme, der Tag war ihr oft zu hell.
Nicht ganz eine Stunde waren sie unterwegs bis sie die Brücke erreichten. Der Hangang war unheimlich breit und wenn sie nicht die Lichter am anderen Ende des Ufers gesehen hätten, hätten sie gedacht die Brücke sei ewig lang. Mia hatte letztes Jahr schon einmal die verrückte Idee gehabt über eine Brücke zu laufen, nach ungefähr 10 Minuten dachte sie so überhaupt nicht vorwärts gekommen zu sein, also war sie umgedreht und mit der U-Bahn gefahren.
Jetzt hatte sie auch das Gefühl nicht vorwärts zu kommen, aber immerhin hatte sie jetzt Hae dabei. Er hatte Musik angemacht auf seinem Blackberry und die beiden tanzten über die Brücke. Das sie dadurch nicht schneller wurden, war eigentlich klar, aber zumindest hatten sie Spaß dabei. Vor allem das Lied von Keri Hilson feat Far East Movement ‚Don’t look now‘ inspirierte sie sehr. ‚Started off with just a kiss …‘ – wieso wurde Mia überall an Donghae erinnert? Die beiden tanzten über die Brücke, alberten herum, drehten sich und machten Chroeos die sie kannten auf andere Lieder. Sie hatten unheimlich viel Spaß, bewegten sich zwar so gut wie nicht vom Fleck, hatten aber Bauchschmerzen vom Lachen.
Es dauerte eine Weile, aber irgendwann standen sie ungefähr in der Mitte der Brücke. Mia hielt an und lehnte sich gegen das Geländer. Hier draußen schien es fast wie im Weltall. Zu jeder Seite war es knapp ein Kilometer bis zum Ufer, unter ihnen waren nur die Tiefen des Hangangs. Man konnte sich schnell verloren fühlen, man sah zwar die Stadt, war aber irgendwie nicht in der Stadt. Donghae war ein paar Schritte weiter gegangen und drehte sich nun fragend um. Verträumt schaute Mia über den Hangang. Hae stellte sich hinter sie und lehnte sich gegen ihren Rücken, seine Hände links und rechts neben ihr gegen das Geländer gestemmt. Er sagte nichts, von sich aus lehnte Mia ihren Kopf an seinen.
„Sometimes I feel so small …“, murmelte sie.
„We are, but together we are big“, erwiderte der Sänger und seine Assistentin grinste. Ja, zusammen waren sie groß. So standen sie da, einige Minuten und Mia war froh was er ihren aufgeregten Herzschlag nicht hören konnte. Sie fühlte sich so sicher, wenn Donghae bei ihr war, die Welt könnte zusammen brechen und es wäre egal. In Momenten wie diesen konnte sie die Augen schließen und sich vorstellen, dass sie tatsächlich mit Donghae zusammen war, sie konnte das Gefühl erahnen, dass sie erfüllen würde, wenn es wirklich so wäre. Glück, pur und rein, wie ein Leben unter ständiger Beeinflussung des Felix Felicis.
„Come on …. Let’s go home“, sagte sie irgendwann, bevor sie noch etwas tat was sie bereuen würde.
Es war viertel vor 5 Uhr als sie Zuhause einliefen. Zugegeben, nachdem sie die Brücke hinter sich gebracht hatten, haben sie sich ein Taxi genommen. Schon im Auto war Mia fast eingeschlafen. Müde stolperten sie zu Hause ein. Alles war schon ruhig, selbst die Nachteulen Eunhyuk und Leeteuk lagen wohl schon im Bett und die beiden versuchten so wenig Lärm wie möglich zu machen.
„Will you sleep in my bed?“, flüsterte Donghae als sie vor Mias Zimmertür angekommen waren. Sie schaute ihn einen Moment mahnend an, sie durften dieses Spiel nicht zu weit treiben, ansonsten würde es einem von beiden wehtun. Da es aber ohnehin schon wehtat war es auch egal.
Vollkommen erschöpft schliefen die beiden ein.
Leeteuk wachte gegen 9 Uhr auf, es stand zwar nichts Wichtiges auf dem Plan, er würde sich mit Shindong zusammensetzen, wegen einer Sendung und später hatte er noch ein Meeting, aber man könnte fast sagen, dass sie heute frei hatten. Eunhyuk war bereits auf den Beinen und mit Siwon unterwegs. Nun fragte er sich was aus Donghae und Mia geschehen war. Die Assistentin war gestern noch spät bei SME gewesen und Donghae war irgendwann losgezogen um sie zu holen. Zumindest er hatte nicht mitbekommen, wann die beiden nach Hause gekommen waren. Mias Zimmer fand er leer und automatisch schaute er bei Donghae nach. Grinsend stand er in die Tür und betrachtete das Knäule aus zwei Menschen. Sie gingen so vertraut miteinander um, gut, sie zankten sich auch mal, aber das gehörte dazu. Leise schloss er wieder die Tür und ließ die beiden noch ein wenig schlafen. So gefiel das Teukie, hatte er nicht gesagt es würde sich alles von alleine regeln?
Schon um kurz nach 11 Uhr waren Mia und Donghae beide wach und sie gingen runter in die Küche. Sungmin saß mit Yesung, Leeteuk, Hangeng und Kyuhyun vor einigen Kästen mit Eiern.
„Guten Morgen, was tut ihr?“
Der Frühstückstisch war noch nicht abgedeckt und Mia schnappte sich zwei Toastbrote.
„We want to make eastereggs do we need to … blow them out?“, fragend schaute Sungmin sie an um zu wissen ob er es richtig gesagt hatte.
„I’m not sure if that’s the right description for it, but I know what you mean“, erwiderte sie. Deswegen hatten sie die ganzen Eier. Auf dem Tisch verteilt lagen Stifte und Farbe für die Eier. Mia saß Kyuhyun und Leeteuk gegenüber und das war eine ganz schlechte Sache. Den beiden zuzugucken war ein einziger Lachzwang. Zuerst pusteten sie die Wangen auf und versuchten das Ei-Innere nach Außen zu pusten, innerhalb weniger Minuten hatten sie so viele Eier zum Platzen gebracht, dass es an Lebensmittelverschwendung grenzte und dabei sauten sie sich selbst und alles im Umkreis von einem halben Meter ein. Sungmin stellte sich eigentlich gar nicht so schlecht an, musste aber immer lachen, wenn er zu den beiden schielte. Mia kugelte sich, unfähig noch irgendetwas zu sagen kullerten die Lachtränen über ihr Gesicht. Der einzige der einigermaßen ernst bleib war Yesung und erstaunlicherweise schaffte er es die meisten Eier auszublasen ohne sie zu beschädigen.
Yesung war auch der einzige der noch im Stande gewesen war an die Tür zu gehen, als es klingelte.
„Oh … Zoey …“, er lächelte die Frau vor der Tür schüchtern an.
„Hi, ich wollte zu Mia.“ Sein Lächeln erstarb.
„Sie ist in der Küche.“
Yesung drehte sich um ohne auf Zoey zu warten, auch er hatte Gefühle. Zoey streckte den Kopf in das große Zimmer aus dem so viele Geräusche kamen, jetzt verstand sie zumindest wieso alle am giggeln waren.
„Zoey, how are you?“
„Not in a pyjama“, erwiderte sie und betrachtete Mia mit hochgezogenen Augenbrauen.
„I came home around 5, so it’s ok, I’m chillin.“
„I can see that.“ Dafür bekam Zoey die Zunge rausgestreckte, was nicht wirklich falsch, dass Zoey sie ernster nahm.
In Mias Zimmer bekam Zoey auch erst mal einen Anfall und skeptisch betrachtete sie das Donghae Poster über ihrem Bett.
„When was the last time Jihoon was in your room?“
„Before this … happend“, antwortete Mia und schaute sich in ihrem ELFischen Zimmer um.
Sie quatschten ein bisschen während Mia sich halbwegs fertig machte.
„And you and Donghae? Have you made your choice?“
„Not yet but what about you and Yesung?“
Zoey war nämlich keinen Deut besser als Mia.
„Nothing to choose, me and Yesung won’t work.“
Wer sich nicht helfen lassen wollte … zumindest Mia war der Meinung dass die beiden ein lustiges Paar wären.
Unten in der Küche verbündeten sich Donghae und Mia unabgesprochen und versuchten permanent Yesung und Zoey in ein Gespräch zu verwickeln. Gute Kuppler waren sie nicht.
Die anderen hatten es mittlerweile auch aufgegeben die Eier auszupusten und hatten sich dafür entschlossen die Eier hart zu kochen und dann anzumalen. Verzweiflung, pure Verzweiflung. Kyuhyun war von dem ganzen Glibberzeug so angewidert gewesen, dass sein erster Weg direkt in die Dusche führte.
Gut im Malen waren sie alle nicht so die Helden, sie gaben sich Mühe, aber erfolgreich sah anders aus.
„That’s a nice … dog“, sagte Mia motivierend als Donghae ihr ein Ei zeigte.
„It’s a bunny“, korrigierte er sie und Mia verbrachte 30 Sekunden damit das Ei anzustarren und darin einen Hasen zu erkennen.
„Oh yeah it’s … cute…“ Obwohl sie grinste kaufte er es ihr einfach nicht ab und schnappte sich sein Ei zurück. Zoey und Mia wanderten irgendwann in das Wohnzimmer um etwas zu quatschen und dann musste ihre Freundin auch schon los.
„Give him a chance“, meinte Mia zum Schluss und verabschiedete sich von ihr.
In der Zwischenzeit hatten die anderen die Lust am Eiermalen verloren – sie hatten ja auch gut 80 Eier bemalt. Am Sonntag, nach der Messe, würde die Kirche einen Osterbrunch machen und dort sollten die Eier versteckt werden. So was war nett. Die Kirche war ja nicht nur schlecht.
Na gut … wie viele Frauen wurden während der Hexenverfolgung verbrannt? Knapp 60.000. Wie viele Menschen mussten sterben weil sie Kelte, Jesuit, Moslem oder sonst was waren? Wer hatte das schon gezählt? Dafür könnte man auch mal 80 bemalte Eier verstecken. Nein, ich sollte nicht so hart sein, immerhin wurden die Christen von den Moslems abgelöst, nur dass die Moslems bei Weitem noch nicht so viele Opfer gefordert haben. Zwei Bürogebäude im Vergleich zu 300 Jahre Hexenverfolgung und Kreuzzügen – wer ist wohl der größere Arsch? Ich bin in Asien, wieso sind das eigentlich keine Buddhisten?
Mia kannte die Antwort: Buddhistische Tempel waren total gruselig. In Shanghai war sie zum ersten Mal in einem buddhistischen Tempel gewesen, der war noch okay gewesen. Es waren einzelne Gebäude, deren Seitenwände meistens offen standen, mit großen Statuen von Buddha, aber als sie durch den Potala gegangen war, der ja 999 Zimmer hatte. Der Potala bestand aus zwei Palästen. Der ‚weiße Palast‘, der untere Teil, war der Politische Palast. Dort hatte der Daila Lama Staatsempfänge abgehalten. Oben drauf ward er ‚rote Palast‘, der religiöse Palast, in dem der Daila Lama gelebt, gelernt, gelehrt und gebetet hatte. Der weiße Palast war nicht zugänglich, die chinesische Regierung hatte nur den roten Palast geöffnet. Man musste den Palast raufkrackseln, was ziemlich anstrengend war. Wenn man an dem Platz ankam, auf dem früher Theaterstücke für den Daila Lama aufgeführt wurden, konnte man den Balkon seiner alten Gemächer sehen. Sobald man den eigentlichen Palast betrat wurde die Eintrittskarte abgestempelt und man hatte exakt eine Stunde Zeit sich durch den riesigen Palast zu mogeln, bis man wieder raus musste. Mia empfand die einzelnen Gebetsräume als dunkel, viele hatten keine Fenster und waren rund um mit Buddhas aus Holz versehen. Weil Buddha viele Gesichter hatte, wurden auch all diese dargestellt, Buddha konnte also auch ziemlich fiese Fratzen schneiden. Wenn sie daran dachte, dass es früher keinen Strom gab und der ganze Palast mit Kerzen beleuchtet wurde, was das Ganze noch schummeriger machte, könnte sie verstehen, wenn der Daila Lama nachts schreiend wegen Albträumen aufwachen würden. So nett die Buddhisten waren, im Potala wäre sie nicht gerne aufgewachsen. Natürlich machten auch Buddhisten die ein oder anderen bescheuerten Sachen – welche Religion machte das nicht? – nur verletzten sie dabei zumindest niemanden.
Mia stand völlig in Gedanken versunken gegen die Wand gelehnt und erschreckte sich zu Tode als sie bemerkte wie Kyuhyun sie anstarrte – wohl schon eine Weile, wenn man seinen gelangweilten Blick sah.
„Was?!“, fragte sie erschrocken.
„A penny for your thoughts ….“
„Naw, not for a penny“, erwiderte sie und ließ ihn stehen. Es war Zeit für sie zum Cheerleadertraining zu kommen, das Doofe war nur, dass ihr Auto bei SM stand – eben da, wo sie es gestern Abend hatte stehen lassen. Mit der Bahn würde sie niemals pünktlich kommen, also rief sie Boa an, ob sie bei ihr mitfahren könnte.
Das Training ging gut voran. Der Dreh für die Samsung-Werbung war für den 12. Mai angesetzt. Mia war zuversichtlich dass sie bis dahin schon einiges zeigen konnten. Die Elevator klappten ganz gut, nun sollte es weitergehen zur ‚Extention‘. Während beim Elevator der Flyer mit seinen Füßen auf Brustkörbhöhe der Bases stand, wurden bei der Extention noch einmal gedippt und der Flyer wurde über den Kopf gehoben. Da Mia und Boa ungefähr gleichgroß waren, war zumindest das kein Problem, meistens war es die Unsicherheit des Flyers, die solche Sachen zum Einsturz brachte. Die Trainerin sorgte sich etwas um ihr frisch gepiercted Ohr, was ziemlich weh tat, aber auch um ihren Finger, doch es half nichts, da mussten sie durch.
Wie erwartet stürzte Sulli unzählige Mal, manchmal stand sie ein paar Sekunden, manchmal fiel sie sofort. Es frustete, wenn man etwas hinbekommen wollte und irgendwann, nachunzähligen Versuchen, stand sie in der Extention. Bevor sie den Abgang von da oben üben würden, wollte Mia dass sie sicherer wird, also ließen sie Sulli wieder in den Elevator runter und machten den Abgang von dort.
Danach übte jede Stuntgroup den neuen Stunt, manche stellten sich besser an als andere und bei manchen machte es gerade keinen Sinn. So Sachen konnte man nicht erzwingen und manche würden etwas länger dauern.
Nach zweieinhalb Stunden waren alle ziemlich fertig. SuJu waren schon bei der Musik Bank, als sie bei SM ankam, liefen ihr Minho und Key in die Arme.
„Na ihr zwei, wie geht es euch?“
„Gut Noona, zeig mal dein Ohr, ich hab schon so viel darüber gehört, hab es aber erst bei Donghae gesehen … wow, das ist cool … du hast voll die schönen Ohren …“
Während Key auf die Deutsche einredete nahm er das Ohr unter die Lupe. Key hatte ja auch Piercings im Ohr, doch Mia nannte seine Ohren gerne ‚Fledermausöhrchen‘.
Sie schnackte noch ein bisschen mit den beiden, die Welpen waren ohnehin schon bei der Musik Bank und die Bambis waren irgendwo im Tanztraining. Mia hatte sich zur Aufgabe gemacht den Tanz fertig zu mache von dem M81 Song ‚Shooting Star‘ – Sternschnuppe. Es war Zufall dass dieser Song hier noch irgendwo rumgelegen hatte. Man hatte einen neuen Beat gemacht et voilá – schon war die Debüt-Single für M81.
Gegen 21 Uhr hatte sie den Tanz schon fast fertig. Es fehlten nur noch ein paar Stellen, zu der ihr irgendwie nichts Sinnvolles einfiel und Mia dachte daran Eunhyuk zu fragen, ob er ihr helfen könnte. Sie schaute auf die Uhr und ging duschen, sie wollte mal wieder mit zu Sukira und soweit sie wusste wollte Donghae ab 23 Uhr auch vorbei schauen. Diese ganze Situation verwirrte sie ungemein, doch sie fühlte sich in Donghaes Gegenwart nicht unwohl.
Sie wollte noch mal nach den Bambis schauen, doch die waren schon wieder im Fitnessstudio. Mia fragte sich ob das alles gut war, andererseits hatten sie es sich so ausgesucht. Der Weg zum Erfolg war hart, ob es ihr Weg gewesen wäre? Wenn sie jünger gewesen wäre, wenn ihr jemand das Singen beigebracht hätte, hätte sie das gewollt? So genau wusste sie das nicht.
Somit fuhr sie direkt zu KBS. Die erste Stunde waren Beast da, was sehr lustig war. In dem Vorzimmer begrüßte Mia die Kerlchen und plauderte ein wenig mit ihnen. Vor dem Fenster waren ziemlich viele Mädels heute, Beast waren sehr beliebt in Korea und die Assistentin wagte es zu behaupten dass da draußen mehr Beast-Fans als SuJu-Fans standen. Es wurde viel gelacht und gejokt. Mia saß in dem Vorzimmer und hörte nur mit halbem Ohr zu. Einige Emails von Cinna warteten auf sie. Es sah so aus, als würde der kommende Morgen anstrengend werden. Ehe sie sich versah war die Stunde vorbei und die sympathischen Jungs verabschiedeten sich.
Donghae kam ungefähr um 23:15 Uhr in das Studio gestürmt, er schnappte Mia bei der Hand und zog sie mit in das Studio rein. Sie wollte keinen Aufstand machen, aber so ganz passte ihr das nicht. Auf die Schnelle wurde sie also zur zweiten Co-Moderatorin und die Jungs zogen ihr Englisch-Programm weiter durch.
„You know this week is Super Junior English week“, meinte Eunhyuk.
„Yes, because Mia not Korean we want to be nice and peak English for she“, ergänzte Leeteuk.
Donghae schaute unsicher, irgendwas hat da doch nicht gestimmt.
„So for rest of show we will only talk english“, beendete Eunhyuk, der einen ähnlichen Blick wie Donghae aufwies.
„Speaking other languages is important to get to know people and to communicate. We should all study hard to learn as much languages as possible“, zugegeben, Mia war begeistert von Donghaes Englischkenntnissen. Meistens traute er sich nicht, aber seine Aussprache war gut und wenn er etwas sagte, dann schien er sich vorher wirklich Gedanken darum gemacht zu haben.
Sie nahmen ein paar Anrufer an, mit denen natürlich nur Englisch gesprochen wurde. Meistens wusste die eine Partei nicht, was die andere von ihr wollte.
„Hello Mia, I‘m from italy and we just moved to Seoul. I‘m studying korean but I hope for a good english radio show, will you make your own program?“
Es war selten dass man sie so direkt ansprach, dass sie erst gar nicht wusste, was sie sagen sollte.
„Buonasera, come fa? Io parlo poco italiano. Io lavorato in una pizzeria, quando ero giovane.“
Darauf folgte erst mal eine über-fröhliche, italienische Begrüßung, von der Mia nur knapp die Hälfte verstand, doch die drei Kerle waren beeindruckt. Sie hatte mit 16 Jahren in einer Pizzeria gekellnert – als einzige Deutsche. Die eine Hälfte war Italienisch, die andere Polnisch, Mia hatte sich also Zwangsumstellen müssen, denn es war anstrengend Sonderwünsche zu Malen. Also lernte sie Italienisch.
„To get back to your question … no radio program planed so far, but maybe someday – you never know what‘s going to happen, right?“
„Right“, pflichtete der Super Junior – Chor bei und schon war der nächste Anrufer in der Leitung.
Irgendwie empfand Mia den Rest der Stunde als anstrengend, denn sie schien Koreaner, die versuchten Englisch zu sprechen anstrengender als Koreaner die einfach Koreanisch sprachen.
„Can I drive with you?“, fragte sie Donghae auf dem Weg in die Tiefgarage. Leeteuk und Eunhyuk waren kurz vorne bei den Fans gewesen, sie schienen sich tatsächlich Mias Bitte zu Herzen genommen zu haben.
„I wanted to visit the bambis real quick.“
Er hatte diese Bezeichnung für M81 noch nicht gehört und lachte fröhlich.
„No problem, I‘d like to join you.“
Die beiden verabschiedeten sich vorerst von Teukie und Eunhyuk und fuhren in Richtung – Bambi-Dorm.
Alle Mitglieder waren zwar mittlerweile zu Hause, was aber noch lange nicht bedeutete dass sie so etwas wie Freizeit hatten. Dongmin und Shincho übten einen Tanz, Tyler hatte Kopfhörer auf und trällerte ein Lied vor sich hin, die Zwillinge übten wohl gerade Interviews – zumindest würde es erklären wieso Jaeyoung einen Brille auf und sich die Haare nach links gegelt hatte. Dabei hatte er ein leeres Blatt Papier in der Hand und eine Bürste die als Mikrofon diente.
Als Donghae und Mia die Wohnung betraten, ließen sie alles stehen und liegen und begrüßten die beiden.
„Wir haben Essen dabei!“ Auf Mias Ansage hin hob Donghae die Hände, an denen unzählige Tüten baumelten. Sie hatte sich gedacht dass sie noch am Trainieren waren und wollte ihnen etwas Gutes tun. Sofort wurde die Küche besetzt und jeder mit Stäbchen ausgestattet.
„Ich habe heute Cho Haedong getroffen und mit ihm gesprochen“, begann Mia. Während des Essens war immer eine gute Zeit um über Dinge zu reden, denn wenn alle den Mund voll hatten, gab es keine Diskussionen.
„Bald geht es los und wir müssen ein paar Hausregeln aufstellen.“
„Um 22 Uhr zu Hause sein“, sagte Dongmin gelangweilt.
„Keine Mädchen treffen“, fügte Jaesun hinzu.
„Immer das Interesse der Band und der Firma im Sinn haben.“
„Sich vorbildlich verhalten, egal in welchen Situationen.“
„Immer nett zur Konkurrenz sein.“
„Bloß nicht krank werden.“
„Nicht so kindisch wie Super Junior oder SHINee werden … entschuldige Donghae hyung…“, meinte Shincho verlegen.
„Gesund ernähren.“
„Urlaub auf ein Minimum.“
„Vertraut niemanden.“
„Keine oder nur wenige Informationen über unsere Familien Preis geben.“
Dann folgte eine Zeit lang nichts.
„War’s das?“, fragte Tyler unsicher in die Runde.
Verdattert schaute Mia zu Donghae.
„Das sind die Standart-Regeln, die bekommen wir alle eingeflößt … außer die SuJu und SHINee-Regel, die ist mir neu“, sagte der Sänger.
„Okaaaaay.“
Irgendwie hatten sie Mia aus dem Konzept gebracht.
„Hört mal, ich will nicht dass ihr euer Privatleben aufgebt. Habt Freunde, trefft euch mit Mädchen nur bitte, bitte passt auf, okay?“
Sie wollte nicht dass sie wie Tiere im Zoo waren, sie mussten Erfahrungen sammeln, Liebe kennen lernen, auch mal auf die Nase fallen und feststellen, dass es gar nicht so schwer war sich von alleine wieder aufzurappeln. Sie waren ja noch halbe Kinder.