Sie drehten so viel wie möglich fertig und so war es ungefähr 3 Uhr, bis sie endlich Zuhause waren. Es war ein langer Tag. Alle wollten nur noch heiß duschen und bequeme Klamotten anziehen.
„Habt ihr gut gemacht“, sagte Skye und drückte die Jungs im Vorbeigehen. Alle bis auf Jongin.
„Geht duschen und dann schlafen“, warnte sie, doch eigentlich müssten sie so erledigt sein, dass selbst wenn sie etwas anstellen wollten, gar keine Energiereserven mehr vorhanden waren.
„Willst du nicht noch mitkommen?“, fragte sie Chen.
„Geht nicht, habe einen nackten Mann in meinem Bett liegen“, erwiderte sie und wand sich ab. Natürlich hatte es Jongin gehört, das war auch die Absicht dahinter.
„Nicht hilfreich!“, rief ihr Suho nach.
„I knoooooow!“
Eigentlich war sie selbst einfach nur geschafft und freute sich auf ihr Bett. Die Kälte war ihr in die Knochen gezogen, so wie den anderen auch und wahrscheinlich würde sie schlafen wie ein Baby.
Sie kam vor ihrer Tür zum Stehen und sah durch den Spion, dass drinnen Licht brennen musste.
„Tae?“, rief sie, als sie die Tür öffnete. Sie musste eindeutig schon wieder den Code ändern.
„Fast“, kam es aus dem Bad und da stand Nikolai in der Tür mit nichts mehr bekleidet als ein Handtuch.
„Kolya…“ Sie hatten nur kurz geschrieben und Skye hatte ihm gesagt, dass sie beim Videodreh war und nicht wusste, wie lange es dauern würde. Jedenfalls hatte sie ihn nicht hier erwartet.
„Ich dachte mir, dass wir noch etwas Zeit zusammen verbringen könnten, bevor du weg bist“, erklärte er und kam auf sie zu. Seine Arme umschlossen sie und ihre Lippen fanden sich, doch etwas hatte sich verändert, etwas in Skye, es fühlte sich nicht richtig an. Zuerst ignorierte sie das Gefühl und ließ sich treiben. Sie gingen zusammen duschen und ihre nackten Körper schmiegten sich aneinander. Nikolai drückte sie gegen die steinerne Wand und küsste sie innig, sie waren im Rausch, doch dieses Gefühl in ihr hörte sich inzwischen an wie ein Feueralarm. Als er ihre Hüfte anhob und sie wusste, was als nächstes passieren würde, drückte sie ihn sanft weg.
„Ich kann … ich kann das heute nicht“, sagte sie zu ihm und hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Wie konnte sie ihm das antun? Er war perfekt! Doch etwas sagte ihr, dass es nicht richtig war.
„Du hattest einen anstrengenden Tag, sorry, du kannst dich auch einfach zurücklehnen und ich mache den Rest“, bot er an und küsste sie wieder. Sie war so ein Trottel. Wieder drückte sie ihn weg.
„Ich denke ich muss … allein sein …“
Jetzt machte es bei ihm ‚Klick‘ und etwas veränderte sich in seinem Blick. Skye konnte ihn verstehen. Wenn sie ein Mann wäre, nackt, mit einer Frau, ebenfalls nackt, und man wäre voll einsatzbereit und bekommt dann die rote Karte gezeigt … nicht schön. Und dann ging er. Skye traute sich auch nicht aus der Dusche raus, bis sie die Tür hörte.
Was war denn los mit ihr?! Erst konnte sie nicht mit ihm, weil … keine Ahnung … sie zu viel Respekt vor ihm hatte oder ihn nicht als One Night Stand – oder eher Many Night Stand – sah und nun konnte sie nicht, weil eine Stimme in ihrem Kopf ihr sagte es wäre nicht richtig. Aber wieso denn nicht?!
Und dann machte es bei ihr ‚Klick‘. Skye stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und schlüpfte in einen Jogginganzug, bevor sie sich auf den Weg zum BTS Dorm machte.
BTS gehörten auch zu den Leuten, die nie ihr Passwort änderten, beziehungsweise war Skye ja auch im System gespeichert, doch sie war sich sicher, dass man auch das ändern könnte. Es war ruhig im Dorm, keiner war mehr wach und zielsicher ging sie oben auf Taehyungs Zimmer zu. Ungeachtet der Tatsache, dass er am Schlafen war, machte sie das Licht an.
„Du!“
Murrend zog er sich das Kissen über den Kopf.
„Ich was?“ Neugierig war er schon.
„Du bist der Grund wieso ich kein Sex habe!“
Und schon war er wach. Er schaute sie an und schien darüber nachzudenken.
„Also … wenn du mir eine Minute oder so gibst …“
Skye schaute sich um und schmiss ein Kuscheltier nach ihm.
„Irgendwas hast du mit meinem Gewissen gemacht! Oder mit meinem Unterbewusstsein! Irgendeinen Gedanken hast du da gepflanzt!“
„Meinst du das mit der Traumfrau und der Hochzeit und den Flitterwochen auf Island?“
„Island? Ich liebe Island!“
„Ja und du hast eine Insel, auf der wir immer Flitterwochen haben werden, also dachte ich wir machen etwas anderes. Schauen uns Wasserfälle und Nordlichter an und schwimmen in heißen Quellen.“
Dafür, dass sie nicht zusammen waren, hatte er schon viel Zeit in die Planung investiert.
„Siehst du! Genau das meine ich! Du machst total mein Game kaputt!“, beschwerte sie sich.
Taehyung hob die Decke an.
„Komm jetzt her und mach das Licht aus.“ Er hatte die Augen schon wieder zu. Nikolai war ohnehin weg, da könnte sie auch hierbleiben. Sie machte das Licht aus und legte sich zu ihm.
Draußen vor der Tür lauschten Jimin und Namjoon den beiden und als das Licht ausging, suchte Namjoon nach ‚Can you feel the love tonight‘ vom König der Löwen und drehte es auf.
„Hyung!“, kam es von Taehyung durch die Tür und die beiden Bandkollegen liefen schnell weg.
Kaum war Skye eingeschlafen fiel sie in einen tiefen Traum. Nicht nur EXO waren eigentlich Aliens, die auf der Erde ausgesetzt worden waren, sondern BTS auch, nur dass sie nicht zu den königlichen Familien der 12 EXO Planeten gehörten, stattdessen gehörten sie zu den Atarnern, die den königlichen Sprösslingen auf die Erde gefolgt waren. EXO wussten davon nichts und hatten sich mit den Musikern angefreundet.
Skye verliebte sich in Taehyung, doch es war alles nur ein Trick gewesen und nach ein paar Wochen schlug er sie bewusstlos und brachte sie auf ein Raumschiff. Als Skye aufwachte, war sie in einem Glaskasten, wenn es denn Glas war. Vor der Scheibe stand Taehyung. Seine sonst so fröhlichen Gesichtszüge waren hart und kalt. Noch immer verstand sie nicht mit wem sie es zu tun hatte, doch ahnte sie es.
„Was wollt ihr?!“, schrie sie durch die Scheibe, doch Taehyung schien sie nicht zu hören. Skye fühlte sich so schwach und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie rutschte zu Boden. Taehyung ging auf sie zu und ging vorher in die Hocke.
„Du bist ein hübsches Lockmittel…“, sagte er tonlos und spielte mit ihren Haaren. „Ohne dich hätten wir ihn nie so schnell hier her bekommen…“
Wen meinte er? Skye sah wie er kurz an ihr vorbei schaute und sie folgte seinem Blick. Jongin lag in einer anderen Zelle, an den Händen gefesselt.
„Nein … Taehyung, ich tue alles, so muss es nicht enden“, bat sie ihn.
„Es ist nicht dein Krieg. Wir haben kein Interesse an der Erde. Ihr Menschen seid keine besonders intelligente Rasse. Wir können warten. In ein paar Hundert Jahren haben sich die Menschen selbst zerstört, dann kommen wir wieder für den Planeten. Wir wollen nur sie, die letzten ihrer Art.“
Wieder schaute sie zu Jongin. Sein ganzer Körper war angespannt, doch sein Mund war geschlossen, zu stolz war er, um zu schreien.
„Was passiert mit mir?“ Wenn ihre Aufgabe getan war, was würde aus ihr werden? Würde man sie ins Weltall werfen?
„Du weißt zu viel, du verstehst, dass du nie wieder zurückkehren kannst.“
„Wer würde mir glauben?“, erwiderte sie. Selbst wenn man ihr glauben würde, was würden sie ausrichten können? Sie würde auf der Erde festsitzen, wie jeder Mensch, sie würde EXO nie wiedersehen. Taehyung schaute sie an und legte den Kopf zur Seite. Sonst war es süß, wenn er es tat, doch jetzt wirkte er wie eine Maschine.
„Du könntest bei mir bleiben. Ich würde dich beschützen. Ich würde Welten erobern und du wärst an meiner Seite.“
Gerne hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt und gesagt, dass sie niemals mit jemand wie ihm zusammen sein könnte, doch dann würde sie ihr Leben verlieren und Jongin könnte sie dann auch nicht mehr helfen.
„Würden die anderen es erlauben?“, fragte sie stattdessen.
„Ich werde das schon regeln. Doch du musst mir beweisen, dass du es ernst meinst.“
Skye war starr vor Angst, was würde er von ihr verlangen? Sollte sie Jongin töten? Das wäre ein klassischer Loyalitätsbeweis. Könnte sie ihn töten, um sich zu retten? Sie bezweifelte es. Am Ende wären sie beide tot. Wie hatte sie so dumm sein können? Jongin hatte sie gewarnt, hatte ihr gesagt, dass sie schon zu tief in der Sache steckte und niemand vertrauen sollte.
„Ich tue alles, ich will bei dir bleiben“, log sie, auch wenn es nur eine halbe Lüge war, denn dies war nicht ihr Taehyung. Ihr Taehyung war liebevoll und witzig, bei ihm würde sie bleiben wollen.
„Schlaf mit mir“, sagte er und Skye stutzte.
„Natürlich“, schließlich waren sie seit ein paar Monaten zusammen und schliefen ständig zusammen.
„Hier, vor ihm“, sagte er weiter und Skye schaute zu Jongin.
„Ich will das letzte bist, was er sieht und das er weiß, dass du ihn betrogen hast.“
Skye kämpfte mit den Tränen. Taehyung hatte Recht. Sie hatte Jongin betrogen, sie hatte ihn verlassen für eine Lüge, auf die sie reingefallen war.
In diesem Moment wurde das Raumschiff durchgeschüttelt. Skye hatte nichts gehört, durch ihr Gefängnis, doch sie hatte es gespürt und dann sah sie Laserstrahlen. Taehyung stand auf und fluchte, bevor er wieder durch die Scheibe ging. Sie sah Suho und Chanyeol, bewaffnet und sie bahnten sich ihren Weg zu Jongin. Alles ging so schnell und es irritierte Skye nichts zu hören. Schließlich konnten sie bis zu Jongin vordringen und befreien. Chen blieb neben Skye stehen, auf der anderen Seite der Scheibe. Er schaute nach einem Öffner, den er nicht zu finden schien. Skye liefen Tränen über das Gesicht. Chen drehte sich weg, wahrscheinlich hatte jemand nach ihm gerufen. Er rief etwas zurück, auch wenn für die Frau alles stumm blieb.
„Hilf mir!“, rief sie und hoffe, dass er ihre Lippen lesen könnte. Als er sich von ihr wegriss meinte sie ‚Es tut mir leid‘ auf seinen gelesen zu haben.
Skye wachte auf und wusste im ersten Moment nicht so richtig wo oben und unten war. Dann erinnerte sie sich an gestern Nacht und dass sie in Taehyungs Bett lag. Nur ohne Taehyung. Sie schaute sich um und fand ihn oben ohne, in einer Jogginghose vor dem Schrank stehen.
„Guten Morgen“, sagte sie müde.
„Oh, du bist wach!“
„Willst du mir sagen, dass du dich hier umgezogen hast?“, fragte sie grinsend.
„Du hast geschlafen!“
„Und wenn ich vorher wach geworden wäre?“
„Dann … würdest du zumindest nicht die Katze im Sack kaufen … so oder so, wenn wir heiraten sehen wir uns ständig nackt … hoffentlich auch schon davor … du kannst gerne mitmachen.“
Sie schmiss ein Kissen nach ihm. Nein, mit dem Taehyung aus ihrem Traum hatte er nichts zu tun, andererseits war es in ihrem Traum genauso gewesen. Erst Prince Charming und dann Terminator.
Er hatte tatsächlich auch schon eine Gästezahnbürste für sie, in Rosa. Als sie gemeinsam runter in den Wohnraum kamen, waren Namjoon, Jin, Jungkook und Yoongi schon wach.
„Na guten Morgen“, kam es von Namjoon. „Konntet ihr Skyes Problem lösen?“
„Ja, ja, alles gut“, sagte Taehyung zu schnell und begriff dann erst, was der Bandleader meinte. Sein Kopf wurde rot und Skye lachte einfach nur.
„Ehm … nein, also nicht das … wir haben nur … es war total harmlos…“ Es war zu spät, der Tag war gelaufen.
Skye machte sich einen Kaffee und setzte sich neben Taehyung und Jungkook. Es war noch früh und Youngjun würde ihr eine Email geschickt, wenn die Vans auf dem Weg waren. Anscheinend wollten sie noch abwarten, wie sich das Wetter entwickelte, aber wenn die Amerikanerin nach draußen schaute, sah sie da nicht viel Hoffnung.
„Vielleicht wäre dies der geeignete Moment, um uns über Übernachtungsbesuch zu unterhalten“, schlug Namjoon vor.
„Dann müssen wir Jimin wecken, er hat am meisten Übernachtungsbesuch“, beschwerte sich Yoongi.
„Vielleicht sollten wir Zeichen ausmachen, damit wir nicht aus Versehen in ein Zimmer platzen“, erklärte Namjoon weiter und ignorierte Yoongi konstruktiv.
„Wie eine Socke?“, fragte Jungkook.
„Zum Beispiel.“
„Ich bin dafür, dass nur Sex in den jeweiligen Schlafzimmern stattfindet. Ich habe keine Lust jemand hier auf der Küche zu finden … wir essen hier“, kam es von Jin.
„Oh …“, machte Yoongi und Jin bekam große Augen.
„Bitte?“
„Nur Spaß“, erwiderte der Rapper, doch Skye sah an seinem Gesicht, dass es kein Spaß war und fing an zu lachen.
„Midnightsnack, huh?“, sagte sie grinsend und wurde von Jins finsterem Blick gestraft.
„Ich meine, es gibt ja auch die Love Apartments. Ich glaube nicht das ich hier könnte, wenn ihr alle hier seid“, kam es von Jungkook, der sich mit dem Gedanken nicht recht anfreunden konnte.
„Super, dass du eine eigene Wohnung hast“, freute sich Taehyung, als er zu Skye schaute.
„Ich bin dafür, dass der Übernachtungsgast am Morgen Frühstück machen muss“, schlug Jin vor.
„Kein Problem, solange es hier mehr gibt als Eier“, meinte Skye und ging an den Kühlschrank.
Eier, Eier, Eier, eine halbe Zitrone, ein paar Karotten, Kimchi, Bananenmilch, Milch, Zwiebeln.
„I need my fridge …“
Nach einer halben Stunde duftete es so gut in der BTS Küche, dass der Rest auch noch wach geworden ist. Pancakes, Ahornsirup, Käsewürfel, Frenchtoast und Bacon standen bereit.
„Okay, diese Küche ist Las Vegas. Was in der Küche passiert, bleibt in der Küche“, sagte Namjoon, aus Angst was ihr Manager mit ihnen machen würde, wenn er von diesem Frühstück erfuhr.
„You know what they say? What happens in Vegas stays in Vegas but what happens in Miami never happend“, erklärte Skye und holte Teller aus dem Schrank.
Bis Skye im EXO Dorm war, waren schon alle wach und alle warteten. Es gab nichts anderes zu tun, als auf den Anruf von Youngjun zu warten. Skye lag in einem Hängesessel und ging noch mal alles für Bangkok und Korsika durch. SM hatte eine Agentur in Thailand, die sich um alles kümmern würden, was wahrscheinlich bedeutete, dass es ziemlich langweilig werden würde. Sie hatten den Montag komplett frei, bis auf ein Radiointerview am Morgen. Der Flug nach Paris war um Mitternacht und Skye suchte nach etwas, was sie unternehmen könnten. Am besten ohne das Seunghwan davon etwas mitbekam.
Jongin kletterte zu ihr in den Kokon.
„Bist du jetzt mit Taehyung zusammen?“, fragte er geradeaus.
„Nein.“
„Also geht ihr aus?“
„Nein.“ Laut Vertrag durfte er es fragen und sie musste antworten und sie würde mit ihm jetzt keine Grundsatzdiskussion anfangen.
„Was ist es dann?“
Skye legte den Laptop zur Seite.
„Wir … keine Ahnung, lernen uns kennen. Aber tatsächlich ist er der Meinung, dass das mit uns beiden noch nicht vorbei ist und solange das so ist, wird nichts zwischen uns sein.“
Erstaunt hob er die Augenbrauen. Jongin glaubte nie so mit seinen Gefühlen umgehen zu können, zu warten bis es der richtige Moment war und einem anderen sogar den Vortritt zu lassen. Andererseits war es ziemlich schlau, denn das bedeutete, dass sie sich von alleine für Taehyung entscheiden würde, ohne dass er sich zwischen Jongin und Skye gedrängt hatte und ohne, dass Skye sich irgendwann fragen würde, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er wollte gar nicht das Skye sich entschied, er wartete ab, bis Jongin es sich endgültig bei ihr versaut hatte. Jongin wusste nur nicht, ob das alles ein ausgeklügelter Plan war oder Zufall. Bei Taehyung wusste man das nie so genau.
„Und das mit dir und Nikolai?“
„Das war nur Spaß und selbst das jetzt auch nicht mehr.“ Noch immer konnte Skye nicht glauben was sie gestern Nacht getan hatte.
„Und Fynn?“
„Seit Tagen nicht mehr gesehen … mit wem hast du letztens so geschlafen?“, fragte sie zurück, nachdem er sie hier so verhörte.
„Du weißt die Regel läuft nicht so“, erwiderte er.
„Ach, aber wenn du nichts zu verbergen hättest, könntest du die Frage mit guten Gewissen beantworten.“ Skye kletterte aus dem Kokon.
„Ich will dir nicht meine Liebschaften unter die Nase reiben, um dich zu verletzten.“
„Oh that’s what you think this is about? You think I’m sleeping with other men to hurt you? Sweetheart, if I’d wanted to hurt you I’d slept with Baekhyun!“
Bae hatte auf der Couch gelegen mit seinem Handy und nur mit einem Ohr zugehört.
„Wow, wie bin ich in diesen Streit involviert worden?“, fragte er, doch keiner gab ihm eine Antwort.
„Or with Taemin! Or with Jiyong. But I don’t sleep with some random men, you have no relationship with, to hurt you“, sagte Skye weiter.
„I sleep with them so I have little moments of not thinking about you and how much I miss you!“
Skye und Jongin starrten sich an und alle starrten Skye und Jongin an. Nun sagte er nichts mehr dazu und Skye genügte das als Antwort.
Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Wohnung und stellte sich unten unter das Vordach im Hof, um eine zu rauchen. Jetzt verstand sie, wieso sie so viel am Rauchen war. Männer. Skye schaute zum Himmel. Der Videodreh würde wortwörtlich ins Wasser fallen. Sie ging in die Hocke und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Eine Bank wäre eine super Idee gewesen.
Als würde sie mit anderen etwas anfangen, um ihm eins auszuwischen! Skye regte sich immer noch darüber auf. Was dachte er denn?
Die Amerikanerin hörte wie eine Tür zufiel und schaute zur Seite. Chen ging neben ihr in die Hocke und sagte zuerst gar nichts.
„Wir können nicht normal“, war das erste was er sagte und es machte in Skyes Ohren keinen Sinn.
„Was?“
„Beziehungen. Wir können keine Beziehungen führen wie normale Menschen. Wir können nicht ausgehen wie normale Menschen. Nicht essen gehen wie normale Menschen. Nicht in Urlaub fliegen wie normale Menschen. Uns nicht streiten wie normale Menschen. Wir müssen immer daran denken, wer es sehen könnte, wie die Presse reagieren würde und die Fans und die Manager. Eigentlich leben wir in einem großen Big Brother Haus. Deswegen … wenn du mit normalen Männern etwas anfängst, ist das für Jongin viel bedrohlicher, als wenn du mit einem Idol ausgehst, weil er damit nicht konkurrieren kann. Das ist wie, wenn ein Partner plötzlich schwul wird. Da kannst du als Frau auch nichts machen, weil du nicht mit einem anderen Mann konkurrieren kannst, es ist ein Terrain, auf dem du dich nicht auskennst. So geht es Jongin, wenn du mit gutaussehenden Schweden rumhängst und mit muskulösen Russen flirtest.“
„Willst du mir sagen, dass mein Russe schlimmer ist, als wenn ich mir Bae geschnappt hätte?“, fragte Skye.
„Auf gar keinen Fall“, erwiderte Chen grinsend. „Ich glaube dann wäre er ausgewandert.“
„Ich auch“, erwiderte Skye und lachte.
„Krystal hat ihn betrogen“, erzählte Chen.
„Jongin?“
„Ja. Deswegen hat er … Vertrauensprobleme.“
„Und ich wurde für ihre Fehler zur Kasse gebeten. Wieso bin ich eigentlich diejenige, die in Therapie ist?“, wunderte sich die Assistentin. Ja, es war kacke betrogen zu werden und Skye verstand, dass man danach empfindlicher reagierte, doch jede neue Beziehung war ein neuer Anfang und man konnte seine Partner nicht für etwas bestrafen, was in einer früheren Beziehung falsch gelaufen war. Wenn Krystal ihn nicht betrogen hätte, hätte er sich wahrscheinlich nicht über ihre Notlügen aufgeregt, sie hätten sich nicht getrennt und alles wäre gut. Das nannte man vorbelastet.
Ja, zugegeben, anfangs wollte Skye keine Beziehungen haben, weil sie Angst hatte, dass ihre Partner sterben würden. Aber sie hatte ihre Angst überwunden, hatte sich weiterentwickelt und wünschte sich jetzt sogar manchmal, dass ihnen etwas passierte. Nicht sterben, aber wenn Jongin vom Blitz getroffen würde und es überlebte, hätte Skye nicht immer etwas dagegen.
„Aber es ist doch schön, dass ihr zumindest ergründet habt, dass ihr euch eigentlich noch mögt“, fügte Chen hinzu und wurde von einem finsteren Blick gestraft.
Schließlich kam doch noch der Anruf von Youngjun und obwohl es immer noch wie aus Eimern regnete, fuhren sie los. Skye ging davon aus, dass wohl Plan B in Kraft trat und fragte sich, was sich das Filmteam wohl ausgedacht hatte. Wenn sie es sich einfach machen wollten, steckten sie EXO in ein Greenscreenstudio und setzt einen spacigen Hintergrund ein. Sofort bekam sie Angst, dass es ‚Power 2.0‘ werden würde.
Es war bereits nach 13 Uhr, als sie wieder auf dem Gelände ankamen und augenscheinlich hatte sich nichts verändert, doch als sie ankamen, wurden sie rein geführt. Im ersten Stock, da wo sie gestern noch mit Taehyung gegessen hatte, hatten sie eine Partylocation installiert. Mit eimerweise Schwarzlichtfarbe hatte das Produktionsteam in den vergangenen Stunden aus den kahlen Wänden und Böden eine Partyszene gemacht.
Wirklich witzig war, dass sie Taehyungs Eiffelturm integriert haben und sein Herz, in dem ‚L+T‘ stand. Skye fing an zu lachen. Das Herz hatte einen pinken Rand und die Buchstaben waren in Gelb und auch der Eiffelturm hatte etwas Farbe bekommen, doch alles in allem war es Taehyungs Werk.
„Nicht wahr!“, kam es von Jongin, als er das sah und er wusste sofort, für was L+T stand.
„Wir fanden das total urban und habe es gelassen“, sagte einer aus dem Team und schien ziemlich stolz auf seine Verschönerungen zu sein. Skye schoss sofort ein Bild und schickte es an Taehyung.
EXO gingen in die Maske. Ein Haufen Darsteller rannten hier rum, die nun im Musikvideo mitspielen würden. Es waren wohl Artisten, denn sie sah Leute auf Stelzen und andere mit Reifen oder am Jonglieren. Und einige Tänzer und Tänzerinnen waren da. Sie sah einige Ballerina in ihren Tutu, die ebenfalls mit Schwarzlichtfarbe angesprüht wurden. Wenn schon Regen, dann wenigstens bunt, war wohl das Motto. Skye hatte kein Problem mit bunt, sie überlegte nur, wie sie die Band später wieder nach Hause brachte. Was würde sich eher lohnen? Das Auto auslegen oder die Jungs in Frischhaltefolie konservieren? Frischhaltefolie wäre definitiv witziger. Für Skye.
„Was machst du da?“, fragte Chanyeol. Skye saß auf der Couch mit dem Laptop auf dem Schoß und tippte wie wild auf die Tasten.
„Ich schreibe Bewerbungen“, erwiderte sie ruhig.
„Bewerbungen?“, kam es nun von Sehun.
„Ja. Ich meine in vier Wochen läuft mein Vertrag mit euch aus und was dann mit Mia ist, weiß ich nicht. Deswegen schaue ich mich schon mal um“, sagte sie so dahin. In Wirklichkeit fing sie an eine Geschichte über die EXO Aliens zu schreiben. Zu viele Träume hatten sie heimgesucht, sie musste das zu Wort bringen. Früher hatte sie gerne geschrieben, doch irgendwann war dafür keine Zeit mehr gewesen und Skye hatte die magische Grenze von 100 Seiten. In der Regel schaffte sie nicht mehr, aber nur, weil sie immer wollte, dass alles so schnell ging. Anfangs baute sie super viel Handlung ein und dann war irgendwie die Luft raus. Gerne hätte sie auch einfach ein Tagebuch geschrieben, aber seien wir ehrlich, wer würde das schon glauben? Nein, Aliens waren da plausibler. Sie würde die Geschichte Star Idols nennen … oder Idol Wars … oder beides, sie hatte noch keinen Titel.
„Wo bewirbst du dich denn?“, wollte Suho wissen.
„Ach, ganz verschieden. Ich würde gerne etwas Ähnliches machen, mir macht die Arbeit wirklich Spaß. Also bewerbe ich mich bei Kindergärten, psychiatrischen Einrichtungen und beim nationalen Krisenstab, ihr wisst schon, Katastrophenschutz oder so etwas.“
Jetzt erst begriffen die Jungs, dass Skye sie voll auf’s Korn nahm.
„Chanyeol!“, rief Suho nur und Chan wusste sofort was zu tun war. Er schnappte sich Skyes Laptop, damit dieser nicht zu Bruch kam und dann stürzten sich Sehun, Suho, Chen und Baekhyun mit Neonfarbe und Pulver auf Skye. Sie schrie und versuchte zu entkommen, doch zu spät. Ehe sie genau wusste was passiert war, sah es in dem umfunktionierten Wohnwagen aus, als wären mehrere Farbbomben explodiert und Skye war mitten drin gewesen. Super, jetzt musste sie sich selbst in Frischhaltefolie einwickeln.
„Wie siehst du denn aus? Wasch dir mal das Gesicht“, sagte Youngjun als er Skye über den Weg lief.
„Hast du vielleicht mal auch nur einen Moment daran gedacht, dass das nicht meine Schuld ist?“
Der Manager betrachtete sie von oben bis unten und dachte einen Augenblick nach.
„Nein“, erwiderte er cool und ging weiter.
Man bot Skye an bei dem Videodreh mitzumachen – bunt war sie ja schon, doch sie lehnte dankend ab. Jongin hatte seinen Fans versprochen das Kai EXO-L gehören würde und die Fans wären nicht begeistert, wenn Jongins Freundin nun auch noch in Kais Leben auftauchen würde. Zumindest war das eine Ausrede, die für alle plausibel klang und so ließ man Skye in Ruhe. Die hatte genug mit ihrer Geschichte zu tun. Bis es Abendessen gab, hatte sie bereits drei Seiten Prolog geschrieben. Sie musste ja erst einmal erklären, was denn los war.