Es war 4 Uhr morgens, bis sie wieder Zuhause waren. Skye fühlte sich wie ein Darsteller von ‚The Walking Dead‘, dabei war sie gar nicht diejenige die die vergangenen Stunden durch die Gegend gehüpft war. Sie hatte nur geschaut, dass Exo in den Pausen etwas zu trinken hatten und hatte sie heimlich mit Käsewürfeln und Trauben gefüttert.
Es war zwar noch dunkel, als sie im Dorn ankamen, aber man hörte schon die ersten Vögel zwitschern.
„Hey Skye … ich dachte wir könnten Morgen … also später … etwas zusammen unternehmen, offiziell sind wir ja noch ein Paar“, sagte Jongin, bevor sich ihre Wege teilten.
„Ja klar, ruf einfach an, wann es dir passt“, sagte sie müde. Exo würden bis heute Abend frei haben, dann war Konzertprobe, also eher Stellprobe und das würde nicht lange gehen. Hoffte sie.
Skye hingegen müsste irgendwann zu SME um alles noch mal durchzugehen, dann hatte sie Therapie und irgendwann heute Abend würde sie mit Red Velvet zu Daiso fahren. Doch zu allererst würde sie schlafen. Nein, zu allererst würde sie duschen gehen, denn wenn sie sich so ins Bett legen würde, könnte sie später direkt das Bett neu beziehen. Und heute würden sie jeden nackten Mann stehenlassen! Aber ach, sie hatte ja jetzt gar keine Lust mehr auf Männer. Danke Taehyung.
Skyes Wecker klingelte um 11 Uhr. Obwohl sie knapp 6 Stunden geschlafen hatte, fühlte sie sich immer noch total erledigt. Das lag aber wohl eher daran, dass ihr Rhythmus jetzt total durcheinander war. Sie machte sich einen Kaffee und kam etwas zu sich, bevor sie zu SME fuhr.
Die Amerikanerin war wirklich nervös wegen Korsika, andererseits waren sie erwachsen oder? Also sie würde schon erkennen, ob etwas eine gute Idee war oder nicht, oder? Sie dachte darüber nach, ja, manche vielleicht, aber sicherlich nicht alle. Es würde sicherlich alles gut gehen. Nichtsdestotrotz schaute sie sich den Schedule noch mal genau an und suchte nach eventuellen Fehlern oder Problemen, konnte aber kein finden. Sie hatte das wirklich gut geplant, schließlich wollte sie ja auch, dass die Jungs sich mal etwas erholen konnten. Und Skye auch! Sie freute sich auf Sonne und Meer und Wein und Käse.
Sie ging zum Drucker, um sich ihre Übersicht auszudrucken, da kam ihr Taeyong entgegen.
„Noona!“, rief er fröhlich. Und schon kam Skye sich sehr alt vor. Es hieß nur ‚Große Schwester‘ und doch war sie es gewohnt immer überall das Nesthäkchen zu sein – der Maknae sozusagen.
„Wie war der Videodreh?“, erkundigte er sich.
„Gut, anstrengend, aber gut“, erwiderte sie lächelnd und lehnte sich an die Wand.
„Lange Nacht gehabt?“ Skye nickte nur und Taeyong schaute sich um.
„Hast du gerade Stress? Wie lange hast du Zeit?“
Skye hatte keine Ahnung, was er vorhatte und schaute auf die Uhr.
„So in einer Stunde muss ich los, aber jetzt bin ich eigentlich fertig.“ Sie hatte tatsächlich schon überlegt sich eine Stunde in ihr Auto zu legen und zu schlafen. Irgendwie bekam sie den Motor heute nicht gestartet. Jongin hatte sie schon gesagt, dass er sie von der Therapie abholen könnte.
Taeyong bedeutete ihr ihm zu folgend. Er nahm nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe und sie gingen bis nach oben. Sie stellte keine Fragen, offensichtlich war dies eine geheime Mission. Der Sänger öffnete die Tür zum Treppenhaus und schaute sich im Flur um, bevor er rausging. Skye wusste, dass hier oben die Manager ihre Büros hatten, natürlich auch die Geschäftsleitung. Intern war es die Boss-Etage. Was genau nun hier war, das Skye helfen konnte, wusste sie auch nicht. Er führte sie bis ans Ende eines Flurs und lauschte vorher an der Tür, bevor er sie öffnete. Die Amerikanerin war nun wirklich gespannt und erwartete ja schon fast das Goldene Vlies hier zu finden oder die Hängenden Gärten Babylons.
„Willkommen in der SME Wellness-Oase!“, sagte er feierlich, nachdem er die Tür hinter ihnen zugeschlossen hatte. Nicht die Hängenden Gärten und doch unerwartet. Sie hatte den Raum hier noch nie bemerkt, sie dachte es wäre eine Abstellkammer – weit gefehlt.
Es gab mehrere Massagesessel, Sprudelbecken für die Füße, Rotlichtlampen, eine Sauerstoffbar und eine kleine Sauna.
„Was ist das denn?!“
„Das Leben als Manager ist schon hart“, sagte er ohne, dass er eine Ironie-Schild bräuchte.
„Anscheinend!“ Skye ging an die Minibar und holte sich einen Organgensaft heraus und ließ sich dann in einen der Massagesessel fallen.
„Ich dachte wir könnten vielleicht in die Saune.“
„Träum schön weiter“, erwiderte Skye nur und studierte die Fernbedienung. Nur eine halbe Stunde und dann würde sie sich gleich besser fühlen. Der Sessel hatte auch eine Sitzheizung, die sie leicht anmachte und es dauerte nicht lange, da war sie wieder eingeschlafen.
Tae ließ sie 45 Minuten schlafen, bevor er sie weckte. Als sie das Zimmer verließen, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange.
„Also dafür hätte ich es eigentlich verdient, dass ich einen richtigen Kuss bekomme … oder deine Brüste sehen darf“, beschwerte er sich.
„Sei froh, dass ich nichts Hartes zum Werfen habe“, erwiderte sie grinsend und verschwand im Fahrstuhl.
Da Jongin Skye nach der Therapie abholen würde, lief sie das Stück zu der Praxis. Die frische Luft tat ihr gut und sie fühlte sich jedenfalls viel wacher als vorher. Heute schien übrigens die Sonne- war so klar gewesen. Eigentlich wunderte es die Assistentin, dass Youngjun sie aus Frust heute nicht noch mal zum Dreh antanzen ließ. Skye hätte das wahrscheinlich gemacht.
„Alles was ich weiß ist, dass wenn alle da sind, will ich das sie gehen und wenn sie gehen, dann fühle ich mich nicht besser“, gab Skye zu. „Bedeutet das, dass ich verrückt werde?“ Nicht, dass sie das jetzt noch groß überraschen würde.
„Ich wollte sagen, dass macht Sie menschlich“, erwiderte Frau Choi lächelnd.
„Ich kann gut alleine sein, ich habe mir das beigebracht. Ich bin Waise. Und ich habe meine Arbeit, die Fotografie und die Musik. Ich habe den Tod all dieser geliebten Menschen überwunden.“
„Sie bezeichnen sich immer noch als Waise, doch Sie sind erwachsen. Sie sind kein Kind mehr, dass nicht auf eigenen Füßen steht. Sie sind keine Waise, also was sind Sie?“, fragte die Psychologin.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Skye grübelnd. Was war sie? Skye dachte darüber nach.
„Also was passiert jetzt?“, fragte sie stattdessen.
„Das liegt ganz an Ihnen. Wir können weitermachen … aber ich habe ein gutes Gefühl.“
„Sie haben ein gutes Gefühl?“, fragte Skye grinsend. „Ich nicht.“
„Ich meine ich fühle mich wohl bei dem Gedanken für SME die Papiere zu unterschreiben, dass Sie wieder vollumfänglich arbeiten können. Sie zeigen keine Zeichen von PTSD und Sie können sich um EXO kümmern.“
„Aber ich fühle mich schrecklich. Ich kam hier her und fühlte mich gut und jetzt weiß ich weder wer ich bin oder was ich will.“
„Sie wollten einen Tape & Glue-guy. Und ich denke Sie halten sich recht gut zusammen“, meinte Frau Choi.
„Sie sind schrecklich als Therapeutin!“
„Sie hätten einen Mann nehmen sollen“, erwiderte Frau Choi und beide fingen an zu lachen.
„Skye, Sie sind wirklich gut darin alleine zu sein. Doch Ihnen ist etwas Furchtbares passiert und alle waren da und sind es immer noch.“
„Wollen Sie damit sagen, dass ich nicht mehr alleine sein kann?“
„Oh doch, das können Sie. Ich denke nur Sie wollen es gar nicht mehr. Sie haben mir gesagt ‚Jeder Tag, an dem niemand stirbt, ist ein guter Tag‘. Sie sind am Leben, also haben Sie einen guten Tag.“
Die Psychologin schlug die Akte zu und stand auf. Skye blieb verblüfft sitzen.
„Aber was zur Hölle mache ich jetzt?!“
„Die Wahrheit ist etwas gruselig … Sie können machen, was auch immer Sie machen wollen.“
Skye stand in der Seitenstraße zu der Praxis und rauchte eine. Wollte sie wirklich nicht mehr allein sein? Sie musste sich eingestehen, dass sie sich an all das hier sehr gewöhnt hatte, auch wenn sie wusste, dass es eigentlich nur temporär war. Oder nicht? Sie könnte einfach hierbleiben. Ab und an müsste sie sich um ihre eigenen Geschäfte kümmern und natürlich musste sie nach Adavaci schauen, doch was hatte sie sonst schon zu tun? Wie konnte es sein, dass sie sich nach vier Wochen hier in Korea sich so wohl fühlte, wie in den vergangenen Jahren sonst nirgendwo auf dieser Welt?
Jongin hielt mit dem Wagen an und sie stieg ein.
„Alles okay?“, fragte er, als er ihren grübelnden Blick sah.
„Ich bin fertig, mit Therapie.“
„Oh, wirklich?“
„Ja, sie sagt mir geht es gut.“
„Ist sie da … sicher?“, fragte er nach, doch als Skye anfing ihn zu zwicken, fing er an zu lachen.
„Schon gut, schon gut! Ich fahre Auto!“, beschwerte er sich, aber nur halbherzig. Skye hatte sich an die regelmäßigen Treffen mit Frau Choi gewöhnt, aber sie war froh, dass es vorbei war. Apropos regelmäßige Treffen, was würde sie eigentlich mit Nikolai machen? Mist, das Training mit ihm hatte wirklich Spaß gemacht und sie hatte gemerkt, wie sie besser wurde. Bevor sie morgen für zwei Wochen wegflog musste sie mit ihm reden und erklären, was passiert war. Das würde interessant werden, konnte sie es sich doch nicht mal selbst erklären.
„Wo fahren wir eigentlich hin?“
„Eis essen“, antwortete Jongin.
„Ach, darfst du wieder Eis essen?“ Die Diät der Sänger in den letzten Wochen war wirklich ätzend gewesen.
„Nach gestern beschließe ich, dass ich wieder Eis essen darf“, erwiderte er und parkte das Auto.
Er führte sie zu Remicone, so hieß der Eisladen, der aussah, wie ein Eiswagen. Mit normaler Eiscreme hatte das alles nichts mehr zu tun. Es gab Eis mit Gewitterwolken und in allen möglichen Farben. Man konnte sich auch selbst Eis zusammenstellen und für einen Moment fühlte sich Skye situationsüberfordert.
„Welches willst du?“, fragte sie ihn und lehnte sich von hinten an ihn, um ihren Kopf auf seiner Schulter abzulegen. Bevor sie ein Paar waren, war es leichter gewesen. Nun waren Gefühle im Spiel und Skye merkte wie ihr Herz etwas schneller pochte.
„Ich glaube ich nehme so eine Thunder Bomb“, überlegte er, doch so ganz überzeugt klang es nicht.
„Ich nehme Hawaiian Beach!“, beschloss sie und gab ihre Bestellung auf. Jongin entschied sich noch um und nahm den Surfer Becher – angeblich nur damit es auf den Bildern besser mit Skyes Becher aussah. Sie schossen Selfies und Jongin machte Fotos mit den Angestellten und den Besitzern. Dafür ging das Eis auf’s Haus.
„Unten in Bonifacio im Hafen gibt es eine Eisdiele, die machen tolles Eis – es kostet zwar auch, aber das ist es wert“, erzählte sie und freute sich schon jetzt darauf.
„Du freust dich wirklich darauf, oder?“
„Ja, Korsika ist besonders. Ich glaube es wird euch gut gefallen.“
„Strände, romantische Sonnenuntergänge, Eiscreme … nein, ich kann es noch nicht sehen“, sagte er grinsend und Skye lachte mit.
Hingegen aller Erwartungen war das Date wirklich … nett gewesen. Zumindest hat es weder in einem Streit, noch in Tränen geendet und somit war Skye zufrieden. In der Akademie erledigte sie noch ein paar Sachen und fuhr dann nach Hause. Das Training von EXO würde bald beginnen und sie spekulierte, ob sie sich noch einmal hinlegen könnte. Nur so eine halbe Stunde …
Der Plan hatte sich erledigt, als Noah an ihrer Tür lehnte.
„Noah! Wie kann ich dir helfen?“
„Du wolltest mir Bilder schicken, ich habe nichts bekommen und ich dachte mir, bevor ich sauer und genervt werde, überzeuge ich mich lieber davon, dass dir nichts passiert ist. Nun, da ich mir ziemlich sicher sein kann, dass du wohl auf bist – wo sind die Bilder?“
Skye starrte ihn ausdruckslos an. Bilder … Bilder … Bilder?
„Oh Shoot! For the gallery! I totally forgot about that!“
Bei all diesen Dingen, die hier passierten, hatte sie das völlig verdrängt.
„Na dann ist es ja gut, dass ich hier bin, so kann ich direkt sagen, wenn ich welche schrecklich finde.“
„Super …“, kam es von Skye.
Erstaunlicherweise war sein Urteil gar nicht so hart, im Gegenteil, wenn er normalerweise mit Skepsis verseucht war.
„Das Bild willst du geschossen haben? Arbeitest du für die Nasa?“, fragte er bei einem ihrer Milchstraßenbilder. Es war in der Wüste von Namibia entstanden und war wunderschön.
„Nein“, lachte Skye fröhlich. „Wobei ich überlegt hatte das Hubble Teleskop zu kaufen.“
„Wirklich?!“, fragte er irritiert.
„Nein, die Technik ist zu veraltet …“, sagte sie so dahin und er schupste sie leicht an.
„Also … wie geht es Fynn?“ Sie bildete sich nicht ein Sex zu bekommen, nicht nach der vergangenen Nacht. Noah schielte zu ihr rüber. Skye bezweifelte nicht, dass er wusste was zwischen den beiden gelaufen war.
„Er besucht seine Familie in Schweden.“
„Oh“, sagte sie nur. Sie hatten jetzt keine wirklich tiefgründige Beziehung, aber irgendwie hätte sie erwartet, dass er ihr Bescheid sagte. ‚Übrigens, Cuddy Buddy on tour.‘
„Er ist wie er ist“, sagte Noah nur.
„Ja, das sind wir alle“, musste Skye zugeben und sie gingen weiter die Bilder durch.
Am Ende hatte er fast 60 Bilder, die würden natürlich nicht alle gleichzeitig in der Galerie erscheinen, aber so hatten sie etwas Backup. Noah wollte immer 3er Sets von Bildern, das würde die Käufer animieren nicht nur ein Bild zu kaufen. Skye fühlte sich schon etwas geehrt. Sie fotografierte gerne und sie traute sich zu sagen, dass sie schöne Bilder schoss. Es war keine Arroganz, sie behauptete nicht von sich ein Profi-Fotograf zu sein, doch sie sah natürlich, wie andere auf ihre Fotos reagierten. Ihre Bilder hatten keinen politischen Hintergrund und übten keine Kritik, sie hielt gerne Momente fest und die Stimmung darin. Deswegen war sie etwas stolz, dass ihre Bilder nun in einer Galerie zum Verkauf standen und irgendwann bei jemand im Wohnzimmer hingen oder im Schlafzimmer oder im Büro.
Nachdem sich Noah verabschiedet hatte, war es dann auch zu spät um sich noch einmal hinzulegen. Sie schaute kurz im Training unten in der Halle vorbei.
„Ich bin mal kurz weg“, sagte sie in der Pause zu Suho.
„Du warst die ganze Zeit nicht da“, stellte er fest.
„Ja, aber da war ich oben gewesen, für den Fall das etwas ist.“
„Aber das wussten wir nicht“, erwiderte Suho und versuchte ein Grinsen zu verbergen.
„Gebe mir nicht ständig Wiederworte! Ihr seid alt genug!“, meckerte sie und verschwand aus der Halle.
Sie hatte überlegt, wann der beste Moment war, um zu Nikolai zu fahren. Wenn sie noch später fahren würde, würde es die falsche Nachricht übermitteln und wenn sie morgen früh hinfahren würde, würde sie Gefahr laufen den ganzen Tag schlecht drauf zu sein. Der Tag heute war fast vorbei, das könnte sie verkraften.
Als die Amerikanerin bei der Kampfschule ankam, war Nikolai noch im Training. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er sie entdeckt hatte. Immerhin, er sah nicht sauer aus, aber auch nicht begeistert. Es war kurz vor 19 Uhr, weil das Training normalerweise im Stundentakt war. Skye wollte nicht, dass er wegen ihr früher aufhörte und so setzte sie sich an die Seite und wartete auf das Trainingsende. Es war so schön wie er kämpfte, so elegant, wie ein Panther. Skye schaute ihm unheimlich gerne zu, wenn er andere vermöbelte!
Schließlich war das Training vorbei und Kolya kam auf sie zu.
„Hey.“
„Hi.“ Skye schaute zu ihm auf und überlegte, wo sie anfangen sollte. „Ich wollte mich wegen letztens entschuldigen.“
„Kam etwas überraschend“, erwiderte er.
„Du bist ein toller Mann und es tut mir wirklich leid, ich glaube aber auch, dass du eher für eine Beziehung bist, als für ein One Night Stan, aber ich kann es im Moment nicht, dieses Beziehungsding.“
„Das ist nicht so etwas wo du jetzt sagst ‚Es liegt nicht an dir, sondern an mir‘, oder? Weil, das hat noch niemand zu mir gesagt“, erwiderte er.
„Eigentlich liegt es nicht an dir, sondern an Taehyung“, sagte Skye grübelnd und sah seinen verwirrten Blick.
„Siehst du, das hat bestimmt auch noch keiner zu dir gesagt.“ Skye lächelte und Kolya erwiderte es.
„Was ist mit deinem Training?“, erkundigte er sich.
„Wir sind ab Morgen zwei Wochen weg, aber generell will ich schon weitertrainieren.“ Sie wusste nicht ob es zu früh war oder zu forsch.
„Okay, ich suche dir einen anderen Trainer. Ich trainiere nur mit Frauen, mit denen ich schlafen kann“, sagte er so dahin und Skye boxte ihn leicht. Wobei ein anderer Trainer vielleicht wirklich nicht schlecht wäre. Ihre verschwitzten Körper, nahe bei einander. Skye wusste, dass etwas passieren würde, von dem sie nicht wusste, ob sie es wollte.
„Vielleicht einen 12jährigen, gegen den hätte ich dann vielleicht Chancen zu gewinnen – wäre super für mein Selbstbewusstsein.“
„Oh, ich glaube dem geht es ganz gut.“ Wieder grinste er. Okay, es hätte alles schlimmer laufen können und wer weiß, vielleicht irgendwann würden sie sich noch einmal begegnen und dann hätten sie vielleicht eine bessere Chance.
Skye fühlte sich viel besser als sie wieder ins Dorm fuhr. Sie hätte nicht wegfliegen können, ohne das vorher zu klären und sie war froh, dass sie es getan hatte. Sie schloss sich mit dem Trainer kurz und brachte Abendessen mit. Abendessen, dass sie aussuchte.
„Das dürfen wir nicht essen“, kam es von Chanyeol, der all die leckeren Sachen anschaute, die er gerne essen würde, aber laut seinem Diätplan nicht essen durfte.
„Doch, das ist okay heute“, erwiderte Skye und machte sich den Teller voll. Es waren EXOs Lieblingsgerichte, sie konnte nur ahnen, welchen Kampf sie gerade innerlich hatten.
„Ist das so ein Ding, wo du sagst es ist okay, dass wir essen, aber eigentlich ist es ein Test um zu gucken wie diszipliniert wir sind?“, fragte Xiumin und Skye schaute ihn verständnislos an. Was hatte er denn bitte für ein Bild von ihr?
„Zu komplex, wenn sie uns einen Denkzettel verpassen wollen würde, hätte sie irgendetwas Ekeliges in das Essen getan“, bemerkte Baekhyun und roch an dem Essen.
„Ihr spinnt beide“, meinte sie nur und begann zu essen.
Das Training ging bis 21 Uhr. In einer halben Stunde würde Skye losfahren zu dem Daiso in Myeongdong.
„Braucht ihr etwas?“, fragte Skye ihre Schützlinge. „Geschirr, Mülleimer, Handtücher – irgendetwas?“
Alle schienen ziemlich ratlos. So war das bei Daiso, eigentlich brauchte man nichts und dann kam man raus mit 23 Tüten und hatte keine Ahnung, wie das passiert war. Deswegen waren die Sänger auch froh, dass sie nicht mitgehen mussten – wer wusste schon, was sie alles finden würden?
Skye nahm sich ihre Tasche, als Jongin zu ihr kam.
„Kommst du später noch in die Bar ohne Namen?“, fragte er sie und lehnte sich an den Türrahmen. Sie hatten Morgen frei, zumindest bis zu ihrem Flug nach Bangkok und sie hatten sich mal einen freien Abend verdient.
„Ich denke schon“, sagte sie und ging an ihm vorbei. Dabei kamen sie sich viel zu nahe. Skye konnte nicht verleugnen, dass zwischen ihnen immer noch eine Anziehung war. Bei Jiyong war das anders gewesen. Je mehr sie sich gestritten hatten, desto mehr hatte ihr Körper ihn abgelehnt. Nicht, dass sie sich geekelt hätte, aber ihr war es manchmal schon zu viel gewesen, wenn sie sich geküsst hatten. Mit Jongin hatte sie sich auch gestritten, so sehr, dass sie gar nicht mehr so genau wusste über was und doch fühlte sie sich immer noch zu ihm hingezogen.
Und nun war da Taehyung. Skye fand ihn süß und gut, über die Körper von Idols brauchte man sich nicht streiten, doch irgendwie konnte sie sich noch nicht vorstellen, wie eine Beziehung mit ihm sein würde. Doch Skye merkte, wie sich ihre Gefühle Taehyung gegenüber änderten. Es war schleichend, aber definitiv ein Prozess. Oft war er albern und witzig, doch er hatte ihr auch seine ernstere Seite gezeigt, die sie ziemlich sexy fand. Eigentlich würde sie es interessant finden mit ihm zusammen zu kommen, einfach um zu schauen, ob es funktionieren könnte, doch wie Taehyung schon festgestellt hatte, musste das mit Jongin und Skye wirklich vorbei sein. Und nach Skyes Bauch zu urteilen, waren sie noch nicht fertig miteinander.
Red Velvet und der riesige Daiso waren eine gute Ablenkung. Sie waren mit drei Autos gefahren, auch wenn Skye immer noch der Meinung war, dass ein Sprinter es auch getan hätte. Irene fuhr bei Skye mit und sie drehten die Musik auf während sie mitsangen.
„Übrigens, toller Auftritt von dir. Hat SM dich noch mal angesprochen? Bei der Versteigerung hatten sie ziemlich verbissen gewirkt?“
Die Assistentin zuckte mit den Schultern.
„Nein, vielleicht wollten sie mich auch nur nicht gegen Big Hit verlieren – oder gegen Seunghyun“, erwiderte sie. Vielleicht war es wirklich nur ein Ego-Ding gewesen. ‚Nein, sie ist Assistentin bei SME und soll jetzt keine Musikkarriere bei Big Hit starten‘.
„Macht keinen Sinn“, grübelte Irene. „Und du bist wirklich gut. Ich behaupte sogar, dass du hier in Korea etwas werden könntest. Du bist klein und süß und blond, jeder Mann wird dich lieben.“
„Nur das ich kein Idol werden will“, entgegnete Skye. Vor ein paar Jahren vielleicht, doch jetzt? Für was? Für den Ruhm? Skye hatte noch nie Ruhm gebraucht. Finanziell war sie mehr als abgesichert und sie genoss ihr bisschen Privatsphäre noch, dass nicht jeder wusste wer sie war. Und wenn sie singen wollte, dann sang sie. Sie war nicht auf Studios und Produzenten angewiesen, sie schrieb ihre Songs selbst und sie konnte Beats machen. Sicher, es gab tolle Produzenten und mit einigen würde Skye gerne zusammenarbeiten, aber nicht zum Preis ihrer Freiheit und ihres Schlafs.
Es gab zwei Daiso in Myeongdong, doch sie fuhren natürlich zu dem Großen. Der Laden hatte vor drei Jahren aufgemacht, glaubte Skye und bestand aus acht Etagen. Allerdings waren die Etagen im Einzelnen nicht so riesig, dennoch war es ein riesen Teil, vorne auf der Hauptstraße von Myeongdong.
Daiso schloss um 22 Uhr, doch es dauerte eine Weile, bis man alle rausgescheucht hatte. So sollten Red Velvet um 22:30 Uhr da sein. Der Manager der Mädels war mit dabei, ebenso drei Helfer von SME deren genaue Position Skye unbekannt war. Wahrscheinlich Mädchen für alles. Der Storemanager begrüßte sie überschwänglich und bat sie hinein. Skye lief ihnen einfach nach, genauso gut hätte sie ein Fan sein können, niemand wäre das aufgefallen.
Sie fingen in der obersten Etage an, hier gab es Geschirr und alles rund um die Küche. Red Velvet verstrickten sich in eine Diskussion welches Geschirr sie wollten. Skye schlenderte durch die Reihen und packte ein paar Kleinigkeiten ein.
Drei Stunden später waren aus ein paar Kleinigkeiten zwölf Einkaufskörbe geworden. Zu ihrer Verteidigung musste man sagen, dass sie auch ein paar Sachen für den Pit gekauft hatte. Kissen, Decken, Kleinkram. Schöner Kleinkram.