Sie hatten ausgemacht sich am Steg zu treffen und nicht gemeinsam durch die Anlage zu schleichen, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Skye war als erstes am Boot, allein schon um zu prüfen, ob die Sachen immer noch stand. Nicht, dass sie Seunghwan zutraute so ausgefuchst zu sein von dem Plan Wind bekommen zu haben und das Boot abbestellt zu haben, doch sie wollte auf Nummer sicher gehen.
Kurz vor Mitternacht trudelten die ersten rein, darunter Jongin, Sehun und Chanyeol. Die Assistentin ging nicht davon aus, dass sie jemand bei dem Manager verpfiff, aber sie rechnete damit, dass der ein oder andere tatsächlich schlafen wollte.
Weit gefehlt. Um kurz nach Mitternacht waren alle da und stiegen in das Boot ein. Der Chao Phraya war nicht der Hangang, aber die Boote waren ziemlich klein. Sie schaukelten hin und her und Skye überlegte nur, welche Ausrede sie benutzen könnte, wenn sie alle klitschnass zurück ins Hotel kamen.
Als sie an dem gegenüberliegenden Ufer anlegten, reichte Jongin ihr die Hand, um ihr aus dem Boot zu helfen. Plötzlich wackelte das Boot und Skye fiel in seine Arme, die er schützend um sie legte. Mit überraschtem Blick drehte sie sich um und sah sie Sehun und Chanyeol das Boot zum Wackeln gebracht hatten. Gerade als sie ihnen erklären wollte, wie gefährlich das war, zog Jongin sie weiter und ließ die beiden Grinsenden stehen. Wenn sie bei der Aktion ins Wasser gefallen wären, hätte sie kein Mitleid gehabt.
Das Riesenrad stand neben ein offenes Einkaufszentrum, bestehend aus mehreren Gebäuden, die durch Passagen miteinander verbunden waren, welches nun auch schon geschlossen hatte. Auch die Lichter am Asiatique Skye waren aus. Genau neben dem Riesenrad war eine Passage mit Restaurants und Bars, die teilweise noch offen waren. Allerdings war es kein typisches Ausgehviertel und daher saßen nicht mehr viele Gäste draußen.
„Bist du sicher, dass es der richtige Tag ist?“, fragte Baekhyun, immer skeptisch, während sie über den Parkplatz liefen. Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, kamen ihnen schon zwei Mitarbeiter entgegen.
Als sie das Riesenrad erreichten, gingen auch wieder die Lichter an und ein ‚Oooohhh‘ ging durch die Menge. Koreaner. Die Seufzer. Es war das Schönste, wenn man am Feuerwerkfestival in Seoul am Ufer stand und alle machten ‚aaaahhhh‘ und ‚ooooohhhh‘.
Sie waren neun Leute, Skye hatte eine 5er und eine 4er Kabine geplant. Kyungsoo, Suho, Xiumin und Chen stiegen in die erste Kabine und dann passte Skye einen Moment nicht auf. Sehun, Chanyeol und Baekhyun stiegen in die zweite Kabine und plötzlich war sie verschlossen und fuhr los. Die drei grinsten nur und zuckten mit den Schultern, winkten ihnen sogar noch! Skye fiel nichts mehr ein, solche Kuppler! Somit hatten Skye und Jongin eine Gondel für sich alleine. Zum Glück hatten diese eine Klimaanlage und so konnten sie der klammen Luft etwas entfliehen. Sie setzten sich nebeneinander und schauten sich um.
„Wie machst du das immer?“
„Hm?“
„Na so etwas, ein Riesenrad mieten!“
Eigentlich war es gar nicht so teuer. Eine Doppelkabine kostet umgerechnet 45$, von 2-5 Personen 75$. Für die drei Kabinen war der Grundpreis keine 200$. Skye hatte ihnen 1000$ gezahlt, dafür, dass sie noch mal für sie aufmachten und das Ding eine halbe Stunde lang laufen lassen würden. Sie hatte natürlich nicht erwähnt, dass EXO kommen würde, nur, dass sie eine Privatgesellschaft waren.
„Ich spare meine Gehälter auf einem extra Konto und mache dann manchmal solche Sachen“, sagte sie nur, Zahlen waren ja unwichtig. Es ging darum, dass sie einen schönen Abend hatten und ob der 100$ oder 1.000$ oder 10.000$ kostet, war Skye eigentlich egal.
Als sie oben angekommen waren, stoppte das Rad und die Gondel schaukelte etwas. Skye griff sofort nach der Wand. Jongin hingegen grinste fröhlich.
„Du hast Angst?“
„What is that suppose to mean?“, fragte sie zurück ohne sein Grinsen zu verstehen.
„Skye Jones, furchtlose Kriegerin, die mit den Haien taucht, Ninja und Super-Assistentin hat Angst vor Höhe?“
„I have not“, stellte sie klar. „I’m perfectly fine jumping out of an airplane 20.000 feet above the ground. I just don’t like being trapped in a steel … bowl … above ground … that’s made by humans. Humans fail all the time. Just look at Fukushima and what they are doing to our oceans!“
Jongin war immer noch fasziniert davon, dass jemand wie Skye, die sonst vor nichts Angst zu haben schien, in Riesenrädern nervös wurde, doch er begriff auch, dass sie nur einen Funken von einer Panikattacke entfernt waren. Er ging vor ihr auf die Knie, was in der recht kleinen Kabine etwas kompliziert war, und nahm ihre Hände in sein.
„Oh mein Gott!“, kam es von Sehun, die eine Gondel vor ihnen waren und halb schräg von oben auf die Gondel von Jongin und Skye schaute.
„Was?“, kam es von Sehun, der eben noch in die andere Richtung geschaut hatte.
„Ich glaube er macht ihr einen Antrag!“
„Quatsch!“, kam es von Baekhyun, der nun auch aufstand um zu schauen.
„Nicht dein Ernst!“, sagte er, als er Jongin knien sah.
Jongin war so auf Skye konzentriert, dass er gar nicht sah, wie sich seine Bandkollegen gegen die Scheibe pressten, um besser sehen zu können.
„Du bist doch Logiker, oder?“, fragte er sie und Skye nickte. „Also, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier etwas passiert?“
Die Frage brachte Skye zum Grübeln.
„Okay, in Anbetracht der Tatsache, dass dies eine Haupttouristenattraktion ist, ist davon auszugehen, dass regelmäßige Wartungen durchgeführt werden. Wobei ich behaupte, dass thailändische Wartungsarbeiten vom deutschen TÜV nur müde belächelt werden würden“, stellte sie fest. Gut, das koreanische Sprachprogramm lief immerhin.
„Und sehe es positiv. Sollten wir abstürzen, hast du wenigstens Bae los.“
Die Amerikanerin zog die Augenbrauen zusammen.
„Seelensorge wäre auch kein Beruf für dich. Ruft so einer an ‚Ja, ich stehe auf meinem Wohnhaus und will springen, mein Leben macht keinen Sinn mehr‘ und du so ‚Ja, springen sie ruhig, dann haben sie wenigstens die Idioten los…‘.“
Beide fingen sie an zu lachen und Jongin setzte sich auf die Bank ihr gegenüber und lehnte seine Stirn an ihre.
„Aber hey, ist besser oder?“
„Ja …“, sagte sie und schloss die Augen. „Etwas …“
„Und wie wäre es so …?“ Sein Zeigefinger hob ihr Kinn an und ihre Lippen fanden einander.
„Was passiert da?!“, wollte Chanyeol wissen.
„Sie … küssen sich…“, beobachtete Sehun. „Oh Gott! Sie hat ‚ja‘ gesagt!“
Chanyeol und Sehun fingen an zu springen die Gondel knarrte, doch an so etwas wie Abstürzen kam ihnen gar nicht in den Sinn. Sie hatten eine Hochzeit zu planen!
„Ich fasse es nicht! Wie kann man so inkonsequent sein?!“, kam es hingegen von Baekhyun, der den Optimismus seiner Kollegen nicht teilte.
Überschüttet mit Endorphinen war es Skye dann auch egal, dass sie potentiell abstürzen könnten.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde stiegen sie wieder aus und fuhren mit dem Boot wieder ins Hotel. Das Paar ließ sich etwas zurückfallen, bis die anderen außer Sichtweite waren. Dem Rest der Band passte das auch, denn so konnten Chanyeol und Sehun den anderen von dem Heiratsantrag erzählen.
Nichts ahnend setzen sich Skye und Jongin auf eine Bank in den Garten. Also eigentlich setzen sich Skye auf seinen Schoß und schloss die Arme um seinen Nacken.
Jongin schaute sie lange nachdenklich an.
„Was ist los?“ Bereute er es schon jetzt? Er seufzte und strich ihr durch die Haare.
„Ich habe dich so vermisste. Eigentlich war es schon ein körperlicher Schmerz“, gab er zu und ehe sie etwas erwidern konnte küsste er sie. Sie waren gut zusammen, Skye wusste das. Sie waren anders, als sie mit Jiyong war. Sie hatten vieles gemeinsam – mitunter ihr Temperament. Sicherlich würde das nicht der letzte Streit bleiben, aber vielleicht der letzte mit solchen Konsequenzen. Sie waren jetzt knapp drei Wochen getrennt gewesen, Skye kam es viel länger vor, weil so viel passiert war. Taehyung hatte sich in ihr Herz geschlichen, dagegen konnte sie jetzt nichts mehr tun, doch es reichte nicht aus, um Jongin zu vergessen und wenn Tae Recht behalten sollte, würden sie irgendwann den Weg zueinander finden. Natürlich hatte all der Streit Skye etwas die Augen geöffnet und sie würde in Zukunft bestimmt in manchen Situationen anders reagieren, doch was letztendlich zählte war, dass sie beide etwas im Unrecht waren und sich in der Mitte trafen.
„Willst du noch mit hochkommen?“, fragte sie ihn, schwer atmend, als sie sich voneinander lösten.
„Du weißt was passiert, wenn ich mit hochkommen“, erwiderte er und küsste sie wieder. Seine Hände wanderten unter ihr Shirt und Skye musste auf die Geräusche aufpassen, die er ihr entlockte. Es war Leidenschaft und Lust und am liebsten hätte sie ihn hier und jetzt ausgezogen. Die Vernunft siegte und Skye drückte sich leicht von ihm weg.
„Also, wenn du nicht mit nach oben kommst, dann hören wir jetzt auf, denn ansonsten kann ich für nichts garantieren“, sagte sie und richtete ihre Klamotten. Jongin stand ebenfalls auf.
„Was hast du vor?“, fragte sie skeptisch und streckte die Arme aus, um ihn auf Abstand zu halten.
„Ich … wir wohnen im gleichen Stock …“, erklärte er.
„Mir egal, du wartest hier, bis ich weg bin – oder du kommst mit zu mir.“
Er war schnell, griff nach ihrem Arm und zog sie in seine.
„Gute Nacht, Jagiya …“ Er gab ihr einen kurzen Kuss und setzte sich dann wieder brav auf die Bank.
Skye ging erst einmal duschen, sehr kalt duschen. Sie hatte fast gehofft, dass er nachkommen würde, doch er kam nicht und wahrscheinlich war es besser so – nur das ihr Körper das nicht so sah. Aufgewühlt von Tausend Gedanken legte sie sich in ihr Bett, als ihr Telefon auf dem Zimmer klingelte. Wenn das jetzt auch noch Sunghwan war, der zusammenstauchte, weil sie die Jungs gekidnapped hatte, dann würde sie wahrscheinlich völlig die Beherrschung verlieren, aber nein, es war Jongin.
„Hey.“
„Hey“, erwiderte sie grinsend. Er war mit Chen in einem Zimmer, nur ein paar Türen weiter.
„Ich kann nicht schlafen“, sagte er und ihr ging es ja auch nicht anders. Aber sie würde nicht betteln!
„Singst du für mich?“, fragte er stattdessen und sie grinste. Und so sang sie ihm ‚Fly me to the moon‘ von Frank Sinatra.
Am nächsten Morgen war Skye schon recht früh wach und wollte in Ruhe frühstücken. Sobald EXO hier aufschlagen würden, wäre es vorbei mit der Ruhe. Sie saß draußen auf der Terrasse, als plötzlich ein Handy vor ihrer Nase auftauchte, oder besser: der Bildschirm eines Handys.
„Was ist das?“, hörte sie Seunghwan fragen, bevor sie ihn sah, da ihr Sichtfeld etwas eingeschränkt war.
„Ein S9 würde ich sagen“, erwiderte sie.
„Versuch mich jetzt nicht auf den Arm zu nehmen!“ Würde sie nie wagen! „Diese Bilder sind gestern Nacht entstanden, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?!“
Skye nahm sein Handy in die Hand. Es waren Bilder vom Riesenrad gestern. Gut, man konnte nicht alle schmieren.
„Gern geschehen“, erwiderte sie und reicht ihm das Telefon. Nun verstand der Manager die Welt überhaupt nicht mehr.
„Wieso sollte ich dir danken?“
„Weil ich EXO Doppelgänge engagiert habe, die gestern Abend beim Riesenrad waren, damit es so aussieht, als würden EXO tatsächlich mal Freizeit haben – und wir wissen, dass das nicht so wirklich der Fall ist. Also gern geschehen, dass die Fans dich nicht für einen herzlosen Sklaventreiber halten“, erklärte sie ihm selbstsicher. Allerdings war es nicht so einfach Seunghwan zu überzeugen. Seine Augen verengten sich.
„Aber das bist doch auch du auf dem Bild?“
„Ladyboy, ich bitte dich, wir sind in Thailand. Mal abgesehen davon ist das Bild entstanden, als wir noch auf dem Boot haben. Das Riesenrad hat doch nur bis Mitternacht auf, wir waren um kurz nach 23 Uhr erst hier. Zeitlich hätten wir das überhaupt nicht schaffen können. Mal abgesehen davon hast du doch an der Bar unten gesessen, oder?“
„Ja, bis kurz nach 2 Uhr.“
„Na also, du hättest uns doch gesehen“, argumentierte Skye.
„Wo hast du die Doppelgänger her?“
„Ich habe den EXO Fanclub Thailand angeschrieben und die haben mich auf ein Forum aufmerksam gemacht, wo sich Fans als ihre Lieblings-Idols verkleiden. Zweimal im Jahr gibt es einen richtigen Wettbewerb. Ich habe mir da die EXO Leute angeschaute und angeschrieben.“
Seunghwan war sprachlos. Es ergab alles Sinn was sie sagte und doch wusste er, dass es nicht stimmen konnte, nur dass er keine Möglichkeit hatte es zu beweisen. Skye hingegen war nur froh, dass die Jungs noch nicht da waren, die hätten das mit Sicherheit versaut.
Suho, Chen und Chanyeol trafen sich im Fahrstuhl.
„Und? Hat er schon was gesagt?“, wollten die beiden von Chen wissen.
„Bisher noch nicht“, erwiderte er. „Vielleicht will er etwas Besonderes raus machen.“
„Ich hoffe nur, dass er nicht bei dem Konzert auf die Idee kommt, Youngjun würde ihn töten … ach was Lee Sooman würde ihn töten!“, kam es von Suho, der sich das Szenario schon vorstellen konnte.
„Es ist schon eine große Sache, ich hätte nicht gedacht, dass die beiden diesen Weg gehen. Vor allem jetzt, wo Skye so viel Zeit mit Taehyung verbringt“, grübelte Chanyeol.
Sie konnten so viel grübeln, wie sie wollten, es brachte sie nicht weiter.
Beim Frühstück waren sie alle recht munter, doch sie hatten ein Fotoshooting und somit gab es wieder nur Eier, Eier und Eier. Und etwas Suppe. Skye verstand das nicht und holte sich zweimal Pancakes, was die anderen neidisch beobachteten.
Das Fotoshooting für das thailändische „W“ fand im Wat Saket statt – und Skye hatte sich schon gewundert, wieso sie um 6 Uhr morgens abgeholt wurden! Der Tempel, der auch ‚Goldener Berg‘ genannt wurde, lag mitten in Bangkok. Er öffnete regulär um 8 Uhr seine Tor und die Fotografen wollten wohl mit den Bildern durch sein, bevor das Gelände zu voll wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass es Samstag war, fand Skye das sehr optimistisch, doch noch früher und das Licht wäre nicht schön genug.
Tatsächlich hatte jeder Sänger zwei Stylisten an sich arbeiten und noch vor der Öffnung des Tempels waren die Jungs mitten im Fotoshooting. Das Konzept erinnerte Skye sehr an ‚Picture of you‘ von Dong Bang Shin Ki. Die guten alten Zeiten. Rund um den Berg, den der Tempel zu einem der Wahrzeichen Bangkoks machte, lag ein wunderschöner Garten mit Bambus, Wasserläufen und Wasserfällen. Die Jungs trugen alle Cremetöne, lockere Hemden und Leinenhosen. In der dschungelähnliche Kulisse sahen sie toll aus, auch wenn die Hitze schon jetzt deutlich zu spüren war. Ständig kam jemand, um sie abzutupfen – das musste ein toller Job sein! Model-Abtupfer. Wieder so ein Job, für den Fans töten würden.
„So, also du und Jongin …“, begann Suho in einer kleinen Pause. „Ihr meint es wohl ernst?“
„Woher ….? Oh diese Spione! Ja… scheint so“, erwiderte Skye ohne zu ahnen was sie ihm tatsächlich gerade bestätigt hatte.
„Es ist ein ganz schön großer Schritt … ich meine, nach all dem Ärger…“, sagte er weiter.
„Ich denke es wird funktionieren. Wenn du jemand liebst, wieso warten?“
„Aber das muss sehr überraschend für dich gekommen sein.“
Skye zuckte mit den Schultern.
„Eigentlich habe ich es schon geahnt.“
„Wo ist … wo ist dein Ring?“
Skye dachte er meinte den Ring, den Jongin ihr schon am Anfang gegeben hatte, der mit dem Herz innen. Sie wusste natürlich nicht, dass er den potentiellen Verlobungsring meinte.
„Ich mag es nicht Ringe bei so einer Hitze zu tragen, meine Finger werden dann immer so aufgequollen“, meinte sie nur und streckte die Finger aus. Suho hatte keine Ahnung was sie meinte, aber das war wohl so ein Frauen-Ding.
„Ich muss zugeben, wir sind etwas traurig, dass ihr es uns nicht gleich erzählt habt. Wir freuen uns für euch, wir wollen nur, dass ihr glücklich seid.“
„Das ist süß“, sie lächelte den Bandleader an. „Ich denke wir müssen noch ein paar Dinge klären, deswegen wollten wir es noch nicht an die große Glocke hängen“, erklärte sie und beobachtete Jongin beim Fotoshooting.
„Das kann ich verstehen … jedenfalls … herzlichen Glückwunsch.“ Er küsste sie auf die Wange und ging zurück zu den Fotografen.
„Also, nur damit du Bescheid weißt, die anderen wissen, dass wir wieder … na ja du weißt schon und Suho war total süß, er hat sich total gefreut“, erzählte Skye Jongin, als er in der Pause war.
„Ist das so?“, fragte er grinsend und zog sie zu sich.
„Du kannst vergessen, dass ich dich küsse, wenn du Lip Gloss trägst!“, sagte sie, als er sie näher zu sich zog und versuchte sich aus seinen Armen zu lösen. Sie lachten fröhlich und jagten sich durch den Make Up Truck.
Das Shooting war trotzdem erst gegen 13 Uhr fertig. Sie waren in ein Restaurant gefahren und von dort aus ging es in die Halle. In der Mittagshitze war keiner wirklich hungrig gewesen und die Sänger stocherten lustlos in ihre Essen.
„Ihr müsst essen“, sagte Skye, auch wenn sie wusste, dass das nichts am Appetit ändern würde. Es war ein anstrengender Tag, sie waren früh aufgestanden, hatten das Shooting gehabt und nach dem Essen kam der Soundcheck für das Konzert. Und das alles bei 34°C Außentemperatur mit einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 200%.
Keiner reagierte so wirklich auf Skye.
„Was ist los mit euch? Ihr seid Kerle, normalerweise habt ihr immer Hunger!“
„Aber es ist so warm“, sagte Xiumin, der schon den Kopf auf die Arme gestützt hatte.
Nun gut, später in der Halle würde es auch Catering geben.
Auf dem Weg dorthin schliefen im Bus alle ein. Skye war nur kurz bei Seunghwan vorne gewesen und als sie zurück nach hinten ging, waren alle eingeschlafen. Jongin lag hinten in der letzten Reihe quer, als sich Skye auf den freien Platz setzte, rückte er nach um einen Kopf auf ihren Schoß zu legen. Mit ihren Fingern strich sie ihm durch die Haare und er schlief sofort wieder ein.
In der Halle angekommen dachten sie, sie trifft der Schlag.
„Was ist denn hier los?“, fragte Skye und stolperte gerade wieder aus der Tür. Es war unglaublich heiß. Einer der Organisatoren kam ihnen entgegen und erklärte, dass die Klimaanlage ausgefallen war, aber die Techniker mit Hochdruck daran arbeiteten.
Skye und Seunghwan tauschten besorgte Blicke aus. Es war vielleicht das erste Mal, dass sie auf der gleichen Wellenlänge waren.
Sie gaben den Technikern eine Stunde, es machte keinen Sinn die Sänger bei der Hitze zum Soundcheck zu schicken und so saßen alle etwas arbeitslos hinter der Halle.
„Was machen wir, wenn die die Klimaanlage nicht hinbekommen?“, fragte Baekhyun.
„Dann wird das Konzert wohl ausfallen“, erwiderte Seunghwan. Alle hatten es gedacht, aber es jetzt ausgesprochen zu hören setzte alle etwas unter Schock.
„Das können wir nicht machen, das Konzert ist ausverkauft“, kam es von Sehun.
„Besser ein Konzert, dass abgesagt wurde, als ein Konzert mit 10 Todesfällen“, meinte Skye.
Nun sagte keiner mehr etwas und alle starrten vor sich hin.
Nach einer Stunde ging die Klimaanlage immer noch nicht und doch beschlossen EXO den Soundcheck zu machen. Sie hatten noch Hoffnung, dass die Techniker das hinbekamen. Es war heiß und stickig in der Halle. Skye verteilte überall Wasserflaschen. Sie verstand, wieso die Band das durchziehen wollte, doch sie mussten auch auf ihre eigene Gesundheit achten und auf die Gesundheit der Fans.
Immerhin gingen die Duschen, denn schon ohne sich groß bewegt zu haben schwitzen sie und waren froh, als sie endlich unter die Dusche kamen.
Zwei Stunden vor dem Konzert ging die Klimaanlage dann endlich. Es würde nicht reichen, um die Halle auf die gewohnten Temperaturen abzukühlen, aber sie müssten wohl nicht die 13.000 Fans, die schon vor der Halle standen, enttäuschen.
„Los, Essen“, rief sie in die Umkleide und stieß auf die ähnliche Begeisterung, wie heute Mittag. Skye stemmte die Hände in die Seite und machte sich so groß wie sie konnte.
„Okay, aufgepasst: Wenn ihr nicht esst, lasse ich dieses Konzert ausfallen. Es ist heiß, es ist schwül, ihr seid seit heute Morgen unterwegs, ihr müsst essen, ansonsten verbringt ihr die Nacht alle im Krankenhaus. Will ich das ihr die Nacht im Krankenhaus verbringt, wenn ich auf euch aufpasse? Nein. Also entweder ihr esst, gebt ein tolles Konzert und landet nicht im Krankenhaus oder ich muss 13.000 Leuten erklären, dass ihre Lieblingsband aus unvernünftigen Vollidioten besteht.“
Den Männern standen die Münder offen, doch nach der Ansage traute sich dann auch keiner mehr Skye zu widersprechen und so gingen sie gezwungenermaßen zum Essen.
„Du bist sexy, wenn du den Diktator raushängen lässt“, sagte Jongin im Vorbeigehen und gab ihr einen Kuss.
Sie aßen, aber kennt ihr das, wenn man Kindern Gemüse vorsetzte, dass sie nicht mochten und man sah ihnen an, dass sie es nicht mochten und sie sahen aus, als würden sie jeden Moment das Gemüse erbrechen? So sah EXO aus. Skye wünschte sie hätte Marry Poppins sein können, doch der ganze Tag zerrte auch an ihren Nerven, also ließ sie die Sänger machen, was sie wollten. Sie würden später schon sehen, was sie davon hatten.
Als das Konzert begann, was es immer noch viel zu warm in der Halle. 13.000 Leute, die alle Atmeten und Ausdünsteten würden daran auch nicht viel ändern. In den Gängen unter der Bühne hatte Skye Getränke aufgestellt, nicht nur Wasser, sondern auch isotonische Getränke. Sie kannte es, wenn ihr Wasser zu fad wurde und so wollte sie die Männer zum Trinken bewegen. Sie hatte auch Snickers klein geschnitten und auf Tellern unter der Bühne verteilt und hoffte, dass nichts passierte.
Nach einer Stunde passierte das erste Unglück. EXO standen in einer Reihe und Skye sah, wie Chen auf die Knie fiel, sein Kopf baumelte nach vorne. Neben ihm standen Suho und Sehun, die ihm sofort halfen und ihn hochheben wollten. Skye rannte zur anderen Seite der Bühne und scheuchte die Sanitäter auf. Sie trugen Chen von der Bühne, die anderen machten weiter, wenn auch mit besorgten Blicken. Die Amerikanerin war sofort bei ihm. Er war blass und schwitzte.
„Es geht gleich wieder“, sagte er und wollte sich schon aufsetzen. Skye drückte ihn zurück auf die Liege.
„Eine Minute, solange gehörst du mir.“
Ein Arzt gab ihm eine Infusion, die ihm natürlich viel zu langsam durchlief. Die Assistentin fütterte ihr zur gleichen Zeit mit Obst. Seunghwan sah es noch gelassen. Er sagte nur, dass das öfters passierte und das man sich nach dem Konzert um ihn kümmern würde. Vielleicht war sie noch nicht lange genug im Geschäft, doch Skye nahm das nicht so auf die leichte Schulter. Sie wusste, dass öfters solche Dinge passierten. Kreislaufzusammenbrüche, Schwächeanfälle, Nasenbluten. All das waren Anzeichen, dass der Körper nicht zufrieden war und eigentlich sollte man auf seinen Körper hören. Es wunderte sie auch nicht wirklich, als sich Chen nach kaum fünf Minuten wieder auf die Bühne quälte.
„Aber mach langsam“, mahnte sie ihn und stellte einen Klappstuhl an den Rand der Bühne, dass er sich setzen konnte, wenn er wollte. Zu ihrer Überraschung machte er es auch tatsächlich. Wenn sie standen und sangen, setzte er sich hin.
„Good boy…“, flüsterte sie.
Bekanntlich soll man den Tag nicht vor den Abend loben. Es war kurz vor Schluss, als die Jungs fröhlich über die Bühne sprangen und mit den Fans interagierten. Skye versuchte wie eine Löwenmutter alle im Auge zu behalten. Chanyeol stand am Rand der Bühne und sprang auf und ab, da machte er einen Fehlschritt und stürzte. Die Sicherheitsleute waren als erstes bei ihm, dann Skye. Er blutete, auch wenn sie noch nicht wusste woher das Blut kam. Sie trugen ihn hinter die Bühne auf eine Liege. Noch bevor der Arzt bei ihm war, untersuchte Skye ihn. Sie leuchtete mit einer Taschenlampe in seine Augen, um zu sehen wie seine Pupillen reagierten. Er hatte sich wohl den Kopf gestoßen und eine kleine Platzwunde. Die Amerikanerin desinfizierte sich die Hände und machte einen Druckverband.
Bis Seunghwan bei ihnen ankam, stand der Arzt ruhig neben Skye.
„Wieso tun sie nichts?“, fragte der Manager.
„Ach, sie macht das ganz gut. Wir werden nicht um ein Kopf CT kommen, das hat sie aber auch schon erkannt. Sie hat die Pupillen geprüft, einen Druckverband gemacht, die Wunde am Arm gereinigt, da kann sie die jetzt auch noch verbinden“, sagte er Arzt ganz ruhig.
Skye fuhr mit in das Krankenhaus. Ihn würde sie nicht mehr auf die Bühne schicken.
Nach dem Konzert kam Chen und die anderen ebenfalls ins Krankenhaus, denn Chen musste auch durchgecheckt werden.
„Wie geht es ihm?“, fragte Suho beunruhigt, als sie ankamen.
„Okay. CT war gut, er wird eine kleine Gehirnerschütterung haben. Die Wunde an der Stirn muss nicht genäht werden und am Arm sind nur Schrammen“, erzählte die Assistentin.
„Puh, zum Glück…“, kam es von Sehun, der direkt von einem vernichtenden Blick getroffen wurde.
„Zum Glück? Das nennst du Glück? Das war pure Dummheit. Den ganzen Tag predige ich euch, dass ihr essen sollt, dass ihr trinken sollte und ihr ignoriert es und dann passieren solchen Sachen. Ihr könnt froh sein, dass nicht mehr passiert ist, sonst hätten wir Korsika direkt absagen können.“
Keiner gab ihr Wiederworte, weil sie auch eigentlich wussten, dass sie Recht hatte.
„Tut uns leid“, kam es von Suho und dann entschuldigten sich alle.