Spätestens als EXO in der Roofbar ankamen und Skye nicht angetroffen hatten, fingen sie an sich Gedanken zu machen.
„Gut, wenn ihr Handy aus ist, ist ihr Handy aus. Ruft mal jemand im Hotel an?“, sagte Suho in die Runde und Seunghwan nickte ihm zu.
„Wo soll sie denn sein? Also ohne uns…“, kam es von Chanyeol.
„Vielleicht hat sie jemand entführt“, warf Bae in die Runde und wurde von Jongins finsteren Blick getroffen.
„Ich glaube wir hatten schon genug Drama in diese Richtung“, meinte er und dachte an den Mordversuch.
Es wurde immer später, doch sie hatten keinerlei Anhaltspunkt. Sie war nicht im Hotel, sie war nicht hier. Sie waren in Bangkok, also wo sollte sie hingehen? Bedrückt saßen sie in der Runde.
„Na ja … dann brauchen wir wohl eine neue Assistentin“, kam es trocken von Baekhyun. Chen und Suho saßen links und rechts von ihm und wollten ihm gleichzeitig einen Klaps auf den Hinterkopf geben, doch Bae duckte sich rechtzeitig.
„Gefunden!“, rief Seunghwan, der zum Telefonieren um die Ecke gegangen war. Alle schauten auf. Die Lemminge.
„Wo ist sie?“, fragte Jongin als Erstes.
„Im Gefängnis.“
Gut, es gab bessere Plätze als die U-Haft in Bangkok.
Nachdem Skye realisiert hatte, dass sie alleine in der Halle war, war ihr eigentlich klar gewesen, dass die Halle zugeschlossen und gesichert war. Sie hatte aber auch keine Lust gehabt in der Halle zu schlafen – also noch mehr, als sie ohnehin dort geschlafen hatte. Also hatte sie die Tür des Hintereingangs geöffnet. Natürlich ging ein Alarm los und noch bevor sie sich von dem Gelände schleichen konnte, war sie von drei Sicherheitsleuten umzingelt gewesen. Skye hatte nach dem Konzert ihre ‚All Access‘ Karte ausgezogen und irgendwer hatte sie, mit all den anderen Sachen weggeworfen.
Zwar erklärte sie, dass sie für SME arbeite und die Assistentin von EXO war, doch natürlich glaubte ihr das niemand.
Sie erinnerte sich, wie sie mal fast verhaftet worden wäre, als sie in das Suju-Dorm hatte einbrechen wollen. Lustig, dass sie jetzt verhaftet wurde, weil sie ausbrechen wollte.
Ihr Handy war auch tot, also konnte sie den Sicherheitsleuten auch keine Emails oder ähnliches zeigen. Und so kam die Polizei und die Polizei nahm Skye erst mal mit.
Immerhin hatte sie ihren Reisepass dabei und sie erklärte, dass sie im Anantara Riverside wohnte – mit EXO. Die Polizisten rollten mit den Augen und sagten etwas von Groupie, riefen aber doch in dem Hotel an. Das Hotel wiederum informierte Seunghwan.
Skye saß aber fast zwei Stunden in einer Zelle mit neun anderen Frauen. Anfangs hatten sie die Amerikanerin skeptisch beäugt, doch nachdem sie herausbekommen hatte, dass Skye der Sprache mächtig war, war das Eis dann doch recht schnell gebrochen.
„Und du fliegst morgen schon wieder?“, fragte eine der Frauen.
„Ja, leider.“
„Schade, mein Cousin heiratet am Donnerstag und es gibt eine riesige Feier“, sagte sie weiter. Skye wurde sofort adoptiert.
„Beim nächsten Mal komme ich gerne vorbei“, versprach die Amerikanerin.
Jedenfalls, nach zwei Stunden kam ein Polizist, um Skye aus der Zelle zu holen. Seunghwan stand vorne am Empfang.
„Was ist denn passiert?“, fragte er entsetzt.
„Ich bin eingeschlafen und als ich aufgewacht bin, waren alle weg und die Türen waren verschlossen. Also habe ich beim Verlassen einen Alarm ausgelöst.“
„Das ist so eine schlechte Geschichte, für die Jungs musst du die besser verpacken“, tadelte er und grinste. Der saß ja auch keine zwei Stunden in Bangkok im Gefängnis!
EXO hatten natürlich im Bus gewartet – das wären tolle Schlagzeilen gewesen: Exo besuchen Gefängnis bei Nacht.
Kaum öffnete sich die Tür, da kam ihr schon Jongin entgegen.
„Was hast du denn gemacht?!“ Sorge lag in seiner Stimme und Skye wusste, dass er an den Hangang-Vorfall dachte.
„Also, es war so: Nach dem Konzert wollte ich eine Runde drehen, eine Horde Fans hat mich niedergestreckt, mit meine All Access Karte gestohlen und mein Handy. Dann haben sie mich geknebelt und gefesselt in einen der Technikräume im Keller eingesperrt. Es hat ewig gedauert, bis ich mich befreien konnte! Als ich dann endlich die Fesseln gelöst hatte, war die Halle abgeschlossen. Der Alarm hat das Sicherheitspersonal aufgescheucht und die haben die Polizei verständigt. Ich habe versucht zu fliehen und habe mir eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert, die mich schließlich in eine Sackgasse getrieben hat.“
Acht Paar skeptische Augen schauen sie an. Seunghwan klopfte ihr auf die Schulter.
„Das war zu sehr aufpoliert“, bemerkte er.
„Du bist eingeschlafen?“, fragte Chen.
„Ich bin eingeschlafen“, gab sie zu.
Durch ihren ungeplanten Aufenthalt auf der Polizeistation hatte Skye natürlich ihr Essen verpasst. Die anderen hingegen waren viel zu besorgt gewesen, um etwas zu essen. Das Ende vom Lied war, dass sie alle hungrig waren.
Seunghwan ging an die Rezeption und nach ein paar Minuten kam ein Kellner, der sie auf die Terrasse führt. Auf die Schnelle hatte man hier einen Tisch für sie eingedeckt. VIP war halt VIP. Seunghwan hatte schon bestellt und zu ihrer alle Überraschung hatte er Burger und Fingerfood bestellt.
„Warte, ist das wieder so ein Test und wenn wir das wirklich essen bekommen wir Ärger?“, fragte Sehun.
„What the hell is wrong with you?“, fragte Skye und nahm sich einen Cheeseburger. Die Chance würde sie sich nicht entgehen lassen, dass sie mal so ein Essen bekamen, wenn Seunghwan bestellte, grenzte an ein Wunder.
„Bin ich froh, wenn wir auf Korsika sind“, sagte Jongin und ließ sich auf Skyes Bett fallen. Keine Ahnung wie das passiert war.
„Wieso?“, fragte Skye neugierig und legte sich neben ihn.
„Endlich mal weg, endlich mal etwas ähnliches wie Urlaub. Ja, wir haben das Fotobuch, aber normalerweise sind das immer recht entspannte Shooting. Entspannen am Meer … du und ich … alleine.“
„Ach, wann genau passiert das?“ Skye grinste und der Sänger zog sie zu sich.
„Hoffentlich oft“, erwiderte er und küsste sie. Skye hatte fast vergessen wie gut sie zusammen waren, wie ihre Körper miteinander kommunizierten. Tae war ein toller Küsser, aber wenn sie in Jongins Armen lag, wusste er genau welche Knöpfe er bei ihr drücken musste. Und ihr Körper hatte ihn vermisst. Sie verschlungen sich ineinander und irgendwann wollte er ihr die Shorts ausziehen, als sie ihn aufhielt.
„Ich denke wir sollten noch etwas warten“, sagte sie, die Stimme der Vernunft. Jongin stöhnte genervt.
„Das kannst du mir nicht antun“, jammerte er. Sie wusste das er bereit wäre und es bot sich auch an, mit dem Hotelzimmer und der schönen Aussicht. Aber nur weil sie keinen Sex hatten, hieß das nicht, dass sie keinen Spaß haben konnten.
Skye wachte als Erstes auf und schloss die Augen direkt wieder. Das letzte Mal hatte sie um kurz vor 4 Uhr auf die Uhr geschaut und sie fühlte sich total gerädert. Das Problem bei Skye war, dass wenn sie einmal wach war, war sie wach. Es gab Leute, die konnten sich 13 Mal hintereinander ‚Schlummern‘ einstellen und schliefen jedes Mal wieder für 5 Minuten ein. Skye wäre das zu blöd. Ob sie jetzt aufstand oder in 5 Minuten, machte den Bock auch nicht mehr fett. Allerdings war es verlockend mit Jongin zu kuscheln und um ehrlich zu sein hatte Skye keine Ahnung wie spät es war. Ihr Handy lag auf dem Nachttisch, doch Jongin hatte seine Arme um sie gelegt. Und so passierte es, dass sie tatsächlich noch einmal einschlief.
In ihrem Traum reiste sie zu Taehyung, sie lag in seinen Armen und nicht in Jongins und er schaute sie verträumt an.
„Ich dachte du liebst mich“, sagte er und strich ihr durch das Haar.
„Dazu ist es noch zu früh“, erwiderte Skye und stand auf dem Bett auf.
„Eines Tages wirst du mich lieben“, meinte Tae und stand ebenfalls auf.
Skye ging durch die Tür des Badezimmers und stand an einem Strand, nein, nicht ein Strand, sondern ihr Strand. Sie war auf Adavaci Island und die Sonne ging unter.
„Es tut mir leid“, hörte sie ihn sagen.
„Was tut dir leid?“, fragte die Amerikanerin verwundert.
„Das er dir eines Tages so das Herz brechen wird.“
„Wer?“
„Du weißt wer.“
Skye wurde aus dem Traum gerissen, als ihr Wecker klingelte. Jongin fing ebenfalls an zu brummen und zog die Decke über sie beide.
„Davon wird er nicht leiser“, stellte Skye lachend fest.
„Doch, ein wenig“, murmelte er und zog sie enger an sich.
Am Ende waren die beide so in der Decke verstrickte, dass sie sich selbst kaum noch befreien konnten. Bei ihrem Kampf mit der Decke, verloren sie irgendwann die Übersicht über die Dimensionen des Betts und gemeinsam knallten sie auf den Boden.
„Ahhhhh“, jammerten sie beide und Skye boxte Jongin.
„Womit habe ich das verdient?!“
„Die nächste Woche werden Bilder von euch geschossen! Du brauchst keine blauen Flecken!“
„Ach und du denkst, wenn ich eh schon einen blauen Fleck habe, dass ein zweiter dann auch nicht mehr auffällt?!“, fragte er lachend und rieb sich den Arm.
Gestern Nacht … oder heute Nacht … hatten die EXO Sänger ja noch Angst um Skye gehabt, dass ihr etwas passiert war. Diese Angst war am Morgen verflogen.
„Ach, guten Morgen, vermisst du schon die schwedischen Gardinen?“, fragte Baekhyun in seiner Art und bekam einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Da hat eine Frau aus deiner Zelle angerufen, sie wollen sich alle ein Tattoo stechen lassen und haben gefragt, ob du mitmachst“, neckte sie Sehun. Skye bemühte sich gar nicht mehr ihm auch eine zu verpassen. Sie würde sich das in Ruhe anschauen und je nachdem wie viele auf den Zug mit aufspringen würden, würde sie sich schon entsprechend etwas einfallen lassen. Auf Korsika gab es viele Dinge, die sie tun könnte. Wie ihnen eine Kuh ins Zimmer stellen. Als wüsste irgendeiner von ihnen, wie man mit Kühen umgeht.
Chen und Suho hatten da schon etwas den Dreh mit Skye raus und würden sich hüten etwas zu sagen.
„Morgen Skye, schau mal, ich habe mich dir angepasst“, kam es dann auch noch von Chanyeol, der ein organgenes T-Shirt anhatte.
„Ich möchte nur erwähnen“, begann Chen, „dass Suho und ich uns nicht abfällig geäußert haben.“
„Habe ich aufgenommen“, bestätigte sie ihm und holte sich Frühstück.
Nach dem Frühstück fuhren sie los in das Einkaufszentrum, dass heute eröffnet wurde. Die Eröffnung war erst um 14 Uhr, doch vorher sollte man noch Bilder schießen und sie allen möglichen wichtigen Leuten vorstellen und natürlich mussten sie gestylt werden. Hier übernahm die Kooperation aus Bangkok die Leitung und übersetzte für die Jungs. Skye hingegen setze sich in den gekühlten VIP Bereich und bearbeitete die Mails. Sie hatte einmal den Fehler gemacht in einem Kaufhaus einfach umherzuirren und würde diesen Fehler nicht noch einmal machen.
Youngjun hatte ihr gesagt, dass sie sich nicht um die Mails kümmern musste, wenn sie auf Korsika waren, aber sie wollte ihm doch zumindest ein geordnetes Postfach überlassen.
„Jagiya!“, hörte sie Jongin rufen und schaute auf. „Man hat uns auf eine private Shoppingtour eingeladen, komm!“
Skye überlegte, ob sie darauf wirklich Lust hatte.
Wenn man spontan Multimillionär wurde durchlebte man mehrere Phasen. Die erste Phase war die ‚Ich weiß gar nicht was ich damit anfangen soll‘-Phase. Normale Menschen dachten gar nicht in solchen Beträgen und dann hatte man plötzlich mehrere Millionen auf dem Konto und man bekam Angst vor diesem Geld! Zumindest hatte Skye Angst vor dem Geld gehabt, davor komplett auszurasten und in einem Jahr alles zu verschleudern – gab es alles schon.
Danach kam die ‚Existentielle Anschaffungen‘-Phase. In dieser Phase dachte man langfristig, man wollte sich für die Zukunft absichern. In dieser Phase kaufte man überwiegend Häuser. Ließ sich privat krankenversichern. Skye hatte sich ein Haus in der Nähe von Brinnon gekauft. Es lag in der Nähe von Seattle, hatte einen Strand und auf der anderen Seite des Meeres lag der Olympic National Park mit unendlichen Wäldern und Bergen. Sie hatte am Anfang etwas Zeit gebraucht um abzuschalten, ihre Gedanken zu sammeln und sich nichts desto trotz noch um ihr Studium zu kümmern. Das Meer hatte ihr schon immer geholfen, auch wenn das Meer in Washington natürlich nicht mit dem Meer auf Fiji zu vergleichen war, doch in den Sommermonaten ging sie dort tatsächlich schwimmen.
In das Haus ihrer Mutter wollte sie nicht mehr, daher hatte sie es leergeräumt und die Sachen in einer Lagerhalle untergebracht. Tatsächlich hatte Skye nicht viele Häuser, denn jedes Haus musste verwaltet werden. Jemand musste sich um den Garten kümmern und sauber machen, daher zog sie es vor in Hotels zu wohnen, wenn sie durch die Gegend reiste.
Danach kam die ‚Gönn dir‘-Phase. Hier machte man kleinere Anschaffungen. Schmuck, Klamotten, in Skyes Fall eine neue Tauchausrüstung. Sie brauchte keinen eigenen Schneider und sie sah es auch nicht ein, für einen Pullover 500$ auszugeben. Sie wusste bei manchen Marken gar nicht, was die Preise rechtfertigte. Ja, sie hatte ein paar teure Kleider und Kostüme, doch die waren auch für offizielle Auftritte. Doch im Alltag zog sie sich recht normal an. Sie mochte Schmuck und hatte sich ein paar Dinge bei Tiffany gegönnt, aber oft hatte sie Angst die Sachen irgendwo zu verlieren und so lagen sie die meiste Zeit im Safe. Wenn man so viel Geld auf dem Konto hatte, machte es die Kaufentscheidung oft einfacher, doch sie musste es nicht überstrapazieren.
Irgendwann folgte dann die Resignation, die ‚Eigentlich habe ich alles‘-Phase. In dieser befand sich Skye zurzeit. Ja, bei Daiso mal 500$ auf den Kopf hauen und das ganze Auto voll packen war in Ordnung, doch eigentlich kaufte sie im Moment gar nicht so viel ein. Sie hatte sich inzwischen mit Klamotten ausgestattet, Schuhen und Handtaschen, aber sie war kein Shoppaholic.
Tatsächlich mochte Skye Märkte mit handgemachten Sachen. Es gab viele talentierte Leute, die sich durch’s Leben kämpfen. Sie mochte den Dongjin Mark in Yeonnamdong total gerne. Es war ein normaler Markt, doch freitags war hier auch der Nachtmarkt und am Wochenende gab es dort einen Flohmarkt, wo regionale Künstler Schmuck, Taschen, Gemälde und Essen anboten. Sie mochte Dinge mit einer persönlichen Note, nicht diese 0815 Dinge, die man überall kaufen konnte.
Sie schlenderten durch das Kaufhaus, wobei die Jungs viel mehr Spaß am Shoppen heute hatten, als Skye. Sie lief den anderen langsam hinterher und versuchte alle irgendwie im Auge zu behalten, als ihr Handy klingelte.
„Jungkook-shi?“, fragte sie überrascht ins Telefon.
„Guten Morgen … oder eher wohl guten Tag“, erwiderte er und sie lächelte.
„Ja, guten Tag. Ist alles okay?“ Sie wusste nicht wieso er anrief und vermutete – natürlich – das Schlimmste.
„Ja, ja, alles ist gut.“
„Nicht das ich mich nicht freue, dass du anrufst … aber … wieso rufst du an?“
Der Sänger am anderen Ende der Leitung lachte fröhlich.
„Darf ich nicht die zukünftige Frau einer meinen besten Freunde ab und an anrufen?“
„Ah … er zieht das noch durch“, stellte die Amerikanerin fest.
„Du hast keine Ahnung!“
Skye schaute sich kurz nach den anderen um, aber die plünderten gerade Gucci.
„Nein, es hat einen Grund, wobei ich auch einfach gerne mit dir rede. Ich weiß nicht ob Tae es dir erzählt hat, aber er nimmt gerade eine Single auf.“
Nein, das hatte sie wirklich nicht gewusst.
„Er hat einen Song, der ein Duett werden soll, doch er ist irgendwie mit allen Sängerinnen unzufrieden – ich frage mich wieso nur … jedenfalls dachte ich, dass du den Song vielleicht mal einsingen könntest.“
„Kookie …“, begann Skye.
„Ich weiß, ich weiß, du willst kein Idol werden. Du willst nicht mehr Aufmerksamkeit auf dich ziehen als nötig und ich weiß, dass du wieder mit Jongin zusammen bist, aber es geht nur um einen Song, nicht um eine Welttournee“, verteidigte er sein Vorhaben.
„Wow, Idolbook ist gut informiert.“
„Idolbook?“
„Never mind …“, erwiderte sie nur. „Okay, schick es mal rüber“, gab sie schließlich nach.
Nach der Kaufhauseröffnung ging es direkt zum Fernsehsender. Sie bekamen eine riesige Umkleide, wahrscheinlich weil sie eben EXO waren. Alle paar Minuten kam jemand mit frischen Getränken vorbei, es stand Obst bereit und man hatte ihnen die Klimaanlage so aufgedreht, dass Skye sich eine Decke hat bringen lassen.
Während die Sänger fertig gemacht wurden, saß die Assistentin mit Kopfhörern auf der Couch und hörte sich das Demotape von Taehyungs Song an. Es war ein wunderschöner Song, darüber wie man eine schwere Zeit überstand und diese irgendwann zu Ende war. Eines Tages würde der Tag sein, an dem man das Alte hinter sich ließ und gemeinsam begann, seine Träume erfüllte. Es war ein leichter Song, nicht vom Gesang, sondern vom Gemüt. Sie hatte traditionelle Instrumente eingebaut, was Skye super schön fand.
Skye lächelte und versank in seiner Stimme. Sie fand das Tae eine wahnsinnige Entwicklung durchgemacht hatte und erinnerte sich noch an das BTS Debüt. Damals wusste sie noch nicht so richtig, was sie mit BTS anfangen sollte und so blieb das auch eine Weile. Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern, wann der Wechsel kam, es war wohl rund um ‚Not today‘ und ‚Fire‘. Vorher hatte sie der Band kaum Beachtung geschenkt, doch dann war es ganz große Liebe. Wobei sie, ähnlich wie bei Super Junior, keinen tatsächlichen Liebling hatte, sondern eher die Gruppendynamik bewunderte.
Wenn sie an ‚Boys in Luv‘ zurückdachte und daran das Taehyung früher eigentlich gar nicht gesungen hatte und nun diese wundervolle Stimme hatte, war es schon ein langer Weg gewesen. EXO waren schon immer tolle Sänger gewesen. Baekhyun, Kyungsoo und Chen hatten schon immer tolle Stimmen. Natürlich hatte sich ihr Stil im Laufe der Jahre geändert, einfach weil sie erwachsener wurden und anfingen ihre Songs selbst zu bestimmen, aber das Baekhyun singen konnte war schon immer so gewesen und überraschte niemand mehr. BTS hatten da auf jeden Fall eine deutliche Veränderung durchlebt, von der Hip Hop Gruppe zu einer Gruppe, die nicht nur gute Musik machte, sondern auch viele Ideale vermittelte.
Sie schaute sich die Lyrics an und fing leise an mitzusingen, um in den Flow zu kommen. Damit zog sie natürlich die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.
Chen setzte sich auf den Couchrand und schaute sie fragend an, bis sie die Kopfhörer abnahm.
„Was singst du da?“
„Ach, das ist ein Demo von Taehyung.“
„Hört sich wie ein Duett an“, stellte Baekhyun fest.
„Jein, es soll auch eine Version mit Rap geben“, erwiderte sie und mochte nicht in welche Richtung das Ganze ging.
„Du singst ein Duett mit Taehyung?!“, fragte Suho und natürlich kam in diesem Moment Jongin die Tür rein.
„Was tust du?“
„Ich tue erst einmal gar nichts“, stellte sie klar. „Kookie hat mich angerufen und er sagte, dass Tae unzufrieden mit seiner Partnerin war und er hat mich drum gebeten es mir nur mal anzuhören.“
Wieso taten sie alle so, als wäre das ein großes Ding?
„Ist der Song gut?“, wollte Jongin wissen.
„Sehr gut“, gab sie zu. Er setzte sich zu ihr auf die Couch und nahm ihr die Kopfhörer ab.
„Lass mich mal hören.“
Die anderen hingegen hatten mit vielen Reaktionen gerechnet, aber nicht mit dieser.
Etwas später, kurz bevor der Auftritt anfing, standen Baekhyun, Suho und Chanyeol zusammen.
„Meint ihr wirklich er würde Skye mit Taehyung ein Duett aufnehmen lassen?“, fragte Chanyeol skeptisch.
„Es war diplomatisch das Beste was er hätte tun können. Wenn er ihr es verboten hätte, hätte sie es erst recht gemacht. Das ist wie mit Kindern. Umgekehrte Psychologie“, erklärte Baekhyun.
„Du meinst er tut nur so, als wäre er cool damit, damit sie es nicht macht?“, fragte Suho nach.
„Hallo? Wie lange kennst du ihn? Er ist so was von nicht cool damit, zumal Taehyung offensichtlich an Skye interessiert ist. Und meint ihr es war Zufall, dass Jungkook sich bei Skye gemeldet hat und nicht Taehyung?“
„Was? Taehyung hat Jungkook vorgeschickt, weil er wusste, dass so seine Chancen besser sind, dass sie mitmacht?“, wunderte sich Chanyeol. Baekhyun schaute zwischen seinen Bandkollegen hin und her.
„Meine Güte, ihr bekommt auch gar nichts mit.“
Er hingegen sah das Chaos schon kommen. Er konnte es vor sich sehen, wie sich die Partikel zu einem riesigen Klumpen zusammensetzen, der eines Tages explodieren würde und er könnte dann sagen ‚Ich habe es euch doch gesagt‘. Er freute sich auf den Tag, Jongin wohl eher nicht.