Sie ließen den Abend gemütlich ausklingen nach der Musikshow, was Skye auch ganz Recht war. Chen und Chanyeol wirkten zwar fit, aber sie wollte ihnen nicht zu viel abverlangen und Seunghwan schien auch froh zu sein, dass sie alle zusammenblieben.
Nach dem Abendessen waren sie noch mal im Pool gelandet um sich von Xiumin verabschieden. Er würde am 7. Mai in die Armee eintreten und würde daher nicht mit nach Korsika kommen. Einerseits war es schwer für die Gruppe ihn in ‚zurückzulassen‘, aber Skye glaubte, dass es für Xiumin besser war sich hier von ihnen zu verabschieden und noch eine Woche in Korea zu haben, um Zeit mit seiner Familie und Freunden zu verbringen.
Dann hieß es auch schon Kofferpacken und ab an den Flughafen, denn der Flug von Bangkok nach Paris würde um kurz nach Mitternacht starten.
Jongin und Skye hatten zwei Plätze in der 1. Klasse nebeneinander, was bedeutete, dass sie im mittleren Gang waren. Jeder hatte eine eigene Kabine, jeweils eine auf der Seite an den Fenstern und im Mittelbereich zwei nebeneinander. Dort hatte man eine Trennwand zum hoch- und runterfahren. Zu Skyes anderen Seite, getrennt durch den Gang, war Suho.
„Keine unanständigen Sachen, ich sehe alles“, sagte der Bandleader und Jongin schmiss mit seinem Kissen nach ihm.
Skye war müde und freute sich auf ein Nickerchen. Da sie schon einschlief, bevor der Flieger abgehoben war, hatte Jongin keine Möglichkeit gehabt sich zu ihr zu legen. Skye schlief, bis es ein spätes Abendessen gab. Sie hatte ja die Vermutung, dass die Fluggesellschaften den Kunden sofort etwas zu essen gaben, weil dort Schlafmittel drin war und sie danach ihre Ruhe vor den Gästen hätten. Jongin rüttelte leicht an ihr und der Geruch von Essen stieg ihr sofort in die Nase. Essen auf einem Flug war ihr eigentlich egal. Sie war bis zu ihrem Lottogewinn immer nur Eco geflogen und man konnte sich ja auch etwas zu essen mitnehmen. Ihr Rucksack war immer voll mit Essen gewesen. Ramen oder andere Instant-Noodles, denn heißes Wasser gab es auf jeden Fall, Würstchen, was zum Knabber, Schokolade. In so einen Rucksack passte viel. Oft wurde sie von erstaunten Passagieren angesprochen, wie sie das alles durch die Sicherheitskontrolle bekommen hatte, doch eigentlich durfte man fast alles mit ins Flugzeug nehmen – in der Regel nur nicht wieder mit raus. Viele Länder waren streng bei der Einfuhr von Lebensmitteln. Tatsächlich hatte sie noch nie wegen etwas Ärger bekommen und sie hatte oft Essen im Koffer geschmuggelt … und in ihrem Rucksack. So hatte sie sich in der Economy ernährt, das war kein Problem, ihr eigentliches Problem war die Sitzposition. Nach 11 Stunden Flug in der Economy fühlte man sich elend – oder zumindest sie fühlte sich immer elend. Dabei musste sie sagen, dass sie weniger Rückenschmerzen hatte, wenn sie den Sitz aufrecht hatte, als wenn sie ihn nach hinten kippte. Wie viel Grad waren das? 15%? Das war doch auch keine natürliche Position, dieses halb-gekippte. Deswegen waren Business und First Class für sie ein Segen, nicht wegen dem Essen, sondern wegen dem Liegen. So einen Quatsch wie ein Schlafzimmer und eine Dusche, wie auf dem Flug nach Singapur, brauchte sie eigentlich auch nicht. Es war total überzogen. Andererseits, wenn man es als kostenloses Upgrade bekam, beschwerte sie sich da auch nicht drüber.
Irgendwann schlief Jongin und Chen, der hinter Skye saß, schaute über die Lehne.
„Was tippst du da?“, fragte er neugierig und das Schlimmste, was Skye tun konnte, war das Tablet wegzulegen.
„Nichts.“
Sofort sprang Chen auf und kam zu ihr und schnappte sich das Tablet.
„Chen!“
Skye stand auf, doch Chen war schon in Richtung Toilette gelaufen und sperrte sich dort ein, bevor Skye ihn erwischen konnte. Sie klopfte an die Tür, erntete aber nur genervte Blicke von den anderen Fluggästen und hörte daher auf zu klopfen.
Nach gefühlt einer Ewigkeit öffnete er die Tür.
„Du schreibst eine Geschichte über uns?!“
Sie hatte gerade an Star Idol geschrieben und sie hatte den Jungs nichts davon erzählt, weil es albern war und mehr zur Ablenkung diente.
„Ja, aber es ist nur … es ist doof.“
„Nein, ist es nicht, das ist total spannend! Ich finde du hast uns sehr gut getroffen. Ich will wissen wie es weiter geht!“, beharrte er und Skye grinste.
„Wirst du es veröffentlichen?“
„Ach Quatsch, ich schreibe es nur … ich habe manchmal so Träume von euch als Aliens und ich dachte …“
„Wieso rechtfertigst du dich immer, wenn du etwas gut machst?“, fragte der Sänger irritiert.
„Ich …“, die Amerikanerin stockte und dachte darüber nach. Es war einfach schlecht über tote Leute zu reden, doch wahrscheinlich war ihre Mutter daran schuld. Nie war etwas gut genug gewesen. Selbst im Turnen, wenn sie eine Medaille nach Hause gebracht hatte, die nicht Gold war, war es nicht gut genug gewesen. ‚Wieso warst du nicht die Erste?‘. Man bekam irgendwann ein dickes Fell, doch im Unterbewusstsein war es irgendwie immer da. Auch wenn sie fotografierte oder sang. Andere liebten ihre Stimme und ihre Bilder und Skye suchte oft nach etwas, was besser hätte sein können.
Es war ein langer Flug der schließlich um 7 Uhr morgens temporär sein Ende fand. Der Weiterflug auf Korsika war in 6 Stunden, doch sie mussten auch den Flughafen wechseln, was in Paris aufgrund des Verkehrs doch recht stressig war. 6 Stunden war für Skye trotzdem genug Zeit gewesen, um ein Frühstück in Paris zu planen. Während die Koffer schon auf dem Weg zum Flughafen Orly waren, fuhr ihr Bus einen Umweg durch die Stadt.
„Skye, bist du sicher, dass wir noch richtig sind?“, fragte Suho und schaute aus dem Fenster.
„Jup“, erwiderte sie. Sie hatte den Sängern natürlich nichts von dem Ausflug in die Stadt erzählt, ein paar Überraschungen behielt die Assistentin für sich.
Schließlich hielt der Bus an und die Gruppe von Lemmingen schaute neugierig.
„Na kommt“, sagte Skye fröhlich und verließ den Bus. Um ehrlich zu sein war Skye kein Freund von Paris. Sie fand nicht, dass es den Charme hatte, wie es in den Bildern angepriesen wurde und doch hatte auch Paris seine schönen Ecken. Und genau in so eine Ecke gingen sie. Der Bus kam allerdings nicht in die kleine Gasse rein, so mussten sie das letzte Stück laufen. Und dann, am Rande eines kleinen Parks, lag eine Bäckerei, die Skye vor vielen Jahren entdeckt hatte. Hier hatte man noch dieses Paris-Gefühl, umgeben von alten, schönen Häusern, dem kleinen Park und hervorragendem Frühstück.
EXO hatten von ihr Instagram-Verbot bekommen, weil sie keine Lust hatte, dass die europäischen Fans nach Korsika einflogen und sie traute das manchen Fans tatsächlich zu. Korsika, vor allem der Süden, war nicht so einfach zu erreichen, aber bekanntlich war ja dort, wo ein Wille war auch ein Weg. Sie schossen zwar alle Bilder wie verrückt, doch sie vertrauten ihnen soweit, dass sie es erst später posten würden.
„Das ist wirklich eine schöne Idee“, lobte Jongin und legte den Arm um sie.
„Ja, ich dachte mir ihr freut euch über so ein Essen mehr, als über irgendein Sandwich aus der Lounge“, erwiderte sie und klaute ihm eine Erdbeere, die er versuchte ihr aus dem Mund zu zurück zu klauen.
„Haben wir eigentlich ein Doppelzimmer?“, fragte er neckisch.
„Also ich habe ein Doppelzimmer“, meinte Skye grinsend. Tatsächlich war die Band in einem anderen Hotel untergebracht, als das Staff. Korsika war nicht günstig und Skye hatte für die Band ein schönes Hotel ausgesucht. Es lag zwar nicht am Meer, war aber total schön gemacht. Die Hotels am Meer konnte man sich kaum leisten. Skye hatte zwischen drin überlegt eine Villa zu mieten, doch da wären sie ungefähr auf das Gleiche rausgekommen und sie hätten selbst kochen müssen. Deswegen hatte sie für die Band und für sich das Hotel De Charme a Cheda ausgesucht. Es war in der Nähe von Bonifacio und im korsischen Stil gebaut, mit Steinwänden und Holzbalken. Für die Fotografen, Stylisten und Sicherheitsleute hatte sie Zimmer im Hotel Alba gemietet. Die Unterkunft lag knapp 500 Meter von dem A Cheda entfernt und kostete ungefähr die Hälfte vom Cheda. Dazu hatte sie drei Fahrer, die sie mit Minivans und Jeeps durch die Gegend fahren würden. Nicht alle Straßen waren für Busse geeignet. Es gab viele Strände, die fern ab von Gut und Böse lagen und nur über Schotterstraßen erreichbar waren, doch genau an solchen Stränden wollten sie fotografieren, deswegen hatte sie sich gegen den Bus entschieden. Und mit den Vans konnten sie auch leichter sich privat bewegen, wenn sie abends mal etwas unternehmen wollten.
Sie genossen ihr Frühstück und ließen für fast zwei Stunden einfach die Seele baumeln.
„Ich finde das faszinierend … noch vor ein paar Stunden waren wir in Thailand und jetzt sitzen wir mitten in Paris und essen Croissants“, bemerkte Chen und nahm einen Schluck Kaffee.
„Warte bis wir auf Korsika sind“, drohte Skye.
„Du magst diese Insel wirklich, oder? Was ist an Korsika so toll?“, fragte Suho.
„Es riecht unheimlich gut“, meinte Skye und warf damit mehr Fragen auf, als dass sie sie beantwortete.
Schließlich sagten sie Paris ‚Au revoir‘ und fuhren an den nächsten Flughafen. Dort wartete auch schon der Rest der SM Gruppe, bestehend aus drei Securitys, drei Fotografen und drei Stylisteninnen, und begrüßte die Sänger fröhlich.
Der Flug von Paris nach Figari dauerte keine 2 Stunden und um 14:30 landeten sie an dem kleinen Flughafen. Schon während des Langeanflugs, flog man über die Insel hinweg und konnte einen Blick auf die Landschaft der Insel werfen. Alle hingen am Fenster, um einen Blick zu erhaschen.
Pierre, ihr Hauptfahrer, begrüßte Skye mit einer herzlichen Umarmung.
„Die kennt auch einfach jeden“, kommentierte Chanyeol. Tatsächlich kannte sie Pierre seid ihr Zeit auf der Insel. Er machte Flughafentransfers, aber spielte auch Kurier und Lieferant. Sie hatte ihn extra damit beauftragt sich um die Gruppe zu kümmern, da sie ihm vertraute. Das Unternehmen wurde von der ganzen Familie bewerkstelligt, so dass die anderen Fahrer sein Vater und seine zwei Brüder waren.
„Ich dachte für das ganze Gepäck wäre ein vierter Wagen gut“, sagte der Korse auf Französisch.
„Gut mitgedacht“, erwiderte Skye und stellte ihn den Sängern vor.
Gegen den Flughafen Figari wirkte selbst der Flughafen auf Jeju groß. Es gab 2 Gates und zwei Gepäckbänder und dann hörte der Flughafen einfach auf. Es gab auch keine Zollkontrolle, da der Flughafen nicht außerhalb der EU angeflogen wurde.
Die vier Vans standen auf dem Parkplatz gegenüber und alle suchten sich einen Platz. Auf dem ersten Blick wirkte Korsika karg und verdorrt, andererseits war es auch schwer auf dem sandigen Boden zu wachsen. Grüne Wiesen waren, wenn überhaupt, künstlich angelegt, dafür gab es Macchia und Korkbäume. Korsika war durchaus grün, nur eben nicht durch Gras und Wiesen, sondern durch Büsche und Bäume, die außerhalb der Städte oft eng aneinanderwuchsen und ein undurchdringliches, oft stacheliges Dickicht bildeten, was hier und dort von Kuhwegen durchtrennt war.
Das Hotel lag etwa 40 Minuten vom Flughafen entfernt. Die Route führte sie an der Küste entlang und zeigte ihnen das Farbenspiel zwischen Grün, Braun und Blau. Obwohl sie einen wirklich langen Tag hinter sich hatten … eigentlich eher zwei Tage, getrennt durch einen 9 Stunden Flug, hingen die Sänger an der Fensterscheibe.
Schließlich kamen sie im A Cheda Hotel an und bezogen ihre Zimmer.
„Skye! Skye!“, rief Chen und Skye eilte über die Terrasse zu ihm ins Zimmer.
„Was ist los?“ Sie rechnete mit allem. Spinnen, Schlangen, Schildkröten.
„Das ist total schön hier!“
Die Amerikanerin schnaufte. Man hatte sie alle in einer Ecke untergebracht, so dass sie alle den gleichen Zugang zum Garten hatten.
„Also, wollt ihr euch hinlegen oder wollt ihr an den Strand?“, fragte sie in Runde, nachdem sich alle auf der Terrasse versammelt hatten, mit frischen Getränken.
„Strand!“, riefen sie in Einheit. War aber auch eine blöde Frage gewesen …
„Okay, ich rufe Paul an und frage wer vom Staff mitwill und ihr zieht euch hier bitte schon mal um – habt ihr alle Handtücher dabei?“
Die Assistentin hatte ihnen eine Packliste gegeben und hatte sich so Dinge anhören dürfen wie ‚Wir sind doch keine Kinder‘ oder ‚Wir packen nicht zum ersten Mal Koffer‘, doch natürlich gab es Kandidaten, die Handtücher vergessen hatten.
„Ihr gebt die erste Runde heute Abend aus“, sagte sie zu Sehun und Chanyeol nachdem sie von der Rezeption mit Handtüchern kam. Die beiden öffneten ihre Münder, wahrscheinlich um sich zu beschweren, schlossen sie aber resignierend. Die hatten noch keine Ahnung, was Korsika an Nebenkosten verschlang.
„Wooooaaaaaahhhh“, kam es von mehreren gleichzeitig, als sie den Rondinara Strand erreichten. Der Strand war recht groß, Skye wollte sie langsam auf einsame Buchten vorbereiten und es gab hier ein Restaurant. Sie hatte Pierre dort vorher anrufen lassen, um zu checken ob es schon offen hatte. Es war Anfang Mai, die Touristenzeit auf Korsika fing Anfang Juli, mit den französischen Ferien an. Das Wasser war noch nicht so warm, doch immer waren es 24°C Grad und die Sonne schien noch. Pierre hatte Getränke besorgt, die er in einer Kühlbox im Auto hatte. Es war nicht das erste Mal, dass er unvorbereitete Ausländer durch die Gegend fuhr und Skye wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
EXO schmissen ihre Sachen in den Strand und rannten ins Wasser. Witzig war, dass manche sich direkt wieder umdrehten und zurückrannten, weil ihnen das Wasser zu kalt war.
„Sorry Jungs, das ist nicht Fiji“, rief sie ihnen lachend zu.
„Ja, das ist die Antarktis!“, beschwerte sich Baekhyun und schaute das türkisfarbene Meer argwöhnisch an.
„Wenn man einmal drinnen ist, ist es gar nicht mehr kalt“, rief Jongin. Skye zuckte mit den Schultern, legte ihre Tasche ab und schaute Bae herausfordern an.
„Ich würde sagen ‚Du traust dich ja eh nicht‘, doch ich weiß, dass du dich traust. Du bist furchtlos und anscheinend auch ohne Schmerz- oder Kälteempfinden“, bemerkte der Sänger trocken.
Immerhin hatte sie ihren Neopren-Badeanzug an und redete sich ein, dass es helfen würde. Tatsächlich waren nur die ersten 10 Sekunden schlimm, dann ging es wirklich und sie schwamm zu Jongin.
„Hey“, sagte er grinsend und nahm ihre Hände.
„Hey“, erwiderte sie und ließ sich in seine Arme ziehen.
„Du hast gar keine Zeit für mich“, beschwerte er sich. Skye versuchte herauszufinden, ob er es ernst meinte oder sie nur neckte.
„Wir sind seit zwei Tagen wieder zusammen … drei inklusive Jetlag.“
„Ja und seit drei Tagen waren wir praktisch nie alleine.“
Sie löste sich aus der Umarmung.
„Ich mache hier einen Job“, stellte sie klar, doch er rollte die Augen.
„Ach komm schon, wir sind erwachsen, wir brauchen keinen Babysitter.“
„Du nimmst das vielleicht nicht ernst, aber für mich ist es schon eine große Sache. Ich muss an Tausend Dinge denken.“
„Vor ein paar Monaten hast du dich nicht so irre gemacht.“
„Ja, aber da war Youngjun da oder Seunghwan, jetzt bin ich mit euch alleine und nicht nur ein paar Stunden, in einer Umgebung, die für tollpatschige Koreaner total lebensfeindlich ist. Es gibt scharfe Steine, Seeigel, Dornen, Stolperfallen – das sind hier nicht die gut geteerten Straßen von Seoul die durchgängig blindensicher sind!“
Er merkte wie sie anfing panisch zu werden und zog sie in seine Arme.
„Hey, alles wird gut, alles wird gut“, sagte er und merkte wie sie sich entspannte. Sie schaute zu ihm auf.
„I wanna make this work but this is also my job … underpaid and with not enough days off … but it’s my job … for another four weeks.“
„Aber es ist auch dein Job meine Freundin zu sein, vergessen?“, neckte er sie.
„Ach, jetzt hältst du mir den Vertrag vor?“, fragte sie lachend.
Sie blieben gar nicht so lange im Wasser, doch sie lagen am Strand und keiner sprach ein Wort. Wahrscheinlich lag es daran, dass die meisten eingeschlafen waren, doch Skye stellte sich lieber vor, wie sie den Wellen lauschten.
Einfach nichts tun, noch nicht einmal für die Kamera posieren, denn heute waren sie kamerafrei. Paul, der Hauptfotograf, schoss zwar gerne Bilder, wenn sich die Sänger unbeobachtet fühlten, doch heute hatte noch nicht einmal er seine Kamera dabei und lag stattdessen im Sand. Die Frauen lagen unter den Bäumen, da war zwar kein Sand mehr, dafür aber Schatten. Bloß nicht die hart antrainierte Blässe zerstören. Die koreanischen Männer hatten oft gar nicht so Probleme mit der Sonne, aber gut, Männer machten in der Regel auch nicht die Beauty-Trends mit. Idols kamen zwangsläufig nicht drum herum, aber Skye fand es immer noch merkwürdig, wenn sie sah, wie die Jungs hell geschminkt wurden. Überall sonst wurde man braun gesprüht, damit es so aussah, als hätte man einen natürlichen Teint und in Korea und Japan war es genau anders herum.
Schließlich war Skye auch eingeschlafen und wachte irgendwann wieder auf. Es war auffällig ruhig, zu ruhig. Skye hob den Kopf und stellte zuerst fest, dass sie unter Sand begraben war. Ha, ha, sehr witzig, aber es sei ihnen gegönnt. Immerhin hatte sie jetzt eine Körbchengröße Doppel-E oder so. Tatsächlich war es witzig, wie das entstanden war. Leise hatten sich die Bandmitglieder dran gemacht Skye mit Sand zu überhäufen, allerdings waren sie sich bei Skye nie sicher, ob sie wirklich schlief. Normale Leute, wenn sie schliefen, bewegten sich, hatten den Mund offen, schnarchten oder schnappten, doch Skye lag total still, ihr Mund war geschlossen und sie sah aus wie ein Model für Schlaftabletten. Dazu kam, dass Jongin seinen Bandkollegen, so leise wie möglich, verboten hatte Skye im Unterbereich und an den Brüsten zu berühren und für Jongin galt es schon als berührt, wenn der Sand von der Hand auf den Körper rieselte. Diese Bereiche waren also allein ihm vorbestimmt. Skye brauchte natürlich auch etwas zum ‚anziehen‘, also zog Jongin los, um einen Stock zu suchen, mit dem er ihr ein Bikini auf den Sand malen konnte und Chanyeol nutzte den Moment, um Skyes Busen noch etwas zu erhöhen. Jongin war es zuerst gar nicht aufgefallen und er fing an den Bikini in den Sand zu zeichnen.
„Wartet? Hat jemand den Busen meiner Freundin vergrößert?“, flüsterte er und die anderen liefen lachend davon.
Skye, die noch immer im Sand begraben war, dachte daran den Spieß umzudrehen, einfach liegen zu bleiben, bis sie irgendwann zwangsläufig wieder nach ihr schauen würden, um dann die Luft anzuhalten und sich tot zu stellen. Sie konnte lange die Luft anhalten. Andererseits musste sie mal auf die Toilette. Sie stand auf und schüttelte sich den Sand ab. Wo steckten die Kerle überhaupt? Pierre hatte einen deutlichen Befehl niemals und unter gar keinen Umständen irgendwo hinzufahren, sofern Skye es ihm nicht ausdrücklich sagte oder erlaubte. Zu Fuß konnten sie es auch nicht weit geschafft haben, Korsika war ziemlich groß und bei dem Orientierungssinn der Sänger würden sie eher in Bastia landen, als zurück im Hotel. Es war aber schon fies, kein Wlan, fast nirgendwo … eigentlich so ziemlich nirgendwo.
Eigentlich konnten sie nur in der Bar gelandet sein. Skye zog sich ihr Kleidchen über und kämmte sich die Haare. Wenigstens hatten sie ihr ihre Tasche gelassen. Sie hatte tatsächlich auch Internet, aber nur weil sie so einen World-Tarif hatte, der sündhaft teuer im Monat war, aber wenn sie telefonieren musste, musste sie telefonieren und sie hatte auch keine Lust sich in jedem Land eine SIM Karte anzuschaffen.
Die Band und die anderen saßen draußen in der Lounge und jubelten fröhlich, als Skye reinkam.
„Ich hoffe du hast dir keine Sorgen gemacht“, sagte Jongin und zog sie in die Arme.
„Wieso?“
„Na, weil wir weg waren.“
„Aber wo solltet ihr schon sein? Ohne Orientierung? Ohne Auto? Ohne auch nur annähernd genug Bargeld?“, erwiderte sie trocken und die Sänger fingen an zu protestieren.
„Natürlich haben wir Orientierung!“, beharrte Sehun.
„Wo ist Norden?“, fragte die Assistentin zurück und alle fingen an in den Himmel zu schauen.
„Da ist Norden!“, kam es ziemlich überzeugend von Chanyeol.
„Das ist Süd-Westen, denn das“, sie deutete auf einen Stern, an dem er ich offensichtlich versucht hat zu orientieren, „ist nicht der Nordstern, sondern der Sirius“, erklärte sie weiter und die Blicken folgten fasziniert ihrem Finger.
„Der Sirius? Jemand hat einen Stern nach Mia und Donghaes Sohn benannt? Ich dachte diese Sternentaufen sind nicht offiziell“, kam es von Jongin, dem sie sogleich einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste.
„Der Sirius ist der hellste Stern am Firmament und hat den Beinamen ‚Hundestern‘. Nach dem Hundestern ist Sirius Black aus Harry Potter benannt, da er ein Animagus war und sich in einen großen, zotteligen Hund verwandeln konnte und nach ihm wiederum ist Mihaes Sohn benannt.“
„Okay Wikipedia und woher weißt du, dass das Süd-Westen ist?“, wollte Sehun wissen.
„Weil der Sirius nun mal im Süd-Westen steht. Hallo? Erdlaufbahn? Denkst du die Sterne hüpfen über den Himmel?“
Jongin reichte ihr sofort ein Weinglas.
„Schatz, du musst drei Gläser aufholen, um auf unserem Niveau zu sein – dann verstehst du uns auch wieder“, versicherte er. Skye nahm das Glas entgegen und nahm einen kräftigen Schluck.
„Ich muss auf die Toilette“, erinnerte sie sich und stand auf.
„Frauen und Alkohol …“, kam es nur kopfschüttelnd von Suho.