Super Junior kamen gegen 2 Uhr nach Hause und waren fix und fertig. Skye hingegen hatte vier Stunden geschlafen und war vor ungefähr einer Stunde wach geworden. Sie saß auf dem Boden, vor ihr ein Filofax und um sie herum Post it’s und Aufkleber in allen möglichen Farben und Formen verteilt.
„Was tust du da?“, fragte Leeteuk und machte einen Bogen um sie.
„Ich ordne mein Leben.“
„Oh, kannst du sowas professionell? Mein Leben müsste auch mal geordnet werden“, kam es von Eunhyuk der sich vor sie setzte.
Skye reagierte gar nicht drauf, sie suchte diesen Küken Post-It. Alles was oben rausschaute waren Mias Termine, was an der Seite rausschaute Skyes. Irgendwie hatte Skye wenig zu tun.
„Kann ich helfen?“, fragte Eunhyuk, doch Skye war voll konzentriert.
„Halt mir die Katzen vom Leib. Kiwi hat schon meinen Arzttermin geklaut.“
Um genau zu sein hing Skyes Arzttermin an Kiwis Schwanz, wie eine Fahne. Die Jungs fanden es lustig, Skye weniger.
„Ist dein Handy abgestürzt?“, fragte Heechul, der kein Verständnis für Filofaxe hatte.
„Nein, aber das ist persönlicher.“
Obwohl man ja die Seiten einfach austauschen konnte, holte sich Skye einfach jedes Jahr ein neues Filofax. Sie klebte unzählige Dinge rein und schon nach drei Monaten musste der Terminkalender mit einem Gummiband zusammengehalten. Von heute würden bestimmt auch einige Bilder rein kommen. Und jetzt hatte sie auch noch Post-It’s die aussahen wie Hunde und Katzen. Skye feierte die Artbox einfach. Der ‚Böse Laden‘. Wenn sie Freunde fragten, was es in der Artbox gab, lautete Skyes Definition: Dinge die, die Welt nicht braucht aber unbedingt kaufen muss.
Eine Stunde später hatte sie alles reingeklebt, was rein musste. Die meisten waren schon ins Bett gegangen. Sie hatten einen langen Tag hinter sich und auch Skye kroch zurück in ihr Bett.
Der Morgen kam früh. Diesmal standen Siwon und Skye gleichzeitig in der Tür.
„Schwimmen?“, fragte er und sie nickte nur. Anders würde sie sonst gar nicht wach werden. Im Hof kamen sie an dem Porsche vorbei.
„Ich traue mich ja kaum zu fragen, aber was hat es mit dem Wagen auf sich?“, fragte Siwon.
„Jiyong hat mir ein Auto geliehen“, erklärte sie und versuchte dabei so zu klingen, als wäre das völlig normal.
„Hat er gesagt, wann er es wieder braucht?“
„Nope, er hat gesagt ich kann es so lange haben wie ich will.“
„Wann ist euer Date?“
„Morgen, aber das hat damit nichts zu tun.“
Siwon hoch nur die Augenbrauen und verkniff sich ein Kommentar.
Als Skye im Schwimmbad Siwon zum ersten Mal von hinten sah, fing sie herzlich an zu lachen.
„Oh my god, what did I do to you?“
Sein Rücken sah wirklich fies aus. Lange rote Streifen zogen sich über den Rücken. Er sah es selbst natürlich nicht – was wohl auch besser war.
„Ja! Und du hast gesagt ich bin eine Memme!“
„Das habe ich nicht so gemeint!“
„Dafür hast du noch einen Knutschfleck verdient!“
Und dann rannte er los und Skye rannte weg, schreiend. Um diese Uhrzeit war noch niemand sonst in der Schwimmhalle. Wahrscheinlich weil das Wasser noch gereinigt wurde und der Chlorgeruch stieg den beiden in den Kopf. Das würde erklären, wieso sie mehr Blödsinn hier trieben, als ernsthaft zu trainieren. Skye passte nicht auf und rutsche auf den nassen Fliesen am Beckenrand aus und setzte sich auf den Boden. Siwon kam schlitternd zum Stehen.
„Alles okay?“
Skye verzog das Gesicht und rieb sich den Hintern. Das würde ein blauer Fleck werden und diesmal wüsste sie wenigstens woher er kam. Ständig hatte sie blaue Flecken und hatte nicht die leiseste Ahnung wie sie das angestellt hatte. Einmal lag sie in der Badewanne und schaute an sich herab, als sie feststellte, dass ihr ganzer rechter Oberschenkel blau war. Sie hatte sich selbst richtig erschreckt und sie fragte sich, wo der denn her kam und dass wenn sie so irgendwo dagegen gelaufen sein musste, dass so ein blauer Fleck dabei raus kam, sie sich gefälligst zu erinnern hatte. Also hatte sie sich richtig konzentriert und versucht heraus zu bekommen, was geschehen war. Zwei Tage zuvor war sie abends bei Freunden gewesen und wann dann nachts über den Highway nach Hause gefahren. Sie hatte das Fenster aufgehabt und so ein flapperndes Geräusch gehört. Irritiert versuchte sie das Geräusch zu definieren – nicht das was mit den Reifen war. Dann sah sie einen Zettel unter ihrem Scheibenwischer und fluchte. Strafzettel! Man! Natürlich hatte Skye keine Ruhe, aber auf dem Highway konnte sie nicht anhalten. Als sie vom Highway runter war und an einer roten Ampel zum Stehen kam, was sie schnell rausgesprungen, ums Auto gelaufen, war dabei mit der Hüfte am Kotflügel hängen geblieben, schnappte sich den Zettel und war wieder im Auto bevor die Ampel wieder grün wurde. Es stellte sich heraus, dass es kein Strafzettel war, sondern Werbung für einen Zirkus. Skye hatte überlegt den Zirkus wegen Körperverletzung zu verklagen. Wenn der Zirkus seine blöden Flyer nicht an ihr Auto geheftet hätte, hätte sie nicht gedacht, dass sie einen Strafzettel bekommen hätte, wäre nicht aus dem Auto ausgestiegen und sich nicht die ganze Hüfte blau geschlagen.
Es hatte wirklich übel ausgesehen und nun da sie wusste, dass sie einen blauen Fleck hatte, tat er natürlich auch weh. Der blaue Fleck war wie Schrödingers Katze gewesen. Man wusste nicht ob man einen blauen Fleck hatte oder nicht, doch wenn man wusste, dass da einer war, dann durfte er auch wehtun.
Nun war sie wenigstens auf ihren Hintern geknallt. Es tat weh, aber sie hoffte dass der Schaden diesmal nicht allzu schwerwiegend war. Mühsam rappelte sie sich auf. Siwon schaute besorgt zu ihr, doch Skye packte seinen Arm und sprang ins Wasser. Siwons Blick, als sie auftauchten war jeden blauen Fleck auf der Welt wert.
Heute gab es im Loft richtiges Frühstück. French Toast, Pancakes, gebratener Speck, Rühreier, Käse, richtiges Brot und aufgebackene Croissants. Auf dem Weg vom Walkerhill ins Loft hatten sie noch Donuts geholt und Bagels – schließlich hatte sie einige Mäuler zu stopfen. Eigentlich war es ein internationales Frühstück und erstaunlicher Weise war es in Seoul nicht so schwer richtiges Brot zu bekommen, als in Amerika.
„Wann hast du das alles eingekauft?“, fragte Leeteuk verwundert und stand vor dem Kühlschrank.
„Gestern, als ich nach Hause gefahren bin.“
Ein Auto zu haben hatte schon etwas Gutes. Man konnte einkaufen so viel man wollte und hatte einen Kofferraum, der alles für einen trug. Skye brauchte kein Auto, nur einen Kofferraum.
Kyuhyun luggte ihr über die Schulter. Auf dem Herd standen drei Pfannen.
„Kein Wunder das Amerikaner so übergewichtig sind“, stellte er fest.
„Bin ich übergewichtig?“, fragte Skye. Sie war dünn, aber wir wissen ja alle, dass die Standards für Gewicht in Korea anders liegen.
„Du bist … du bist klein.“ Da gingen selbst ihm mal die Argumente aus.
Die Kalorien waren den Herren völlig egal, als der Frühstückstisch einmal gedeckt war und sie stürzten sich auf das Essen, als hätten sie seit 3 Tagen nichts mehr bekommen. Wegen dem Comeback hatten sie hart trainieren müssen, nicht das einer von ihnen tatsächlich zu dick wäre. Beim Comeback wurde jedoch von ein paar Mitgliedern erwartet, dass sie ihre Oberkörper vorzeigen konnten. Leeteuk, Siwon, Eunhyuk und Donghae hatten die letzten Monate einen strengen Essensplan eingehalten und waren mehr im Fitnessstudio, als beim Schlafen. Objektiv betrachtet störte sich Skye nicht daran, dass sie mit Calvin Klein Models zusammen wohnte, wenn sie denn mehr oberkörperfrei umher laufen würden.
„Kim darf das nie erfahren“, sagte Eunhyuk und lud sich noch Speck auf den Teller.
„Auf gar keinen Fall, der lässt uns nach Busan joggen“, pflichtete Leeteuk bei und tunkte seinen Donut in Kaffee.
„Ich habe letztens geträumt, dass mich Kohlenhydrat-Ninjas angegriffen haben“, beklagte sich Siwon.
„Wenn die jetzt noch ein Fotobuch für’s Frühjahr ansetzen, bekommen wir die nächsten vier Monate wieder nur Schonkost und Eiweißshakes.“
Skye hatte bisher ja keine Ahnung gehabt mit welchen gravierenden Problemen sich Idols rumschlagen mussten. Sie hatte gedacht das Stalker und die Angst gegen die jüngere Konkurrenz nicht mehr anzukommen größer wäre, als die vor Schonkost.
Auf Adavaci Island war man froh, wenn man Cornflakes hatte. Sie hatten auf der Insel Hühner, Kokospalmen und bauten Wassermelonen und verschiedene Obstbäume an. Dazu fingen sie Fische und Austern. Einmal die Woche fuhren sie rüber auf die Hauptinsel um einkaufen zu gehen und wehe jemand hatte dann die Milch vergessen. Den Nachbarn zu fragen gab es da nicht. Brot backten sie selbst und das riesige Gefrierhaus und die drei Kühlschränke waren immer voll, falls mal ein Sturm kam und man auch mal eine Woche festsaß.
„Musst du nicht los?“
Kyuhyun holte sie aus ihren Gedanken und sie schaute auf die Uhr.
„Mist!“ Skye sprang auf, schnappte sich noch einen Bagel und schon war sie weg.
„Filofax funktioniert ja super“, kommentierte Heechul und nahm sich noch von den Pancakes.
„Erklärst du mir das noch mal, was macht ihr hier?“ Skye war irritiert. Sie stand vor einer Schaumstoffwand oder sowas und einem Trampolin.
In ein paar Monaten würde in Gangnam ein offizielles Kpop Museum eröffnen. Mit den Anfängen des Kpops in den 80ern bis heute. Man konnte sich Musikvideos anschauen und in die Alben rein hören und die Geschichte der Bands verfolgen. Soweit kam sie ja noch mit.
„Wir springen vom Trampolin in den Schaumstoff, damit die Abdrücke aufgegossen werden können um dann an die Fassade zu kommen.“
Es gab wohl mehrere Schaumstoff-Abteilungen. Manche wurden rein gelegt, manche sprangen. Von den großen Künstlern wurden sogar Silikonabdrücke der Gesichter genommen, damit sie später singen konnten. Gruselig? Definitiv.
„Bist du nicht zu jung um in ein Museum zu kommen?“, fragte sie ihre Chefin.
„Die Fassade ist groß.“
Und immerhin war Mia Choreografin und Model. Viele Ausländer schafften es jedenfalls nicht an die Fassade.
„Mia! Lern meinen Zwilling kennen!“
Seunghyun rannte auf sie zu, in der Hand ein Silikonabdruck seines eigenen Gesichts. Mia wich ihm aus, das war ihr zu suspekt. Skye hatte nicht gewusst das Big Bang heute hier sein würden, oder besser gesagt genau jetzt hier waren. Jiyong kam auf sie zu geschlendert.
„Na, ich habe gehört du hattest gestern dein erstes Video-Debüt.“
„Etwas unfreiwillig, aber ja.“
Er lächelte sie verwegen an, als sich etwas an seinem Blick änderte.
„Ist das ein Knutschfleck?“
„Ja.“
„In Herzform?“
„Ja.“
„Wer macht den sowas?“
„Siwon.“
Der Sänger fing an zu lachen. Skye hatte keine Ahnung was daran lustig sein sollte. Okay, ja, gut … vielleicht ein wenig.
„Sag mir nicht du hattest die Szene mit Siwon?“
„Doch.“
„Okay, dann will ich das Video nicht sehen.“
„Nein“, pflichtete sie ihm bei und grinste.
„Müsst ihr da auch rein springen?“ Sie deutete auf die Schaumvorlagen.
„Nein, wir dürfen rein laufen und cool posen“, sagte Seunghyun oder viel eher sein Gesichtszwilling.
„Ich hoffe das darfst du nicht mitnehmen“, meinte Skye und ging einen Schritt von ihm weg.
Eine Weile später beobachtete Skye Mia dabei, wie sie fröhlich immer und immer wieder in die Formen sprang.
„Und, hast du dich wieder erholt?“, raunte ihr Jiyong ins Ohr.
„Von was?“
„Na gestern Morgen warst du so rot gewesen.“
„Du auch“, erwiderte sie lachend und erinnerte sich an den wirklich guten Kuss.
„Wir könnten das ja noch mal üben, da drüben ist eine Umkleide…“
„Nein.“
„Nein? Einfach so?“
„Einfach so“, bestätigte Skye und atmete tief aus.
„Du bist eiskalt.“
„Ice ice baby…“ Und grinsend schlenderte sie davon.
„Gehst du heute Mittag in einem unserer Restaurants essen?“, fragte Mia Skye als sie auf dem Weg in die Akademie waren.
„Heute? Aber ich bin alleine.“ Sie hasste es alleine zu essen. In der Not natürlich, aber ansonsten hatte sie lieber Gesellschaft. Mia grinste.
„Sollen wir dich verkuppeln?“
„Bitte nicht.“ Sie wurde ohnehin schon genug gekuppelt.
„Aber du willst nicht alleine essen?“
„Eigentlich nicht.“
„Lass mich mal machen.“
Mia änderte den Weg, Skye hatte keine Ahnung wo sie hin fahren würden, doch sie rief auf dem Weg das Kindermädchen an, um ihr zu sagen, dass sie die Jungs nicht abholen brauchte. Abholen von was? Sollte sie jetzt mit Kindern essen gehen? Sie fragte nicht. Nach knapp zwei Wochen in Seoul hatte sie sich angewöhnt gewisse Dinge nicht zu hinterfragen.
Nach zwanzig Minuten blieben sie vor einer Kampfschule stehen und sie stiegen aus. Jonghyun und Minjae hatten Taekwondo Training und waren noch nicht fertig. Die beiden Frauen blieben am Rand stehen und schauten der Truppe zu. Nach ein paar Minuten war das Training fertig und ein überaus attraktiver Trainer kam lächelnd auf Mia zu.
„Na, die Jungs sind ja voller Elan, die Schweiz hat ihnen gut getan.“
„Du hast sie ja auch nur ein paar Stunden die Woche. Nikolai, darf ich dir Skye vorstellen? Sie ist meine neue Assistentin.“
Er lehnte sich rüber und gab ihr die Hand.
„Freut mich.“ Russe. Ein durchtrainierter, gut aussehender Russe. In Seoul. Als Taekowondo Trainer. Globalisierung war eine tolle Sache.
„Ach übrigens, Skye soll heute Mittag ein Restaurant von uns testen, inkognito. Hast du Lust mitzukommen? Geht auf mich.“
„Restauranttester? Ich kenne mich nicht besonders mit der deutschen Küche aus.“
„Wir haben auch Burger. Komm schon, du hast erst um 16 Uhr wieder Training.“
„Sollte ich mich wundern, dass du meinen Trainingsplan im Kopf hast?“
„Ich war Assistentin von Super Junior, das gehört dazu.“
Er lachte verlegen und schaute dann zu Skye.
„Euch kann man nichts abschlagen oder?“
„Frag mich mal“, erwiderte Skye lachend und schon saßen sie in seinem Auto. Mia brachte die Kinder nach Hause und würde den Nachmittag mit ihnen verbringen, während Skye den Mittag mit dem koreanischen Russen verbrachte.
Das Restaurant, das sie heute testeten, lag nicht weit weg von der Akademie. Es war nicht überdeutsch eingerichtet, nicht wie das ‚Oktoberfest‘ in Hongdae. Es war auch eher eine deutsch-österreichisch-schweizer Zusammenführung. Und es gab Burger, mit Bergkäse.
Skye bestellte die Käsespätzle und Nikolai das original Wiener Schnitzel. Als Vorspeisen hatten sie eine Curry-Kokos-Karotten— und eine Frittatensuppe. Sie ließ die Suppe zurückgehen, weil sie angeblich zu kalt war und er sein Schnitzel, weil es angeblich zu durchzogen mit Sehnen war. Mia hatte gesagt sie sollten dem Personal richtig auf den Keks gehen. Die Cola war abgestanden, das Bier zu warm – sie ließen sich einiges einfallen. Die Kellner waren alle nett und freundlich und als Entschuldigung bekamen sie am Ende sogar noch einen Kaiserschmarrn auf’s Haus.
Unterdessen unterhielten sich die beiden. Nikolai war seit sechs Jahren in Korea und hatte davor schon in Russland seine Ausbildung zum Trainer gemacht. Er konnte praktisch zuerst kämpfen und dann laufen.
„Ach, es ist einfach schön mal jemand normales zu haben“, sagte Skye und brachte ihn zum Lachen.
„Normal?“
„Normaler als im einem Loft mit Super Junior zu wohnen.“ Wieder lachte er.
„Ja, das kann ich mir vorstellen!“
Nikolai war wirklich ein angenehmer Begleiter.
Die ‚unnormalere‘ Gang war im Loft und überlegte, wie sie Skye gewinnen konnten. Irgendwie müssten sie Mia reinlegen. Immerhin waren sie elf gegen eine, wie schlau konnte Mia schon sein? Zumindest schlau genug um sich selten auf Spiele mit den Jungs einzulassen. Die letzten acht Jahre hatten die Deutsche so einiges gelehrt.
„Aber Siwon, du darfst das nicht versauen! Wenn du ihr das Herz brichst funktioniert das alles nicht!“, kam es von Eunhyuk und Siwon schaute ihn verdattert an.
„Ich… was? Wieso sollte ich ihr das Herz brechen?!“
Die anderen fingen genervt an zu stöhnen.
„Ach komm, sie steht total auf dich!“, kam es von Kyuhyun, auch wenn er das wirklich ungerne sagte. Nicht das er sein Glück bei Skye versuchen würde, auch er hatte in den letzten Jahren dazu gelernt und eine Regel hieß ‚Finger weg von Assistenten‘.
„Sie hat ein Date mit Jiyong“, bemerkte Leeteuk.
„Ich glaube das hat keine Zukunft“, grübelte Ryeowook. „Ich glaube er ist ihr zu anstrengend.“
„Mia sagte irgendwas von Kleidern, die man anprobieren müsste, aber ich verstehe sie nicht immer“, gab Donghae zu.
„Warte, was ist mit dieser Quizshow?“, kam es von Shindong. „Nächste Woche gegen SNSD?“
Bei ‚Know it all‘ traten immer 8er Teams gegeneinander an. Da Yoona zurzeit ein Musical hatte konnte sie nicht mitmachen und die Frauen durften ein Ersatzspieler wählen – Mia. Bei Super Junior würden Kangin, Donghae und Yesung nicht antreten, damit sie zu acht waren. Ich will nicht sagen, dass sie die Mitglieder ausgeschlossen hatten, die am dümmsten waren, aber vor allem Donghae und Yesung ließen sich viel zu leicht ablenken und Kangins Mund war schneller als sein Gehirn.
„Oh das ist gut, wir müssen aber warten bis sie uns provoziert, sonst sieht es so aus, als hätten wir das geplant“, erklärte Eunhyuk.
„Haben wir doch“, stellte Donghae fest.
„Deswegen bist du bei der Show nicht dabei“, sagte Heechul.
„Also, wir müssen uns alle vorbereiten. Wir dürfen nicht verlieren. Leeteuk, Sungmin und ich machen Allgemeinwissen. Wir gehen alte Shows durch und machen Tests im Internet und keine Ahnung was. Eunhyuk und Siwon, ihr macht Sport, große vergangene Sportevents und was im Moment so los ist. Heechul, Ryeowook und Kyuhyun, ihr macht Politik, ebenso historisch als aktuell, verstanden?“ Shindong hatte alle eingeordnet und die anderen wirkten zufrieden.
„Und Donghae?“, begann Shindong.
„Kein Wort zu Mia!“, ging es im Chor weiter.
„Ist ja gut!“
Nach dem Essen mit Nikolai ging sie in die Akademie, um sich noch um ein paar Dinge zu kümmern, bis Mia sie irgendwann gegen 20 Uhr rausschmiss. Mia war zufrieden mit Skyes Feedback und machte auch keine Kommentare zu Nikolai. Dafür dass Skye kein Boy-Drama wollte, hatte sie davon gerade genug an der Backe.
Zuhause angekommen war es komisch ruhig.
„Hallo?“, rief sie in die Runde und aus jedem Zimmer kam eine Antwort. Das erste Zimmer, das sie ansteuerte war Siwons, doch die Tür war abgeschlossen.
„Alles okay?“, fragte sie durch die geschlossene Tür.
„Ja, ja, alles gut, ich muss nur ein Script lernen.“
Da dachte sich Skye noch nichts dabei und ging an Eunhyuks Tür. Die war auch verschlossen.
„Alles okay?“, fragte sie auch hier.
„Ja, ja, ich schreibe an einem Song.“
Huh, okay, wieso auch nicht? Schließlich musste das Repack-Album ja auch gefüllt werden, was zweifellos in den nächsten Monaten kommen würde. Skye ging weiter zu Kyuhyun und klopfte und bekam einfach gar keine Antwort, aber auch diese Tür war zugeschlossen. Langsam kam es ihr komisch vor. Tatsächlich waren sie am Lernen und Skye sollte das nicht mitbekommen, da sie es sonst Mia erzählen könnte und dann würde sie vielleicht etwas ahnen.
„Er hat Kopfhörer auf, er hört dich nicht.“
Plötzlich stand Leeteuk hinter ihr und schenkte ihr ein Lächeln.
„Komm, wir gehen was trinken.“
Dann legte er den Arm um ihre Schultern und schob sie in Richtung Ausgang.
„Aber …“
„Nichts aber, die sind alle schwer beschäftigt, komm wir lassen sie in Ruhe.“
Wehren war nutzlos.
Sie hatten sich ein Taxi genommen und waren nach Itaewon gefahren. Wahrscheinlich dachte Teukie, dass später keiner der beiden mehr berechtigt wäre zu fahren. Es war das erste Mal, dass sie mit Leeteuk alleine war, so ganz alleine, außerhalb des Lofts. Sie landeten in einer Roofbar mit Ausblick auf den Hangang.
„Und? Erzähl mal etwas von dir“, begann er.
„Da gibt es wirklich nicht viel zu wissen, viel studiert, viel gelernt, viel gereist und jetzt bin ich hier.“
„Wo kommst du her?“
Skye nahm einen Schluck Bier.
„Aus Seattle.“ Na immerhin war das eine bessere Antwort als das Nimmerland.
„Wie bist du auf Korea gekommen?“
„Zu meiner High School Zeit war ich lange mit einem Koreaner zusammen gewesen. In einem Sommer sind wir nach Seoul geflogen, um seine Familie zu besuchen. Ich habe mich hier sofort wohl gefühlt. Ich wollte schon immer Dolmetscher werden und so kam Koreanisch mit auf die Liste. Als ich auf’s College ging haben wir uns schließlich getrennt, aber Korea blieb.“
Es war ja nicht so, als würde Skye nichts aus ihrer Vergangenheit erzählen.
„Und wie kamst du nach Fiji?“
Skye überlegte kurz oder wählte ihre Worte aus, soweit konnte Leeteuk sie noch nicht einschätzen.
„Kennst du das, wenn dir die Decke auf den Kopf fällt?“ Da konnte er nur nickten, das Gefühl kannte er zu gut.
„So war das bei mir. Ich musste raus. Weg. Soweit es ging.“
„Und dann Fiji?“
„Die Strände sind toll!“ Auch da konnte er nur nickten.
„Die Leute sind total herzlich und sie führen so ein einfaches, zufriedenes Leben. Ich finde das faszinierend. Wir machen uns über alle Gedanken. Über Geld, welches Handy man sich als nächstes holt, welche Klamotten trendy sind. Wir sparen Geld für teure Handtaschen und teure Urlaube. Die Leute dort haben so wenig und sind trotzdem so zufrieden. All diese materiellen Dinge machen uns nicht glücklich, sie lenken uns ab, von den Dingen, die wirklich wichtig sind, denen wir uns vielleicht nur nicht stellen wollen. Ich denke ich habe auf Fiji viel über mich selbst gelernt, was ich brauche und was nicht und wie man die Schönheit in einfachen Dingen sehen kann. Wenn man morgens aufsteht und blickt auf dieses türkisfarbene Wasser und der Wind rauscht durch die Palmenblätter, ist das letzte an was ich denke mein Handy oder Twitter oder meine Mails.“
Leeteuk konnte sehen, dass ihre Worte ehrlich waren, doch bemerkte er auch, dass sie den Raum mit vielen Worten füllte, aber dabei wenig von sich verriet. Sie redete viel und so hatte man das Gefühl, dass sie offen war und doch wusste man eigentlich nicht viel.
„Und deine Familie? War es nicht schlimm für sie, dass du so weit weg warst?“
„Sie haben immer zu mir gesagt ‚Folge deinem Herzen‘.“
Skye leerte ihr erstes Bierglas und bedeutete dem Kellner ihr noch eins zu bringen.
„Genug von mir, was ist mit dir?“
„Mir?“, fragte Leeteuk.
„Hey, wenn du Fragen stellen kannst, kann ich das auch.“
„Okay“, das war nur fair.
„Wieso bist du nicht verheiratet und hast Kinder?“
Teukie fing an zu lachen.
„Wie bitte?“
„Ich hab immer gedacht, dass du der erste bist, der Kinder hat. Ich glaube du wärst ein guter Vater.“
Nun leerte Leeteuk sein Glas. Für diese Konversation brauchte er Nachschub.
„Ich hatte bis vor ein paar Monaten eine lange Beziehung. Vier Jahre. Ich liebe meinen Job und ich habe immer gedacht, dass wenn die Eine kommt, dass ich mich freiwillig zurück ziehe, das sich meine Prioritäten ändern. Doch das haben sie nicht und nach vier Jahren habe ich mir gesagt, dass sie wohl nicht diese Eine ist und habe es beendet.“
Das klang erwachsen und traurig zugleich.
„Ich habe immer Donghae, Shindong und Sungmin beneidet, wie sie diese Balance zwischen Familie und Karriere gefunden haben und sowas habe ich mir auch gewünscht. Jemand der versteht, dass ich nicht immer Zeit habe und gleichzeitig jemand zu dem ich gerne nach Hause komme, bei dem ich es kaum abwarten kann aus dem Studio zu kommen. Ich glaube ich brauche Fiji als Frau.“
Beide fingen an zu lachen und ja, gern geschehen für das Kopfkino.
„Du sprichst nicht gerne über deine Familie“, stellte er fest, es war keine Frage.
„Nein, du aber auch nicht.“
„Stimmt.“ Und darauf stießen sie an.