Sie blieben bis Mitternacht und am Morgen standen sie um 8 Uhr auf. Schließlich waren sie ja nicht im Urlaub – nur auf den Bildern sollte es so aussehen.
Skye saß im Garten und genoss einen Kaffee, als Chen nass und nackt und in totaler Panik in den Garten gerannt kam. Ihre Blicke begegneten sich und Chen blieb stehen. Skyes Blick sank etwas tiefer – hey, gucken durfte man ja wohl – und eilig schlug er die Hände vor sein bestes Stück.
„Kann man dir helfen?“, fragte sie trocken. Chen, inzwischen nicht nur nackt, nass und panisch, sondern auch mit einem hochroten Kopf, hätte wohl gerne irgendwo hingedeutet, konnte aber nicht, weil seine Hände gerade anderweitig beschäftigt waren.
„Da ist ein Monster in der Dusche!“, sagte er stattdessen. Skye setzte ihre Tasse ab und als sie an ihm vorbei ging, musste sie sich bemühen nicht zu grinsen.
„I think we’re even“, meinte sie nur in Bezug auf Chens Reinplatzen währen sie mit Jongin aktiv war. Gerne hätte sie ihm einen Klaps auf den Hintern gegeben, doch sie wusste nicht, ob er das nervlich noch überstehen würde – schließlich war ja auch noch ein Monster in der Dusche.
Das Monster in der Dusche stellte sich als Ringelnatter heraus.
„Ernsthaft? Das ist dein Monster?“, fragte Skye völlig verständnislos.
„Hallo? Das ist eine Schlange!“
„Ja, eine verängstigte Schlange die sich verlaufen hat, komm her du süßes Wutzi“, sagte Skye und beugte sich runter.
„Nein!“, rief Chen, doch so schnell konnte er nicht schauen, da hatte Skye die Schlange gepackt. Chen hatte so viel Theater gemacht, dass auch die anderen kamen und das Bild, dass sich ihnen bot war äußerst irritierend. Als Skye nach der Schlange gegriffen hatte, war Chen sein bestes Stück auch egal gewesen und wollte sie aufhalten. Die Schlange hatten sie noch gar nicht bemerkt. EXO war also auf dem Wissensstand: Chen steht nackt mit Skye in der Dusche.
„Was ist denn hier los?!“, kam es von Jongin. In diesem Moment stand Skye auf und drehte sich mit der Schlange in der Hand zu den Jungs.
„Schaut mal wie süß, it’s called a grass snake“, erklärte sie. Die Sänger sahen die Schlange und fingen alle an schreiend wegzulaufen. Skye schaute ihnen nach und schüttelte mit dem Kopf.
„Männer sind doof“, sagte sie auf Französisch zur Schlange und trug sie in den Garten. Ringelnattern waren für den Menschen ungiftig, ergo hatten sie auch nicht die beiden markanten Giftzähne, mit denen die Schlange das Gift direkt in ihr Opfer injizierten. Natürlich hatten sie Zähne, sie mussten ja auch essen und sie hatten auch ein leichtes Gift, dass aber mit dem Speichel vermischt wurde und dann für den Menschen nicht mehr gefährlich war. Selbst auf Adavaci Island hatte sie Schlangen.
Die Sänger hatten sich in einem anderen Zimmer versteckt und die Balkontür geschlossen. Sie beobachteten Skye durch das Glas sehr genau. Die Amerikanerin setzte die Schlange am anderen Ende des Gartens aus und schnell huschte sie davon.
Skye ging zurück zu ihrem Kaffee und setzte sich wieder hin. Es dauerte ein paar Minuten, da kamen ihre Schützlinge langsam wieder raus.
„Skye! Bist du denn wahnsinnig geworden?“, fragte Jongin. Sie gab ihm den gleichen wortlosen Blick wie sonst auch, wenn er ihr diese Frage stellte.
„Das war eine Schlange!“, sagte er weiter, als er keine Antwort bekomm.
„Das war eine grass snake, ungiftig und total niedlich. Sie hatte vor euch sehr viel mehr Angst, als ihr vor der Schlange.“
Das wagten die Sänger zu bezweifeln.
Nach dem Schrecken am Morgen frühstückten sie wie Weltmeister und besprachen ihre Nahtoderfahrung. Skye hatte man von einer Hangangbrücke geworfen, gab sie deswegen an? Aber es waren Männer, sie ließ ihnen dieses Moment.
„Also, Pierre ist in 10 Minuten da. Zieht euch bitte um und zieht schon Schwimmsachen an, denn es gibt keine wirkliche Umkleide – ich meine Chen hat damit wohl keine Probleme …“ Skye grinste und die anderen klopften ihm lachend auf die Schulter.
„Ja, ja schon gut, genießt es bis ihr das nächste Mal ins Fettnäpfchen tretet.“
Da sie einen halben Tag am Strand verbringen würden, hatten die Stylisten nicht so viel zu tun – dachte Skye und lag völlig daneben. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Sie wurden mit Öl eingeschmiert und selbst nasse Haare wurden noch gestylt, Sand wurde von ihrer Haut abgeklopft und ständig gab es frische, trockene Handtücher, denn nasse Handtücher waren nicht mehr so hübsch.
„Ich wusste gar nicht wie schwer es ist Model zu sein“, sagte Marco, einer der Besitzer der Strandbar. Sie hatten sich aus Holz eine kleine Bar gebaut, die total niedlich war. Skye saß bei Marco und Stephan und trank einen Cocktail.
„Ich auch nicht“, erwiderte sie kopfschüttelnd.
„Und, wie lange bleibst du?“, fragte Stephan. Und nein, es war nicht komisch, dass Skye großteils nur Männer kannte. Sie kannte auch Frauen auf Korsika, die arbeiteten nur nicht dort, wo Skye sich rumtrieb. Skye liebte den Strand, das Meer, sie tauchte und surfte und da begegneten man vielen Männern, die diese Sportarten zum Profilieren benutzten. Gut, nicht alle, aber viele. Natürlich gab es auch weibliche Surfer, aber die hatten tagsüber meistens einen Job.
„Nur bis Mittwoch“, erwiderte sie und schaute EXO weiter zu, wie sie sich sexy im Sand wälzten.
„Das ist nicht lange“, stellte Marco fest.
„Nein … ich muss auch zugeben, je länger ich hier bin, umso mehr vermisse ich es. Ich vermisse aber auch Korea. Ich habe mich ganz schön an das Leben dort gewöhnt.“
„Haben die Strände?“
„Ja, im Süden, aber auch nicht wie hier“, gab sie zu. Jeju hatte zwar ganz schönen Sandstrand, aber was an Korsika schön war, waren die Felsen, die Buchten, die Bäume – die Komposition des Strands. So etwas gab es in Korea nicht so schön.
„Haben sie Käse?“, fragte Stephan.
„Ja, aber mit Käse sind sie noch nicht soweit. Die wissen nicht was Raclette ist.“
„Oh je“, sagten die beiden gleichzeitig.
„Dafür haben wir Patbingsu!“, gab sie zurück.
„Pat-was?“
Anfangs war der Strand noch recht leer gewesen, doch nach und nach fanden immer mehr Leute ihren Weg an den Strand. Es war noch nicht so voll wie im Sommer und Marco hatte eine Ecke für EXO reserviert und ein kleines Mittagessen vorbereitet, bestehend aus Käse und Früchte und Baguette. Danach hieß es: Pause. Auch EXO mussten sich mal ausruhen und die Crew ebenso. Die Stylistinnen legten sich, natürlich, in den Schatten und die Fotografen und Sicherheitsleute probierten sich selbst mal auf dem Kite. Skye ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Mit halb zugekniffenen Augen suchte sie den Strand nach EXO ab, sie hörte sie schnattern, wusste nur nicht, was sie so aufgebracht hatte. Sehun, Chanyeol, Baekhyun und Chen saßen zusammen, anscheinend sehr konzentriert. Skye suchte nach dem Grund und fand ihn recht schnell. Seufzend rappelte sie sich auf und versperrte der Gruppe die Sicht.
„Hey!“, beschwerte sich Sehun. Eine junge Frau lag oben ohne am Strand. Für Frankreich und Korsika kein Problem, doch für Koreaner ein absoluter Kulturschock – den sie ganz gut wegsteckten.
„Das ist unhöflich“, wies sie die Männer zurecht.
„Wir – wir sind unhöflich?! Die liegt da oben ohne, es ist völlig normal, dass wir gucken“, verteidigte sich Chanyeol.
„Sind wir an einem FKK Strand?“, fragte Bae, der die Frau auch schon entdeckt hatte. Wenigstens sah sie gut aus, hatte eine schöne Figur und schöne Brüste. Leider musste Skye oft feststellen, dass die Frauen oben ohne sah, die man am liebsten in einem Kaftan verstecken wollte.
„Nein, oben ohne ist okay hier.“ Vielleicht hätte sie die Band besser vorbereiten sollen.
„Liegst du auch manchmal oben ohne am Strand?“, fragte Chen.
„Ja … sieht besser aus, wenn man rückenfreie Sachen an hat, weil man nahtlos braun wird.“
Erwartungsvolle Blicke schauten zu ihr, als wollten sie Skye auffordern das Bikinioberteil los zu werden.
„Ich glaube euch geht es zu gut!“, wetterte sie.
Generell war es nicht so warm, doch in der Sonne war es wirklich schön und sie merkte, wie sie wegdämmerte. Bis Jongin sich nass zu ihr legte. Skye fing an zu kreischen und versuchte ihn loszuwerden, doch er hielt sie festumklammert. Dann kam auch noch Chanyeol und Suho und gemeinsam hoben sie Skye hoch. Nicht dass sie so viele Leute dafür gebraucht hätten, doch Skye wehrte sich und ihre Ausbildung zum Ninja machte sich etwas bezahlbar.
„Stop!“, kam es auf einmal von Jongin und er setzte seine Freundin ab. Chanyeol schaute fragen, doch verstand dann und verbeugte sich.
„Entschuldige.“
Skye rollte mit den Augen.
„Wie oft muss ich euch sagen, dass ich kein Trauma habe ins Wasser geworfen zu werden … zumindest nicht von euch?“
Sie dachte immer erst an dieses Erlebnis zurück, wenn sie dran dachten. Am liebsten würde Skye es vergessen. Die Männer tauschten einen Blick aus, zuckten mit den Schultern und schnappten sich Skye wieder, die zu langsam reagiert hatte. Und so landete sie im Wasser. Sie hatten sich Schnorchelsachen ausgeliehen und Skye hatte die Unterwasserkamera dabei. Die Kiteschule hatte auch einen Bleigürtel und Flossen für sie und wie in Japan fing die Amerikanerin an EXO unter Wasser zu fotografieren.
Bis einer eine Qualle sah.
Chanyeol verfiel in totale Panik und begann zum Strand zurückzuschwimmen. Skye tauchte auf und schaute sich fragend um.
„Quallen“, rief Sehun ihr zu und Skye tauchte wieder ab.
Zugegeben, sie war auf Korsika auch schon Feuerquallen begegnet und das war wirklich nicht schön, doch das, was da im Wasser vor sich her hüpfte, war eine Ohrenqualle, total harmlos.
Skye tauchte wieder ab, um die Qualle zu fotografieren. Quallen waren super zur fotografieren, denn sie waren oft farbenfroh und so schnell waren sie auch nicht. Sie versuchte sich in die richtige Position zu bringen, als ein stechender Schmerz sie durchzuckte und sie kurz aufschrie. Sie schaute zu ihrem Bein und sah eine Leuchtqualle. Nein, da waren mehr. Sie wusste sie musste auftauchen und sie löste den Bleigurt. Mit ein paar Flössenschlägen war sie an der Oberfläche, auch wenn ihr Bein gerade schmerzte, als würde es abfallen. Skye war nicht sehr weit weg vom Strand und sie schaute sich um. Jongin war noch in der Nähe, weil er auf sie warten wollte.
„Jongin!“, rief sie und er erkannte in ihrer Stimme, dass etwas nicht stimmte. Er eilte zu ihr.
„Was ist los?“
„Qualle … hier, rette die Kamera“, sagte sie und reichte ihm die Unterwasserkamera. Ein wahrer Fotograf.
„Willst du mich verarschen?!“ Jongin wollte sie am Arm nehmen, doch sie hielt ihn auf Abstand.
„Ich weiß nicht, ob ich noch Tentakel an mir habe, komm nicht näher, schwimm mit mir zum Strand.“
Skye wollte nicht, dass er sich auch noch verletzte, wobei sie immer wieder mit der Maske unter Wasser checkte, dass die Quallen nicht nähergekommen waren.
Sobald sie nahe genug am Strand waren, dass sie stehen konnten, rief Jongin nach Hilfe. Marco hörte die Rufe und noch bevor die anderen EXO Mitglieder im Wasser waren, rannte er auf Skye zu und nahm sie auf den Arm
„Was hast du getan?“
„Gar nichts! Die Qualle hat Fahrerflucht begannen!“, erwiderte sie empört, Marco lachte fröhlich und Jongin schaute sie ausdrucklos an. Wieso sprach er immer die falsche Sprache?
„Wieso rettest du eigentlich nicht deine Freundin?“, fuhr Suho ihn an.
„Weil sie explizit wollte, dass ich die Kamera rette und sie nicht anfasse“, verteidigte er sich.
Stephan zog Skye die Flossen aus und schaute sich das Bein an. Am rechten Bein, über dem Fußknöchel, war eine deutliche Rötung zu sehen.
„Keine Tentakel, wahrscheinlich hast du sie im Wasser verloren“, sagte Marco. Gegen Tentakel half am besten Meerwasser oder Essig. Das Schlimmste, was man machen konnte, war Süßwasser. Das hatte Skye einmal gemacht und schmerzlich gelernt, dass das ziemlich dämlich war. Sie war an Strand schnorcheln gewesen und auch mit einer Qualle zusammengestoßen, an der Stirn. Es tat zwar weh, aber es war okay, dann lief sie zurück ins Hotel und stellte sich unter die Dusche. In diesem Moment dachte Skye jemand hätte ihr den Kopf mit einer Axt gespalten. Damals war sie 15 Jahre gewesen, sie hatte keine Ahnung gehabt.
Marco wollte aber sicher gehen und verteilte Essig auf der Stelle, um das Ganze dann mit einer Plastikkarte abzuziehen. Chanyeol, Suho und Jongin waren unmittelbar bei ihr und schauten ganz genau, was der Korse da machte.
„Mir geht es gut, geht euch die Haare waschen“, scheuchte sie die Sänger auf, die sich nur zögernd von ihr entfernten. Sie würden direkt zum nächsten Shooting fahren, dazwischen war keine Zeit, um ins Hotel zu fahren, daher hatte das Stylistenteam einige Flaschen mit Wasser abgefüllt, mit denen sie zumindest das Salz aus den Haaren der Jungs bekamen.
Skye begutachtete die Verletzung. Gegen so etwas konnte man wenig tun, es gab ein paar Salben, die kühlten, aber in ein paar Tagen wäre es schon wieder gut. Auch die anderen erkundigten sich, wie es ihr ginge, doch Skye versicherte ihnen, dass alles okay war. Sie war schon öfters mit Quallen zusammengestoßen und sie verfluchte sich selbst, dass sie nicht einfach ihren dünnen Lyca-Anzug angezogen hatte.
Die Jungs zogen sich im Van um, während Skye sich in der Speisekammer der Strandbar umzog. Marcos hatte ihr einen Icepack gegeben, den sie miesmutig anschaute. Sie schlüpfte in ihr schulterfreies Sommerkleid in rosa. Die Farbe aus ihren Haaren war, bis auf ein paar Strähnen, fast vollständig ausgewaschen. Die Assistentin wusste nicht, ob sie noch einmal nachfärben würde, obwohl es schon cool ausgesehen hatte. Vorsichtig schlupfte sie in ihre Sandalen und versuchte die Nesselstellen nicht zu berühren. Die noch halbnassen Haare machte sie zu einem Pferdeschwanz. Sie fand einen kleinen Spiegel an der Wand und legte etwas Lidschatten auf, zog sich einen Eyeline und tuschte sich die Wimpern.
„Skye, meine Hübsche, ich hoffe ich sehe dich bald wieder“, sagte Marco und umarmte sie.
„Ja, ich hoffe es“, erwiderte sie und löste sich aus der Umarmung.
Jongin war schon fertig mit Umziehen und war an den Strand zurückgekommen, um nach Skye zu sehen. Er beobachtete sie, wie sie da stand mit ihrem Kleidchen und ihren wuscheligen Haaren. In diesem Moment dachte er, dass sie hierhergehörte. Sie lachte fröhlich und verstand sich mit den Leuten. Er war auch ein wenig eifersüchtig. Philippe und Marco sahen gut aus, auch Pierre, sie waren ganz anders als er und Skyes Körpersprache sagte ihm, dass sie die Männer anziehend fand. Nicht das er glaubte, dass sie ihn hintergehen würde, aber er fragte sich, ob sie hier vielleicht nicht besser aufgehoben wäre, als in Korea.
Noch in Gedanken versunken bekam er gar nicht mit, wie Skye auf ihn zu kamen. Sie streckte die Hand nach ihm aus und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke, dass du die Kamera gerettet hast“, sagte sie und lehnte sich an ihn. Sofort waren die düsteren Gedanken verflogen und er lächelte sie an.
Ihr Weg führte sie in Richtung Sartene – diese Strecke, die Skye hasste. Sie waren ungefähr eine Stunde unterwegs und viele waren eingenickt.
„Also, nur für’s Protokoll“, begann Chen. „Du schnappst dir furchtlos eine Schlange und nennst sie süß und dann lässt du dich von einer Qualle erwischen? Die sind viel langsamer.“
Die Amerikanerin warf einen Schlappen nach ihm.
„Arsch, dafür sind die schlechter zu sehen als eine schwarze Schlange auf weißen Fliesen“, stellte sie klar.
Sie fuhren zum Domaine de Murtoli. Wer Luxus suchte, fand ihn hier. Es war mehr als ein Hotel. Das Gelände erstreckte sich über mehrere Hektar, nach und nach hatte sich das Domaine de Murtoli erweitert und mehr Land dazu gekauft. Überall auf Korsika fand man die alten Steinhäuser und genau um diese ging es, denn man mietete hier kein Zimmer, sondern ein Haus. Die Häuser waren alle alt und renoviert, jedoch nicht modern, sondern im korsischen Bauernhausstil und vielleicht etwas Schnickschnack on top. Doch ähnlich wie in ihrem Hotel in Bonifacio, versuchte man hier den Charme von Korsika einzufangen und mit Luxus zu kombinieren. Es gab Villen und Schäferhäuser. Insgesamt glaubte Skye, dass das Domaine Murtoli knapp 20 Häuser hatte, die von 2 – 16 Gästen reichten. Des Weiteren gehörte zu dem Gelände einer der wenigen Golfplätze Korsikas. Das felsige und bergige Gelände machte es schwer einen Golfplatz zu errichten, dazu kam, dass der sandige Boden eigentlich kein Fan von Rasen war, also wird man wohl Erde hergebracht haben, um Rasen zu sähen und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem sorgte dafür, dass alles grünte.
Dazu kam ein Restaurant, welches an den Golfplatz angrenzte. Das Gelände erstreckte sich bis runter zum Strand, der natürlich Plage de Murtoli hieß. Manche Häuser standen nahe beieinander und teilten sich einen Pool und andere Häuser waren alleinstehend und hatten natürlich auch einen Pool. Spitzenpreise von bis zu 6000,- Euro die Nacht mussten ja gerechtfertigt sein. Dazu kam das Restaurant ‚La Grotte‘, welches sich um eine Felsformation schlängelte, mit mehreren Terrassen, aber auch einem Speisesaal, der im Felsen lag – praktisch in einer Höhle.
Tatsächlich hatte Philippe sie einmal mit hierher genommen, für eine Nacht, doch das hatte er sich auch nur leisten können, weil sein Cousin hier gearbeitet hatte.
Skye hatte ganz schön mit ihnen handeln müssen, denn sie hatten das Haus nicht für die Nacht, was sie eigentlich gar nicht anboten. Doch sie war super im ‚Honig um’s Maul schmieren‘ und zog dann die Karten, dass EXO zu den beliebtesten Bands in Korea gehörte und das Hotel natürlich namentlich ausgeschrieben werden würde und das wäre Tourismusfördernd, da viele Fans die Lieblingsorte ihrer Stars besuchten. Und sie kannte Philippes Cousin. Am Ende hatte sie sich darauf geeinigt, dass sie die Villa bekamen, die gerade frei war und wenn mehrere Häuser frei waren, dann konnten sie es sich aussuchen.
Die Vans parkten zuerst vor dem Haupthaus und Skye ging zur Rezeption. Philippes Cousin war nicht da, doch man wusste schon Bescheid. Tatsächlich waren vier Häuser frei und Skye entschied sich für das Haus ‚Eddera‘. Es gehörte zu den größten Villen und hatte vier Schlafzimmer und vier Bäder. Hier könnten sich die Fotografen austoben. Ein Angestellter würde mit ihnen runterfahren und würde schon Getränke und ein paar Kleinigkeiten zu Essen mitnehmen, damit es tatsächlich belebt und authentisch aussah.
Nach ein paar Minuten Fahrt erreichten sie das Grundstück und als die Sänger ausstiegen und anfingen das Haus zu erkunden, waren sie völlig hin und weg.
„Wieso wohnen wir hier nicht?“, fragte Baekhyun, als er von seiner Tour wiederkam.
„Wenn du das bezahlst, ist es kein Problem“, erwiderte Skye nur. Die anderen wussten, dass Skye keine geringe Schmerzgrenze hatte, wenn es um Geld ging und konnten sich nur ausmalen, wie viel das Haus pro Nacht kosten würde. Wenn man es hochrechnete auf die Mitglieder wäre es sogar noch ganz okay vom Preis, aber hier war man völlig ab vom Schuss. Sartene war eine halbe Stunde entfernt, Pianottoli auch und das waren beides keine wirklichen Städte, sondern mehr Dörfer. Sie wollte etwas Leben und keine all zu langen Wege haben.
Die Stylisten gingen ans Werk, damit die Fotografen die warme Nachmittagssonne ausnutzen konnten. Skye schaute das sie Getränke hatten und etwas zu Knabbern und ließ ansonsten die Seele baumeln und nach einer Schmerztablette, ging sogar das Bein wieder. Hübsch war dennoch etwas anderes. So eine dumme Verletzung, die sich so einfach hätte vermeiden lassen. Zu ihrer Verteidigung redete sie sich ein, dass Leuchtquallen nicht besonders groß waren. Ihr Schirm war nur ungefähr so groß wie eine Handfläche und dann waren sie Großteils durchsichtig. Man durfte nie vergessen, dass der Mensch, wenn er tauchen ging, sich in einem menschenfeindlichen Lebensraum befand. Skye war schon mit den größten Haien tauchen gewesen, mit Mantas und Walhaien, doch wie so oft waren es die kleinen Dinge unter Wasser, die einem gefährlich werden konnten, wie Quallen oder Schnecken oder Skorpionfische, Riesendrücker. Die Amerikanerin hatte deswegen keine Angst vor dem Meer, aber man durfte den Respekt nicht verlieren. An Land konnte einem schließlich auch genug passieren – deswegen mied Skye auch Australien. Die giftigsten Spinnen, die giftigsten Quallen und die giftigsten Schlangen der Welt. Australien war der einzige Kontinent, den Skye noch nie betreten hatte – außer auf dem Weg nach Fiji als Zwischenstopp, aber da hatte sie den Transitbereich auch nie verlassen.
„Na, geht es?“
Skye lag auf einer Liegen neben dem Pool, als sich Jongin zu ihr setze.
„Ja, soweit“, meinte Skye und setzte dich auf.
„Ich mache mir etwas Sorgen wegen heute Abend.“
„Wieso?“ Die Assistentin zog die Augenbrauen zusammen.
„Weil ich mit dir schwimmen wollte und danach baden.“ Er grinste verwegen und irgendwie hatte sie das Gefühl den Zusammenhang noch nicht zu verstehen.
„Ich habe uns ein Haus hier gemietet“, eröffnete er sein Geheimnis.
„Du hast was? Aber … wir haben überhaupt keine Sachen dabei.“
„Doch, ich habe heute Morgen etwas gepackt, Wechselklamotten, Zahnbürste, Make Up haben die Stylisten, wenn du denkst du musst dich aufstylen und Morgen treffen wir uns am Strand. Pierre schickt einen Fahrer, um uns zu holen – ich habe das mit ihm besprochen.“
„Du hast das mit ihm besprochen?“ In Skyes Stimme schwang Schalk mit.
„Mit Hilfe vom Googletranslator, aber ich glaube er hat es verstanden.“
Sie lachte und zog sich zu ihm, um ihn zu küssen.
„Best boyfriend ever.“
Innerlich machte sie sich Gedanken, ob die anderen klarkommen würden. Pierre würde sie ins Hotel fahren und wieder abholen und Frühstück wurde in den Garten gebracht. Sie würden eine Nacht überleben … sofern keine Schlangen sich in die Dusche verirren würden.
Skye hatte Paul und den anderen gelegentlich über die Schulter geschaut und es waren wirklich tolle Bilder entstanden. Ihr war es wichtig, dass viele unterschiedliche Bilder entstanden, wie mit dem Quad und am Wasserfall. Schließlich konnten sie kein Fotobuch nur mit Strandbildern machen … gut, ja, könnten sie … Super Junior hatten das auch mal gemacht und Skye hatte sich nicht darüber beschwert.
Bevor es um 18 Uhr zum Abendessen ging, zogen sie sich um und wurden neu gestylt. Das Gelände war riesig und sie mussten von dem Haus mit den Vans zu dem Restaurant fahren. La Grotte, das Restaurant, lag mitten im Nirgendwo und bestand auf mehreren Terrassen, die sich um die Felsen schlängelten und in der Dämmerung schön beleuchtet waren, doch das Highlight war das Speisezimmer in den Felsen. Wenn es nach Skye ginge, hätten sie draußen gesessen, doch sie wollten ja Bilder an ungewöhnlichen Orten machen und ungewöhnlich war das auf jeden Fall. Von riesigen Felsen umgeben zu sein war komisch für die Amerikanerin, sie hatte keine Platzangst und sie wusste, dass diese Felsen wahrscheinlich schon seit Tausend Jahren so lagen und sicherlich nicht einstürzen würden, während sie dort aßen, aber murmelig war ihr schon. Zuerst wurde wieder für die Bilder aufgetischt, mit Wein und Baguette und anderen Kleinigkeiten. Skye stand draußen, um eine zu rauchen und ließ die Fotografen ihre Arbeit machen.
„Du hast wirklich tolle Plätze ausgesucht“, sagte Hanni, die sich zu Skye gesellte.
„Ja, aber es sind alles Orte die ich kenne. Die Hälfte der Orte hätte ich nicht gefunden, wenn ich sie nicht kennen würde.“
Wenn sie das Fotobuch hätte planen sollen, an einen Ort, den sie nicht kannte, dann wäre es zum einen sehr viel mehr Arbeit gewesen und zum anderen wären es wahrscheinlich ganz andere Orte geworden.
„Es ist nichts Schlimmes viel zu reisen und jetzt findest du sogar eine Aufgabe damit. Ich finde es traurig, dass wir bald schon wieder heimfliegen und wahrscheinlich werde ich nie wieder hierherkommen, aber es war auf jeden Fall eine Reise wert.“
Skye lächelte und nickte. Es war eine Gelegenheit EXO und den anderen die Welt durch ihre Augen zu zeigen, so wie auf Fiji. Normalerweise nahm sie niemand mit nach Adavaci – außer reiche, eventuelle Geschäftspartner, um sie zu beeindrucken, doch eigentlich war Adavaci ihr Reich. Ihr Nimmerland. Als die anderen ihr und Jongin nach Fiji gefolgt waren, war es zuerst befremdlich gewesen, doch letztendlich hatte es ihr viel bedeutet ihnen die Insel und die Umgebung zu zeigen – ihre Welt zu zeigen.
Kurz nach dem Hauptgang stand Jongin auf und reichte ihr die Hand. Skye wusste, dass EXO nach Korsika erst einmal Diät machen mussten, Youngjun würde sie umbringen, wenn er wüsste, dass all diese Sachen nicht nur für die Bilder auf den Tischen standen, sondern tatsächlich von ihnen gegessen worden waren. Skye sah wie die Sänger zwischen durch Sit Ups machten, das war bestimmt das schlechte Gewissen, dass zu ihnen sprach. Andererseits war sie erleichtert, dass sie so neugierige Esser waren. Viele Koreaner hatten Probleme mit westlichem Essen und es wäre wirklich schwer sie auf Korsika zu ernähren, wenn sie sich nicht auf das Essen eingelassen hätten.
„So, wir verabschieden uns“, sagte er in die Runde.
„Aber …“, begann Skye.
„Nichts aber, wir gehen jetzt.“
„Viel Spaß!“, rief die Truppe ihnen nach.
„Macht keinen Blödsinn!“
„Gute Naaaaacht“, riefen die anderen und Jongin zog sie einfach weg.
„Ich konnte ihnen noch nicht einmal sagen, dass sie anrufen sollen, wenn etwas ist“, beschwerte sie sich und der Sänger fing an zu lachen.
„Du weißt, dass sie erwachsen sind. Sie kommen eine Nacht ohne dich zurecht.“
Skye wusste, dass er recht hatte, aber sie waren doch in einer so – für sie – lebensfeindlichen Umgebung!
Pierre stand bereit, um sie zu ihrem Haus zu fahren. Es hieß ‚A Muredda‘ und lag recht weit oben. Der Blick über die Bucht und dem Löwen von Roccapina musste beeindrucken sein, war nun aber durch die Dunkelheit der Nacht verhüllt. Der Roccapina war eine Felsformation und es sah aus, als würde dort ein Löwe liegen. Das Haus bestand aus zwei Teilen, einmal das Haus und einmal die Terrasse mit offener Küche, dazwischen lag der Pool, direkt am Felsvorsprung.
Zuerst gingen sie ins Haus und schauten sich um. Es war eines der kleineren Häuser, mit nur einem Doppelbett und noch einem Stockbett – falls sie sich streiten sollten, hätten sie eine Alternative.
Als sie wieder raus gingen, fand Skye einen Kellner auf der Terrasse, der ihren Nachtisch vorbereitete.
„Bist du sicher, dass die anderen nicht kommen?“
„Wieso?“
„Weil das kein Mensch essen kann!“
Jongin grinste und führte sie in die Sitzecke. Es gab Mousse au Chocolat, frische Früchte und Eiscreme im Teigmantel. Dazu machten sie eine Flasche Rotwein auf.
Sie aßen viel zu viel, doch es war lecker und der Wein brachte das schlechte Gewissen zum Erliegen. Gegen 21:30 Uhr verabschiedete sich ihr Kellner, doch vorher machte er im Kamin im Haupthaus das Feuer an.
„Möchtest du schwimmen gehen?“, fragte Jongin und Skye nickte. Sie durchsuchte die Tasche, die er ihr gepackt hatte.
„Hier ist kein Bikini drin“, stellte sie fest und Jongin umarmte sie von hinten.
„Sag bloß du brauchst einen?“