Sonntag – der Tag an dem die Hektik beginnen würde.
Mit Siwon als Wärmflasche konnte sie die kommenden Tage gut verdrängen, doch noch bevor ihr Wecker sie aus den Federn schmiss, ging sie im Kopf den Ablauf durch.
Heute Morgen stand ein Fanmeeting an, dann würden sie nach Hause fliegen – fast alle. Eunhyuk, Leeteuk und Donghae würden nach Hong Kong fliegen um Morgen eine Auslandsendung von Sukira aufzunehmen. Donghae würde erst am Donnerstag zurückkommen, weil er irgendeinen Werbespot drehte, Eunhyuk und Leeteuk würden Dienstag schon wieder da sein. Dann würden heute Maryss und Rin von den Geminiz ankommen, zum einen würden sie mit M81 trainieren, aber Kim meinte dass sie auch ein paar Stunden für Mia Zeit hätten. Mal abgesehen davon hatte heute Abend Cheertraining, Morgen war die vorletzte Kochsendung, am Donnerstag war das Finale der Kleingartenchallenge, am Mittwoch Kyuhyuns Premiere für die sie Anwesenheitsverbot bekommen hatte. Es war die letzte Promowoche von ‚Let the beat drop‘, sie hätte Training mit Shinee und am Freitagabend würden sie nach Singapur fliegen für das SHINee Konzert am Samstag.
Je mehr ihr einfiel was noch alles zu tun war bis nächste Woche Dienstag, wenn sie nach Hause fliegen würde, umso weniger Lust hatte sie aufzustehen. Das Doppelbett für das Bambi-Dorm war auch nicht zu vergessen. Miep.
Mia gab den Kampf auf, bei so vielen Sachen, die sie zu tun hatte, war Schlaf ein Luxus auf den sie verzichten musste, doch kaum richtete sie sich auf, fing sie vor Schreck an zu schreien.
„Das ist mal was Neues.“
Heechul saß in dem Stuhl gegenüber dem Bett, hatte die Hände gefaltet und das Kinn darauf gestützt während er sprach. Durch Mias Schrei wachte auch Siwon auf und erschreckte sich genauso.
Danach scheuchten die beiden Heechul erst mal raus und das war gar nicht so einfach. Erst als Mia anfing feste Gegenstände nach ihm zu werfen haute er tatsächlich ab. In Zukunft würde sie ihr Zimmer immer von Innen verriegeln und wenn sie Möbel vor die Tür stellen musste.
Kaum war Heechul draußen klopfte es an der Tür.
Siwon und Mia tauschten einen genervten Blick aus.
„Guten Morgen girlfriend!“
Hae, natürlich.
„Hey boyfriend“, sagte sie durch die Tür ohne auch nur auf die Idee zu kommen die Tür aufzumachen.
„Ich habe gehört dass ein fremder Mann bei dir geschlafen hat…“
„That’s not true, no stranger here.“
Siwon war ja nicht fremd, also konnte Hae nicht von ihm sprechen. Donghae schien seinen Fehler bemerkt zu haben.
„Aber Siwon ist bei dir!“
„Yeah but that’s your fault.“
„My fault??“
„You guys wouldn’t let him sleep so he spent the night here.“
Nun machte sie die Tür auf und schaute ihn mit einem Blick an der sagte ‚fang jetzt bloß nicht an mit mir zu diskutieren‘. Hae schaute von Mia zu Siwon und zurück, nur dass sich sein Blick änderte. Während er Siwon versuchte – und die Betonung lag auf ‚versuchte‘ – böse anzufunkeln, schaute er Mia ganz normal an.
„Okay, y’all take a shower now, we have to get to the fanmeeting!“
Und dann schmiss sie beide raus.
Gemeinsam mit ein paar Securitys fuhr Mia schon vorher zur Location. Draußen standen schon etlichen Fans, doch drinnen mussten noch ein paar Sachen vorbereitet werden. Tontechniker checkten die Mikrofone und Mia kümmerte sich um das Catering. Man hatte Essenskörbe von Fans rein gebracht und viele waren liebevoll verziert und mit kleinen Leckereien überfüllt.
Trotzdem mussten die Jungs auch zwischen drin etwas Normales essen und dafür sorgte Mia. Nach und nach füllten sich die Räumlichkeiten, Techniker, Stylisten und schließlich die Band. Mia erklärte ihnen den Ablauf, wann sie sprechen sollten, wann singen und wann die Autogrammstunde anfing.
„Ich finde das total unfair.“
Mia fand Kyuhyun direkt neben sich und schaute fragend.
„What?“
„Deine Haut ist viel zu rein.“
Viele Leute in Korea hatten Hautprobleme, Super Junior stellten da keine Ausnahme da. Man versuchte die schlechte Haut unter Make Up zu verstecken, was es nur noch schlimmer machte und viele von ihnen hatten Narben im Gesicht, die sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang begleiten würden.
„Meine Haut war immer gut gewesen.“
„Immer?“, fragte er ungläubig.
„Jup, I never had one pimple – you can ask my mom.“
Sie machte nicht viel für ihre Haut, sie cremte sich nur ungerne ein und vergaß es oft, es war ein Wunder dass ihre Haut so gut war und für Kyuhyun war es unvorstellbar. Niedergeschlagen ging er zu seiner Stylistin und irgendwie war es befriedigend mal in etwas ‚besser‘ zu sein als der junge Hüpfer.
Fasziniert beobachtete Mia wie geordnet alles ablief. Natürlich schrien die Fans auch mal wenn die Welpen am Singen waren, aber allgemein blieben sie ruhig und das Fanmeeting ließ ohne Zwischenfälle ab. Somit nutzte Mia die Zeit Donghae zu beobachten.
Es war fast als würde Mia Hae zum ersten Mal sehen. Unheimlich viele Kleinigkeiten fielen ihr auf, denen sie vorher kaum Beachtung geschenkt hatte. Er hatte O-Beine, nur ein wenig, aber immerhin. Mia fand es sehr lustig. Und sein rechter Schneidezahn stand etwas schräg, doch das machte nichts. Donghae hatte einen großen Adamsapfel, was sie ziemlich sexy fand. Er war nicht so durchtrainiert wie Siwon, Sungmin, Leeteuk oder Eunhyuk, er hatte Bizeps- und Brustmuskeln, doch kein wirkliches Six-Pack, dennoch hatte er einen Körper der toll in Form war. Er war auch nicht so mager wie die meisten anderen, wenn man ihn neben Eunhyuk stellte, wirkte Eunhyuk zerbrechlich, Donghae hingegen hatte breite Schultern. Er war auch nicht so groß, neben Siwon sah er niedlich klein aus, doch eigentlich war er gar nicht so klein. Er war auch nicht der beste Sänger, doch Mia mochte seine Stimme, sie hatte etwas beruhigendes, etwas total Nettes und es war angenehm ihm beim Singen zuzuhören, sie hörte Hae viel lieber als zum Beispiel Ryeowook. Klar, Yesung und Kyuhyun waren die Stimmgewalten, aber Hae sang mit sehr viel Gefühl. Er hatte diese großen Augen die neugierig in die Welt blickten – oder gelangweilt. Er konnte manchmal recht schmollig schauen, doch es machte ihn nur liebenswert. Wenn er lachte hatte er kleine Fältchen, die das Lächeln sehr ehrlich machten. Donghae hatte ständig den Mund auf – was zu seinen neugierigen Augen passte. Ständig hing ihm die Zunge raus oder er schaute wie ein Karpfen. Es waren diese Kleinigkeiten, die ihm zu dem machten was er war: perfekt.
Es war nicht so als hätte sie das nicht auch schon vorher gewusst, nun wehrte sie sich nur nicht mehr hin zu sehen. Das Problem daran war, dass je mehr sie ihn mochte, umso mehr hatte die Deutsche Angst davor ihn verlieren zu können.
„Hallo? Mia? Träumst du?!“
Kim hatte wohle in paar Minuten auf sie eingeredet, doch sie war mit ihren Gedanken irgendwo anders.
„Was? Sorry.“
Kim zögerte einen Augenblick, schien sich zu fragen über was Mia so angestrengt nachdachte, fragte aber nicht nach.
„Ich habe in Seoul Bescheid gesagt wegen dem Stockbett, wir holen eins aus einer anderen Wohnung, damit du Bescheid weisst. Jihyun kommt morgen früh mit dem Zug an und geht dann direkt zu SME. Kannst du um 9 Uhr da sein?“
„Klar.“
Das sagte sie jetzt einfach mal so.
Nach dem Fanmeeting trennten sich die Wege. Kim flog mit Donghae, Teukie und Eunhyuk nach Hong Kong. Henry und Zhou Mi flogen allerdings mit den anderen nach Seoul um als irgendwelche Bilder schießen zu lassen.
Mia schaute kurz finster als sie den Flughafen erreichten, das Theater wie in China brauchte sie heute nicht.
„I tell you … if I see one single rain drop …“, meinte sie zu Heechul, der ebenfalls die Anzeigetafel betrachtete.
„Mia, es ist ein Direktflug, das Schlimmste was passieren kann, ist das wir abstürzen.“
„That’s so true. Why am I always so worried?“, antwortete sie genau so trocken und Yesung schaute beide nur fragend an. Früher mussten sie nur Angst vor Heechul haben, jetzt hatten sie auch Mia.
Doch sie kamen heil, unbeschadet und pünktlich in Seoul an.
Der erste Weg führte sie zu SME. Mia hatte Cheerleadertraining und ging zu dem Proberaum. Am Mittwoch würde der Werbespot gedreht werden, deswegen war für jeden Tag Training angesetzt. Nachdem sie sich aufgewärmt hatten machten sie sich an die Arbeit. Irgendwann ging die Tür auf und Rin und Maryss kamen hinein – und alle hörten auf zu trainieren und stürmten auf die beiden Tänzerinnen zu um sie zu begrüßen. Nur Mia nicht. SNSD, Boa und F(x) kannten sie gut mittlerweile, doch noch war das Mias Training.
„Did the word ‚break‘ slipped accidently outta my mouth? Back to formation and again!”, rief sie und plötzlich hörten alle auf zu reden und stellten sich wieder auf. Der Deutschen waren die Blicke egal die ihre Cheerleader untereinander austauschten, sie war die Trainerin. Punkt.
Maryss und Rin blieben das ganze Training bei ihnen und nach dem Training erprobten sie Mias Geduld noch ein wenig.
„The dance is really cool, but that part …”, Maryss machte einen Schritt vor, “could look better that way…”, und machte einen anderen.
“Mia guck mal, das sieht cool aus!”, rief Luna, doch Mia war dabei CDs zu sortieren.
„Yeah, looks good but: no.“ Sie schaute noch nicht einmal auf.
„Aber Mia … guck doch mal …. Miaaaaaaa …..“
Boa stand zwischen Luna und Mia und schaute besorgt von einer zur anderen.
„Komm, wir sind doch eine Demokratie“, meinte Yoona aus Spaß.
„No, this is a cheerocracy and I’m the cheertator, so no, we’re not going to change the dances three days before the shooting.“
“Chill Mia, I just wanted to help”, wand Maryss ein und nun stand Mia auf, hob die Augenbrauen und kam ein paar Schritte auf die Frau zu.
„You come uninvited to my practice, disturb the training, criticize my dances AND THEN you tell me to chill? As far as I know we haven’t met before so maybe you should first introduce yourself and THEN disturb my training.”
Keiner sagte einen Ton. Normalerweise duldete Mia keine Zuschauer, Zuschauer hatten sich an den Rand zu setzen und den Mund zu halten und vor allem hatte man in ihrem Training ihre Autorität nicht zu untergraben. Sie musste sich hier so oft von jemand etwas sagen lassen, jeder durfte ihr reinreden, andere konnten entscheiden, ob in die Band, die sie betreute ein neues Mitglied aufgenommen wurde. Doch sie war der Captain, sie war ausgewählt worden und es war nicht so als wäre das alles hier ihre Idee gewesen.
“I’m … I’m sorry … I didn’t mean to … we should go.”
Die beiden wanden sich ab und sobald sie aus der Tür raus waren richteten sich alle Augen auf Mia.
„One word and I might kill you … after the shooting. 4 PM tomorrow stunttraining.”
Damit verließ auch Mia den Trainingsraum.
Vollkommen gestresst verließ sie das Gebäude und holte sich in dem Café die Straße runter ein Stück Kuchen, bei dem sie gar nicht wissen wollte, wie viel Kalorien es hatte.
Nach dem ersten Bissen ging es ihr ein wenig besser. Woher kam dieses Konkurrenzdenken? Sonst stand sie doch auch immer über allen Dingen. Lag es an der Choreo für M81 die abgelehnt wurde weil man mit den tollen Geminiz zusammenarbeiten wollte? Oder lag es daran dass Mia nun nicht mehr die einzige Ausländerin hier war die von jedem gemocht wurde? Sie wusste es nicht, sie wusste nur dass sie unheimlich geladen war.
Nachdem sie sich gefühlt 1346 Kalorien reingefahren hatte war es an der Zeit für das SHINee Training. Das nutzte Mia um sich alles aus der Seele zu tanzen.
Yesung hingegen nutzte die Zeit für etwas anderes. Den anderen sagte er dass er sich mit Freunden treffen würde, tatsächlich fuhr er zu Zoey. Vorher hielt er noch in einem Blumengeschäft und holte einen Strauß mit roten Rosen – er empfand es als passend. Nervös tippelte er vor der Tür herum während er darauf wartete dass ihm jemand auf machte.
„Hallo?“, ertönte eine weibliche Stimme aus der Sprechanlage.
„Ehm … hallo, ich heiße Yesung … ich würde gerne zu Zoey.“ Wieso war er so nervös? Wieso hörte er sich so bescheuert an? Doch die Frau ließ ihn hoch und empfing ihn auch an der Tür. Der Sänger verbeugte sich tief und stellte sich noch einmal vor. Zoeys Mutter fand ihn recht süß und sagte ihm, dass er Zoey in ihrem Zimmer finden würde. Langsam ging er durch die Wohnung, sie war hübsch eingerichtet, ganz anders als normal, doch hübsch. Als Yesung vor Zoeys Tür stand atmete er tief durch und klopfte.
„Moooooooooom I’m studying!“, kam es genervt von drinnen, doch Yesung brachte das nur zum Grinsend und er klopfte wieder.
„I said I’m studying! Naked!“
Nun zog er doch mal die Augenbrauen hoch und versuchte sein Glück. Als Zoey die Tür hörte drehte sie sich genervt um. Eigentlich wollte sie ihre Ruhe haben – die Vogue aus Kanada war heute gekommen.
„You’re not my mom!“, stellte sie fest.
„Und du nicht nackt – frag mich mal wer mehr enttäuscht ist.“
Finster schaute sie zu ihm und setzte sich auf.
„Was willst du?“
Yesung hielt ihr die Blumen vor die Nase.
„Was soll ich damit?“ Die Frau schaute die Rosen an als wären sie giftig.
„Du nimmst sie, tust etwas Wasser in eine Vase und stellst sie dann in die Vase“, erklärte er ruhig und hatte fast das Gefühl Zoey ausnahmsweise mal überrumpelt zu haben – fast.
Sie saß da und schaute die Blumen an, okay, sie müssten wirklich ins Wasser, sonst wären sie bald kaputt.
„Ich hole eine Vase….“
Damit verschwand sie aus dem Zimmer und traf in der Küche auf ihre Mutter.
„Is he your new boyfriend? He’s cute. What‘s his profession?“
„He’s not my boyfriend and he’s not cute. He is annoying and selfish, like all idols are.“
„He’s an idol? I knew I know him!“
Zoey schaute zu ihrer Mom, sie hatte die Pointe nicht verstanden. Sie würde nicht den Fehler begehen sich noch einmal in ein Idol zu verlieben.
Zur gleichen Zeit schaute Yesung sich in dem Zimmer um. Es war ein Mädchen-Mädchen Zimmer. Die Grundfarbe war zwar blau, aber sie hatte ein hohes Bett, eine klassische Tagesdecke darüber. Davor stand eine Bank auf die man sich setzen konnte. Sie hatte eine Sitzecke und der Kleiderschrank war so breit wie das Zimmer. Barocke Verzierungen säumten die Wände und sie hatte schwere Vorhänge. Er blieb vor einer Kommode stehen. Zoey hatte hier verschiedene Schmuckaufbewahrungen, wie eine kleine Couch, ein kleiner Kleiderschrank. Er fand das total süß und durchstöberte die Sachen ein wenig. Als er ein Amulett fand öffnete er es neugierig um zu gucken wer sich im Herzen versteckte, doch das Schmuckstück war leer. Was machte es für einen Sinn ein Amulett zu holen ohne ein Bild rein zu tun? Dem konnte man Abhilfe schaffen.
Yesung hatte immer unzählige Fotos und Schnipsel in seinem Portemonnaie, also faltete er eins davon – mit seinem Gesicht natürlich – dass es in die Halterung passen würde und legte das Amulett wieder zurück.
Gerade rechtzeitig. Ein paar Sekunden später ging die Tür auf und Zoey schaute sich – zu Recht – skeptisch um.
„Hast du etwas angefasst?“
„Nein, wirklich nicht“, beteuerte er sofort.
„Also noch mal, was willst du?“
Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und stellte die Blumen ans Fenster.
„Wir sind aus Vietnam zurück … ich dachte ich sollte mich melden, dir sagen dass es mir gut geht.“
Er hatte Zoey auch eine SMS geschrieben als er in Hanoi gelandet war.
„Yesung, hör mal, ich bin nicht deine Freundin, okay? Es könnte mir nicht egaler sein ob du in Vietnam bist oder nicht, ob du von einem Lightning Stick erschlagen wurdest oder mit Justin Timberlake durchgebrannt wärst.“
„Ich weiß was du versuchst.“
„Was ich ‚versuche‘? Ich versuche gar nichts.“
„Doch, du denkst wenn du die Zicke spielst und so tust, als wäre dir das alles egal, dass es dann irgendwann wirklich egal ist – aber nicht mit mir. DU hast MICH geküsst. Und DU magst MICH.“
„Ach ja?“
„Ja!“
„Ach ja?“
Und dann schnappte sich Yesung die Frau, war zum ersten Mal aktiv und küsste sie und man siehe da, sie wehrte sich nicht. Ach ja? Ja!
Als das SHINee Training fertig war, war Mia vollkommen fertig. Selten hatte sie so verbissen getanzt und niemand war frech zu ihr gewesen und selbst Onew hatte gemerkt, dass man sie heute einfach mal in Ruhe lassen sollte.
„Alles okay?“
Key war der todesmutige Held der sich in den Kampf mich dem Drachen stürzte.
„I’m just so …. Pissed off.“
„Why?“
„I’m not so sure, part involves those two dancing chicks, disturbing my practice and acting all teenie weenie.“
Der Jüngere fing an zu lachen.
„Sie sind nett, ich glaube nicht dass sie dir über die Leber laufen wollten.“
„Whatever.“
Es war ihr egal und wenn sie Zwillings-Mutter-Theresas wären, wäre das Mia im Moment ziemlich egal.
Nach dem Duschen ging Mia in das Büro und rief zu Hause an. Die Welpen hatten schon nach Ikigayo gegessen, also war Mia zufrieden. Dann rief sie die Bambis an, die hatten auch schon gegessen, hervorragend. Also machte sie sich an die Emails. Die Homepage musste upgedated werden, der Schedule eingepflegt, sie musste schauen was die nächsten Tage alles anfiel und wen sie wann wohin begleiten musste.
Mittlerweile war es knapp 23:30 Uhr als ihr Handy klingelte.
„Guten Tag.“
„Guten Tag“, erwiderte Mia lachend und freute sich das Donghae die Begrüßung wohl irgendwo aufgeschnappt hatte.
„Wie war dein Tag?“
„Miep.“
„So schlimm?“
„Ja.“
„Und ich bin nicht da.“
„Schon okay, you’re not my mental punshingball.“
Sie wollte ihre schlechte Laune gar nicht an ihm auslassen.
„Ach, ich denke ich kann das ab. Reg dich nicht so viel auf, das gibt nur Falten.“
„One word: Botox.“
Da lachte Hae und Mia ging es auch schon ein wenig besser.
Gegen 1 Uhr machte sie dann Feierabend und kam sich vor als sei sie schon ewig auf den Beinen. Das war sie auch, in Vietnam war es jetzt später, also war sie seit mindestens 18 Stunden wach. Um eine Sache kam sie aber nicht herum, sie wollte Jihoon den Schlüssel zurückgeben. Emotional war sie bereits auf dem Tiefpunkt, schlimmer konnte es nicht werden.
Um diese Uhrzeit war es zumindest möglich Auto zu fahren und für Mia war es eine gute Übung. So wirklich integriert fühlte sie sich noch nicht im Seouler Straßenverkehr und machte noch immer einen Bogen darum.
Ihr Ausweis war noch immer dazu berechtigt das Gelände zu betreten, was schon mal beruhigend war. Sie parkte das Auto nicht direkt vor dem Haus und ging das Stück. Hier hätte sie leben können. Mit ihrem Ehemann. Nein, sie bereute es nicht. Doch, irgendwie schon, aber nur wenn sie sich vor machte, dass es tatsächlich hätte klappen können, nur dann bereute sie es. Sie wollte nur den Schlüssel einwerfen, doch kaum hatte sie sich dem Haus genähert ging der Bewegungsmelder an und alles erstrahlte unter der Lampe. Mia blieb wie angewurzelt stehen. Oh-oh. Doch drinnen bewegte sich nichts, kein Ton war zu hören. Vielleicht war Jihoon auch gar nicht zu Hause. Sie ging wieder auf die Tür zu, neben der der Briefkasten hing. Gerade als sie die Klappe des Briefkastens öffnen wollte, öffnete sich die Tür und sie stand direkt vor Jihoon. Vor lauter Schreck tapste sie nach hinten, stolperte und landete auf dem Hintern. Jihoon fing an zu lachen, kam dann aber sofort um ihr auf zu helfen. Er hatte so ein fröhliches Lachen. Nein, sie bereute es nicht.
„Stop laughing, it’s not funny!“, beschwerte sie sich als sie wieder fest auf beiden Beinen stand.
„It kinda is.“
„No, sneaking up on me is not funny.“
„Man hat mich angerufen als du unten durch das Tor gefahren bist.“
Verräter.
„I wanted to give you your key back.“
Förmlich reichte sie ihm den Briefumschlag mit beiden Händen.
„Du bist nicht im Hotel in Kuala Lumpur eingecheckt.“
Mia schaute auf den Boden.
„No, I changed my flight and got back to Seoul right away.“
„Ich habe mir Sorgen gemacht.“
Sie wusste nicht was sie darauf sagen sollte. Nachdem was sie gemacht hatte, hatte sie es gar nicht verdient dass er sich Sorgen machte.
„You didn’t need to.“
„Ich weiß, aber ich hab mir trotzdem Sorgen gemacht.“
Kein Geräusch zu hören, es war als hätte sie jemand in eine Käseglocke gesteckt. Nach ein paar Sekunden schaute sie auf.
„Ok, I better get back home …“
„Willst du rein kommen? Ich würde gerne mit dir reden.“
„I’m not ready to talk about it yet.“
„You’re hurt too.“
„Yes I am.“
Sie wollte sich nicht der Gefahr aussetzen mit ihm alleine zu sein, ihn zu lange zu betrachten und sich vielleicht einlullen zu lassen, Dinge zu tun die sie bereuen könnte.
„Gute Nacht und fahr vorsichtig“, meinte er und schaute ihr nach.
Sie konnte noch nicht zurück in dieses Haus oder mit ihm allein sein. Die ganze Autofahrt in die Innenstadt weinte sie durch, wieso war Schluss machen so anstrengend? Und wieso war weinen so anstrengend?