Mia mochte ihr Zimmer in Singapur. Um 8 Uhr wachte sie auf, blieb aber noch eine Weile im Bett liegen und schaute aus dem großen Panoramafenster. Nebenbei ging sie ihre Emails durch und zwei waren dabei, die sie recht neugierig machten.
Die erste war von G-Dragon.
‚Heeeeeeeeeello Mia!
I hope you have a good time in Singapore. I know you’re leaving tonight, so you probably can’t visit all the things you’d like to see, but I still hope you’re enjoying the day. I know you’re leaving to Germany on Tuesday, right? Would you like to hang out tomorrow? I’ll send you my address. By the way, I’ll attach the new song. It’s still top-secret, so please don’t show it to anyone, I just thought you like to know it before the videoshooting.
Bye bye
Jiyong!’
Grinsend saß sie vor dem MBA und lud sofort das Lied runter. Irgendwie hatte sich der Stil von Big Bang gewandelt, während sie die älteren Sachen nicht so mochte, musste sie sich eingestehen, dass die meisten Sachen seid ‚Beautiful Hangover‘ wirklich gut geworden waren.
Eine andere Email erweckte ihr Interesse. Von Jaejoong. Mias linke Augenbraue wanderte nach oben, was wollte er? Sie war bei ihm immer so skeptisch, er war wie ein Bombe, manchmal waren sie Blindgänger, manchmal machte es aber auch Boom – oder wie Heechul sagen würde: Pow.
Während Jiyong so rücksichtsvoll gewesen war und auf Englisch geschrieben hatte, wollte Jaejoong Mia schon mit dem ersten Wort ärgern. Seine Mail war zwar kürzer, dafür auf Koreanisch und Mia brauchte doppelt so lange um sie übersetzt zu haben.
,Hallo Rapunzel,
ich weiß du fliegst am Dienstag nach Deutschland – wieso begannen eigentlich so alle Mails? – aber vorher habe ich eine kleine Überraschung für dich. Du findest sie in meiner Wohnung. Ich weiß du wirst enttäuscht sein, aber ich bin nicht da. Wir haben Morgen ein großes Shooting für die ‚Frau‘, aber keine Sorge, ich schicke dir ein Exemplar. Jedenfalls findest du dort etwas, was ich dir schenken möchte und eine weitere Nachricht.
Take care
JJ‘
Mias skeptischer Blick hatte sich noch immer nicht geändert. Jaejoong hatte ein Geschenk für sie und es hörte sich nicht gemein an – irgendetwas stimmte nicht. Aber plötzlich freue sie sich auf Zuhause.
Sie hatte noch circa 6 Stunden Zeit, bis sie zum Flughafen musste und diese Zeit wollte sie ausnutzen. Deswegen hatte Mia vorgesorgt und einen Personal-Guide bestellt, der ein individuelles Programm mit Mia quer durch die Stadt machen.
Singapur hatte viele tolle Parks, den botanischen Garten, den Chinesischen Garten und den Jurong Bird Park, der Mount Faber – der höchste Berg der Stadt, ähnlich wie der Namsan, doch dazu war einfach keine Zeit. Die Parks waren riesig und Mia kannte sich und ihre Canon, einmal in so einem Park verschwunden, würde sie stundenlang nicht mehr raus kommen. Ihre Vorstellungen waren ganz klar und als sie um 9 Uhr auf ihren Guide stieß, sagte sie ihm ganz genau was sie sehen wollte. Dazu gehörte der Sri Mariamman, einer der ältesten Hindu-Tempel der Stadt der lustiger Weise in China Town stand. Das Besondere an dem Tempel war, dass er alle 12 Jahre neu renoviert und geweiht wurde. Gestern Nacht hatte sie die Riverside bereits abgearbeitet. Neben dem Riesenrad stand an Ufer der ‚Merlion‘ – das Wahrzeichen der Stadt, halb Löwe, halb Meermann. Abgesehen davon gab es die ‚People of the river‘, Metallfiguren die Menschen nachempfunden waren, sie saßen am Flussufer oder es sah so aus als sprangen sie rein. Im Dunkeln hätte man fast meinen können sie seien echt – außer der fette Vogel, der war leicht überdimensional gewesen. Sie fuhren auch nach Little India um sich die Sultan Moschee anzuschauen und auf einem der vielen Märkte einkaufen zu gehen. Mia wusste genau wieso sie einen großen Koffer mitgenommen hatte und wieso sie froh war dass der Guide ein Auto besaß. Auch das Victoria Theater besuchten sie und das Raffles Hotel und zum Abschluss fuhren sie auf die Orchard Road und gingen shoppen.
In Korea ging es nicht jedem so gut wie Mia.
Leeteuk kam bei SM rein und sah wie Shincho im Flur auf einer Bank lag mit einem nassen Lappen auf der Stirn.
„Shinchoshi, was ist los?“
Der Super Junior Bandleader ging neben dem Jungen in die Hocke.
„Bin umgekippt … ich glaub ich bin erkältet …“, murmelte das Bambis müde und schlug die Augen auf. Leeteuk schaute ihn besorgt an.
„Du darfst nicht zu viel machen, dein Körper zeigt dir die Grenzen.“
„Ich weiß, aber ich will.“
Als könnte Leeteuk das nicht verstehen. Er wusste wie es war, aber auch wie es sein konnte, wenn der Körper nicht mehr mitmachte. Jeder von ihnen hatte sich schon überarbeitet, war umgekippt und einfach kraftlos gewesen, Heechul hatte sogar schon ein Magengeschwür gehabt und hatte es mitten im Training fertig gebracht Blut zu erbrechen – dass hatte ihn zum Glück keiner nachgemacht. Gerade deswegen verstand er die Trainees so gut und auch wenn sie ihre eigenen Erfahrungen sammeln und ihre eigenen Entscheidungen treffen mussten, so würde er sie gerne warnen. Schweigend saß er neben dem Jüngeren.
„Hyung, wird das besser? Wird es ruhiger?“
„Nein“, er konnte ihn nicht anlügen.
„Niemals?“
„Nein. Aber es ist das was du willst.“
„Ja, das ist es.“
Langsam setzte sich Shincho wieder auf.
„Weißt du, wir lieben alle unsere Arbeit, doch manchmal ist es schwer und manchmal stoßen wir an unsere Grenzen, körperlich, aber auch psychisch. Wir müssen auf diese Warnsignale hören, auch wenn wir in einer Band sind und wir immer unser Bestes geben wollen, damit wir den anderen nicht zu Last fallen, dürfen wir uns nicht deswegen kaputt machen. Wenn es Jino schlecht ginge, würdest du von ihm verlangen dass er weiter macht, nur damit er keine Last ist?“
Natürlich schüttelte Shincho den Kopf.
„Also. Hab kein schlechtes Gewissen, wenn dein Körper sagt du musst langsamer machen, dann mach langsamer. Die anderen werden es verstehen und jedem von euch wird es mal so gehen, bei dem einem kommt es früher, bei dem anderen später.“
„Danke Hyung.“
In dem Moment kamen auch schon Tyler und Dongmin angelaufen.
„Hey Shin…. Wie geht es dir? Sollen wir dich zum Arzt bringen?“
Tyler ging vor ihm auf die Knie, er machte sich wirklich Sorgen um den Kleinen.
„Nein, nein, aber ist es in Ordnung wenn ich nach Hause gehe und mich ausruhe?“, fragte er vorsichtig.
„Natürlich, wir wollen nicht dass es dir schlecht geht“, erwiderte Dongmin.
„Ich fahr ihn“, bot Leeteuk an.
Zu Hause im Dorm kam Donghae gerade die Tür ein, beladen mit unzähligen Tüten. Eunhyuk saß ihm Wohnzimmer und Hae ließ einfach alles fallen, weil er sich total totgeschleppt hatte.
„Was hast du denn eingekauft?“
„Klamotten“, antwortete Donghae schnaufend.
„Klamotten?“
„Ganz tolle Klamotten.“
Jetzt war Eunhyuks Neugierde geweckt und er setzte sich zu Hae auf dem Boden um zu begutachten, was er alles gekauft hatte.
Es waren acht Sets.
„Pärchenkleidung?“, fragte Eunhyuk mit fragendem Blick.
„Ja, Pärchenkleidung.“
So etwas war in Korea total beliebt. In der Öffentlichkeit erkannte man Pärchen meistens nur an den einheitlichen Klamotten. Es gab zig Klamottenläden, die nur Pärchenklamotten verkaufen und in so einen Laden war Donghae heute eingefallen – natürlich in Begleitung zweier Securytis und verfolgt von rund 30 Mädchen – woran er sich mittlerweile gewöhnt hat.
„Du weißt Mia wird das hassen?“
„Jaaahaaaa, ich weeeeeiß“, sagte er in einem Singsang, denn die Tatsache störte ihn erst mal nicht. Auf wie viele Sachen wollte Mia sich anfangs gar nicht einlassen und hatte es dann doch gemacht? An erster Stelle stand Donghae, doch es gab dutzende Beispiele dafür, dass sie einfach nur einen Schupps in die richtige Richtung brauchte.
Eunhyuk vermerkte sich gedanklich dass er Morgen unbedingt einen Helm tragen sollte, wenn Hae das Mia zeigte. Gerade wollte er noch ein Kommentar dazu abgeben, da klingelte es an der Tür.
Mit verwundertem Blick öffnete Donghae Zoey die Tür.
„Hallo Zoey, welche Überraschung.“
„Hi Hae, sag mal ist Yesung zufälligerweise da?“
Eigentlich erwartete sie keine Antwort, sie hatte sich bereits an ihm vorbei geschoben und schaute in das Wohnzimmer. Hae stand noch immer in der Tür und schaute der Frau nur verdattert hinterher.
„Nein er ist nicht da, ward ihr verabredet?“
„Verabredet? Was? Wir? So ein Quatsch, nein ich wollte mit ihm nur etwas besprechen.“
„Zoey, hör auf, ich weiß es.“
„Was weißt du?“, fragten Zoey und Eunhyuk gleichzeitig, doch dann warf Eunhyuk dem anderen Mann einen finsteren Blick zu und Hyukie hob ergebend die Hände.
„Du weißt du verletzt seine Gefühle. Er mag dich und du ihn anscheinend auch, wieso ist es so schwer dazu zu stehen?“
„Um zu enden wie du und Mia? Ihr könnt keinen Schritt mehr machen, der nicht verfolgt wird, es gibt Pro-Mihae-Fans, es gibt Kontra-Mihae-Fans, weißt du dass sie seit 3 Wochen nicht mehr ins Internet geht, aus Angst etwas zu lesen, was sie verletzten könnte?“
„Ja, das weiß ich … und ich arbeite dran. Doch es sagt doch keiner dass du mit Yesung das offiziell-offiziell machen sollst, es geht um eure Freunde, er will dich mit hier her bringen ohne dich zu verstecken oder Ausreden vorzuschieben. Er kann schon in der Öffentlichkeit nichts tun, ihr dürft euch eigentlich nicht zusammen sehen lassen, das ist schon eine große Bürde, lasst doch wenigstens zu Hause die Heimlichtuerei.“
Zoey hasste es generell wenn das was andere sagten und nicht konform mit ihrer eigenen Meinung war, dann auch nicht der Wahrheit entsprach.
„Ich bin einfach noch nicht bereit! Ich fange gerade erst an mich an ihn zu gewöhnen, was wenn es in drei Wochen wieder vorbei ist? Dann haben wir es an die große Glocke gehängt und dann dürfen wir jedem erklären, dass wir doch nicht zusammen sind.“
Die beiden schienen Eunhyuk vollkommen vergessen zu haben, der beobachtete das Ganze aber ziemlich gespannt.
„Dann sag ihm das. Yesung ist der Letzte der kein Verständnis dafür hätte, du musst nur ehrlich zu ihm sein.“
Und Zoey schien tatsächlich darüber nachzudenken.
„Kannst du ihm sagen, dass er wieder ans Telefon gehen soll, wenn ich anrufe?“
„Er ist im Studio und nimmt einen Song mit Ryeowook und Kyuhyun auf.“
Sie sollte nicht denken dass Yesung sie konstruktiv ignorierte, dazu fehlt ihm die Willensstärke.
„Ja und?“, fragte sie empört und der Sänger fing an zu lachen.
„Übrigens … Pärchenpullover? Mia wird dich umbringen.“
„Ja, ich weiß“, erwiderte er und zuckte nur mit den Schultern.
Kaum hatte Donghae die Tür hinter Zoey geschlossen, fand er sich Auge in Auge mit Eunhyuk.
„Geheimnisse? Du hast schon wieder Geheimnisse vor mir?“
„Was heißt denn schon wieder?!“
„Ich sage nur Tokyo und Lovehotel!“
„Ich war in Tokyo in keinem Lovehotel!“, verteidigte sich Hae.
„Nein aber Kyu und Mia und sie hatten Streit weil DU sie geküsst hattest und MIR nichts davon erzählt hast.“
Donghae schien einen Moment zu grübeln, erinnerte sich aber dann.
„Denkst du nicht du bist ein wenig kleinlich?“
Nach diesem Kommentar brachte Hae ein paar Meter zwischen sich und Eunhyuk.
„Mal abgesehen davon hatte ich es Yesung versprochen. Und sie hatten keinen Streit weil ich DIR nichts davon erzählt hatte … “
In diesem Moment ging die Tür auf und Heechul kam herein. Er stockte kurz und schaute zwischen den beiden hin und her.
„Was ist hier los? Ehekrise?“
Dann ging er weiter und sah die ganzen Klamotten im Wohnzimmer liegen.
„Eunhae hat ein neues Level erreicht“, stellte er fest.
„Nein, das sind Mihae Outfits“, erklärte Eunhyuk.
„Dann verstehe ich zumindest wieso Eunhae einen Ehestreit haben“, sagte er trocken und ging in sein Zimmer.
„Kein Wort – zu niemanden“, warnte Donghae Eunhyuk noch einmal, da klingelte auch schon sein Telefon.
„Was ist denn heute hier los?! Oh!“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und ein strahlendes Lächeln erfüllt sein Gesicht.
„Guten Tag!“, sagte er brav auf Deutsch.
„Guten Tag“, erwiderte Mia auf Koreanisch.
„I’m about to leave to the airport, just wanted to tell you I’m fine.“
“Das freut mich, hier ist auch alles in Ordnung. Kyu geht es gut und ist gerade mit Yesung und Wookie im Studio. War die Show gut? Ich hab Videos gesehen, ihr scheint viel Spaß zu haben.“
„Ja, den haben wir“, sagte sie lachend.
„Wann landest du Morgen?“
„About 5:15, I’d be home around 6 something …“
“Ah, okay.”
“Don’t do some crazy stuff like getting up at 6 to pick me up or something, you need your sleep”, ermahnte sie ihn, denn sein Ton gefiel ihr nicht.
“Quatsch, ich hol dich doch nicht vom Flughafen ab!”
„Gut.“
„Aber hab einen guten Flug, wir sehen uns Morgen.“
Als Donghae aufgelegt hatte, schaute Eunhyuk ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Du hast etwas Schlimmeres vor, als sie vom Flughafen abzuholen?“
„Jup.“
Irgendwie hatte Eunhyuk das Gefühl, dass das in einem Desaster enden würde.
Den ganzen Tag hatte Mia von den Küken nichts gesehen, doch jetzt wo sie auscheckte, kamen ihr Onew und Minho entgegen.
„Noona, du gehst schon?“, fragte Onew.
„Ja, mein Flieger geht bald.“
Onew und Minho drückten sie an sich.
„Vielen Dank für die gute Show gestern, komm gut nach Hause und hab viel Spaß in Deutschland“, meinte Onew und wieder einmal bemerkte Mia wie sehr sie sich schon an alles gewöhnt hatte, an die Jungs, an das stressige Leben, es war normal geworden.
Etwas wehleidig saß sie am Flughafen, sie hätte gerne mehr Zeit in Singapur gehabt und so nahm sie sich vor eines Tages hier her zu kommen, nur um Urlaub zu machen.