Sie waren gegen 2 Uhr wieder Zuhause und alle verzogen sich in ihre Zimmer. Skye ging duschen und schlief dann direkt ein.
Am nächsten Morgen war sie gegen 8 Uhr wach. Im Haus war es noch ruhig und sie setzte sich mit einem Kaffee auf den Balkon, um die Mails zu checken. Schon jetzt war der Himmel blau, es würde heute wieder heiß werden. EXO hatten heute etwas mehr Freizeit als gestern und würden New York unsicher machen. Um ehrlich zu sein hatte sie keine Ahnung, was geplant war. Sie meinte etwas mit einem Helikopterrundflug im Programm gelesen zu haben.
Skye würde mit Mia die 5th Avenue unsicher machen – oder zumindest Tiffany. Sie hatten eine Reservierung für 11 Uhr, bis dahin war noch genug Zeit. Wenn denn nicht auch schon Jongin wach wäre.
Er setzte sich zu ihr.
„Hey.“
„Hi.“
Komisch. Es war einfach komisch.
„Wir hatten gestern gar keine Gelegenheit zu sprechen. Wie hat dir denn die Show gefallen?“
„Gut, ja, ihr macht das gut.“
Wieder Schweigen. Skye steckte sich eine Zigarette an. Man! Alles vorbei mit Selbstkontrolle!
„Wird es immer so komisch zwischen uns sein?“, fragte er schließlich.
„Eine Weile … dann wird es irgendwann okay sein“, versicherte sie ihm und so blieben sie schweigend nebeneinander sitzen.
Suho und Baekhyun waren die nächsten die sich zu ihnen gesellten und sie merkten sofort, dass die Stimmung komisch war.
„Stören wir?“, fragte Suho, Baekhyung interessierte es im Zweifel nicht, wenn er störte.
„Nein, nein, alles gut“, erwiderte Skye zuversichtlich, froh über die Gesellschaft.
„Was habt ihr heute auf dem Plan?“, fragte sie in die Runde, weil sie sich nicht mehr genau an den Plan erinnern konnte.
„Wir … ah, wir sind in der koreanischen Botschaft, mit dem Botschafter zum Mittagessen verabredet und danach haben wir bei einem Magazin ein Interview und ein Fotoshooting und dann geht es schon wieder zur Halle“, erklärte Suho.
Skye hatte sich mal ihren Tourplan angeschaut, sie hatte das die letzten Wochen völlig ausgeblendet und sie waren jetzt seit knapp vier Wochen und Süd- und Nordamerika unterwegs durch die Tour. Heute wäre ihr letztes Konzert bevor es zurück nach Korea ging. Dann kamen noch Japan und China, doch dort flogen sie in der Regel nur für das Konzert hin und dann wieder zurück. In Amerika war es zu stressig wegen drei, vier Tagen wieder nach Hause zu fliegen.
Es war eine lange Zeit um unterwegs zu sein. Wenn sie Korea waren, hatten sie auch nicht unbedingt viel Zeit, aber sie waren wenigstens Zuhause, mit ihrem gewohnten Essen. Sie vermissten Zuhause bestimmt.
„Wollt ihr heute Abend etwas machen? Nach der Show?“, bot sie an. Sie hatte für heute Abend – noch – nichts geplant.
„Vielleicht etwas Entspannendes?“ Suho schaute in die Runde. Chanyeol war gerade dazu gekommen.
„Hey, wir sind in New York und wir haben Skye dabei – ich will auf eine Party!“
Die Amerikanerin fing an zu lachen. Es war zwar Montag, doch in New York fand man immer eine Party.
„Okay, dann machen wir heute einmal das Wellness- und einmal das Partyprogramm. Schick mir später wer sich für was angemeldet hat“, sagte sie, als sie aufstand, um sich fertig zu machen.
Die beiden Frauen liefen. Tiffany war vielleicht 15 Minuten zu Fuß von Skyes Wohnung entfernt und bei dem schönen Wetter machte es Spaß draußen etwas zu machen. Zumal es New York war. New York musste man laufen.
Ihr Weg führte sie zum Central Park und dann weiter in Richtung Süden. Das Tiffanygebäude war recht weit oben auf der 5th Avenue angesiedelt, nach dem Central Park und bestand aus 5 Etagen. Im Erdgeschoss fand man den alten Verkaufsraum, der etwas düster wirkte. In der Etage darüber war die ‚Diamanten‘ Abteilung, darüber war eine Etage für geladene Gäste, darüber gab es Silberschmuck, darüber waren ‚Haushaltsartikel‘ – wie Pingpong-Schläger, Sparschweine, silberne Strohhalme und Kaschmirdecken – und das Café und darüber war der Kundendienst und die Toiletten. Sie beschlossen zuerst zu frühstücken und dann zu shoppen.
Tiffany war magisch. Sie hatten diese Fahrstühle, jeder hatte einen Concierge, der einen fragte, in welche Stock man wollte und wenn man auf einer Etage ausstieg, wurde man wieder von einem Angestellten begrüßt. Was Mia faszinierte war, dass sie Skye mit ihren Namen begrüßten.
„Du bist hier wohl öfters…“
„Ich mag es hier“, gab sie nur zur Antwort. Schon am Fahrstuhl nahm sie jemand in Empfang, der sie zum Café führte und ihnen einen Tisch am Fenster gab. Alles war in Tiffany-Blau und wirkte etwas dekadent. Skye war es egal, sie zahlte schließlich ja auch dafür, dass man nett zu ihr war.
„Du hast Taehyung am Eiffelturm getroffen?! Aus Zufall?!“
Sie hatten sich dazu entschlossen Deutsch zu sprechen, denn Englisch verstand jeder und sie sahen auch vier Asiatische Frauen, von denen sie sich fast sicher waren, dass es Koreanerinnen waren. Natürlich konnten sie nicht ausschließen, dass keine Deutschen da waren, aber die meisten Deutschen würden wahrscheinlich gar nicht wissen, wovon sie sprachen.
„Ja, es war schon sehr …“
„Schicksal“, beendete Mia den Satz.
„Danach waren wir im Louvre.“
„Nachts?“
„Ja, Beziehungen … du weißt … fast bis zum Sonnenaufgang sind wir durch den Louvre gegeistert.“
„Hattet ihr Sex?“, wollte die Deutsche wissen und Skye schaute sie entsetzt an.
„Nein!“
„Langweilig … ihr seht euch monatelang nicht und trefft euch dann aus Zufall, von allen Orten auf dieser Welt, vor dem Eiffelturm und macht eine Nachtführung durch den Louvre und ihr hattet noch nicht mal vor der Mona Lisa Sex? Kinder …“
Skye grinste und merkte wie ihre Wangen glühten.
„Er ist nicht so … ja, er hat mich schon geküsst, aber …“
„Ja, ja, Labradorwelpe, ich weiß.“
„Und am nächsten Tag kam er zu mir nach Disneyland.“
„Ernsthaft? Ihr zwei seid wie diese ekelhaften Liebesromanzen … in denen am Ende meistens jemand stirbt, aber okay.“
„Es war ein schöner Tag.“
„Und dann hattet ihr Sex in Disneyland? Oder warte: Ihr habt einen Mickey gefunden, der auch trauen kann und ihr zwei habt geheiratet?“
„Ich werfe gleich etwas nach dir“, drohte Skye.
Mia nahm sie nicht so wirklich ernst und nahm sich noch einen Mini-Kuchen.
„Also, ich will ja keinen Druck machen, aber ihr zwei gehört zusammen.“
„Er kennt mich noch nicht einmal … ich kenne ihn noch nicht einmal und mal abgesehen davon sind sie BTS.“
Mia schaute fragend auf, Skye wusste, dass sie auf dieses Thema mehr eingehen musste.
„Sie sind riesig … ich meine … riesig … jeder kennt sie. Ich meine EXO sind auch riesig, aber international kommt niemand an BTS ran. Wahrscheinlich haben sie auch irgendwelche Verträge, dass sie mit niemand ausgehen dürfen. Keiner von ihnen war bisher in irgendeinen Skandal verwickelt. Es gab Spekulationen, aber nie handfeste Beweise und ich bin total auffällig! Ich kann das nicht! Ich will meine Zuneigung zeigen und auch wenn ich nicht mitten auf dem Timessquare vögeln muss, so bin ich doch ganz schlecht darin meine Gefühle zu verstecken. Wir würden auffliegen und dann wäre seine Karriere vorbei und es wäre meine Schuld. Mal abgesehen davon, was würden die Fans denken? Erst Jongin, dann Taehyung – die denken ich bin eine Medusa!“
„Seit wann kümmerst du dich um das, was andere sagen?“, fragte Mia. Sie wusste aus eigener Erfahrung wie intensiv Kpop war. Sie steckten mitten drin und für sie waren die Idols keine Superstars, sondern sie waren wie eine große Clique. Mia hatte damals auch Findungsstörung gehabt. Kyuhyun, Jaejoong, Yunho, Jihoon und schließlich Donghae. Es war sehr nervenaufreibend. Sie arbeiteten zusammen, sie wohnten zusammen, es war klar, dass sie schneller eine emotionale Bindung zueinander aufbauten, als wenn man jemand nur alle zwei, drei Wochen sah. Sie verstand Skye.
„Du darfst dich nicht auf die anderen konzentrieren, ihr zwei müsst das austarieren und wenn es wirklich so etwas wie Schicksal ist, dann wird sich das schon fügen.“
Sie beendeten das Frühstück und gingen dann Shoppen. Man stellte Skye direkt eine persönliche Verkäuferin zur Seite und die beiden tobten sich etwas aus. Tiffany war zeitlos schön, es waren keine zu auffälligen Schmuckstücke, doch so auffällig, dass man Tiffany eigentlich direkt erkannte. Skye füllte ihren Goldschmuck etwas auf, während Mia sich nur an das Silber rantraute, aber hier machte der Kontostand wohl dann doch etwas den Unterschied. Tiffany war nicht günstig und auch wenn Skye immer noch von sich behauptete, dass sie immer noch ein normales Leben führen könnte, doch wenn man die Möglichkeit hatte bei Tiffany einzukaufen, anstatt Modeschmuck zu kaufen der abfärbte oder kaputt ging, dann ergriff Skye diese Chance.
Etwas später – und etwas ärmer – verließen die beiden Frauen glücklich den Laden. Um erst einmal wieder runter zu kommen, gingen sie in die Bäckerei ‚Pommes Palais‘, welche im New York Palace angesiedelt war, das berühmte Hotel aus Gossip Girl, dass inzwischen zur koreanischen Megagroup Lotte gehörte. Es war eine Bäckerei aus dem Bilderbuch, mit kleinen Törtchen und Eclairs, Süßwaren und einem hervorragenden Kaffee – deswegen waren sie hier.
„Also, was ist dein Plan? Wieder nach Seoul?“, fragte Mia schließlich. Chen hatte ihr schon gesagt, dass Skye vor hatte mit nach Seoul zu kommen, doch so wie sie Skye kannte, würde ihr schnell langweilig werden, wenn sie nichts zu tun hatte.
„Ja“, gab Skye zu und führte den Satz nicht weiter.
„Und dann?“
Die Amerikanerin seufzte.
„Also, ich kann nicht mehr als EXOs Assistentin arbeiten, das ist klar. Das mit Jongin ist alles noch … zu frisch.“
Mia nickte. Nicht auszudenken was aus ihr geworden wäre, wenn das mit Donghae gescheitert wäre.
„Das ändert aber nichts daran, dass ich gerne mit ihnen arbeite. Ich denke, ich habe mich gut an die Szene gewöhnt und ich verstehe mich auch mit allen gut. Deswegen würde ich gerne etwas machen, bei dem ich noch mit ihnen zusammenarbeiten kann, ohne sie ständig um mich herum zu haben.“
Sie nippte an ihrem Kaffee und machte noch etwas Zimt rein.
„Und an was hast du gedacht?“, bohrte die Deutsche weiter.
„Ich …“ Skye erinnerte sich an Jasons Worte. Man musste das Rad nicht neu erfinden, nur besser machen. „Vielleicht einen … Idol Dateing Service, weißt du, wo ich Dates organisiere, damit die Idols ausgehen können oder … einen Gassi-Service. Die haben doch eh alle Hunde, obwohl sie keine Zeit dafür haben.“
Tatsächlich war in New York ein Gassi-Geher ein sehr beliebter Job. Als sie längere Zeit in New York war, war sie morgens oft zum Yoga im Central Park gewesen und hatte dort jeden Morgen die gleiche Frau, die mit vier Hunden unterwegs war, getroffen und irgendwann kamen sie ins Gespräch. Jeanna, die Frau, machte mit Gassigehen im Monat zwischen 20.000-25.000$. Im Monat! Skye fand das heftig. Okay, es waren auch High Society Hunde und den Leuten war das Geld egal, solange ihre Lieblinge gut aufgehoben haben, aber nach Lotto-Gewinner wäre Hunde-Gassi-Geher definitiv Skyes Traumjob gewesen.
Mia hingegen fand das eher amüsant und fing an zu lachen.
„Okay, irgendwie haben wir in zwei unterschiedliche Richtungen gedacht“, gab sie zu.
„Hey, die verdienen gutes Geld! Und können den ganzen Tag mit Hunden kuscheln und spielen!“, verteidigte sie ihre Karrierevorschläge.
„Ich glaube du bist eher der Katzen-Typ“, wand Mia ein. „Nein, ich habe an ganz andere Dinge gedacht.“
„Willst du mich wieder als deine Assistentin?“
Mit Mia war es lustig gewesen, doch kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, schüttelte Mia den Kopf.
„Ich denke bei mir wäre es dir zu langweilig. Ich habe eine Sekretärin eingestellt, die den ganzen Papierkram macht und sich mit der Buchhaltung koordiniert und damit ist mir schon mal sehr geholfen. Also ich habe einmal das Soft- und einmal das Hardcoreprogramm. Wenn du es ruhig angehen lassen willst, dann könntest du als Englischlehrerein in der Akademie arbeiten. Es ist immer schwer mit Englischlehrern, denn entweder sie kommen aus England oder Amerika, aber ihr Koreanisch ist bescheiden oder andersherum oder sie sind steinalt oder sie sind nach ein paar Wochen wieder weg. Denn du weißt ja, dass wir sehr pingelig sind bei Leuten, die mit den Idols so eng zusammenarbeiten. Kpop wird international immer größer, es ist wichtig, dass sie sich auf Englisch ausdrücken können, um mit ihren Fans zu kommunizieren, um Kommentare verstehen zu können, um sich ausdrücken zu können. Ich will ihnen also kein Schulenglisch beibringen, sondern sie sollen sich wohlfühlen mit der Sprache. Mir doch egal ob sie die Vergangenheitsform richtig konjungieren, solange man versteht was sie wollen.“
Hm. Das hörte sich eigentlich echt cool an, vor allem wenn es nicht in einem klassischen Klassenformat stattfand. Ihr ploppten schon alle möglichen Ideen im Kopf auf.
„War das das Soft- oder Hardcoreprogramm?“, fragte sie unsicher.
„Das Soft. Das Hardcoreprogramm wäre es bei SME als A&R Assistant zu arbeiten.“
Das A&R – Artists and Repertoire – Team war unheimlich wichtig. Hier wurden neue Talente gefunden, nicht nur gesanglich, sondern auch Songwriter und Beatmaker. Sie beschlossen wer welchen Song bekam, welcher Song ein Hit werden könnte und sie arbeiteten super eng mit den Tonstudios und Produzenten, sie übersetzten Texte, weil viele Songs in Englisch eingereicht wurden. Skyes Augen wurden groß. A&R war eine große Sache.
„Aber das müsste ich erst mit SM final klären. Youngjun hatte es vorgeschlagen.“
Kaum zu glauben, dass bei all dem was geschehen war, SME überhaupt noch wollte, dass sie dort arbeitete.
„Also, was würde dir besser gefallen?“, fragte die Deutsche und Skye grübelte.
„Kann ich nicht beides machen?“
Mia verschluckte sich an ihrem Kaffee und fing heftig an zu husten. Es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder gefangen hatte.
„Wie du willst beides machen?!“
„Beides ist cool. Das A&R Team bei SME ist schon recht groß. Ich könnte auf 20 Stunden oder so dort arbeiten und nebenbei Englisch unterrichten.“
„Okay Hermione Grange with your timeturner, one step at a time, first you have to get back to Seoul.“
Mit dem Kopf voller neuer Ideen bestellt Skye 150 Törtchen und Stückchen für das Konzert.
„EXO essen ohnehin nur eins, sonst bekommt Youngjun einen Anfall“, bemerkte Skye.
„Der bekommt schon bei einem Törtchen einen Anfall“, korrigierte Mia lachend.
Mit dem Kopf voller neuer Gedanken plünderten sie danach noch Victoria’s Secret. Gegenüber vom New York Palace auf der 5th Avenue lag ein großer Store, auch wenn Skyes Lieblingsladen eigentlich um die Ecke von Korea Town lag, aber sie war zu faul bis dorthin zu laufen.
Im Laden hatten sie, mal abgesehen von der Kosmetikabteilung, wenig Accessoires. Online fand man ja alles, von Badeschlappen zu zig Rucksäcken und Handtaschen. Das war in den Läden etwas eingeschränkter. Dafür waren sie in New York und es gab zig Klamotten, mit ‚New York‘ darauf. In der untersten Etage war ‚Pink‘ angesiedelt, die junge Mode von VS mit Hoodies, T-Shirts, Shorts, Sportklamotten, Sporttaschen, Jogginghosen, Yogahosen und was man noch so alles gebrauchen könnte. Auch hier kannte man Skye.
„Everybody knows you“, kam es von Mia.
„And now you know how I feel when I’m with you in Seoul“, konterte die Amerikanerin. Jessica, ihre persönliche Einkaufsassistentin, hamsterte alle Sachen und brachte sie zur Umkleide. Ein Victoria’s Secret Laden war wie Disneyland. Nur kleiner. Alles war komplett durchgeplant und selbst die Umkleiden waren passend im Design. Sie nahmen einige T-Shirts mit und Regenjacken, denn die würden sie in Seoul brauchen.
Im Erdgeschoss gab es dann Kosmetik, Kosmetikkoffer, Parfüms, Schlüsselanhänger, ein paar Taschen und Unterwäsche, doch sie gingen erst einen Stock weiter hoch, über die große Wendeltreppe aus Kristall und Glitzer. Hier fand man ein paar normale Klamotten, T-Shirts und Jacken, diesmal etwas erwachsener im VS Design, während die Pink Sachen doch etwas verspielter waren. Hier suchten sie sich auch Unterwäsche. Tatsächlich war Victoria’s Secret bei weitem nicht so teuer, wie viele glaubten. Vom Preisniveau waren sie ungefähr wie H&M. Für 29$ fand man schöne BHs und meistens gab es auch noch ein Special von 2 für 50$. Natürlich hatten sie auch teurere Modelle, doch auch das war eigentlich überschaubar.
Im Endeffekt kamen die beiden Frauen mit viel zu vielen Taschen aus dem Laden.
„Du kannst es vergessen, dass ich nach Hause laufe“, sagte Skye und versuchte ein Taxi anzuhalten.
Endlich wieder Zuhause ließen sich Mia und Skye auf die Couch fallen.
„Shopping is so exhausting“, stellte Mia fest. Die ganzen Törtchen würden direkt zur Halle geschickt werden, Skye wollte nicht die Verantwortung für so viel hübschen Zucker im Auto haben. Die Zeit war doch gut vorangeschritten, denn es war fast 16 Uhr.
„Wir müssen zur Halle“, sagte Mia nach nicht einmal einer Minute und Skye seufzte. Eigentlich wäre sie okay, wenn sie hierbleiben würde. Diesen unausweichlichen Drang wie gestern verspürte sie heute eigentlich nicht, aber ihr fiel keine Ausrede ein, wie sie es Mia erklären könnte und so ergab sie sich ihrem Schicksal.
Auf dem Weg in die Halle schrieb ihr Suho, wer heute Abend Lust auf was hatte. Die Wellnessgruppe bestand nur aus Jongin und Suho. Was die Chaotentruppe zur Partytruppe machte: Chanyeol, Chen, Sehun und Baekhyun. Wobei sie glaubte, dass Jongin nur in der Wellnessgruppe war, weil sie die Partygruppe leitete und er ihr etwas Freiraum geben wollte. Es war okay. Zumindest für Skye.
„Das könnt ihr total vergessen!“ Youngjun sah das wohl anders. „Noch habt ihr zwei eine Pressebeziehung-“
„Die in 3 Wochen endet, ist doch super, die Leute sehen uns nicht mehr zusammen, Trennungsgerüchte und dann irgendwann ein ‚Bla bla sie haben sich auseinandergelebt … bla bla … weiterhin gute Freunde… bla bla‘. Ist doch alles super“, fiel Skye ihm ins Wort.
„Darüber wollte ich mit dir reden, über das Ende …“
Skyes Augen wurden groß. Als sie zu Jongin schaute, sah der genauso überrascht aus.
„No, no, no, no chance that I will do that any longer. I can barely stand next to him and you can’t force me. We had a contract and I did everything that was expected of me and now it’s over. It’s been six month, it’s an accurate time for an relationship. I’m out.“
Auf gar keinen Fall würde sie ihr Privatleben so geiseln lassen. Selbst wenn das mit ihr und Taehyung nichts werden würde, so bestand doch die Chance, dass sie irgendjemand irgendwann kennenlernte und dann wollte sie nicht die offizielle Freundin von EXOs Kai sein. Sie wollte machen können was sie wollte. Vorher war es eine andere Situation gewesen. Sie war mit Jiyong zusammen, sie hatten gerade betrunken in Vegas geheiratet. Von dieser Beziehung durfte auch keiner wissen, deswegen war es Skye egal gewesen und sie hatte Jongin gemocht und wollte ihm helfen. Jetzt würde sie regelmäßige Dates nicht ertragen können.
„Skye, die Fans mögen euch zusammen. Ich habe Angst, dass wenn es jetzt schon vorbei wäre, dass es den Anschein macht, als wäre Jongin sprunghaft.“
Dazu sagte sie nichts. Immerhin stand im Raum, dass er mit Krystal Sex hatte, während sie schon die Pressebeziehung hatten. Das stimmte so wohl inzwischen auch nicht mehr, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass Jongin es für möglich hielt, weil er so betrunken war und sich nicht mehr wirklich an diese Nacht erinnern konnte und obwohl Skye damals noch Jiyongs … Ehefrau gewesen ist, so war doch eine Nacht mit der Ex, während eine andere Frau ihn vor dieser Psychotante beschützen wollte sehr … shady.
„Then blame it on me, tell them that I couldn’t handle the stress and that we could never spend time together because of his schedule. I just want it to be over.“
Sie sah an Jongins Gesicht, dass ihn die letzte Aussage verletzte, auch wenn er nichts sagte. Gut das sie Kuchen geholt hatte, sie brauchte jetzt Kuchen.
„Hast du … hast du jemand Neues?“, fragte Youngjun vorsichtig.
„Ich … nein …“ Aber ihr Stocken reichte schon aus.
„Lass mich raten, es ist Taehyung“, kam es von Jongin. „Na das hat ja nicht lange gedauert um über mich hinwegzukommen in Anbetracht der Tatsache, dass du aus dem Land geflüchtet bist!“
„Also erstens waren wir gerade mal zwei Wochen wieder zusammen und nein, ich bin nicht mit Taehyung zusammen. Und entschuldige Mal bitte: Zum Thema ‚hinwegkommen‘ – wer ist denn mit Krystal zur Schwangerschaftsgymnastik gegangen und hat Babyspielzeug eingekauft?“, fuhr sie ihn nun ebenfalls an. Youngjun versuchte einzuschreiten, scheiterte aber völlig bei dem Versuch.
„Weil ich dachte es ist MEIN Kind!“
„An dessen Entstehen du dich ja noch nicht einmal erinnern konntest!“
„Aber ich bin ja gar nicht der Vater!“
„Ja, was du aber auch nur weißt, weil ich mich darum gekümmert habe. Du bist einfach davon ausgegangen, weil du so betrunken warst, dass du mit ihr geschlafen hast und fängst sofort an Familie zu spielen.“
„Sie hatte einen Vaterschaftstest!“
„Ich verstehe nicht wie du, nach allem was passiert ist, dieser Frau noch vertraust!“
„Manchmal verstehe ich gar nicht, wieso ich dir vertraut habe!“
Und das war der Moment, in dem sie ihm eine Ohrfeige gab, deren Aufprall alle anderen Geräusche übertönte. Es war keine Ohrfeige aus Wut, auch keine aus Verzweiflung, es war so eine Ohrfeige, die ein Mann bekam, wenn er die Frau auf’s tiefste verletzt hatte.
Natürlich hatten die anderen den Streit schon beobachtet und heimlich Wetten abgeschlossen, wer ihn gewinnen würde – wobei hier Skye ganz klar vorne lag – doch jetzt hielten sie alle die Luft an.
Skye hingegen drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Halle.