Nach Ambers Besuch war Skye völlig erledigt gewesen. Dieser Tag war einfach zu anstrengend gewesen und tatsächlich war sie früh schlafen gegangen, um genau so früh wieder aufzustehen. Heute war der Beginn von Super Junior. Die Amerikanerin hatte keine wirklichen Erwartungen – mal ehrlich, schlimmer als EXO konnten sie nicht sein, oder? Sie waren schließlich älter und erfahrener … und deutlich hinterlistiger. Vor Kyuhyun und Heechul musste sie sich in Acht nehmen und Ryeowook tat vielleicht so, als wäre er der kleine, nette Kerl von nebenan, doch Skye hatte das Gefühl, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte. Mit Donghae, Eunhyuk und Sungmin würde sie klarkommen. Leeteuk hatte so eine Art einem die Worte im Mund umzudrehen, doch darauf war sie gewappnet. Shindong war frech, schien jedoch – die meiste Zeit – recht rational zu sein. Yesung war der trotzige Junge, der immer so tat als hätte man ihm den Lolli geklaut, also hatte Skye ein paar extra Lollis. Und dann gab es noch Darth Vader, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde Siwon eher einen Bogen um sie machen, als sie mit irgendetwas zu nerven.
Es war kurz nach 8 Uhr, als sie sich auf den Weg zum Dorm machte. Um 10 Uhr hatten die Männer einen Gesundheits-Check-Up im Krankenhaus, denn am Freitag würden sie nach Tokyo fliegen für zwei Konzerte. Sie hätten also noch Zeit für ein gemeinsames Frühstück.
Umso überraschter war sie, als sie die Dorm Tür öffnete, dass alle versammelt waren. Mit Luftballons und Tröten und irgendjemand hatte diese Konfetti-Kanonen und plötzlich regnete es glitzerndes Konfetti auf Skye.
„And good morning to you“, sagte sie. Sie fragte sich, wie lange sie hier so auf Bereitschaft gesessen hätten, wenn Skye nicht so früh rübergekommen wäre.
„Herzlich willkommen bei Super Junior!“, sagte Shindong, fast schon feierlich.
Allerdings war es nicht so, als hätten sie all das nur aus Nächstenliebe inszeniert, nein, nein.
„Also“, begann Eunhyuk gegen Ende des Frühstücks – wobei Skye heftige Pluspunkte gesammelt hatte mit ihren Pfannkuchen in Mickeymouse-Form.
„Wir wollten mit dir über ein paar grundsätzliche Regeln sprechen.“
„Oh-kay“, erwiderte sie zögernd und bekam große Augen als Eunhyuk unter sich griff und einen Ordner hochholte, der dick genug war, um das koreanische Grundgesetzt zu beinhalten. Sehr professionell setzte er seine Brille auf und öffnete den Ordner. So viel zu dem Thema ‚die sind ja erwachsener‘.
„Gut, erstens: Als Assistentin von Super Junior repräsentiertest du stets die Band. Ergo ist es uns gestattet Veto in deiner Klamottenauswahl einzulegen.“
Skye schaute an sich herab. Es waren schon jetzt 30°C. Sie hatte eine Shorts an und ein weites Hemd.
„Heute ist alles in Ordnung“, beruhigte sie Ryeowook. Na Gott sei Dank!
„Während deiner Zeit als Assistentin ist es deine Pflicht auf uns Acht zu geben, zu prüfen, dass wir genug essen und trinken. Es ist dir gestattet uns darauf hinzuweisen, sollte dir eine Essensauswahl nicht gefallen“, machte Donghae, der neben Eunhyuk saß, weiter.
„Na das ist doch schön“, kam es von Skye, was die anderen jedoch nicht beirrte.
„Sexuelle Beziehungen – in- und außerhalb von Super Junior – sind untersagt“, kam es nun wieder von Eunhyuk.
„Wow, wow – hold up! You!“, und damit deutete sie auf Donghae. „You married your assistant while you“, und nun deutete sie auf Kyuhyun, „had an relationship with her before.“
„Und es hätte die Band fast zerstört. Daher können wir dieses Risiko nicht mehr eingehen“, erklärte Eunhyuk. Skye sah wie Leeteuk sich wegdrehte, um sein Grinsen zu verbergen. Sie wollte wieder Einspruch einlegen, doch Sungmin stoppte sie.
„Vielleicht ist es besser, wenn du dir erst alles anhörst und dich auf einmal beschwerst, als so gestückelt.“
Hätte sie das geahnt, hätte sie Stift und Zettel mitgenommen!
„Während deiner Zeit als Assistentin, sollte deine volle Aufmerksamkeit der Band gehören. Auf private Angelegenheiten können wir leider keine Rücksicht nehmen. Bitte beachte, dass es auch zu deinen Aufgaben gehören kann Erledigungen nachts durchzuführen“, las Donghae weiter vor.
„Und während deiner Zeit als Assistentin ist es verpflichtend im Dorm zu wohnen, damit du deine Arbeit optimal erledigen kann“, beendete Eunhyuk mit einem stolzen Grinsen.
Kein Wundern, dass sie keinen Assistenten mehr bekamen. Skye atmete tief durch und wünschte sich, dass sie eine kleine Flasche Tequila eingepackt hätte.
„Okay, das sind eure Regeln. Ich habe auch Regeln – merkt sie euch gut. Regel Nummer 1: Geht mir nicht auf den Sack. Regel Nummer 2: Wenn ihr mir auf den Sack geht, dann habt wenigsten einen guten Grund dafür. Regel Nummer 3: Don’t fuck with my private life because I ain’t gonna fuck with yours – literally. Regel Nummer 4: Ihr esst, trinkt, schlaft und kackt, wenn ich es euch sage, denn dafür bin ich da und ich dulde keine Diskussionen – siehe Regel 1. Klar soweit?“
Eunhyuk und Donghae war alles aus dem Gesicht gefallen, während Heechul, Kyuhyun und Shindong sich köstlich amüsierten.
„Oh, das wird so gut“, sagte Heechul und lachte fröhlich.
„Vielleicht hätten wir vorher doch mal EXO fragen sollen, wie sie so als Assistentin ist“, flüsterte Donghae zu Eunhyuk.
„Woher kennt sie solche Ausdrückte?“ Ryeowook stand unter Schock.
Und so fuhren sie ins Krankenhaus. Durch einen Hintereingang führte man sie in ein großes Krankenzimmer. Skye konnte Krankenhäuser noch immer nicht leiden, doch sie versuchte das Bedürfnis davon zu laufen zu unterdrücken. Nach und nach ging ein Arzt von Sänger zu Sänger, er schaute in die Ohren, in den Rachen, es wurde ein EKG gemacht und nach dem allgemeinen Wohlbefinden gefragt. Manche von ihnen nahmen regelmäßig Tabletten, zum Beispiel Heechul und Leeteuk, vor allem gegen Schmerzen. Skye beobachtete Heechul, als der Arzt ihn untersuchte und er das Gesicht verzerrte. Sie taten immer so hart, doch manchmal konnten sie nicht verbergen, dass sie eben keine Supermans waren.
„Sagt mal, gibt es in Tokyo irgendetwas, was ihr machen wollt?“, fragte sie in die Runde, um die bedrückenden Gedanken zu vertreiben. Shindong winkte ab.
„Wir waren schon so oft in Tokyo, wir haben praktisch alles gemacht.“
„Mario Cart“, begann Sungmin.
„Puroland.“
„Alice im Wunderland Café.“
„Eulen Café.“
„Monster Café.“
„One Piece Café.“
„Die Freiheitsstatue.“
„Vampir Café.“
„Disneyland.“
„Disney Sea.“
„Roboter Restaurant.“
„So ziemlich alle Tempel.“
„Sumo Kämpfe.“
„Kabuki Theater.“
„Tokyo Tower.“
„Japanische Kochkurse.“
„Maid Café.“
„Tee Zeremonien.“
„Das Kill Bill Restaurant.“
„Memory Lane.“
„Monkey Mountain.“
„Wir waren mal eine Nacht in einem Spielzeugladen eingeschlossen“, erinnerte sich Eunhyuk.
„Oh und Kyuhyun war im Love Hotel“, beendete Heechul die Aufzählung, die schon wieder zu einem Spiel geworden war.
„Danke Hyung“, kam es von Kyuhyun, der bei der Erinnerung nicht fröhlich aussah.
„Ernsthaft, ich hasse euch schon jetzt. Euch kann man mit nichts beeindrucken“, beschwerte sich Skye, die stets versuchte aus jedem Aufenthalt etwas Besonderes zu machen.
„Skye, du musst uns nicht beeindrucken, wirklich. Wir sind keine jungen Hüpfer, die man groß beschäftigen muss. Wir sind zufrieden, wenn wir ein bequemes Bett und etwas zu essen haben“, versuchte Leeteuk sie zu besänftigen.
„Ja, wir sind keine jungen Hüpfer mehr“, pflichtete Eunhyuk ihm zu und hielt sich den Rücken.
Die waren ja noch langweiliger als EXO. Doch irgendwie würde sie sich etwas einfallen lassen, etwas Besonderes. Und wenn sie die Sänger nachts am anderen Ende der Stadt aussetzen würde.
Nach dem Krankenhaus verteilten sich irgendwie alle. Leeteuk fuhr zu KBS, Shindong zu MBC, Donghae ging ins Studio und die anderen hatten bis zum Training nicht so viel zu tun. Also ging Skye zu SME, um in Ruhe nach den Mails zu schauen, wobei Herr Kim sicherlich schon alles Wichtige beantwortet hat.
„Skye!“ Sie drehte sich um und sah Youngjun auf sie zukommen.
„Hey“, erwiderte sie lächelnd.
„Ich habe gehört Amber war bei dir?“
Idolbook. Skye hatte es fast verdrängt. Sie nickte.
„Und? Heute Abend treffen sie sich um 22 Uhr, kommst du vorbei?“
Noch immer war sie sich über einige Dinge nicht ganz klar. Existentiell wichtige Dinge, wie:
– Wollte sie das wirklich?
– Konnte sie mit den Idols mithalten?
– War sie bereit einen Teil ihrer Freiheit dafür zu opfern?
„Super Junior haben Training.“
Es war eine Ausrede, die Band brauchte sie nicht im Training, dafür hatten sie Choreografen. Sie bereiteten sich auf das Comeback nächste Woche vor. Youngjun wusste wohl auch, dass es eine Ausrede war – sie sah es an seinem Blick.
„Aber ich denke, wenn ich schon im gleichen Gebäude bin, kann ich mal vorbeischauen.“
Ein kaum erkennbares Lächeln tauchte auf seinem Gesicht auf und zufrieden ging er weiter.
Eine Weile arbeitete sie recht konzentriert, doch dann schickte Taehyung ihr eine Videonachricht, dass er morgen nach Hause kommen würde und sich freute. Sie freute sich auch. Er blödelte immer so viel rum und sie könnte ihm Stunden dabei zusehen, wie er eigentlich nichts machte, aber sein Gesicht bewegte sich immer so viel.
„Hör auf zu fangirlen“, sagte sie sich entschlossen und widmete sich wieder dem Terminplan von Tokyo.
„Wen fangirlst du denn?“
Donghae lehnte grinsend am Türrahmen.
„Nur euch“, erwiderte sie grinsend.
„Hat Taehyung-shi sich gemeldet?“
Ertappt. Skye nickte.
„Er ist ein wirklich guter Kerl. Besonders.“
„Ja, das ist er … sag mal, Mia hat mal erzählt, dass du recht früh zu ihr gesagt hast, dass du sie heiraten wirst … war das nur so dahingesagt oder wusstest du es wirklich?“
Donghae lachte bei der Erinnerung. Es war einer der wenigen Momente gewesen, in denen Mia sprachlos war.
„Nein, ich wusste es.“
„Aber … wie kann man das wissen?“ Taehyung machte schon Pläne für die Enkelkinder!
„Ich hatte vorher Freundinnen, aber bei Mia … wenn ich an meine Zukunft gedacht habe, habe ich sie darin gesehen. Mit ihr war … ist jeder Moment etwas Besonderes. Selbst wenn wir nur auf der Couch liegen habe ich dieses warme Gefühl in meinem Bauch.“
Das machte Skye etwas Angst, denn dieses Gefühl hatte sie auch, wenn sie an Taehyung dachte. Eine Zufriedenheit. Sie und Jongin hatten viel gemeinsam, sie hatten oft die gleiche Meinung zu Dingen, sie fanden dieselben Dinge schön. Er war sexy und etwas verwegen. Taehyung war nichts davon, er war niedlich, zuckersüß, chaotisch, witzig, doch er machte auch den Eindruck, als hatte er gerne Gesellschaft um sich herum, konnte gleichzeitig aber auch gut alleine mit sich und seinen Gedanken sein.
„Übrigens, wir haben essen bestellt, kommst du?“ Damit riss er sie aus den Gedanken und sie schaute auf die Uhr. Es war schon nach 18 Uhr und so packte sie ihre Sachen und ging rüber die die Akademie. Das Super Junior Training würde um 20 Uhr starten, das Bad Idol Training auch. Egal was Skye versuchte sich einzureden, sie war schon neugierig.
20 Uhr kam, doch sie blieb noch etwas bei Super Junior und tat so, als würde sie dort tatsächlich gebraucht werden.
„Jetzt geh schon!“, fuhr Heechul sie an. Viele Choreografien konnte er nicht tanzen und auch bei dieser würde er nicht viel zu tun haben. Es musste hart für ihn sein still zu halten, während alle anderen Spaß hatten und tanzten. Skye erinnerte sich, wie sie sich damals die Schulter verletzt hatte und monatelang nicht turnen konnte. Anfangs war sie noch ins Training gekommen, um zuzusehen, doch irgendwann hatte sie es gelassen, weil es zu schwer für sie war.
Sie seufzte und ging dann raus.
Das Treffen fand in einem der Meetingräume statt und nicht im Studio. Neben Sunny, Yeri, Luna, Yoona und Amber waren noch acht weitere Leute anwesend. Sie meinte das es ein SNSD und ein f(x) Manager war, dann war da noch ein Vocal Coach, drei Leute von A&R und irgendein weiterer Mensch von SME. Viele Lees und Parks. Skye merkte sich die Namen noch nicht alle. Sie setzte sich an den Rand, neben Amber, die sie angrinste.
Anfangs erklärte der eine vom A&R Team das Konzept. Sie wollten weg von dem girly-girly und einen erwachseneren Sound machen, aber auch Lieder, in denen die Sängerinnen ihr Talent zeigen konnten.
„Wir wollen eng mit euch an den Songs arbeiten, wir wollen euren Sound vermitteln. Natürlich werden wir euch Songs oder Beats vorschlagen, doch wir erwarten eine gewisse Mitarbeit“, erklärte Herr Park.
„Skye, du bist neu im Team, kannst du uns vielleicht etwas vorsingen?“, fragte Frau Young von den Vocal Trainern.
Sie war vorbereitet – hoffte sie.
„Einen bestimmten Song oder kann ich mir etwas aussuchen?“, fragte sie.
„Wie du magst, wir können auch in ein Tonstudio gehen, wenn dir das lieber ist, als hier so auf den Präsentierteller.“ Frau Young zwinkerte ihr zu. Sie war offiziell Skyes neue, beste Freundin.
In einem Tonstudio war das Gefühl anders, es war etwas gedämpfter und die Leute die draußen saßen, vor der Glasscheibe, hörten die Stimme auch besser. Schließlich wollte Skye nicht, dass später jemand sagte es wäre alles nur ein Versehen.
„Skye, bitte nicht mehr die Mermaid-Nummer“, flüsterte ihr Amber zu. Nein, jetzt war vorbei mit Spaß.
Sie wählte ‚Bang Bang‘ von Ariana Grande. Es war ein Powersong, aber auch mit Falsettos und Whistles. Skye wollte ihnen auch ihre Technik zeigen und sie wollte bis zu D6 gehen – oder bis zu E6, wenn sie in Fahrt war.
Im Studio atmete sie tief durch und setzte sich die Kopfhörer auf. War sie bereit? Sie musste, jetzt war der Moment wo sie abliefern musste. Und sie lieferte! Sie stand in ihrer kleinen Kammer und tanze, sang sich die Seele aus dem Leibe, zog bis zu E6 hoch und lieferte einen sehr niedlichen Rap ab.
Yoona und Amber waren die ersten, die aufgesprungen waren und ebenfalls anfingen zu tanzen. Als das Lied endete grinste Skye von einem Ohr bis zum anderen und als sie aus der Kabine kam, fiel Amber ihr um den Hals.
„You nailed it girl!“
„Wow, du bist wie eine Mischung aus Mariah Carey und Araina Grande und Rita Ora und du bist so niedlich … irgendwie fühle ich mich total schlecht“, kam es von Yoona, doch Skye umarmte sie. In Korea gab es nicht viele Sängerinnen, die sich in einem Popsong in die Falsettos und Whistles trauten, sie blieben von den Noten meistens auf der sicheren Seite. Ailee war da etwas waghalsiger, doch die meisten Sängerinnen trauten sich an die hohen Töne nur in herzzerreißenden ‚My heart will go on‘-Balladen. Wieso sollte man bei einem schnellen Lied nicht auch zeigen, was man kann?
Die Begeisterung bei den anderen war nicht so überschwänglich, doch Frau Young wirkte zufrieden.
„Das ist auch genau die Art Song, die ich will. Ich will Power, ich will Talent, ich will das die Leute gar nicht anders können, als aufzustehen und zu tanzen“, sagte Amber, zurück im Meetingraum.
„Ich will Divas“, fügte sie hinzu, was eine Vorlage für Skye war, die sofort anfing Beyonces Refrain von ‚Diva‘ zu singen und damit die anderen zum Lachen brachte. Das Team war wohl etwas von der Lockerheit der Sängerinnen irritiert, sonst ging es wohl ernster zu. Die Zukunft war auch ein ernstes Thema.
„Skye, denkst du denn, dass du darauf vorbereitet bist? Emotional? Natürlich, gesanglich bist du sehr gut, aber es kommen Choreografien dazu, Marketingtraining, Stylisten, Fotoshootings und es wird sicherlich negative Kommentare geben – weil man es nie allen recht machen kann. Meinst du, du kannst damit umgehen?“
Skye starrte den Mann an und fing an zu lachen, was zu irritierten Blicken führte.
„Ernsthaft? Negative Kommentare? Ihr habt aber schon mitbekommen, wie man versucht hat mich umzubringen?“
Alle schauten verlegen überall hin, nur nicht zu ihr.
„Apropos Kai … wir würden es für besser halten, wenn ihr die Beziehung offiziell nicht beendet“, kam es von einem anderen Mann.
„Keine Chance.“ Sie gab keine Erklärung ab, weil sie auch nicht das Gefühl hatte sich rechtfertigen zu müssen. Sie brauchte Jongin nicht um erfolgreich zu sein und hoffte darauf, dass die Leute sie nach ihren Leistungen beurteilten und nicht nach ihren Liebesgeschichten.
Kurz darauf sagte sie, dass sie kurz nach Super Junior schauen müsste und verließ den Raum. Es war alles ziemlich viel und sie brauchte einfach mal eine Human-Minute für sich. Und dann wurde ihr schlecht.
Skye schaffte es gerade noch so auf die Toilette und übergab sich. So viele Pläne. So viele Erwartungen. So viele Augen, die auf sie gerichtet waren. Es war etwas viel. Als sie aus der Toilette kam, sah sie wie Siwon am Waschbecken lehnte.
„Alles okay?“
„Alles super“, erwiderte sie und wusch sich den Mund aus.
„Es zeigt, dass es dir nicht egal ist“, bemerkte er und sie hasste ihn, weil er recht hatte. Es war ihr nicht egal, sie wollte sich beweisen. Sie wollte beweisen, dass sie nicht nur eine Idol-Freundin sein konnte.
„Dito“, sagte sie zu ihm, denn dass er ihr gefolgt war, zeigte ihr, dass sie ihm nicht so egal war, wie er gerne hätte, auch wenn sie nicht das für ihn sein konnte, was er vielleicht wollte – oder nicht. Sie hatte keine Ahnung, in ihrem Kopf drehte sich alles.
„Wir fahren jetzt nach Hause – oder sollen wir warten?“
„Nein, nein, schon okay“, meinte sie nur und ging zurück.
Als letzten Akt legte man ihr einen Vertrag vor. Es waren ziemlich viele Zahlen und Prozente, doch Skye machte es nicht wegen dem Geld – davon hatte sie genug. Sie flog über den Vertrag und unterzeichnete und die anderen vier Sängerinnen fingen an zu jubeln.
„Jetzt brauchen wir nur noch einen Namen“, stellte Sunny fest.
„Wie wäre es mit Bad Idol?“, schlug Skye vor und die anderen lachten … und dachten gar nicht daran, dass Skye das ernst meinen könnte.
Es war fast Mitternacht, als sich das Meeting auflöste. Total erledigt und praktisch hirntot wollte sie nur noch nach Hause. Und dann bog sie um die Ecke und Eunhyuk, Leeteuk, Donghae, Ryeowook, Kyuhyun und Siwon saßen an der Theke und jubelten fröhlich. Es rührte Skye – für ungefähr zwei Minuten.
„Und du musst immer darauf achten, niemand auf die Füße zu treten.“
„Vor allem bei Social Media, die Dinge können so schnell außer Kontrolle geraten.“
„Und denke daran: Die Fans wollen an deinem Leben Teil haben.“
„Aber nur an den schönen Dingen, tiefsinnige Gedanken können nach hinten losgehen.“
„Und nicht jedes Selfie muss ein Selfie sein, es ist nur wichtig, dass es wie ein Selfie aussieht.“
„Versuche Politik rauszulassen. Wir sind Idols, keine Politiker und egal was du sagst, irgendjemand wird es nicht passen.“
„Zeige dich respektvoll allen ethnischen Gruppen gegenüber.“
„Auch die, die du nicht leiden kannst.“
Leider saß die Amerikanerin am Steuer, ansonsten wäre sie wahrscheinlich aus dem fahrenden Fahrzeug gesprungen, um schreiend wegzulaufen. Das kleine Idol 1:1 zog sich bis nach Hause.
Im Batcave angekommen stand Skye kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
„Hey, wollen wir noch in die Bar ohne Namen?“, fragte Eunhyuk in die Runde.
„Ich bin total erledigt“, erwiderte Skye und verabschiedete sich von den Sängern.
Ihre Füße trugen sie jedoch zum BTS Dorm.
„Hi Skye!“ Jin saß am Tisch, Hoseok vor dem Fernseher.
„Habt ihr was zu essen da?“, fragte sie, jammernd und setzte sich neben Jin.
„Oh, ich kann dir Ramen machen!“
„Super!“
Sie musste etwas essen, hatte jedoch nicht mehr so viel Energie sich selbst etwas zu machen. Sie standen in der Küche und kochten, als Namjoon die Treppe runterkam, angelockt von dem Geruch.
„Hi – was tust du so spät hier?“
„Die machen mich alle wahnsinnig. Ich brauchte normale Leute um mich herum“, erklärte Skye.
Namjoon schaute sich unsicher um.
„Und du bist sicher, dass wir das sind?“
Sie zuckte nur mit den Schultern, sie waren gerade normal genug für sie.
„Hey Skye, wieso gehen Ameisen nicht in die Kirche?“, fragte sie Jin und die Amerikanerin zuckte nur mit den Schultern.
„Weil sie In-sekten sind!“, war seine Antwort und er fing fröhlich an zu lachen. Namjoon stimmte mit ein und schließlich auch Skye.
„So, jetzt fühlt er sich bei dir schon so wohl, dass er dich nicht mehr mit seinen Witzen verschont“, stellte Hoseok trocken fest.