Die Nacht war kurz, denn um 5 Uhr mussten sie schon wieder aufstehen.
„Why does our flights always takes off that early?“,murmelte Mia, auf der Suche nach ihrem I Phone um den Wecker auszuschalten.
„Weil wir ja arbeiten und das keine Freizeit ist“, entgegnete Donghae, der sich bisher noch weigerte die Augen zu öffnen.
„That‘s why I booked us the most amazing hotel in Bangkok – so we get a little bit of sparetime.“
Mia wollte gerade aus dem Bett kriechen, da zog Donghae sie zurück.
„Sag mir endlich in welches Hotel wir gehen.“
Sie grinste breit, es war fast schon ein Schnäppchen gewesen.
„We’ll be in de Lebua. We’ll have a two-bedroom suite, 118 squaremeters, four balkonys, fruits and tea-stuff, view over the Chao Phraya river …“
„Wirklich? Das ist super! Ich war bisher immer im Peninsula, wie hast du das bei Kim durchbekommen?“
„The two-bed suite was cheaper than two single-rooms in the Peninsula.“
„Amazing!“
Es war das erste Mal, dass Mia nur einen von ihnen begleitete, es würde also unstressiger werden als sonst – hoffte sie. Big Mike klingelte gegen 6 Uhr um die beiden einzusammeln. Maxim sorgte in Bangkok für den Begleitschutz und die Security, somit würde Mike sie nur an den Flughafen begleiten.
Um diese Uhrzeit war es noch ruhig am Airport, wenige Leute waren da und verwunderlicher Weise noch nicht einmal Fans um Hae zu verabschieden. Er schaute sich um, als würde er erwarten, dass gleich eine Menschenmasse auftauchen würde und wirkte fast schon ein bisschen enttäuscht.
„Don’t worry … ELF still love you. I’ll check us in.“
Sie hatten einen Zwischenstopp in Macau, bevor es weiter nach Bangkok ging. Da beide wenig geschlafen hatten, nutzten sie den Flug um den verpassten Schlaf etwas nachzuholen. Mia wachte zwischen drin auf und ging noch einmal den Schedule durch, irgendwie hatte sie um den einen mehr Angst, als wenn sie mit einem Dutzend Welpen unterwegs war.
Sie holten ihre Koffer, die Schiebetür ging auf und Mia dachte vor einer Horde Orks zu stehen. Soweit das Auge reichte schreiende Mädchen. Sie legte die Hände auf die Ohren und schaute zu Hae, doch der grinste und winkte seinen Fans fröhlich zu. Aus dem Nichts tauchte ein Gesicht vor Mia auf, ebenfalls grinsen.
„HI THERE! I’M SUA LI. I WILL TAKE YOU TO THE PHOTOSHOOT, I’M WORKING FOR MAXIM.“
Für jemanden der schrie, um die Fans zu übertönen, hörte sie sich nett an. Und trotzdem … diese Fröhlichkeit … Mia blinzelte, doch die Frau war immer noch da. Paralysiert folgte sie Sua Li und den Bodyguards, ohne von Donghaes Seite zu weichen. Er blieb stehen, posierte für die Kameras und gab im Vorbeigehen Autogramm, sagte ‚Hallo‘ und schüttelte Hände. Er war unglaublich. Einfach unglaublich.
Sua Li redete und redete und redete, die ganze Zeit. Glücklicherweise großteils mit Donghae, doch Mia hörte sie schnattern und schnattern, das Schlimme war, das Hae ihr tatsächlich zuhörte und sich mit ihr unterhielt, in einem Mischmasch aus Koreanisch und Englisch.
Sie fuhren direkt zum Shooting. Es würde bald wieder eine neue Werbung von Maxim erscheinen und Donghae würde dafür modeln. An der Loaction angekommen waren sie wieder umzingelt von Fans, Bodyguards und Personal. Unheimlich viele Leute redeten auf einmal auf sie ein, jemand reichte Hae etwas zu trinken und dann etwas zu essen, bevor man ihn in seine Umkleide brachte.
Dort war es einigermaßen ruhig, drei Stylisten arbeiteten an dem jungen Koreaner und Mia schmiss sich eine Kopfschmerztablette ein.
Kaum hatte sie ihr Handy in die Hand genommen, rief Leeteuk an.
„Yoboseo Oppa!“
„Hallo Mia, wie geht es euch?“
„Gut, wir sind erst gelandet.“
„Ahh … und alles okay?“
„Well … you really seems to be more popular in countrys outside Korea …“
Teukie fing an zu lachen.
„Donghae ist sehr beliebt in Thailand, sei nicht eifersüchtig.“
„I’m not!“
„Ich weiß es ist irritierend, wenn jemand den du magst so in der Öffentlichkeit steht. Denk immer daran, das ist unser Job und du weißt genau, dass wir, wenn unser Tag zu Ende geht, auch nur ganz normale Jungs sind … okay, gut, vielleicht nicht ganz so normal … du weißt was ich meine … Jedenfalls liebt Donghae dich, also mach dir keine Gedanken um all die anderen Frauen.“
„Thanks Oppa … I guess…“
Vielleicht hätte er die ‚ganzen anderen Frauen‘ nicht erwähnen sollen, aber der Rest war motivierend.
‚Die ganzen anderen Frauen‘ waren schon während des Fotoshootings dabei, um zu gucken – oder wie Mia es nannte: geiern.
Das wirklich Verwunderliche war, dass er all diese Leute kannte, so mit Namen und so. Er begrüßte sie, machte Smalltalk und versprühte seinen Charme, das Mia dachte sie müssten ein Ganzkörperkondom über ihn stülpen.
„Hey Sua Li, can you tell me when the photoshoot will end so I can arrange something for dinner.“
„Oh don’t worry, we already booked a room in a fantastic restaurant with the CEOs of Maxim. After the shooting we’ll drop you at your hotel so you can refresh yourselfs and pick you up like an hour later.“
„Oh-kay.“
Wieso hatte sie gefragt? Wieso war sie tatsächlich der Meinung gewesen, dass sie und Donghae etwas Zeit hätten – alleine?
Es gab Momente an diesem Tag, an denen sich Mia fragte, wieso sie überhaupt dabei war. Alles war so durchorganisiert, so durchdacht, jeder kümmerte sich um Hae und mehr als einmal fand sich Mia in einer Situation wieder, in der sie nichts anderes tun konnte, außer da zu stehen und nichts zu tun. Egal ob sie ihm etwas zu trinken holen wollte, ein paar Früchte zum Essen, alles war irgendwie schon da.
Sie gab auf, sie gab den Kampf gegen die Thais auf und setzte sich in die Ecke, holte ihr MBA raus und arbeitete etwas. Der Schedule für die kommenden Wochen bis zum Urlaub war straff, es gab so viel zu planen, so viel konnte schief gehen.
Um kurz nach 21 Uhr war Donghae fertig mit dem Shooting. Alles hatte sich verzögert, es wurden mehr Bilder gemacht, mehr Linsen ausprobiert. Am Ende waren seine Augen ganz schön rot und Mia griff nach seiner Hand, als sie auf dem Weg zum Auto waren.
Das Lebua war der Wahnsinn. Mit offenen Mündern standen Donhae und Mia in der Lobby und fingen dann beide an zu lachen. Das Hotel war der Wahnsinn. Einfach Wahnsinn. Der Fahrstuhl brachte sie zu ihrer Suite im 43. Stock – 43. Stock! Sie hatten ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer mit jeweils einem Bad, vier Balkone mit einem irrsinnigen Ausblick auf Bangkok. Mia stand auf dem Balkon und ließ die Stadt auf sich wirken. Bangkok. War sie in Bangkok gewesen seid sie bei SM arbeitete? Um ehrlich zu sein, konnte sie sich nicht daran erinnern. Schicksals-Kuala Lumpur war ihr im Gedächtnis geblieben, sie waren in Hanoi, Singapur, Tokyo, Osaka, Beijing und Shanghai gewesen, in Manila -war das alles? Sie flogen so viel umher, sie müsste in ihren Reisepass schauen um es wirklich zu wissen.
„Mia, kommst du?“, rief Donghae von drinnen, der gerade fertig war mit seiner Dusche. Sie wollte nicht, gerne wäre sie hier geblieben, hätte sich etwas zu Essen auf das Zimmer bestellt und sich einen netten Abend gemacht. Wunschdenken, reines Wunschdenken.
Sie fuhren in ein Lokal, wo sie auf andere Leute von Maxim trafen, der CEO, seine zwei Assistenten und alle möglichen Leute aus dem Marketing. Mia wurde zwar jedem vorgestellt, doch alle hatten nur Augen für Donghae. Immerhin zog er sie mit, so dass sie nebeneinander saßen und er half Mia Essen auszusuchen.
Er machte das schon gut, dieses charmante Verhalten, er verstand sich mit jedem und jeder unterhielt sich mit ihm.
Mia beschloss eine SMS an Miyon, Yoani, Nari und Zoey rauszuschicken. Der Text lautete:
„Hey girls, since we’ll all be staying here when the boys hanging around in Paris, why don’t we do something together? Something so major cool that they’ll be jealous for not beeing in Seoul.“
Relativ schnell bekam sie mehrere SMS:
„You’re not going to Paris?“ – Zoey
„Why you’re not with them in Paris?“ – Yoani
„Because I’ll be staying here to take over Sukira.“ – Mia
„Paris sucks anyway.“ – Zoey
„Wir können uns ‚Stayed at home girls but still be cool‘ nennen, die Kurzform wäre dann: SAHGBSBC.“ – Nari
Da musste Mia doch mal lachen und neugierig schaute Donghae auf ihr Handy, was sie wegdrehte.
„Mit wem schreibst du?“
„Den Mädels.“
Er wusste nicht genau ob er das gut finden sollte oder nicht.
„Und was wollen wir machen?“ – Yoani
„Wir könnten ihre Zimmer austauschen, komplett … würde lustig werden.“ – Miyon
„Wenn sie es denn merken würden …“ – Nari
„Let’s rent strippers!“ – Zoey
„Hmmmm ….“, machte Mia und wieder schaute Hae zu ihr.
„Okay, da ist dieser neue Club der hat am Samstag die Eröffnung, ich kenne den Besitzer und das wird wirklich cool, ich könnte uns einen Tisch reservieren.“ – Miyon
„I think that’s a good idea!“ – Mia
Und schon hatten sie etwas gefunden was sie beschäftigen würde. Kurz vor 01 Uhr standen sie auf, doch der CEO wollte noch in eine Bar gehen. Da Mia die letzten 2 Stunden so gut wie nichts zu tun gehabt hatte, beschloss sie sich auszuklinken.
„Wirklich?“
„Ich bin müde und ich muss noch ein paar Sachen vorbereiten. Geh du ruhig mit.“
Er zögerte, was sie zu schätzen wusste.
„Okay, ich werde nicht lange bleiben. Wir sehen uns später.“
Donghae lehnte sich rüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Schmollend saß sie im Hotel und beschäftigte sich mit Sinnlosigkeiten, als via Skype Lily anrief.
„Hey, hey!“, kam es fröhlich aus dem Laptop.
„Hey“, erwiderte Mia schmollig.
„Och, was ist mit dir denn los?“
„Bin mit Hae in Bangkok.“
Lily verstand das Problem noch nicht.
„Aber das ist doch super.“
„Nein, es ist doof. Alle schwirren um ihn herum und finden ihn toll und reden ihn zu und ich hab eigentlich gar nichts zu tun.“
„Dir ist aber bewusst das Donghae, gerade in Thailand, so ziemlich der Liebling aller ist?“
„Ja schon, aber … ach, keine Ahnung.“
„Na komm, mach dich nicht so fertig. Immerhin sehen wir uns in einer Woche! So langsam werde ich … keine Ahnung. SM kommt nach Paris, so ganz habe ich das noch nicht realisiert!“
Fröhlich quietschte Lily und Mia schaffte es kurz zu grinsen.
„Du wirst bestimmt viel Spaß haben.“
„WIR werden viel Spaß haben“, korrigierte Lily.
„Nein, DU wirst viel Spaß haben, weil ICH nicht mit nach Paris komme.“
„Was? Wieso?!“
„Ach keine Ahnung. Kim meint das SM Towns total stressig sind und das ja das VOX Team mich begleitet und es doof aussieht wenn ich dann nur Kostüme sortiere und Essen besorge und deswegen soll ich in Seoul bleiben und Sukira übernehmen …“
„Das tut mir leid Süße. Es hört sich zwar logisch an, aber ich verstehe wieso du sauer bist…“
„Danke, wenigstens eine.“
„Ich verspreche dir ich mache ganz viele Bilder und Fotos – soll ich dir ein T-Shirt kaufen?“
„Danke, wir haben Millionen von T-Shirts bei uns zu Hause und ich will nichts von diesem Konzert sehen oder hören, ich boykottiere das komplett.“
Sie redete noch eine Weile mit ihrer Freundin und ging dann baden. Mia hatte sich so auf Bangkok gefreut, auf das Hotel und auf Hae und irgendwie lief nichts so wie sie es wollte. Sie lag in der Badewanne und das Licht fing an zu flackern. Dank Stargate Atlantis gingen ihre Gedanken nicht sofort zu dem hässlichen Mädchen mit der schlechten Frisur.
„Toll, auch das noch! Replikatoren-Naniten im Hauptrechner – was kommt als nächstes?!“, murmelte sie mürrisch.
„Selbst dieses hässliche Kind könnte meine Laune jetzt nicht mehr verschlechtern …“