Letzte Nacht schliefen sie in Donghaes Zimmer – damit sie nicht das Gefühl hatten die Zwei-Schlafzimmer-Suite umsonst gebucht zu haben. Mia schlief ausgesprochen gut in dem Bett, auch wenn der Schlaf nur von kurzer Dauer war. Um 5 Uhr schmiss der Wecker sie aus den Federn und im Halbschlaf begannen sie sich anzuziehen. Donghae hatte eine gelbe Jogginghose an, die er bis zu den Knien hochzog, er trug ein weißes Muscleshirt und einen lila Zipperpulli mit Kapuze und lila Turnschuhen. Mia hatte eine graue Jogginghose an, die sie auch hochkrempelte und ein lockeres orangefarbenes Oberteil das trägerlos war und an der Brust und am Bauch einen Bund hatte – ihr war einfach jetzt schon zu warm. Donghae bestand aber darauf, dass sie ebenfalls einen Zipper mitnahm, weil es im Flugzeug kühler sein würde. Natürlich war es der gleiche Zipper den Hae hatte – Couple-Klamotten. Er hatte seinen Louis Vuitton Trolley dabei, Mia ihren rosa Trolley. So standen sie im Fahrstuhl und Mia betrachtete sich und Donghae im Spiegel.
„That’s what I call airport fashion.“
Und Donghae fing herzlich an zu lachen.
Beide fühlten sich nicht nach Frühstück und stiegen sofort in den Van der auf sie wartete. Es waren nur wenige Fans vor dem Hotel, wahrscheinlich war es selbst für die ELF zu früh und Mia verstand es sogar. Am Flughafen waren dann schon ein paar mehr Leute versammelt und hielten das Flughafenpersonal auf Trapp. Mia checkte die beiden ein, Donghae ließ es sich nicht nehmen noch ein paar Geschenke anzunehmen und Bilder zu schießen.
„I tell you if something illegal is in there …“
Mia schaute skeptisch auf die Geschenke, doch Donghae winkte nur ab.
Sie saßen in einem Café da rief Kim sie an. Fragend schaute sie auf das Telefon, was hatte sie verbrochen, dass er jetzt schon anrief?
„Guten Morgen Kim.“
„Guten Morgen Mia, seid ihr schon am Flughafen?“
„Ja.“
„Gut, gut. Also der Van holt euch heute Abend am Flughafen ab und fährt euch dann direkt zur Halle.“
Hä?
„Halle? Welche Halle? Ich dachte Donghae hat heute keine Termine mehr.“
Donghae verzog das Gesicht und rutschte etwas tiefer in seinen Stuhl.
„Oh, das soll sicher eine Überraschung sein … na ja, frag ihn. Jedenfalls, morgens früh kommt das VOX Team und kommt zu SM, sei bitte ab 9 Uhr da. Um 12 Uhr hast du eine Deutsch-Stunde mit Super Junior …“
„Was?!“
„Ja, für das SM Town Konzert. Wir denken das viele Deutsche Fans da sein werden und dafür sollst du ihnen bitte ein paar Floskeln beibringen, ‚Wir lieben euch‘, ‚Vielen Dank‘ solche Dinge, danach gehst du mit den Jungs zum Mittagessen, dann hast du ab 15 Uhr Cheerleadertraining, bis 18 Uhr – ich habe in der Halle Bescheid gesagt damit ihr Pyramiden üben könnt. Danach hast du Zeit dem Kamerateam deine neue Wohnung zu zeigen und dann begleitest du bitte Leeteuk zu einer Kulturveranstaltung. Keine Sorge, ich habe dir das auch per Email geschickt.“
Mias Mund stand offen, alles klar.
„Oh-kay.“
„Gut, dann habt einen guten Flug und viel Spaß heute Abend.“
Dann legte Kim auf und Mia bekam – ganz aus dem Nichts – einen stechenden Kopfschmerz.
„Sag mal, wo gehen wir heute Abend hin?“
„Überraschung!“
Zugegeben, Haes Überraschungen waren bisher ganz gut gelaufen. Mia erzählte ihm von der Deutsch-Stunde und der junge Koreaner wurde ganz aufgedreht.
„Bring mir jetzt schon was bei! Die anderen sagen immer das ich so faul bin – so kann ich Morgen angeben.“
Sie hatten sich gerade hingesetzt und Donghae holte Stift und Zettel aus seinem Rucksack.
„Okay, when you wanna say ‚good evening‘ it’s …?“
„Warte, warte, das weiß ich …. guytn Aben?“
„Guten Abend“, sagte sie langsam und Donghae machte sich Notizen.
„And ’shal chi nae‘ is ‚Wie geht’s?‘.“
„Vi gets?“
„Don’t be so fast. Wie geeeeeeht’s?“
„Vi geeeeeets?“
„Better. They answer is ‚I’m fine‘ and that is: Mir geht es gut.“
Hektisch schrieb Donghae sich schnell alles auf.
„Mir geeeht es got?“
„Guuuuut.“
„Mir geeeht es guuuut.“
Mia brachte ihm noch bei ‚Habt einen schönen Abend‘, ‚Deutsch sprechen ist so einfach wie Würstchen essen‘ (auch wenn er sich mit diesem Satz etwas schwer tat, Würstchen war für ihn ein komisches Wort und sie ersetzten es mit ‚Kartoffeln‘).
„Oh and I know ‚Dangeschoen‘ and … ‚Auf Wiedersehn‘ … ‚Isch moechte weisse Blumen‘ …. ‚Das Essen ist leckr‘ …. ‚Isch liebe dich!’“
„You better say: Ich liebe EUCH. Because you are talking to many persons, not to one. Actually your really good at this …“, wunderte sich Mia.
„Isch liebe eusch … Ich habe viel geübt bevor wir nach Deutschland gekommen sind.“
Sollte es ihr Angst machen, dass er anscheinend besser Deutsch sprach als Chinesisch? Ja, ein wenig.
Zu guter letzte brachte sie ihm, auf Wunsch, den Satz bei: Träumt heute Nacht von mir. Ach das würde Morgen lustig werden, Kyuhyun würde sie beibringen ‚Manchmal bin ich etwas doof‘ und es ihm als ‚Manchmal bin ich etwas schüchtern‘ verkaufen und Heechul ‚Ich bin der Teufel in Person‘ – ja, zumindest Mia würde Morgen viel Spaß haben.
Dann fingen sie an Fluch der Karibik 4 zu gucken. Mia liebte Jack Sparrow, ja und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass jetzt langsam mal Schluss sein sollte. Teil 2 war noch okay, bei Teil 3 merkte man dass es langsam ausgelutscht war und in Teil 4 konnte Penelope Cruz einfach nicht leiden, sie vermisste Elizabeth und Will, auch wenn sie Barbossas Holzbein klasse fand (wegen der Rumflasche). Natürlich war er witzig gemacht, aber manche Filme mussten einfach auch mal enden, ansonsten würde sich irgendwie keiner mehr daran erinnern, wie gut sie waren, sondern nur noch daran wie ausgelutscht es irgendwann war.
„Stell dir mal vor du bist Pirat und hast keinen Schedule, besegelst die Weltmeere und treibst dahin wo der Wind dich treibt …“
„Dir würde langweilig werden“, erwiderte Mia. Sie hatte ja schon für den Urlaub so vieles geplant was die Jungs tun können, weil sie bezweifelte, dass sie sich wirklich einfach mal eine Woche an den Strand legen könnten um auszuspannen. Aber der Urlaub würde toll werden, einfach toll. Ryeowook, Sungmin und Yoani, Nari und Shindong – sie würden fehlen ja, aber all die anderen Chaoten waren ja mit dabei.
Sie stiegen in Hong Kong um, hatten aber nicht ganz eine Stunde Aufenthalt. Auf dem Flug weiter nach Seoul schliefen beide ein, völlig erschöpft von der Nacht und genauso zerknittert wachten sie wieder auf, als sie in Gimpo landeten. Es war fast 19 Uhr und Mia kam es vor, als wären sie ewig unterwegs gewesen. Ein Van stand bereit und ihr Gepäck wurde eingeladen.
„Will you tell me now where’re we going?“, fragte Mia Donghae als sie im Auto saßen.
„I have tickets for a concert.“
„Which concert?“
„I don’t know if you know, she is Sara Bareilles.“
In diesem Moment fing Mia an zu quietschen dass ein Security sich erschrocken umdrehte, da er dachte dass ein Krieg ausgebrochen war.
„Know her? I LOVE her!“
„Really?“
„Yeah, really!“
Bei The Vampire Diaries lief einmal das Lied ‚Gravity‘ von Sara Bareilles – das wusste Mia weil sie es geshazamed hatte und seither liebte Mia Sara und nun gab sie tatsächlich ein Konzert in Seoul? Insane! Donghae hatte nicht mit dieser Begeisterung gerechnet, freute sich deswegen aber umso mehr.
„But we can’t go there like this! We need to change!“
„Mach nur.“
Mit zufriedenem Grinsen lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme. Mia haute ihn leicht und zwang ihn angestrengt aus den getönten Scheiben zu gucken, nachdem sie ein paar Klamotten aus ihrem Koffer gefischt hatte. Danach zog sich Donghae um. Er hatte schon die Hose an, als der Van etwas ausweichen musste und sie wurden ganz schön durchgeschüttelt. Donghae landete dabei halbnackt auf Mia und legte aber sofort schützend die Hände um sie.
„Alles okay?“
Mia konnte nur nicken, er war so nah, so verdammt nah und er roch so gut. Grinsend stupste er seine Nase an ihre und zog sich dann ein Shirt an.
Mia kannte die Halle nicht, in der das Konzert stattfand. Sie war nicht sehr groß, Platz vielleicht für geschätzte 2.500 Menschen. Donghae hatte sehr gute Plätze und es war ein wunder-, wundervolles Konzert. Lieder wie ‚Bittersweet‘ oder ‚Before I knew better‘, ‚Gravity‘ und ‚City‘ waren super. Saras bekanntestes Lied war wohl ‚Love Song‘, was sogar letztes Jahr in den Deutschen Radios hoch und runter gelaufen war, doch komischerweise mochte Mia das Lied nicht und hatte sich damals so gar nicht mit dieser Frau beschäftigt. Da soll noch mal einer sagen Fernsehen würde nicht bilden, ohne The Vampire Diaries wäre Mia nie auf Sara gestolpert. Sie begleitete alle ihre Lieder am Piano und Mia hatte sich einige Notenblätter ihrer Song runtergeladen. Bei dem Lied ‚Before I knew better‘ griff Mia nach Donghaes Hand. Er zog ihre Hand zu sich und küsste sie. Wieso verbrachte sie immer so wundervolle Abende mit ihm? Zwar hatten sie sich auch mal in der Wolle, doch an für sich surften sie ziemlich auf der gleichen Welle, beide hatten irgendwie einen Hau und waren doch sensibel.
Überzufrieden verließen sie das Konzert.
„Danke schön, es war toll.“
„Das freut mich, sie ist wirklich sehr talentiert.“
„Ja, das ist sie.“
„Sag mal, willst du heute bei uns oder bei Jaejoong schlafen?“
„Zuhause“, sagte sie lächelnd, denn das war das Dorm: Zuhause.
„I just wanna check the apartment and see if everything is fine for the camera-team tomorrow.“
„Okay.“
Also fuhren sie in die neue Wohnung und eilig schloss sie die Tür auf.
„I NEED to use the bathroom!“
Kaum war die Tür offen joggte sie zum Bad, öffnete die Tür und blieb stehen.
„Ryeowook!“
Das hatte eindeutig seine Handschrift. Ehe Donghae nachschauen konnte was los war, schloss sie die Tür und ging auf Toilette. Er stand noch immer davor, als sie die Tür wieder öffnete.
„Look at this!“, sagte sie entgeistert und deutete auf ihr Badezimmer. Donghae brauchte exakt zwei Sekunden bevor er anfing zu lachen.
„Not helpfull!“, beschwerte sich Mia.
Fasziniert stand Hae vor dem Duschvorhang und seine Fingerspitzen fuhren darüber.
„Aber er hat sich definitiv Mühe gegeben.“
Mia war noch damit beschäftigt skeptisch das neue Regal zu betrachten.
„Definitiv“, erwiderte sie und beschloss das es einfach zu viel Arbeit war das alles rückgängig zu machen. Selbst in die rosa Seife hatten sie ‚SM Town‘ rein geritzt. Kopfschüttelnd stand sie da.
„Sei nicht sauer auf ihn, du weißt das ist seine Art dir zu zeigen dass er dich gern hat.“
Donghae hatte Recht doch im Moment hatte Mia so Lust auf ihn sauer zu sein. Das erste was sie tat war den Pin für die Wohnung zu ändern, sie ist ja nur froh dass sie nicht das Wohnzimmer rosa gestrichen hatten.
Zuhause angekommen war der Großteil ausgeflogen. Es stellte sich heraus das Eunhyuk, Leeteuk, Siwon, Sungmin und ein paar ihrer Freunde nicht weit weg von der Wohnung Basketballspielen waren. Die beiden stellten nur ihre Koffer ab und machten sich dann auf den Weg. Mit weit aufgerissenen Armen kam Leeteuk auf Mia zu, doch die streckte stoppend die Hand aus.
„Hell oh no, you’re sweating like a …“
Teukie schaute an sich hinab und ließ die Arme sinken. Auch die anderen kamen angerannt, nur Siwon blieb etwas weiter weg von ihnen stehen. Mia wurde den Kumpels der Jungs vorgestellt, doch dann schaute sie zu Siwon und ging auf ihn zu.
„Hey.“
„Hey.“
Er ging ihrem Blick aus dem Weg und spielte mit dem Ball in seinen Händen.
„I’m sorry, I was a little … harsh the other day. I know you didn’t ment that God made all this mess, I was a little … off balance.“
„Yup, I got that.“
„I’m sorry Siwon.“
Er schaute auf und wartete einen Moment.
„It’s okay, you’ve had a hard time in Japan, I think I would be a little messed up too.“
Dann grinste er und Mia sprang ihm in die Arme. Vor Überraschung wäre er fast umgekippt, umklammerte Mia dann und drückte sie an sich.
„Toll, der ist genauso verschwitzt wie wir und den drückt sie!“, echauffierte sich Leeteuk.
„Drecksack“, fügte Eunhyuk hinzu und bekam von Donghae einen Klaps auf den Hinterkopf.