Tag 158 – Sonntag, 18.08.2019

Nach Skyes Auftritt in Myeongdong lud der Katzenmann, Jaehyo, sie zum Essen mit Freunden in Hongdae ein und es war wirklich ein lustiger Abend. Alle fanden die Amerikanerin, die fließend Koreanisch sprach, interessant. Irgendwann hörten die seriösen Gespräche auf und wurden gegen beschwipste Gespräche ausgetauscht, was auch okay war.
Sie wusste nicht mehr ganz genau wann sie ins Hotel gekommen war, sie vermutete gegen 4 Uhr.

Daher hatte sie ihr ‚Do not disturb‘ Schild an die Tür gehängt. Kein Wecker, es war Sonntag. Sie würde bis 13 Uhr im Bett bleiben und sich dann in ihre Badewanne legen und dann würde sie an den Hangang fahren und nichts tun.
Dieser Plan beinhaltete Mia noch nicht.
Skye wusste nicht wie spät es war, als es an der Tür klingelte. Sie ignorierte es, wahrscheinlich war es nebenan in der Suite, denn bei ihr hing ja das ‚Do not disturb‘ Schild, also wieso sollte jemand klingeln? Dann klingelte es wieder und wieder, bis die Amerikanerin die Augen aufschlug. Auf dem Weg zur Tür kreuzte sie einen Spiegel. Sie hatte heute Morgen keine Nerven mehr gehabt sich abzuschminken, aber was wirklich witzig war, waren die Katzenohren, die sie immer noch aufhatte. Es klingelte wieder.
„I’m coming!“
Sie riss die Tür auf, bereit demjenigen, der es gewagt hatte ihren Hangover zu stören, die Kehle aufzureißen, als sie Mia vor der Tür sah, mit einem Essenswagen.
„Was…? Wie…?“
„Ich habe gesagt ich bin deine Managerin und habe meine Visitenkarte von SME gegeben – und ich dachte du bräuchtest wahrscheinlich feste Nahrung.“
„How did you find me?“
„Liebes, ich bin Mia, ich finde alles heraus.“
Ohne auf eine weitere Einladung zu warten schob sie den Essenswagen an Skye vorbei zum Esstisch.

Doch zuerst ging Skye duschen, ohne Katzenohren. Sie putzte sich die Zähne und cremte sich ihr Gesicht in und fühlte sich schon besser. Es war 10:48 Uhr. Zugegeben, sie hatte schon weniger geschlafen und würde die kommenden Stunden überstehen – wenn nötig.
Das Frühstück deckte Skyes Gelüste komplett ab. Sie war nicht gut im Frühstücken und brauchte auch nur ein paar Dinge, doch die waren alle da. Baguette, Käse, Rühreier, Nutella und einen Kaffee.
„Du bist hier, um mich nach Hause zu holen?“, vermutete die Frau.
„Nein.“ Mit dieser Antwort hatte Skye nicht gerechnet und das sah man wohl in ihrem Gesicht.
„Nein?“
„Nein“, bestätigte die Deutsche. „Ich weiß wie du dich fühlst und verstehe, dass du Abstand brauchst.“
„Was tust du dann hier am frühen Morgen?“ Am viel zu frühen Morgen.
„Nur weil du temporär in ein Hotel gezogen und zum singenden Aushängeschild eines Katzencafés geworden bist, heißt das nicht, dass du vor allem davonlaufen kannst.“
Und wie hatte sie von dem Katzencafé so schnell Wind bekommen? Skye dachte einen Moment darüber nach und erinnerte sich an all die Handys. Irgendein Video hatte wahrscheinlich seinen Weg ins Internet gefunden.
„Vor was genau kann ich nicht davonlaufen?“
Sie nahm sich den Kaffee und zündete sich eine Zigarette an. Mia tat es ihr gleich. Sie sah Mia nicht oft rauchen, wahrscheinlich war es so ein Gelegenheitsding, wo man Vorbild sein wollte.
„Bang Sihyuk will sich mit dir treffen.“
„Was?! Auf gar keinen Fall. Dieser Typ hat kein Problem mit mir, der hat ein Problem mit Frauen!“
„Das heißt du willst nicht die Promo mit Tae machen?“
Nun stockte Skye. Doch, sie würde schon gerne, aber sie wusste gar nicht wie das möglich war, wenn sie nicht zusammen trainieren durften. Es war alles so albern, so unprofessionell. Mia sah natürlich wie die Amerikanerin zögerte und setzte ein süffisantes Lächeln auf.
„Na siehst du. Also, wir setzen uns heute Nachmittag zusammen, wie zivilisierte, erwachsene Menschen. Jede Party durfte ein Vertreter benennen. Bang bringt Namjoon mit und ich habe mich zu deinem Vertreter gemacht.“
„Ach so.“
„Willst du mich eintauschen?“
„Nein“, erwiderte Skye. Wenn sie schon mit ihm reden musste, dann fühlte es sich doch bedeutend besser an, wenn sie wusste, dass Mia an ihrer Seite war.
„Super, wir treffen uns um 14 Uhr in einem Restaurant, ich schicke dir die Adresse. Und du musst ein Geschenk für Jiyong kaufen.“
„Was?!“ Nur langsam kam die Erinnerung daran was für ein Tag heute war zurück. Jiyongs Geburtstag.
„Ich gehe da nicht hin.“
„Du gehst da hin.“
„Ich will nicht. Jennie wird da sein und Jongin und Youngbae.“
„Und genau deswegen wirst du hingehen!“, beharrte Mia. „Du wirst dich nicht von Little Miss Bitch unterkriegen lassen … und von den anderen auch nicht.“
Die Blondine fing an zu lachen.
„Little Miss … Mia! Language!“
„Sie hat einmal versucht mir dumm zu kommen, daraus hat sie gelernt, aber das heißt nicht, dass ich sie gerne ertrage.“
„Ich habe DIE Idee: Wir gehen beide nicht hin! Wir machen uns einen schönen Abend, mit einem Steak und ein, zwei … vier Flaschen Wein und lassen Jiyong, Jiyong sein.“
Skye fand die Idee super.
„Keine Chance, wir gehen hin.“ Und damit war für Mia die Diskussion beendet.

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2,5 Stunden. Solange hatte Skye Zeit richtig wach zu werden, sich fertig zu machen, ein Partyoutfit zu finden und ein Geburtstagsgeschenk für Jiyong. Bye bye Sonntag. Sie hatte gar keine Ahnung wo sie anfangen sollte. Jiyong und Geschenke. Der Kerl hatte alles, was er wollte. Und sie hatte gar keine Ahnung, was es für eine Party war, wie sollte sie ein Outfit wählen? Sie brauchte Hilfe. Dringend.
„Oppa! Wie geht es dir?“
„Skye?“ Seunghyun hörte sich so an, wie Skye sich fühlte.
„Ich brauche deine Hilfe?“
„Du kannst bei mir wohnen.“
„Huh?“
„Du bist doch ausgezogen, wenn du magst kannst du bei mir wohnen“, bot er an. Süß.
„Nein, nein, alles gut. Ich bin im Hotel und bald wird mein Haus fertig.“
„Wie kann ich dir dann helfen?“, fragte er.

30 Minuten später holte Skye Seunghyun Zuhause ab. Er hatte eine Jeans an und ein einfaches schwarzes Shirt. Für ihn wirkte es sehr ungewöhnlich schlicht, aber es stand ihm gut.
„Was hast du für Ji?“, wollte sie wissen.
„Wir haben ihm zusammen so einen … multifunktionalen Couchtisch geholt.“
„Aha“, kam es von Skye und sie schaute fragend zur Seite.
„Ja, der hat zwei Kühlschrankfächer und du kannst kabellos laden, hat aber auch einen Anschluss für einen Laptop und hat einen Lautsprecher eingebaut.“
„Okay, Männerspielzeug“, sagte sie leicht abwertend, wollte in Wahrheit aber auch so einen Tisch haben! Er müsste nur ins neue Haus passen.
„Und genau so etwas wirst du ihm auch holen.“

Zielsicher lotste Seunghyun sie durch die Stadt, bis sie irgendwo in Gangnam vor einem Laden zum Stehen kamen. Von außen war kaum zu erkennen, was es dort gab. Es war eine alte Backsteinhalle, die innen wohl auf modern getrimmt war. Und tatsächlich verbarg sich ein riesiger Laden darin mit großen und kleinen Geschenk- und Einrichtungsideen. Mitunter dieses fast lebensgroße Pferd, dessen Kopf eine Lampe war. Geschmack hatte ja bekanntlich nichts mit Geld zu tun.
„Lass mich raten, hier habt ihr den Tisch gefunden.“
Seunghyun grinste nur und zwinkerte ihr zu. Der Laden war ziemlich groß und war praktisch eine Artbox für teure Sachen in der Kategoire ‚Dinge, die die Welt nicht braucht, aber unbedingt haben muss‘.
Es gab kleine Roboter, sprechende Fußmatten, aufblasbare Outdoormöbel, die praktisch unzerstörbar waren, es gab sogar eine Einhorn-Sprenkleranlage, vor der Skye kurz zum Stehen kam.
„Ich hätte dich nicht für den Einhorn-Typ gehalten“, gab der Rapper zu.
„Jetzt ernsthaft, wer mag keine Einhörner?“
Schon als Kind hatte sie ‚Das letzte Einhorn‘ geliebt. Und den roten Stier gefürchtet, aber es war so schön, als die Einhörner am Ende wieder aus dem Wasser kamen.
„Hast du denn irgendeine Richtung?“, fragte Seunghyun und lief geduldig neben ihr her, während Skye im Raster durch den Laden lief.
„Irgendetwas was … Arbeit macht, aber so cool ist, dass er sich zuerst darüber freut und erst später feststellt, dass es ihm den letzten Nerv raubt.“
„Böse Zungen würden bedeuten, dass diese Beschreibung auf dich zutrifft.“
Sie schupste ihn leicht, doch er hielt sie fest.
„Ich mag komplizierte Dinge. Lass dich nicht von Youngbae abschrecken, er ist nicht …“
„Besonders komplex aufgebaut? Was du nicht sagst“, beendete sie seinen Satz. Seunghyun lachte auf.
„Manchmal bist du eine richtig gute Koreanerin und manchmal so gar nicht.“
„Welche magst du lieber?“
„Die Ehrliche.“
Skye grinste zufrieden, alles richtig gemacht.

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Am Ende hatte Skye ein Whiskey-Selbstmach-Kit genommen. Sie hatte keine Ahnung wie das funktioniert, aber es war sogar ein kleines Fass dabei und zwei Flaschen. Da sie nun später als geplant dran waren, musste Skye zum Essen. Doch sie musste noch ein Outfit kaufen. Seunghyun beruhigte sie und sagte sie solle nach dem Essen einfach zu ihm kommen. Sofort fragte sie sich, ob er ein paar coole Outfits im Schrank hatte in ihrer Größe – manchmal hinterließen die Ex ja ein paar Klamotten. Doch zuerst musste sich emotional auf das Essen vorbereiten.
Bevor sie in das Steakhouse ging, rauchte sie eine. Immerhin war es ein Steakhouse. Dafür war es das erste Steakhouse, in das sie gar nicht rein wollte. Als sie die Zigarette ausmachte, war sie 6 Minuten zu spät. Mit Absicht.

Natürlich hatten sie ein Séparée. Wenn Skye eines Tages ein Buch über Korea schreiben würde, würde sie es 1001 Séparées nennen. Bang Sihyuk, Mia und Namjoon saßen bereits am Tisch, die Männer auf der einen Seite, Mia auf der anderen. Skye setzte sich zu der Deutschen ohne sich großartig zu verbeugen. Sie war genervt und jeder konnte es wissen.
„Vielen Dank, dass du heute zu diesem Treffen erschienen bist“, begann Sihyuk.
„Was wollen Sie?“ Mia trat Skye unter dem Tisch.
„Ich möchte mit dir besprechen, wie diese Kooperation weitergeht. Möchtest du denn weiterhin mit Taehyung auftreten?“
„Ich denke, dass es zu spät ist, um jetzt einen Rückzieher zu machen“, bemerkte Skye.
„Ja, vor allem nachdem Big Hit ein Video von ihr hochgeladen hat. Sihyuk, darf ich fragen wieso das Thema ‚Skye‘ so übersensibel behandelt wird? Sie hat bisher nichts gemacht, was so eine Behandlung rechtfertigen würde.“
Nun meldete sich Mia zu Wort.
„Ich weiß von der Hochzeit mit G-Dragon, ich weiß von der Presse-Beziehung mit Kai, die dann zu einer echten wurde, ich weiß, dass wenn Skye und Jennie nicht aneinander geknallt wären, Kai dieses Video wohl nie so aufgenommen hätte. Skye, du wirkst sehr intelligent, du bist hübsch und talentiert, aber du bist zu …“, der CEO suchte nach einem Wort.
„Ehrlich?“, schlug Namjoon vor.
„Vorlaut hätte ich wohl eher gesagt“, erwiderte Sihyuk. „Alles um dich herum ist sehr intensiv. Die anderen Partner der Band sind ruhig, sie beschweren sich nicht, wenn sie BTS einen Monat nicht sehen, sie kommen nicht ins Studio und beleidigen die Manager, sie mischen sich nicht in ihre Arbeit ein. Und solange das so ist und jeder seinen Platz kennt, funktioniert es auch. Aber nun richten sich die Augen auch auf dich und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr einen Fehler macht. Du brauchst deine Freiheit und ich verstehe das, nur eben nicht mit Taehyung. TXT hatten ein tolles Debüt, aber sie lenken noch nicht so sehr von BTS ab, dass sie sich einen Skandal erlauben dürften.“
„Eine Beziehung einen Skandal zu nennen ist so 90er“, erwiderte Skye. Er hatte Recht in dem was er sagte. Skye würde sich nicht raushalten, sie sagte ihre Meinung und sie wollte Zeit mit dem Menschen verbringen, dem ihr Herz gehörte, sie sah darin nur nichts Skandalöses.
„Nicht in der koreanischen Fanbasis. Viele kommen inzwischen damit klar, dass Idols Beziehungen haben, heiraten, Kinder bekommen. Aber viele auch nicht. Dir sollte das klar sein, deine Beziehung mit Kai hätte dich fast das Leben gekostet.“
Mia bemerkte die Ader auf Skyes Stirn, die zum Vorschein kam, wenn sie sich anstrengte. Zum Beispiel wenn sie sich anstrengen musste nicht zum Werwolf zu werden, über den Tisch zu springen und Sihyuk die Kehle rauszureißen. Daher ergriff sie das Wort.
„Es geht doch nicht darum, dass sie sich als Paar outen wollen. Lass sie sich doch erst einmal kennenlernen, vielleicht haben sie in zwei Monaten keine Lust mehr aufeinander. Du weißt, wenn Idols ausgehen wollen, finden sie einen Weg. Du hältst Tae im Zweifel nicht davon ab Skye zu treffen und so wie die Situation im Moment ist, ist sie für alle angespannt. Tae ist praktisch im Dorm eingesperrt. Skye ist aus ihrer eigenen Wohnung geflohen. BTS und EXO streiten sich, weil sie Kai die Schuld an der ganzen Situation geben. Das macht doch keinen Sinn.“
„Mia hat Recht“, pflichtete Namjoon ihr zu. „Im Moment wird zu viel Trubel um nichts gemacht und das ist genau das, was auffällig ist. Wer uns beobachtet wird feststellen, dass etwas im Busch ist. Wenn Skye bei uns abends im Dorm rumhängt bekommt es keiner mit. Taehyung hat es bisher geschafft seine Familie, bis auf seine Eltern, von all dem abzuschirmen. Keiner weiß wie alt seine Geschwister tatsächlich sind oder wie sie aussehen. Er ist sehr gut darin sein Privatleben privat zu halten. Wir sollten etwas Vertrauen in ihn haben.“

Als das Essen kam stellten sie die Gespräche ein. Wohl um niemand den Appetit zu verderben. Die kurze Nacht hatte Skye hungrig gemacht und auch wenn sie ein Frühstück hatte, so machte sie dieses Essen doch etwas glücklicher. Doch egal wie klein sie die Stücke schnitt, irgendwann war der Teller leer.
„Also, wie geht es jetzt weiter?“, fragte Skye.
„Dieser Hype um dich muss erst mal vorbeiziehen, ein paar Wochen sollten reichen. Ansonsten kommst du diese Woche ins Training bis zur Promo, ihr zieht eure Promo durch, mit Sicherheitsabstand, damit auch niemand auf falsche Gedanken kommt und in ein paar Wochen könnt ihr meinetwegen mehr Kontakt haben.“
Es schien ihm fast körperliche Schmerzen zu bereiten, aber ihm war wohl klar, dass er einem erwachsenen Mann nicht auf Dauer verbieten konnte, mit wem er ausging.
„Kann ich mit Tae trainieren?“
„Nein.“
„Was soll ich dann im Training?“, fragte Skye, die eben noch das Gefühl eines kleinen Sieges hatte.
„Trainieren“, erwiderte der CEO.
„Du brauchst Taehyung nicht um die Choreo und den Gesang zu üben“, versuchte Namjoon zu beschwichtigen.
„Wenn es danach geht brauche ich gar kein Training. Tae und ich haben die Choreo getanzt bis die Füße geblutet haben und für den Gesang brauche ich eigentlich auch kein Training.“
„Da gebe ich Skye recht“, kam es nun von Mia. Mia hatte in den letzten Jahren gesehen, wie Idols so lange das Gleiche trainierten, dass es sie selbst wahnsinnig gemacht hatte. Mia hatte an der Choreo von ‚Mamacity‘ mitgearbeitet, doch eigentlich konnte sie den Song nicht ausstehen. Ähnlich wie ‚Oppa, Oppa‘. Aber sie hatte das Training mit den Jungs gemacht. Wenn man 12 Tage, 6 Stunden täglich ‚Mamacita‘ hörte, überlegte man ob man sich selbst umbrachte oder den Rest der Welt. Und bei ständigen Wiederholungen wurde es auch für die Sänger langweilig und Langeweile bedeutete, dass sich Fehler einschlichen. Daher war Mia der Meinung: Trainieren bis es perfekt ist, dann pausieren und kurz vor der Promo noch einmal trainieren. Nun war die Choreo von Skye und Taehyung nicht mit den Hardcore-Roboter Choreografien zu vergleichen, bei denen 18 Sänger synchron auf den Millimeter genau sein mussten.
„Meinetwegen, aber wehe du verhaust die Probe bei der Musikbank, dann bist du raus. Ich habe einen Ersatz, der im Zweifel einspringt“, erwiderte Sihyuk.
„Wow, aufbauend.“
„Realistisch. BTS ist nicht in der Position sich Fehler zu erlauben und ich bin dazu da, alle eventuellen Probleme vorherzusehen und einen Plan B in der Hinterhand zu haben.“
Skye beobachtete Namjoon und er sah nicht glücklich aus. Sie waren Menschen, keine Maschinen. Sie hatten Gefühle, sie wurden müde. Menschen waren dazu geschaffen Fehler zu machen, dass machte sie menschlich.
„Na dann“, sagte sie und stand auf. „Dann sind wir uns wohl halbwegs einig. Und Namjoon, wenn du einen Ölwechsel brauchst, ich kenne eine gute Werkstatt. Robo-Idol.“

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Skye fuhr zwar zu Seunghyun, doch sie war totmüde. Nun brauchte sie eine Werkstatt, um die Batterien aufzuladen.
„Du siehst ganz schön erledigt aus“; stellte Seunghyun fest, als er die Tür öffnete.
„Ich glaube ich muss schlafen.“
Sie hatte ein Geschenk, der Rest war ihr egal. Irgendetwas zum Anziehen würde sie schon finden.
„Bett oder Couch?“
Oh ha, sie hatte die Auswahl.
„Du hast nicht aus Zufall eine Hängematte?“
Sein Blick sagte alles. Für Skye gab es nichts Schöneres als in im Halbschatten in einer Hängematte zu liegen und dem Rauschen des Meeres zuzuhören. Sie waren nicht am Meer, aber dafür gab es Youtube. Sie brauchte im Haus unbedingt Hängematten!
Also nahm sie das Bett.

Als sie wieder aufwachte, wusste sie nicht wie spät es war, sie wusste nur, dass sie umarmt wurde. Verwundert schaute auf die Hände, die vor ihr zusammenkamen und drehte sich dann langsam um. Seunghyun schlief anscheinend. Skye hatte nicht mitbekommen, wie er dazu gekommen war und es machte sie etwas … verlegen. Es war Seunghyun, Oppa, er war damals an ihrer Seite gewesen, als sie mit Jiyong zusammen war. Er war immer da, wenn sie ihn brauchte und sie vertraute ihm. All das änderte aber nichts daran, dass er TOP war und er sah toll aus, war witzig und hatte tolle Haare. Doch ähnlich wie bei Siwon würde sie nie ernsthaft darüber nachdenken, dass da mehr sein könnte. Zumal sie das ganze Haus renovieren müsste! So ein schrecklicher Geschmack.
Er brummte leicht und Skye drehte sich wieder um, als sie sah, wie er die Augen aufschlug. Einen Moment schauten sie sich an, bewegungslos, bis er sich schließlich zurückzog.
„Du warst so unruhig gewesen, doch als ich mich zu dir gelegt habe, bist du ganz ruhig geworden“, verteidigte er sich, ohne angeklagt worden zu sein.
„Danke“, erwiderte sie, immer noch etwas benommen vom Schlaf und fasziniert von dem Gedanken, dass sie mit TOP gekuschelt hatte.

Sie gingen runter und auf dem Weg in die Küche kam Skye an diversen Kleiderstangen voll mit Klamotten vorbei.
„Ehm …“ Sie deutete auf die Klamotten, tatsächlich sprachlos.
„Ich wollte dir sagen, dass ich Klamotten organisiert habe, aber du kamst hier reingefallen und bist praktisch in meinen Armen eingeschlafen“, erwiderte er grinsend.
Skye hasste es Klamotten anzuziehen. Vor allem im Sommer, wenn man leicht schwitzte und dann nichts mehr so passen wollte, wie es sollte, doch heute führte wohl kein Weg daran vor. Doch zuerst gönnten sie sich einen Kaffee und dann spielte Skye Model.
Für jemand, der so einen merkwürdigen Geschmack im Bereich Interior hatte, war er ganz schön hart in der Beurteilung von Klamotten. Skye musste fast jedes Kleidungsstück anziehen und sein Gesicht sprach oft Bände.
Skye war immer noch gebräunt, deswegen sahen Neonfarben zurzeit toll an ihr aus. So blasse Leichen konnten keine Neonfarben tragen. Als Skye also in einem Neonpinken Minikleid steckte, dass schulterfrei war und am Rock etwas ausuferneder wurde, also unten nicht eng anlag, pfiff Seunghyun durch die Zähne. Skye hasste diese Kleider die aussahen, als hätte man sich ein Kondom übergestülpt.
„Ist Neon nicht so 2015?“, fragte sie und betrachtete sich im Spiegel.
„Nein, nicht wenn man es tragen kann. Du bist gebräunt, du bist blond, wir sind auf einer Roofbar, es ist Sommer, alle Augen werden auf dich gerichtet sein.“
„Everybody’s trying to be famous and I’m just trying to find a place to hide“, sang Skye als Ausschnitt von Charlie Puths ‚The way I am‘.
„Du musst dich nicht verstecken.“

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Seunghyun hatte jedenfalls keine Kosten und Mühen gescheut und hatte für 19 Uhr zwei Stylisten bestellt, die Skyes Haare und Make Up machten und sie hatten lauter Schmuck und Taschen dabei, um zu gucken, was am besten zu dem Kleid passte. Schwarze Schuhe lehnte Skye ab, nur für den Fall, dass einer daraus Black-Pink machte. Also machte sie Pink-Weiß. Weiße Schuhe, weiße Clutch und Silberschmuck.
Sie betrachtete sich im Spiegel und schmunzelte. Sie war gut in Make Up, aber sie betonte auch nur. Etwas Rouge, Eyeliner, etwas Liedschatten, Liptint. Doch so Leute, die sich wirklich mit Make Up auskannten, hatten es echt drauf. Skye hatte keine Ahnung wie viele Farben Make Up auf ihrer Haut waren für das Contouring. Jedenfalls waren ganz schön komische Farben im Spiel, die man jetzt gar nicht mehr sah. Und sie war froh, dass man ihr nicht den Teint weggeschminkt hatte. Sonst hätte sie wie eine Geisha ausgesehen.
„Das sieht wirklich toll aus“, lobte Skye die Frau, die sie geschminkt hatte. Nalia hieß sie, erinnerte sich Skye.
„Danke. Ich bin noch nicht so gut mit dem typisch-koreanischen Make Up, einer Koreanerin würde es wahrscheinlich nicht gut finden“, erwiderte sie lachend.
„Wo kommst du her?“
„Amerika, New Orleans um genau zu sein. Meine Mutter ist Koreanerin, mein Vater ist halb Hawaiianer, halb Norweger – frag nicht. Als ich klein war, haben wir in Korea gelebt, doch seit ich 10 bin wohnen wir in New Orleans.“
„Wow, du bist ein genetischer Fruchtcocktail“, bemerkte Skye und Nalia fing an zu lachen und nickte.
Und hübsch war sie! Skye sah das Koreanische in ihr, aber eben auch vieles andere, was jetzt erklärt wurde. Mischlingskinder waren oft die schönste Mischung, aus den genetischen Vorlagen.
Seunhyun beobachtete die beiden Frauen und fragte sich, wie viel sie schon im Tee hatten.

„Du siehst so gut aus!“, sagte Nalia, als Skye dann fertig war.
„Ja, dank dir.“
„Nein, ich habe nur betont, was schon da war“, winkte die Stylistin ab.
Am liebsten hätte Skye sie mitgenommen. Wenigstens eine Frau, die sie leiden konnte.

G-Dragons Geburtstagsparty fand im Vvertigo – mit 2 x V – auf Yeouido statt. Es war der Roofgarden vom Conrad Hotel, mit Loungemöbeln, LED Würfel und einer Grillstation.
Seunghyun fuhr, was generell auch besser war, da Skye nicht damit rechnete lange nüchtern zu bleiben. Er fuhr in die Tiefgarage und stellte den Wagen ab.
„Bereit?“
„Nein“, gab sie zu.
„Hervorragend!“
Die Amerikanerin schenkte Seunghyun einen genervten Blick. Wieso hätten sie nicht einfach zuhause bleiben können, mit Pizza und Monopoly? Noch nicht einmal gegen die Super Junior Regeln hätte sie heute etwas gehabt. Die Beifahrertür öffnete sich und Seunghyun reichte ihr die Hand.

„Wie findest du Nalia?“, fragte Skye während sie im Fahrstuhl standen. Seunghyun war einfach um einiges größer als sie, trotz der Pumps. Er hob eine Augenbraue.
„Wie meinst du das?“
„Na ja, sie ist ziemlich hübsch.“
„Und ziemlich jung“, erwiderte er und schaute wieder geradeaus.
„Wann fängt bei dir jung an?“ Er war 31 – laut koreanischem Geburtstag 32 – und Nalia war vielleicht 22, 23, 24 Jahre, nicht viel jünger als Skye. Wenn man 12 war machten 10 Jahre Welten aus, aber sie waren erwachsen und Nalia wirkte auch erwachsen.
„Ich mag ältere Frauen“, erwiderte er. Damit war für ihn wohl das Thema beendet.
„Huh“, machte Skye und langsam drehte Seunghyun sich zu ihr.
„Was heißt denn ‚Huh‘?“
„Na ja, ich finde das man das nicht als Alter festlegen kann. Jeder Mensch ist anders. Manche sind alt und benehmen sich wie Kinder und andere sind jünger und recht erwachsen. Jiyong war älter als ich, Jongin und Taehyung sind in meinem Alter, doch Jongin ist erwachsener als Taehyung.“
„Deinen Geschmack verstehe ich überhaupt nicht.“
„Was?!“
„Ernsthaft? Jiyong. Jongin. Taehyung. Und zwischendrin der Russe. Also für mich wirkt das sehr unentschlossen. Wie kann man so grundverschiedene Charaktere mögen?“
Skye hatte keinen bestimmten Typen – was man an ihren letzten drei Partnern sah. Sie experimentierte gerne und verließ sich eher auf ihr Gefühl, als auf ein Schema.
„Ich habe eben ein … weitläufiges Spektrum“, erwiderte sie und entlockte ihm ein Schmunzeln.

Die Party hatte um 21 Uhr begonnen, als Skye und Seunghyun in die Tiefgarage gefahren waren, war es 22:18 Uhr. Demzufolge war die Party schon voll am Laufen. Es roch nach Essen, ein DJ legte auf und überall standen Leute und unterhielten sich. Seunghyun hatte Skyes Geschenk auf den Arm und sie machten sich auf die Suche nach Jiyong.
Sie fanden ihn im Zentrum des Geschehens – wo auch sonst – und er lachte fröhlich, bis er Skye sah.
„Skye! Du siehst … fabelhaft aus!“
Er nahm sie in den Arm.
„Happy Birthday oppa.“ Sie erwiderte seine Umarmung.
„Ich liebe es, wenn du Mademoiselle draufhast“, raunte er ihr zu und sprach damit ihr Parfüm an. Sie löste sich freundlich lächelnd von ihm und Seunghyun stellte das Geschenk auf den Tisch mit all den anderen Geschenken.
„Erkenne ich welches deins ist?“, fragte er herausfordernd.
„Jup, dass von dem du am Anfang denkst, dass es total cool ist, aber dann wird es dich in den Wahnsinn treiben“, erklärte sie trocken.
„Oh, du hast einen Zwilling?“
Nun fing Seunghyun an zu lachen, weil er letztendlich genau das gleiche gesagt hatte und Skye versuchte beide mit einem Blick zu strafen, doch sie lachten so fröhlich, dass sie schließlich mitlachte.

Zwei Hugos später standen Skye und Seunghyun am Geländer und rauchten. Taehyung war nicht hier und heute brauchte sie es einfach. Sie hatten schon Jennie und Jongin entdeckt.
„Wirklich? Sie nimmt ihren Neuen mit auf den Geburtstag ihres Ex?“
„Erstens waren sie nie wirklich zusammen. Jiyong hatte Ablenkung gebraucht, aber keinen Skandal. Und würdest du Taehyung nicht mit auf Jongins Geburtstagsfeier nehmen?“, erkundigte sich der Rapper.
„Erstens bezweifle ich, dass Jongin mich im Moment zu seinem Geburtstag einladen würde. Zweitens sind Tae und ich nicht zusammen. Und drittens ist es etwas anderes, weil die beiden eigentlich irgendwie miteinander befreundet sind.“
„Oh, Jongin und Jiyong teilen auch ein intimes Band, ich kenne da eine Geschichte mit euch dreien in einem Bett …“ Frech grinste er zu ihr runter. Skye schupste ihn.

Wen sie allerdings noch nicht entdeckt hatten war Yongbae und Dumpfbacke. Bis das Paar plötzlich, aus dem Nichts vor ihnen standen.
„Oh hey Skye, mit dir hätte ich hier nicht gerechnet“, war Yongbaes Begrüßung.
„Du siehst so toll aus!“ An Hyorin prallten Yongbaes Schwingungen Skye gegenüber wohl völlig ab.
„Danke! Du hast die Haare kürzer? Steht dir gut“, erwiderte Skye. Diplomatischer Smalltalk lag ihr total und ernsthaft? Wieso sollte sie Hyorin bestrafen, nur weil sie etwas ‚slow‘ war. Dumm zu sein war so ähnlich wie tot zu sein. Für die anderen ist es immer schlimmer, als für einen selbst.
„Und Skye, das mit dir und Jiyong hat nicht funktioniert und jetzt versuchst du dein Glück bei Seunghyun?“, fragte Youngbae herausfordernd.
„Ja … du warst ja leider schon vergeben“, erwiderte die Amerikanerin gelassen.
„Du und Youngbae? Nein, nein, er ist viel zu klein für dich – Jiyong im Übrigen auch. Große Männer stehen dir gut“, mischte sich Hyorin ein. Sie verstand vielleicht nicht viel von Ironie, aber im Moment gehörte Youngbaes Ehefrau zu ihren Lieblingsmenschen auf dieser Party. Seunghyun nahm das alles ganz gelassen. Er stand da, mit einer Augenbraue leicht angehoben und einem halben, verschmitzten Grinsen und mischte sich gar nicht ein. Viel witziger war Youngbaes Blick, den er seiner Frau schenkte.

Irgendwann traf Skye auf Mia an der Bar.
„Great party“, meinte Mia grinsend.
„Whatever – ein Vodka Maracuja bitte.“ Die Amerikanerin hatte sich an den Kellner gewandt, um zu bestellen. Hugo half nicht mehr. Dafür schleppte Mia sie direkt zur Grillstation und erzählte etwas von nicht auf leeren Magen trinken. Skye verstand das nicht, war doch viel lustiger.
Jedenfalls war jeder auf dieser Party. Von IU zu Sulli, Sandara Park, aber auch viele internationale Gäste. Leider nicht Justin Timberlake. Den hätte sie heute Abend mitgenommen! Im Februar konnte sie nicht, schließlich hatte sie am Tag der Feier Jiyong geheiratet. Aber jetzt? Sie und Taehyung hatten eine unvorhersehbare Zukunft und ansonsten hatte sie niemand zurzeit eine Verpflichtung. Justin hätte sie mitgenommen.
Skye wusste gar nicht woher diese Anspannung kam. Eigentlich war alles okay gewesen und dann kam Taehyung nachts im Wald und es war, als wäre so ein kleines Monster in ihr geweckt worden und das wollte gefüttert werden, dringend. Das Problem war: Mit wem konnte sie schlafen, ohne dass es jemand mitbekam?! Jemand aus der Kpop-Szene ging nicht. Ein Koreaner generell ging nicht, denn spätestens, wenn sie nächste Woche zusammen mit Taehyung im Fernsehen auftrat, kannte sie die halbe Nation. Und so viele Ausländer gab es in Seoul nicht. Sie dachte an Fynn, aber auch daran, dass Noah ihr erzählt hatte, dass Fynn nun eine feste Freundin hatte. Monogamie und so. Skye glaubte nicht daran. Fynn war zu jung und zu unbefangen. Nur eben nicht dann, wenn sie ihn brauchte.