Pünktlich um 7 Uhr wachte Mia auf und traf im Flur auf Siwon.
„ Sag mir jetzt nicht, dass du mit joggen gehen willst?“, fragte er leicht panisch, da er nicht schon wieder Diskussionen mit ihr führen wollte.
„ Noooooo“, meckerte sie ihn an.
„ Du musst keine Angst haben, dass ich dich belästige“, motzte sie weiter und verschränkte die Arme.
Siwon rollte die Augen und nahm Mia in den Arm.
„ Sobald es dir besser geht würde ich mehr sehr darüber freuen, wenn du wieder mit kommst“, sagte er, doch Mia schmollte lieber noch ein wenig, drückte ihn am Ende aber doch. Sie würde erst ab Nachmittag zu tun haben, zuvor würde sie Mails beantworten und zum Arzt gehen. Wieso war sie schon wach? Doch im 8 Uhr waren irgendwie schon wieder alle wach und es war nun keine Option mehr schlafen zu gehen.
„ Okay guys, listen up!“
Mia stellte sich vor ihre Mitbewohner als sie am Frühstückstisch saßen.
„ I’m gonna withining my teeth now. This’ll take 2 hours. 20 Minute in, 10 Minute out. So if you have any questions or whatever, wait til my 10 Minutes breake and in the meantime, please do nothing I have to yell at you for.“
Für die meisten war das am frühen Morgen einfach zu viel und Siwon übersetzte für die anderen. Leicht eingeschüchtert schauten sie zu Mia und nickten. Ihr schien es damit sehr ernst zu sein. Zum Glück hatten Kibum, Kangin und Sungmin eine Ausrede das Haus zu verlassen. Siwon ging den Plan für die kommende Woche durch und Wookie setzte sich vor den Computer. Alles klar, einfach zwei Stunden keine Katastrophe. Mia machte sich die Schienen passend und begann mit dem ersten Gang. Die zwanzig Minuten setzte sie sich an den Laptop und bearbeitete ihre Mails. Viele englische Anfragen waren einfach nur sinnlos, Liebesgeständnisse und ähnliches, Dinge die man konstruktiv ignorieren konnte. Ein paar Leuten versuchte Mia dennoch ihre Fragen zu beantworten. Nach 20 Minuten nahm sie die Schienen raus und hatte somit 10 Minuten Zigarettenpause. Also ging sie auf den Balkon und steckte sich eine Kippe an. Man dürfte denken, dass wenn man sich die Zähne bleichte, es nicht sehr sinnvoll war in den Pausen zu rauchen, aber um ehrlich zu sein war es Mia egal.
Zehn Minuten später setzte sie die zweite Schiene an und schnappte sich wieder ihren Laptop, als die Haustür auf ging.
„ Eunhyuk-hyung ich warne dich, gibt mir das Telefon zurück!“
Mia saß in ihrem Zimmer und rollte die Augen, hatte sie nicht gesagt dass sie nichts tun sollten, was Mia dazu bringen würde sie anzubrüllen? Andererseits wussten die Neuankömmlinge nichts davon. Verdammt!
Vorsichtig streckte sie den Kopf raus um zu gucken was da los war. Leeteuk und Eunhyuk hatten wohl Kyuhyuns Handy und dem passte das so gar nicht.
„ Du musst uns einfach sagen wer sie ist …“, trällerte Eunhyuk.
„ Oder schickst du dir die Nachrichten selbst?“, fragte Leeteuk.
Kyuhyun stand in der Mitte von beiden und schaute seinem Handy nach, während die beiden sich das Telefon zuwarfen.
„ Mia, can you please tell them to stop?“, hilfesuchend wand er sich an Mia die nur schweigend da stand und ebenfalls mit den Augen das Handy beobachtet. Kyu wusste ja nicht das sie sich gerade die Zähne bleichte und konnte mit ihrer Anteilnahmslosigkeit nichts anfangen.
„ Sie kann grad nicht sprechen “, erklärte Siwon und Kyu hob die Augenbrauen. Mia schnaubte kurz, ging in ihr Zimmer, nahm sich einen Block, schrieb etwas darauf und ging zu den anderen.
„ Give him the phone“, las Leeteuk for.
„ Aber er schreibt sich mit einem Mädchen und will uns nicht sagen mit wem!“, protestierte Eunhyuk.
Mia schrieb wieder was auf den Block.
„ He’s texting me “, las Eunhyuk vor und schmiss das Handy nicht zurück sondern schaute ungläubig zu Mia, die einen genervten Blick aufsetzte. Das Unglaublichste war oft die nackte und blanke Wahrheit – die glaubte niemand.
„ Sicher “, sagte Leeteuk nur und rollte die Augen. Das Ende vom Lied war dass Kyuhyun sein Handy zurück hatte und vor sich hin grinste. Nur Mia verstand wieso er so grinste und wünschte sie könnte mit einstimmen. Ein paar Minuten später hatte Mia ihre zweite Pause und ging wieder auf den Balkon um eine zu rauchen. Kyuhyun folgte ihr. Mia passte das eigentlich gar nicht, er war viel zu auffällig. Zum Glück war der Balkon nicht wirklich einsehbar und Kyuhyun nutzte das aus um sie zu sich zu ziehen und zu küssen. Wieso konnte er kein normaler Junge sein? Wieso musste er berühmt und ihr Arbeitgeber sein? Sie küsste ihn nicht lange, aus Angst einer der anderen könnte sie bespitzeln.
Die kommende Stunde fanden die anderen es sehr witzig Mia zu ärgern, während sie die Schienen im Mund hatte. Irgendwann hatte Mia genug von dem Theater und ging ins Bad. Zwei Stunden konnten so lang sein und Mia war froh als sie die Prozedur endlich hinter sich hatte.
Kyuhyun bot an sie zum Arzt zu fahren, damit es nicht zu auffällig für die anderen aussah, schob er vor noch immer sauer auf Leeteuk und Eunhyuk zu sein. Kyuhyun fing an so banale Sachen zu machen, wie Mia die Tür aufhalten und ihr in den Mantel helfen. Zum Glück wartete Kyuhyun brav im Wartezimmer. Ihr Arzt schaute sich den Arm an und zog die Augenbrauen hoch.
„ Ich habe nichts gemacht!“, verteidigte sie sich bei seinem Blick, doch er schien ihr nicht zu glauben.
Auch mit der Rippe war er nicht zufrieden und Mia zuckte einige Male zusammen.
„ Frau Martin, sie müssen sich besser schonen. Diese Verletzungen brauchen Zeit zum Heilen. Sie kommen noch einmal am Montag und wenn es nicht besser aussieht, werde ich sie krank schreiben und zur Not ans Bett fesseln lassen.“
Mia wollte protestieren, doch mit Ärzten stritt man nicht. Sie müsste einfach etwas besser auf sich aufpassen. Zumal sie Montag eh nicht da war, was sie ihm ja nicht sagen musste.
Als sie aus dem Behandlungszimmer kam schaute Kyu sie fragend an.
„ Und, alles okay?“
„ Bestens “, log sie und verließ mit ihm die Praxis.
Mia fragte ob sie irgendwo etwas trinken gehen konnten, wo sie ungestört waren. Kyuhyun wusste nicht ob das etwas Gutes oder Schlechtes war und führte Mia nicht weit von der Praxis entfernt in ein Café.
„ Kyu, wir brauchen Regeln“, begann sie.
„ Regeln?“
„ Wegen uns.“
„ Okay … was für Regeln?“
„ Ich möchte nicht das die anderen es wissen.“
„ Welche anderen?“
„ Alle anderen.“
Kyuhyun zog die Augenbrauen hoch.
„ Noch nicht“, warf Mia ein, als sie seinen Blick sah. Sie wollte Zeit zwischen sich und Donghae bringen. Mia wollte ihn nicht verletzten – wenn es ihn denn überhaupt interessieren würde – und genau das konnte sie Kyuhyun nicht sagen, ohne ihn zu verletzten.
„ I just want to keep a low profile.“
Kyuhyun beobachtete sie einen Moment schweigend.
„ Du schämst dich nicht wegen mir oder so?“
Was? War der doof?
„ No you dork!“, sagte sie empört und sein Blick hellte sich etwas auf.
„ Ich möchte sehen wie es sich entwickelt und keine Welle machen.“
Gut, damit konnte er leben, es war ja nicht so, als hätte irgendeiner von ihnen jemals eine offizielle Freundin gehabt. Witzig waren immer nur die Geschichten über die Ex-Freundinnen. Den Fans war also bekannt, dass sie sich für Frauen interessierten, aber es passte nicht in ihr Image und er wusste das Kim und Yun es nicht mochten, wenn sie zu auffällig mit jemanden ausgingen. Somit war er geübt in Heimlichkeit, doch es vor seinen Bandkollegen zu verstecken war etwas Neues. Sie saßen alle im gleichen Boot und halfen einander, hatten Verständnis, wieso sollten sie kein Verständnis für ihn und Mia haben? Aber gut, wenn sie es so wollte, dann würde er sich ihr nicht widersetzen.
Sie fuhren nach Hause, denn sie mussten langsam die anderen für einen Auftritt einsammeln, zumindest einen Teil von ihnen. Leeteuk, Eunhyuk, Siwon, Sungmin und Kibum. Mia stieg in den Fahrstuhl ein und als sie ungefähr zwischen dem zweiten und dritten Stock steckten, drückte Kyuhyun auf den ‚Notstopp‘-Knopf und der Fahrstuhl blieb ruckelnd stehen. Mia schaute ihn mit großen Augen an als er den Lautsprecher betätigte und sich dafür entschuldigte, dass er – Achtung – aus Versehen – als ob – auf den Knopf gekommen war. Der Mann auf der anderen Seite sagte dass es etwas dauern würde, bis der Fahrstuhl wieder ginge.
„ Kyu, what are you …“
Er bedeutete ihr ruhig zu sein, als er seine Handy raus holte und jemanden anrief.
„ Hey Big Mike! Hey I’m sorry, Mia and I are stucked in elevator, can you pick up the others? I don’t know how long it will take …. yes … I’m sorry, it was my fault …. can you call Kim please and tell him that we will try to come after you….yes, no problem … thanks ….. bye.“
Ihr Unterkiefer hing unten als sie sah wie er Mike ohne mit der Wimper zu zucken anlog.
„ What are you doing?“, beendete sie ihre Frage von eben.
„ Ich verschaffe uns Zeit, zum einen habe ich gelauscht, dein Arzt sagt du musst dich schonen und zum anderen gibt es hier keine Kameras ….“
Ehe sie sich versah hatte er sie gegen die Fahrstuhlwand gedrückt und küsste sie. Von wegen Kinder, von wegen unerfahren und unschuldig.
Als man sie endlich aus dem Fahrstuhl befreit hatte, war es zu spät den anderen zu folgen. Kim sagte Mia nur, dass sie zum nächsten Termin kommen sollten, einer Fernsehsendung. Das verschaffte ihnen aber zwei Stunden Freizeit. Sie lagen auf der Couch und schmusten. Irgendwann guckte Kyuhyun ihren Hals an, die Stelle wo sie die Knutschflecke hatte.
„ Willst du mir darüber irgendetwas erzählen?“
„ Nein, war vor dir, war vor Tiffanys und ich habe kein schlechtes Gewissen, ich war sauer.“
Er schaute sie eine Weile an und grinste dann, sie war anders als alle anderen Mädchen die er kannte. Mia war frech, hatte immer das letzte Wort und hatte kein Problem ihre Meinung frei zu äußern. Es war erfrischend mit ihr. Die beiden erfanden ein neues Spiel. Es hieß „Welche Frucht habe ich gegessen“. Einer aß eine Frucht, der andere hielt sich die Augen zu und an Hand von einem Kuss, musste der andere erkennen, welche Frucht es war. Sie hatten viel Spaß damit und lachten fröhlich. So war es schön, nur sie zwei alleine, niemand vor dem sie sich verstecken mussten.
Bald war diese nette Seifenblase zerplatzt und es hieß ‚auf zum nächsten Termin‘.
Mit einem Taxi fuhren sie zur nächsten Location. Sie waren zu einer Fernsehsendung eingeladen und davor gab es ein Fanmeeting mit den E.L.F.s. Leeteuk, Donghae, Siwon, Shindong und Sungmin kamen wenig später. Wer sich die Zeitpläne der Jungs ausgedacht hatte, war auch nicht mehr ganz bei Trost. So oft wurden die Gruppen neu zusammen gewürfelt, dass es Mia ganz schwindelig davon wurde. Die Jungs gingen wirklich sehr herzlich mit den E.L.F.s um. Mia blieb lieber im Hintergrund, sie hatte noch das letzte Treffen im Hinterkopf und wenig Lust das sich ein E.L.F. auf sie stürzte. Also stand sie da, etwas abseits vom Geschehen und beobachtete die Sänger mit einem Lächeln auf den Lippen. Es war einfach sie zu mögen, sie wirkten so sympathisch.
In der Fernsehsendung sangen sie ‚My only Girl‘ und Mia bemerkte wie Kyuhyun oft zu ihr rüber schaute. Kyuhyun musste wenig sagen, er gehörte zu der Kategorie Mensch, denen man an Hand ihres Gesichtsausdruck ablesen konnte, was sie dachten. Mia gehörte auch zu diesen Menschen, deswegen ließ ihre Mutter nie die Ausrede ‚Ich habe doch nichts gesagt‘ durchgehen.
Nach der Show fuhren sie zu SME. Die Jungs gingen trainieren und Mia hatte ein Meeting mit Kim und Yun um die wichtigsten Eckpunkte der kommenden Woche zu besprechen. Ganz groß war das Konzert am Sonntag in Tokyo. Die Karten waren schon ewig ausverkauft. Samstag war die Charity Veranstaltung und sie würden direkt danach mit dem letzten Flieger nach Tokyo fliegen. Sie würden bis Donnerstag für Promotion in Tokyo bleiben, einige Interviews geben und in einigen Shows auftreten. Mia war noch nie in Japan gewesen und freute sich riesig. Japan war toll, sie kam bisher nur nie so weit und es war ziemlich teuer. Lily war jetzt zwei Jahre hintereinander in Japan gewesen und ziemlich geschwärmt, Mia war also gespannt.
„ Des Weiteren werden wir am Montag, 31. Januar in die neue Wohnung ziehen. Bis dahin wird alles fertig sein “, erzählte Kim und Mia schaute verwundert auf.
„ Neue Wohnung?“
„ Ja, da wir am neuen Album arbeiten, möchte ich dass die Band wieder zusammen wohnt. Das letzte Jahr war nicht einfach. Der Verlust von Hangeng, Heechuls Auszug, Kibums Schauspielkarriere und das Image von Kangin waren harte Rückschläge, wir möchten dass die Band sich wieder näher kommt, dass sie zu Hause einfach zusammen arbeiten können. Shindong bleibt natürlich bei seiner Frau, wir haben alle Verständnis dafür.“
Huh. Sobald Kim eine Frage beantwortet hatte, ploppten ungefähr 248 weitere auf.
„ Und es gibt eine Wohnung in der alle Platz haben?“
Unglaublich, immerhin waren das ja ganz schön viele Leute die man da unterbringen musste.
„ Ja, es ist eine Wohnung, die aus drei Wohnungen besteht, zwei Wohnungen in einer Etage und eine Wohnung oben drüber. Die Wohnung gehörte mal einer Filmcrew, doch die sind nun ausgezogen. Die Jungs haben auch schon die Aufteilung gemacht: Leeteuk mit Eunyhuk, Kyuhyun mit Siwon, Donghae bekommt ein Einzelzimmer, ebenso Heechul, Yesung teilt sich ein Zimmer mit Sungmin, Kangin wird bald zur Armee gehen, wir haben ihn bisher nicht eingeplant und Kibum wird sich ein Zimmer mit Ryeowook teilen.“
Sechs Schlafzimmer – wow. Mia hatte schon wieder die Hälfte vergessen und würde schon sehen wer am Ende in welchem Zimmer landen würde.
„ Ehm … was ist mit mir?“
Berechtigte Frage. Mia hatte nicht gedacht dass sie sich so schnell eine eigene Wohnung suchen musste, zumal sie etwas Geld sparen wollte, um sie gescheit einzurichten. Nun wurde das ganze vor gelegt. Sicher, sie konnte ihre Eltern um Geld bitten und wusste, dass es kein Problem war, doch eigentlich wollte sie nicht. Sie wollte eigenständig sein, sich selbst etwas aufbauen und nicht ihr ganzes Geld für Designersachen ausgeben … wobei, es gab eine neue Marc Jocobs Collection … nein, keine Designer. Yun und Kim tauschten einen langen Blick miteinander aus und seufzten dann.
„ Wir hatten eigentlich geplant, dass du eine eigene Wohnung bekommst und das Yun oder ich wieder ein Zimmer bei den Jungs haben werden. Früher haben wir das immer so geregelt, damit einer von uns meistens bei ihnen war. Wie auch immer, wir haben mit ihnen darüber gesprochen und sie haben einstimmig beschlossen, dass sie uns nicht dort haben wollen – dafür dich.“
Mia schaute die beiden Männer mit großen Augen an. Wie süß war das denn?
„ Du bekommst also dein eigenes Zimmer in der Wohnung, die Jungs haben auch schon eins für dich ausgesucht. Morgen fahren wir alle gemeinsam hin, damit sie Tapete und andere Sachen aussuchen können, dann siehst du es.“
Und niemand hatte ihr etwas gesagt, die Ratten.
„ Mach dir deine Gedanken, wir kommen für die Möbel auf, wir müssen das Zimmer ohnehin einrichten“, bemerkte Yun und Mia dachte nur ‚Jackpot‘!
Sie besprachen die restlichen Sachen und dann sammelte Mia die Band so weit ein. Sie hatten einen Auftritt bei einer Musikshow. Natürlich wurde ‚My only Girl‘ performt und natürlich war Mia die einzige Tänzerin die dabei war. Also ab in die Maske. Nebenbei versuchte sie alles zu regeln, was sie als Assistentin regeln musste. Mit einem normalen Job hatte das nichts mehr zu tun. Früher war sie um halb 9 auf der Arbeit gewesen, machte um 3 Uhr Mittag und fuhr um 6 Uhr nach Hause. Mias Arbeitszeiten in Korea waren relativ, denn sie hatte ja Spaß an der Sache und es kam ihr kaum wie Arbeit vor. Nach dem einen Auftritt sangen die Jungs noch zwei weitere Lieder und Mia war hinter Bühne und bereitete alles für die Presse vor, denn sie würden ein Interview geben.
Somit hatte sie kaum Zeit an Kyuhyun zu denken und das war auch gut so. Sie durfte ihre Arbeit nicht vernachlässigen und er konnte gerade so wie so nichts machen um sie ein paar Minuten für sich zu haben. Kyu hingegen fand es beeindruckend wie konstruktiv sie ihn ignorieren konnte, wobei ignorieren nicht das richtige Wort war. Sie sprach ja mit ihm und gab Anweisungen, aber es war wie immer. Er selbst war leicht durch den Wind, dabei war er der Professionelle hier, wieso steckte sie das so gut weg?
Nach der Show fuhren alle in ein Restaurant, nur Leeteuk, Eunhyuk, Kangin und Mia nicht, denn sie hatten Sukira. Kangin war heute Specialguest der Show und bevor es los ging, bestellten sie etwas zu essen. Diesmal setzte sich Mia durch und saß nicht zwischen Eunhyuk und Leeteuk, sondern brav am Rand, wo man sie nicht ständig sehen würde. Als sie noch in Deutschland war, hatte sie einige Sendungen von Sukira im Internet geschaut. Damals hatte sie es noch nicht so gut verstanden, doch es hatte gereicht ihnen zuzugucken, um zu sehen, dass sie Spaß an der Sache hatten. Wenn man es verstand, oder zumindest einiges, war es noch witziger und Mia hatte regelmäßig Lachtränen in den Augen.
Sie waren auf den Weg nach Hause und saßen im Van, als Mia das Thema ‚Wohnung‘ ansprach.
„ Ihr habt mir nicht gesagt dass ihr umzieht oder dass ihr wollt das ich dort mit einziehe.“
Die drei guckten zu ihr.
„ Na ja, wir wussten am Anfang nicht, ob du bei uns einziehst“ , erklärte Leeteuk.
„ Ja, wenn du eine blöde Kuh wärst, dann hätten wir nicht gewollt, dass du weiter bei uns wohnst“, fügte Kangin mit seiner netten, unkomplizierten Art hinzu.
„ Also ich wusste sofort dass ich will, dass du bei uns wohnst!“ , beendete Eunhyuk den Vortrag und die anderen beiden boxten ihn gleichzeitig. Sie gingen damit so locker um und wussten gar nicht wie besonders es für Mia war.
Mia war ein Einzelkind. Sie hatte zwei Stiefbrüder die sie schon ewig kannte und sie hatte sie wirklich gerne, dennoch hatte sie nie mit ihnen zusammen gewohnt und war halt ein Einzelkind. Sie waren viel umgezogen und Mia war kaum mehr als 2-3 Jahre in einer Schule gewesen. Sie war immer eine Einzelgängerin, sie hatte sich alles alleine gearbeitet, hasste es sich auf andere zu verlassen und sprach ungern über ihre Gefühle. Sie hatte gelernt damit alleine fertig zu werden. Als sich ihre Eltern trennten, als mit dem ersten Freund Schluss war, als sich ihr Verlobter von ihr getrennt hatte …. nach außen hatte sie immer so getan, als sei alles okay, als ging es ihr gut. Mia wurde damit alleine fertig und manchmal dauerte es eine Weile, manchmal kämpfte sie lange mit ihren Gefühlen, aber sie hatte das Gefühl dass niemand den Schmerz in ihr mindern könnte, wieso also mit anderen reden? Natürlich bedeutete dass nicht, dass sie keine gute Freundin war, dass war sie. Doch sie konnte sich auch schnell von Leuten abkapseln, denn im Endeffekt ließ sie kaum jemanden wirklich an sich heran. Sicher gab es ein paar Leute in ihrem Leben, Menschen die sie wirklich als Freund bezeichnete, aber es waren sehr, sehr wenige. Sie konnte alleine überleben, sie musste alleine überleben, niemand schenkte ihr etwas, nichts hatte sie erreicht, weil jemand sie mochte, sondern immer nur weil ihre Leistung überzeugte. Und nun saß sie hier, als erwachsene Frau und diese eigentlich fremden Männer nahmen sie einfach so in ihrer Mitte auf, ohne nach ihrer Vergangenheit zu fragen, ohne in Frage zu stellen, ob sie es überhaupt wert war so behandelt zu werden. Mia war wie Nico Robin und sie waren die Strohhutbande. Mia konnte nicht anders als zu weinen. Die anderen bemerkten es erst nicht, weil sie sich noch mit Eunhyuk zankten, doch dann sah Leeteuk zu ihr und hielt mitten im Satz an. Eine Sekunde später saß er neben ihr und hatte den Arm um sie gelegt.
„ Was ist los? Tut dir was weh?“ , fragte er, weil er sich nicht vorstellen konnte wieso sie sonst weinen sollte.
„ Thank you for liking me“, schluchzte sie und wischte sich trotzig die Tränen weg. Da war dann auch schon Eunhyuk auf ihrer anderen Seite und gemeinsam mit Leeteuk drückten sie die Assistentin.
„ Ich hoffe ich habe immer eure Freundschaft verdient “, murmelte sie und spürte wie Kangin ihr durch die Haare wuschelte.
„ Mach dir da mal keine Sorgen“ , sagte er aufmunternd und Mia ging es gleich viel besser. Als sie zu Hause ankamen waren die Tränen getrocknet.