Skye glaubte schon fast, dass Seunghyun nicht kommen würde. Normalerweise, wenn man einem Mann eine Hotelzimmerkarte zusteckte, ließ er sich nicht zweimal bitte. Nun war Seunghyun aber auch kein normaler Mann.
Sie hatte extra eine Flasche Wein hochbestellt und stand kurz davor sie alleine aufzumachen und sich zu betrinken, doch sie stand am Fenster und rauchte. Nervosität? Skye wusste es nicht, doch sie hörte das Klicken der Tür. Seunghyun schloss die Tür hinter sich und ging auf Skye zu. Er sah den Wein im Vorbeigehen und blieb hinter Skye stehen, nahm ihre Zigarette und zog daran und machte sie dann aus.
„Den ganzen Abend“, begann er und seine eine Hand wanderte in ihren Hosensaum, „denke ich daran, für was man in dieser Hose alles Platz hat.“
Skye keuchte leise auf, als seine Hand begann sie einzunehmen.
Heute hatten sie mehr genossen, mehr erkundet. Beim letzten Mal waren sie getrieben von Alkohol und aufgestauten Bedürfnissen, doch heute war es anders. Sie waren sich nicht mehr fremd und waren offen für die Bedürfnisse des anderen und als sie fertig waren, waren ihrer Körper überzogen von Schweiß.
Nun öffneten sie den Wein.
„Wusstest du, dass ich diese Hose angezogen habe, weil Männer Harmeshosen unsexy finden?“, gab sie zu und er grinste.
„Diese Männer haben keine Ahnung. Dein Hintern wird wunderbar betont und deine Taille auch“, erwiderte er und nippte am Wein. Sie lehnte an dem Kopfteil des Bettes, Seunghyun hatte einen Arm um Skye gelegt und der Aschenbecher stand zwischen ihnen. Man merkte, dass Seunghyun Erfahrung hatte, dass er kein Kind von Traurigkeit war. Es war immer schwer Männer miteinander zu vergleichen, Seunghyun war ganz anders als Jiyong und auch als Jongin. Im Allgemeinen war sie positiv überrascht und sie glaubte, dass die Nacht auch noch nicht vorbei war.
Alles war entspannt – und dann klingelte es an der Tür.
Es war nach 1 Uhr, wer kam den jetzt?
„Who’s it?“, rief sie.
„Bambi“, kam als Antwort. Seunghyun konnte damit nicht so viel anfangen, doch Skye bekam die Panik.
„Es ist Tae!“, klärte sie ihn auf und war schon aufgesprungen, das Fenster aufgerissen, sich die Haremshose angezogen und suchte nun ihr Oberteil.
„Just wait a second…“
Seunghyuns Sachen schmiss sie einfach ins Bad und schob ihn hinterher.
„Get dressed and act like you’ve just been in the restroom.“
Der arme Kerl wusste gar nicht so richtig wie ihm geschah. Da war das Oberteil! Skye streifte es sich über und öffnete die Tür.
„Störe ich?“, fragte Taehuyng und hatte die Augenbrauen zusammengezogen.
„Nein, ich …“
„Skye, danke dass ich mich umziehen durfte.“ Seunghyun kam aus dem Badezimmer und hatte eine Tüte in der Hand.
Taehyung schaute ihn überrascht an.
„Ich habe Skye nach Hause gefahren und beim Aussteigen habe ich mir Kaffee übergeschüttet – aber ich muss noch woanders hin … du verstehst schon.“
Er zwinkerte Tae zu, wie es Kerle untereinander machten, wenn sie über Frauengeschichten prahlten. Dann gab er Skye einen Kuss auf die Wange.
„Ruf an, wenn du was brauchst“, sagte er so dahin und verschwand im Flur. Puh.
Skye und Taehyung gingen in das Hauptzimmer, wobei sich die Amerikanerin noch nach verräterischen Dingen umschaute. Der Wein stand im Schlafzimmer und die Weingläser hatte Seunghyun wohl ins Bad gestellt. Ihr Herz schlug immer noch wie wild.
„Wie kann ich dir helfen?“ Zurück zur eigentlichen Frage, was Taehyung hier um diese Uhrzeit machte.
„Ich wollte mich entschuldigen.“
Oh, es war nie gut, wenn Männer sich entschuldigten! Das bedeutete, dass sie tatsächlich wussten, dass es etwas gab, wofür sie sich entschuldigen mussten.
„Wofür?“, fragte sie vorsichtig.
„Laila … vielleicht klingt es verrückt, aber ich weiß du bist die Eine. Ich weiß, dass ich mein Leben mit dir verbringen will, ich will du das du meine Kinder bekommst. Jeder Knochen in mir weiß das, aber wenn ich jetzt zulasse, dass ich dich liebe, dann werde ich deins sein, ganz und ganz und das kann ich noch nicht zulassen. BTS bedeutet mir zu viel und ich weiß, dass ich nicht von dir erwarten kann zu warten, bis ich bereit für dich bin…“
„Aber … du musst dich doch nicht entscheiden“, wand sie ein. „Ich war mit Jiyong zusammen, mit Jongin und keiner von beiden musste seine Karriere für mich vernachlässigen. Ja, Idols sind viel unterwegs und manchmal sieht man sich ein paar Tage nicht, aber das ist doch bei normalen Leuten auch so. Die gehen doch auch arbeiten.“
Sie verstand sein Problem einfach nicht. Noch nie hatte sie jemals von jemand erwartet sich zu entscheiden, sie über die Karriere zu stellen. Das entsprach nicht ihrer Art.
„BTS ist zu intensiv, die ganzen Sendungen, Shows, jetzt kommt mein Soloalbum, wir arbeiten am Repack Album, Bon Voyage 4, BTS Run. All das nimmt so viel Zeit in Anspruch, so viel Energie und jedes Mal, wenn ich dich sehe, will ich nichts anderes als weg zu gehen, mit dir, irgendwo hin, auf eine einsame Insel, in eine Hütte am Ende der Welt.“
Skye wollte seiner Karriere nicht im Weg stehen und sie wusste, dass BTS viel um die Ohren hatten. BTS hatten praktisch seit 2 Jahren viel um die Ohren, doch wenn er für sie alles stehen lassen würde, war BTS wirklich noch das was er wollte?
„Was willst du von mir hören?“
Sie wusste es wirklich nicht. Wollte er ihren Segen um sich seiner Arbeit zu widmen oder wollte er, dass sie ihn überzeugte mit ihm durchzubrennen? Beides kam für sie nicht in Frage.
„Ich weiß es nicht“, gab er zu. „Ich will nur, dass du weißt, dass sich an meinen Gefühlen nichts geändert hat, aber dass ich im Moment keine Zeit habe mich jemand so hinzugeben, wie du es verdient hast. Und wenn du nicht auf mich wartest, dann kann ich das verstehen. Es ist meine Schuld und wenn ich irgendwann bereit bin den Schritt zu gehen und du willst mich dann nicht mehr, dann habe ich dafür Verständnis.“
Wie schön doch alles gewesen ist, als sie sich in Paris getroffen hatten, nachts am Eiffelturm. Das lag gerade einmal vier Wochen zurück und so viel war seither passiert.
„Willst du die Promotion mit mir machen oder nicht? Denn ich ertrage es nicht, wenn du mich den ganzen Tag ignorierst.“
„Wir werden getrennte Garderoben haben, wir werden uns nicht viel sehen, aber ja, ich möchte die Promo mit dir machen. Es ist so viel dein Song, wie meiner“, erwiderte er, doch Skye war deswegen auch nicht glücklicher.
Nachdem Taehyung weg war stand sie am Fenster und rauchte. Mal wieder. Sie weinte nicht, auch wenn sie sich danach fühlte. Sie waren nicht zusammen, nicht wirklich und doch hatte er sich an ihrem Herzen festgesetzt, wie … Zahnstein. Ja, sie verstand ihn. Er war auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Sie verstand nur nicht, wieso er noch nicht einmal versuchte beides unter einen Hut zu bekommen. Skye war niemand der klammerte. Sie musste nicht jede freie Minute mit ihrem Boyfriend verbringen, sie kam ganz gut alleine klar. Wenn sie es versucht hätten und Tae hätte gemerkt, dass er sich nicht auf die Arbeit und die Beziehung konzentrieren konnte, dann .. okay, aber er versuchte es ja noch nicht mal.
Die Amerikanerin hörte die Tür klicken.
„Du hast gewartet?“, fragte sie Seunghyun ohne ihn zu sehen.
„Ich dachte mir, wenn er so schnell verschwindet, brauchst du vielleicht einen Freund.“
Sie drehte sich zu ihm um.
„Ist das komisch, wenn ich mich bei dir über ihn auskotze?“
„Nein, dafür sind Freunde da.“
Es blieb nicht nur beim Auskotzen, wobei es gut war mit jemand zu reden. Seunghyun meinte, dass wenn man wirklich verliebt war, man sein Idol-Leben in Frage stellte. Man fragte sich ob es die Erfüllung des Lebens war ständig verfolgt zu werden, kaum mehr als vier Stunden nachts zu schlafen, von einem Fotoshooting zum anderen zu hetzen, von einem Konzert zum nächsten. Für Skye war das nur ein milder Trost. Sie wollte überhaupt nicht, dass Taehyung sein Leben in Frage stellte wegen ihr.
Als sie am Morgen aufwachte, hatte sie sich an Seunghyun herangekuschelt. Er schlief noch ruhig und Skye beobachtete ihn ein paar Minuten, bevor sie leise aufstand und ins Bad ging um zu duschen.
Fertig geduscht kam sie zurück und sah wie Seunghyun im Bett saß. Seine Haare standen wild ab.
„Ich war so frei und habe Frühstück bestellt“, sagte er. Skye ging zum Kleiderschrank und suchte sich etwas heraus.
„Willst du später mit ins Studio?“, fragte er sie. „Nur damit du nicht alleine bist.“
„Nein, nein, Jimin kommt dann zum Training.“ Und bis dahin sollte er weg sein!
Sie frühstückten also und dann schmiss sie Seunghyun mehr oder minder raus, weil Jimin ja bald kommen würde.
Sobald das Training mit Jimin fertig war, fing sie an zu packen. Es ging ihr auf den Keks, dass jeder wusste, wo sie war! Konnte man hier nicht einfach ein paar Tage seine Ruhe haben?
Allerdings checkte sie nicht aus dem Hotel aus. So würde es immer nur heißen, dass sie nicht da war, nicht dass sie hier nicht mehr wohnte. Heute würde sie nicht trainieren, heute würde sie die Seele baumeln lassen, weg von all den Idols.
Sie fuhr nach Hongdae. Hier würde sie niemand finden. Sie gönnte sich neue Nägel, neue Wimpern und eine Pediküre – schließlich hatte sie ja Zeit. Ihr Handy hatte sie ausgeschaltet und auch, wenn es ab und an in den Fingern juckte, so ließ sie die Hände davon. Skye schlenderte durch die kleinen Shops und kaufte hier und da ein paar Sachen.
Um 14 Uhr war ihr totlangweilig. Sie saß auf einer Bank und rauchte ein, während sie grübelte, was sie als nächstes tun könnte. Allerdings saß sie in einer Seitenstraße, um nicht gesehen zu werden. Vorhin schon hatten sie zwei Mädchen angesprochen und ein Bild mit ihr gemacht. Ab Freitag würde sich ihre Bekanntheit exponentiell vergrößern und sie müsste mehr darauf achten, was sie in der Öffentlichkeit machte oder sagte. Oh man, das würde echt hart werden – ihr Filter funktionierte nicht immer.
Zwar könnte sie jetzt noch sechs Stunden einkaufen gehen, doch irgendwie hatte sie keine Lust darauf, Skye war so an Korea gewöhnt, dass es normal war. Am Anfang war sie total reizüberflutet gewesen, doch inzwischen war es fast zu normal geworden.
Skye setzte sich in ihr Auto und fuhr nach Hause, nach Hanam. Vor einer Woche hatte sie das letzte Mal mit Alison, ihrer Innenarchitektin, gesprochen. Sie wollte nicht nerven und war sicher, dass man sich bei ihr melden würde, wenn das Haus fertig war. Aber ein bisschen was sollte sich inzwischen getan haben.
Von Hongdae war es schon ein Stück zu fahren, weil sie quer durch die Stadt musste und dass mittags im Verkehr, doch irgendwann erreichte sie das Haus. Nun war auch das Häuschen besetzt.
„Guten Tag, zu wem möchten Sie?“, fragte der Mann in dem Häuschen.
„Zu … mir. Ich bin Frau Jones.“
Seine Augen wurden groß und er lief aus seinem Häuschen heraus, um sich zu verbeugen.
„Bitte entschuldigen Sie. Man hatte mir zwar ein Bild von Ihnen gezeigt, aber in Natur sehen Sie ganz anders aus.“
„Schon gut, schon gut. In Zukunft werden wir uns auch öfters sehen“, erwiderte die Amerikanerin lächelnd. Der Mann schaute sie unsicher an.
„Aber Frau Jones … ich müsste trotzdem ihren Ausweis sehen, nur um sicher zu sein.“
„Ja klar.“
Sie griff in ihre Handtasche und holte ihren Ausweis heraus.
„Vielen Dank.“ Wieder verbeugte er sich und öffnete dann die Schranke.
Schließlich parkte sie vor dem Haus und stieg aus. Es war so ruhig. Die Sonne schien und Skye schloss für einen Moment die Augen. Es würde hier super werden.
Als sie die Tür hörte, öffnete sie die Augen wieder und sah Sarah, ihre Innenarchitektin.
„Skye?!“
Sie kam der Amerikanerin entgegen und nahm sie in den Arm. Sarah war Koreanerin, die in Amerika aufgewachsen war und hatte ein tolles Team hier in Seoul.
„Ich wollte nur mal schauen wie weit ihr seid.“
„So gut wie fertig, ich wollte dich gerade anrufen … witzig … komm, ich zeige dir alles.“
Nun, wo das Haus eingerichtet war, sah es noch mal ganz anders aus. Vor allem die Wände. Man hatte einige der alten Wandteppiche wieder aufgehängt, doch es hatten auch viele Portraits gehangen, mit denen Skye nun nicht so viel anfangen konnte. Aber an die Wände musste etwas, sonst sah es so kahl aus. Sarah hatte vorgeschlagen, dass sie Bilder malen lassen könnten von Skyes Lieblingsorten, eben nur auf alt gemacht, mit den Originalrahmen. Das Ergebnis war atemberaubend. Von New York, zu Paris und London fanden sich hier auch Landschaften aus Kanada, Island und Norwegen wieder und wenn man nicht wusste, dass es neue Bilder waren, würde man wahrscheinlich denken, dass sie alt waren.
Sarah dachte aber auch an die Kleinigkeiten. So stand auf der Kommode beim Kamin eine Kristallflasche, wahrscheinlich mit Bourbon und auf dem einen Ohrensessel lag eine Kuscheldecke und auf dem Beistelltisch lag ein Buch. Die Schränke im Esszimmer waren mit Geschirr gefüllt und Blumen standen in Vasen am Fenster.
Skyes Lieblingsraum war die Bibliothek, wo die Mitte etwas tiefer war und sich eine Galerie bildete, in der die Bücher Reihe um Reihe standen. Hier gab es viele alte Bücher, doch Sarah hatte von Skye auch eine Liste ihrer Lieblingsbücher und Autoren haben wollen und erst jetzt sah sie, für was sie das gebraucht hatte. Die Hälfte der Regale war gefüllt mit ihren Lieblingsbüchern, nur dass Sarah sie mit Leder hat beziehen lassen, damit sie alt aussahen und in das Design der Bibliothek passten.
„Ich habe das Schlafzimmer etwas anders gestaltet“, sagte Sarah auf dem Weg nach oben. Skye war nicht sicher, ob sie beunruhigt sein sollte oder nicht.
Sie gingen nach oben und auch hier fand Skye Lampen auf Anrichten und Bilder an den Wänden. Als Sarah dann die Tür zu Skyes Schlafzimmer öffnete, traute sie ihren Augen kaum. Eigentlich hatte sie sich ihr Bett ausgesucht gehabt, es sollte nur eine neue Matratze drauf, doch stattdessen stand da ein völlig anderes Bett. Es hatte sie gleichen riesigen Ausmaße, wie das Bett zuvor, nur war es weiß, was ein toller Kontrast zu dem dunklen Boden war. Beeindruckend war das Kopfteil, welches höher war als Skye selbst. Es sah aus, als wäre es mal eine Tür oder ein Fenster gewesen, aus weißem Holz, in das ein Mandala-ähnliches-Muster geschnitzte war. Es war lichtdurchlässig, durch das Muster im Holz und wirkte shabby und edel zugleich. Es war wunderschön. Das Bett war immer noch freistehend im Raum. Vor dem Fußteil stand eine weiße Truhe, im gleichen Design wie das Kopfteil.
„Ich hoffe es gefällt dir. Ich fand das andere Bett einfach zu dunkel, ich finde die Kontraste passen besser zu dir“, erklärte Sarah. Skye brauchte einen Moment um alle Details des Zimmers aufzunehmen und ging um das Bett herum. Eigentlich war das Bett wie das alte, vielleicht war es auch das gleiche Bett. An die zwischen den Pfosten an der Seite war das Kopfteil befestigt. Auf dem Boden standen drei Metalllampen im orientalischen Design aus Kupfer, in unterschiedlichen Größen. Sie standen auf einem großen Teller, unter dem auch wohl die Kabel verliefen. Skye hasste Kabelsalat. Vor dem Fenster stand ein gemütlicher Sessel aus Korb und davor lag ein Teppich, ebenfalls in Shabby-Weiß.
Sarah ging zu den Fenstern und schloss eins nach dem anderen, bis nur noch durch die offene Tür zum Flur Licht in das Zimmer dran. Dann machte sie das Licht an. An der Decke hingen 30 oder 40 Lampen, ebenfalls im orientalischen Design, in verschiedenen Größen und manche hingen tiefer als andere. Die Amerikanerin hatte bisher gar nicht auf die Decke geachtet. Sarah zückte ein Ipad.
„Das ganze Haus ist elektronisch steuerbar. Vom Kamin, zur Fußbodenheizung und auch die Lichter. Du kannst sie dimmen oder einen Modus auswählen.“
Die Frau tippte auf das Ipad und die Hälfte der Lampen ging aus. Bei einer anderen Einstellung, waren nur noch die Lampen über dem Bett an.
„Du kannst jede einzeln steuern und auch selbst Muster anlegen und speichern.“
Sie zeigte Skye wie man ein neues Muster anlegte. Wow.
„Bitte sag mir, dass du es magst?“
„Nein … ich mag es nicht … ich liebe es!“
Zuerst hatte sich Verzweiflung im Gesicht der Innenarchitektin gezeigt, schließlich muss das alles ganz schön Arbeit gewesen sein. Dann folgte die Erleichterung.
Es gab so viel zu entdecken, doch nachdem Sarah gegangen war, ließ sich Skye auf ihr Bett fallen und schlief sofort ein. Das Bett war so riesig und Skye fühlte sich wie ein Kind, dass zu seinen Eltern ins Bett gekrochen war. Als sie aufwachte, war es wohl früher Abend, anhand des Lichts. Sie streckte sich und ging runter in die Küche, durch den Zugang neben ihrem Schlafzimmer. Im Vorbeigehen achtete sie auf das Badezimmer, mit großer, freistehender Badewanne und einer großen Dusche, in der locker zwei Leute Platz hatten.
In der Küche öffnete sie jeden Schrank, sie brauchte ja Orientierung. Laut Sarah bräuchte Skye nur bei der Hausverwaltung Bescheid zu geben, von der auch der Sicherheitsmann und die Gärtner kamen, um mehr Personal zu bekommen. Hausmädchen, Koch, was auch immer sie brauchte, aber nur für ein paar Tage wollte sie ihr Haus genießen, alleine für sich.
Dann öffnete sie den Kühlschrank. Okay, Getränke hatte sie, aber nichts zu essen. Hauptsache Bourbon in Kristallflaschen haben, aber noch nicht mal eine Butter im Kühlschrank. Es war erschreckend wie gut Sarah sie kannte. Andererseits hatte sie alle Gewürze dieser Welt, das war ja auch schon mal was wert.
Skye fuhr also zum nächsten Supermarkt und kaufte Grundlebensmittel ein. Irgendwie wurde es doch mehr, als erwartet und das Auto war am Ende ziemlich vollgepackt. Sie stand vor der Haustür und überlegte, ob sie nicht irgendwo einen Bollerwagen hätte, um das Zeug rein zu schaffen, da klingelte ihr Handy.
Was?! Wieso klingelte das?! Ach Mist, als sie einen Supermarkt gesucht hatte, war sie aus dem Flugmodus gegangen, damit sie Internet hatte. Allerdings stand auf ihrem Display ‚Jungkook‘, was sie mindestens genauso irritierte wie, dass das Telefon überhaupt klingelte.
„Hallo?“, ging sie ans Telefon.
„Hey Skye, wie geht es dir?“ Es war tatsächlich Jungkook.
„Gut? Wie kann ich dir helfen?“
„Ich muss hier mal raus.“
„Oh, willst du nach Adavaci?“, fragte Skye. Jungkook würde sie gerne nach Adavaci schicken, er hatte sich mal Urlaub verdient. Jungkook hingegen schwieg.
„Huh … keine schlechte Idee“, sagte er schließlich. „Aber nein, ich dachte eher, dass ich mich dort verstecken könnte, wo du dich gerade versteckst. Keiner findet dich. Es macht ein paar Leute nervös“, erzählte er.
Könnte sie Jungkook hier her holen? Es war ja nicht so, als hätte sie nicht genug Schlafzimmer.
„Ich schicke dir eine Adresse, sei dort in einer Stunde. Komme alleine.“
Dann legte sie auf und schleppte erstmal die Einkäufe rein.
Sie schickte ihm nicht die Adresse von dem Anwesen, sondern bei einem Parkplatz von einem Baumarkt ein paar Straßen weiter. Skye war ein paar Minuten da, da parkte Jungkook neben ihr. Skye stieg aus und stieg bei Jungkook ein. Skeptisch schaute sie nach hinten, nicht dass sich dort jemand versteckte.
„Wir müssen ein paar grundlegende Dinge klären“, begann sie.
„Du verrätst niemand wo du bist. Du schaltest die Ortung deines Handys aus und alles was auf dem Grundstück passiert, bleibt auf dem Grundstück.“
Jungkook zog die Augenbrauen zusammen.
„Jawohl Frau Hunt.“
Mission Impossible traf es eigentlich ganz gut.
„Und ich muss dich bitte den Kofferraum zu öffnen.“
Jungkook wollte schon ansetzen, um sich zu beschweren, stieg dann aber aus und öffnete den Kofferraum. Um ehrlich zu sein, hätte es ihn noch nicht einmal groß überrascht, wenn er einen seiner Bandkollegen im Kofferraum gefunden hätte. Umso erleichterter war er, als der Kofferraum bis auf seinen Koffer leer war. Skye nickte zufrieden und stieg dann wieder in ihr Auto, damit Jungkook ihr folgen konnte.
Als der Sänger ausstieg konnte er seine Überraschung nicht verbergen.
„Das ist dein ‚Haus‘?“
„Jup.“
„Was hat das gekostet?!“
„Weniger als Jins Wohnung in diesem Luxus-Komplex“, erwiderte Skye und Jungkook nickte anerkennend.
In ihrer Führung durch das Haus erklärte Skye, dass noch nicht alles fertig war. Zum Beispiel waren von Schlafzimmern erst drei fertig. Die anderen waren praktisch fertig, doch Sarah wollte das alles perfekt war. Auch das Tonstudio in dem einen Weinkeller war nicht fertig.
„Das wird dein Tonstudio?“
Die Möbel standen soweit schon, es fehlte nur die ganze Technik.
„Jup“, sagte sie wieder.
„Hast du irgendwie vor dein eigenes Label zu gründen?“, wollte er wissen.
„Nein, wieso?“
Das Studio war schon recht groß, mit Couch und Bar, aber zum jamen brauchte man Platz.
Schließlich landeten sie in der Küche, wo sie sich an den Tisch setzten und Skye holte ihnen Bier aus dem Kühlschrank.
„Möchtest du drüber sprechen?“, fragte sie ihn und öffnete ihre Flasche.
„Nope … du?“
„Nope“, erwiderte sie. Und so saßen sie dann zusammen, schweigend. Es würde eine wundervolle WG geben.
Jungkook war recht unkompliziert. Er suchte sich ein Zimmer aus und verschwand darin. Skye hingegen erkundete weiter ihr Haus. Manche Geheimgänge, die Skye vor der Sanierung gefunden hatte, waren wohl von dem Sanierungsteam unentdeckt geblieben oder sahen zumindest so aus. Sie hatte sogar einen Bunker auf dem Grundstück, den müsste sie sich auch mal anschauen. Kurz nach dem Koreakrieg machte es auch Sinn einen Bunker zu bauen.
Irgendwann hatte sie eine Runde durch’s gedreht und kam an Jungkooks Schlafzimmer vorbei. Er lag auf dem Bett und starrte die Decke an.
„Hast du Hunger?“
Blöde Frage, Männer hatten immer Hunger. Also gingen sie runter in die Küche. Hier stand ein großer Holztisch am Kamin und wahrscheinlich würde Skye mehr hier essen, als im eigentlichen Esszimmer. Die Küche erinnerte sie etwas an die aus Harry Potters Grim Old Place, mit mehr Tageslicht und moderner, aber irgendwie gemütlich, umgeben von Grün.
Noch war sie nicht motiviert das große Menü aufzufahren, also machte sie Mac & Cheese und dazu ein Salat und Baguette hatte sie auch geholt. Jungkook half sogar beim Kochen und schmeckte ab.
„Skye, das Haus ist wahnsinnig cool. Alle wollen immer nur modern wohnen. Deswegen mag ich unser Dorm, es ist … gemütlich.“
Sie lächelte und nickte.
„Ich habe es gesehen und mich sofort verliebt“, gab sie zu und schaute sich in der Küche um.
Sie aßen in Ruhe zu Ende und räumten die Küche auf.
„Willst du Playstation spielen?“, fragte Jungkook.
„Ich habe keine“, erwiderte sie. Spielekonsolen waren viel zu zeitintensiv. Man setzte sich hin und fing an zu spielen und bevor man es bemerkte waren Stunden vergangen. Für Skye war das nichts. Bevor sie Geld hatte, war sie viel zu viel am Arbeiten gewesen, um Zeit für so etwas zu haben und später hatte sie viel zu viel die Welt erkundet. Doch manchmal hatte sie einen Freund gehabt, der eine Konsole hatte, sie wusste also schon wie das ganze funktionierte.
„Ich habe eine“, erwiderte er. Skye zog die Augenbrauen zusammen.
„Du hast überstürzt dein Zuhause verlassen und als es darum ging die wichtigsten Sachen zu packen, hast du an deine Playstation gedacht?“
Sie wollte nur mitkommen. Jungkook zuckte mit den Schultern.
Nun hatte Skye aber keinen normalen Fernseher. Sie hatte einen Samsung ‚The Wall Luxury‘ mit 292 Zoll Bildschirmdiagonale. Vorhin, als sie Jungkook das Haus gezeigt hatte, hatte sie ihm natürlich auch das Fernsehzimmer gezeigt, doch schwarzer Bildschirm auf schwarzer Wand fiel nicht so auf. Nun machte sie ihn an – nicht, dass sie wirklich eine Ahnung hätte wie das funktionierte, schließlich war das auch ihr erster Tag im Haus – und Jungkook fiel der Kiefer runter.
„Sag mal! Wie groß ist der denn?!“
„741cm Bildschirmdiagonale. Von Wegen es kommt nicht auf die Größe an.“
Er schaute zu ihr rüber, sie hatte es so trocken gesagt, dass er nicht wusste ob es ein Witz war oder nicht, doch dann begann sie zu grinsen und er fing an zu lachen.
Jungkook musste bei dem neumodischen Gerät erst einmal durchblicken und Skye versuchte ihr Apple Music auf die Anlage des Hauses zu bekommen. Viel zu viel Elektro. Alles ließ sich per App steuern. Licht, Temperatur, die Musik. Und dann schaffte sie es! Es ertönte ‚Shingaling‘ von Tom Swoon aus den Lautsprechern und Skye sprang auf um zu tanzen. Jungkook, vertieft im Fernseher schaute sie fragend an.
„Was tust du?“, rief er, um die Musik zu übertönen.
„Tanzen!“, rief Skye zurück und zog ihn auf seine Füße.
Doch Jungkook war ein Idol, er war es gewohnt Choreografien zu haben, doch die passten nicht auf das Lied. Es dauerte also einen Moment, bis er losließ und einfach tanzte und sie tanzten durch das ganze Haus.