Mia hatte den gestrigen Abend genutzt um ins Jimjilbang zu gehen. Sie war nicht baden gegangen, weil das wegen der Wunde an ihrem Rücken nicht gut gewesen wäre und ohnehin hatte sie kein wasserfestes Pflaster bei sich, aber sie ging hoch in die Sauna, aß und trank etwas und hatte ein Buch dabei. In der Salzsauna war sie auch mal kurz eingenickt. Jimjilbangs waren schon etwas Tolles. Während bei der Deutschen Sauna es darum ging den Kreislauf anzuregen und man deswegen einen Wechsel zwischen kalt und heiß vollzog, lag der Sinn des Jimjilbangs in der Wärme. Überall war es warm, in den Umkleideräumen, in den Waschräumen, im kompletten Haus. Wärme war was Tolles – fand selbst Mia obwohl es Sommer war und ohnehin warm, doch hier war es anders, man wurde von innen aufgewärmt und Mia fühlte sich pudelwohl.
Am nächsten Morgen war Tanz-Training angesetzt. Mia hatte ja den Tanz für ‚Mr Simple‘ auf dem Kasten und konnte das nun weiter geben. Die Assistentin fuhr etwas früher zu SM Entertainment um die Emails zu checken.
Nichts ahnend betrat sie ihr Büro und fand Jihoon auf ihrem Schreibtisch.
„Jihoon … what are you doing here?“
„And good morning to you too“, entgegnet er lächelnd.
„It’s not that … I didn’t mean to ….what are you doing here?“
Der SM Deal war geplatzt, er gehörte wieder zu JYP, die Verlobung war geplatzt, welchen Grund hatte er um hier aufzukreuzen?
„I came to see you.“
„Really?“
Okay, ja, bei Jiyongs Party hatten sie sich unterhalten, aber es war keine ‚Buddy-Unterhaltung‘, Mia würde ganz sicher nicht ignorieren was geschehen war und versuchen eine Freundschaft mit ihm aufzubauen.
„I’m having a birthdayparty and Daniel is coming. He’s in China for filming so he will come by for the weekend and he asked for you.“
„Really?“, irgendwie hatte Mia ihren Wortschatz verloren.
„He really liked you.“
„Really?“
„Mia!“
„I’m listening, I’m listening … I’m just thinking.“
Wann war Jihoons Gebrutstag? Das war bald … ha! Der 25. Juni! Ha!
„I’m so, so sorry Jihoon, but I’ll be in Tibet on that weekend.“
„Was? Aber die IFL hat da das 2. Spiel“, bemerkte er richtig.
„Ja, unser Team muss ohne Super Junior M und mich überleben.“
„Huh“, machte er, offensichtlich enttäuscht.
In diesem Moment ging die Tür auf und Eunhyuk kam gemeinsam mit Donghae die Tür rein, eigentlich um Mia zu sagen dass sie bereit für’s Training waren.
„Oh“, kam es von beiden und Mia schaute erschrocken von ihnen zu Jihoon. Na toll. So war das nicht geplant gewesen.
„Well, I should be going … I give you a call…“
Er beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er sich umdrehte und ging.
„Not what you think!“, sagte sie zu Eunhyuk, als er die Augenbrauen hob.
„And specially not what you think!“, zu Donghae, der ähnlich schaute.
Mia war froh dass sie die Welpen genug rumscheuchen konnte und ihnen kaum eine Minute zum Verschnaufen gab, ansonsten wüsste der ganze Trupp schon von Jihoons Besuch – was früher oder später ohnehin passieren würde, doch Mia war ‚später‘ deutlich lieber als ‚früher‘.
Yesung schien heute mal wieder zwei Füße zu haben und in diesem Moment war Mia froh dass Donghae ein guter Tänzer war und er sich viel Zeit für Yesung nahm. Und trotzdem war sie sauer. Wieder sah sie ihn mit dem Mädchen rumknutschen. Vielleicht hatte Heechul Recht, vielleicht war sie weich geworden, sie hat diese Welpen viel zu nah an ihr Herz gelassen und das hatte sie nun davon.
Kaum war das eine Training fertig folgte das Nächste. Mit ihren Blizzards traf sie sich oben an der Halle für das Stunttraining.
„Mia, denkst du wirklich wir schaffen das?“, fragte Luna unsicher.
„Wieso nicht? Komm, wir trainieren jetzt schon so lange, Samstag ist das erste Spiel, hwaiting! Let me see some spirit!“
Die Mädels hatten gerade Europa erobert und machten sich wegen ein paar Pyramiden Gedanken. Man merkte es ihnen aber auch im Training an, so dass Mia kurz davor stand sich die Haare zu raufen. Freitag war das letzte Training vor der IFL und die Deutsche hoffte dass sie sich bis dahin wieder gefangen hatten.
Sie blieb etwas länger in der Halle, ging einen Tanz ein paar Mal durch und dann duschen. Als sie die Sporthalle verließ und über den Schulhof ging, sah sie ein bekanntes Gesicht.
„Officer?“
Es war der Polizist der Mia letzten Monat verhaftet hatte, wer hätte gedacht dass sie ihn so schnell wieder sehen würde? Er anscheinend auch nicht, so wie er guckte.
„Frau Martin, hallo, was machen Sie denn hier?“
Mia fiel auf dass sie sich nicht an seinen Namen erinnerte.
„Wir sind Cheerleader bei der Idol Football League und trainieren hier.“
„Ah“, sagte er und stockte dann als Mia ihn neugierig betrachtete.
„Oh, meine Tochter geht hier zur Schule“, erklärte er und sie hob die Augenbrauen. Tochter … sie hatte ihn für jünger gehalten. Die Schulglocke ertönte und der Nachmittagsunterricht war beendet. Wenig später strömten die Kinder aus der Schule und ein Mädchen, vielleicht 7 oder 8 Jahre alt, kam auf den Polizisten zu.
„Hallo Papa!“, sagte sie und umarmte ihn. Mia betrachtete es lächelnd, ja, eine Familie zu haben ist wundervoll.
„Schau mal das ist Frau Martin, sie ist eine bekannte Tänzerin, sagst du ihr hallo?“
Die Kleine verbeugte sich tief.
„Guten Tag. Mein Name ist Hanyin, ich freue mich Sie kennen zu lernen.“
„Hallo Hanyin, ich freue mich auch dich kennen zu lernen“, erwiderte die Deutsche und nickte den Kopf.
„Papa! Maeyon hat mich zum Abendessen eingeladen, darf ich mit ihr nach Hause gehen?“
Der Polizist verschränkte die Arme.
„Aber du hattest versprochen mit mir essen zu gehen.“
„Bitte Papa….“, sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken und setzte einen Dackelblick auf. Tja ja, die Waffen einer Frau. Natürlich ließ er sie gehen, stand dann da aber wie bestellt und nicht abgeholt.
„Wie sie sehen können bin ich nicht sehr erfolgreich bei Frauen“, scherzte er und brachte Mia zum Lachen.
„Well, since you have no more plan, what about a coffee?“, schlug sie vor und der Polizist schaute skeptisch.
„I’m not a suspect anymore and I know where to get the best coffee.“
Das schien ihn zu überzeugen. Mia ging mit ihm in das ‚Benné Cafe‘ auf der Straße auf der auch SM lag und sie setzten sich an einen Tisch.
„Was ist eigentlich aus der Kleingartenchallenge geworden?“, fragte er aus Neugierde.
„Sie sind disqualifiziert worden, weil sie gemogelt haben“, erzählte sie lachend und er lachte mit.
„Also doch ein Verbrechen.“
„Aber sie haben den Publikumspreis gewonnen.“
„Also laut Geschworene Freispruch?“
„Jup“, bestätigte Mia grinsend.
Sie tranken und plauderten. Er war geschieden und passte auf seine Tochter auf, wenn sein Dienstplan es zuließ, doch heute hatte er frei und eigentlich geplant seine Tochter zu sehen. Anmerkung: Mia wusste noch immer nicht wie er hieß. Sie verstanden sich gut, anders als beim Verhör und er sah wirklich gut aus, wenn er lachte. Auf einmal änderte sich sein Blick und Mia versuchte zu erörtern, was er sah. Hinter ihr, außen an der Fensterscheibe standen Jaesun, Jaeyoung und Jino, mit der Nase an die Scheibe gedrückt. Mia drehte sich zurück und nippte an ihrer Tasse.
„Ist es nicht anstrengend dass man nie wirklich weg gehen kann, immer von Fans verfolgt? …. Nicht dass Sie nun Ärger bekommen?“
„Don’t worry, these are not fans, these are trainees of mine … spying trainees.“
Mia holte ihr Handy raus und rief bei Jaeyoung an. Verwundert schaute er auf sein Display, dann hoch zu Mia, dann zurück zum Display.
„Mia?“
„Get your bud to training.“
Dann legte sie auf. Sie gingen, ließen es sich aber nicht nehmen an Mia und dem Polizisten vorbei zu laufen und grinsend zu winken, so dass selbst die Deutsche lachen musste. Wie war eigentlich das koreanische Wort für Kindsköpfe?
„I should better get back“, meinte sie und bekam schon fast ein schlechtes Gewissen weil sie sich mal eine Stunde frei genommen hatte.
„Natürlich … ehm … Falls Sie Probleme haben oder Fragen … ich gebe Ihnen mal meine Telefonnummer…“
Mia grinste, Probleme und Fragen? Welcher Art?
„Ist das Ihre Dienst-Telefonnummer?“, fragte sie mit Absicht.
„Nein, das ist meine Private…“
Als Mia das Café verließ schaute sie auf den Zettel. Choi Jung Ji. Zumindest hatte sie jetzt seinen Namen.
Das Gerücht das Mia sich mit fremden Männern getroffen hatte verbreitete sich – oh Wunder – wie ein Lauffeuer. Mia kam in den Aufenthaltsraum und fand ihre Bambis.
„How was your date?“, fragte Jaesun und bekam von der Deutschen einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Das war der Polizist der mich verhaftet hat“, erklärte sie in der Hoffnung dass es nun harmloser klingen würde. Von wegen.
„Stehst du auf Männer mit Uniformen? Das würde zumindest den Konflikt mit Donghae Hyung erklären …“, grübelte Jaeyoung, zuckte aber schon zusammen, als Mia die Hand hob. Sie machte mit den Bambis heute das Tanztraining und wollte danach mit ihnen etwas zu essen bestellen.
Sie fuhr mit ihnen nach Hause, schloss die Tür zum Dorm auf und dachte sie wäre in der falschen Wohnung.
„Ohmigosh – what the hell happended?!“
Klamotten lagen auf dem Boden, Teller standen überall, ebenso Gläser, in der Küche war komplettes Chaos, die Betten waren nicht gemacht, im Kühlschrank war etwas ausgelaufen was Mia nicht so genau definieren konnte, der Offen sah aus, als wäre darin etwas explodiert, Mülltüten häuften sich und irgendwie sah es so aus, als wäre hier lange nicht mehr Staub gewischt worden.
„Wir hatten viel zu tun und kamen nicht zum Aufräumen“, fing Tyler an zu erklären. Was hieß hier denn ‚wir kamen nicht zum Aufräumen‘, so wie es hier aussah muss das Chaos mutwillig entstanden sein.
„Yeah well, then you better get to work.“
„Noona, wir haben Training und die Schule, wir haben zu wenig Zeit“, meinte Jino.
„Don’t you dare noona me now, this mess need to be cleaned up.“
„Können wir nicht vorher etwas essen?“, fragte Jaeyoung und rieb sich den Magen.
„Nope, at least you’ll know what you’ll be working for.“
„You let us starve? This is against the law“, versuchte es Jaeyoung.
„Try me. No cleaning up, no food.“
Es gab doch ein paar, die sich mit ihrer Situation einfach abfanden, so wie Shincho, Dongmin, Tyler und Jihyun, Jino dachten das es total ungerecht war und die Zwillinge moserten eigentlich die ganze Zeit vor sich hin. Mia ernannte sich selbst zum Supervisor und schaute das ihre Schützlinge das richtig machten. Vor allem im Bad stand sie kurz davor sich selbst mit Desinfektionsspray einzusprühen und es war ihr ein Rätsel wie Koreaner so unordentlich sein konnten.
Aus Neugierde rief Leeteuk irgendwann an.
„Hallo Mia, wo steckst du denn?“
„At the bambi-dorm.“
„Ah, so lange?“
„Ja, heute schon.“
„Okay, also müssen wir nicht mit dem Essen auf dich warten?“
„Was gibt es denn zu essen?“
Teukie fing an zu lachen.
„Donghae hat Recht, du fragst wirklich erst was es zu essen gibt und entscheidest dann ob du kommst!“
„Das stimmt gar nicht! Ich bin nur curious!“
Es war kurz vor 00 Uhr als die Wohnung so aussah, dass Mia dann tatsächlich etwas zu essen bestellte. Eigentlich waren die Bambis fast schon zu müde um überhaupt noch zu essen, doch es war ihr Siegesessen und kein einziges Reiskorn würden sie übrig lassen. Satt und zufrieden mit der Welt fielen die Bambis ins Bett.