Im Gegensatz zu den Bambis war Mia noch nicht so müde gewesen und war statt nach Hause zu fahren noch mal bei Jiyong vorbei. Mia stand vor der Tür und hörte wie er zur Treppe ging – das Piano im Boden machte ja genug Lärm.
„Mia? Hi!“
Er hatte schon einen Pyjama an und sah irgendwie ziemlich niedlich aus, so … brav.
„May I come in?“
„Sure.“
Er machte eine einladende Handbewegung und Mia kam hinein, zog ihre Schuhe aus und dackelte ihm in die Küche hinterher.
„You look kinda stressed“, meinte Jiyong, während er ihnen eine heiße Schokolade machte.
„Animal problems“, erwiderte sie seufzend.
Der Sänger stellte ihr eine Tasse vor die Nase, die sie dankend entgegen nahm.
„Oh by the way. I was in that ‚Sonamu‘ Club on Saturday and I think it’ll be a good location for ‚I-Tasia‘, sagte sie so dahin. Jiyong hatte ihr Gespräch Samstagmorgen noch nicht vergessen und war umso überraschte dass sie es sich anscheinend doch überlegt hatte.
„Really?“, fragte er vorsichtshalber nach, jedoch jetzt schon sehr hibbelig.
„It’s crazy.“
„Jup.“
„If anybody finds out we’ll be in big trouble.“
„Jup“, stimmte er ihr wieder zu.
„We could loose everything.“
„Jup – but still you like it.“
„Jup“, machte Mia ihn nach und beide fingen an zu lachen.
Sie würden das wirklich machen. Es war total gestört, nie im Leben würden sie so etwas geheim halten können.
„Also, wir müssen eigentlich alle Leute selbst kontaktieren – du deckst SM ab, was ist mit J Tune?“
„Ja, die irgendwie auch … oh and the Beast boys …“
„Okay, I got the rest.“
Mia rollte mit den Augen.
„Show off!“
„I’m popular! You should be honored to hang out with me.“
Er schob die Brust ein Stückchen vor und versuchte ernst zu gucken.
„I am so very honored.“
Mia verbeugte sich vor ihm wie vor einem König – mit passendem Handrumgefuchtel.
Daesung hatte die Stimmen oben gehört und sich mal hochgeschlichen, als er Mia und Jiyong fand.
„Hi“, sagte er und schaffte es leicht zu lächeln – mehr verlangte Mia ihm auch nicht ab.
Jiyong erzählte aufgeregt von ihrer Idee und die halbe Nacht grübelten sie über die Idee und welche Trainees sie zum Kellnern knechten könnten, welche Mottos sie sich einfallen lassen würden. Dann machten sie Getränkelisten und entwarfen neue Cocktails. Mia hatte Jahrelang Cocktails zubereitet – Jiyong hatte jahrelang Cocktails getrunken, sie waren das perfekte Team.
Mia schlich sich gegen 4 Uhr nach Hause. Sie schlich weil sie davon ausging, dass alle schon am Schlafen waren. Fast alle. Leeteuk saß noch mit seinem Laptop auf dem Schoß auf der Couch.
„Oppa!“
„Hi Mia!“, sagte er fröhlich während sie ihm eins mit der Handtasche rüber zog.
„Wieso schläfst du nicht?!“
„Ich hab noch zu tun!“
Schützend hob er die Hände über den Kopf um nicht noch mal eins mit der Handtasche zu bekommen. Seine Assistentin setzte sich neben ihn und schaute auf seinen Laptop. Er schrieb an einem Song, Mia erkannte es an den einzelnen Passagen und weil er die Namen hinter die Zeilen geschrieben hatte.
„I thought all songs for the new album are finished.“
„Na ja, es ist noch ein wenig Zeit, vielleicht ändern wir noch etwas.“
Sobald Super Junior M wieder aus Tibet zurück waren würden die Studioarbeiten beginnen. Es war Sommer und alle möglichen Outdoorserien wurden gedreht, das Dreamteam und Dinge dieser Art. Natürlich war ein Großteil der Jungs zu diesen Shows geladen und würden die Termine auch wahrnehmen. Die Arbeit im Studio würde meistens ohnehin erst abends anfangen, was Mia daran erinnerte Feldbetten zu bestellen.
Während ihr Blick über den Bildschirm glitt fiel ihr das blinkende Skypefenster auf. Es war minimiert und als Name stand ‚Schatzi‘ auf dem Tab. Ob es das Mädchen war von dem Leeteuk letztens gesprochen hatte?
„Your girlfriend is still awake?“
„Ja, ich denke wegen mir, aber ich schicken sie gleich ins Bett – genauso wie dich. Guten Nacht Mia.“
Er schnappte sich seinen Laptop und Mia ging schlafen.
Obwohl Mia die Band nicht zum Flughafen begleiten würde, stand sie früh auf. Nur einer war früher aufgestanden und das war Donghae. Er hatte noch einen Fototermin heute Morgen und würde von da aus direkt an den Flughafen fahren. Die Assistentin ging von Zimmer zu Zimmer um zu gucken wie weit ihre Kerlchen waren. Sie fand Eunhyuk auf dem Boden, umzingelt von Klamotten.
„What’s the matter?“, fragte sie und hockte sich dazu. Der Sänger biss sich auf der Unterlippe rum.
„Ich kann nicht entscheiden welche Badehose ich nach Busan mitnehmen soll.“
„Wer hat dir gesagt dass du eine mitnehmen sollst?“
„Seh ich aus wie jemand der nackt baden geht?!“
Mia rollte die Augen und schmiss ihm ein Shirt entgegen.
„I’m not sure that you’ll have time to go to the beach…“
„Aber das Hotel hat einen Strand! Er ist SO nah Mia! So nah! Das werden wir doch hin bekommen?“
Ja, das Busan Paradise Hotel hatte einen Strand, einen schönen Strand sogar (im Vergleich zu den sonst so überlaufenen Stränden in Busan). Das Hotel hatte darüber hinaus 12 Restaurants – für jeden eins. Aber der Plan war ziemlich strickt. Heute würden sie vielleicht etwas Freizeit haben, aber heute Nachmittag war wohl die erste Probe, Morgen mussten sie ab 13:30 Uhr in dem Stadium sein und würden erst gegen 22 Uhr ins Hotel zurück kommen und Freitagmorgen ging es dann schon wieder zurück.
„Take the red one“, sagte sie ihm, in der Hoffnung das er wirklich mal in den Pool springen konnte.
SHINee waren noch mit dabei, SNSD, f(x), Teen Top, Block B, T-ara und zig andere Bands, von der Organisation musste also alles glatt laufen, ansonsten würden sie sich schon hinter der Bühne tot treten.
Im Gegensatz zu Hyukie war Leeteuk anscheinend gut organisiert und saß schon unten in der Küche und trank einen Kaffee. Gut, wenigstens einer. Mia war auf dem Weg zu Sungmins Zimmer als sie Heechul im Bad sah. Mit tiefen Falten betrachtete er zwei Flaschen.
„And which problem you got.“
„I can’t decide.“
„Heard that before. What decision is there to make?“
Sie ging näher an ihn ran.
„Soll ich Sonnenschutzfaktor 30 nehmen oder 50?“
Mias Blick musste wohl so etwas ausgedrückt haben wie ‚Nicht dein Ernst‘.
„Du kannst dir ja keine Haut versauen und in 5 Jahren aussehen wie Barbara Streisand – heute. Aber meine Haut ist zu wertvoll und muss beschützt werden.“
„Hmm…“, machte Mia, nahm dann beide Flaschen aus seiner Hand, haute zuerst die eine auf seinen Kopf, dann die andere, natürlich protestierte Heechul. Mia reichte ihm dann eine wieder.
„Hier, nehm die. Da hört sich dein Schädel nicht ganz so hohl an.“
Mit offenem Mund schaute Heechul ihr nach, zu perplex um auch nur einigermaßen mutwillig böse auf sie zu reagieren.
Mia kam zum Stehen als sie Siwon sah, der sich im Spiegel betrachtete. Er trug eine lange Anzughose, ein weißes Hemd und eine Weste, passend zur Hose.
„And where are you going Mr Business?“
„Mia, I need to look good at the airport, it’s called ‚airport fashion‘.“
„I’m calling it ‚stupid fashion‘, we’ve got 34°C already, you’ll be burning …. And sweating, this will look really unattractiv.“
Burning up war wohl noch okay, aber die Tatsache das Schweißflecken ihn entstellen könnten, bewegte ihn dann doch dazu ein Poloshirt anzuziehen. Aber so hatten sie alle ihre Macken.
„Wann denkst du dass ihr ankommt?“, fragte sie Teukie als sie in der Küche wieder ankam.
„Hm …. We’ll be going about 11PM and it’ll take like 4 … maybe 4 and a half hours – so we’ll be there in the middle of the night.“
Kurze Zeit später kam Big Mike um die Jungs einzusammeln.
„Sag mal Mike, haben wir heute etwas Freizeit?“, fragte Sungmin ganz vorsichtig, da er auch auf einen Strandbesuch spekulierte.
„Freizeit? Das Wort kannst du gleich streichen! Am Samstag ist das Spiel! Ich werde euch durch den Sand hetzen bis euch die Füße bluten!“
Big Mike ließ den Drill Trainer raushängen und ja, er war etwas beängstigend, so groß und afro-amerikanisch und so … groß.
„Macht das Sinn? Wenn wir blutige Füße haben können wir am Samstag nicht spielen“, erwiderte Heechul gelassen während sich Sungmin hinter Siwon versteckte. Mike antwortete Heechul nicht, er brummte einfach nur und dann fuhren sie los zum Flughafen.
Yesung war wohl mit Zoey verabredet. Wieso hatte Mia Universität immer mit Anwesenheit assoziiert? Die Jungs gingen nicht wirklich oft hin – außer Kyuhyun, der das wohl einigermaßen ernst nahm -, Zoey ging nicht hin … wieso studierte sie auch nicht irgendwas psyeudomäßig? Herzchirurgie hörte sich wichtig an.
Mia fuhr zu SME, doch auch hier war es recht leergefegt. Kim hatte sie meisten Emails gemacht und das Update der Homepage und die Beantwortung der englischen Fragen beschäftigten sie nur gut zwei Stunden. Yesung hatte erst um 17 Uhr das Fotoshooting. Es war gerade 11:39 Uhr. Was tun? Sie hatte keine Termine und sie konnte auch niemanden rumscheuchen.
Dann fiel ihr etwas ein.
Sie setzte sich in ihren Mini und gab eine Adresse in das Navi ein. Eine halbe Stunde später stand sie vor einem Hochhaus und schaute fragend nach oben.
„Großes Haus“, stellte sie fest und klingelt bei ‚34A‘.
„Hallo?“
„Alien!“
„Rapunzel!“
Jaejoong hatte ihr seine neue Adresse gegeben, doch Mia hatte bisher keine Zeit gehabt sich das ‚Haus‘ einmal anzugucken. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl ganz nach oben und wurde von JJ empfangen, der noch immer einen Pyjama an hatte. Seine Haare standen wild vom Kopf ab, aber irgendwie sah er sehr süß aus.
„I though you were getting a house.“
„This is a pent-HOUSE“, erwiderte er und als Mia in die Wohnung kam, war es schon sehr haus-ähnlich. Es war riesengroß – für eine Person. Sie zählte mindestens 6 Zimmer, plus das große Wohn-Esszimmer, die Küche und die Bäder. Die Wohnung musste weit mehr als 250qm haben.
„It’s big“, stellte sie fest.
Jaejoong schaute auf seine Hose.
„Das fällt dir erst JETZT auf!“, scherzte er und die Deutsche schubste ihn.
Jaejoong holte ihnen etwas zu trinken und sie setzten sich auf die Loungesessel auf dem Balkon. Hauptsache Loungemöbel holen …. Angeber. Der Sessel war rund und hatte hinten eine Lehne. Eigentlich hatte Mia sich alleine darauf gesetzt, doch Jaejoong setzte sich hinter sie, zog sie zu sich und stellte ein Beistelltischchen neben sich ab mit den Getränken und einen Aschenbecher. Mia entspannte sich, trotz allem mochte sie Jaejoong … irgendwie. Sie war gerne mit ihm zusammen, er war frech und wirkte manchmal so verloren in dieser großen Welt. Es war unkompliziert mit ihm, sie mussten gar nichts tun, sich nicht beschäftigen, nicht vor der Wii drei Stunden lang abzappeln wie mit Jiyong, sie chillten, sie waren Chill-Freunde.
Zumindest Großteils. Während Mia da so an ihn lehnte, legte Jaejoong die Arme um sie. Mia schloss die Augen, Mittagsschlaf wäre eine tolle Sache gewesen. Die Assistentin war schon fast am wegdämmern, da merkte sie wie Jaejoongs Hände auf Wanderschaft gingen. Zuerst dachte sie an nichts Böses, er hielt sie fest in seinem Griff, dann wanderte seine Hand hoch zu ihrem Hals. Jaejoong drehte ihren Kopf und küsste sie, Mia wollte ihn wegschupsen und wehrte sich, doch er hielt sie fest und ließ nicht locker und er war ein guter Küsser. Irgendwann gab sie nach. Sie war eine Küsser-Schlampe. Heute Nacht war Jiyong irgendwann, ganz zufällig, ins Bett gegangen und hatte Mia und Daesung alleine gelassen, was ein ähnliches Ergebnis hatte. Küssen konnte so viel Spaß machen und eigentlich war es nichts Schlimmes, man verbrannte dabei sogar Kalorien. Er pushte sie nicht, er wusste ja auch um Donghae, Streit hin oder her.
„I like how you taste“, murmelte er irgendwann und lehnte seine Stirn gegen ihre.
„Thank you.“
Mia fühlte sich berauscht, als hätte sie Alkohol getrunken, Dizzy-Jae – so würde sie einen Cocktail nennen, sie wusste noch nicht so recht was rein kommen würde, er würde aber auf jeden Fall fruchtig werden und erfrischend.
„I need to go …“
„Don’t …“
„But we need to get to Busan … anyway, why aren’t you attending?“
Halb SM war ja nun in Busan, wieso also nicht die fünf smarten Jungs von Dong Bang Shin Ki?
„We’re too famous“, meinte er trocken. Mia sagte zu so etwas schon gar nichts mehr und schüttelte nur den Kopf.
Sie wollte Yesung zu Hause einsammeln um mit ihm dann zum Fotoshooting zu fahren.
„Bin zu Hause!“
„Wir sind hier!“, rief Yesung. Noch nicht einmal über das ‚wir‘ machte sie sich Gedanken, sie ging davon aus das Zoey da war, aber nein, wen fand sie bei Yesung im Wohnzimmer? Donghae!
„What’cha doing here?!“
„Ich habe den Flieger verpasst heute Morgen und Kim meinte ich solle bei euch mit fahren.“
Sie legte den Kopf in den Nacken. Na super. Yesung schaute mit besorgtem Blick zwischen beiden hin und her.
Bei der Shootinglocation angekommen blieb Mia kurz bei Yesung bis er von den Stylisten versorgt worden war, dann nahm sie Kkoming und fuhr zum nächsten Supermarkt. Vielleicht würden sie später irgendwo anhalten und sich etwas zu essen mitnehmen, doch etwas Proviant wollte sie dabei haben. Der kleine Hund lag brav in seiner Tasche, sie hatte das Gefühl, dass er gar nicht wachsen würde und das obwohl er von jedem durchgefüttert wurde. Sie ging lange mit ihm spazieren und fuhr dann zurück. Donghae saß am Rand des Sets mit seinen Kopfhörern auf. Mia hasste es ihn zu hassen, aber nachdem was da geschehen war, konnte sie ihm nicht so einfach verzeihen und ihre Dae-Joong Rache, jedenfalls im Moment.
Als Yesung fertig war machten sie sich auf den Weg nach Busan.