Als Skye Jungkook schrieb, dass die Mädels weg waren, war er schon auf dem Weg und bis er Zuhause ankam, lag sie schon im Bett. Er streckte den Kopf durch die Tür.
„Soll ich dir einen Eimer hinstellen?“
„Nein, nicht nötig.“
Skye hatte zwar etwas getrunken, doch schließlich war sie Zuhause. Die anderen hatten sich abholen lassen. Aber vom Brechen war sie noch weit entfernt.
„Übrigens, wenn du und Tae jemals Kinder bekommt, dann bestehe ich darauf, dass eines Jungkook heißt.“
Die Amerikanerin konnte gar nicht darauf reagieren, da war er schon verschwunden.
Am nächsten Morgen frühstückten sie zusammen und fuhren dann getrennt in die Stadt. Skye hatte ein Meeting mit Yongmin – irgendetwas mit ‚Reflektionen der Auftritte‘. Weder wusste sie, was genau auf sie zukamen, noch ob es sie wirklich interessierte. Sie persönlich hatte mit SM Entertainment abgeschlossen.
Gestern Abend, im leicht beschwipsten Zustand, hatte sie die Idee gehabt eine Band zu gründen. Nalia würden sie zum Rapper machen und Honey und Skye konnten singen und sie schrieb Songs. Lisa wollte das Maskottchen werden und sie wollte sich K-Misfits nennen. Mit steigendem Alkohol würde daraus dann irgendwann Kissfits. Skye hatte da eher Spastic Fantastic im Kopf.
Sie parkte bei SME und fuhr in den 2. Stock. Der Meetingraum war gefüllt. Nicht nur Yongmin war da, sondern auch Leute vom Marketing, Choreografen, Vocal Coaches, Leute die sie gar nicht zuordnen konnte und Herr Kim. Die Amerikanerin war etwas verblüfft von all den Leuten und als sie Skye sahen, fingen sie dann auch noch an zu klatschen. Skepsis, totale Skepsis. Skye hatte hier schon so viel erlebt, dass sie so einem Anflug von überschwänglicher Freude prinzipiell nicht traute. Am Ende passte man nicht auf und wurde in irgendeinem Loch einzementiert.
„Skye, herzlichen Glückwunsch zu der Promotion.“
Yongmin kam ihr entgegen und schüttelte ihr die Hand, wie es westliche Leute taten.
„Danke?“
„Komm, setz dich, setz dich.“ Er hörte ihren Unterton gar nicht und zog ihr einen Stuhl heran.
Zuerst schauten sie sich die vergangenen drei Auftritte an, danach wurde analysiert was gut war und was verbessert werden konnte, wie mehr Augenkontakt zur Kamera und weniger Rumgealbere mit den Fans – wobei die Fans drauf standen.
„Skye, die Promotion läuft wirklich gut. Das Feedback ist sehr gut und wir bekommen einige Anfragen von Fernsehshows, Radiosendern, aber auch Modelanfragen und Anfragen wie weit du mit deinem Schauspieltraining bist und wann du Aufträge annehmen könntest“, erzählte der Manager.
„Schön“, erwiderte die Sängerin, verstand aber das ‚Big Picture‘ noch nicht. Das sollte sich gleich ändern.
„Deswegen haben wir einen neuen Trainingsplan für dich zusammengestellt, auch für Modeling und Schauspielern“, sagte Yongmin weiter.
„Warte … was? Nach der Promo läuft mein Vertrag mit SM aus“, stellte sie fest. Schließlich war es ja das, was SM gewollt hatte.
„Nein, wir haben uns dazu entschlossen deinen Vertrag weiterlaufen zu lassen, weil wir hier hohes Potential sehen. Nur in die Subunit wirst du nicht integriert.“
„Ehm … Entschuldigung, nur damit ich folgen kann. Also Jongin lässt diese Beziehungsbombe platzen und ihr seid so ‚Uhhh … Kacke … wie werden die Fans reagieren? Sind wir noch glaubwürdig?‘ und dann seid ihr, aus welchem Grund auch immer, auf mich sauer und beendet die Zusammenarbeit, weil ihr kein Drama wollt. Nun stellt ihr fest, dass die Leute mich mögen und denkt euch ‚Hey, doch kein Drama, vielleicht könnte das etwas werden‘ und wollt jetzt wieder mit mir arbeiten?“
Yongmin schien darüber nachzudenken.
„Genau“, stimmte er ihr zu.
„Aber … wer sagt denn, dass ich mit SM zusammenarbeiten will?“
Verwunderung nun auf der Gegenseite, außer bei Herr Kim, der versuchte ein Grinsen zu verbergen.
„Aber du wolltest doch mit SM zusammenarbeiten.“
„Ja und ihr mit mir und bei der ersten kritischen Situation habt ihr eure Meinung geändert. Nun habe ich meine geändert. Ich bin ein Mensch, keine Sache die man wegpacken und wieder rausholt, wenn man Lust hat.“
Anstatt dass sie zu Skye gestanden hätten, sie unterstützt hätten, nein, Yongmin war ja noch nicht mal mit zu den Aufnahmen gekommen. Entweder war Mia dabei gewesen und gestern Morgen ein BTS Manager. Zumal sie auch nur für die Subunit zugestimmt hatte, denn sie hatte mit Sicherheit nicht vor sich für die nächsten Jahre an SME zu geiseln. Allgemein war es nur eine Frage der Zeit, bis man herausfand, wer sie tatsächlich war. Und eigentlich hatte Skye darauf wenig Lust. Eine Promotion bekamen vielleicht nicht so viele Leute in Amerika mit, aber wenn sie wirklich so etwas wie ein Idol werden würden, würden sicher mal Leute, die sie kannten, sie erkennen und anfangen zu plaudern. Allerdings bezweifelte sie, dass es ihre Geschäftspartner mit einbeziehen würde und ihre Freunde von High School und College wussten nicht, wie reich Skye tatsächlich geworden ist. Sie hat nie gerne über den Lottogewinn gesprochen, außer mit Nate und Jamal. Doch für all diese Gedanken hatte sie jetzt gar keine Zeit, denn in dem Meetingraum war eine riesige Diskussion entstanden.
„Aber Skye, du musst doch mal die Chancen sehen.“
„SM Entertainment ist eigentlich eine Erfolgszusicherung.“
„All die Möglichkeiten.“
Sie stand auf.
„Nein!“
Alle schauten zu ihr.
„Sollte ich eine Karriere in Korea anstreben, dann sicherlich nicht mit SM Town.“
Theatralisch drehte sie sich um und verließ das Gebäude. Keiner kam ihr nach, was schade war, denn Skye hatte das Bedürfnis jemand anzuschreien.
Sie fuhr in die Akademie, in der Hoffnung Mia zu treffen. Sie lief an dem großen Studio vorbei und wer trainierte? BTS. Was machten die denn schon wieder hier? Sie hatte nur kurz gestockt, doch das reichte schon damit Taehyung aus der Formation rauslief. Die anderen hörten natürlich auch auf und schauten ihm Bandkollegen nach.
„Skye!“
Sie war eilig vorbei gegangen, in der Hoffnung ihm zu entrinnen. Sie drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme.
„Ich dachte wir könnten heute Abend vielleicht etwas essen gehen, bevor wir zu SBS müssen.“
Da stand er, mit seinen großen Bambi-Augen. Dabei hatte er keine Ahnung, in welchen Sturm er gleich geraten würde.
„Ach, jetzt willst du wieder mit mir essen gehen, huh? Haben dir die positiven Kommentare auch gefallen?“
Taehyung hatte keine Ahnung wovon sie sprach und hoffte einer weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen, in der er nur die Hälfte der Fragen beantwortete.
„Ja, ich würde gerne mit dir essen gehen.“
„Das ist schön für dich! Leute können nicht ständig ihre Meinung ändern und meinen, dass der andere nichts Besseres zu tun hat, als auf ihn zu warten. Geh doch mit SM essen!“
Wieder drehte sie sich um und stapfte davon. Taehyung starrte ihr nach, er wusste nicht genau was er getan hatte, als Jungkook an ihm vorbei stürmte.
Jungkook holte Skye ein, als diese Mias Büro erreichte. Mia schaute von ihrem Laptop hoch.
„Alles okay?“
„Sie hatte Streit mit Tae“, erklärte Jungkook. Skye schaute ihn genervt an.
„Nein.“
„Nein?“
„Also doch, aber davor war ich bei SM Town.“
Und dann erzählte sie alles. Mia schien nicht sehr überrascht, wahrscheinlich wusste sie davon. Aber auch Skyes Reaktion schien sie nicht groß zu verwundern. Jungkook hingegen durchlebte die ganze Geschichte von vorne.
„Die spinnen doch. Haben die wirklich gedacht, dass du ihnen freudestrahlend in die Arme läufst?“
„Genau das haben sie gedacht“, erwiderte Mia und schüttelte den Kopf. „Das Problem ist, dass SM Town es nicht gewohnt ist auf Ablehnung zu stoßen, eben weil sie SM Town sind und zum Beispiel bei dir jetzt, werden sie denken, dass es richtig war sich erst einmal von dir zu distanzieren, weil sie ja schließlich als SM Town hier ein größeres Risiko tragen als du. Die werden jetzt alle völlig aus dem Häuschen sein.“
„Die großen Entertainment haben viel zu viel Macht. Das ist zwar der Weg der Industrie, aber ehrlich, mit wem will man den noch arbeiten? YG ist auch nicht koscher, mit diesen ganzen Skandalen rund um Steuern etc. SME sind … wie sie sind. Big Hit will nur männliche Trainees, JYP ist zu Mainstream, FNC ist, glaube ich, ganz okay… ich wüsste wirklich nicht mit welchem Entertainment ich gerne zusammenarbeiten würde.“
Alle schwiegen und grübelten.
Taehyung hingegen stand kurz davor hysterisch zu werden.
„Ich denke nicht, dass Skye und Jungkook etwas haben …“, versuchte Namjoon ihn zu beruhigen.
„Aber es würde einiges erklären …“, streute Jimin Salz in die Wunde.
„Gestern hat er doch gesagt, dass jemand wie Skye nie lange alleine bleibt und jetzt rennt er ihr nach und überhaupt, wo wohnt er?“ Taehyung war überzeugt von seiner Theorie.
„Vielleicht solltest du ihn einfach fragen, es bringt doch nichts hier wild zu spekulieren“, sprach Yoongi, als Stimme der Vernunft – und blieb ungehört.
Jungkook kam wieder ins Training und schaute die anderen verwundert an.
„Können wir weitermachen, ja?“, fragte Namjoon und alle gingen zurück auf ihre Position.
Skye saß noch immer bei Mia.
„Echt, die machen mich alle wahnsinnig …“ Die Amerikanerin vergrub ihr Gesicht in den Händen.
„Und glaube nicht, dass es vorbei ist. Sie werden versuchen dich zu bekommen, genieße es, aber nehme dich in Acht.“
Skye wusste noch nicht so richtig, was das mit Genießen zu tun hatte und irgendwie bekam sie etwas Angst.
Eigentlich war Skye schon am Gehen, doch Mia schien Zeit zu schinden und plauderte über belanglose Dinge, was ungewöhnlich war. Normalerweise kam Mia schnell auf den Punkt. Doch dann steckte Suho den Kopf durch die Tür.
„Hey Mia, wir wollten jetzt Essen bestellen. Oh Skye! Isst du mit?“
Die Amerikanerin schaute zwischen den beiden hin und her.
„Ihr habt das geplant!“
„Wir? Niemals“, kam es von Suho, als er die Ex-Assistentin von hinten umarmte.
Und so wurde sie mit EXO in den Aufenthaltsraum gesteckt. Chen, Chanyeol und Sehun umarmten Skye und selbst Baekhyun wuschelte ihr durch die Haare. Natürlich war auch Jongin da, doch er hielt sich zurück, während die anderen Skye mit Fragen überhäuften über das neue Haus und wann sie es sehen könnten.
„Am Samstag mache ich eine Einweihungsparty, aber ich schicke noch die Einladungen raus“, erklärte sie. Alle zückten ihr Handy, nicht dass sie etwas zu tun hätten. Darüber hinaus hatte Skye einen Masterplan. Jungkook hatte am Sonntag Geburtstag und so könnten sie in seinen Geburtstag reinfeiern. Sie wollte noch mit Namjoon darüber sprechen, damit auch Jungkooks Freunde eingeladen wurden und selbstverständlich würde um Mitternacht noch mal der Grill angeheizt werden und Torte gab es auch. Super, wenn man einen Caterer beauftragen konnte. Sie mochte ihre Hausverwaltung.
„Aber es ist wirklich ruhig ohne dich, aber warte, … wenn dein Haus so groß ist, könnten wir dann nicht bei dir einziehen?“, schlug Chanyeol vor und bekam direkt einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Ich bin weggezogen, um euch los zu haben.“
„Eigentlich bist du weggezogen, um ihn los zu werden“, bemerkte Baekhyun mit seiner charmanten Art und deutete auf Jongin.
„Danke Bae“, erwiderte er zynisch.
„Gern geschehen“, erwiderte Baekhyun, genau so zynisch. Sein Blick traf sich mit Skyes. Baekhyun war noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Manchmal konnte man ihn wirklich als Freund bezeichnen und dann gab es diesen Kuss auf Korsika, der vielleicht seinen Ursprung im Adrenalin hatte – oder auch nicht.
„Ich habe gehört du hast ein Tonstudio im Haus?“, fragte Suho interessiert.
„Ja, diese Woche wird es auch fertig. Die Technik hatte teilweise noch gefehlt“, erzählte sie.
„So wie ich Skye kenne ist es mega“, kam es von Chanyeol.
„Warte bis du den Fernseher siehst“, erwiderte sie grinsend.
Um ehrlich zu sein hatte sie EXO wirklich vermisst. Die Monate als Assistentin hatte sie alle zusammengeschweißt und die Amerikanerin musste zugeben, dass die Sänger ihr ans Herz gewachsen waren. Der Stress mit Jongin hatte etwas Schatten auf ihre Beziehung zu den anderen geworfen, doch jetzt, wo sie die Dinge mit etwas Abstand betrachten konnte, war klar, dass EXO immer eine besondere Stellung für sie haben würde.
Irgendwann war es für EXO wieder an der Zeit zu trainieren und Skye verabschiedete sich von ihnen. Jongin blieb etwas zurück und wartete, bis die anderen den Raum verlassen hatten.
„Skye …“
Sie hatte gerade ihren Autoschlüssel in ihrer Tasche gesucht und schaute ihn fragend an. Es war Jongin. Ihr Jongin. Der junge Mann, der sich bei seinem eigenen Konzert im Keller der Halle versteckt hatte. Der ihr so viele schöne Erinnerungen beschert hatte.
„Huh?“
Sie ahnte nicht wie schwer es Jongin fiel. Sie schaute ihn an, mit ihren großen Augen. Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht und umspielten es. Sie war so schön. Er räusperte sich.
„Ich wollte nur sagen, dass es mir leid tut.“
Wenn sie gemein wäre, hätte sie gefragt, was genau, doch sie sah ihn an und verstand was er zwischen den Zeilen sagte.
„Keine Sorge, ich lade dich auch zur Party ein, Plus 1.“
Nun fing er an zu grinsen.
„Du willst Jennie nur zeigen, dass du reicher bist als sie.“
Sie standen nun sehr nahe beieinander, so dass sie sein Parfüm riechen konnte.
„Nein, ich will ihr zeigen, dass ich sehr viel reicher bin, als sie.“
Er schüttelte den Kopf, grinste dabei aber noch.
„Ich würde es schön finden, wenn wir eines Tages so etwas wie Freunde wären.“
Sie beugte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wir werden nie wirklich Freunde sein.“
Jongin hielt sie fest und fast schon rechnete sie damit, dass er sie küsste. Wieso hatte sie sich so von Krystal einschüchtern lassen? Wieso hatte sie nicht mehr für ihn gekämpft?
„Jongin?“, rief Suho von draußen. Jongin küsste ihre Stirn und löste sich dann von ihr.
Taehyung und Jimin saßen nach dem Training im Auto und warteten. Doch auf was?
„Meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“, kam es von Jimin.
„Ich muss es wissen.“
„Aber du weißt, selbst wenn es so ist, kannst du es ihm nicht wirklich vorwerfen … oder ihr.“
Taehyung sah das etwas anders. Wie konnte man so tief für jemand empfinden und eine Woche später eine neue Beziehung anfangen? Ja, er hatte ihr gesagt, dass er im Moment diese Beziehung nicht führen konnte, weil er nicht in die Situation geraten wollte sich zwischen BTS und Lala entscheiden zu müssen, doch all das änderte nichts an seinen Gefühlen. Seine Zuneigung war ungebrochen und wahrscheinlich litt er genau so wie sie. Oder auch nicht, wenn seine Jungkook-Theorie sich als wahr herausstellen würde.
„Da ist er“, sagte Tae und sah Jungkook aus der Tür kommen. Beide duckten sie sich und warteten, bis der Bandkollegen das Auto startete und folgten ihn dann mit etwas Abstand quer durch die Stadt. Taehyung wusste wo Skyes neues Haus lag und schon nach ein paar Minuten war klar, dass zumindest die Richtung gleich war.
Dann hielt er an einem Blumenladen und stieg aus. Die anderen beiden hielten etwas weiter vorne und machten das Auto aus. Besorgt schaute Jimin zu Tae, dessen Wangen rot wurden. Als Jungkook dann auch noch mit einem riesigen Strauß aus dem Laden kam, dachte Jimin, dass Taehyung aussteigen würde, um seinen Bandkollegen zur Rede zu stellen, doch er ließ den Motor nur wieder an.
Schließlich blieben sie vor Skyes Einfahrt stehen, durch die Jungkook gefahren war.
„Du weißt, dass das noch nichts beweist“, kam es von Jimin, der nicht wollte, dass sich die Bandkollegen an die Gurgel gingen. Taehyung sagte nichts, fuhr aber nach ein paar Minuten zur Pforte.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
Skye nahm den riesigen Strauß von weißen Gladiolen entgegen und fragte sich, ob sie eine Vase hatte, doch Frau Park war heute noch da für das Abendessen und ging der Frau zur Hand.
„Als Dankeschön, dass ich hierbleiben kann.“
„In Farbe sehen die auch schön aus …“, gab Frau Park ihm einen Wink mit dem Zaunpfahl.
„Skye mag weiß“, bemerkte er.
„Jup, oder einfarbig, aber bunt geht nicht bei Blumen, außer weiß und zartrosa.“
„Die Jugend von heute …“, kam es nur von der Haushälterin und stellte die Vase auf den Küchentisch, weil sie ohnehin meistens hier aßen.
„Und glaube nur nicht, dass ich dir nicht ein Teil der Poolkosten aufbrumme“, drohte die Amerikanerin.
„Mist!“ Sie fingen an zu lachen, als es klingelte. Frau Park nahm den Hörer.
„Frau Jones, ein Herr Kim Taehyung möchte einfahren.“
Skye schaute zu Jungkook, der genervt schnaufte.
„Ich hatte das Gefühl, dass mir jemand folgt!“
Sofort wusste die Amerikanerin, dass jetzt ein Teen Drama Deluxe folgen würde.
Sie gingen an die Tür, um auf Taehyung zu warten und stellten dann überrascht fest, dass Jimin auch dabei war.
„Wie kann ich dir helfen?“, fragte sie ruhig, als die beiden auf den Eingang zugingen.
„Du!“ Taehyung deutete mit seinem Finger auf Jungkook und lief schneller, bis Skye sich ihm in den Weg stellte.
„You ain’t pointing fingers on my property. If you’ve got a problem, you’re talking to me.“
Er schaute von Jungkook zu Skye und verlor sofort etwas von seinem Ärger.
„Komm, wir gehen hoch“, sagte sie und deutete mit einem Kopfnicken an, dass er ihr folgen sollte.
„Und schaut, dass Jimin nichts kaputt macht“, meinte sie zu Jungkook.
„Hey, ich kann dich hören“, beschwerte sich Jimin.
Skye führte Taehyung nach oben, war sich aber nicht sicher wohin. Auf keinen Fall in ihr Schlafzimmer. Sie gingen in eines der hinteren Zimmer, um nicht überhört zu werden.
„Was ist los mit dir?“, konfrontierte sie ihn, sobald er die Tür schloss.
„Was mit mir los ist?“, fragte er verdattert.
„Ja, Stupid, du verfolgst deinen Bandkollegen in der Nacht und machst hier eine Szene.“
„Weil ich vermutet hatte, dass du und Jungkook …,dass ihr …“
„Und wenn es so wäre, wärst du der letzte Mensch auf dieser Welt, der sich zu beschweren hätte.“
Er hatte gesagt, dass sie nicht zusammen sein konnten. Dass er sich nicht zwischen ihr und BTS entscheiden wollte, was sie nie verlangt hätte und jetzt stand er hier und machte sich zum Trottel. Stupid.
„Du weißt, dass meine Gefühle dir gegenüber ehrlich sind. Ich kann nur … ich kann nur nicht mit dir zusammen sein.“
Skye merkte schon wieder ihren inneren Werwolf aufleben.
„Und deswegen soll ich was? Ins Kloster gehen? Du gräbst monatelang an mir rum, säuselst mich voll, verteidigst mich, kümmerst dich, sprayst mir einen fucking Eiffelturm an die Wand, stellst mich deiner Familie vor und dann? Dann bekommst du kalte Füße. Für was das alles?“
Zumal Taehyung nicht den Eindruck machte, als würde er jeden mit nach Hause nehmen.
„Weil ich nie dachte eine Chance zu haben!“
Nun erhob er die Stimme und Skye war sprachlos, was auch nicht so oft vorkam.
„Schau dich an! Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe. Du bist schlau und gerissen und sarkastisch. Du kannst in einem No Name Kleid auf jeden roten Teppich dieser Welt entlanggehen und die Welt würde dir zu Füßen liegen. Egal welchen Raum du betrittst, du ziehst alle Blicke auf dich. Wie sollte ich ahnen, dass ich eine Chance hätte?“
Da stand er, Idol, Popstar, Trendsetter und verstand nicht, wieso sie ihn wollte? Irgendwie hatte Skye das Gefühl, als hätten sie die Texte vertauscht.
„Weil du mich an Morgen denken lässt“, erwiderte sie, fast flüsternd.
„Morgen ist Dienstag.“
Sie gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„You’re ruining the moment!“
Er lachte verlegen und rieb sich den Kopf, auch wenn es nicht weh tat.
„Ich denke nie an Morgen. Oder den Tag danach. Oder was in einem Jahr ist. Das Leben ist kurz und jeder Moment könnte er letzte sein. Nichts ist sicher. Aber bei dir … denke ich daran, wie wir im Winter eine Schneeballschlacht machen oder wie wir im Sommer durch Panama City streifen und du dir so einen dämlichen Hut kaufst, wie die alten Männer dort tragen oder wie wir in London eine ‚Jack the Ripper‘ Tour machen und du mich ständig versuchst zu erschrecken. Ich sehe eine Zukunft mit dir.“
Er schien gerührt von ihren Worten zu sein und griff nach ihrer Hand.
„Und ich mit dir, nur dass ich dir diese Zukunft noch nicht geben kann. Ich habe eine Verpflichtung gegenüber BTS und ja, ich weiß, dass Idols Beziehung haben können, aber ich weiß auch, dass wenn wir zusammen sind, ich es nicht aushalten kann wochenlang auf Tour zu sein oder bis spät in die Nacht im Studio zu stehen. Ich weiß, dass wenn wir zusammen sind, du mir wichtiger sein wirst, ohne dass du es von mir verlangst und das kann ich BTS im Moment nicht antun.“
Ja, sie verstand ihn, doch was verlangte er von ihr? Und war die Karriere wichtiger, als vielleicht die Liebe seines Lebens gehen zu lassen?
„Und wieso verfolgst du Kookie? Hast du wirklich gedacht, dass ich mit ihm etwas anfangen würde? Mal abgesehen davon, dass ich das aus Respekt dir gegenüber nicht tun würde, aber er ist auch zu düster … und zu … besserwisserisch … er ist wie ich.“
Da fing Taehyung herzlich an zu lachen.
Als Taehyung und Skye runterkamen, fanden sie Jungkook und Jimin im Fernsehzimmer am Playstation spielen.
„Skye, das Haus ist der Wahnsinn! Der Fernseher ist der Wahnsinn! Ich wusste gar nicht, dass es so große Fernseher gibt!“
„Warte mal, bis du ihr Bett siehst“, sagte Jungkook so daher und begriff zu spät, dass das bei der aktuellen Situation nicht unbedingt das richtige Kommentar gewesen ist. Panisch schaute er zu Skye.
„Schon gut“, erwiderte Tae. „Ich weiß, dass da nichts ist. Sorry, dass ich zum Stalker wurde.“
„Kein Problem.“
Inzwischen war es schon fast 23 Uhr. Da sie um 2 Uhr zum Prerecording abgeholt werden würden, beschlossen Taehyung und Jimin hier zu bleiben. Immerhin mangelte es nicht an Schlafzimmern. Für Skye war es komisch zu wissen, dass Taehyung nur ein paar Zimmer weiter lag. Gerne hätte sie sich zu ihm gelegt, doch sie verstand, dass er mit sich selbst ins Reine kommen musste und er würde sie nicht aufhalten, wenn sie jemand anderes fand. Es war nicht die Ideallösung, nicht das, worauf sie gehofft hatte. Er hatte sich so in ihr Herz geschlichen, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte mit irgendjemand anderes zusammen zu sein. Verdammte Kerle.