Taehyung hatte Sejin Bescheid gegeben, dass er bei Skye schlafen würde. Um ehrlich zu sein wollte die Amerikanerin gar nicht wissen, was der Manager sich dabei dachte. Jedenfalls kam er um kurz vor 2 Uhr mit dem Van vor das Haus gefahren. Was allerdings merkwürdig war, war das kurz darauf von ein Van auftauchte. Von SME. Yongmin stieg aus dem Wagen, bewaffnet mit Tüten, die sich als Essen herausstellten. Skye stand in der Tür und verschränkte die Arme.
„Sehr beeindruckend“, sagte der Manager und schaute sich um.
„Danke“, erwiderte sie nur.
„Ich habe gedacht, ich könnte dich heute begleiten – ich habe Essen.“
Er hob die Tüten hoch, weil sie vorher nicht auffällig genug waren. Ein Geruch lag in der Luft.
„Ist das Hotteok?“, fragte sie skeptisch.
„Ja, und weil es nicht wirklich Frühstückszeit ist, habe ich gebratenen Reis mit Ei und Hühnchen und Hotteok als Nachtisch.“
Verdammt. Wie sollte sie dazu ‚nein‘ sagen?!
Wiederwillig öffnete sie die Tür, doch Yongmin war nicht alleine. Leah und Neyo aus dem Stylistenteam, dass überwiegend für EXO zuständig ist, waren auch dabei. Leah umarmte Syke.
„Geiles Haus!“ Und dann stürmte sie auch schon rein. Taehyung war von der Gesamtsituation mindestens genauso verwirrt wie Skye.
„Wieso schleimen die dich ein?“, flüsterte er ihr zu. Jimin und Jungkook hatten sich nicht die Mühe gemacht aufzustehen.
„Lange Geschichte.“
Schließlich kamen sie bei SBS an und Yongmin saß mit Skye in der Umkleide. Leah und Neyo waren verschwunden und die Amerikanerin hatte das Gefühl, als würden sie unnötig lange wegbleiben. Noch schwieg er, doch sie hatte das Gefühl, dass sich das bald ändern würde.
„Skye.“
„Yongmin.“
„Ich möchte mit dir noch einmal über deine Karriere sprechen.“
Sie schaute ihn durch den Spiegel an und drehte sich dann zu ihm. Fünf Minuten Geduld hatte er gut – wegen dem Hotteok. Es gab nur eins, Diätplan oder so ein Quatsch. Sie schlug also die Beine übereinander und setzte ein freundliches Gesicht auf.
„Wir hatten mit dir darüber gesprochen eine Subunit zu machen, doch inzwischen denken wir, dass du sehr viel größeres Potential hast. Wir planen eine neue Girlgroup. Eigentlich sollte sie schon 2019 rauskommen, doch es gab Verzögerungen. Die Band soll ein internationales Konzept haben, mit Ausländern, die hier in Korea leben oder hier aufgewachsen sind und mit Koreanern, die im Ausland aufgewachsen sind. Wir möchten dich als Teil davon.“
Okay, sie hatte es versucht, doch sie konnte nicht anders, als fröhlich zu lachen.
„You’re either stupid or desperate“, bemerkte sie.
„Wieso?“
„Also, ihr kennt inzwischen mein Temperament und ihr wollt mich 10 Jahre ertragen, ernsthaft? Zweitens bin ich zu alt um Teil einer Girl Group zu sein. Drittens haben die anderen ewig trainiert, wenn ich daher komme werden sie mich hassen.“
„Ja, du setzt dich durch und du bist besserwisserisch und trotzig. Du beschützt aber auch die, die dir am Herzen liegen und auch wenn du nicht willst, dass andere erkennen, wie fürsorglich du bist, so kannst du es nicht immer verstecken. Irene war 24 Jahre, als Red Velvet veröffentlicht wurde. Park Bom war 26 Jahre und es gibt dutzende andere Beispiele. Du bist nur zu alt. Ja, die anderen trainieren schon Jahre, du wirst dich beweisen müssen, doch du hast Talent. Du wärst Main Vocalist, das steht völlig außer Frage dir eine andere Position zu geben und du wärst Bandleader, weil wir das Konzept behalten, dass das älteste Mitglied Leader wird. Ich würde dir gerne die Gelegenheit geben die International Dynamic Outstanding Lyric League kennenzulernen.“
Bisher hatte sich das super angehört. Skye fühlte sich sogar leicht geschmeichelt, aber was war mit diesem Namen?
„International Dynamic – what? Was ist mit SME und Bandnamen.“
Yongmin lachte auf.
„Kurz: IDOLL.“
Klick.
Die Amerikanerin seufzte. Das war SM Entertainment. Praktisch eine Erfolgsgarantie. Es war ein Angebot, dass man nicht einfach ablehnte konnte. Letzte Woche hatte sie noch gut Reden gehabt, da wusste sie noch nicht wie es war auf einer Bühne zu stehen, dieses Kribbeln im Bauch, wenn die Fans einen begrüßten. Und sie jubelten nicht nur Taehyung zu, sondern auch Skye. Jeden Tag, wenn sie bei einer Show waren, riefen die Fans ihr zu, wenn sie aus dem Van stieg. Inzwischen machten die Massen ihr auch keine Angst mehr. Sie ging zu ihnen und gab ihnen die Hand oder machte Selfies mit ihnen. Jeden Tag hatte sie Essen in ihrer Garderobe, dass ihr vom Fanclub geschickt worden war, Briefe und kleine Geschenke. Noch las sie jeden Brief, so viele waren es nicht. Vielleicht 20 oder 25 pro Auftritt. Die Fans lobten sie für ihre Stimme und schrieben, dass sie hübsch war oder dass sie gut mit Taehyung harmonierte. Andere schrieben, dass sie selbst Ausländer in Korea waren oder keine Koreaner und dass es ihnen Selbstbewusstsein gab, dass Skye, als Amerikanerin, auf Koreanisch sang und auftreten konnte. Ein Fan hatte sie nach einer Haarsträhne gefragt, dass fand sie dann doch etwas komisch.
Auf Youtube sah das etwas anders aus. Auch hier gab es viele positive Kommentare, doch auch negative. Sie hätte Kai nur als Sprungbrett benutzt oder das KOREAN Pop war und sie nicht verstanden, was da eine Amerikanerin zu suchen hätte. Andere fanden sie zu dünn, zu dick, zu klein oder zu blond, doch letztendlich konnte man es nie allen recht machen.
„Eigentlich kann ich das nicht ablehnen“, gab sie zu.
„Eigentlich nicht“, erwiderte Yongmin. „Komm am Freitag ins Training und lerne die Mädels kennen.“
Skye nickte, aber eins musste sie doch noch los werden.
„Aber … bei EXO ist das mit den Ausländern voll schiefgelaufen.“
Man sah, dass SM Stylisten ihr Styling übernommen hatten. Natürlich hatten sie sich vorher mit Big Hit abgesprochen, doch man sah einen deutlichen Unterschied in der Signatur ihres Outfits. Heute hatte sie eine enge, schwarze Hose, eine weiße Bluse und eine schwarze Korsage darüber. Leah zerrte an ihr herum, bis sie kaum noch atmen konnte. Wortwörtlich.
Taehyungs Outfit erinnerte eher an eine Zwangsjacke von Gucci. Gab es so etwas?
Sie begannen mit dem ersten Durchlauf für die Show und Skye merkte, wie ihr leicht schwindelig wurde zu Ende. Sie zog es durch, das war nur professionell. Man beschwerte sich doch nicht. Doch dann sollte es noch einen Durchlauf geben. Skye wäre froh gewesen aus diesem Vieh rauszukommen, aber einen Durchlauf würde sie noch schaffen.
Es war gegen Mitte des zweiten Durchlaufs merkte Skye, wie ihr komisch wurde, doch Taehyung wirbelte sie gerade durch die Gegend und plötzlich war sie weg.
Als sie die Augen aufschlug, war sie im Krankenhaus und blickte in Baekhyuns Gesicht.
„Also, für jemand der keine Krankenhäuser mag, bist du ganz schön oft in welchen.“
„Das ist Baes Art zu sagen, dass wir uns Sorgen gemacht haben“, schon sich Chens Gesicht in ihr Sichtfeld. Sie überlegte was passiert war, doch ihr Kopf tat so weh. Sie hatte Fetzen von Erinnerungen. Taehyung, der sich über sie beugte, ein Sanitäter, der Krankenwagen, Ärzte, ein MRT.
„What happened?“
„Super, jetzt ist ihr Sprachzentrum kaputt“, beklagte sich Baekhyun, Chen ignorierte ihn.
„Anscheinend war deine Korsage zu eng und hat dafür gesorgt, dass du kurz bewusstlos warst. Nur zum blödesten Moment. Du bist gestürzt und hast dir den Kopf angeschlagen“, erklärte er.
„Jetzt weiß ich was SM vorhat. Die wollen mich umbringen.“
Chen grinste und Bae lachte.
„Erst erzählt mir Yongmin etwas von IDOLLs und dann versucht er mich um die Ecke zu bringen.“
„Diesmal ist er gescheitert. Du hast nur eine Gehirnerschütterung und ein paar blaue Flecken.“
Yay.
Tatsächlich waren Bae und Chen nur die ersten und vor der Tür schienen noch andere zu warten. Die Schwestern versuchten noch Skye zu schonen und ließen immer nur zwei rein. Als nächstes kam Jungkook und Jimin, dann Leah und Neyo, die sich tausend Mal entschuldigten wegen der Korsage. Dann kam Yongmin, dann Taehyung. Er schien sich die meisten Vorwürfe zu machen.
„Ich hätte dich fangen müssen.“
„Quatsch, keiner konnte ahnen, wann das passiert.“
„Ich hätte es sehen müssen.“
„Hey, hör auf damit. Ich hätte schon nach dem ersten Durchgang etwas sagen müssen und hab den Mund gehalten.“
Heute Abend wurde wohl der erste Durchgang gezeigt, der zweite war nur zur Sicherheit gewesen, falls die Produzenten beim ersten etwas übersehen hatten.
Danach kamen Lisa und Mia und danach hatte Skye keine Lust mehr.
Der Doktor war inzwischen da gewesen und hatte ihr erklärt, auf was sie zu achten hatte. Tatsächlich hatte man sie in das Krankenhaus gebracht, dass offiziell Skye gehörte, was dazu führte, dass sie ein riesiges Zimmer hatte in einem Privatbereich und natürlich kam nur der Chefarzt.
„Bitte, darf ich nach Hause?“, fragte sie Doktor Kwon, gerade als Seunghyun in das Zimmer kam.
„Wenn Sie es wünschen. Zurzeit besteht kein Risiko durch innere Blutungen. Sobald es Ihnen aber schlechter gehen sollte, rufen Sie sofort an und am Donnerstag kommen Sie bitte zum Check Up.“
„Danke.“
Als der Doktor weg war setzte sich Seunghyun auf ihr Bett.
„Immer noch kein Fan von Krankenhäusern?“
Die Amerikanerin schüttelte den Kopf.
„Na komm, dann fahre ich dich nach Hause.“
Zum Glück hatte jemand ihre Tasche von SBS mitgebracht, in der Wechselklamotten waren und so hatte sie zumindest eine Shorts und ein Shirt, in das sie schlupfen konnte. Im Bad stockte sie kurz und betrachtete die blauen Flecken an ihren Armen. Immerhin war nichts gebrochen, noch nicht einmal der Dickkopf. Sie kämmte sich die Haare, atmete tief durch und ging dann aus dem Badezimmer, als sie fast in Yongmin reinlief.
„Ich fahre dich nach Hause.“
„Schon gut, Seunghyun Oppa fährt mich“, erklärte sie, doch der Manager schüttelte den Kopf.
„Draußen sind zu viele Reporter. Ich habe alle Idols schon nach Hause geschickt. Wir gehen vorne raus zum Van.“
Ihre Augen suchten Seunghyun, der nur kurz nickte.
„Ich komme zu dir.“ Er lehnte sich zu ihr und küsste ihre Haare bevor er verschwand.
Man fuhr sie mit einem Rollstuhl zum Van. Sie fand es etwas zu theatralisch, doch sie neigte dazu Dinge gerne runterzuspielen und so ganz ungefährlich war ihr Sturz nicht. Sie lächelte trotzdem in die Kameras und beteuerte, dass sie sich nur etwas den Kopf gestoßen hatte und es ihr bald wieder gut gehen würde.
Irgendwie war ihr klar gewesen, dass sie die letzten zwei Shows nicht mit Taehyung machen könnte, doch Yongmin empfand es als wichtig, dass zu erwähnen.
„Ich weiß, dass dich so etwas ärgert, aber vor allem bei Kopfverletzungen ist es wichtig, dass du dich ausruhst und kein Risiko eingehst dich weiter zu verletzen.“
Bla bla bla, am Samstag würde sie trotzdem eine Einweihungsparty machen.
Frau Park stand schon an der Haustür, um Skye in Empfang zu nehmen. Seunghyun war noch nicht da, doch sie machte sich keine Sorgen, wahrscheinlich holte er etwas zu essen.
„Möchten Sie sich hochlegen?“, fragte Frau Park und nahm ihre Tasche.
„Nein, ich hätte gerne eine Chailatte auf der Terrasse.“
„Skye…“, kam es drohend von Yongmin.
„Ja, ja, ich lege mich gleich hin, keine Sorge.“
„Okay, ich rufe später an.“
Jetzt wurde er fürsorglich? Sie nickte nur und sparte sich ein Kommentar. Frau Park schloss die Haustür und Skye ging in das Kaminzimmer und fand dort BTS und EXO, zumindest fast vollständig.
„Wer hat euch reingelassen?“ Es war nur halb ein Scherz. Für was bezahlte sie den Sicherheitsservice, wenn die jeden rein ließen.
„Yongmin hat uns rausgeworfen, wir wollten gucken, ob wir dir etwas Gutes tun können“, meinte Jimin.
Sie wollte sagen ‚Ja, könnt ihr: geht‘, doch Jimin war so niedlich und auch die anderen schauten besorgt und sie hatte keine Kraft bitchy zu sein. Und ja, es war süß.
Frau Park kam mit der Chai Latte und Skye schlurfte auf die Terrasse, um dort eine zu rauchen. Baekhyun und Chanyeol gesellten sich zu ihr.
„Ihr seid schlechter Einfluss“, beschwerte sich Jin.
„Sie raucht, ob mit oder ohne uns“, stellte Bae fest.
Seunghyun brauchte so lange, weil er praktisch ein Paris Baguette leer kaufte. Es hatte sich wohl rumgesprochen, dass sie alle zu Skye gefahren waren und es kamen noch Mia, Donghae, Eunhyuk und Kyuhyun nach. Ebenso Amber, Luna und Yeri.
Jungkook übernahm die Hausführung, denn das hätte Skye heute nicht mehr geschafft. Als alle halbwegs wieder da waren ergriff Skye die Gelegenheit am Schopf. Sie schnappte sich Bae, Chen, Kyu, Donghae, Amber und Mia und ging mit ihnen in die Bibliothek. Dort erzählte sie von IDOLL.
„Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so richtig was ich machen soll“, gab sie zu. „Ich weiß nicht ob es das Beste oder das Schlechteste ist, was ich machen kann.“ Im Zweifel war es ohnehin eine sehr dünne Linie.
Zuerst sagte keiner etwas und dachte nach.
„Also, im Zweifel wechselt das jede Woche“, bemerkte Kyu. Und das führte zu einer Diskussion, in der Skye schnell den Überblick verloren hatte. Von zu vielen Terminen bis zu wenig kreativen Einfluss. Doch es wurden auch positive Dinge erwähnt. Irgendwann versuchte Donghae es zusammenzufassen.
„Also, SM hat gute und schlechte Seiten. Wie jedes Entertainment, wie jede Firma. Anfangs muss man sich beweisen, doch wenn SM einem vertraut, kann man auch kreativer sein. Die Frage ist: Willst du das? Willst du dich jahrelang einem Entertainment verschreiben? Weil Geld brauchst du keins. Du musst entscheiden, wie sehr du ein Idol sein willst und was du breit wärst dafür aufzugeben. Wenn du wirklich ein Idol sein willst, dann ist SM eines der besten Sprungbretter, die du dir wünschen kannst.“
Am überraschtesten schaute Mia und sie tätschelte ihn.
„Schatz, ich bin beeindruckt!“
Donghae grinste stolz.
„Schau dir erst mal die anderen an, vielleicht hast du dann gar keinen Bock mehr“, schlug Baekhyun vor und wurde direkt von Amber geschlagen.
„Mach ihr keine Angst!“
„Ich meine ja nur. Skye ist nicht mit jedem kompatibel.“
„Da hat er recht“, sagten Skye und Kyuhyun gleichzeitig.
„Aber Skye, es wäre schön dich in der Familie zu haben“, kam es von Chen und er brachte Skye zum Lächeln.
Danach schlich sie sich hoch in ihr Zimmer. Sollten die da unten treiben was sie wollten. Die Kerle würden sich bestimmt alle im Fernsehzimmer versammeln und die Frauen würden die Zimmer begutachten.
Einer kam nach oben, Seunghyun. Er stand im Türrahmen und schaute zu Skye, die noch nicht schlief. Ohne ein Wort schlüpfte er zu ihr unter die Decke.
„Du musst nicht hier bleiben …“
Er war ihr ‚OWB‘ – Oppa with Benefits. Und für Benefits hatte sie keine Kraft heute.
„Ich bleibe gerne“, flüsterte er und zog Skye in seine Arme.
Sie wusste nicht mehr genau wann sie ins Bett gegangen waren, doch als sie aufwachte, war es fast 20 Uhr und sie hatte Hunger. Seunghyun lag nicht mehr bei ihr, doch sie fand ihn unten mit Jungkook und Jiyong.
„Ji…“ Noch war sie noch nicht so richtig wach und fühlte sich benommen, so dass er aufsprang, um sie zu stützen. Skye beschwerte sich nicht.
„Mein Dickkopf, was machst du denn?“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Fällt das noch unter ‚Wardrobe Malfunction‘?“
„Definitiv“, bestätigte Jungkook.
Frau Park fing mit dem Abendessen an und in der Zwischenzeit erzählte sie den dreien auch von Yongmins Angebot. Seunghyun und Jiyong reagierten beide etwas abwertend und tauschten verdächtige Blicke untereinander aus.
„Was?“ Skye war nicht blind. Beide schauten sich an, dann schaute sie zu Jungkook.
„Er ist meine Schweiz.“ Egal was die beiden aushackten, Skye vertraute darauf, dass Jungkook es nicht weitertratschte. Schließlich war er wie sie. Also in vielen Dingen.
„Wir hatten eigentlich eine ganz andere, verrückte Idee gehabt“, begann Jiyong. Wenn Ji schon etwas als ‚verrückt‘ bezeichnete, musste es ziemlich verrückt sein, denn Skyes verrückt lag für Jiyong noch im völligen Normbereich.
„Ist das so eine verrückte Idee, für die ich Alkohol brauchen?“
„Du bekommst heute keinen Alkohol“, stellte Jungkook klar und deutete auf ihren Kopf. Verdammt.
Immerhin rauchen durfte sie noch und sie setzten sich raus. Vorhin hatte es wohl geregnet und alles roch nach Regen, nach nasser Erde und nassem Gras. Nichtdestotrotz war es warm, wie es eben Ende August in Korea war.
„Schießt los.“
Die beiden Rapper schienen sich noch nicht einig zu sein, wer den Anfang machen sollte, doch Seunghyun überließ das Jiyong.
„Als Big Bang wird wahrscheinlich nicht mehr unter YG etwas produzieren.“
Es war nicht wirklich ein Schock, nach der Seungri Kiste und all den anderen Skandalen, in die die Jungs verwickelt waren, es war nur traurig. Anfang des Jahres hatten sie so hart gearbeitet und sich so auf das Comeback gefreut. Und es steckte so viel Potential in ihnen.
„Deswegen hatten wir überlegt ein eigenes Label zu gründen“, führte Seunghyun fort.
„Mitunter auch mit dir.“
„Was?!“
„Ja, du hast Ahnung von Geschäften, von Verträgen – dich haut keiner so leicht über’s Ohr und du könntest zugleich Künstlerin sein. Wir haben so viele Kontakte aus der Szene, wir gehen davon aus, dass wir viele abwerben könnten. Wir wollen zwar im Guten mit YG auseinander gehen, aber wir sind noch nicht fertig mit der Musik“, erklärte Jiyong.
„YG wäre bereit uns als Solokünstler zu übernehmen, aber Big Bang ist … eben Big Bang. Egal wie viele Soloprojekte wir hatten, die Band war unsere Familie und natürlich verstehen wir, wieso Seungri nicht Teil davon sein kann, aber das ganze Projekt ein zu stampfen finden wir etwas radikal“, meinte Seunghyun weiter.
Und zum zweiten Mal heute fühlte sich Skye, als wäre sie von einem LKW überrannt worden.