Die Nacht hatte sich um 04:00 Uhr schon wieder erledigt gehabt und die meisten haben kein Auge zu getan. Sie kamen ca. um 01 Uhr wieder im Hotel an. Mia und Donghae hatten die Zeit füreinander genutzt, waren duschen gegangen (getrennt) und hatten sich umgezogen.
„Do you know why Tibetians don’t eat fish?“, fragte Mia Donghae und er schüttelte den Kopf.
„Do you wanna know why?“
„If you ask me like this I better say ‚no‘.“
Etwas verängstigt sah er zu ihr rüber. Die Frau zuckte mit den Schultern.
„Jetzt sag schon!“
„Ich dachte du wolltest nicht!“, meckerte sie zurück.
„Es wäre wohl schlauer es nicht zu wissen, aber es ist wie bei Horrorfilmen: Man will eigentlich nicht weiter gucken, weil man genau weiß was passiert und trotzdem tut man es.“
„Thanks for comparing my cultural lecture with a horrormovie“, schmollte sie, bis Donghae kam und sie drückte.
„Come on, tell me, I am ready.“
Und dann erzählte sie ihm die Geschichte. Die Geschichte um das Fischessen begann bei den Beerdigungen. In Tibet, oder besser gesagt im Buddhismus, gibt es drei Arten der Bestattung:
Böse Menschen: Böse Menschen wurden in einem Erdloch begraben – praktisch wie bei uns (jeder wird sich jetzt fragen ob die Buddhisten das von uns übernommen haben, weil wir in ihren Augen böse Menschen sind).
Erwachsene: Erwachsene die nicht in die Kategorie ‚böse‘ fallen werden von einem Bestatter zu Hause abgeholt, die Familie darf ihm nur ein Stück folgen und mussten den Toten dann gehen lassen. Der Leichnam wurde dann klein gehackt und zu Brei verarbeitet, in eine Schüssel gegeben und auf einen heiligen Berg gestellt in der Hoffnung (Achtung!) das die guten Geier die Überreste aufessen. Wenn sie das nicht tun, war es doch ein schlechter Mensch und die ganze Arbeit des kleinhäckseln war eigentlich umsonst gewesen.
Kinder: Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre werden kleingehäckselt in den Fluss geworfen, damit die Fische ihn/sie aufessen konnte.
Hintergrund war der, dass wir zu unseren Lebzeiten Tiere essen und das wenn wir vergangen sind, die Tiere uns aufessen. Hintergrund des Geiers? Ich vermute das ist der einzige fleischfressende Vogel der da oben rum macht.
Fazit bei Mias Tibetbesuch war dass sie jedes Mal wenn sie den Wasserhahn aufgedreht hatte, Angst hatte das ein Finger raus kommen würde (obwohl ihr Reiseleiter ihr versichert hatte dass die Bestattungen in Nebenflüssen stattfinden, die nicht als Wasserquelle genutzt werden und dass es wirklich ein Brei war) und sie die Universalausrede hatte um nie wieder Fisch essen zu müssen (es sei denn das Ding hieß Seezunge und war filetiert).
Donghae verzog das Gesicht, Mia verstand es ziemlich gut, sie hatte es nur schon so oft erzählt, dass sie sich daran gewöhnt hatte.
„But don’t worry, no fingers coming out of the water pipe“, beruhigte sie ihn, was nicht wirklich half.
„Je mehr ich darüber erfahre, umso weniger will ich da hoch.“
„Nein, nein, nein, es wird eine tolle Erfahrung, du wirst schon sehen.“
Donghae beschloss es den anderen nicht zu erzählen.
Um 7 Uhr checkten sie dann im Flugzeug ein. Der Flug dauerte etwas mehr als 6 Stunden, die ersten Stunden waren relativ unspektakulär.
„Siwonie, would you wake me when we’re like two hours from depature?“, bat sie ihn, denn er gehörte zu den braven Wesen, die gestern Nacht tatsächlich geschlafen haben.
„Wieso zwei Stunden vorher?“, fragte Zhou Mi neben ihm.
„You’ll see.“
An Donghae gelehnt schliefen beide ein, es war so schön ihn so nah zu haben und mal nicht von einem schlechten Gewissen geplagt zu werden.
Zwei Stunden später weckte Siwon die beiden und Donghae streckte sich müde und bestellte für sich und Mia etwas zu essen.
„Cupcake – look“, sagte sie und lehnte sich an das Fenster.
„Ist das …?“
„The Himalaya.“
Es war beeindruckend über die Bergkette zu fliegen. Ein Meer aus Bergen lag unter ihnen, mit Schneekuppen, Schnee der noch nie berührt wurde, so weiß und rein. Alle stürmten nun zum Fenster, selbst der mürrische Kyuhyun, man flog ja nicht alle Tage über den Himalaya. Mia könnte Stunden lang am Fenster sitzen und sich das Gebirge angucken. Im Süden des Himalayas waren die ganz hohen Berge, diese sah sie leider nicht, doch die Berge unter ihnen waren auch schon ziemlich hoch.
Als der Anflug auf Lhasa begann ordnete Mia allen an sich wieder hinzusetzen. Man durfte nicht vergessen das Lhasa der am höchsten gelegene Flughafen der Welt war und zugleich einer der Gefährlichsten. Die Luftströmungen hier oben waren schwer abzuschätzen und für einen Piloten war es nicht einfach hier zu landen. Unter ihnen lag Tibet, das Dach der Welt. Lhasa lag auf einer Höhe von 3700 Meter, es gab Wiesen und Flüsse und es war unheimlich interessant das Land unter ihren Füßen zu beobachten und an sich vorbei fliegen zu lassen. Sie hatte nicht gedacht noch einmal hier her zu kommen, die meisten Menschen schafften es ja noch nicht mal einmal in ihrem Leben auf da Dach der Welt. Gleich zweimal war schon etwas Besonderes. Tibet war anstrengend gewesen, aber auch unvergesslich.
„It’s beautiful“, murmelte Donghae, der sich zu ihr rüber gebeugt hatte.
„Yes, it is.“
In Tibet wuchsen kaum Bäume, es war einfach zu hoch. Es gab kleinere Bäume, aber so richtige Wälder fand man hier nicht. An sich wuchs nicht sehr viel, es gab Blumen und Kräuter, doch wirklich vielfältig war die Vegetation nicht. Trotzdem war Tibets Landschaft faszinierend, die hohen Berge, die sanften Täler, die Flüsse so klar und rein, die Sandufer, bei denen man dachte man würde an einem Strand stehen. Tibet war einmalig.
Der Flughafen kam immer näher und der Pilot brachte den Vogel ziemlich sanft runter. Der Flughafen war nicht groß, sie waren das einzige Flugzeug was gerade angekommen war und die Männer an der Passkontrolle sahen gelangweilt aus. Sie gingen runter in das Erdgeschoss um auf ihre Koffer zu warten. Hier hatten sie keinen Specialservice angemeldet, doch die Agentur, die hier in Tibet alles organisierte, begrüßte sie. Der Bus wartete wohl schon draußen, sie mussten nur warten bis alle Koffer da waren. Die Spielsachen und Lebensmittel waren gestern Abend mit der letzten Maschine schon angekommen und waren im Hotel zwischen gelagert. Mia stellte sich den Transport schwierig vor. Das Hotel lag ziemlich verwinkelt in der Altstadt von Lhasa, man kam dort nicht mit dem Auto hin, man musste von der Querstraße aus hin laufen. Es war vielleicht nicht das Hotel, was am leichtesten zu finden war, doch es war mit Sicherheit das authentischste was Mia kannte, es war scharmant, heimlich und die Assistentin war sich sicher, dass ihre Welpen sich dort wohlfühlen würden.
Das lustige in Tibet war, das man plötzlich auf zwei Schriften stieß, die zumindest Mia so überhaupt nicht zuordnen konnte. Sie war sich sicher das Tibetisch sicher einfacherer war als Chinesisch, allein schon weil es Buchstaben waren, aber sie hatte letztes Jahr nicht die Nerven gehabt sich damit zu beschäftigen.
Als sie den letzten Koffer vom Band geholt hatten und den Flughafen verließen, blieben sie stehen.
„Also das ist Tibet“, sagte Siwon und schaute sich um. Am Flughafen hatte man jetzt nicht so die tolle Aussicht, man schaute auf den Parkplatz, dahinter lag ein Hotel und ein Markt oder so etwas, umgeben waren sie von kleinen Bergen, die die Sicht versperrten. Die Sonne schien, ein paar Wolken waren am Himmel und es war warm, was Mia ganz recht war. Die Securitys luden die Koffer in den Bus und dann begann die gut einstündige Fahrt nach Lhasa. Jeder hatte sich eine Busreihe für sich genommen um aus dem Fenster zu gucken. Ryeowook nickte ab und zu ein, noch spürten sie die Höhenkrankheit nicht und waren fasziniert von der Landschaft die sie umgab.
„Mia, welcher Fluß ist das?“, fragte Donghae.
„That’s the Lhasa river.“
Er war nicht zu vergleichen mit dem Hangang, aber er wirkte wie ein Spiegel der den Himmel zurück warf.
Wenn man nach Lhasa reinfuhr sah man zuerst die Gebäude der Chinesen, breite Straßen hatten sie errichtet und Shops auf gemacht. Es war nicht das Lhasa der Tibeter und Mia mochte es nicht. An den Mauern war Stacheldraht angebracht und die Chinesen saßen in ihren Shops und schauten den vorbeifahrenden Bussen hinterher. Dann begann der Teil des alten Lhasas. Man sah es an den Häusern, sie standen enger und sahen mitgenommen aus, Klamotten und Gebetsfahnen hingen an den Häusern und über die Straße, doch es war tibetisch und in diesem Teil der Stadt fühlte Mia sich wohler.
Wie geahnt hielten sie vorne auf der Hauptstraße. Ihr Gepäck wurde ausgeladen und die chinesischen Securitys zogen die Koffer hinter sich her während Mia die Spitze der Karawane einnahm. Eigentlich wäre es ihr lieber gewesen sie hätten ihre Koffer selbst genommen, so zogen sie viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Das Shambhala war von außen schwer zu erkennen. Es gab zwei Eingänge, einen für die Yogaschule, das Haupttor führte in den Innenhof des Hotels/Restaurants. Im Hof stand ein kleiner Brunnen und eine Treppe führte in die oberen Stockwerke.
„Tashidaley“, sagte Mia mit einem herzlichen Lächeln und verbeugte sich vor der Tibetischen Frau die auf sie zu kam.
„Tashidaley“, erwiderte sie – wenn man Tibetisch mit von Chinesen unterdrückten Tibetern sprach hatte man schon gewonnen.
Sie besetzten alle acht Gästezimmer. Henry und Donghae teilten sich ein Zimmer, Ryeowook und Zhou Mi bekamen ein Zimmer und Siwon und Kyuhyun, Mia bekam ein Zimmer, die beiden Fotografen bekamen eins, die zwei koreanischen Securitys und die anderen beiden waren für die chinesischen Securitys. Das Restaurant und die Roofbar war dennoch für normale Gäste geöffnet, was erst mal nicht schlimm war. Mia bezweifelte das hysterische Teenies nachts an ihre Fenster klopfen würden, denn wenn man die Treppe im Innenhof vorbei ging, kam man an den Zimmertüren vorbei.
„I feel dizzy“, sagte Henry als er in den zweiten Stock aufstieg und sich am Geländer festhielt.
„I know baby, it’ll get better.“
Sie quälte die Welpen aber kurz und scheuchte sie nach ganz oben. Die Bar lag im 3. Stock und von dort aus führte eine steile Treppe nach oben auf das Dach des Hauses. Der Ausblick war bombastisch, denn sie blickten direkt auf den Potala.
„Schaut mal wie niedrig die Wolken sind!“, sagte Ryeowook aufgeregt.
„Nein, ich glaube wir sind so hoch“, meinte Kyuhyun und legte den Kopf in den Nacken.
„Okay guys, I want you to go in your room to REST. Repeat it: R – E – S – T. Explanation: Do nothing. Y’all just lay down, try to sleep, drink lots of water. I’ll go tot he supermarket, get some drinks for the room and stuff and get you oxygen. Dinner is at 7PM, we’ll meet up half an hour before downstairs. Okay?“
„Wieso legst du dich nicht hin?“, fragte Siwon.
„I will, first of all I want to take care of you. Besides that, I’ve been here before, I know how it is and when I have to be careful.“
Mia ging in ihr Zimmer im ersten Stock um sich umzuziehen. Die Zimmer waren total niedlich. Die Wände waren bunt, es gab ein kleines Fenster in den Innenhof mit einem Schreibtisch davor. Das Bett war groß und die Tagesdecke war mit Steinen und Muscheln bestickt. Alles war in den warmen, buddhistischen Farbtönen gehalten und die Möbel waren aus dunklem Holz. Sie hatte eine Sitzecke und das Muster der kleinen Couch war auch typisch tibetisch. Die Dusche hatte an den Wänden Naturstein und der Boden war aus bunten Mosaiken gemacht.
Auch bei ihr hatten Kopfschmerzen begonnen, aber es ging. Ein Klopfen lenkte sie ab.
„Cupcake?“
Donghae stand grinsend vor ihrer Tür, lehnte sie zu ihr und gab ihr einen Kuss.
„Ich fühle mich wie auf Wolke sieben…“
„You are“, stellte sie fest. Also wenn man auf 3700 Metern nicht auf Wolke sieben war, dann wusste sie auch nicht.
„Why you’re not sleeping?“
„I wanna come with you“, meinte er. Mia verschränkte die Arme.
„Please, I will sleep then.“
Na gut, dann würde sie ihn eben mitnehmen. Deswegen nahm sie auch den längeren Weg, um ihm etwas von Lhasa zu zeigen. Sie führte Donghae durch das Geflecht der Straßen, bis sie den Barkor erreichten. Es war der Weg rund um den Jojjkhang, dem heiligsten aller buddhistischen Tempel, die letzte Stufe vor dem Kailash. Unzählige Läden und Stände säumten den Pilgerweg, die meisten von ihnen waren in chinesischer Hand. Hier konnte man Gebetstrommeln kaufen, Schmuck, gefälschte Dzi-Steine, in manchen Läden konnte man auch echte Dzi-Steine kaufen, doch sie waren kostenspielig. Vergangenes Jahr hatte Mia sich in einem Laden ein Armband mit einem Dzi-Stein machen lassen. Je älter ein Dzi-Stein war, umso dunkler und teurer war er. Mias Dzi-Stein war nicht so alt, er war noch braun, aber auch er hatte schon ‚wirkliches‘ Geld gekostet und Mia behütete ihn wie ihren Augapfel.
Donghaes Finger waren zwischen ihren, er ließ ihre Hand nicht los und zog sie überall hin, wo er etwas Interessantes sah.
„Wir werden noch Zeit zum Einkaufen haben“, versicherte sie ihm und zog ihn weiter.
Sie erreichten die Platz vor den Jokhang mit seinem hohen Gebetsmast und hielten sich rechts davon, bogen die nächste Straße rechts ab, kamen an Mias alten Hotel vorbei und an dem Laden, wo sie auf dem Rückweg Sauerstoffflaschen kaufen wollte, bogen vorne an der Ecke links ab, wechselten irgendwann sie Straßenseite, als der Verkehr sicher genug war um lebend die andere Straßenseite zu erreichen und gingen dann noch ein Stück in Richtung Potala. Ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Jokhang und dem Potala lag an einer Straßenecke ein Supermarkt. Er war nicht sehr groß, aber überschaubar und Mia kannte sich hier aus. Als sie den Laden betraten grinste Mia in Erinnerung an ein Erlebnis hier drin im vergangenem Jahr und dann gingen sie einkaufe. Vor allem holten sie Wasser. Zugegeben, Mia war kein großer Wassertrinker, aber hier machte es schon Sinn Wasser zu trinken. Sie holten Süßigkeiten und Sachen zum Knabbern, Nervennahrung und frisches Obst, was hier ziemlich teuer war, weil alles eingeflogen werden musste.
Mit drei vollen Einkaufstüten machten sie sich auf den Weg zurück, hielten an dem Laden wo es Sauerstoff zu kaufen gab und gingen zurück ins Hotel. Die Sauerstoffflaschen waren ungefähr so groß wie eine handelsübliche Haarspraydose. Man konnte entweder mit dem Mund inhalieren oder mit einem Schlauch in der Nase. Sie selbst bevorzugte es über den Mund.
Bis sie im Hotel ankamen waren beide ziemlich fertig und schnauften, Höhenkrankheit, schleichend, unbesiegbar, doof. Mit letzter Kraft schleppten sie sich hoch, öffneten Mias Tür und ließen sich stumm auf ihr Bett fallen.
„Mia, mir ist schwindelig.“
„Ich weiß.“
Sie tranken etwas Wasser und Mia machte die eine Sauerstoffflasche auf. Man brauchte es nicht, es erleichterte aber das Leben und nach ein paar Minuten ging es dann auch schon wieder. Mia zog die Tagesdecke ab, es war 16 Uhr irgendwas und sie wollte sich noch kurz hinlegen.
„Schläfst du bei mir oder bei dir?“, fragte sie ohne sich umzudrehen und sah aus den Augenwinkeln, wie Donghae angeflogen kam und auf ihrem Bett landete. Allerdings war die Landung recht hart, denn in China allgemein schlief man auf harten Matratzen und Donghae stöhnte vor Schmerzen.
„I tell you if you break your shoulder or anything I’ll kill you.“
„That’s no good deal“, stellte er fest und breitete die Arme aus. Die Assistentin legte den Pullover, den sie gerade aus dem Koffer geholt hatte wieder ab und legte sich zu ihm.
2,5 Stunden lang blieben sie im Bett, schliefen und schmusten und ruhten sich aus. So machte Ausruhen ja auch Spaß. Doch dann mussten sie langsam mal etwas essen. Im Innenhof trafen sich alle und soweit ging es allen ganz gut. Heute Nacht würde es schlimm werden, aber Mia hatte sich da schon etwas ausgedacht.
Gemeinsam gingen sie in das Restaurant ‚Lhasa Kitchen‘, gegenüber des Jokhangs. Mit einem Welpen an den ganzen Geschäften vorbei zu gehen war zu managen, aber mit sechs Welpen? Unmöglich. Der eine ging in den Räucherstäbchenladen, zwei ließen sich an den Ständen volltexten, Donghae hatte plötzlich eine tibetische Tracht an und Kyuhyun dachte er würde vom Glauben abfallen, als plötzlich neben ihm ein Kind sich hin hockte und einfach auf die Straße pieselte (das war ein Phänomen, anfangs hatten sie letztes Jahr die armen Kinder bemitleidet, deren Hosen gerissen waren, bis sie feststellten, dass es die tibetische Art war, um Windeln zu sparen). Die Securitys schienen auch leicht überfordert, höflich sein und zugleich bestimmend war schon eine Aufgabe und es endete damit das Mia Hae am Ohr aus dem Laden raus zog – ohne die Tracht. Für ihren ersten Tag in Tibet waren sie noch ganz schön quirlig.
Im ‚Lhasa Kitchen‘ angekommen gab man ihnen einen Tisch am Fenster. Die Securitys saßen an einem anderen. Es war in China oft so, dass man nicht ein Gericht für sich hatte, sondern das der ganze Tisch vollgestellt war mit verschiedenen Gerichten.
„Mia, igusin moa ashimnikka?“
Ryoewook betrachtete ein Stück Fleisch als würde es ihn gleich anspringen.
„Kugusun yak imnidda.“
„Yak?“
„Ne, Yak.“
Rinder gab es in Tibet nicht, es lag zu hoch, die Rinder würden hier oben wahrscheinlich eingehen. Deswegen gab es Yaks. Eine Mischung zwischen Gnus und Urzeitrindern. Die Konsistenz des Fleischs war dem Rind ähnlich, aber es hatte einen wilderen Geschmack, als wenn man Hirsch essen würde. Mias Lieblingsessen war es nicht, sie war an sich vorsichtig mit dem Essen hier oben und wenn sie gar keine Lust mehr aus Reis und komisches Fleisch hatte, dann ging sie zu ‚Dicos‘, so etwas wie das chinesische KFC, da bekam man Bürger und Pommes und Softeis.
Doch heute war es in Ordnung, es war ihr erster Abend und sie waren alle gespannt auf diese neue Kultur. Sie aßen gut und viel und gingen dann zurück ins Hotel und auf die Roof Bar – noch ein Grund wieso Mia das Hotel mochte. Übermorgen Vormittag würden sie den Potala besteigen und Fotos dabei schießen für das Fotobuch. Die Assistentin stellte es sich anstrengend vor so zu tun als wäre etwas Schwieriges total einfach, wenn es wirklich schwierig war. Es waren unzählige Stufen zum Potala hoch, sie würden ihre Mühe haben und dabei sollten sie dann auch noch fresh und stylisch aussehen – alles klar. Mia vermutete eher dass es ein sehr chaotisches Fotoshooting werden würde.
Der Potala war hell erleuchtet und wachte über die Stadt. Sie tranken Cocktails und Tee, genossen die warme Nacht und das Ambiente.
„Mia … Air“, orderte Kyuhyun, der bemerkt hatte das Sauerstoff half. Es war nur halb so witzig denn die Assistentin hatte ihnen Alkoholverbot erteilt und nun suchten sie nach Alternativen für einen freien Abend. Um 00 Uhr hatte Ryeowook Geburtstag, es stand vollkommen außer Frage dass sie vorher schlafen gehen würden.
„Ia … I’m eeling drunk, but I aven… drinking“, murmelte Henry dessen Kopf schon gegen ihre Schulter lehnte. Er war och putzig in diesem Zustand und wäre leicht auszunutzen gewesen, wenn man es darauf angelegt hätte.