Mia gewöhnte sich daran Donghae bei sich zu haben. Sie kuschelten und genossen die Zeit alleine, doch irgendwann mussten sie aufstehen. Als Mia aus der Dusche kam, stand Donghae mit verschränkten Armen vor ihr.
„What?“
„Wir müssen uns unterhalten.“
Was hatte sie in der letzten viertel Stunde angestellt?!
„‚Bout what?“
„Ich will dir einen Knutschfleck machen.“
„Was?!“
„Jaejoong hat dir ständig einen gemacht, ich will auch.“
Blank starrte sie ihn an.
„Was?!“
„Ich will auch.“
„Then just do it!“
Okay, die Meinungen über Knutschflecke ging weit auseinander. Mia mochte es nicht, wenn man einen hatte, wurde man ständig aufgezogen. Man sollte von Männern in ihrem Alter erwarten das sie sich nicht mehr an einem festsaugten wie Blutegel im Amazonas. Aber manchmal geschah es und da es nichts gab was man dagegen tun konnte, außer diese Creme gegen Blutergüsse drauf zu schmieren, war es sinnlos sich darüber aufzuregen. Ihre Freundin Jessi wiederum fand Knutschflecke total sexy, denn sie waren das Zeichen von Leidenschaft und sagte ‚Seht her, ich hab einen Macker!‘. Normalerweise passierten Knutschflecke beim rummachen und nicht nach Absprache.
Donghae hing gerade an ihrem Hals und saugte sich fest um ihr einen Prestige-Knutschfleck zu verpassenn, als Mia aufschreckte.
„OMG! It was Jihoons birthday yesterday!“
„Ich saug mir hier gerade einen ab und du denkst an Jihoon?!“
„It just crossed my mind – since I got nothing to do besides sitting still …I forgot that! Am I a bad ex-girlfriend? Am I supposed to write him or send a present or is it better to just ignore it. Teach me how to be a korean ex-girlfriend.“
Donghae blinzelte irritiert.
„Vielleicht solltest du erst lernen eine gute Freundin zu sein bevor du lernst eine gute Ex-Freundin zu sein.“
Mias Kiefer fiel runter und ihre Unterlippe begann zu bibbern.
„Tut mir leid, da hat Heechul aus mir gesprochen.“
Er streckte die Arme nach ihr aus und Mia flüchtete zu ihm.
„Du bist eine tolle Freundin, ehrlich, aber bitte ignoriere Jihoon einfach.“
„Okay, I’ll do that.“
In Seoul war die Cocktailparty irgendwie ganz schön lange gegangen. Irgendwann um 5 Uhr morgens stand Eunhyuk auf der Couch, mit dem Förster-Hut aus Ryeowooks Zimmer auf. Eunhyuk dachte es sei der Hut von Peter Pan und könnte somit fliegen.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten er hat Alkohol getrunken“, spekulierte Leeteuk und beobachtete seinen Zimmerkameraden mit skeptischem Blick.
„Na ja, vielleicht hatten ein paar seiner alkoholfreien Cuba Libre doch mehr Libra als Cuba drin …“, sagte Zoey so daher und Leeteuks Augen wurden groß.
„Sag nicht du hast ihn abgefüllt?!“
„Er ist so viel leichter zu ertragen!“, verteidigte sie sich.
„Es wird ihm das Herz brechen wenn er das erfährt.“
„Nehm es mir nicht übel, aber du hast auf Lebenszeit nun ein Druckmittel gegen ihn, denn Eunhyuk will sicher nicht das Junsu davon erfährt“. Wand Yunho ein und schaffte eine völlig neue Ebene der Kommunikation.
An diesem Morgen fanden sie endlich Zeit in den Jokhang zu gehen, der heiligste aller buddhistischen Tempel. Eigentlich war es fast schon Blasphemie was sie da betrieben. Ein Buddhist bewegte sich betend fort, sie hoben die Hände zum Himmel, an die Stirn, an das Kinn, an die Brust und legte sich hin, ließen einen Stein fallen und konnten dann exakt so weit gehen, was ungefähr ein Meter war, und hoben den Stein auf, um sich dann wieder lang zu legen. Dieses Spiel betrieben sie den ganzen Weg entlang, egal ob Straße oder nicht, wo ein Buddhist war, war auch ein Weg. Mia empfand diese Art der Fortbewegung erstens als anstrengend, zweitens als zeit-verschwenderisch und drittens als ziemlich gefährlich – denn sie machten das auch im belebten Straßenverkehr von Lhasa, in dem Glauben die Autos würden schon anhalten. Jedenfalls musste ein Gläubiger 10.000 Mal das gemacht haben, bevor er den Jokhang betreten durfte. Praktisch wie ein buddhistisches Treuepunkte-System. Jene die, die 10.000 Mal auf ihrem Weg nach Lhasa nicht voll bekamen, machten vor dem Jokhang weiter, bis sie fertig waren – dafür war für sie auch der Eintritt in den Tempel kostenfrei.
Die Touristen hingegen gingen einfach zum Ticketschalter und holten sich eine Eintrittskarte. Der Jokhang war gar nicht so groß, doch er stand im Herzen Lhasas und eine tolle Geschichte mit einer Prinzessin und einem Moor rankten sich darum. Als sie die eigentliche Gebetshalle betreten hatten, war doch recht reger Betrieb und die kleinen, dunkelhäutigen Tibeter schoben sich mit den Ellenbogen voraus an ihnen vorbei.
„Will ich wissen wieso da Zähne liegen?“
Donghae verzog das Gesicht und schaute in eine Ecke, in der ein Haufen Menschenzähne lag. Mia folgte seinem Blick.
„Nein, ich glaube das willst du nicht.“
„Ist das so ähnlich wie die Fisch-Geschichte?“
„Jup.“
„Okay, ich will es nicht wissen.“
Wieso da Zähne lagen? Die Tibeter hatten ein ausgeklügeltes System um ihrem Nirvana näher zu kommen. Ein Dorf schickte einen Pilger los, der stellvertretend für das ganze Dorf los zog – die anderen mussten ja arbeiten und konnten die lange Reise zum Kailash nicht antreten. Jedenfalls bildeten sich meistens Pilgergruppen, die zusammen ihren Weg bestritten. Falls es vorkam, dass jemand auf dem beschwerlichen Weg … ehm … starb, schlugen die anderen ihm einen Zahn aus und nahmen ihn mit. Wenn sie dann den Jokhang erreichten legten sie den Zahn hier her, damit der ‚Pilger‘ letztendlich doch noch den Jokhang erreichte und er und das Dorf gesegnet waren. Wenn Mia Mönch in dem Tempel wäre, hätte sie die Zähne als ein ‚Grinsen‘ hingelegt, denn deren Besitzer mussten sich nicht mehr 10.000 Mal in den Dreck werfen.
Mal abgesehen von dieser Geschichte waren die Jungs sehr interessiert und ließen sich von Max alles Mögliche erklären. Das Wetter war schön und oben auf dem Dach des Jokhang konnten sie schöne Bilder schießen, mit dem Potala im Hintergrund.
Direkt danach ging es zur Autogrammstunde in das Einkaufszentrum, in dem sie auch Henrys Panda-Reiskocher gekauft hatten. Oben im ersten Stock hatte man ihnen eine Fläche frei gemacht und die abgesperrte Schlange, in der sich die Leute anstellen konnten, reichte über die halbe Ebene. Hinter dem Tisch und dem Banner, wo die Jungs sitzen würden, war ein Bereich abgesperrt für die Jungs und die Stylisten.
Mia würde zwischen drin verschwinden und zurück zum Hotel gehen, denn heute Morgen hatten sie grob schon alles gepackt, um 17 Uhr ging ihr Flieger nach Chongqing.
„Ich frage mich wie viele Leute heute kommen“, meinte Siwon.
„Ich find diese kleinen Ajummas total süß, Mia darf ich mir eine mitnehmen?“, fragte Ryeowook.
„Nein, wir klauen keine Pilger“, antwortete sie ihm und er ließ enttäuscht die Schultern hängen.
„Irgendwie freue ich mich auf Zuhause“, meinte Kyuhyun der verzweifelt versuchte Youtube aufzurufen, doch es ging einfach nicht.
„Ich freu mich auf die Küken“, meinte Mia.
„Und die Bambis“, fügte sie dazu. Sie musste einiges an Zeit aufholen, doch irgendwie bekam sie so wie so nicht mehr alle unter einen Hut, jetzt musste sie sich auch noch um I-Tasia kümmern und in 11 Tagen würden sie in Urlaub fliegen.
„Yay!“, sagte sie fröhlich und erntete verwirrte Blicke.
„In 11 Tagen beginnt der Urlaub!“
„Yay!“, nun stimmte der Rest mit ein.
„Ich wünschte ich könnte mitkommen“, sagte Ryeowook traurig.
„Mach dir keine Sorgen, wir werden noch einmal Urlaub machen“, munterte die Assistentin ihn auf.
„Aber Liebling, wir wollen doch allein in Flitterwochen“, neckten sie Donghae und bekam einen finsteren Blick zu spüren. Sie hatte erst einmal genug vom Heiraten, was ein Stress. Nein, nein, nein, damit würden sie sich noch gaaaaanz viel Zeit lassen. Zumal sie die Hochzeit ohnehin nicht erleben würden, denn Kim würde sie vorher umbringen, es als Unfall hinstellen und Super Junior den Trauersong produzieren lassen um möglichst viel Profit daraus zu schlagen. Wie sich wohl Candle in the wind auf Koreanisch anhören würde?
Die Autogrammstunde verlief ohne großen Zwischenfälle. Mia war zum Hotel gelaufen, es dauerte zwar etwas länger als mit dem Taxi, aber sie wollte sich von Lhasa verabschieden. Letztes Jahr hatte sie eigentlich vor gehabt nie wieder hier her zu kommen, zu anstrengend war die Reise, man fühlte sich ständig schlecht und es war viel zu … unspannnend. Doch nach dem letzten Jahr in dem Mia kaum einen Tag wirklich Entspannung hatte war es doch ganz angenehm, diese Ruhe, dieses zeitlose Gefühl. Als die Deutsche das Hotel erreichte ging sie durch alle Zimmer und verabschiedete sich dann von den Angestellten um dann mit dem Band-Bus zurück zu fahren. Sie würden direkt zum Flughafen fahren nach der Autogrammstunde und ihr ganzes Gepäck war schon eingeladen.
Die Schlange in dem Einkaufszentrum sah lustig aus. Teenies standen neben Chinesen, neben kleinen Tibetern, neben Touristen. Mia bezweifelte das auch nur die Hälfte der Leute tatsächlich wusste wer Super Junior M waren, doch es war eine Abwechslung in dem sonst so religiösen Alltag des Landes und somit willkommen. Aber da standen nun Zhou-Mi und Siwon, in ihrer Mitte stand eine ca 1,54 m große Tibeterin in traditioneller Tracht mit Hut und die beiden geschniegelten Kerle hatten einen Anzug an – super Bild. Mia zückte sofort ihre Kamera, DAS Bild musste für die Nachwelt aufgehoben werden.
Apropos Bilder. Heechul stand vor dem Kühlschrank und schaute die Bilder ebenso fragend an, wie die anderen gestern Abend. Leeteuk hatte ihm die Geschichte um die fremden Menschen an ihrem Kühlschrank erklärt, doch im Gegensatz zu Leeteuk, der das als ‚sympathisch gestört‘ abgestempelt hatte, sah es Heechul nicht ein fremde Menschen am Kühlschrank zu haben und begann die Bilder abzuhängen.
„Was machst du da?“, fragte Eunhyuk entsetzt als er die Haustür rein kam.
„Ich nehm die fremden Menschen ab.“
„Wieso?!“
„Weil wir hier nicht bei ‚The 6th sense‘ sind, deswegen. Das ist total gruselig!“, moserte Heechul.
„Aber was wenn uns diese Leute besuchen kommen?“
Heechul hielt inne und drehte sich um.
„Du meinst die Leute, die wir nicht kennen, könnten uns besuchen kommen, obwohl sie unsere Adresse nicht kennen um dann festzustellen, dass wir ihre Bilder entfernt haben, was sie nicht wussten?“
Eunhyuk schien zu überlegen und versuchte den Satz richtig zu ordnen.
„Ja …“, sagte er zögerlich, nicht sicher ob er Heechul einfach Recht geben sollte, wenn er den Kontext gar nicht mehr verstand.
„Weißt du was mich mal interessiert? Wenn du Fred und Wilma bekommen hast – wer hat dann deine Bilder?“
Jahaha, das war eine ganz andere Geschichte.
In einem kleinen Fischerdorf, nicht weit von Mokpo entfernt hatte gestern Morgen Herr Park die Post geöffnet. Herr Park war 34 und seit 3 Jahren glücklich mit seiner 4 Jahre jüngeren Frau verheiratet – hatte er gedacht. Ohne sich etwas dabei zu denken öffnete er die Post seiner Frau, es sah nach einer Bestellung aus und eine kleine Plastikschachte verbarg sich in dem Briefumschlag. Neugierig was seine Frau da bestellt hatte schaute er hinein. Dabei fand er Fotografien zweier Männer die oben ohne sich ablichten hatten lassen und mit Sahne und sonstigen Lebensmitteln eingeschmiert waren. Obwohl seine Frau beteuerte die beiden Männer auf den Bilder (Eunhyuk und Siwon nach dem Training im Süßigkeiten-Schlacht-Rausch) nicht zu kennen und noch nie gesehen zu haben, warf er ihr vor ihn zu betrügen mit jüngeren Männern. Es sorgte in der ganzen Nachbarschaft für Aufsehen, die Parks galten als nette Familie. Vor zwei Jahren hatten sie eine kleine Tochter zur Welt gebracht, sie waren hilfsbereit, Frau Park war Krankenschwester, Herr Park arbeitete als Sicherheitsmann und zog nun erst einmal zurück zu seiner Familie.
„Wer weiß das schon, aber ich habe mich an diese Leute gewöhnt“, antwortete Eunhyuk.
„Na ja Pebbles ist eigentlich schon ganz süß.“
Heechul hielt das Bild eines kleinen Mädchens in der Hand. Sie saß auf den Schultern vor irgendeinem Kerl und die kommenden Stunde war Heechul damit beschäftigt seinen Kopf auf den Kopf des Mannes zu kleben, damit das Foto eine Existenzberechtigung am Kühlschrank hatte.
In Lhasa waren die Jungs gerade sich dabei umzuziehen und machten sich dann los zum Flughafen. Im Bus war es sehr ruhig, alles ließen die Landschaft ein letztes Mal auf sich einwirken.
„Das war mal etwas anderes“, sagte Kyuhyun und schaute aus dem Fenster.
Die anderen nickten stumm. Ja, Tibet war anstrengend, es war anders, einmalig.
„Ich hab Hunger auf Ramen“, kam es von Donghae und Mia lachte.
„I buy you some.“
„Hier, wenn das was Ernstes mit euch werden soll, solltest du sie in einen Kochkurs schicken“, kommentierte Kyuhyun.
„Ich war 2. Beim Kochwettbewerb!“
„Die hatten Mitleid mit euch Ausländern…“
Mia wollte auf ihn los gehen, doch Donghae hielt sie fest, als wäre sie ein Wrestler.
„Tu es nicht, ich weiß dass du toll kochen kannst.“
Sie lächelte ihn an und knuffte ihn, wenigstens einer der an ihr Talent glaubte – TOP nicht zu vergessen, dem sie auch noch ‚Special Gimbap‘ schuldete.
Als sie über den Himalaya flogen sagten sie Tibet ‚Leb wohl‘ und schossen die letzten Bilder.