„Skye und Taehyung sind immer noch nicht aufgetaucht – ob ihnen etwas passiert ist?“
Eunhyuk sah ernsthaft besorgt, Mia verdrehte die Augen.
„Ja, mit Sicherheit ist ihnen etwas zugestoßen.“
„Das wäre der Anfang eines wunderbaren Horrorfilms. Stellt euch vor es wäre ein Mörder im Haus“, begann Chanyeol und versuchte dabei gruselig zu gucken.
„Wir denken an nichts Böses, weil die zwei verliebt sind, aber in Wirklichkeit sind sie brutal ermordet worden und nun wartet der Mörder nur darauf, dass sich jemand aus der Gruppe löst“, macht Baekhyun weiter. Jungkook ergriff die Chance und spielte ‚Bury a friend‘ von Billie Eilish, dass auch ein super gruseliges Musikvideo hatte.
„Vielleicht läuft ja irgendwo ihr Blut die Wand runter“, machte Sehun mit und begann mit der Taschenlampe in die Ecken zu leuchten.
„Schließlich ist das Haus uralt, wer kann schon wissen welche Geister hier ihr Unwesen treiben“, sagte Eunhyuk.
„Okay, der Abend ist gelaufen, ich gehe nicht mehr alleine auf die Toilette“, bemerkte Blake. Mi Cha legte grinsend den Arm um ihre Kollegin.
Und dann dachte auch noch eine der Katzen, dass es lustig wäre etwas in der Küche umzuwerfen. Alle erschreckten sich sprangen auf, mit blassen Gesichtern.
Davon bekamen Skye und Taehyung erst am Morgen etwas mit. Sie waren oben eingeschlafen, doch sie hatten keinen Rollladen vor dem Fenster und so wachten sie gegen 7 Uhr von der Helligkeit auf. Sie schlichten sich vom Dachboden, denn Skye wollte nicht, dass jeder alles über das Haus wusste und gingen nach unten.
Eigentlich hatte Skye gedacht, dass sich die meisten ein Bett suchen würden, schließlich hatte sie ja ein paar, aber bis auf die Kinder lagen alle im Kaminzimmer. Die Amerikanerin schaute sich schmunzelnd um und ging dann in die Küche, wo sie Mia traf, wobei Mia eher aussah, als würde sie für ein Casting von ‚The Walking Dead‘ vorsprechen.
„Alles okay?“, fragte sie vorsichtig.
„Das ist alles eure schuld!“
Tae und Skye tauschten fragend Blicke aus.
„Ehm … was genau ist unsere Schuld?“, wollte Taehyung gerne definiert haben.
„Ihr seid nicht mehr aufgetaucht! Und dann fingen die Jungs an, dass ein Mörder im Haus wäre und dann hat Artemis eine Vase umgeworfen und hey, dann war meine Nacht gelaufen! Die einen fanden es ganz toll die anderen ständig zu erschrecken und die anderen konnten dann nicht mehr schlafen.“
Tae und Skye standen wie zwei Schulkinder vor dem Direktor.
„Oh-kay und das ist jetzt unsere Schuld?“
„Wir dachten ihr seid tot!“, rief Mia total theatralisch.
„Sorry“, kam es von den beiden gleichzeitig.
„Ich hoffe nur, dass keiner von euch schwanger ist!“
Damit stand Mia dann auf. Das Paar schaute sich fragend an. Wie meinte Mia das mit ‚einer von euch‘, so viele von ihnen konnten nicht schwanger werden?!
„Hey, ich würde das voll gut finden, wenn du schwanger werden würdest“, sagte sie zu Taehyung. In diesem Moment kam Jimin in die Küche und stockte als er das hört.
„Nein, ich will es nicht wissen“, sagte er direkt und ging an den Kühlschrank. Tae und Skye fingen einfach nur an zu lachen.
Immerhin tat das Wetter so, als wäre gestern gar nichts gewesen und zeigte sich wieder von der sonnigen Seite. Einem Frühstück im Freien stand also nichts im Weg – außer die Teilnehmer natürlich. Die einzigen, die wirklich fit schienen, waren die drei Kids und die hatten recht wenig Verständnis für die Erwachsenen.
„Habt ihr schon wieder zu viel getrunken?“, fragte Minjae Mia und Donghae. Daraufhin brachen alle drum herum lachend zusammen. Mia und Donghae liefen hingegen hochrot an.
„So was willst du, ja?“, flüsterte Skye Taehyung zu.
„Oh ja.“
Sie schaute zu ihm hoch. Er sah so zufrieden aus. Die Amerikanerin stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
„Nehmt euch ein Zimmer“, hörten sie London sagen.
„Das letzte Mal waren sie die ganze Nacht verschwunden, schick sie nicht schon wieder weg!“, kam es von Kendra.
Schließlich hatte Mia wieder alle zum Camp gescheucht und zur Überraschung aller war das Chaos gar nicht so groß. Die Zelte hatten gehalten und sie konnten auch wieder den Strom anschließen. Jin, Chanyeol und Suho bauten den Tisch draußen auf und die IDOLLs schafften das Essen vom Auto zurück zum Camp und so konnten sie schließlich frühstücken.
„Ich hoffe ihr habt euch gut gestärkt, denn wir haben heute noch einiges vor.“ Mia stand auf und klatschte in die Hände.
Die meisten fingen an zu stöhnen.
„Noona, wieso müssen wir immer etwas machen? Können wir nicht einfach … nichts machen?“, beschwerte sich Sehun.
„Nein, denn ihr müsst euch ab und zu mal ablenken. Deswegen tun wir heute etwas für Körper und Geist“, erklärte die Deutsche.
„Ist das der Moment, an dem wir Angst haben sollte?“, fragte Naomi leise.
„Auf jeden Fall“, erwiderte Baekhyun.
„Was machen wir denn?“, kam es von Jimin und Mia lächelte. Wenigstens einer, der sich nicht direkt wehrte.
„Wir werden für Skye eine Seilbahn über dem See bauen.“
Da wurden die Augen groß, denn die meisten verstanden, dass sie davon selbst etwas hatten. Skye hingegen dachte daran, was sich die Sänger und Sängerinnen alles antun könnten, wenn sie mit Sägen, Nägeln und Bohrmaschinen konfrontiert wurden.
„Das ist total süß, aber meinst du nicht es wäre etwas zu … gefährlich?“, wand Skye vorsichtig ein.
„Du glaubst doch nicht, dass ich die das komplett alleine machen lassen? Ich habe vier Profis, die zur Unterstützung kommen“, erklärte Mia und der Amerikanerin fiel ein Stein vom Herzen.
„Ehm … wir können euch hören …“, stellte Suho fest, der sich etwas bemuttert fühlte.
Eine halbe Stunde später kam die Verstärkung. Die anderen waren schon zum See gewandert und prüften schon ‚fachmännisch‘ an welchen Bäumen sie die Seilbahn befestigen könnten. Sie halfen das Werkzeug und die Bausachen vom Truck zu schaffen.
„Das könnten wir doch auch mal als Konzept machen: Holzfäller Idols!“
Jin nahm den Hammer und fing an damit zu posieren und natürlich fiel der Hammer runter und was traf er? Den Daumen-Zehn. Das war ein ungeschriebenes Gesetzt. Zuerst schrie er auf und dann hüpfte Jin auf einem Bein und hielt seinen anderen Fuß.
Skye war als erstes bei ihm.
„Mach mal die Hand weg.“
Tränen standen in seinen Augen. So ein Zeh konnte fies sein, doch er ließ den Fuß nicht los.
„Jin, ich muss gucken.“
Füße waren in Korea keine beliebte Sache und so genierte er sich vielleicht ein wenig ihr seinen Fuß zu zeigen. Bae und Tae knieten sich neben Skye und langsam öffnete Jin die Hand.
„Und?“, hörte sie Mia fragen. „Wie sieht es aus?“
„Also ich weiß nicht … aber ich glaube wir müssen amputieren…“ Skye schüttelte den Kopf und Mia sprang natürlich mit auf den Zug.
„Was?!“ Jin wollte sich seinen Fuß wiederholen, bevor er amputiert wurde und fiel rückwärts um, was wieder dazu führte, dass er sich vor Schmerzen beschwerte.
„Und? Tut gar nicht mehr so weh oder? Das nennt man ‚Ablenkungsschmerz‘“, erklärte Skye und beugte sich über ihn. Wenn Jin schlagfertiger in diesem Moment gewesen wäre, hätte er ihr etwas von Ablenkungsschmerz erzählt!
Letztendlich würde der Zeh wohl nur blau werden, aber so wie Jin keine zehn Minuten später schon wieder rumalberte, war wohl nichts gebrochen. Es mussten zwei Plattformen gebaut werden, denn im Idealfall sollte man wirklich von einer Seite zur anderen fahren können. Dann hatten sie Stahlseile dabei und man musste den Schlitten ja auch wieder zurückziehen können und sie brauchten eine Leiter auf die Plattform.
Manche durften tatsächlich sägen, so wie Suho, Chanyeol und London. Die anderen schliffen das Holz ab und lasierten es und mit so vielen Händen kamen sie auch schnell voran.
Um 13 Uhr gab es Mittagessen. Nichts zu Schweres, viele Früchte und Suppe und danach machten sie eine Stunde Pause.
Die IDOLLs zogen sich etwas zurück und setzten sich in einen Kreis.
„Und? Habt ihr schon eine Entscheidung getroffen?“, fragte Skye in die Runde. Morgen endete die Probewoche und bevor sie weitere Pläne machte, musste sie wissen, wie die Mädels zu ihr standen.
Keine schien den Anfang machen zu wollen und so herrschte zunächst Schweigen.
„Also“, London war die erste, die sich traute. „Ich finde du kannst toll singen, ich denke das ist etwas, wo keiner etwas dagegen sagen kann. Auch beim Tanzen bist du gut mitgekommen. Man muss ja immer sehen, dass wir das täglich, seit Jahren machen und du gerade mal ein paar Tage. Du bist professionell und lässt dich nicht aus der Ruhe bringen, das habe ich bei EXO gesehen. Das ist die eine Seite. Natürlich musst du aber auch ins Team passen und ich muss sagen, dass ich in der letzten Woche eine Freundin gewonnen habe. Du bist offen und witzig und ehrlich, was ich gut finde und obwohl du uns eigentlich noch nicht kennst und noch nicht zur Band gehörst, hast du dich für uns eingesetzt. Du lässt dich auch nicht von so einem Konzern wie SM Town einschüchtern. Ich persönlich denke du wärst eine Bereicherung.“
Skye war wirklich gerührt von Londons Worten und einige nickten zustimmend.
„Ich schließe mich London an. Du gehst auch mit jedem anders um, also du sprichst mit Blake anders, als mit mir oder London, du gehst auf die Person ein.“
„Okay“, Ara atmete tief ein und Skye dachte schon, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hätte.
„Anfangs war ich nicht sehr begeistert von der Idee. Wir sind jetzt schon ein bunt zusammengewürfelter Haufen und dann noch eine Person, noch ein Charakter? Über dein Talent lässt sich nicht streiten und ich war anfangs auch nicht gerade offen zu dir, um so mehr hat es mich persönlich beeindruckt, dass du mich in Japan voll integriert hat. Angefangen zum Upgrade und dann auch in Japan. Du hast immer nach London und mir geschaut, du hast geschaut das wir zusammensitzen und du hast mich immer ins Gespräch integriert und ich war nicht besonders nett zu dir. Wenn ich du wäre, wäre ich zu mir nicht so offen und nett gewesen. Du bist ein Teamplayer.“
Sie war leicht beeindruckt von Aras Urteil. Im Endeffekt schlossen sich die anderen an, bis auf Suki, die sagte, dass Skye zwar Talent hat, aber das sie der Meinung war, dass sie zu viel Unruhe in die Gruppe brachte. Als letztes blieb Naomi übrig.
„Nun, ich denke ich könnte mich mit dem Gedanken arrangieren, aber Skye, du musst beachten, dass wir nicht alle auf dich Rücksicht nehmen können, du musst dich auch uns anpassen. Aber eine andere Frage: Wie sieht es denn mit dir aus?“
Die Amerikanerin seufzte und steckte sich eine Zigarette an.
„Also, ich finde euch toll. Ihr habt super viel Potential, ich arbeite sehr gerne mit euch zusammen.“
„Wieso hört sich das nach einem ‚Aber‘ an?“, fragte Kendra.
„Ich habe einen etwas … verrückteren Plan, aber dazu kann ich erst nächste Woche mehr sagen, aber ich würde gerne mit euch zusammenarbeiten.“
Keiner fragte nach, was da für ein Plan war, doch manche befürchteten, dass sich gravierend etwas ändern könnte.
Nach der Mittagspause gingen die Arbeiten am See recht schnell voran und bald wurden die letzten Handgriffe getätigt. Skye sah zuerst, wie Jongin auf die Gruppe zu kam. Er hatte einen Rucksack auf und einen Schlafsack unter dem Arm.
„Hey, habt ihr noch Platz für eine Person?“, rief er in die Gruppe. Etwas lag in seinem Gesichtsausdruck, dass in Skye das Bedürfnis weckte ihn zu trösten.
„Na klar – Skye, zeigst du ihm gerade das Camp?“ Mia nickte der Jüngeren zu. Wieso musste Skye das machen? Sie schaute zu Taehyung, doch er zwinkerte ihr nur zu. Manchmal war er so groß, charakterlich. Nicht jeder würde es gut finden, wenn seine so-was-wie-Freundin mit ihrem Ex alleine war, aber Tae vertraute ihr einfach. Sie ging zu Tae und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Der Sänger schaute sie überrascht an, er hatte keine Ahnung womit er das gerade verdient hatte, aber er würde sich auch nicht beschweren.
Skye lief mit Jongin durch den Wald in Richtung Camp.
„Ist alles okay?“ Es war eine blöde Frage, man sah ihm an, dass etwas nicht okay war. Er zuckte nur mit den Schultern.
„Oh-kay…“ Auch diese Antwort von ihm kannte sie. Wenn er nicht reden wollte, wollte er nicht reden.
„Ich glaube das mit Jennie…“, begann er und hörte mitten im Satz auf. Skye allerdings spitze die Ohren.
„Mit dir und Jennie was? Sag nicht ihr habt Schluss gemacht … schon wieder.“
Genervt schaute er zu Skye rüber.
„Ich glaube ich habe mich daran erinnert, wieso das Anfang des Jahres nicht geklappt hat.“
„Aha … ich dachte Dispatch wäre dran schuld gewesen?“ Sie stachelte nur ein wenig, nur zum Spaß.
„Ja, auch, aber … keine Ahnung. Bei uns war es irgendwie … anders.“
„Habe ich dir nicht vor – wann sind wir nach Japan geflogen? – gesagt, dass du mit ihr reden sollst?“
Dunkel erinnerte sich Skye, dass sie noch halb im Schlaf versucht hat einen hilfreichen Rat zu geben.
„Das habe ich, aber … sie verstand gar nicht, was mein Problem war.“
Sie liefen ein paar Schritte, bis sie zur Lichtung kamen.
„Jong … du weißt ich bin kein Fan von Jennie, aber du kannst nicht immer das Handtuch werfen, wenn etwas nicht so läuft, wie du es gerade willst. Schau mal wie du reagiert hast, als du das mit der Scheidung rausbekommen hast. Ich weiß, dass du Temperament hast und schnell hoch und wieder runter mit deinen Gefühlen fährst, aber manchmal … es ist nicht immer alles wie das Ende vom Regenbogen.“
Nie im Leben würde Jongin zugeben, dass der Tag, an dem er das mit der Hochzeit herausgefunden hatte, der Tag seiner schlimmsten Entscheidung war. Ja, sie waren später wieder zusammengekommen, aber dieser Tag war der Anfang vom Ende gewesen und wer konnte schon wissen, wo sie heute stehen würden, wenn er damals nicht so ein Vollidiot gewesen wäre. Vielleicht wäre das mit Krystal nicht so eskaliert, weil sie keine Chance gesehen hätte sich wieder einzuschleichen. Skye wäre nie weg und vielleicht wären sie noch zusammen. Glücklich. Er hatte sie selbst in Taehyungs Arme getrieben und für ihn war es keine leichte Position. Er mochte Tae, wirklich gerne und doch konnte er sich nicht für ihn freuen, nicht für Skye freuen. Und doch hatte auch Tae schon einmal Skyes Vertrauen gebrochen, indem er sie von sich gestoßen hat. So wie Jongin sie nach der Scheidungsgeschichte weggestoßen hatte. Vielleicht war es auch ihr Anfang vom Ende, auch wenn es traurig wäre, denn für ihn gab es nichts Schöneres, als Skye glücklich zu sehen. Wenn sie mit offenem Mund dastand und strahlte und sich freute wie ein Kleinkind. Es war zu süß.
„Jongin?“
Er schreckte fast auf.
„Vergib Taehyung!“
Die Amerikanerin zog die Augenbrauen zusammen.
„Wie sind wir von Jennie und Regenbögen auf Taehyung gekommen?“, wollte sie wissen.
„Ich weiß er hat dich verletzt, aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass er es nie gemacht hat um dich zu verletzten. Als ich das mit der Scheidung herausgefunden habe war … wütend. Auf dich, auf Jiyong, dass er mit dir etwas hatte, was ich vielleicht nie haben werde, dass du es mir nicht gesagt hast. Ich war gehässig und das mit Absicht, aber in der Zeit, in der Tae dich weggestoßen hat, hat er dabei sich selbst verletzt, also vergib ihm.“
Skye starrte ihn an und für einen Moment fehlten ihr die Worte.
„Wieso sagst du mir das alles?“
„Weil ich weiß, dass du Vertrauensprobleme hast. Wenn man dir einmal wehtut, bist du sehr zurückgezogen und diesmal könnte das dazu führen, dass du deinem Glück selbst im Wege stehst.“
Sie verschränkte die Arme. Hatten sie es eben nicht noch von seinen Problemen? War er jetzt ihr Shrink geworden?
„Keiner mag es verletzt zu werden. Vertrauen lässt sich hart aufbauen und schnell zerstören“, verteidigte sie sich. Niemand konnte ihr sagen, dass nach den vergangenen drei Wochen, dass irgendwer so tun würde, als wäre nichts passiert. Sie empfand ihr Verhalten nicht als außergewöhnlich und sie versuchte ihr Bestes.
„Da hast du Recht, aber Taehyung ist vielleicht das Beste, was dir je passieren wird, doch ihr könnt keine Beziehung auf einem Trümmerfeld aufbauen.“
Und was machte Skye? Drehte sich um und ging.
Stunden vergingen. Es war nicht so, als würde Skye sich verstecken. Wahrscheinlich strahlte sie eine so finstere Aura aus, dass die anderen sich aus natürlicher Angst von ihr fernhielten. Ihre Katzen störten sich nicht daran. Sie lag in ihrem Zimmer und versuchte die Lampen an ihrer Decke zu zählen, bis sie irgendwann den Boden knarren hörte und den Kopf hob. Taehyung stand in der Tür.
„Hey.“
„Hey.“
Sie setzte Pan auf den Boden und er fiel sofort über Apollon her. Tae ging vor ihr in die Hocke und musterte sie.
„Tae, ich kann das nicht.“
Er legte den Kopf leicht schräg und wartete auf eine weitere Erklärung.
„Ich will es, wirklich und …“ Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie versuchte wegzublinzeln. „Und wenn ich an die Zukunft denke, dann sehe ich uns, aber ich kann das im Moment nicht. Ich habe Angst dich zu verlieren, obwohl ich dich noch gar nicht richtig habe und … du sagst, dass nie wieder etwas zwischen uns kommt, aber ich muss das glauben and … being with you doesn’t help me. I have to heal myself bevor ich alles kaputt mache …, weil ich so bin. Ich weiß wir haben gesagt wir lassen es langsam angehen, aber ich kann das nicht, wenn ich dich sehe will ich dich berühren und küssen und …“
Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen, doch Taehyung hielt ihre Handgelenke fest.
„Willst du, dass ich dich eine Weile in Ruhe lasse?“
„Nein!“ Panik stand ihr im Gesicht. „Sei … mein Freund.“
All die Monate war er immer da gewesen. Er hat auf sie aufgepasst, sich um sie gekümmert, manchmal nur passiv, doch sie hatte sich immer sicher gefühlt, sicher, dass er da sein würde, wenn sie jemand brauchte, der sie auffängt. Er nickte. Und er konnte nicht böse sein. Nicht nachdem, was er getan hatte. Sie war kaputt. Er war kaputt. Sie waren alle kaputt. Und natürlich hatte er gemerkt, dass sie angespannter war und wenn Taehyung ehrlich zu sich selbst war, dann wollte er seine alte Skye wieder haben und wenn das bedeutete, dass sie noch einen Schritt zurück gehen mussten, dann war das so. Vorher war alles so locker gewesen, so leicht und jetzt passten beide nur auf, nichts verkehrtes zu sagen oder zu machen. Er verstand sie.
„Na komm, die anderen haben angefangen zu grillen“, sagte er als er aufstand und reichte ihr seine Hand. Skye nahm sie an, doch nur um hoch zu kommen.
„Ich komme gleich.“
Sie wollte nicht, dass die anderen sahen, dass sie geweint hatte. Tae nickte und verschwand, doch Skye ging ins Bad und frischte sich etwas auf.
Als Skye zurück auf die Lichtung kam hörte sie Musik und Stimmen. Sie wollte nicht, dass jeder aufhörte zu sprechen und sie anstarrte. Die Amerikanerin atmete tief durch und ging zwischen den zelten durch.
„Skye!“
Jungkook rief sie. Er saß auf einem Sitzsack und rückte etwas nach hinten, um ihr zu bedeuten, dass sie sich zu ihm setzen sollte.
„Ich brauche Hilfe bei diesem Stockbrot!“
Er hielt den Ast, an dem der gegrillte Teig hing hoch und Skye setzte sich tatsächlich zu ihm. Seine Arme umschlangen sie und er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie lehnte sich an ihn und fühlte sich sicher. Es brauchte keine Worte zwischen ihnen. Jungkook erkannte, dass etwas nicht stimmte und wollte für sie da sein. Es war auch kein Flirten, sie waren einfach Freunde.
Hoseok und Namjoon schauten sich die beiden vom Grill aus an.
„Schau mal Jungkook, er hat sie wirklich gern“, bemerkte der Bandleader.
„Ich denke sie sind in vielen Dingen gleich, sie verstehen einander“, überlegte Hoseok. Etwas waren sie eifersüchtig auf die Freundschaft der beiden, denn sie selbst hatten lange um Jungkook buhlen müssen. Doch es war auch eine andere Zeit, sie waren jünger, unsicherer gewesen. Jungkook wusste heute wer er war und auch wenn er immer noch etwas Zeit brauchte, um warm mit anderen zu werden, so war er doch ein guter Freund, wenn er einmal jemand reingelassen hatte.
Auch Taehyung sah die beiden und war froh, dass Skye einen Freund hatte, an den sie sich lehnen konnte. Es tat ihm weh sie traurig zu sehen.
Doch Skye hatte nicht nur Jungkook. Nach dem Essen, die Dämmerung hatte schon eingesetzt, kamen London, Blake und Kendra zu Skye.
„Du hast gar nicht gesehen, was wir mit deinem See gemacht haben“, meine Kendra und verschränkte die Arme.
„Sorry …“
„Deswegen zeigen wir es dir jetzt“, kam es von Blake und sie nahm Skye bei der Hand und zog sie einfach weg. Jungkook winkte ihr nach.
Mi Cha, Ara, Suki, Melissa und Naomi schlossen sich an und gemeinsam gingen sie zum See. Skye blieb am Rand stehen.
„So hoch?“
Es war nicht so, als hätte sie Höhenangst, doch um ehrlich zu sein wusste sie nicht genau wie tief der See war. Nicht das jemand stecken blieb!
„Nein, nein, alles gut. Der See ist in der Mitte 6 Meter tief.“
„Echt?!“ Sie könnte tauchen gehen! Okay, es wäre kalt und grün, aber immerhin.
„Du solltest es mal versuchen“, schlug Naomi vor, was Skye noch immer das Gefühl gab, dass es eine versteckte Botschaft verbarg.
„Ich habe meine Badeklamotten nicht an.“
„Ach, wir sind doch unter uns“, sagte London und zog sich das Shirt aus. Die anderen machten es ihr nach.
Donghae, Chanyeol und Eunhyuk waren losgeschickt worden, um Holz zu sammeln und kamen an dem See vorbei.
„Ich bin im Himmel!“
Donghae und Chanyeol blieben stehen, um zu sehen was Eunhyuk meinte.
„Oh wow…“ Sie schlichen sich etwas näher heran, darauf bedacht, dass sie keiner sah. Allerdings hatten sie Mia nicht einkalkuliert, die mitbekommen hatte, wie die Girls noch mal zum See sind und wusste, dass ihre Kerle ungefähr in der gleichen Richtung unterwegs waren.
Die drei waren so unter Hypnose, dass sie nicht bemerkten, wie sich Mia anschlich. Chanyeol und Eunhyuk packte sie am Ohr.
„Was treibt ihr hier?!“
„Tut uns leid!“, sagten sie direkt, abstreiten war ohnehin sinnlos.
Die Abkühlung hatte wirklich gutgetan und die Seilbahn machte wirklich Spaß. Skye saß am Ufer und schaute den Mädels zu. Sie könnten wirklich eine Band werden. Freundinnen. Schwestern. Es fühlte sich an wie ihr Cheersquad.
Etwas später saßen sie wieder im Camp. Von den Spannern hatten sie nichts mitbekommen, doch Mia hatte ihre ganz eignen Methoden, um sie zu bestrafen. So waren die drei an diesem Abend sehr hilfsbereit und holten ständig Getränke und räumten auf. Die, die schon länger zur Clique gehörte verstanden, dass es eine heimliche Strafe war, doch an Mia und den anderen IDOLLs ging es irgendwie vorbei.
Schließlich drückte Mia Skye die Gitarre in die Hand.
„Uhm …“ Die Amerikanerin überlegte kurz und setzte sich dann hin. Sie stimmte ‚When the part’s over‘ von Billie Eilish an, weil es das einzige Lied war, dass ihr seid Stunden im Ohr lag. Keiner sprach und alle lauschten Skye, wobei Taehyungs Blick sich praktisch einbrannte. Melissa wischte sich eine Träne weg.
„Okay … jetzt bin ich traurig“, meinte Sehun, als Skye fertig war.
„Ich auch“, stimmte Chanyeol mit ein.
„If you happy and you know it clap your hands…“, begann Skye einen neuen Song und alle fingen an zu lachen, wenn auch nur halbherzig.
„Ich gebe dir nie wieder die Gitarre!“, sagte Mia.
„Ich wollte sie nicht!“, verteidigte sich Skye.