In dieser Nacht wurden sie nicht von Monstern heimgesucht. Nach einem Tag mit handwerklicher Arbeit, viel frischer Luft und einem Plantschvergnügen waren auch alle ziemlich erledigt gewesen. Auch blieb es trocken und sie konnten tatsächlich in den Zelten schlafen.
Skye lag noch lange wach, bis sie den Kampf aufgab und vorsichtig aufstand, um London und Blake nicht zu wecken. Es war eine dieser schönen warmen Nächte und sie ging in das ‚Versorgungszelt‘, um sich noch ein Bier zu holen. Dabei sah sie, wie Taehyung in einem der Sitzsäcke lag und in den Himmel starre. Sie wusste nicht, ob er sie bemerkt hatte. Sollte sie zu ihm oder ihn alleine lassen? Sie hatte ihm gesagt, dass sie Zeit brauchte, sie konnte jetzt nicht ständig an ihm kleben. Doch es brach ihr das Herz ihn so zu sehen.
„Er wird sich schon fangen.“
Sie drehte sich zu Jin um und er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
„Wenn es nicht kompliziert wäre, wäre es keine wirklich Liebe, oder?“
„Vielleicht“, erwiderte sie und reichte Jin ein Bier, was er ablehnte.
„Du willst mich nicht betrunken sehen.“
Es war ein Bier, aber okay. Sie stellte es zurück und ging hinten aus dem Zelt raus, um zum See zu gehen. Sie musste sich etwas ablenken, ohne Tae dabei zu stören, wie er sich ablenkte. Doch auch am See war sie nicht alleine. Bae saß auf dem kleinen Steg und drehte sich zu ihr um.
„Noch ein schlafloses Monster“, stellte sie fest und setzte sich. Das Bier, dass sie Jin angeboten hatte, hatte sie mitgenommen, nach dem Prinzip ‚Mehr für mich‘, doch jetzt reichte sie es Baekhyun.
„Wahrscheinlich aus anderen Gründen als du“, bemerkte er und nahm das Bier an.
„Das mit dir und Tae war auch mal einfacherer.“
„Irgendwie … Jongin hat vorhin so etwas gesagt wie, dass ich meinem eigenen Glück im Weg stehen würde.“
„Er hat gut reden nach der Jennie Aktion.“
„Ich weiß gar nicht so genau was passiert ist“, gab Skye grübelnd zu.
„Ich glaube das weiß er selbst nicht, aber Jennie ist schon sehr überzeugt von sich.“
„So mit Spiegel über’m Bett?“, fragte Skye scherzhaft, doch Bae fing an zu lachen.
„Als ob. Sie scheucht ihn durch die Gegend wie eine Diva, aber in die Richtung geht da gar nichts.“
Verwundert schaute sie zu ihm. „Was?!“
Sie gingen jetzt wie lange miteinander aus? Vier, fünf, sechs Wochen? Es war ein Gerücht, dass alle Koreaner langsam in solchen Sachen waren. Alle Koreaner, mit denen Skye ausgegangen war, hatten eine ausgeprägte Sexualität und als sie hier studiert hatte, hatte sie einige One Night Stands gehabt und die Kerle hatten nicht den Eindruck gemacht, als wäre es eine neue Erfahrung für sie. Ja, manche warteten, doch das gab es überall. Manche hatten eine 90-Tage Regel, andere eine 6-Date Regel. Skye waren Regeln egal, entweder es passte oder es passte nicht. Und man kaufte doch nicht die Katze im Sack. Der größte Horror für Skye wäre es, wenn sie drei Monate mit einem Kerl ausging und dann feststellte, dass der Sex kacke war. Jongin war jemand der seine Sexualität gerne lebte und wirklich, wieso auch nicht? Sie hatten immer tollen Sex gehabt, wer verzichtete denn freiwillig nach so einer langen Zeit darauf? Vielleicht musste nur jemand Jennie sagen, dass er gut im Bett war.
„Wenn du mich fragst hat sie Komplexe. Sie tut nach Außen so als wäre sie die Tollste, aber ich glaube innerlich ist sie ganz schön kaputt…“
Hatte Skye nicht gestern gedacht, dass sie irgendwie alle kaputt waren?
„Na dann wird Jongin ganz schön unter … Druck stehen.“
Da begann Bae herzlich an zu lachen.
„Skye! Du bist mit Prince Charming ausgegangen, nicht mit dem normalen Jongin…“
Wie meinte er das? Die Frau zog die Augenbrauen zusammen.
„Ich weiß nicht, was du mit ihm gemacht hast, aber so wie er bei dir war, war er noch bei keiner. Um ehrlich zu sein konnten wir Jongin besser leiden, als ihr zusammen wart.“
Huh. War das so? Aber … wieso? War sie so besonders gewesen? Bae schien die Fragen in ihrem Kopf zu erahnen.
„Er war verliebt. Er hat nicht nach einem hübschen Mädchen gejagt, er hatte wirkliche Gefühle für dich. Ich weiß nicht wie lange das angehalten hätte, doch noch nicht mal Krystal hat es so lange gehalten.“
Es waren ziemlich viele Informationen gewesen und nach ihrem Bier ging sie zurück. Taehyung lag nun nicht mehr, sondern saß und er schaute genau in ihre Richtung, als hätte er sie im Wald kommen sehen. Er hatte eine Decke um die Schultern hängen und Skye fand es unhöflich einfach an ihm vorbei zu gehen, wenn er sie so ganz offensichtlich anstarrte. Oder starrte er nur in die Dunkelheit? Sie ging auf ihn zu, er sah so … unschuldig aus. Tae legte sich hin und hob die Decke hoch. Es war eine unausgesprochene Einladung. Sie zögerte und legte sich mit dem Rücken zu ihm, bis seine Arme sich um sie legten, wie Flügel, die sie umschlossen.
„I can make it right …“, flüsterte er und Skye bekam eine Gänsehaut. Tae zog sie enger zu sich. I can hold you tighter. 그 먼 길 위에서. Oh you’re the light. Und nun hatte sie einen Ohrwurm.
Schließlich legte sich der Schlaf über die beiden, wie die Decke, die sie umschloss.
Als Eunhyuk am nächsten aufstand waren Mia und Donghae schon wach. Mia stand an den Tisch gelehnt und beobachtete etwas. Eunhyuk folgte ihrem Blick und fand Taehyung und Skye schlafend auf einem der Lounge-Säcke.
„Was gucken wir uns an?“ Er wollte nur sicher gehen, dass sie auf einer Wellenlänge waren.
„Kopfschmerzen“, erwiderte Mia.
„Ach so sehen Kopfschmerzen aus? Nur für’s Protokoll: Es gab eine Zeit da sahen Kopfschmerzen aus wie ihr beide.“
Damit deutete Eunhyuk auf Donghae und Mia und ging einfach weg. Mia blieb der Mund offenstehen, was auch recht selten passierte.
Nachdem alle halbwegs wach waren frühstückten sie noch zusammen. Suho und Jin wollten anfangen die Zelte abzubauen, doch Mia hielt sie auf.
„Nein, nein, dass machen Donghae, Eunhyuk und Chanyeol“, rief sie.
„Was?!“, kam es von Eunhyuk. „Wirklich?“
„Wirklich“, bestätigte Mia. Eunhyuk ließ die Schultern sinken, wiedersprach aber auch nicht.
„Was haben sie eigentlich angestellt?“
Skye hatte das gestern noch als Nettigkeit abtun können, doch inzwischen wurde es auffällig.
„Willst du gar nicht wissen, lass dir nur gesagt sein, dass ich sie nicht zu Unrecht bestrafe.“
Die Frage war immer nur, ob Mias Maß an Gerechtigkeit gerecht oder ungerecht war, doch Skye war einfach nur froh nicht in der Schusslinie zu sein.
Eigentlich war es ein ziemlich cooles Wochenende gewesen – wenn man mal von dem Weltuntergang und dem Liebesdrama absah. Den Sängern hatte die Auszeit gutgetan, doch Skye bekam das Gefühl nicht los, dass Jungkook ganz froh war, als dann alle weg waren.
Er stand in der Haustür und verabschiedete alle, aber sein Unterton sagte so etwas wie ‚Raus jetzt!‘. Es war kurz nach 12 Uhr, bis alle weg waren. Jungkook schloss die Tür und seufzte – und fand Skye grinsend.
„Was gibt es zu grinsen?“
„Du bist voll froh die los zu haben“, stellte sie fest.
„Ich … nein … so kann man das nicht … okay, ein wenig.“
„Schon okay, ich bin auch froh“, gab sie zu und nun fing er an zu grinsen.
„Wundere dich übrigens nicht, wenn Bang Si-Hyuk in zwei Stunden kommt“, sagte sie noch und ging dann nach oben, um zu duschen und sich fertig zu machen.
„Was?!“ Verwundert schaute er ihr nach. Jungkook wusste, dass sie heute ihr Essen mit Tae und Si-Hyuk gehabt hätte, also wieso kam er nun alleine?
Skye kam aus ihrem Bad und rannte fast in Jungkook rein.
„Hey! Stell dir vor ich wäre nackt gewesen!“, blaffte sie ihn an, doch sein Gesichtsausdruck blieb unbeeindruckt.
„Wieso kommt Bang Si-Hyuk her?“
„Geschäftlich.“
Nun hob der Sänger eine Augenbraue.
„Warte … du willst Big Hit in Divas & Hustlers integrieren?!“
„Vielleicht.“
Sie ging an ihm vorbei in ihr Ankleidezimmer, doch er folgte ihr.
„Meinst du es ist eine schlechte Idee?“, fragte sie vorsichtig.
„Nein, ich denke das ist eine geniale Idee. Was sagt Jiyong dazu?“
Skye räusperte sich nur und begann sich Klamotten rauszusuchen.
„Du hast es ihm nicht gesagt“, stellte Jungkook fest.
„Wenn Bang mich auslacht und verhöhnt, wäre es nur Zeitverschwendung.“
„Aber vielleicht wäre Jiyong hilfreich bei dem Gespräch?“ War nur so ein verrückter Vorschlag …
„Es geht ums Geschäft und mit Bang habe ich schon genug Testosteron am Tisch – geh raus, ich will mich anziehen!“
Jungkook rollte mit den Augen und ging in den Flur.
„Das heißt du hast eine Strategie?“, fragte er etwas lauter.
„Natürlich!“
Es war ja nicht so, als hätten sie die ganze Zeit nichts gemacht.
„Gut, weil … du hast nie wieder etwas darüber gesagt.“
„Just because I don’t talk about it doesn’t mean I don’t do anything.“
„Hat er Reißverschluss dein Sprachzentrum eingeklemmt?“
Skye steckte den Kopf durch die Tür.
„Sehr witzig.“
Jungkook grinste nur.
Sie trug eine lange blaue Hose, etwas lockerer und ein lockeres, weißes Satin Oberteil, ärmellos, dass in der Hose steckte. Darüber einen goldenen, dünnen Blazer und goldene Pumps. Sie drehte sich und schaute ihn erwartungsvoll an.
„Sehr gut, nicht zu sexy, nicht zu bieder“, beurteilte Jungkook das Outfit. „Du schaffst das.“
„Davon bin ich ausgegangen.“
Kookie fing an zu lachen und schüttelte den Kopf.
Skye machte sich fertig, ein leichtes Make Up und die Haare steckte sie nach oben – nicht zu streng, bei ihr sah es immer etwas wild aus auf dem Kopf und ihre Haare sind in den letzten Monaten gut nachgewachsen, so dass sie schon wieder richtig mit den Haaren arbeiten konnte.
Heute Mittag würde nicht Frau Kim kochen. Tae hatte Thaiessen geplant, weil Bang das wohl mochte und Skye hatte schon einen Koch bestellt gehabt. Hätte sie doch Jiyong Bescheid sagen sollen? Nein, sie würde sich nicht von Jungkook verwirren lassen.
Sie ließ ihren Blick durch das Haus gleiten, alles war ordentlich und dann klopfte es auch schon an der Tür. Sie hatte keine Klingel, sondern so einen uralten Türklopfer. Schließlich bekam sie schon von der Sicherheitskontrolle bei der Einfahrt mit, wenn jemand kam.
„Bang Si-Hyuk, vielen Dank für Ihren Besuch.“
Skye öffnete die Tür mit einem Lächeln und machte eine einladende Geste. Er nickte, konnte aber einen verwunderten Blick nicht verstecken, als er sich umschaute.
„Wie hast du dieses Haus gefunden?“
„Glück“, gab sie zu und führte ihn in das Kaminzimmer.
„Ich verstehe, dass sich der Grund unseres Treffens geändert hat.“
„Ja, Taehyung und ich brauchen Zeit, um … zu heilen.“
Es war wie es war und er nickte.
„Es tut mir leid, wenn ich euch im Weg gestanden habe. Ich hoffe du verstehst, dass wir versuchen BTS aus jeglichen Skandalen rauszuhalten und du hast wie eine potentielle Bedrohung gewirkt.“
Skye führte ihn in das Esszimmer, dass durch einen großen Durchgang vom Kaminzimmer zu erreichen war und bot ihm an sich zu setzen.
„Auf geschäftlicher Ebene kann ich es gut nachvollziehen. Es war die letzten Wochen nur alles etwas viel.“
Frau Kim kochte zwar nicht, doch sie brachte ihnen frische Getränke.
„Es ist eine Limonade nach eigenem Rezept“, erklärte Skye. Herr Bang nippte daran und nahm dann einen größeren Schluck.
„Sehr erfrischend! Und ja, dein Terminplan war etwas … voll. Wie läuft es mit der Band bei SM Town?“, erkundigte er sich.
„Sehr gut, sie sind sehr talentiert.“
„Ich denke, dass all das mit diesem Treffen zu tun hat?“
Skye nickte leicht.
„Aber zum Geschäft kommen wir erst nach dem Essen.“
Jungkook stand in der Bibliothek, die breite Schiebetür zum Kaminzimmer war nur leicht geöffnet, doch es reichte, um dass er die beiden hören konnte. Und dann fing es an nach Essen zu riechen. Super und er bekam nichts ab?! Er schlich sich von der Bibliothek in den Flur und dann weiter in die Küche, immer vorsichtig, dass Skye und Si-Hyuk ihn nicht sahen. In der Küche war der Geruch noch schlimmer! Doch Skye hatte Ram, ihren thailändischen Koch, natürlich auf Jungkook vorbereitet und als der Sänger in die Küche kam, grinste der Koch schon. Skye hatte JK als ‚Den Hungrigen‘ getauft, daher wunderte sich der Koch auch nicht.
„Skye hat mir gesagt, dass ich für Sie mitkochen soll. Allerdings soll ich Sie bitten oben in ihrem Zimmer zu essen und nicht versuchen von der Bibliothek aus zu lauschen.“
Jungkook schaute ihn mit offenem Mund an. Woher wusste die das mit der Bibliothek?! Das mit dem Hunger war offensichtlich, irgendwie hatte er immer Hunger. So nahm er seine Portion und dackelte nach oben.
Sie aßen lange. Der ganze Tisch stand voll mit Essen und schließlich waren sie nur zu zweit. Si-Hyuk lobte das Essen in vollen Tönen und bedankte sich auch bei Ram persönlich. Liebe ging durch die Magen, dass hatte Skye früh gelernt und ein glücklicher Magen, war der beste Magen, auf dem sich Geschäftsgespräche verdauen ließen.
Schließlich waren sie so voll, dass sie es aufgaben weiter zu essen. Bang bedanke sich bei Skye und fing schon an Scherzchen zu machen. Sie ließ sich einen Aschenbecher bringen und die Getränke wurden aufgefüllt.
„Also Skye, wie kann ich dir heute behilflich sein? Hast du dich doch dazu entschlossen zu Big Hit zu kommen anstatt zu SM Town?“
Ja, das hatte er ihr angeboten und deswegen wusste Skye, dass sie recht gute Chancen hatte mit ihm zu verhandeln.
„Verrückter“, sagte sie nur und zündete sich eine Zigarette an, um eine Kunstpause zu schaffen.
„Wir wollen ein eigenes Label gründen.“
Damit schien Bang nicht gerechnet zu haben.
„Wer sind wir?“
„Kwon Jiyong, ich und hoffentlich auch Sie.“
Er lehnte sich zurück und überlegte.
„Was lässt dich denken, dass Korea noch ein Label braucht?“
Skye stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab.
„Schauen wir den Tataschen ins Auge: YG wird fallen. Drogen, Prostituierte, verschleierte Kosten. Es braucht nur noch ein Windstoß und sie werden nicht mehr hochkommen. Bei der aktuellen Lage wird es einfach die Künstler, die wir wollen, aus ihren Verträgen zu bekommen. Dazu zählen Big Bang, BlackPink, aber auch die Produzenten wie Teddy und Choice.“
Sie sah wie Bangs Augen anfingen zu leuchten. Teddy war eine große Nummer.
„SM Town ist nicht viel besser. Die ersten Informationen zur Geldwäsche sind schon aufgetaucht. Die Trainees werden zerstört, ich denke es wird leicht sein Talente abzuwerben. Und wir wären ein Label mit G-Dragon als Gesicht. Ich weiß seine Weste ist nicht weiß, aber er hat immer noch viel Einfluss.“
Bang nickte langsam.
„Und was wollt ihr von mir? Geld als Investment?“
Skye grinste.
„Oh nein, Geld haben wir. Ich habe zwei Partner aus den Emiraten, die jeweils mit 100 Millionen Dollar einsteigen und noch ein paar Partner mit kleineren Beträgen. Dazu kommt, dass Jiyong und ich auch investieren.“
Bang versuchte zu verbergen, dass er beeindruckt von den Zahlen war, doch es entging Skye nicht.
„Und was willst du von Big Hit?“
„Ressourcen. Natürlich kennt Jiyong sich aus, jedoch will ich kein zweites YG Entertainment aufbauen, sondern aus den Fehlern der Entertainments lernen, um ein angenehmes und kreatives Klima zu schaffen. Wir brauchen Mitarbeiter, Produzenten, Manager, Marketing, Studios, Choreografen und wahrscheinlich noch vieles mehr. Hierbei möchte ich von Big Hit unterstützt werden.“
Wieder nickte er, doch dann änderte sich sein Blick.
„Und was bekommt Big Hit?“
„5% der Firma.“
Da lachte er fröhlich, Skye lachte mit, ihr war klar, dass sie mit 5% nicht durchgekommen wäre, doch er hatte wahrscheinlich ganz andere Vorstellungen.
„25%.“ Nun lachte Skye fröhlich.
„7%.“
„23%.“
Letztendlich trafen sie sich bei 15%.
„Und was machst du mit deinen IDOLLs – übrigens finde ich den Namen furchtbar.“
„Ich werde sie kaufen. Sie haben alle ihre Verträge schon unterschrieben, aber ich denke, dass alles seinen Preis hat.“
„Aber Skye, konzentriere dich nicht zu viel auf die alten Künstler. Big Bang ist Kult und BlackPink stehen auf dem Zenit, doch du musst nicht jeden Künstler mitschleppen. Ein Label ist ein Geschäft und kein Tierheim.“
Wahrscheinlich würden sie in den nächsten Monaten viele solcher Gespräche haben. Er stand auf und langsam gingen sie zur Tür.
„Und Skye?“
„Hm?“
„Deine Band wird nur funktionieren mit dir als Bandleader. Du schreibst, du produzierst, du bist schön, es kann nicht sein, dass du nicht Bandleader bist.“
Es schmeichelte sie und doch wollte sie nicht direkt mit Naomi in den Krieg ziehen. Die Frage nach dem Bandleader ließ sich auch noch später klären.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagte die Amerikanerin und verbeugte sich.
„Ich mich auch und nur damit du es von mir gehört hast: Ich stehe dir und Taehyung nicht mehr im Weg, aber für deine eigene Karriere hoffe ich, dass ihr nur zu schnell etwas macht, was sich vor den Medien nicht verstecken lässt.“
Sagte er ihr gerade das sie nicht schwanger werden sollte? Erst Mia und nun Bang, was war denn los?
Skye schaute ihm nach, wie er davonfuhr und langsam begriff sie erst, was gerade passiert war. Dieses Label war kein Traum mehr, kein Hirngespinst mit Alkoholeinfluss. Jungkook stellte sich neben ihr.
„Alles gut?“
„Ich glaube ich brauche Alkohol.“
„Was ist eigentlich aus dir und Jared Leto geworden?“ Apropos Alkohol.
„Das habe ich abgesagt. Mit allem, was hier los ist…“
Die beiden gingen zurück ins Haus, wo Skye ihnen fruchtige Cocktails zauberte.
„Ich dachte das ist ein Smoothie-Maker“, bemerkte Jungkook.
„Das ist ein Smoothie … ohne Milch … mit Alkohol.“
Kopfschüttelnd und grinsend nickte er daran und bekam große Augen.
„Das ist lecker!“
„Und immer dieser Unterton der Überraschung …übrigens ‚Überraschung‘: Ich weiß wohin ihr fliegt!“
„Was?! Wann hat er das verraten?!“
„Ich habe die Zeit ausgenutzt, als du beim Essen warst. Ich gehe davon aus, dass du davor und danach gelauscht hast?“
„Ja! Aber das ist ja kein Grund, dass in der Zeit zu besprechen, in der ich am Essen war!“
Die Amerikanerin fing an zu lachen.
„Skye, das ist nicht lustig! Sag mir wohin wir fliegen!“
„Also, ich sage nur so viel: Man hatte ja schon vorher das Gefühl, als wollte euch Big Hit um die Ecke bringen, so selbst Autofahren auf Malta mit Linksverkehr und solche Späße, aber jetzt, jetzt ist es klar, dass sie euch umbringen wollen. Aber es macht auch Sinn, schließlich seid ihr auf dem Höhepunkt eurer Karriere, wenn ihr jetzt sterben würdet, würdet ihr für immer Legenden bleiben.“
Sie musste aufpassen, denn Kookie fing an sie zu jagen. Sie flüchtete ins Esszimmer, wo die Jagd rund um den Esstisch weiterging.
Manchmal musste Skye über sich selbst lachen. Nach dem Meeting und dem Cocktail und der Verfolgungsjagd zog sie sich um, in gemütliche Klamotten und sie ging mit Jungkook runter an den See. Mia hatte sie Sitzsäcke dagelassen und Skye wollte einfach nur eine halbe Stunde die Augen zumachen. Sie waren gerade auf dem Weg an den See, als Skye aus dem Nichts anfing ‚A whole new world‘ aus Aladin zu singen, aber so richtig im Musical-Stil. Jungkook schaute zuerst verwundert, stimmte bei der zweiten Strophe aber mit ein, nur das er jetzt den Teil von Prinzessin Jasmin hatte, doch er war nicht wirklich textsicher und Skye sang einfach querfeldein und tänzelte durch den Wald.
Sie kamen am See an als der Song endete. Ihre Blicke trafen sich und sie fingen an zu lachen.
„Ich glaube das ist voll dein Ding“, bemerkte JK als sie sich in die Lounge-Säcke schmissen.
„Ich hoffe es.“
Skye wollte nicht darüber reden, wie ihr eigentlich der Arsch auf Grundeis lief. Tausend Dinge konnten schief gehen. Sie jonglierten mit so viel Geld und in ihren Händen würden so viele Leben hängen, nicht nur die ihrer Künstler, sondern auch die ihrer Angestellten. Stylisten, Choreografen, Produzenten, Songwriter, Assistenten, Manager, Talentscouts, Sekretärinnen, ITler, Buchhalter, PR, Sicherheitsleute und Positionen, an die Skye jetzt noch gar nicht dachte.
„Du hast eine scheiß Angst“, stellte der Sänger fest. Fragend schaute sie zu ihm.
„Du bist gerade sehr blass geworden, aber keine Sorge. Ich kenne dich und du machst keine halben Sachen. Wenn man sich auf jemand verlassen kann, dann auf dich.“
Skye lächelte etwas. Sie wusste, dass auch Jungkook anfangs zu kämpfen hatte und verunsichert war mit seiner Rolle innerhalb der Band als Mainvocal.
„Danke.“
„Verrätst du mir jetzt wo wir für Bon Voyage hinfahren?“
Die Amerikanerin rollte die Augen.
„Ich muss doch irgendwie packen!“, verteidigte er sich.
„Es gibt Schnee … und Strände…“
Sein Blick sagte, dass er mit der Aussage nicht wirklich zufrieden war.
„Gibt es denn irgendwelche besonderen Tiere?“
Skye dachte darüber nach.
„Katzen … und Hunde.“ Dann schloss sie die Augen.
„Ich hasse dich.“
„Hab dich auch lieb.“
An diesem Abend traf sich Skye mit Jiyong und Seunghyun im Najima, um ihnen von den Neuigkeiten zu erzählen. Jetzt mussten sie sich nur noch darüber freuen.
„Skye! Du siehst furchtbar aus!“, war Noahs Begrüßung als er sie in seine Arme schloss. Mit tiefgezogenen Augenbrauen betrachtete er sie.
„Du hast abgenommen und woher kommen diese Augenringe? Wer ist den der Ritter deiner Nächte?“
So viele Emotionen in zwei Sätzen, Freude, Neugierig, Verurteilung.
„Ich freue mich auch dich zu sehen.“
Noah lächelte und legte den Arm um ihre Schulter.
„Na komm, ich mache dir erst einmal etwas zu trinken – das hilft wie mindestens zwei Hyaluron Sitzungen.“
Die Frage war: Wollte sie das? Andererseits waren die beiden Rapper noch nicht da. Skye setzte sich an die Bar und Noah ging hinter die Theke, wo er alle möglichen Sachen zusammenmische. Die Amerikanerin zog die Augenbrauen zusammen, wenn er jetzt noch ein rohes Ei rein schmeißen würde, würde sie es auf gar keinen Fall probieren! Doch zum Glück kamen nur Eiswürfel dazu und dann kam die hellgrüne Brühe in den Shaker.
„Et voila!“ Verziert mit einem Schirmchen und einem Ananasstück stellte er das Getränk vor ihr ab. Noch war Skye skeptisch und nahm nur einen kleinen Schluck. Im Mund war es wie eine Explosion aus Früchten, aber es war nicht zu süß.
„Oh wow!“
Noah fing an zu grinsen.
„Keine Sorge, mit Alkohol kenne ich mich aus.“
Bis Seunghyun und Jiyong kamen hatte Skye das Glas leer und hatte einen Schwips … einen leichten.
„JiJi!“ Sie fiel Jiyong in die Arme und drückte ihn an sich. Der Musiker fing an zu lachen und schaute hilfesuchend nach Noah, der nur eine Barcadi Flasche hochhob. Nun war Jiyong klar.
„T-oppa!“
Auch Seunghyun konnte nicht anders als lachen.
„T-oppa ist TOP und Oppa in einem Wort“, erklärte Skye stolz und musste zugeben, dass sie den zweiten Drink doch hätte ablehnen sollen. Dafür fanden die beiden Rapper es witzig, vor allem als sie T-oppa dann auch noch erklärte.
Man führte sie in ein Separee und bereitete den Tischgrill vor.
„Was ist denn der Grund dieses Meeting?“, erkundigte sich Jiyong, dem Skye vorher nichts verraten hatte.
„Ich hatte heute ein Gespräch mit Bang Si-Hyuk…“, begann sie. Skye erzählte wie das Gespräch gelaufen ist, was sie besprochen hatten und wie sie verblieben sind. Es war schwer Jiyongs Gesichtsausdruck zu deuten, selbst für Seunghyun, der seinen Freund ebenfalls beobachtete.
„Okay, du findest es furchtbar…“
„Nein, im Gegenteil, ich finde es eine geniale Idee.“
„Aber?“
„Es wird plötzlich so … wirklich.“ Unsicher schaute er zu Seunghyun. Skye hatte im Endeffekt keine Verbindung zu YG, doch für Seunghyun und Jiyong war YG ‚Zuhause‘. Es war ihr Label und Big Bang hatte einen großen Teil dazu beigetragen, dass YG heute war, was es war. Jetzt hatte YG ernste Probleme und eine ihrer Hauptbands würde das Entertainment verlassen. Vielleicht sogar zwei. Vorher hatten sie nur darüber gesprochen und so wie es heute Mittag bei Skye ‚klick‘ gemacht hatte, machte es das jetzt bei ihnen.
„Du weißt, dass es nicht eure Schuld ist was mit YG passiert“, sagte Skye.
„Wir haben doch auch jahrelang zugesehen“, sagte Seunghyun. „Wir haben uns für Götter gehalten.“
„Ihr wart Götter“, stellte sie fest. Vor BTS gab es niemand der an Big Bang auch nur annähernd heran kam. H.O.T, Shinwha und Epik High waren Kult-Bands, aber Big Bang waren … Big Bang. Vor Big Bang waren es Dong Bang Shin Ki gewesen. Es gab immer eine Band, die alle anderen anführte. Die Götter des Kpops.
Sie wurden durch das Essen unterbrochen und vielleicht war es auch gut so. Jeder musste etwas in sich gehen und die Zwangspause kam zur rechten Zeit.
Das Essen half auf jeden Fall gegen den Schwips. Alle wirkten noch, als wären sie in Gedanken versunken.
„Wir können auch alle eine Nacht drüber schlafen, es müssen heute keine endgültigen Entscheidungen getroffen werden“, wand sie ein. Jiyong musste genauso hinter dem Projekt stehen wie sie. Er würde das Gesicht des Labels werden. Skye kannte niemand. Sie war eine Amerikanerin in Korea. Keiner würde sich für ihr Label interessieren, wenn Jiyong kein Teil davon wäre. Mal abgesehen davon war es seine Idee gewesen.
„Wir können uns ja über die weniger wichtigen Dinge unterhalten … Name?“ Pure Ironie sprach aus Seunghyun, aber es half das Eis etwas zu brechen.
„Also ich habe zwei Ideen“, meinte Skye. Jiyong schaute sie erwartungsvoll an.
„Entweder G-Next oder 5G – beides hätte das „G“ für G-Dragon, aber das „G“ für Generation stehen Generation-Next und bei 5G für 5. Generation.“
Zugegeben, bei diesen ganzen Generationen blickte Skye nicht so wirklich durch. Die 1. Generation von Kpop war einfach, dazu gehörten H.O.T. und S.E.S und Epik High, ca bis zum Jahr 2000 war alles 1. Generation. Bis 2010 war dann die 2. Generation mit DBSK, Super Junior, KARA, 2PM, 2AM, Big Bang, Rain. Danach kam die 3. Generation. Vorher waren die Zeitabstände noch recht groß, doch ab 2010 ging es irgendwie schneller. SHINee, 2NE1, Teen Top, After School, MBLAQ und Miss A gelten als 3. Generation. Die 4. Generation war dann das, was danach kam mit BTS, EXO, G-Friend, Ikon, G-Idle und BlackPink.
Nun gingen die Meinungen auseinander. Die einen behaupteten, dass die neuen Bands wie NCT und Momoland und TXT bereits zur 5. Generation gehörten, während andere sagten, dass die 4. Generation noch immer anhielt. Doch egal wie es ausgehen würde, ihr Label würde zur 5. Generation gehören.
Die beiden Rapper starrte sie an.
„Hm?“
„Das ist voll gut!“, freute sich Jiyong. Seunghyun nickte lächelnd.
Ungefähr eine Stunde später löste sich die Gruppe auf.
„Ich muss noch wo hin, kannst du Skye nach Hause fahren?“, fragte Jiyong seinen Bandkollegen.
„Na klar.“
„Ich hatte nur zwei Drinks!“, beschwerte sich Skye.
„Ich verstehe nicht wieso du bei deinem Trinkverhalten nicht schon längst einen Fahrer hast.“ Jiyong versuchte sich vorwurfsvoll anzuhören, beugte sich aber runter und gab ihr einen Kuss.
Und so blieb Skyes Auto in der Tiefgarage vom Najima stehen.
„Wie läuft es mit den Taes?“, erkundigte sich Seunghyun beiläufig, als sie ins Auto stiegen.
„Ich dachte das mit Taehyung würde ernst werden, also habe ich Taeyong abgesägt, doch es scheint als brauchten Taehyung und ich noch etwas Zeit …“
Deswegen mochte Seunghyun ältere Frauen. Es war unkomplizierter, sie wussten was sie wollten. So einen Kindergarten gab es da nicht. Er lehnte sich zurück und drehte den Kopf zu ihr.
„Willst du mit zu mir?“
Diese Stimme, diese Augen und ihr Herz klopfte schneller. Verräter. Sie hatte sich daran gewohnt mit ihm zu schlafen. Es war alles so unkompliziert. Es gab keine Diskussionen, keine tiefgründigen Liebesgeständnisse. Keine Kopfschmerzen. Oppa with Benefits. T-oppa with Benefits. Super, das würde sie nie wieder losbekommen.
„Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich wie ein Grill rieche.“
Wenn man in Korea BBQ macht war es zwar super lecker, aber man roch danach, als wäre man ein Räucherschinken.
„Nein, macht es nicht – und das lässt sich auch ändern.“
Und so fuhren sie zu ihm.