Als Mia an diesem Donnerstag aufstand fielen ihr zwei Dinge auf:
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Die Knutschflecken waren endlich weg
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Sie hatte eine Nachricht von Yunho, der fragte ob sie heute Mittag essen gehen wollten
Dies führte wiederum zu zwei Fragen:
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Woher hatte er ihre Nummer?
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Sollte sie mit ihm essen gehen oder nicht?
Schmunzelnd saß sie vor ihrem iPhone, noch gar nicht so wirklich wach. Sie mochte Yunho. Punkt. An dem Abend auf Kangins Geburtstagsfeier war er wirklich cool gewesen, sie hatte es genossen sich mit ihm zu unterhalten. War es merkwürdig mit jemanden befreundet zu sein, mit dem man Sex gehabt hatte? Immerhin war es nicht Mias schuld gewesen. Woher hätte sie wissen sollen, dass er nett war? Zumal sie ja gar nicht gewusst hatte, auf wen sie sich da eingelassen hatte und dachte ihn nie wieder zu sehen. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Ja, okay, es war gut gewesen. Aber sie hatte eine zweite Gelegenheit gehabt und sie abgelehnt, was doch dafürsprach, dass sie das mit ihm nicht mehr tun würde. Aber was war mit Kyuhyun? Wenn er schon von dem Kuss wusste, was wusste er noch alles? Nein, Mia bezweifelte, dass er von Yunho wusste. Würde er etwas dagegen haben? Vielleicht. Aber sie musste es ihm sagen, wenn sie sich mit Yunho treffen würde. In Deutschland, wenn sie mit ganz normalen Jungs ausgegangen wäre, hätte sie es wahrscheinlich nicht gesagt. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Aber hier in Seoul war es etwas anderes und es waren auch keine normalen Männer, mit denen sie sich traf. Am Ende landete sie noch in der Zeitung und dann war der Teufel los.
Mia entschloss sich dazu erst einmal nicht zurückzuschreiben und ging ins Bad. Siwon war schon beim Joggen. Mia hatte sich den Wecker etwas später gestellt, für was so früh aufstehen?
Nachdem sie aus der Dusche draußen war schrieb sie Kyu und fragte, ob es in Ordnung wäre, wenn sie mit Yunho zu Mittagessen würde. Ein paar Straßen weiter las ein müder und verwunderter Kyu die Nachricht und zog die Augenbrauen hoch. Nach ein paar Sekunden grinste er und drehte sich auf den Rücken. Mia machte sich Sorgen was er denken würde und ließ es von ihm absegnen.
„Was grinst du denn schon so am Morgen?“
Donghae hatte nur ein Auge geöffnet, zwei war zu anstrengend, und schaute zu seinem Zimmergenossen.
„Etwas, was dich auch zum Grinsen bringen würde“, antwortete der Jünger und Donghae wusste gar nicht wie Recht er damit hatte.
Wenig später vibrierte Mias Telefon und die bekam ein ‚No problem … hope to see you soon‘ von Kyuhyun zurück. Na also – keine Sorgen, kein Problem, souverän wie Superman.
Siwon kam vom Joggen zurück und gemeinsam bereiteten sie das Frühstück vor.
„I hope you get well soon so we can go jogging again“, meinte Siwon und setzte sich mit einem Tee zu Mia.
„I hope so.“
Mia war noch nicht fertig angezogen und hatte ein Schulterfreies Oberteil an. Zum ersten Mal sah Siwons eines ihrer Tattoos. Vier Kanjis auf der Wirbelsäule. Neugierig setzte er sich hinter sie und Mia wusste, dass er sich das Tattoo anschaute. Seine Finger fuhren über die Jugendsünde.
„Can you read it?“ Mia stellte die Frage ohne sich umzudrehen.
Sie wusste das Siwon ziemlich gut in Chinesisch war – andererseits musste man ja aber auch 1.000 Zeichen kennen, um eine Zeitung lesen zu können, ‚Gut‘ war also ein sehr dehnbarer Begriff.
„I don’t think I know the first one, but this means fire and that ocean and in the end it’s winter?“
Mia drehte sich lächelnd zu ihm um.
„The first one means something like spirit, like mental power.“
„Ah…“
Siwon schaute noch einmal auf das obere Zeichen.
„And why did you choose these signs?“
Siwon setzte sich neben Mia und schenkte sich Tee nach. Wieso war Siwon eigentlich nicht ihr Typ? Er sah gut aus, dass konnte sie nicht abstreiten, aber als Mann reizte er sie einfach nicht. Vielleicht war er zu höflich.
„I choosed the first one because I always want my mental power, I always want my mind to control my body.“
Siwon hörte ihr aufmerksam zu und nickt.
„Fire … because I like fire, I am like fire. From all elements fire is my favorite. Ocean because I always loved the ocean. Wherever I am, of theres an ocean I need to say ‘hi’. And winter because I can also be like winter.“
Nun zog Siwon die Augenbrauen zusammen. Bisher hatte ja alles einen Sinn ergeben, aber wieso war sie wie Winter? Mia lächelte und nippte am Tee.
„It’s like self-criticism. I can be like the winter, good looking, maybe beautiful, but also cold and deathly. It’s there to remind me that I am not perfect, I can make mistakes and hurt people. Nobody is perfect, we are humans, it’s usual to make mistakes, I just show my bad side to the world.“
Siwon starrte sie einfach nur an. Sie hatte sich wirklich Gedanken darum gemacht, sich nicht nur mit Dingen beschäftigt, die ihr wichtig waren und die sie mochte, sondern auch mit denen man sich nicht so gerne auseinandersetzte.
Die Ruhe der beiden wurde gestört, als die anderen aufstanden und Siwon sprang unter die Dusche, bevor es ein anderer konnte. Kangin und Yesung fanden das äußerst unfair und hämmerten gegen die Tür. In der neuen Wohnung würde alles besser werden. Da gab es genug Badezimmer damit alle halbwegs zufrieden sein dürften.
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Um 11 Uhr war Mia bei SME verabredet, um sich das neue Video anzugucken. Mia machte sich fertig und zum ersten Mal zog sie Kyus Schlüssel um den Hals. Morgen war Premiere und alle waren gespannt, wie das letztendliche Ergebnis aussehen würde. Sie saßen alle in dem großen Vorführraum und schauten gemeinsam das Video. Es gefiel Mia, wirklich. Es hatte Pepp, gute Lichtverhältnisse, die Jungs sahen toll aus – und dann kam die Stelle, an der sie Kyuhyun eine Ohrfeige gab. Obwohl die Jungs sich jetzt diese Stelle schon unzählige Male angeguckt hatten, lachten sie immer noch herzlich darüber. Kyuhyuns und Mias Blicke trafen sich und beide fingen an zu grinsen. Er hatte gesehen, dass sie seine Kette trug und freute sich wirklich sehr darüber.
Die anderen gingen ins Studio während Mia die letzten Koordinationen für Tokyo traf. Sie würden im Peninsula schlafen und Mia war völlig aus dem Häuschen. Sie hatten zwei Privatwagen zur Verfügung und einen Bus, Sicherheitsleute waren gebucht und würden von Big Mike Sonntagmorgen eine Einweisung bekommen. Mia war ziemlich aufgeregt. Sie hatte schon so viel über die Super Show 3 gehört und sich Videos der Super Show 2 angeschaut. Klar war, dass sie auf eine riesige Masse von Fans treffen würden.
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Gegen 13 Uhr war Mia fertig und hatte bis zum Abend frei, denn die Jungs waren auch schon wieder unterwegs und wurden von Kim begleitet. Sie traf sich in der Stadt mit Nari, die Mission heute: Ein Outfit für die Charity-Party finden. Shindong kam leider nicht mit zu der Veranstaltung, somit auch nicht Nari, aber sie hatte Spaß Mia wie eine Puppe in zig Kleider zu stecken. Mia hasste es Kleider zu probieren. Im Winter musste man erst mal alles ausziehen, Jacke, Schalt und sonstiges, um sich dann in ein leichtes, nettes Kleid zu zwängen – und das mit einer Korsage, wegen der blöden Rippe. Es durfte also nichts sein, was zu eng war. Am Ende wurde es ein Kleid von ‚Elizabeth & James‘ was quer geschnitten war und somit eine Schulter frei ließ. Es war zwar relativ kurz, aber nicht zu kurz und Mia hatte die perfekte Strumpfhose für unten drunter und ihre Marc Jacobs Ankleboots würden ebenfalls gut passen. Es war wirklich toll mit einer Frau durch die Stadt zu ziehen.
„Macht es dir nichts aus immer zu Hause zu sein? Willst du nicht ab und zu mal mit?“, fragte Mia. Sie stellte sich das schwierig vor, immerhin drehte sie ja schon durch, wenn man sie zwei Tage zu Hause ließ, nur weil sie am Tag zuvor fast niedergetrampelt worden war. Doch Nari schien das recht locker zu sehen.
„Ich bin froh darum nicht ganz so reingezogen zu werden. Ich bin mit Shindong dem Menschen zusammen, nicht mit dem Sänger und ich möchte, dass wir eine normale Umgebung und ein normales Leben haben. Natürlich schaue ich mir auch mal Sendungen an, in denen sie auftreten, aber ich bin auch froh, dass ich nicht seinen Stress habe.“
Mia beneidete sie für ihre Einstellung und fragte sich wie sie damit umgehen würde. Sie war dafür viel zu aufbrausend und temperamentvoll als dass sie es ertragen könnte, dass ihr Lebensgefährte ständig weg war. Einfach war es nicht, doch die beiden schienen einen guten Weg gefunden zu haben damit umzugehen.
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Um 16 Uhr traf sich Mia dann mit Yunho. Sie trafen sich in einem Restaurant, dessen Adresse er ihr getextet hatte und sie umarmte ihn fröhlich.
„Hey girl, how are you?“
„Pretty good and you?“
„Good.“ Yunho grinste und bedeutete Mia sich zu setzen. Er sah natürlich den Tiffany Schlüssel um ihren Hals.
„So I see you made a decision …“, meinte er und zeigte auf die Kette. Mia grinste leicht.
„We will try, it’s not easy, but we will try.“
„Ich habe schon ziemlich viele Geschichten gehört, aber noch nie, dass er sich so bemühte. Ich glaube er ist verliebt …“, neckte Yunho sie und Mia merkte wie sie rot wurde.
„Weiß er, dass wir uns treffen?“
„Ja, ich habe ihn gefragt …“
„Aber er weiß nicht …“
„Nein.“
„Das ist vielleicht auch besser so.“
„Correct.“
Mia war ja nicht lebensmüde. Sie bestellten etwas zu trinken und Mia ließ sich von Yunho erzählen, was er die ganzen Wochen getrieben hatte. Es war ruhig geworden um DBSK, intern scheint es wohl einige Differenzen zu geben. Es war schade. Auch wenn Mia sich nie mit der Band beschäftigt hatte – man hatte ja gesehen wozu das führte – so fand sie ihre Musik dennoch gut und Mia hörte sie gerne.
„So und ihr fliegt Samstagnacht nach Tokyo, aufgeregt?“
„Total. Ich war noch nie da und I’ll probably see nothing because we have so many Termine.“
„Hm, das ist schade. Japan ist wirklich schön. Und Einzelzimmer oder Doppelzimmer?“, fragte Yunho grinsend.
„Offiziell ein Einzelzimmer. Ich möchte gerne noch ein wenig warten …“
Yunho legten den Kopf zur Seite und beobachtete die junge Frau.
„Es ist … keine Ahnung … ich hab Angst.“
„Angst?!“ Yunho lachte fröhlich, wieso sollte sie Angst vor Kyuhyun haben? Mia war das unangenehm und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
„Ich weiß nicht. I don‘t want to rush this, I want it to be special.“
Es sollte nicht so sein wie bei Yunho, nicht so unpersönlich, nur auf die eigenen Bedürfnisse ausgelegt. Tief im Inneren schien Kyuhyun nämlich doch ein Sensibelchen zu sein, Mia wollte, dass sie sich beide wohl fühlten, dass sie beide wussten woran sie waren.
„Okay, I understand that.“
Sie aßen zusammen und Yunho fuhr Mia nach Hause. Sie war wirklich gerne mit ihm zusammen und er wusste immerhin mehr als Leeteuk. Es war so einfach mit ihm, er gehörte nicht dazu und sie hatte auch keine Angst, dass er sein Wissen ausnutzen würde. Für sie waren es auch zwei Personen, der Typ, den sie an dem Abend abgeschleppt hatte und der Labelkollegen, mit dem sie gut reden konnte.
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Heute Abend begleitete Mia Kangin und Donghae, die eine Radiosendung gestalten würden. Die beiden hatten einiges an Spaß bei der Sendung und viele Gäste eingeladen. Zur gleichen Zeit organisierte Kyuhyun einen Videoabend bei ihnen zu Hause. Es war halt klar, was er bezweckte und Mia war gespannt, ob sein Plan aufgehen würde.
Als die Radiosendung fertig war fuhren sie weiter zu KBS und hörten sich die letzte halbe Stunde Sukira an. Die beiden hatten nicht gewusst das sie vorbeischauen würden und natürlich wurden alle ins Studio gerufen und angekündigt. Selbst Mia musst ‚Hallo‘ sagen, Leeteuk kannte keine Gnade.
Im Van sah es aber ganz anders aus. Leeteuk war am Einnicken und Eunhyuk gähnte laut vor sich hin. Kangin hatte wohl andere Pläne und niemand von der anderen Wohnung war gekommen. Auch Donghae hatte wohl seinen Abend schon verplant und meinte zu Eunhyuk nur, dass er nicht aufbleiben müsste. Mia versuchte das Ziehen im Magen konstruktiv zu ignorieren. Was sollte das denn heißen? Nein, sie schob die Gedanken weg.
Also, im Endeffekt saßen Kyuhyun und Mia alleine im Wohnzimmer. Sie waren sich nicht sicher ob Teukie und Hyuk tatsächlich schon am Schlafen waren und legten einen Film ein. Er hatte sich ja wirklich Mühe gegeben, Popcorn gemacht, Knabbersachen aufgestellt und Getränke gekühlt. Gemeinsam zogen sie die Couch aus und murmelten sich in eine Decke. Für einen Moment fühlte es sich fast normal an. Sie schauten tatsächlich den Film – für ungefähr 24 Minuten. Es fing alles damit an, dass er Mia im Nacken küsste. Sie drehte sich um, um Kyu zu sagen, dass sie den Film gucken wollten, kam aber nicht so weit als seine Lippen sie küssten und sie vollkommen wehrlos war. Ihre Finger vergruben sich in seinen Haaren und er begann vorsichtig ihren Körper zu erkunden, immer darauf bedacht, dass sie ja eine angebrochene Rippe hatte – die seines Erachtens niemals heilen würde, weil sie sich einfach nicht ausruhte und schonte. Dabei fühlte sie sich fast schwerelos, beflügelt von Kyuhyun. Er provozierte nichts, er überschritt keine Grenzen und jede seiner Berührungen fühlte sich gut an. Mias Hände schlichen sich unter sein T-Shirt. Selbst wenn er kein Sportler war wie Siwon, so gehörte es trotzdem zum Image durchtrainiert zu sein. Sie fuhr mit ihren Fingerspitzen über seinen Bauch und merkte, wie er die Muskeln unter der Berührung anspannte.
Eigentlich hatte Mia damit gerechnet das Leeteuk irgendwann hineinplatzen würde, aber nein, diese Nacht sollten sie die Zweisamkeit genießen. Das bedeutete aber auch, dass Donghae nicht nach Hause gekommen war und durch Mias benebelten Kopf fragte sie sich doch ab und zu, wo er wohl steckte.