Skye war total zufrieden mit den Fotos die entstanden waren und da Baekhyun einfach nur zugucken zu langweilig war, fing er an Fragen zu stellen, die Skye geduldig beantwortete.
Schließlich fuhren sie nach Hause und gingen auf dem Weg etwas Essen, denn inzwischen hatten sie wieder Hunger.
Zuhause konnte Skye natürlich nicht die Finger von den Fotos lassen. Auch wenn sie nicht viel editierte, da sie der Meinung war, dass wenn ein Fotograf seine Kamera kannte, er sie so einstellen konnte, dass man später kaum noch etwas dran arbeiten musste.
Es war kurz vor Mitternacht, als der Pförtner anrief, dass Jongin da war. Sie stutzte, was wollte er? Natürlich ließ sie ihn passieren und erwartete ihn an der Tür. Es dauerte ein paar Minuten, dann parkte er vor der Tür und holte etwas aus dem Kofferraum.
„Warte, sag nicht ich habe irgendeine Geburtstagparty verpasst?“
Das konnte schon mal passieren, bei all den Partys. Er grinste.
„Nein, das ist für dich.“
Die Amerikanerin zog die Augenbrauen zusammen.
„Ich weiß, dass du heute Geburtstag hast“, sagte er und schaute auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht.
„Woher…?“
Skye war gut darin ihren Geburtstag geheim zu halten. Nachdem ihr Familie gestorben war hatte sie keine Nerven gehabt für ihren Geburtstag. Kurz davor war ihre Tante gestorben und irgendwie hatte kaum jemand an Skyes Geburtstag gedacht, inklusive Skye. Und seither hatte sie ihren Geburtstag nicht mehr gefeiert. Welche Wichtigkeit hatte ihr Geburtstag schon? Und eigentlich hatte sie gedacht, dass sie es ganz gut geschafft hatten ihren Geburtstag zu verheimlichen.
„Ich verrate meine Quelle nicht“, erwiderte er.
„Warte, es gibt eine Quelle?“ Das bedeutete, dass es noch mehr wussten? Sein Grinsen wurde immer breiter.
„Was ist hier los?“ Nun kam auch noch Baekhyun dazu.
„Heute ist Skyes Geburtstag.“
„Ich weiß.“
Skye schaute Bae entgeistert an.
„Aber ich weiß, dass du den Tag nicht gerne feierst.“
Danke, jemand der sie verstand!
So leicht ließ sich Jongin jedoch nicht abschütteln und sie landeten in der Küche, wo Jongin sie zwang eine Flasche Sekt aufzumachen.
„Wirklich, wer weiß es noch?“ Sie musste sich vorbereiten! Das Land verlassen!
„Ich habe dir gesagt, dass ich es nicht sage“, beharrte der Sänger.
„Also, wenn wir nach Logik vorgehen, dann weiß es auf jeden Fall Mia“, bemerkte Baekhyun, der sich in dieser Situation als sehr viel hilfreicher als Jongin erwies.
„Und mit Sicherheit Jiyong.“ Schließlich gründeten sie eine Firma, irgendwo lagen bestimmt Dokumente herum mit persönlichen Daten.
„Also weiß es die ganze Stadt“, schlussfolgerte Baekhyun.
„Verdammt.“
„Was ist denn so schlimm an deinem Geburtstag? Du steckst in der Planung von so vielen anderen Geburtstagen drin“, bemerkte Jongin.
„Das … ist etwas anderes.“
„Aha.“
„Ja!“ Hauptsache das letzte Wort!
Bae ging irgendwann hoch und ließ Jongin und Skye alleine. Sie gingen zum Rauchen raus.
„Hat sich das mit dir und Jennie wieder beruhigt?“
Eigentlich war es Skye egal, aber in Anbetracht der Tatsache, dass G-Next auch BlackPink wollte und das eventuell davon abhängig war, in welchem Gemütszustand sich Jennie befand, war es doch ganz interessant.
„Das mit Jennie hat sich erledigt.“
Und schon bereute Skye gefragt zu haben. Sie sagte nichts und schaute zum Boden, da kam er zu ihr und hob ihr Kinn hoch.
„Ist es nicht das, was du wolltest?“
Warte, was?! Wie kam er denn da drauf? Doch bevor sie fragen konnte kollidierten ihre Lippen schon. Skye hatte in einer Hand ihr Glas, in der anderen die Zigarette und fühlte sich leicht überfordert. Verdammtes rauchen! Man musste die Bilder auf den Packungen ändern. Rauchen konnte zur Schwangerschaft führen! Sie lehnte an die Rückseite einer Bank und fand nichts zum Abstellen. Sie beendete den Kuss.
„Jongin …“
„Ich weiß, das mit Tae … und es tut mir wirklich leid für ihn, aber wir müssen auf unser Herz hören.“
„Wovon redest du eigentlich?“
Nun schaute er überrascht.
„Japan …“
„War ein Freundschaftsding“, erklärte sie.
„Und die Beziehungstipps …“
„Waren ebenfalls Freundschaftsdinger. Jongin, ich liebe Taehyung. Auch wenn es kompliziert ist.“
In seinem Gesicht spiegelte sich Unverständnis.
„Aber ich dachte …“
„Nein, du hast gehofft. Mit dir und Jennie läuft es nicht gut und du erinnerst dich an unsere schönen Zeiten und hast gehofft, dass es wieder so werden kann, doch wir dürfen nicht vergessen, was alles passiert ist.“
Skye machte die Zigarette aus und stellte das Sektglas ab, um auf einen möglichen Angriff vorbereitet zu sein. Seit New York hatte sie mit ihm abgeschlossen. Ja, sie hatten schöne Zeiten gehabt, aber auch genau so viele schlechte und das vergaß sie nicht.
Vielleicht würde das mit Taehyung nicht hinhauen. Vielleicht würden sie sich wahnsinnig machen, aber sie musste es versuchen, komme was wolle.
„Ich denke du solltest jetzt gehen“, meinte sie zu ihm und Jongin nickte. Er drehte sich noch mal zu ihr um, sein Mund öffnete sich, doch es kamen keine Worte heraus.
„Ich verstehe schon“, versicherte sie ihm.
Als er weg war schenkte sie sich noch ein Glas Sekt ein, nippte daran und beschloss dann, dass sie etwas Härteres brauchte. Schließlich war sie Zuhause, also ging sie zu Gin über. Das Problem mit Jongin war, dass er sie eine Weile wirklich auf Händen getragen hatte. Sie erinnerte sich an die lieben Dinge die er gemacht hatte, wie ihr Apartment zu potterisieren. Und der Sex war unheimlich gut gewesen. Aber ja, er hatte sie verletzt und sie hatten in einigen Dingen auch eine völlig unterschiedliche Meinung.
Sie hatte gerade das Glas ausgetrunken, da klopfte es wieder an der Tür. Skye ging zur Tür, in völliger Erwartung Jongin davor zu finden, doch es war Seunghyun.
„Toppa…?“
Er hatte einen riesigen Blumenstrauß in der Hand und neben ihm stand ein großer Karton.
„Alles Liebe zum Geburtstag!“ Er küsste sie auf die Wange und gab ihr den Blumenstrauß. Skye war total baff.
„Das ist geheim!“
„Was?“
„Mein Geburtstag!“
„Schätzchen, das mit geheim und Privatsphäre hast du seit Januar an den Nagel gehängt.“
Motzig schaute sie ihn an, doch ihn brachte der Gesichtsausdruck nur zum Lachen.
„Willst du mich nicht rein bitten?“
Natürlich. Zum Glück hatte sie schon eine Flasche Sekt offen, die sich nicht von alleine trank. Er legte das große Päckchen ab. Noch hatte er es Skye nicht angeboten, vielleicht war es gar nicht für sie. Doch zuerst musste sie eine passende Vase finden und insgeheim verliebte sie sich in ihre Innenarchitektin für ihren guten Geschmack.
Sie stießen an und nahmen einen Schluck.
„Willst du es nicht aufmachen?“ Er schaute auf das Paket. Skye atmete tief durch.
„Keine Panik, es ist zu groß für einen Verlobungsring.“
„Nicht witzig!“, stellte sie fest. Erst Jongin, jetzt er.
In dem Karton versteckte sich der größte Tiffany Karton, den sie je gesehen hatte. Was machte Tiffany, was so groß war? Ach so, Koffer. Sie hielt den Trolley in den Händen. Natürlich hatte er die typische Tiffany-Farbe und sah etwas retro aus, mit Schnallen und Schlössern.
„Seunghyun …“
„Hey, interpretiere da nicht zu viel rein. Du magst Tiffany und du magst Reisen. Ein Koffer ist eine sehr praktische Anschaffung.“
„Ja, aber du musst ja nicht den teuersten Koffer auf dem Markt kaufen …“
„Warte, es gibt Koffer unter 2000$?!“ Er schaute sie entsetzt an und sie schupste ihn leicht, woraufhin er zu lachen anfing.
„Willst du ihn nicht aufmachen? Vielleicht ist da der Verlobungsring drin …“
„Toppa!“
Er stellte sich hinter sie und griff um sie herum, um die Schnallen zu öffnen. Dabei lehnte er sich gegen sie. Ganz langsam öffnete er den Koffer und die junge Sängerin hatte Angst, dass tatsächlich etwas rausspringen würde. Tatsächlich lag darin nur eine Karte. Puh, ein Glück.
Mit seiner Hüfte drückte er sie leicht an die Küche. Männer die Tiffanysachen verschenkten erwarteten Dankbarkeit. Er begann ihren Hals zu küssen und ja, ihr Körper reagierte auf ihn. Es war so normal geworden. Wie lange machten sie das jetzt schon? Seit Jis Geburtstagsfeier, vor knapp vier Wochen. Sie drehte sich zu ihm und schon fanden seine Lippen ihre. Doch es dauerte nur einen Moment, dann stoppte er und schaute sie an.
„Du hast keine Lust?“ Wie schnell er gemerkt hatte, dass sie nicht bei der Sache war. Sie ging seinem Blick aus dem Weg.
„Ist alles okay?“
„Ja, es ist nur …“ Sie wusste gar nicht was war. Skye war gut darin Sex von Beziehung zu trennen. Nur weil sie mit Seunghyun schlief hieß es nicht, dass sie Taehyung nicht liebte. Solange sie keine Beziehung hatten, machte sie sich wegen Sex keine Gedanken.
„Taehyung“, beendete er ihren Satz. Sofort ging er einen Schritt zurück.
„Ich hoffe du bist nicht …?“ Was? Sauer? Enttäuscht? Verletzt?
Er grinste und nahm ihr Kinn zwischen seine Finger.
„Keine Sorge, no strings, richtig? In erster Linie sind wir Freunde, ich würde nie etwas von dir verlangen, was du nicht willst.“
Manchmal war er so vernünftig und manchmal nicht – zum Beispiel als er sein Haus eingerichtet hatte. Allein schon, weil er so viel Verständnis hatte, hätte sie ihn gerne ‚belohnt‘, doch es half nichts.
Und so ging Skye alleine schlafen – mal abgesehen von Artemis, Pan und Apollon. Als sie am nächsten Morgen in die Küche kam lag der Tiffany Koffer noch immer auf der Arbeitsplatte. Baekhyun saß am Tisch und neben ihm stand ein weiterer, großer Karton. Sie blieb stehen und starrte den Karton an.
„Don’t kill messanger“, sagte der Sänger und aß gemütlich weiter.
„Von wem ist das?“
„Das wirst du spätestens erkennen, wenn du es auspackst.“
Super, sie liebte solche Hiobsbotschaften. Das Problem war, das Skye viel zu neugierig war und so begann sie den Karton zu öffnen und darin verbarg sich etwas in einer großen Stofftasche und dann fing Skye fröhlich an zu quietschen, dass sich Bae die Ohren zu hielt. Es war ebenfalls ein Trolley, aber ganz anders als der von Tiffany. Vor ihr stand in Fravel. Was war Fravel? Es war ein Startup Unternehmen, dass damit warb den ‚süßesten Koffer aller Zeit‘ zu haben. Es war ein Handgepäckstrolley in unterschiedlichen Candycotton-Tönen und er hatte Ohren. Diese Ohren wackelten, wenn man den Koffer streichelte. Sie waren magnetisch, um sie abnehmen zu können. Und er hatte ein Herz, denn in dem Koffer gab es eine Powerbank und wenn die vollgeladen war, leuchtete das Herz, ähnlich wie bei einem Glücksbärchen. Es war wirklich der süßeste Koffer aller Zeiten. Und welche Farbe hatte er? Cottoncandy Lila. Und schon wusste sie von wem er war. Sie hatte zwei Koffer bekommen, die unterschiedlicher kaum sein konnten, in Aussehen und in Wert, doch über Taehyungs freute sie sich wie ein kleines Kind. Fravel hatten vor drei Jahren ihr Kickstarter gestartet und erst vor kurzem sind die ersten Koffer raus. Sie wusste das, weil sie ihnen auf Facebook folgte und irgendwann hatte Tae neben ihr gesessen, als sie sich ein Video angeschaut hatte.
„Schau doch die Ohren!“, hatte Skye fröhlich gesagt.
„Der ist aber süß.“
„Ja, aber es gibt ihn noch nicht wirklich. Die können wohl nicht liefern.“
Tja, das hatte sich wohl geändert.
Sie machte sich gerade Frühstück, als ihr Anwalt sie anschrieb, dass sie sich heute Abend mit Jiyong und seinem Anwalt zusammensetzen wollten, um die Anträge für den Notar fertig zu machen.
„Und, was hast du heute vor?“, fragte sie Baekhyun.
„Anscheinend verbringe ich den Abend mit meinem Ex-Mann.“
„Daran solltest du dich gewöhnen, wenn ihr zusammen ein Label gründet.“
„Da hast du wohl recht.“
Sie kam gut mit Jiyong aus, sie glaubte auch nicht, dass sie in der Zukunft Probleme haben würden, doch wenn Seunghyun wusste, dass heute ihr Geburtstag war, dann wusste Jiyong es auch und wahrscheinlich hatte er ein Abendessen over the top organisiert.
Auch wenn sie ihren Geburtstag nicht mochte, so hieß das nicht, dass sie nicht etwas in Gönnerlaune war. Sie fuhr nach Myeongdong in ihr Kosmetikstudio und ließ sich Wimpern und Nägel machen. Allein schon das beschäftigte sie über zwei Stunden und dann schlenderte sie durch die engen Gassen des Einkaufsviertels. Noch waren die Streetfoodstände nicht aufgebaut, die würden erst am Nachmittag kommen. Es war tolles Wetter, aber sie plante ihren Geburtstag nicht. Letztes Jahr war sie zur gleichen Zeit in Korea gewesen. Sie hatte den ganzen Tag am Hangang rumgelungert und sich abends eine Pizza mit Käse im Rand und Knoblauch-Dip gegönnt – die sie natürlich nicht ganz geschafft hatte.
Es war ein schöner Tag gewesen. Niemand hatte ihr gratuliert. Niemand hatte ihr etwas geschenkt. Niemand hatte sie geküsst. Noch immer dachte sie an Jongin und ob sie ihm falsche Zeichen geschickt hatte. Ja, vielleicht hätte sie in Osaka nicht bei ihm schlafen sollen, aber irgendwie dachte sie, dass er das verkraftet hätte.
Plötzlich fing ihr Handy an zu vibrieren und sie sah, dass Taehyung anrief. Sie hatte heute Morgen ein Video mit sich und dem Koffer gemacht, hatte es aber erst vor einer Stunde geschickt, weil es vorher noch viel zu früh für ihn gewesen ist. Nun schien er wach zu sein.
„Bambi“, beantwortete sie den Anruf.
„Lala! Alles Liebe zum Geburtstag!“
„Danke und danke für dein Geschenk.“
„Ist dir die Farbe aufgefallen?“
Skye lachte fröhlich.
„Ja, mir ist die Farbe aufgefallen. Wo seid ihr gerade?“
„Wir sind im Elefanten Park“, begann er zu erzählen und dann berichtete er ihr von allen Tieren, die sie schon gesehen hatten. Bei ihm war es mitten in der Nacht noch, war er wegen ihr wach geblieben? Skye hörte geduldig zu, einfach froh seine Stimme zu hören. Ja, sie hatte gesagt sie brauchte Abstand, aber das bedeutete nicht, dass sie ihn nicht vermisste.
Nachdem sie aufgelegt hatten wollte sich Skye wieder auf dem Weg nach Hause machen, als sie einen Pulk sah. Wahrscheinlich wurde wieder ein Drama gedreht oder irgendeine Band wurde durch Myeongdong geführt, doch wie es in der Natur der Frau lag, wollte Skye wissen, was los war und ging näher an die Menschenansammlung. Sie sah Scheinwerfer und Mikrofone und viele Menschen, nur nicht die Menschen in der Mitte.
„Entschuldigung, wer ist da?“, fragte sie ein Mädchen, die sie entgeistert anschaute.
„Lisa!“ Was erlaubte Skye sich das nicht zu wissen?!
„Ah. Was tut sie?“
„Die neusten Trends zeigen“, erwiderte das Mädchen genervt.
„Danke.“ Skye tat so als würde sie nicht merken, wie sie sich als schlechter Fan outete und ging ein Stück weiter. Es waren einfach so viele Menschen da und wie ein Magnet wurden immer mehr angezogen. Skye sah noch nicht mal eine Chance Lisa zu winken, so viele Leute standen zwischen ihnen. Sie schickte ihr eine Nachricht, die sie erst später lesen würde, aber immerhin würde sie wissen, dass Skye da gewesen ist.
Die Amerikanerin drehte sich um und lief die Hauptstraße herauf, als ihr Handy klingelte. Es war Lisa. Langsam drehte Skye sich zurück zu dem Pulk, der direkt auf die zukam. Vorne dran eine winkende Lisa. Oh Shit! Das war nicht der Plan!
„Skye!“
Skye lief ihr entgegen und umarmte sie. Durfte man das? Skye hatte keine Ahnung.
„Das ist meine Freundin Skye!“, stellte Lisa sie vor und hatte den Arm um die Amerikanerin gelegt. „Sie wird bald ein Star, sie kann so gut singen!“
„Lisa …“, flüsterte Skye, die der Meinung war, dass sich ihre Freundin etwas zu sehr aus dem Fenster lehnte.
„Skye ist auch ein totaler Trendsetter, willst du ein paar Läden mich begleiten?“
„Sehr gern!“ Was sollte sie auch darauf antworten?!
Tatsächlich machte es Spaß mit einer Freundin Läden zu durchsuchen und Blödsinn zu machen und jeder fand es niedlich. Lisa brachte Skye zum singen und ‚ooooh’s und ‚aaaaah’s gingen durch die Menge, was Skye etwas unangenehm war.
Sie landeten in einem dieser Hipster-Läden, in denen es alles gab. Von Klamotten zu Kosmetik zu Schmuck und Handtaschen. Lisa und Skye setzten sich gegenseitig Hüte und Sonnenbrillen auf und posierten zusammen für Bilder mit den Mitarbeitern und dem Manager des Ladens.
Schließlich verabschiedeten sich die beiden Freundinnen und Skye fühlte sich danach so beobachtet, dass sie sich erst im Auto traute eine zu rauchen.
Frau Kim hatte die Kätzchen schon gefüttert, denn sie lagen auf dem Teppich verteilt mit sichtlichem dickem Bauch und zufrieden mit sich und der Welt.
„Und was esse ich?“, fragte sie Pan und nahm den kleinen Fresssack hoch.
„Meow“, bekam sie zur Antwort.
„Toast? Das ist eine gute Idee!“
Eigentlich hatte sie auch die ganze Speisekammer voll mit Chuseok-Essen, doch sie ging davon aus, dass Mia tatsächlich sagen konnte wie viel von allem da war. Und so machte sie sich zwei Toasts und danach einen Mittagsschlaf.
Lange würde sie das nicht mehr machen können. Spätestens wenn G-Next richtig gegründet war würde die Arbeit beginnen, doch in den nächsten Tagen könnte sie die freie Zeit noch ausnutzen.
Gegen 18 Uhr wachte sie auf und hatte noch Zeit bis zum Abendessen mit Jiyong. Das würde erst um 21 Uhr stattfinden, was im Idol-Leben auch noch recht früh war. Allerdings kam ihr eine Sache doch etwas verdächtig vor. Seunghyun hatte ihr gratuliert, ebenso Jongin, Baekhyun wusste auch von ihrem Geburtstag und BTS hatten ihr gratuliert, aber wo war der Rest? EXO, Mia, Super Junior, IDOLLs, Changmin, Red Velvet? Wenn EXO von Skyes Geburtstag wussten, was klar, dass es im Idolbook schon seine Runden gedreht hatte und die junge Frau fragte sich, ob Jiyong das Essen als Überraschungsfeier tarnte. Immerhin waren sie die Meister der Partys.
Dieser Gedanke führte dazu, dass sie Thalia anrief, um ihr zu helfen. Die Stylistin hatte tatsächlich nichts vor und noch vor 19 Uhr stand Thalia vor ihrer Tür.
„Sag mal, was ist eigentlich aus dir und Namjoon geworden?“ Skye hatte so lange nichts mehr darüber gehört, dass sie es fast vergessen hatte was auf Jungkooks Geburtstagsfeier passiert war. Das war jetzt was? Zwei Wochen her. Als Antwort bekam sie ein Seufzen.
„Keine Ahnung“, Thalia begann durch Skyes Kleiderschrank zu schauen. Die Antwort befriedige Skye nicht wirklich.
„Wir telefonieren und telefonieren – Stunden lang! Aber irgendwie schaffen wir es nicht uns zu treffen. Ich arbeite im Moment auf der Karosugil in einem kleinen Klamottenladen als Schneider und habe deswegen recht geregelte Zeiten. Aber er arbeitet immer so spät und ich muss morgens früh aufstehen …“
Für Skye hörte sich das alles noch nicht nach einem richtigen Grund an, wenn man sich sehen wollte, dann fand man einen Weg. Vor allem wenn man stundenlang telefonieren konnte, dann konnte man sich auch sehen.
„War … ‚es‘ … denn schlecht gewesen? Vielleicht ist es ihm unangenehm?“
Thalia musste kurz nachdenken, doch dann fiel der Groschen und ihre Augen wurden groß.
„Nein, nein, das ist es nicht.“
Die Stylistin lief hochrot an und Skye amüsierte sich köstlich.
„Was ist hier mit?“
Plötzlich hielt Thalia ein rotes Kleid in Händen, dass Skye noch nie gesehen hat.
„Wo hast du das her?“
„Das hing hier.“
Skyes Kleiderschrank war farblich sortiert und farblich stand Thalia in der richtigen Ecke, doch wie gesagt, Skye kannte das Kleid nicht. Es war rot, schulterfrei mit einem Pseudo-Gürtel aus goldenen Kettchen. Der Rock war locker und hinten länger als vorne. Es sah gut aus. Wieso kannte sie es nicht? Grübelnd schaute die Amerikanerin das Kleid an.
„Okay?“
„Ich hoffe du hast schwarze Pumps.“
„Ha … ich hoffe du hast schwarze Pumps“, äffte Skye ihre Freundin nach und schon die Schwebetür zu ihrem Schuhschrank zur Seite.
„Und du glaubst, dass es eine Überraschungsparty ist?“
Skye saß auf einem Stuhl und wurde von Thalia geschminkt. Als die Stylistin fragte, wieso Skye sich so schickt machte, erklärte sie die Situation.
„Ich weiß nicht, es ist viel zu ruhig …“
„Ist das nicht … gut?“, fragte Thalia unsicher. Skye schüttelte leicht den Kopf.
„Du verstehst diese Szene noch nicht ganz.“
„Na ja, jedenfalls wirst du der heißeste Feger im Raum sein – mit oder ohne Party.“
Wobei, wenn es keine Party gab, wäre Skye geringfügig overdressed, doch wie hieß es so schön? Dress to impress.
„Ehm … Thalia … ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast, aber G-Dragon und ich gründen ein Label“, begann die Amerikanerin und Thalia schaute sie überrascht an.
„Wirklich?“
„Ja … lange Geschichte. Aber wenn es so weit ist, würdest du dann bei uns als Stylistin anfangen? Und wir bezahlen unsere Stylisten nicht erst nach drei Monaten oder solche Späße.“
Koreanische Entertainments hatten eine komische Art mit Angestellten umzugehen. So wollten sie sicher gehen, dass man nicht nur ein Fan war, sondern den Job ernst nahm und bezahlten Angestellte oft die ersten Monate nicht. Allgemein bekamen die Stylisten schlechtes Gehalt, weil es ja eine Ehre war für Idols zu arbeiten! An so einen Quatsch glaubte Skye nicht. Jeder sollte ein faires Gehalt bekommen. Schließlich lebten sie in Seoul, einer der teuersten Städte der Welt. Seoul war inzwischen in den Top 10, nach Singapur, Paris, Hong Kong, Genf, Zürich und Osaka kam Seoul. Dabei wurden nicht nur Mietpreise miteinander verglichen, sondern Hunderte unterschiedliche Artikel, die zum normalen Leben dazu gehörten. Vor allem Wohnungen in Seoul waren teuer.
„Sehr gern, sag mir nur wann es los geht“, erwiderte Thalia und zumindest ein kleiner Stein fiel Skye vom Herzen. Anfangs konnten sie sich wohl Personal von Big Hit ‚ausleihen‘ bis sie herausbekommen haben, wie viel Leute sie einstellen mussten, aber Skye wollte doch zumindest ein paar vertraute Gesichter um sich herum haben.
Als der Wagen, den Jiyong bestellt hatte, vorgefahren kam, schaute Skye nicht schlecht, als Anthony, ihr Anwalt, ebenfalls in dem Auto saß.
„Wow, you look fabolous!“, sagte er und umarmte sie. Witzig, dass er damals auch die Scheidung von ihr und Jiyong gemacht hatte. Anthony war halb Koreaner, halb Amerikaner. Als Kind hatte er in Busan gelebt, doch seinen High School Abschluss hatte in Kalifornien gemacht und dort auch in Berkley studiert. Vor sechs Jahren kam er durch seine Kanzlei nach Seoul, verliebte sich hier, heiratete, bekam ein Baby und war jetzt Partner in der Kanzlei. Skye mochte ihn, weil er beide Kulturen verstand – und beide Sprachen.
„Thanks, it’s a special day“, erwiderte sie und versuchte ihn damit vielleicht dran zu kriegen.
„Yes, not everyday you get yourself a label.“ Bisher noch keine Info zur Party.
Während der Fahrt sprachen sie über verschiedene Klauseln und mal wieder war Skye froh Anthony an ihrer Seite zu haben. Sie war nicht auf den Kopf gefallen aber dieses Fach-Koreanisch war nicht immer zu verstehen.
Tatsächlich hatte Skye keine Ahnung wohin sie eigentlich fuhren, doch natürlich war die Strecke in Richtung Innenstadt für die Amerikanerin vertraut. Als der Wagen in Myeongdong stehen blieb, wunderte sie das schon sehr. Am L7 Myeongdong bei Lotte ließ der Fahrer sie raus. L7 war eine neue Hotelkette von Lotte, mit hippen Hotels, die etwas das jüngere Publikum ansprachen. Noch fragte sie sich, ob das gut oder schlecht war.
Man führte die beiden in ein Separee des Restaurants im Erdgeschoss, jetzt nicht wirklich fancy für eine Feier. Jiyong und zwei weitere Anwälte warteten auf sie. Ji begrüßte sie mit Küsschen und gratulierte ihr tatsächlich zum Geburtstag. Natürlich wusste er davon.
„Ich habe eine Flasche Champagner bestellt“, verkündete er.
„Super“, erwiderte Skye.
Etwas später, vor dem Essen, gingen Skye und Jiyong raus zum Rauchen. Natürlich nicht raus-raus, sondern in die Personal-Raucherecke. Schließlich hatte sie G-Dragon bei sich. Beiden brummte von den ganzen Paragraphen der Schädel, da half auch der Champagner nicht weiter.
„Du hast dich ganz schön rausgeputzt“, fiel ihm auf. „Hübsch.“
„Danke … um ehrlich zu sein, dachte ich, dass du eine Party schmeißen würdest“, gab sie zu.
„Wirklich?“ Er schaute überrascht und es sah nicht gespielt aus. „Aber du magst deinen Geburtstag nicht.“
„Woher weißt du das eigentlich?“
Skye sprach nie über ihren Geburtstag, also woher sollte jemand wissen, ob sie ihren Geburtstag mochte oder nicht.
„Na ja, es gibt diese Leute, die anfangen ‚Oh bald ist mein Geburtstag … aber du musst nichts machen‘, sie erwähnen es immer wieder. Aber du? Kein Ton jemals. Wenn ich nicht unsere Scheidungsurkunde hätte, wüsste noch nicht mal ich wann du Geburtstag hast.“
Hm. Wohl doch overdressed.
Langsam hatte Skye Hunger und das Essen kam und kam nicht. Sie hatten noch nicht einmal etwas Spannendes bestellt und doch ließen sie sich echt Zeit. Plötzlich platzte ein Kellner in das Separee. Sein Blick war panisch und er war völlig verschwitzt.
„Ist hier ein Arzt?!“, rief er in die Runde und schien noch nicht mal G-Dragon zu erkennen.
„Ich bin Sanitäter.“
Endlich was zu tun! Und wehe das Essen war danach nicht da …
„Kommen Sie bitte schnell.“
Instinktiv zog Skye ihre Schuhe aus, denn in Pumps war sie nicht sonderlich schnell. Der Kellner führte sie zum Fahrstuhl.
„Was ist denn passiert? Hat jemand den Notdienst angerufen?“
„Oben in der Bar ist jemand umgekippt, ich glaube es ist kritisch“, erwiderte der Kellner und tippelte nervös auf der Stelle, weil ihm der Fahrstuhl wohl zu langsam war. Das L7 hatte zwei Obergeschosse. In einem war die Bar und ein Pool im freien und auf der obersten Etage war die Roofbar.
Der Fahrstuhl brachte sie bis zur Bar. Skye stieg aus und der Kellner sagte er würde nach unten fahren, um auf den Notarzt zu warten. Sie konnte ihn noch nicht einmal fragen, wo der Verletzte war, da war der Fahrstuhl schon wieder geschlossen.
Die Amerikanerin drehte sich langsam um. Für eine Bar war es ausgesprochen ruhig. Unsicher bog sie um die Ecke. Sie sah die Bar, aber sonst niemand. Kein Mensch.
„HILFE!“, kam es von irgendwo her, sie erkannte zuerst nur noch woher. Dann sah Skye ein Tablet auf dem Boden liegen. Seufzend ging sie auf das Tablet zu und Taehyung schaute ihr entgegen.
„Bist du der Notfall?“, fragte sie grinsend und kniete sich davor.
„Ja! Mein Herz ist gebrochen, ich glaube ich brauche Mund-zu-Mund Beatmung!“
„You wish!“, sagte sie lachend.
Und in diesem Moment gingen die Lichter an, die Tür zum Außenbereich öffnete sich und zig Leute stürmten in die Bar, riefen dabei ‚Überraschung!‘.
Skyes Gesichtsausdruck musste phänomenal gewesen sein, denn Taehyung lachte fröhlich.
Mia kam ihr grinsend entgegen mit einem Kuchen mit Wunderkerzen und alle begann ‚Happy Birthday‘ zu singen.
Natürlich waren EXO da, Red Velvet, Super Junior, Daesung, Seunghyun, Amber, Thalia, Changmin, sogar Noah und Karma, ihre IDOLLs und Nate und Jamal! Das haute sie wirklich um. Das Hotel hatte auf der Ebene mit der Bar einen Pool und oben drüber war die offizielle Roofbar. Diese beiden Etagen hatte Jiyong komplett gemietet und am besten war das Essen, denn sie hatten lauter Streetfood aufgebaut. Hotteok und Jeon und Garnelen und Gyeranppang und Hodu Gwaja und Pizzawraps. Für Skye war es das Paradis auf Erde!
„Hey!“
Skye drehte sich verdutzt um, mit einem Hotteok in der Hand, als sie Blake hinter sich entdeckte, doch sie hatte Skye nicht angemacht. Dafür trug sie das Tablet, in dem immer noch Taehyung saß.
„Ich möchte nur festhalten, dass ich mich in meiner Position nicht wohl fühle“, verkündete Blake.
„Schon gut, ich nehme ihn.“ Die Amerikanerin steckte den Rest Hotteok in dem Mund und nahm Blake das Tablet ab.
„Du hast mich einfach liegen lassen!“, beschwerte Tae sich.
„Entschuldige.“
Dann nahm jemand Taehyung das Handy ab und Jungkook grinste in die Kamera.
„Und, ist das Essen gut?“
„Suuuuuper!“
„Das war meine Idee!“
„Hey, das stimmt nicht“, kam es von Taehyung, der versuchte sich auf das Bild zu schleichen. Von der anderen Seite kam Namjoon.
„Hey Skye, alles Liebe zum Geburtstag!“
„Was?! Skye hat Geburtstag?!“ Nun drängte Jimin sich ins Bild und winkte.
Doch viel länger konnten sie nicht telefonieren, weil es dann schon wieder weiter ging.
Nach ungefähr einer Stunde hatte Skye sich etwas beruhigt und saß oben mit einem Cocktail und rauchte eine in Ruhe, als Mia sich zu ihr setzte.
„You devil! I hate my birthday!“ Sie lachte dabei, alles war gut, aber Jiyong hatte wirklich schauspielerisches Talent bewiesen und die war schon sauer, weil das Essen so lange dauerte.
„Ich denke, wenn du eins hier gelernt hast dann, dass Seoul ein neues Leben für dich birgt. Du hast einen Ort gefunden, den zu ‚Hause‘ nennst. Du hast Liebe gefunden, wo du sie nicht vermutet hast. Du hast die Liebe zum Singen wiedergefunden. Vielleicht kannst du auch lernen deine Geburtstage zu mögen.“
„Das mit dem Streetfood war clever.“
Sie musste daran denken, wie Siwon ihr mal nachts Hotteok besorgt hatte, nachdem er sich mit Jongin geprügelt hatte und sie schaute sich um.
„Siwon ist nicht da, oder?“
Mia schüttelte als Antwort den Kopf. Auch Jongin war nicht da. Und irgendwie war es auch komisch, dass ihr Ex-Mann die Party mit Mia organisierte. Eigentlich freute es Skye, dass Siwon eine Freundin hatte, die sie allein schon hassen müsste, weil sie so unfassbar hübsch war. Er wäre mit Skye nicht glücklich geworden, aber das hieß nicht, dass sie ihn nicht als Freund vermisste.