„Hey…“, flüsterte Mia zu Donghae, als er sich zu ihr morgens um 7 Uhr an den Strand setzte.
„Wieso bist du schon wach?“, fragte er verschlafen und murmelte sich und Mia in eine Decke ein, die er aus dem Zimmer mitgenommen hatte.
„Ich mag das Meer.“
„Ozean“, verbesserte er sie und die Deutsche schielte zu ihm rüber.
„Besserwisser“, sagte sie, Donghae kannte das Wort nicht und schaute fragend.
Eine Weile saßen sie nebeneinander, kuschelten aneinander gelehnt und ließen die Seele baumeln.
„Mia?“
„Hm.“
„Ich habe es mir anders überlegt.“
Ruckartig setzte sie sich auf und schaute fragend.
„Ich habe doch zu dir gesagt ‚Lass uns in Frankreich in ein Schloss ziehen und Hunde und Katzen beibringen sich nicht mehr zu hassen‘ – können wir das auch hier machen?“
Erleichtert fing sie an zu lachen.
Es war noch nicht ganz raus, diese Angst verlassen zu werden, die Angst verletzt zu werden. In Mias Augen hatte sie schon einige Fortschritte gemacht, sie ließ es zu geliebt zu werden und sie hatte ihr Herz auch an Donghae gegeben, aber gerade dann, in solchen Moment, in denen er sie nur ärgern wollte, zog sich ihr Herz zusammen. Zu tief waren die Wunden der Vergangenheit, Mia wusste das Donghae anders war, doch so ganz hatte sie es noch nicht aus ihrem System.
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Sie warteten bis die anderen wach waren – oder geweckt wurden– damit sie alle gemeinsam zum Frühstück gehen konnten. Nun im Hellen sah man das satte Grün, den Dschungel, von dem sie umgeben waren, man sah exotische Vögel und kleine Äffchen. Es hatte noch einmal einen ‚aaaaaah‘-Effekt. Man war mitten im nirgendwo, umgeben von Urwald und Ozean – wohin wollten sie fliehen, wenn die ELF einfielen? Darüber hatte sich Mia keine Gedanken gemacht.
Die Gruppe besetzte drei Tische und alle wollten gleichzeitig zum Essen.
„Stopp!“, rief Mia und alle blieben stehen.
„Einer muss an jedem Tisch bleiben.“
„Mia ehrlich, ich glaube nicht, dass man uns beklaut“, wand Leeteuk ein.
„Okay, then go.“
Mia setzte sich hin und beobachtete die anderen beim Herumwuseln. Sie stellten Käse und Wurst auf den Tisch, frische Früchte und Joghurt. Und dann kam genau das, was Mia genau wusste: Papageien.
Die Biester waren nämlich darauf geschult Essen vom Tisch zu klauen und ließen sich auch nicht davon abschrecken, alles zu klauen, was nicht niet- und nagelfest war. Das waren nicht so niedliche Spatzen, die mal an deinem Brötchen knabberten, nein Papageien nahmen das ganze Brötchen einfach mit. Mia saß an einem Tisch mit Donghae, Zoey und Yesung, deswegen war ihr Tisch verschont geblieben, doch als die anderen sich wieder hinsetzten, schauten sie entsetzt auf die Teller, bei denen sich einiges geändert hat.
„Mia, ehrlich, ich glaub nicht, dass wir hier beklaut werden“, äffte sie Leeteuk nach der keinen Käse mehr auf seinem Tisch hatte. Geschweige denn Brötchen, Toast oder Schinken.
„Wer war das?“, fragte er entsetzt und schaute sich um, um den Täter ausfindig zu machen.
„Vögel.“
„Vögel?“
„Vögel.“
Nun fingen alle an sich umzugucken und fanden einige Vögel, Papageien und Spatzen, die immer wieder an Tische flogen und mitnahmen, was sie in den Schnabel bekamen.
„Unglaublich…“ und er zog wieder los, um sich neues Frühstück zu holen.
Mia aß beim Frühstück in ‚Miniaturen‘, Mini-Schoko-Croissants, Mini-Kuchen, Mini-Brötchen – Mia fand Mini total toll. Sie ließen sich Zeit, bis alle gesättigt waren. Für heute hatte sie nichts geplant, sie sollten sich erst mal akklimatisieren und die Umgebung erkunden.
Während die Jungs in den Pool wollten, wollten die Mädels an den Strand. Für Mia war das Wasser etwas zu kalt, vielleicht würde sich ihre Einstellung in den kommenden Tagen ändern, doch im Moment wollte sie bei bisher 27°C etwas Sonne tanken.
Zoey, Miyon und Mia holten sich also ihre Sachen im Haus und gingen zum Strand. Selbst Miyon legte sich in die Sonne. Es war nicht so heiß und der Wind war angenehm, aber auf dem Himmel schwebten süße Schäfchenwolken und es war einfach nur extrem chillig.
Mia kramte in ihrer Badetasche und holte ein paar Seiten raus. Was das war? Bis vor knapp einem Jahr hatte Mia an einer Geschichte geschrieben, eigentlich eine Fanfiction zu Harry Potter. Sie hatte die Geschichte wirklich gemocht und steckte praktisch mitten im zweiten Buch/ Jahr. Was war geschehen, dass sie aufgehört hatte zu schreiben? Das Leben. Hektik auf der Arbeit, dann die Planung für Korea und dass sie in diesem Jahr noch keine Zeit zum Schreiben gefunden hatte, war nicht verwunderlich. Nun hatte sie Urlaub und dachte sich mal wieder weiter zu schreiben, allerdings wollte sie die Geschichte erst noch einmal lesen, um wieder richtig rein zu kommen und deswegen hatte sie sich die Geschichte ausgedruckt. Amüsiert fing sie an zu lesen, es war eine witzige Geschichte, mit ein paar Twists und manchmal war sie traurig, aber auch oft sehr witzig.
„Denkst du, Yesung und ich sollten unser Sexualleben mit Rollenspielen auffrischen?“
Mia ließ die Seiten sinken und schaute ihre Freundin an.
„Pictures in my head!“
„My bad, anyway, help me!“
„You’ve been together since … what? Six weeks? Any you already need help in your sexual life?!“
Sie hörte Miyon kichern und grinste selbst.
„Könnt ihr mal aufhören! Ich denke, dass er vorher noch nicht so viele Erfahrung gesammelt hatte, ich will nur nicht, dass uns langweilig wird!“, verteidigte sich Zoey.
Mia schüttelte nur den Kopf und legte sich wieder hin.
„Vielleicht steht er auch auf Leder …“, grübelte Zoey und es war vorbei mit dem entspannten Lesen.
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Ein Stück weiter schwammen Super Junior auf ihren Luftmatratzen im Pool umher. Manche hatten den Jetlag noch nicht ganz verarbeitet und dösten vor sich hin.
Eunhyuk und Donghae hingegen saßen im Pool an der Bar – was sie cool fanden – und tranken Cocktails – Eunhyuk die Kinder-Cocktails. Donghae meinte, es sei ein Experiment um herauszufinden, ob hier wirklich guter Rum verarbeitet wurde und selbst wenn er vom Stuhl kippen würde, würde er weich fallen … und ertrinken, aber deswegen war ja Eunhyuk da, um ihn dann davor zu retten.
„Ich habe einen Plan“, eröffnete Donghae.
„Was für einen Plan?“
„Also, wir sind in Südamerika, richtig?“
„Richtig“, bestätigte Eunhyuk.
„Kennst du die Geschichte von Eldorado?“
„Die goldene Stadt?“
„Genau die … als hätten die nur eine goldene Stadt gebaut – die haben bestimmt mehrere gemacht, zum Üben und so. Hier ist der Plan: Wir ziehen los, finden eine goldene Stadt, bauen uns ein goldenes Schiff, mit goldenen Segeln, einem goldenen Ruder und goldenen Rumfässern und segeln zurück nach Korea!“
„Und kaufen Korea!“, sagte Eunhyuk begeistert und ließ sich rückwärts auf die Luftmatratze fallen.
Währenddessen hatte Siwon ein Water-Polo Spiel angefacht, irgendwie waren sie die einzigen Nicht-Südamerikaner im ganzen Hotel und die merkwürdig aussehenden Neulinge wurden erst mal getestet.
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„Denkt ihr die Jungs haben sich wirklich ins Wasser getraut?“, fragte Miyon.
„Ein paar bestimmt“, meinte Mia.
„Denkst du Siwon hat sich getraut?“, fragte Zoey und wurde von beiden Seiten fragend angeschaut.
„Wisst ihr noch, als ich vorgeschlagen hatte einen Stripper zu bestellen?“
Mia fing herzlich an zu lachen.
„Aber er ist kein Stripper!“
„Aber er hat den Köper dazu.“
Miyon und Mia tauschten einen Blick aus und nickten dann beide, ja, den Körper dazu hatte er.
Somit beschlossen die drei Frauen ihren Standort gegen Mittag in Richtung Pool zu verlegen.
„Liebling!“
Donghae war klitschnass und kam auf sie zugerannt.
„No! No! No!“, rief Mia und fing dann an zu quietschten, als das kalte, nasse Wesen sie erreicht hatte und auf sie legte. Sie gab den Kampf auf und fand sich damit ab.
„Hi babe“, sagte er grinsend und gab ihr einen Kuss.
„A kissing fish …“, sagte Mia zwischen den Küssen.
Er blieb bei ihr liegen und ließ sich von den giggelnden Mädels nicht stören. Er legte ein Handtuch über sie und kuschelte sich an Mia ran und irgendwann waren sie eingeschlafen.
„Was tut Jungsu Hyung da?“
Kyuhyun hob die Hand über die Stirn, um seine Augen abzuschirmen und versuchte herauszubekommen, was der Bandleader da trieb.
„Da sitzt ein Leguan oder irgend so ein riesiges Tier“, klärte Hangeng den Jüngsten auf.
„Wirklich?“
Kyuhyuns Neugierde war geweckt und er schlich sich an den Bandleader heran. Tatsächlich saß eine Eidechse, die gut 1,2 Meter lang war, nur ein Meter vom Leeteuk entfernt und beide starrten sich an.
„Was tust du?“
„Beobachten.“
„Was tut es?“
„Beobachten.“
Der Jüngere zog die Augenbrauen zusammen.
„Aha.“
Eine viertel Stunde blieb er bei den beiden stehen und wartete ab, ob noch etwas Spannendes passiert.
„Alles klar, bin weg.“
Damit drehte sich Kyuhyun um und ging weg.
„Wärst du im Stande ihn zu fressen?“, fragte Leeteuk den Leguan. Diese streckte daraufhin die Zunge raus und Teukie deutete das als ‚ja‘.
„Was liest du da?“
Mia war vor Donghae aufgewacht und hatte die Zeit genutzt etwas weiter zu lesen.
„It’s a story I once wrote.“
Neugierig lehnte er sich rüber.
„It’s just a Harry Potter fanfiction, nothing special“, meinte Mia und packte die Geschichte wieder ein.
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Gegen Nachmittag zogen Leeteuk, Eunhyuk, Siwon, Henry, Donghae und Mia los, um das kleine Dorf innerhalb des Naturschutzgebietes zu erkunden. Es war für die Hotelgäste gemacht und hatte ein paar Bars, Restaurants und Geschäfte. Es waren so ungefähr zehn Minuten zu Fuß, die Sonne schien noch und sie sahen ein Teil des Naturschutzgebiets. Sie kamen an der Reithalle vorbei und den Tennisplätzen. In der Ferne konnten sie den Golfplatz sehen, doch drum herum war nur Urwald.
Es war nur ein kleines Städtchen, aber dafür sehr süß gemacht. Sie schlenderten so über die Straßen und schauten in die Fenster der Läden.
„Sag mal, wolltest du gestern Abend irgendwas?“, fragte Mia Leeteuk, der gerade neben ihr lief.
„Oh ja, ich wollte dir …“
„MIA! Schau dir das an!“
Donghae kam aus einem Laden gesprungen, schnappte Mia an der Hand und zog sie in den Laden. Es war ein Laden mit Schnitzereien und ähnlichen Dingen, Klimbimsel, wie Mia es so schön nannte. Jedenfalls hatte sich Donghae in irgendeine Maske verguckt – er plante schon für Halloween und dachte 12 Masken zu holen und als Voodoo-Priester-Stamm zu gehen.
„Und dich verkleiden wir wie Calypso!“
„Ich glaub du hast ja wohl einen Vogel“, sagte Mia und stapfte aus dem Laden.
Das Städtchen war nicht groß und man konnte nicht wirklich sehr viel Zeit dort verbringen. Als sie zurück zur Hotelanlage liefen, war die Sonne bereits untergegangen. Vor dem Abendessen wollte sie sich umziehen, also steuerten sie ihre Häuser an.
„Hi Kyu“, sagte sie zu dem Jüngsten, als sie auf der Terrasse an ihm vorbeigingen.
„Hi Miyon, ready for dinner?“
Miyon saß auf der Couch und zeppte durch das brasilianische Fernsehprogramm.
„Hi Eunji“, begrüßte sie die junge Frau die mit einem Koffer etwas verloren im Wohnzimmer stand und ging dann die Treppe nach oben. Eunji stand da und schaute ungläubig ihrer Freundin nach, als diese auf der Treppe stehen blieb. Eunji? Ihre koreanische Freundin aus Frankfurt, die bei Asiana arbeitete? Mia zog die Augenbrauen zusammen und drehte sich um, die war vorhin aber noch nicht da gewesen!
„Eunji?“
„Hi Mia!“, Eunji strahlte ihr entgegen.
„Ehm … darüber wollte ich mit dir reden“, meinte Leeteuk und stellte sich zu Mias Freundin.
„Wie du wolltest ‚darüber‘ mit mir reden?!“
Mia war ein paar Stufen runtergekommen. Irgendwie bekam sie das Gefühl nicht los, dass etwas faul war, deswegen war sie so misstrauisch.
„Du lädst einer meiner koreanischen Freundinnen als Überraschungsgast für mich ein?“
„Nicht ganz … also weißt du sie ist auch … meine Freundin …“
Der Assistentin fiel gerade alles aus dem Gesicht.
„Nein, nein, nicht so. Noch nicht … ich weiß nicht. Ich verstehe mich gut mit ihr, wir chatten und telefonieren schon eine Weile und ich wollte gerne Zeit mit ihr verbringen.“
Mia stand komplett auf der Leitung. Woher kannte Leeteuk Eunji? In Deutschland hatte sie es leider nicht geschafft sich mit ihr zu treffen. Sie schrieben zwar oft Mails hin und her und Mia hatte sie bestimmt schon mal erwähnt, aber wie kam es zu dieser Situation?!
Und plötzlich wurde Mia auch einiges klar.
„Du hattest SIE im Laptop versteckt! Sie ist das Mädchen, von dem du mir erzählt hast! Du hast dich mit ihr getroffen als wir in Deutschland waren!“
„Ja… ja und … ehm … ja.“
Mia dachte vom Glauben abzufallen. Wie konnte einer ihrer besten Freunde, ihr Oppa und einer ihrer Freundinnen ihr so etwas nicht erzählen? Wütend wand sie sich an Donghae, der sofort ergebend die Arme hoch.
„Ich wusste davon nichts, wirklich.“
Dann wand sie sich an Eunji.
„Woher wusstest du wo …“
Mia hatte es ihr gesagt. SIE hatte es IHR gesagt! Weil sie über Eunji die Flüge mit Asiana gebucht hatte! Und sie hatte erzählt, wohin der Weiterflug gehen würde.
„Duuuuuuuh! Wie kannst du mir so etwas nicht sagen?!“
„Er wollte es dir sagen! Ich wollte ja, aber er sagte er redet mit dir.“
Da Eunji mit dem Zeigefinger auf Leeteuk deutete, hob er nun ergebend die Hände.
„Ich habe versucht es dir zu sagen…“
„Wann? Gestern? Heute? Wir wäre es denn mit vor drei Monaten?!“
Kopfschüttelnd ging Mia an ihnen vorbei, in Richtung Terrassentür.
„Mia!“, riefen Leeteuk und Eunji gleichzeitig der Frau hinterher, doch Donghae stellte sich sie mit ausgebreiteten Armen.
„Erst muss sie runterkommen, dann muss sie was essen und dann habt ihr vielleicht die Chance auf ein Gespräch.“
„Wieso hast du es ihr nicht gesagt?“
Donghae saß mit Leeteuk auf der Terrasse. Leeteuk war nun doch mit Siwon zusammengezogen, was von Anfang an geplant war und Eunji hatte das freie Zimmer bekommen, wo sie sich umzog.
„Was hätte ich denn sagen sollen? Eunji und ich sind ausgegangen, bevor sie nach Deutschland ist und wirklich, wie groß ist der Zufall, dass Mia MEINE Eunji kennt? Als sie von ihr erzählt hat, hatte ich das Bedürfnis sie zu kontaktieren. Aber sie lebt jetzt in Deutschland. Und dort hat sie so viele Verpflichtungen, dass sie wohl erstmal nicht zurückkommt. Eine Fernbeziehung auf diese Distanz funktioniert nicht, es ist zu weit. Weißt du noch als du mit der Chinesin aus Peking zusammen warst? Das ging, nach Peking kann man für zwei Tage fliegen, um sich zu sehen. Aber ich kann nicht von ihr verlangen ständig zu pendeln für ein paar Stunden. Und selbst wenn sie da ist, du kennst unseren Schedule. Deiner geht ja noch, weil du in weniger Sendungen bist und du kannst Mia überall mit hinnehmen, immerhin ist sie unsere Assistentin. Wenn Eunji hier wäre, hätte ich ohnehin keine Zeit und ich kann sie auch nicht mitnehmen, weil die Leute sofort reden würden. Jetzt das Comeback, dann die Super Show 4, dann gehe ich in die Armee. Wie soll ich Mia erklären was das mit Eunji ist, wenn ich es doch selbst gar nicht weiß?“
„Vielleicht genauso“, schlug Donghae vor.
„Und nicht erst dann, wenn sie schon hier ist.“
„Jup“, stimmte Heechul hinzu, der etwas weiter weg mit Miyon saß.
„Hyung, Mia schaut zu dir auf, schau doch mal wie nah ihr euch steht. Zu wem rennt sie, wenn sie etwas auf dem Herzen hat? Bei wem versteckt sie sich, wenn sie keine Lust hat? Ich zwei steht euch nahe“, meinte Donghae und Leeteuk wusste, dass er recht hatte. Er liebte Mia wie eine kleine Schwester, er hatte einfach nur nicht die richtigen Worte und den richtigen Moment gefunden.