Es war fast Mitternacht, als sich die Mädels verabschiedeten. Skye musste aufhören sie als ‚Idolls‘ zu bezeichnen, denn das waren sie jetzt nicht mehr. Es tat ihr leid um Melissa und hoffte, dass die Sängerin irgendwann die Entscheidung nicht bereuen würde. Schon wieder war SME in den Nachrichten wegen Steuerhinterziehung und auch YG wurde gerade auf den Kopf gestellt.
Skye wusste, dass Jiyong mit Black Pink, Ikon und Winner sprechen wollte, doch um ehrlich zu sein wollte sie niemand hinterherlaufen. Sie bekamen ein Angebot. Ein einziges und wenn sie das ablehnten, würden sich die Konditionen danach ändern. Sie waren ein neues Label und wollten überwiegend eigene Künstler ausbilden. Alte Bands, die sie aufnahmen, taten sie Großteiles aus Sympathie und Verständnis, aber sie würde sich nicht zur Wohlfahrt entwickeln. Wer nicht wollte, der wollte nicht. Vielleicht klang es etwas hart, doch YG Künstler waren von Haus aus etwas arroganter. Im Moment dachten sie, dass sie G-Next einen Gefallen tun würden, wenn sie zu ihnen wechseln, doch tatsächlich war es anders herum. Zum einen ließ YG Künstler ewig versauern. Es war zwar schön, wenn man seinen Künstlern Zeit gab um kreativ zu sein, doch bei YG lag oft eine Ewigkeit bis zum nächsten Comeback. Skye war ja nicht vom Fach, aber eins hatte sie begriffen: Man musste in den Köpfen der Leute bleiben.
Sonst führte es dazu, dass man noch nicht mal seine Fanevents komplett verkaufte, wie Black Pink erst vor Kurzem.
Sie sah den Van davonfahren und bemerkte, wie jemand auf sie zu kam.
„Tae? Wie lange bist du schon da?“
Er schlenderte gemütlich auf sie zu.
„Seit ungefähr einer Stunde, aber ich wollte euch nicht stören und bin spazieren gegangen – immerhin gehört dir ein Wald.“
Er streckte seine Arme nach ihr aus und küsste sie liebevoll.
„Und, sind die gekommen, von denen du gehofft hattest?“
„Fast.“
„Immerhin.“
Lächelnd legte er den Arm um ihre Schultern und gemeinsam gingen sie zurück ins Haus.
„Du … hast nicht aus Zufall noch etwas zu essen da?“
Skye schaute mit einem schelmischen Grinsen zu ihm.
„Aber klar.“
Der Tag an dem es in diesem Haus nichts mehr zu essen geben würde, wäre der Tag, an dem die Welt unterginge. Sie machte den Grill noch mal an und legte Würstchen, Grillkäse und Knoblauchbaguette darauf. Schon jetzt fühlte es sich so gewohnt an, mit ihr und Taehyung und es war schön. Die zwei Wochen getrennt hatten zumindest Skye gutgetan, um ihre Gedanken zu sortieren. Und auf einmal funktionierte es. Sie funktionierten, auch wenn sie schon befürchtet hatte, das zu viel geschehen war. Im Moment war Skye einfach nur froh, dass er hier war, bei ihr und er versuchte auch nicht sich besonders anzustrengen, was sie gut fand, denn sie mussten funktionieren, wenn sie beide so waren, wie sie nun mal waren.
„Hmmm …. Das riecht gut“, sagte Taehyung und stellte sich hinter sie.
„Ja, ich glaube ich esse auch noch etwas mit. Sag mal, willst du für die anderen etwas vorbereiten, wenn sie ankommen?“
„Ich bin froh, dass du das gefragt hast.“ Und dabei legte er ein Grinsen auf, dass selbst Skye Angst machte.
„Bist du wahnsinnig? Hast du mal auf die Uhr geguckt?! Die Landen um 10 Uhr!“
Skye war ja für viel Blödsinn zu haben, doch manchmal, nur manchmal, da musste sie die Stimme der Vernunft sein. Taehyungs Augen wurden groß.
„Aber das sind noch 10 Stunden Zeit!“
Skye überschlug im Kopf was sie alles brauchten und wie viele Leute sie brauchten, um das bis 10 Uhr auf die Reihe zu bekommen und bekam jetzt schon Kopfschmerzen.
„Okay, also wenn wir das hinbekommen sollen, dann musst du TNT…“
„TXT“, korrigierte Tae.
„Ja, du weißt doch was ich meine … jedenfalls musst du die aus dem Bett werfen. Ich rufe EXO an und die sollen wecken, wer auch immer in der Fabrik rumschwirrt. Aber … woher bekommen wir all die Sachen?“
Fragend schaute sie zu ihm, doch eigentlich mussten sie nicht lange überlegen.
„Mia“, kam es von den beiden gleichzeitig.
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Tatsächlich hatten sie mehr Leute mobilisiert, als Skye es gedacht hätte, doch wenn es darum ging sich gegenseitig Streiche zu spielen, waren einige dazu bereit die nächtliche Ruhe dafür zu opfern. Und sie waren verdammt schnell! Um 8 Uhr standen sie alle vor dem BTS Dorm. Shindong, Kyuhyun und Eunhyuk waren da, ebenso Chanyeol, Sehun, Chen und Suho. Changmin hatte bis 4 Uhr morgens geholfen. Dann waren alle von TXT da, wobei Skye sich noch nicht einmal die Mühe machte sich ihre Namen zu merken – dafür hatte sie ihnen Nummern gegeben. Honey half mit, ebenso Irene, Joy und Wendy und selbst von NCT Jaehyun, Ten, Mark, Lucas, Johnny, Yuta und Jeno. Das Taeyong nicht kam fiel Skye schon auf, doch sie konnte nichts daran ändern und sie hatte kein schlechtes Gewissen, weil sie mit Taehyung zusammen war.
Bei Mia hatten sie alles bekommen, was sie brauchten. Es war wie, als wenn ihr Keller ein Scherzartikelgeschäft war. Donghae war zwar direkt Feuer und Flamme gewesen, doch Mia hatte es ihm verboten, da sie am Morgen irgendein Meeting hatten.
„Aber vielleicht für ein paar Stunden?“, hatte er gebettelt, doch diesmal gab Mia nicht nach.
Jedenfalls waren sie ungefähr 30 Leute gewesen, was Skye dazu bewegte Essen zu bestellen – man musste sich seine Helfer ja bei Laune halten und satte Idols waren fleißige Idols. Honey holte dann auch noch einen Bluetooth-Lautsprecher und sie machten sich Musik an.
Mit gemeinsamen Kräften kamen sie sehr viel schneller voran, als Skye es erwartet hätte, was nicht bedeutete, dass sie trotzdem die ganze Nacht beschäftigt waren.
„Vorsichtig“, sagte Skye, als Taehyung langsam die Tür verschloss und dann zufrieden grinste.
Alle jubelten, sie waren zwar müde und erledigt, freuten sich aber auch, dass sie es geschafft hatten.
„Okay und jetzt gehen wir schlafen!“
Skye und Taehyung liefen zu ihrem Auto, als sie in fragend anschaute.
„Wo gehst du hin?“
„Zu … deinem Auto“, erwiderte verunsichert.
„Aha – wieso?“
„Na ja … um bei dir zu …schlafen.“
„Aha.“ Skye grinste vor sich hin.
„Mein Bett ist ja … also … du warst doch dabei!“ Tae fühlte sich total verunsichert, doch die Amerikanerin lachte nur.
„Ich meine … du hättest dir vorher darüber Gedanken machen können …“
Taehyung war völlig fertig und verstand es erst als Spaß, als sie sich zu ihm drehte und küsste. Seine Arme umschlossen sie automatisch und zogen Skye nahe an sich heran.
„Du machst mich manchmal ganz schön schwach.“
„Gut so“, erwiderte sie nur und stieg ins Auto ein.
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Drei Stunden später parkte der Van von BTS im Hof. Erschöpft von der langen Heimreise von Neuseeland waren sie froh endlich zu Hause zu sein und keiner von ihnen hatte mehr im Sinn als duschen und dann schlafen zu gehen.
„Aish“, stöhnte Seokjin, als er aus dem Van stieg. „Es ist so schön wieder Zuhause zu sein!“
Die 21 Stunden, in denen sie jetzt unterwegs waren, hatten an ihrem Nervenkostüm genagt. Sie waren es gewohnt durch die Weltgeschichte zu fliegen, was nicht bedeutete, dass es nicht anstrengend war.
„Ich freue mich auf Essen“, kam es fröhlich von Jimin.
„Oh, ich auch!“ Jungkook war mit ins Dorm gefahren um neue Klamotten einzupacken. Er liebte seine Hyungs, doch die vergangenen zwei Wochen hatten sie Tag und Nacht aufeinander gehockt und er freute sich unheimlich auf Skye.
So schlurfte die Bande nach oben und begegneten dabei niemand, was erst einmal nicht ungewöhnlich war, denn jeder hatte ja ständig zu tun.
„Kim Namjoon“, sagte der Bandleader vor dem Eingang zum Dorm.
„Willkommen Kim Namjoon, schön dich wieder zu sehen“, sagte das Portrait und zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht. Dann öffnete sich die Tür und plötzlich kullerten ein Haufen Luftballons aus dem Flur.
„Was-?“ Hoseok ging weiter, stand jedoch vor einer Wand von Luftballons. Jimin und Jungkook fingen an zu lachen und stürzten sich direkt in die Luftballons, die weit genug nachgaben, dass man sich durchschlagen konnte. Yoongi wählte den radikaleren Weg und holte aus seinem Koffer eine Nagelschere raus, nur um dann festzustellen, dass manche Ballons gefüllt waren. Manche mit Konfetti, manche mit Glitzer, was natürlich eine riesige Sauerei veranstaltete. So mussten die Sänger feststellen, dass sich die Ballons bis hoch in den 3. Stock verteilten und sie bewunderten die Arbeit die dahintersteckte. Tatsächlich hatten sie ein ausgeklügeltes System gehabt, denn sie hatten Luftballons, die mit Luft gefüllt waren und andere mit Helium. Sie hatten ganz oben angefangen und normale Luftballons wären über die Treppe runtergefallen, also hatten sie jede Etage mit Heliumballons ‚versiegelt‘, die die mit Luft gefüllten Ballons davon abhielten runterzufallen.
Namjoon schien schon nach dem ersten Stock zu verzweifeln, doch dann fing Seokjin an zu jubeln.
„Hat er Ballons mit Geld gefunden?“, fragte Yoongi Hoseok, der die Treppe hochkam.
„Besser: Essen!“
Alle rannten wieder runter und fanden den ganzen Kühlschrank bis oben hin gefüllt. Taehyung hatte gestern Abend, während er auf Skye gewartet hatte, bei ihren Lieblingsrestaurants das Lieblingsessen der jeweiligen Mitglieder geholt und in den Kühlschrank gestellt, damit sie es sich aufwärmen konnten. Dazu kamen noch all die Dinge, die Skye eingekauft hatte.
„Von Bambi & Klopfer“, las Namjoon den Post-It vor, der im Kühlschrank klebte.
„Sie denken nicht wirklich, dass wir ihnen das mit den Ballons vergeben? Das ruft nach Rache“, bemerkte Jimin.
„Auf jeden Fall“, stimmte Jungkook mit ein.
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Als Skye und Taehyung nach Hause kamen, war Frau Kim schon da und hatte Snickers auf dem Arm, um ihn zu füttern.
„Sie sehen ja furchtbar aus!“
Skye schaute ihre Haushälterin nur schweigend an. Früher hatte man Leute bezahlt, damit sie freundlich zu einem waren. Heute war das wohl anders. Als Skye nichts sagte, bekam Frau Kim große Augen.
„Oh nein! So habe ich das nicht gemeint, Sie sehen nur sehr müde aus.“
„Ja, weil wir nicht geschlafen haben“, kam es nur von Taehyung und schob Skye langsam in Richtung Treppe, bevor sie die Chance hatte Frau Kim aufzufressen.
Kaum lagen sie im Bett schliefen sie ein. Keiner von beiden hatte die Energie, um sich auszuziehen, sie blieben einfach wie sie waren.
Allerdings hatte Skye ihrem Sicherheitsmann Bescheid gegeben, dass wenn Jungkook nach Hause kam, er sie auf jeden Fall informieren sollte. Sie waren noch keine vier Stunden im Bett gewesen, da klingelte Skyes Telefon. Taehyung ließ sich davon noch nicht einmal stören und drehte sich nur um.
Skye hingegen raffte sich auf. Kookie war Zuhause. Zuhause. Eigentlich war das Dorm sein Zuhause, doch irgendwie fühlte sich das Haus ohne ihn leer an und Baekhyun war kein Ersatz für Jungkook. Und er kam hier her, schließlich hätte er ja auch im Dorm bleiben können.
Sie wusste, dass sie ein paar Minuten Vorsprung hatte und rannte ins Bad, um sich zumindest das Gesicht zu waschen und die Haare zu kämmen. Dann eilte sie hinunter, gerade in dem Moment, als Jungkook die Tür öffnete.
„JK!“, rief Skye.
„Skye!“
Und dann fielen sie sich in die Arme. Jungkook drückte die Amerikanerin so fest an sich, dass sie fast nicht mehr atmen konnte.
„Awwww, es ist so schön, dass du wieder Zuhause bist“, murmelte sie in seinen Nacken ohne ihn loszulassen.
„Ich habe dich auch vermisst.“
Einen Moment standen sie einfach nur so da und umarmten sich.
„Hey! Was habt ihr mit dem Dorm gemacht?!“
„Es war Taehyungs Idee!“
Jungkook hatte kein Essen im Kühlschrank gehabt, nur einen Zettel auf dem stand, dass Skye es frisch machen würde und so setzten sie sich in die Küche und redeten über alles was passiert war – sowohl in Seoul, als auch über Bon Voyage.
„Wirklich? Ara? Damit hätte ich nicht gerechnet“, grübelte Jungkook als Skye ihm von dem Treffen erzählte. Skye hatte so viel von der Band erzählt, dass Jungkook genaustens informiert war.
„Ich auch nicht, aber vielleicht habe ich in Japan etwas bewegt in ihr. Jedenfalls ist sie eine gute Sängerin.“
„Echt verrückt, nur zwei Wochen und so viel ist passiert …“
„Ja, manchmal ist das so.“
Jungkook liebte Pizza mindestens genauso wie Skye.
„Willst du jetzt Pizza?“, fragte die Amerikanerin, denn immerhin war es fast Mittag, doch sie wusste nicht wie ver-jetlaged er war. Ein völlig verständnisloser Blick traf sie.
„Entschuldigung, war dumm … ja.“ Sie sprang auf und ging zum Kühlschrank. Sich selbst machte sie auch eine kleine Pizza – wenn sie denn schon mal dabei war …
Bald war die Küche von dem leckeren Duft erfüllt.
„Also Neuseeland ist schon toll, aber Kaffee können sie nicht“, erzählte er weiter.
„Ja, aber es ist …“ Skye schaute verträumt aus dem Fenster.
„Besonders“, sagten sie gleichzeitig und begannen zu grinsen.
„Aber das nächste Mal fliegen wir rüber und machen so die abgedrehten Sachen, wie in Hobbiton wohnen und gehen zu dem Stand mit heißem Wasser.“
Er wusste um ihre Leidenschaft des Fotografierens und Fotografen erkundeten ein Land oder eine Stadt oft mit einem ganz anderen Blickwinkel. Sicher würde Skye Stellen kennen, auf die ihr Guide nie gekommen wäre.
„Eines Tages, ja, wenn wir beide nichts zu tun haben.“
Ihre Blicke trafen sich und beide fingen an zu lachen. Das würde dann wohl noch sehr, sehr lange dauern.
Gegessen und zufrieden war es nun Zeit Snickers kennenzulernen und Jungkook war total verliebt. Mit großen Kinderaugen nahm er das Eichhörnchen aus Skyes‘ Hand.
„Und das funktioniert mit den Katzen?“, fragte er skeptisch.
„Super, ja. Artemis hat ihn voll adoptiert.“
Als würde man vom Teufel sprechen kamen auch Artemis und Apollon angewackelt und schmiegten sich um die Beine der beiden. Skye nahm die Zwerge hoch und schaute sich nach Pan um, doch er lag beim Kamin auf der Couch. Die anderen schienen ihn nicht zu interessieren, doch die Amerikanerin wusste, dass der kleine Kater alles mitbekam und spätestens, wenn sie sich irgendwo hinsetzen oder gar hinlegen würden, würde er kommen. Nicht, dass er etwas verpassen würde.
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Taehyung wachte gegen 15 Uhr auf und fand sich alleine in Skyes Bett. Noch nicht mal eine Katze war bei ihm. Nachdem er sich frisch gemacht hat, ging er auf die Suche nach seiner Liebsten und fand sie in Jungkooks Schlafzimmer. Im Bett. Mit Jungkook. Und nun wusste er auch wo alle Katzen und das Eichhörnchen waren. Die Tiere lagen zwischen den beiden, die mit ihren Körpern ein Nest gebildet hatten. Snickers lag in Skyes Hand, während sich Pan auf Jungkooks Kopf gelegt hatte.
Grinsend stand Tae in der Tür und beschloss ein Foto zu schießen. Er war nicht eifersüchtig, nicht mehr. Skye war seins, sie gehörten zusammen und er machte sich keine Gedanken, dass Jungkook auf die Idee kam ihm seine Freundin auszuspannen. Aber sie war seine ‚Person‘ und es machte Taehyung glücklich, dass sie beide Skye in ihrem Leben haben konnten.
Ungefähr eine Stunde später wachten dann auch Skye und Jungkook ziemlich zeitgleich auf und schauten sich an.
„Wie spät ist es?“ Jungkook streckte sich und bemerkte dann erst, dass Pan zum Turban geworden war und sich nun beschwerte. Skye hingegen schaute in den Flur. Die Tür stand auf und im Zimmer selbst waren die Vorhänge zugezogen.
„Keine Ahnung, aber noch scheint die Sonne scheint noch.“
Demnach musste es vor 18 Uhr sein und Chens Party würde nicht vor 21 … 22 Uhr anfangen.
Beide schlurften erst einmal in ihr Bad für eine ausgiebige Dusche und trafen sich dann fast gleichzeitig auf der Terrasse, wo Taehyung am Laptop saß.
„Kookie!“ Er sprang auf und drückte seinen Bandkollegen an sich, doch der schaute eher angesäuert.
„Was ist mit dir?“
„Also, zuerst verwandelst du unser Dorm in eine Hüpfburg und nun lungerst du auch hier rum.“
Taehyung schaute unsicher zu Skye, die sich konzentrieren musste, um nicht zu grinsen.
„Aber … aber wie … wie hätte ich denn Zuhause schlafen können?“
Es war eine ähnliche Diskussion wie er heute Morgen mit Skye hatte, nur das ihm das wohl gar nicht auffiel.
„Merkst du was? Man hätte sich darüber vorher Gedanken machen können.“
Taehyung stand da mit offenem Mund. Er wartete, dass Jungkook anfing zu lachen, aber der Jüngere hatte sich viel zu gut unter Kontrolle, aber auch nur noch einen Moment, dann fing er an zu grinsen. Nun konnte auch Skye fröhlich lachen, doch Taehyung glaubte ihnen immer noch nicht so ganz.
„Ernsthaft, ihr beide zusammen seid furchtbar! Ich weiß nicht wie lange ich das hier überlebe.“
„Ah, deswegen – also nur damit du Bescheid weißt, ich bin der Mann im Haus“, verkündete Jungkook.
„Aber ich bin mit Skye zusammen.“
„Ja, seid 3 Sekunden, weil du vorher zu feige warst dich deinen Ängsten zu stellen und ich war hier, um ihr zur Seite zu stehen.“
Wieder schaute Tae nach Skye zur Unterstützung, doch die Amerikanerin zuckte nur mit den Schultern.
„So ganz unrecht hat er nicht.“
„Ich bin älter!“
„Ach, ist das jetzt die Grundlage deiner Argumentation, Seokjin?“ Jungkook verschränkte die Arme und schüttelte nur leicht den Kopf. Taehyung war völlig fertig mit den Nerven. Dabei wusste er noch gar nicht, dass Baekhyun auch hier ab und an schlief. Eigentlich nur als Ersatz von Jungkook, aber wenn es hier interessanter war als im Dorm, würde er auch hierbleiben und die nächsten Tage würden hier potentiell sechs Frauen einziehen.
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Die drei ließen sich etwas zu essen machen und begannen dann langsam sich für die Party fertig zu machen. Schaumparty bedeutete, dass es nass wurde, also musste ein Bikini her – zumindest bei Skye. Bei Taehyung und Jungkook wäre das doch eher irritierend gewesen – witzig, aber irritierend. Skye hatte sich einen neuen Bikini von Victoria’s Secret geholt, dessen Oberteil eher aussah wie ein T-Shirt, was sehr kurz geschnitten war und er war schulterfrei – wie ein Shirt, dass über die Schultern fiel. Es war witzig und passte super zu so einer Party.
Die Sängerin stand in ihrem Ankleidezimmer und betrachtete sich im Spiegel, als Taehyung sich zu ihr schlich. Schleichen war nun relativ, da sie ihn im Spiegel sah. Er trug zwar eine Badehose, aber ein Shirt oben drüber. Natürlich, Skye würde sich auch noch ein Kleid überziehen, doch viele Idols gingen mit Shirts baden. Taehyung umarmte sie von hinten und küsste ihren Hals. Lächelnd schloss sie die Augen. Wieso hatten sie sich die vergangenen Wochen so wahnsinnig gemacht? Hatten in Frage gestellt, diskutiert, sich gestritten, sich ignoriert und jetzt? Jetzt fühlte es sich so richtig an. Was war denn nur mit ihnen los gewesen?
Skye drehte sich in seinen Armen um und zog ihm das Shirt über den Kopf.
„Was ist eigentlich immer mit diesen T-Shirts?“, murmelte sie und küsste ihn. Sofort zog er sie enger zu sich.
Heute wäre es das erste Mal, dass Taehyung und Skye irgendwo als Paar auftauchten. Die Grillparty letztens galt nicht richtig. Und dann auch noch auf einer EXO Party. Yay.
„Über was grübelst du?“ Taehyung schaute besorgt zu ihr rüber. Heute hatten sie sich tatsächlich mal abholen lassen, denn wahrscheinlich würden sie völlig über die Stränge schlagen und mit Autofahren hätte es sich dann erledigt. Daher nahmen sie heute den Fahrer. Skye hatte sich ein sommerliches Kleid übergeworfen. Es war über 30°C gewesen und auch heute Abend sollte es nicht viel abkühlen. Bald würde der Herbst in das Land ziehen und dann würde es auch kühler werden, doch solange der Sommer noch etwas in Korea verweilte, wollte sie es ausnutzen.
„Ich bin etwas nervös“, gab sie zu. „Wegen uns. Ich will nicht, dass EXO das Gefühl hat eine Seite wählen zu müssen.“
Sie waren alle miteinander befreundet und Skye war mit Jongin zusammen gewesen und es hatte all das Drama gegeben. Tae nahm ihre Hand und lächelte sie an.
„Jongin hatte seine Chance – mehrere. Du weißt, dass ich euch nie im Weg gestanden habe. Ich hatte immer Respekt vor dir gehabt. Nun … bin ich dran.“
Die Amerikanerin hätte ihn am liebsten umarmt, geküsst, geweint, aber sie saß im Auto und Jungkook saß ihnen gegenüber. Tae war mehr als fair gewesen. Er hatte sich so viel Müge gegeben und war so lieb gewesen und hatte sich nicht in Jongins Weg gestellt. Er hatte gesagt, dass das mit Skye und Jongin noch nicht zu ende sei und das er warten würde und er hatte auch gesagt, dass er Skye, wenn er sie mal hatte, nie wieder gehen lassen würde. ‚Nie wieder‘ war eine verdammt lange Zeit.
Als sie bei der Fabrik ankamen, hörten sie schon die Musik aus dem Hof, als sie dann allerdings durch das Tor gingen, stand ein einsamer DJ wie bestellt und nicht abgeholt und schien so etwas wie Soundcheck zu machen.
Die drei schauten sich fragend an und machten sich auf die Suche. Schließlich konnten sich die anderen nicht in Luft auflösen – oder doch? Zuerst gingen sie ins BTS Dorm, allein schon weil Skye sich darauf freute die anderen zu begrüßen und falls sie sauer wegen den ganzen Luftballons sein sollten, würde sie die Schuld knallhart auf Taehyung schieben. Schließlich hatte sie einfach schlafen gehen wollen. Im Dorm fanden sie zwar noch einen Haufen Luftballons, aber keine Sänger. Taehyung schaute sich fragend um und ging in die Küche.
„Hm.“
„Was?“ Skye ging zu ihm und schaute ihm über die Schulter.
„Alles sieht so aus, als wären sie plötzlich weg gegangen.“
Nun, wo sie genauer schaute, sah die Amerikanerin was er meinte. Das Essen war halb aufgegessen, was nun überhaupt nicht typisch war. Es standen auch volle Gläser auf der Kochinsel und auf dem Couchtisch.
„Vielleicht gab es einen Feueralarm?“, schlug Jungkook vor. Taehyung probierte das Essen und schüttelte den Kopf.
„Nein, das Essen ist noch warm. Sie können noch nicht lange weg sein.“
„Und bei einem Feueralarm wären sie nach draußen gelaufen, wir hätten sie gesehen und die Feuerwehr wäre gekommen.“
Sie waren direkt mit der Feuerwehr verbunden, sollte ein Feueralarm ausgelöst werden, würde die Feuerwehr sofort informiert werden. Es konnte also nur etwas anderes sein, also gingen sie weiter. Changmins und die Red Velvet Wohnung lagen auf dem Weg zum EXO Dorm und sie teilten sich auf – Skye ging zu Red Velvet und Jungkook und Taehyung zu Changmin. Skye kannte die Nummer zum Dorm nicht und musste klopfen, doch nichts rührte sich und es waren auch keine Geräusche von drinnen zu sehen. Sie ging wieder eine Etage runter und traf auf die anderen beiden, die nur den Kopf schüttelten und auf einen verschütteten Kaffeebecher vor Changmins Tür deuteten.
„Als wäre er einfach verschwunden“, flüsterte Taehyung.
„Ich hoffe du hast nicht den Boden abgeleckt, um herauszufinden, ob der Kaffee noch warm ist“, erwiderte sie. Man sah ja, ob es Frisch war oder schon eingetrocknet.
„Nein, natürlich nicht“, kam es von Taehyung, doch Jungkook gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Ja, weil ich dich davon abgehalten habe!“
Skye fing fröhlich an zu lachen und wuschelte Tae durch die Haare.
„Mein Sherlock Homes.“
Als nächstes kamen sie zum EXO Dorm. Hier hatte die Amerikanerin wenigstens den Code, doch auch dieses Dorm war leer. Skye, skeptisch von Natur aus, ging durch jedes Zimmer, schaute in jeden Kleiderschrank, in jede Ecke.
„Du glaubst sie verstecken sich?“ Jungkook schaute sie fragend an.
„Vielleicht. Jedenfalls glaube ich nicht, dass sie auf magische Weise verschwunden sind.“
Auch hier sah alles so aus, als wären sie plötzlich verschwunden. Getränke, Essen, Klamotten, alles war zurückgelassen. Sie glaubte nicht daran, wahrscheinlich war es die Rache von BTS für die Ballon-Aktion.
Das Super Junior Dorm war genauso. Der Fernseher lief, auf dem Tisch lagen Kopfhörer, aus denen Musik kam, sogar im Reiskocher war noch heißer Reis. Skye musste zugeben, dass sie sich Mühe gaben und Taehyung kaufte ihnen das wirklich ab. Besorgt lief er durch das Dorm, während die Amerikanerin immer ruhiger wurde. Nie im Leben waren die weg!
„Aber Liebes, es gibt darüber Filme und Serien!“
Es gab zig Filme, die das Thema bearbeiteten, wobei es in diesen Filmen eher darum ging, dass Gott die Hälfte der Menschheit hat verschwinden lassen. Wenn nur die Leute verschwunden sind, die in der Fabrik waren, würde Skye eher auf Aliens tippen. Vielleicht kam das Mutterschiff von EXO und hat sie abgeholt. Oder Jongin hatte alle aus Versehen weg-teleportiert. Doch ihre erste Vermutung war immer noch Rache.
Nachdem sie in den Dorms niemand gefunden hatten, suchten sie unten weiter. Sie gingen in die Bar ohne Namen, in die Waschküche, in den Fahrradkeller und alle Räume, die irgendwie offen waren. Niemand. Das ganze Haus war wie ausgestorben. Schließlich kamen sie in den Hof zurück, die Musik lief, doch jetzt war auch der DJ weg. Sein Becher lag auf dem Boden. Eins musste Skye den anderen lassen, wenn sie etwas anfingen, dann zogen sie es durch und was machte Tae? Sprang total mit auf den Zug.
„Oh Gott! Was, wenn wir als nächstes verschwinden?!“
Jungkook schaute zu Skye und rollte mit den Augen. Sie klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Klar“, stimmte sie ihn zu, aber Taehyung hörte die Ironie in ihrer Stimme. Skye nickte zu der Trainingshalle.
„JK, schauen wir mal in der Halle, ich gehe rechts rum, du links.“ Sie sprach leise, damit nur Jungkook und Taehyung sie hören konnten. Langsam schlichen sie sich zur Halle und teilten sich auf. So viele Leute konnten sich nicht effizient verstecken. Sie waren zu viele, zu laut. Die Halle war ein ziemlich gutes Versteck, doch um sicher zu gehen, dass sie sich nicht auf der anderen Seite rausschlichen, war es besser gewesen sich aufzuteilen, denn die Halle war nicht gerade klein. Skye und Tae kamen an zwei Türen vorbei, die natürlich beide verschlossen waren, ob Jungkook vorne mehr Glück hatte? Sie liefen weiter und weiter, eigentlich hätten sie Jungkook schon längst eingeholt haben müssen. Sie standen an der Ecke und die Amerikanerin schaute die lange Seite entlang. Niemand. Auch auf der kurzen Seite nicht. Skeptisch zog sie die Augenbrauen zusammen.
„Vielleicht ist er jetzt auch verschwunden“, murmelte Taehyung, deutlich eingeschüchtert.
„So ein Quatsch!“
Sie wurden einfach nur richtig übel auf den Arm genommen. Sie gingen weiter, um die nächste Ecke, wo der Haupteingang zu der Halle war. Diese Tür war auf – was ein Zufall aber auch! Triumphierend grinste sie. Wenn sie die Tür öffnen würden, würden irgendwer ‚buh‘ rufen oder etwas ähnliches, sie würden sich zu Tode erschrecken, dann würden sie einen drauf trinken und darüber lachen.
Es gab nur ein Problem … keiner erschreckte sie. Skye machte das Licht an und die Halle war leer. Die Sängerin lauschte, doch es war schwer, weil draußen noch die Musik dudelte. Vielleicht hätten sie das ausschalten sollen.
„Schau in den Umkleiden, ich schaue im Geräteraum.“
Doch Tae hielt sie fest.
„Wir werden nicht verschwinden“, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. Er zögerte, bis er ihren Arm tatsächlich losließ.
„Lala? Ich liebe dich.“ Er sagte das nur, weil er dachte, dass sie sich auch in Luft auflösen würden und er dann nie wieder die Chance hätten sich das zu sagen.
„Ich liebe dich auch“, erwiderte sie mit einem Lächeln.
So ging Skye ans andere Ende der Halle. Von dort aus gab es den Zugang zu zwei Geräteräumen, mit allem möglichen Equipment. Ihre Hand glitt um die Ecke, noch bevor sie den Raum betrat, um das Licht an zu machen. Niemand. Sie ging zwischen den einzelnen Geräten durch und schaute in jede Ecke. Idols mochten vielleicht dünn sein, aber in manche Ecken passten selbst sie nicht rein. Im zweiten Raum sah es nicht anders aus. Wie machten sie das? Irgendwer musste sich Jungkook gekrallt haben, aber wann? Genervt ging sie zurück in die Halle und schaute sich nach Taehyung um. Als sie ihn nicht finden konnte, ging sie selbst in die Umkleiden.
„Tae?“, rief sie, bekam jedoch keine Antwort. Skye schaute sich um. Gut, dann war nur noch sie übrig. Wenn dies ein Spiel war – wovon sie ausging, weil die Kerle alles als Spiel auslegten – dann wollte sie auf gar keinen Fall der Verlierer sein.
Sie rannte los, vorbei an den Hüpfburgen und dem leeren DJ Pult, zurück ins Hauptgebäude. Die Waschküche lag auf ihrem Weg und kurz schaute Skye, ob sie etwas Nützliches fand. Sie fand die frische Wäsche von Chanyeol und nahm sich eine schwarze Joggingshose und ein schwarzes Shirt raus und zog sich schnell um. Jetzt reichte es ihr. Sie würde sich nicht zum Narren machen. Ihr Kleid hängte sie in die Waschküche, jetzt hatte sie wichtigeres zu tun.
Als Skye die Waschküche verließ, schaute sie nach links und nach rechts und rannte dann los bis zum Elektroraum. Die Tür war offen und Skye kappte die Hauptstromleitung. Alles wurde dunkel und ruhig.
„So, let’s play.“
Sie verließ den Keller und ging nach oben. Es gab mehrere Wege auf das Dach, nicht nur durch ihre alte Wohnung. Von dem geheimen Dachboden aus gab es auch einen Zugang zum Dach und genau da wollte sie ihn. Sie wollte sich einen Überblick verschaffen, den sie unten vom Boden aus nicht hatte und sie kam sich vor wie eine Dauntless, aus Divergent.
Leise schlich Skye durch die Flure und lauschte in die Nacht. Da die Musik nun aus war, war es einfacher zu hören, ob jemand kam oder nicht. Doch nichts tat sich im Hauptgebäude und so ging sie hoch auf den Dachboden und öffnete das Fenster, dass raus auf das Dach führte. Sollte sie jetzt stürzen, wäre das Geburtstagsfeier zu einem Krimidinner geworden, doch draußen auf dem Dach waren Stufen, die bis runter auf das gerade Stück führten. Von dort aus kam sie auf das lange Dach über ihrem alten Apartment und somit auch zum Roofgarden, doch womit Skye nicht gerechnet hatte war, dass dort – in ihrem Roofgarden – alle versammelt waren! Das war alles eine Verschwörung! Die Amerikanerin schlich weiter, darauf bedacht von den anderen nicht gesehen zu werden. Allerdings wirkten sie eher wie ein Haufen Ameisen. Dass Skye den Strom abgeschaltet hat, hatte wohl zur allgemeinen Verwirrung geführt. Viele waren in der Nähe des Rands und versuchten darüber zu gucken, um zu sehen, was passierte.
Skye gelangte unbemerkt bis zum Roofgarden und versteckte sich hinter dem Sicherungshäuschen. Sie konnte Jungkook und Taehyung sehen, sie saßen auf einer Bank und schauten gelangweilt. Direkt bei ihnen war niemand, also riskierte Skye die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu ziehen. Sie nahm ihr Handy, machte das Display an und winkte. Jungkook war der Erste die sie sah, wobei sie auch nichts anderes erwartet hätte. Er stieß Taehyung an und nickte in Skyes Richtung. Sofort hellte sich sein Gesicht auf, woraufhin Jungkook ihn wieder anstieß nicht so auffällig zu sein. Der Jüngere schaute sich um und schlich sich dann weg, Tae folgte kurz darauf.
„Wer ist der Anführer dieser Operation?“, fragte sie flüsternd und schaute sich um.
„Namjoon und Jimin.“
„Nam … was?!“ Laila hatte damit gerechnet, dass Mia dahintersteckte oder Super Junior, weil sie ziemlich gute Übung darin hatten, aber Namjoon und Jimin hätte sie das nicht zugetraut.
„Als Rache für die Luftballons“, erklärte Tae. „Mia und Kyuhyun assistieren.“
Hatte sie es doch gewusst!
„Gut, wir machen folgendes …“