Tatsächlich war es noch ein echt schöner Abend geworden. Skye und die anderen hatten ihre Einkäufe eingeräumt und hatten dann lange zusammengesessen, um über sich als Band zu sprechen. Welche Musik sie sich vorstellten, wo jede sich innerhalb der Band sah, welches Image sie verkörpern wollten und erstaunlicherweise waren sie alle auf der ziemlich gleichen Wellenlänger.
Später dann kochten sie gemeinsam und es war wie ein Cheer-Abend. Alle giggelten und sie tranken etwas Alkohol und die Musik lief und alle tanzten durch die Gegend. Es war warm draußen und sie aßen auf der Terrasse, die zu dem Nebenhaus gehörte. Oft würden sie für so etwas keine Zeit mehr haben. Wenn das wirkliche Idol-Leben anfing, hatten sie Termine und Training von morgens bis abends, doch Skye versprach sich selbst, dass sie einmal die Woche so zusammenkamen. Nur sie, ohne irgendjemand anderen.
„Hey, wie nennen wir uns eigentlich?“, fragte irgendwann Kendra. Es war schon lange dunkel, doch keine von ihnen dachte daran schon ins Bett zu gehen.
„Auf jeden Fall bitte etwas kreativeres als ‚IDOLL‘“, meinte Ara und darauf stießen sie alle an.
„Aber im Ernst, hat einer Ideen?“, fragte Mi Cha in die Runde und alle begannen zu grübeln. Häufig hatte die Band den Namen gar nicht mitzubestimmen, doch da Skye eine der Besitzerinnen von G-Next war, hätten sie sogar ganz gute Chancen, dass sie ihren Namen mitbestimmen konnten. Andererseits gab es auch Namen, die die Band anfangs schrecklich fand und später zu einem der größten Namen der Kpop Industrie geworden sind – wie BTS.
Alle waren am Grübeln und warfen irgendwelche witzigen Namen in die Runde.
„So wie wir wohnen, sollten wir uns ‚Queens‘ nennen“, kam es von Kendra und sie breitete die Arme aus. Doch Skye schüttelte den Kopf.
„Nein.“
„Nein?“
„Eine Queen darf keinen King haben, weil ein King immer einer Queen überstellt ist. Wenn sind wir ‚Kings‘ … ‚Seven Kings‘ …‘New Kings‘…“, erklärte sie und zählte noch mal schnell durch.
„Seven Kings? Aber würde das die Leute nicht verwirren, weil wir … Frauen sind?“, fragte nun Blake.
„Sollen sie verwirrt sein. Die Band Queen besteht auch nur aus Männern“, wand London ein. „Ich finde Seven Kings super.“
Und darauf stießen sie wieder an.
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Skye schlief tatsächlich im Nebenhaus. Schließlich gab es das Schlafzimmer im Dachboden. Sie wusste nicht mehr, wann sie ins Bett gegangen waren, noch wusste sie, wie spät es jetzt war. Das Einzige, was sie wirklich wusste war, dass sie keine Kopfschmerzen hatte. Yay.
Einen Moment noch blieb sie im Bett liegen und ließ den gestrigen Tag Revue passieren und bei der Erinnerung musste sie lächeln. Seven Kings. Witzig. Jiyong würde an die Decke gehen.
Sie lag noch immer im Bett, als ihr Handy klingelte – es war Frau Kim.
„Guten Morgen Frau Kim, ist alles in Ordnung?“
„Nun … wo sind Sie denn Frau Jones?“ Der Ton der Haushälterin machte ihr geringfügig Angst.
„Unten im Nebenhaus.“
„Vielleicht sollten Sie hochkommen, bevor ich Ihnen das jetzt am Telefon erkläre.“
Eilig stand Skye auf, ging auf die Toilette, wusch sich das Gesicht und zog sich eine Joggingshose an.
Auf dem Weg nach unten lief sie fast in Kendra rein.
„Hey, alles okay?“
„Ich weiß noch nicht“, sagte Skye nur im Vorbeigehen und war auch schon aus der Tür.
Sie eilte den Weg nach oben. Zuerst hatte sie Angst, dass etwas mit den Katzen oder mit Snickers war, doch so hatte sich Frau Kim nicht angehört. Irgendetwas war passiert, aber sie glaubte nicht, dass die Tiere im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit waren.
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„Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein – nein!“
Skye stand vor BTS. Die standen wiederum vor ihrem Haus, mit Koffern und Frau Kim hatte sie nicht reingelassen. Außer Jungkook, der wohnte ja eh schon da. Aber wieso standen BTS mit Koffern vor Skyes Haus?
37 Stunden vorher …
„Jimini – was tust du?“, fragte Namjoon skeptisch, als der Jüngere mit mehreren Paketen durch die Tür kam und anfing sie nach oben zu bringen. Sie waren immer noch nicht richtig aus Neuseeland mental in Korea angekommen und bald würde Chens Party los gehen. Und dann waren auch noch so viele Ballons da! Der Bandleader hätte sich gerne noch kurz hingelegt, doch mal wieder schien viel zu viel auf einmal los zu sein.
„Das ist ein Pool!“
„Ein Pool?“
„Ja, mir ist so warm! Und es ist so schwül!“
Namjoon zog die Augenbrauen zusammen.
„Und wo willst du den aufstellen?“
„Oben, in das leere Zimmer.“
Im neuen BTS Dorm waren auf jeder Etage vier Schlafzimmer. Da sie nur sieben Mitglieder waren – im Moment wohl eher sechs, da Jungkook sich bei Skye breitgemacht hatte – war ein Zimmer frei geblieben und diente als gemeinnützige Rumpelkammer. Namjoon stand seufzend auf und schaute sich den Pool an.
„Der ist für draußen“, stellte er fest.
„Drinnen, draußen – was soll schon passieren?“
Namjoon war nicht überzeugt, doch Jimin redete so lange auf ihn ein, bis er nachgab und der Jüngere fing an den Pool, gemeinsam mit Jin und Hoseok aufzubauen.
4 Stunden vorher …
„Mama … nein … ich will nicht baden …“, Jin warf sich von einer Seite auf die andere.
Taehyung hingegen wachte auf und war nass. Er dachte es wäre wieder eine Racheaktion der anderen und machte das Licht an. Alles war nass! Sein ganzes Bett! Der Boden! Nicht viel machte Taehyung wütend, doch jetzt hatten sie es zu weit getrieben. Sie hatten Luftballons verteilt! Sein Zimmer unter Wasser zu setzen war wohl kaum eine angemessene Strafe dafür und total übertrieben. Tae wollte gerade hoch zu Namjoon, als er bemerkte, dass auch der Boden nass war. Skeptisch schaute er sich um, kein Geräusch war zu hören, außer das kontinuierliche Plätschern von Wasser. Woher kam denn all das Wasser?! Vorsichtig ging er die Treppe hoch und klopfte an Namjoons Tür.
„Hyung!“
Wieder klopfte er und hörte im Inneren sich jemand rühren und dann hörte er fluchen.
„Was ist denn …?!“
„Hyung?“
Verwundert schaute er Namjoon an, als dieser die Tür öffnete und sich den Rücken hielt.
„Wieso bist du so nass?“, fragte er Tae erstaunt und bemerkte dann, dass der Boden ebenfalls nass war.
„Wieso bist du nicht nass?!“, wollte nun Tae wissen. Wenn sie in einem Unwetter steckten, müsste doch auch die oberste Etage geflutet sein … es sei denn…
„JIMIN!“, polterte es von Namjoon, der an Taehyung vorbei stürzte, zu dem eigentlich leeren Zimmer. Der Pool hatte ein Leck, doch noch schlimmer war, dass gerade einmal die Hälfte des Wassers bisher ausgetreten war.
„Taehyung, hol Panzertape, unten in der Küche, weck die anderen!“
Doch es half nichts. Immer wenn sie das Loch gestopft hatten, brach es wieder auf und irgendwann begannen sie mit Eimern das Wasser aus dem Pool zu holen und in die Dusche zu schütten, aber der Schaden war ohnehin schon entstanden.
Über eine Stunde liefen sie hin und her, bis sie noch nicht einmal die Kraft hatten sich gegenseitig anzukacken. Und es war auch egal, wer den Pool angeschleppt hatte, Mia würde sie alle zur Rechenschaft ziehen, daran hatte keiner einen Zweifel.
Danach ging es darum zu retten, was zu retten war. Zuerst schalteten sie den Strom aus. Das wäre ein toller Newsflash: BTS begehen Massenselbstmord, nur Jungkook überlebt. Sie klingelten bei allen Anwohnern des Hauses, um die ganzen Möbel raus zu schaffen oder zumindest so zu platzieren, dass sie sich nicht mit Wasser vollsaugten. Auch riefen sie die ganzen Putzkräfte des Hauses zusammen und sie wischten so viel Wasser auf, wie sie konnten. Natürlich gab es Dinge die nicht mehr zu retten waren. Die Küche würde sicherlich leiden, denn die konnten sie schlecht abbauen. Auch Bücher und diverse Kleinelektronik war betroffen. Ihre Laptops und Computer konnten sie retten. Auch die Matratzen würden sie wohl entsorgen und man müsste wohl irgendwelche Trockengeräte in der Wohnung aufstellen, damit sich kein Schimmel bildete.
„Wo sollen wir hin?“, fragte Jimin kleinlaut. Es tat ihm unheimlich leid und war natürlich auch nicht beabsichtigt gewesen.
„Mach dir keine Sorgen, meine Freundin hat ein riesiges Haus – sie nimmt uns schon auf.
Das brachte uns somit wieder in die Gegenwart.
„Aber Schatz … Jungkook wohnt hier ja auch und ich bin dein Freund. Du musst nur fünf Leute aufnehmen“, versuchte Taehyung es mit Vernunft.
„Nein! Ihr habt alle eigene Wohnung! Du!“, sie deutete auf Jin. „Und du!“, der Finger wanderte zu Yoongi.
„Und du sollst sogar zwei Wohnungen haben!“, jetzt traf ihr Finger Hoseok.
„In meinen Wohnungen wohnt die Familie, in der einen meine Schwester, in der anderen meine Eltern und Jungkook hat auch eine Wohnung und du lässt ihn hier wohnen“, verteidigte sich Hoseok.
Tatsächlich stand Jungkook drinnen und schaute seine Bandkollegen vor der Tür mindestens genauso genervt an, wie Skye. Schließlich wurde auch sein Zimmer geflutet und später würde er erst mal ins Dorm fahren, um sich das Chaos anzugucken und ob er Gründe finden würde, noch wütender zu sein.
„Jungkook ist … etwas anderes! Er lässt mich in Ruhe. Ihr hingegen seid … ein Haufen Ameisen.“
Sie hatte ein Eichhörnchen und drei Katzen, das reichte ihr vollkommen als Chaosfaktor, da brauchte sie nicht noch BTS.
„Wir könnten doch ins Nebenhaus einziehen?“, schlug Namjoon vor.
„Nein! Da sind die Girls gestern eingezogen!“
„Na ja … Grund, aber kein Hindernis“, wand Jimin ein.
„Nein! Nein, nein, nein, nein, nein!“
Skye schloss die Tür und stapfte in den Kaminraum, als es wieder klingelte.
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Eine halbe Stunde später hatten sich die Mitglieder von BTS im Haus breitgemacht. Bang Shi-hyuk hatte Skye angerufen und sehr freundlich darum gebeten. Was hätte sie denn tun sollen? Big Hit waren ihre neuen Geschäftspartner, sie wollte es nicht direkt mit allen versauen.
Nach und nach waren dann auch noch die Mädels eingelaufen, die sich über Skyes Verschwinden gewundert hatten und sicher gehen wollten, dass alles okay war. Jungkook hingegen saß vor dem Kamin, in der Kapuze seines Pullovers lag Snickers und die beiden ließen sich von dem ganzen Rummel einfach nicht stören. Taehyung war in Skyes Schlafzimmer eingezogen, was vollkommen okay war und die anderen hatten sich aufgeteilt.
Und nun wollten alle frühstücken. Frau Kim stand in der Küche und zeterte leicht vor sich hin. Eine Person zu versorgen war kein Problem, zwei oder drei auch noch nicht, aber 14 Personen war dann doch eine andere Hausnummer.
Jimin und Jin saßen im Fernsehzimmer. Irgendwer hatte eine Playstation mitgebracht. Wahrscheinlich würde Skye also doch nicht so viel von ihnen sehen.
„Ah, Skye.“
Namjoon setzte sich neben sie und lächelte. Egal was jetzt kommen würde, ihr würde es nicht gefallen.
„Eigentlich ist das eine gute Gelegenheit dich besser kennenzulernen“, begann er. „Normalerweise schauen wir uns gerne die Partner der anderen an – bevor sie richtig zusammenkommen. Dafür ist es jetzt wohl schon zu spät.“
„Wenn ihr irgendwelche Spielchen mit mir macht, sperre ich euch in den Bunker“, erwiderte sie nur und stand dann auf.
Sie ging runter ins Studio, um kurz Ruhe zu haben und zündete sich eine Zigarette an. Sie hatte alle gern, sowohl BTS, als auch ihre Mädels, aber sie war auch nicht ohne Grund ans Ende der Stadt gezogen. Es dauerte nicht lange, da kam auch Jungkook runter, nahm ihre die Zigarette aus der Hand und zog daran.
„Ich hätte sie nicht reingelassen – die kriegen wir nie wieder los.“
Skye lachte fröhlich, vor allem weil es sich so anhörte, als wäre es sein Haus. Er schaute sich in dem Studio um.
„Lust was zu machen?“
„Klar!“
Nach ungefähr einer Stunde war Taehyung losgezogen, um Skye zu suchen. Er fing oben an, auf dem geheimen Dachboden und arbeitete sich dann immer tiefer, bis er in den Keller kam. Er schlich sich an das Studio heran. Die Tür war angelehnt und vorsichtig schaute er hinein. Jungkook und Skye saßen vor dem Computer, beide hatten Kopfhörer auf und wackelten fröhlich mit dem Beat, den sie hörten. War Tae eifersüchtig? Vielleicht ein wenig. Sie und Jungkook verband etwas, anders als Taehyung und Skye. Sie fuchtelten mit den Armen und der andere schien zu verstehen, was geändert werden musste. Skye spielte mit den Reglern und JK nickte zustimmend.
Taehyung zog sich zurück und ließ den beiden ihre Zeit.
Skye und Jungkook bekamen davon nichts mit. Irgendwann zogen sie die Kopfhörer ab.
„Der Beat ist SO gut!“ Es war eine Mischung aus Hip Hop und Dance, mit Bass und einem Beat der im Kopf blieb.
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Ein paar Stunden war Skye mit Jungkook im Keller verschwunden und als sie hochkamen, war es ruhig im Haus.
„Wo sind alle?“, fragte sie verwundert. Die Girls hatten ihr geschrieben, dass sie in den Supermarkt wollten, um den Kühlschrank zu füllen. Skye verfluchte sie dafür, sie hätte ihnen Geld mitgegeben, aber wahrscheinlich war es Absicht gewesen. Gestern war viel zu viel passiert, keiner hatte an Essen gedacht.
„Ich suche mal Tae.“
Sie ging nach oben und fand ihn auf ihrem Bett liegen, mit Kopfhörer auf. Als er sie sah, zog er die Kopfhörer ab.
„Und, ausgetobt?“
So wie er es sagte, hörte sie, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist los?“, fragte Skye ihn direkt.
„Du und Jungkook … ich … ihr seid Freunde, aber manchmal …“
Ah, da war wohl jemand eifersüchtig. Sie setzte sich auf seinen Schoß und legte ihre Arme um seinen Hals.
„Ich habe eine besondere Freundschaft mit JK, aber wir haben auch etwas Besonderes“, erwiderte sie.
„Aber sind wir auch Freunde? Ich will auch dein Freund sein“, sagte er und schaute sie an.
Skye hielt seinen Blick einen Moment lang fest.
„Natürlich sind wir Freunde, ich habe keine Geheimnisse vor dir. JK und ich sind nur eben auch Freunde. Nur Freunde.“
Sie fing an zu grinsen und beugte sich zu ihm, um ihn zu küssen. Hungrig nahm er sie in Empfang und seine Hände umschlungen sie. Es war das, was er im Moment brauchte. Er ließ sich mit Skye nach hinten fallen und rollte sich auf sie, als ein Räuspern sie aufschrecken ließ.
Die Amerikanerin schaute an Tae vorbei und sah Namjoon im Türrahmen stehen.
„Entschuldigung, wenn ich störe … Skye, hast du eine Minute?“
„Na klar.“
Taehyung fand das nicht so klar. Erst hatte er sie von Jungkook bekommen und musste sie nun an Namjoon abgeben. Vielleicht war es doch nicht so eine tolle Idee gewesen, dass alle hier eingezogen waren.
„Ehm, Skye, haben deine Mädels mit uns ein Problem“, fragte der Bandleader, als sie im Flur standen. Verwundert zog sie die Augenbrauen zusammen.
„Wie meinst du das?“
Dem Rapper schien es selbst unangenehm zu sein und nervös tippelte er von einem Fuß zum anderen.
„Weil sie nicht mit uns reden und wenn sie reden und einer von uns kommt ins Zimmer, sind sie sofort still…“
Nun find Skye fröhlich an zu lachen und hob die Hand zum Mund.
„Ihr macht sie nervös! Ihr seid K-Götter und sie sind Trainees. Tatsächlich weiß ich von manchen, dass sie den ein oder anderen von euch ziemlich heiß findet – apropos heiß, was ist denn mit dir und Nalia?“
Sie verschränkte sie Arme und schaute zu Namjoon hoch. Verlegen fuhr er sich mit einer Hand über die Haare.
„Ja, ich hätte mich melden müssen … ich habe sie wirklich gerne und ich möchte es richtig machen. Ich will sie ausführen und kennenlernen, doch in den letzten Wochen war einfach zu viel zu tun. Hat sie etwas gesagt?“
„Nur, dass du dich nicht gemeldet hast“, erwiderte Skye.
Eigentlich mochte sie es nicht sich in die Liebesangelegenheit anderer reinzuhängen, wahrscheinlich weil sie es nicht mochte, wenn jemand das bei ihr machte, doch sie wusste, dass Namjoon eigentlich ein guter Kerl war und sie verstand nicht, wieso er so mit Nalia umging.
20 Minuten später.
Skye hatte alle in das Kaminzimmer gerufen, gemeinsam mit Namjoon stand sie vor dem Kamin und während die anderen in das Zimmer kamen, bekamen sie das Gefühl nicht los, zum Direktor gerufen zu werden. Oder wohl eher zu den Direktoren.
„So“, Namjoon klatsche in die Hände und lächelte in die Runde.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass wir etwas ausgefressen haben?“, flüsterte London Blake zu, die daraufhin anfing zu kichern.
„Da wir die kommenden Tage wohl zusammenleben werden und uns aufgefallen ist, dass sich nicht jeder in unserer Gegenwart wohlfühlt. Das wollen wir natürlich ändern. Auch BTS sind ganz normale Menschen, daher werden wir uns die nächsten Stunden aufteilen – wir sind sieben, ihr seid sieben.“
Vor allem den Mädels fielen die Kiefer runter und sie schauten sich verwundert an.
„Zuerst bitten wir jeden Bangtan Boy einen Namen zu ziehen“, sagte Skye und hielt einen Blumentopf hoch, in dem Zettel mit Namen langen. Etwas Besseres hatte sie auf die Schnelle nicht gefunden.
Jin war der erste der zog und er zog sich Blake. Skye fand, dass das super passte. Hoseok zog Kendra, Jungkook London und Taehyung Mi-cha, Jimin wurde Ara zugeteilt und Yoongi Honey.
„Das ist Betrug!“, beschwerte sich Tae. „Was ist mit Lala?“
Namjoon zog die Augenbrauen hoch und nahm den letzten Zettel aus dem Blumentopf. Als er ihn öffnete, stand darauf ‚Skye‘.
„Kein Betrug“, stellte er fest. „Meins.“
Taehyung schaute mit offenem Mund zu seinem Bandleader. Erst Jungkook, jetzt Namjoon! Tae stand kurz davor Skye in den Bunker zu schleppen und den roten Knopf zu drücken!
Nachdem die Pärchen feststanden, mussten sie auch alle noch eine Tätigkeit ziehen. Schließlich sollten sie sich ja nicht nur anstarren, sondern auch etwas gemeinsam tun. Hoseok und Kendra zogen ‚Kochen‘, woraufhin beide panisch schauten.
„Wollt ihr das wirklich?“, fragte Hobi in die Runde. Jin schaute zu Blake und die Jüngere nickte.
„Okay, wir machen das“, erwiderte Jin und schnappte sich den Zettel. Nun zog Kendra einen Zettel und dieser war etwas weniger furchterregend. Ihre Aufgabe war es eine Playlist für den Abend zu erstellen und das lag den beiden wohl sehr viel eher. Taehyung und Mi-Cha und Namjoon und Skye bekamen beide ‚Fotografieren‘, während Jungkook und London einkaufen gehen mussten.
„Aber wir haben doch Essen da“, beschwerte sich Kookie.
„Aber nicht für 14 Leute! Ihr esst mir die Haare vom Kopf! Geht. Einkaufen!“
Yoongi und Honey hingegen bekamen ‚Fahrradfahren‘ und Jimin und Ara ‚Videospiele‘.
In drei Stunden sollten sie sich wieder treffen und alle schwärmten aus. Namjoon und Skye schauten sich an.
„Und? Auf was hast du Lust?“, fragte er sie. Skye grübelte kurz.
„Hmmm…. Der Namhansanseong ist hier in der Nähe. Dort läuft die alte Stadtmauer und es gibt kleine Schreine und Tempel und man hat einen tollen Ausblick über Seoul“, schlug sie vor. Sie war zwar erst dort gewesen, aber es gab ja mehrere Aussichtspunkte und da Bae nicht der begeisterte Wanderer war, hatte sie ihn nicht quer über den Berg gehetzt. Namjoon schien da schon motivierter.
„Klingt toll!“
Die beiden fingen an zu packen. Namjoon hatte eine Systemkamera von Sony, doch Skye hatte da ganz anderes Gepäck. Spiegelreflex, drei Objektive, Stativ und schon wog der Rucksack mehrere Kilo. Dazu noch zwei Flaschen Wasser und etwas zu Knabbern. Namjoon wollte ganz locker ihren Rucksack hochnehmen und scheiterte.
„Was hast du alles dabei?!“
„Foto…Equipment“, erwiderte die Amerikanerin und schaute unschuldig. Und sie hatte noch nicht einmal viel dabei! Ein Makro Objektiv, ein Teleobjektiv und das Weitwinkelobjektiv hatte sie auf der Kamera. Der Bandleader schüttelte grinsend den Kopf und warf sich den Rucksack über eine Schulter. Wenn man wusste, dass man es mit 10 Kilo zu tun hatte, war es gar nicht so schwierig.
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Es war ein wunderschöner Herbsttag. Es war nicht zu heiß, nicht wie die letzten Tage. Das Schöne am Namhansanseong war, dass es unten und oben einen Parkplatz gab. ‚Oben‘ war zwar nicht ganz oben, aber schon ein ziemlich gutes Stück oben. Alles was dann kam, war harmlos, im Gegensatz zu dem Anfang am Ende des Berges.
Natürlich hatte Namjoon eine Mütze auf und einen Mundschutz, doch auch Skye hatte eine Baseballkappe auf und ebenfalls einen Mundschutz. Sie kannten inzwischen auch schon einige Leute und wenn man sie erkannte, wäre das Risiko groß, dass man ihrer Begleitperson auch Aufmerksamkeit schenkte und das war nicht der Plan des Ganzen.
„Nein, ich kann das“, sagte Skye, als Namjoon sich ihren Rucksack schnappte.
„Schon gut, er ist schwer.“
„Ich weiß, ich habe ihn gepackt!“
Sie mochte es nicht bevormundet zu werden und versuchte sich den Rucksack zu schnappen. Erfolglos.
Auf dem Weg zu dem traditionellen Tor, dass den Eingang markierte, schaute sie immer wieder argwöhnisch zu Namjoon, der jedes Mal anfing zu lachen. Sie kam sich eindeutig nicht ernst genommen vor.
„Wooooooooow!“
Die beiden waren ein Stück hochgelaufen und kamen an einem Aussichtspunkt an, von dem aus sie eine Aussicht über den Berg hatten. Viele Bäume hatten ihr Herbstlaub bereits angenommen und bildeten ein Farbenmehr aus gold, grün, orange und braun. Deswegen liebte Skye den Herbst. Sie liefen an der Stadtmauer entlang und Namjoon fand es interessant Skye zu beobachten. Er mochte es selbst zu fotografieren, doch die junge Frau schien auf andere Sachen zu achten, kletterte manchmal auf Felsen oder ließ sich fast kopfüber über die Mauer fallen, um zu fotografieren. Ebenso änderte sie ständig die Einstellungen und neugierig lehnte er sich zu ihr rüber.
„Das du das so kannst“, bemerkte er.
„Reine Übung“, erwiderte sie lächelnd. „Ich finde tagsüber muss ich gar nicht so viel einstellen. Unter Wasser lernt man viel über Blende, nachts und im Makrobereich über Verschlusszeit. Ich mache im Moment nur minimale Anpassungen, je nachdem woher das Licht kommt“, erklärte sie weiter.
Skye fand auch Spaß daran Käfer zu suchen und hier machten sich die unterschiedlichen Objektive bezahlt. Auch fand Namjoon es lustig, dass sie kein Problem hatte sich auf den Boden zu legen, um etwas zu fotografieren, sie machte nicht rum, sondern klopfte sich die Erde ab und zeigte ihm das Foto auf dem Display.
Doch auf einmal rannte sie einfach davon und ließ Namjoon mit dem ganzen Gerödel stehen. Verwundert schaute er ihr nach, doch sie lief auf einen Mann zu, der wohl etwas verkaufte? Er konnte es nicht wirklich sehen, aber als sie zurück kam, hatte sie zwei Eis in der Hand.
„Erdbeere oder Schoko?“, fragte sie etwas außer Puste.
„Schoko“, erwiderte der Rapper, da er sah, dass sie das Erdbeereis anschaute.
Und damit machten sie erst einmal Pause. Namjoon hatte an eine Decke gedacht und sie suchten sich ein Stück Grün, um den Ausblick zu genießen. Irgendwann fiel Skye auf, dass Namjoon am Grinsen war.
„Was?“ Nun grinste auch sie, als sie zu ihm rüber schielte.
„Du bist … ziemlich besonders“, erwiderte er und brachte sie damit völlig aus dem Konzept.
„Du bist Ausländer und doch hast du hier dein Zuhause gefunden. Du wolltest kein Idol sein und nun wirst du Idol, nur um anderen zu zeigen, dass Idol sein auch anders sein kann. Du bist in vielen Dingen introvertiert, doch du öffnest dein Haus für einen Haufen Trainees und Idols. Alles was du tust machst du zu 120% – selbst wenn es nur ein Foto von einem Käfer auf einem Blatt ist. Taehyung kann sich sehr glücklich schätzen.“
Er zählte all ihre Stärken auf und machte sie verlegen.
„Ich habe mindesten genauso viele Schwächen“, gab sie zu. Skye wusste, dass sie manchmal unausstehlich war und anderen das Leben zur Hölle machte. Sie war nicht einfach und sie wollte es anderen auch nicht immer einfach machen.
„Aber wenigstens weißt du es.“ Namjoon grinste sie fröhlich an und Skye konnte es nur erwidern.
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Für 14 Leute zu kochen war eine Sache, doch für 14 Leute einzukaufen war auch nicht so einfach. Es endete damit, dass London und Jungkook viel zu viel eingekauft hatten. Blake und Jin mussten dann schauen, was sie mit all dem Essen machten und packten viele Sachen in den Kühlschrank, um es Morgen zu kochen. Noch wusste keiner, wie lange BTS hier wohnen würden. Immerhin war Jungkook kurz im gefluteten Dorm gewesen, um noch ein paar Dinge zu retten und mitzubringen.
„Ich glaube, er kommt nie mehr ins Dorm“, sagte Taehyung zu Skye, als Jungkook zwei Koffer die Treppe hochschleppte. Ohnehin hatte sie sich schon an seine Anwesenheit gewöhnt und in den zwei Wochen, als sie Bon Voyage gedreht hatten, hatte sie ihn ganz schön vermisst.
„Wisst ihr, was ich nicht verstehe?“, begann Yoongi ohne aufzuschauen. „Mia hat uns noch gar nicht zusammengestaucht.“
„Weil sie in Japan ist“, kam es von Skye und so wie sie Mia kannte, würde die Deutsche sich nicht damit zufrieden geben sie über’s Telefon zusammenzufalten – sie würde das persönlich machen.
„Wann kommt sie wieder?“
Skye zuckte nur mit den Schultern. Natürlich wusste sie wann Mia landete, doch sie würde BTS keine Möglichkeit geben sich zu verstecken. Zum einen hatten sie es verdient, zum anderen würde sie nicht das Risiko in Kauf nehmen Mias Zorn auf sich zu ziehen.
„Sicher?“, fragte Namjoon nach.
„Ich habe keine Ahnung“, bestätigte Skye und setzte ihre beste Unschuldsmiene auf.