Völlig fertig lag Mia neben Donghae. Sie musste unbedingt duschen, bevor sie abgeholt wurde, doch im Moment genoss sie es zu sehr neben ihm zu legen, ihren nackten Körper an seinen zu schmiegen.
„Hättest du gerne noch eine Nacht mit jemand anderen gehabt, bevor wir geheiratet haben?“, fragte Donghae seine Frau.
„I might liked telephone sex with Seunghyun … but I think that’s about it“, erwiderte sie grinsend und Donghae biss ihr ins Ohr. Mia hatte sich die letzten Monate genug ausgetobt. Sie hatte Yunho gehabt, dann Kyu, dann Jaejoong …. dann Yunho und Jaejoong. Es folgte Kamasutra-Jihoon und Kiss-my-lips-Daesung. Und all das eigentlich nur um Donghae zu verdrängen, um nicht an ihn zu denken, um sich ihre Liebe nicht einzugestehen, nein, sie hatte sich genug ausgetobt und im Moment würde ihr nicht im Traum einfallen jemals einen anderen zu wollen.
„What about you?“
„Me?“
„Yeah you.“
„Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, konnte ich an niemand anderes mehr denken. Dich zu küssen, dich lieben war alles, was ich wollte.“
„What about Sun?“
Es war ja nicht so, als hätte Donghae nicht auch seine schwachen Phasen gehabt. Der Sänger fing an zu lachen.
„Willst du wissen wieso sie so sauer war, was dazu geführt hat, dass wir Schluss gemacht haben?“
Er schien sichtlich amüsiert darüber und weckte Mias Neugierde.
„Ich habe deinen Namen gesagt während wir …“
„Oh no! Hae, that’s a terribel thing to do!“
Sie und Sun waren ja nie wirklich Freunde gewesen, doch so etwas war ganz schrecklich. Man musste sich doch etwas konzentrieren! Wie schrecklich sie sich fühlen würde, wenn der Mann einen anderen Namen sagen würde.
„Well, as I said: I could only think about you.“
Doch die Zeit der Trennung nahte. Mia musste aufstehen, duschen und fertig packen. Sie hatte sich von den anderen schon gestern Abend verabschiedet, denn sie erwartete nicht, dass sie um 5 Uhr aufstanden, nur um sie zu verabschieden. Nur Donghae blieb wach und brachte sie zum Taxi.
„Alright Cupcake. Have a good flight, I talk to you when you get home. I love you.“
Sie küsste ihn und drückte ihn noch einmal an sich.
„Ich liebe dich auch“, sagte er auf Deutsch.
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Also hieß es ‚Adeus Brazilia‘ und ‚Hello USA‘ – aus irgendeinem Grund hatte Mia immer GDs ‚Hellooooo‘ im Kopf. Nicht zu glauben, dass der Urlaub schon vorbei war. Sie freute sich auf die Arbeit, sie freute sich nicht auf 2PM, aber noch zwei weitere Wochen Urlaub und die Jungs hätten ihr Leben als Entertainer hingeschmissen und hätten eine Strandbar in Praia de Forte aufgemacht.
Zumindest war sich Mia sicher, dass sie im Flugzeug gut schlafen konnte. Sie flog Business, was die Firma nicht sehr viel mehr kostete als Economy, da sie eigentlich überall Ermäßigungen bekamen und Membership Karten der meisten Airlines hatten. Gute Sache.
Doch bevor der Flug los ging holte Mia ‚Das Erbe der Blacks‘ raus, um etwas weiter zu lesen.
Schließlich war das zweite Kapitel zu Ende. Mia wusste das es toll weiter gehen würde. Sobald Jade sich etwas an Hogwarts gewöhnt hatte, begann das Chaos und sie wusste noch, dass der Winterball toll werden würden. Allerdings war Mia jetzt viel zu müde, um weiterzulesen. Sie klappte ihren Sitz nach hinten, so dass sie fast ein richtiges Bett hatte, murmelte sich in ihre Decke ein, sagte der Stewardess Bescheid, dass sie zwischen drin zum Essen geweckt werden konnte und schlief dann ein.
Wieso war die Welt so groß? Fast 9 Stunden dauerte der Flug bis nach Miama. Morgen Mittag hätte sie dann noch mal 5 ½ Stunden vor sich. Wurde es nicht endlich mal Zeit das Beamen zu erfinden? Anstatt irgendwelche Satelliten ins Weltall zu schießen, um den Mars zu erforschen, sollten sich die Wissenschaftler lieber mal mit den Problemen der Welt beschäftigen, auf der sie lebten. Zeitverschwendung gehörte eindeutig dazu. Wie leicht es wäre, wenn man sich beamen könnte. Andererseits wären dann der Schedule noch voller, da man ja viel mehr Zeit zur Verfügung hätte. Aber wäre das nicht super? ‚Und, wo verbringst du das Wochenende?‘, ‚Ach, ich beam mich nach Paris zum Frühstücken und beam mich dann weiter nach New York zum Shoppen‘ – Insane!
Es war kurz nach 19 Uhr als Mia in ihrem Hotel ankam. Die Jungs waren jetzt irgendwo über dem Atlantischen Ozean. Sie hatten auch noch eine ganze schöne Tour vor sich.
Mia checkte ein, ging duschen, zog sich um und fuhr dann runter in das Hafenviertel. Die Deutsche würde nicht viel Zeit hier verbringen und wollte einfach etwas chillen und sie musste etwas essen. Also ließ sie sich ans Pier fahren. Hier gab es viele kleine Läden und Restaurants. Zuerst ging sie etwas einkaufen und freute sich noch so viel Platz im Koffer zu haben.
Dann landete sie in einer Kneipe namens ‚Offshore‘. Es lag direkt am Pier und wenn man auf der Terrasse saß, war man schon über dem Wasser. Mia setzte sich an einen Tisch und studierte die Karte, als sich ein junger Mann zu ihr setzte. Er drehte den Stuhl verkehrt herum und lehnte seine Arme auf die Rückenlehne. Er sah gut aus, blond, Drei-Tage-Bart, Surfertyp, früher wäre er in Mias Beuteschema gefallen.
„Why is it that always the pretty girls sittin alone in a bar?“, fragte er.
„That’s maybe because the pretty girls are psycho killers … or they just don’t know anybody cuz they are just here for a stop over.“
„So who is she planing to kill or where does she stoppin over to?“
„Los Angeles“, antwortete Mia.
„Okay, maybe she’s planing to kill somebody there so I could be safe“, gab er grinsend zu.
„By the way, I’m Matt.“
„I’m Mia, nice to meet you“, auch wenn sie es eigentlich nicht leiden konnte einfach so angesprochen zu werden – in Korea passierte das nicht.
„It’s my pleasure“, erwiderte er.
„So what are you doing in L.A.?“
„I’ll be there for work, I’m a dancer.“
Der Mann schaute interessiert auf, doch der Kellner unterbrach die beiden und Matt fragte Mia, ob es ihr etwas ausmachen würde, wenn er bei ihr sitzen bliebe. Nein, eigentlich nicht. Gesellschaft war doch nie das Schlechteste. Mia erzählte ihm, dass sie für ein Tanzstudio in Seoul arbeitete und dass sie in einem Partnerstudio neue Tänze lernen sollte. Das entsprach zumindest fast der Wahrheit.
Matt fand wohl gefallen an Mia, denn er blieb auch zum Essen bei ihr sitzen und erzählte ihr alles Mögliche was es über Miami zu wissen gab. Welche Clubs angesagt waren, in welche Gegenden man nicht gehen sollte und wann die Polizei das letzte Mal ein Drogenboot hat hochgehen lassen. Matt war 24 Jahre alt und studierte Meeresbiologie. Hier konnte man das machen. Sie erinnerte sich noch daran, wie eine gute Freundin ihr nach dem Abi erzählt hatte, dass sie Meeresbiologie studieren wollte. Mia hatte sich gewundert, im Hessischen Tiefland Meeresbiologie? Was war eigentlich aus dieser Freundin geschehen? Hmm… das Letzte, was Mia wusste war, dass sie mit einem Ami nach Amerika durchgebrannt war und dort bei Wendys arbeitete … vielleicht hätte sie sich doch besser auf ihr Studium konzentrieren sollen.
Nach dem Essen wollte sie noch Bilder schießen. Es war fast 22 Uhr und bald würden viele Lichter ausgehen.
„Hey, I’ve got a boat from a scientist I’m working for. If you like to we can check out the view from the ocean.“
„Yeah right and the next thing the police will find of me is my hand or something.“
Nein, nein, Mia hatte genug Thriller und Horrorfilme geguckt, um sich auf so etwas einzulassen. Matt fing an zu lachen.
„You really believe I would be that kinda guy? And by the way, in your theory you could be the killer too.“
„I believe you could be any kind of guy since I don’t know you aaand this is America. Not as safe as Korea or China, neither for you nore for me.“
Matt machte ein beleidigtes Gesicht.
„Don’t hate me“, flötete Mia grinsend.
Amerikaner waren auf jeden Fall recht einfach im Umgang. Sie waren zutraulich und offen, es gab – zumindest bei Mia – keine sprachliche Barriere und sie waren locker. In Korea würde man mit einer Person des anderen Geschlechts nie so leicht ins Gespräch kommen, mit den Mädels schon, aber die Jungs? Wenn Mia nicht mit so ausgeprägten Persönlichkeiten zu tun hätte, hätte sie wahrscheinlich keine männlichen Freunde in Korea.
Zumindest konnte Matt sie noch auf einen Milkshake überreden.
„Okay, but I think I’ll need to go to the hotel soon. It was really nice talking with you.“
„You are very welcome. I always help a lost girl.“
„I … wasn’t that lost“, erwiderte Mia grinsend.
„Yeah, yeah … anyway. It was really nice meeting you. I wish you a nice flight tomorrow and maybe I could give you my number…“
Mia hob die Hand, um ihn zu stoppen.
„I have a boyfriend. It’s no problem to talk to others, but I won’t need your number.“
Als Mia ins Hotel kam hatte sie fast schon etwas Mitleid mit dem Kerlchen, aber man musste es ja nicht übertreiben. Sie wusste das Donghae sich über so etwas nicht aufregen würde, aber sie war eine verheiratete Frau und wollte nicht zu viele Telefonnummern im Handy haben.
Apropos verheiratet, Mia wollte ja ihren ehelichen Pflichten nachgehen. Sie hatte bei Victoria Secret eingekauft und machte eine kleine Modenschau und schoss Bilder, welche sie an Donghae schickte – er sollte ja nicht vergessen, auf wen er zu warten hatte.
Danach legte Mia sich in die Badewanne. Sie hatte ein A&W Vanilla Cream Soda neben sich stehen, ihr Päckchen Zigaretten, einen Aschenbecher und ihr iPhone für die Musik. Als ihr dann ein Punkt an der Decke auffiel. Das Besondere an dem Punkt war, dass er sich bewegte und Mia fing an zu spekulieren, was der Punkt sein könnte. Er war ziemlich rundlich, was Mia in Hinsicht auf Kakerlaken beruhigte – die waren eher länglich. Doch was war es? Allesfressende Spinne die im Dunkeln so groß wurde, wie das Vieh aus Herr der Ringe oder eine einfache Hausfliege? Sie setzte sich auf, doch das Ding bewegte sich genau um die Lampe herum und der Kontrast war zu groß, um es wirklich erkennen zu können. Dann fing das Vieh noch an zu fliegen! Zumindest war die Spinnen-Theorie dahin, doch das Wesen flog auf die Lampe und nun erkannte Mia was es war: Ein Marienkäfer.
Lebten Marienkäfer überhaupt in Miami? Sie wusste es nicht, aber aus irgendeinem Grund hatte das da den Weg hier hin gefunden. Was tun damit?
Mia überlegte es zu ‚erlösen‘ – also töten. Doch dann dachte sie an die Buddhisten und daran, dass sie kein Tier töteten, weil es im früheren Leben ja zum Beispiel die Mutter hätte sein können. Okay, die Mutter aus dem früheren Leben wollte Mia wirklich nicht töten, aber was, wenn es ein Ex-Freund aus einem früheren Leben war, der ihr vielleicht das Herz gebrochen hatte… Wäre es da nicht fair ihn in diesem Leben leiden zu lassen? Wie fand man denn heraus, ob man mit dem Ding früher mal was zu tun hatte? Und was war eigentlich, wenn sie ihm nicht half lebend aus diesem Hotel raus zu kommen? War das unterlassene Hilfeleistung? Aktive Sterbehilfe? Sie sah sich schon in Lhasa vor dem buddhistischen Tribunal sitzen und stellte fest, dass sie wohl eindeutig ein… zwei Cocktails zu viel hatte, um sich über solche Sachen Gedanken zu machen.