Montage. Egal wo man war, egal ob man Urlaub hatte oder arbeiten musste, Montage waren immer ätzend.
Um 5 Uhr klingelte Mias Wecker – mal wieder. Sie hatte ihren Koffer noch gar nicht ausgepackt, wieso auch? Halbherzig ging sie duschen, zog sich etwas Bequemes an, ordnete ihre Einkäufe in ihren Koffer und bestellte sich ein Taxi welches sie zum Flughafen bringen würde. 5,5 Stunden Flug lagen heute vor ihr. Die Jungs saßen mittlerweile schon im Flieger von Frankfurt nach Seoul. Wenn es in L.A. Abend werden würde, würden sie in Seoul landen – morgen früh. Es war doof gegen die Zeit zu fliegen. Da stieg man abends in Frankfurt in den Flieger und landete am nächsten Tag in Seoul gegen Mittag, obwohl man ‚nur‘ 10 Stunden Flug hatte. Wenn man mit der Zeit flog war es besser. Da startete man mittags ins Seoul und landete in Frankfurt irgendwann zwischen 17 und 18 Uhr am gleichen Tag – obwohl man 10 Stunden flog.
Jedenfalls flog sie heute mit der Zeit und würde somit schon um kurz nach 10 Uhr in Los Angeles landen.
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Die Sicherheitskontrollen in Amerika waren extremer als in anderen Ländern. Alle waren streng, aber bei den Amis hatte man wirklich das Gefühl sie würden einen ins Gefängnis stecken, wenn man sie nur schräg angucken wurde.
Kaum im Flieger Platz genommen schlief sie auch schon wieder ein.
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„Stellt euch einfach mal vor wir würden nicht nach Seoul fliegen. Wir kaufen uns Tickets für … was weiß ich … Kapstadt oder so und machen dort ein paar Tage Urlaub. Mia würde durchdrehen und sich fragen wie wir es geschafft haben im Flugzeug verloren zu gehen“, amüsierte sich Heechul nur bei dem Gedanken daran.
„Manche von uns würden es sogar hinbekommen im Flugzeug zu verschwinden“, meinte Leeteuk und schaute dabei zu Yesung.
„Du bist mal im Flugzeug verschwunden?“, fragte Zoey nach.
„Es war ein Versehen“, wand der junge Sänger ein. Sie waren Business geflogen und Yesung hatte sich irgendwann in die Economy gesetzt um zu schlafen. Er hatte am Fenster gesessen, sich in einer Decke eingemurmelt und auf den Gangplatz hatte sich ein Mann gesetzt, so dass es aussah sie gehörten zusammen. Dazu kam das Yesung die Landung verschlafen hatte und auf einmal hatten alle angefangen Yesung zu suchen. Das lag nun schon drei Jahre zurück, aber solche Sachen blieben im Gedächtnis haften.
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Die Sonne schien in Los Angeles als Mia landete. So recht war ihr nicht bewusst wie der Ablauf war. Sie würde ihren Mietwagen holen und dann erst mal in das Studio der Geminiz fahren. Sie hatte ja den ganzen Tag Zeit, in die Villa könnte sie heute Abend immer noch fahren.
Sie stand am Kofferband und wartete auf ihre Koffer, als sie sich das alles so durch den Kopf gehen ließ. Und sie wusste immer noch nicht wer die Überraschung war. Die Deutsche hatte fast schon wieder vergessen daran zu denken und ärgerte ich jetzt noch mehr. Immerhin war sie in L.A. – lange würde es nicht mehr dauern bis sie erfuhr wen Maryss und Rino vor ihr versteckten.
Mia passierte die letzte Kontrolle und kam in den Ankunftsbereich. Auch wenn man wusste das niemand da stand schaute man sich um und kaum war Mia aus der Schiebetür raus, hörte sie Gekreische. Es war kein hysterisches … stimmt nicht, okay, es hörte sich zumindest nicht an wie ein wütender MOP. Verwundert schaute sich Mia um und fand Rino und Maryss – kreischend – mit einem Schild auf dem mit Glitzer ‚Mia from Korea‘ stand.
Die Deutsche fing an zu lachen und wurde knuddelnd in Empfang genommen von den beiden.
„Mia from Korea – really?“
„Don’t you hear the flow? RinOkinawa, Maryss from Paris, Mia from Korea“, erklärte Rino grinsend und ja, zugegeben, man hörte schon das Prinzip dahinter.
„What are you doing here anyway?“
„Oh well, we thought it would be nice to pick you up. We also got your car“, erwiderte Maryss.
Maryss fuhr auch, was Mia ganz recht war. Sie hatte sich zwar an den Straßenverkehr von Seoul gewöhnt, aber L.A. funktionierte wahrscheinlich wieder anders und sie war froh dass sie wohl noch ein paar Stunden Schonzeit hatte.
„So, how was your vacation? Where have you been?“
„We went to Brazil, first to Salvador de Bahia, then to Rio and we went to Iguazu for the waterfalls.“
Die beiden Frauen seufzten.
„That sounds great … when was the last time I had a vacation? Don’t you wanna be my assistant too?“, fragte Rino.
„Already got a offer from Boa. I consider whosever pays more.“
„Then take Boa“, kam es von Maryss und dafür bekam sie von Rino in den Oberarm gezwickt.
„So and you and Donghae are now a real couple?“, fragte die Blonde.
„Jup, a real couple“, antwortete Mia grinsend.
„Thank you so much for finally giving in. Remember Maryss when we’ve been there in december and Donghae was so nervous because Mia was about to come?“
„Oh that was sweet … Donghae is sweet and you are sweet, you two are sweet.“
Mia fing an zu lachen, ach ja, Amerikaner waren ein lustiges Volk, auch wenn Rino so tat als wäre sie eine konservative Japanerin und Maryss als wäre sie eine wohlerzogene Französin, so hatten sich beide dem amerikanischen Niveau gut angepasst.
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Zuerst holten sie Frühstück bei Dunkin Donuts. Mia liebte die Sachen dort und glücklicherweise gab es die Kette auch in Seoul. Sie wusste noch als sie Dunkin Donuts letztes Jahr entdeckt hatte, gleich um die Ecke beim Doksunkung – der kleine Palast mitten in der Stadt. Sie hatte vor einem Donut gestanden mit Schokolade und Mandelsplittern, er sah extrem verführerisch aus und Mia beschloss ‚Den will ich habe und ich will nicht wissen wie viele Kalorien er hat‘ – 325, es stand auf dem Schild neben dem Preis … der Preis war deutlich niedriger gewesen als die Kalorien.
Doch man gönnte sich ja sonst nichts und so holten sie Donuts und Frappocchinos und chillten sich in die Sonne.
„So do you gonna tell me who are/is the mystic singer/band?“
„Tomorrow you’ll meet him/them“, sagte Rino.
„And today you’ll meet Jaekyoung, he’s one of the JYP dancers. You will learn the female parts and he the male parts and together you will teach them 2PM and later today we’ll show you the dance for tomorrow.“
„In the end it’s just Justin Bieber.“
„He’s cute though“, meinte Maryss.
„I don’t even know who he is, he’s a singer right? Got a German name and I think he’s from Canada, but I never heard a song of his …“, grübelte Mia. Manche Sachen gingen einfach komplett an ihr vorbei. Es gab schon mal so einen süßen, blonden Jungen … Jesse Mc Cartney. Der war süß gewesen und hatte schöne Popmusik gemacht. Was war mit dem eigentlich geschehen?
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Zur gleichen Zeit, irgendwo über Russland, hatte Donghae Leeteuks Arm umklammert und schlief tief und fest. Leeteuk schaute einen Film und wurde dann von Heechul angetippt.
„Was ist mit ihm?“, fragte der Sänger und nickte in Donghaes Richtung.
„Er vermisst Mia.“
„Und du spielst Ersatz? Also ehrlich, ich würde mich auch lieber an Mia lehnen als an dich.“
In diesem Moment fing Donghae an zu knurren.
„Ich mein das metaphorisch!“, blaffte Heechul zurück und Leeteuk tätschelte Donghaes Kopf.
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In der Zwischenzeit waren die Mädels im Tanzstudio der Geminiz angekommen und zogen sich für das Training um. Urlaub war toll, aber Mia freute sich darauf mal wieder etwas zu tun.
„Do you think we have enough time to do all the dances? It’s like four for 2PM and like three for the mystery band/ singer.“
„Oh don’t worry, the 2PM dances aren’t exactly like the ones we teach you usually“, meinte Rino überzeugt und hinterließ eine sich wundernde Mia. Was meinte sie damit? Das sollte sie bald herausfinden.
Im Studio wurde sie Jae vorgestellt und es waren noch zwei weitere Tänzer der Geminiz dabei. Es würde sich nur um Partnertänze handeln, deswegen würden sie später den Jungs von 2PM die Tänze gemeinsam beibringen. Doch zuerst sollten sie sich anschauen was die Geminiz sich für 2PM ausgedacht hatten.
Es dauerte nur ein paar Sekunden da begriff Mia was Rino gemeint hatte. Während die Tänze von Super Junior und SHINee sehr bewegungsgeladen waren, mit komplizierten Bewegungsabläufen und Formationsänderungen, waren die Tänze von 2PM wie ein modernes Moulin Rouge – oder wie Mia es nannte: Soft-Porno-Style.
Die Tänzer und Tänzerinnen rieben sich aneinander, zogen sich die Klamotten aus und tanzten, wie Mia es sonst nur mit Donghae tun würde und ja, ihr wurde nur vom Zusehen etwas warm. Die Deutsche fragte sich ob es eine Altersbegrenzung für die 2PM Konzerte gab, wenn nicht wurde es aber mal Zeit. Sonst wurden auch zig Sachen verboten und auf den Index gesetzt, wenn das ganze Konzert so laufen würde wie die Partnertänze, grenzte dass ja an Aufklärungsunterricht.
Doch genug gelästert, nun mussten Mia und Jae das selbst umsetzen und beiden merkte man an, dass sie sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut fühlten. Sie waren Tänzer, Künstler und natürlich war es Kunst, doch jemanden so nahe zu kommen, den man gerade erst kennen gelernt hatte kostet etwas Überwindung – oder einen Vodka … einen großen Vodka. Die einzige Schadenfreude die Mia empfand war, dass sie nur Lehrerin war und die Tänze nur weiter geben musste, sie würde nicht auf der Bühne stehen. Haha, die armen Tänzerinnen. Dieser Gedanke zauberte Mia zumindest ein Lächeln auf die Lippen.
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Gegen 16 Uhr waren sie schon ziemlich weit und gönnten sich eine Pause. Morgen würde es mit den 2PM Tänzen weiter gehen, doch noch musste Mia einen Tanz lernen. Mia war wirklich gespannt was nun kommen würde und lehnte sich gegen die Spiegelwand während die vier Tänzer in Aufstellung gingen. Dann begann die Musik. Natürlich musste es ein Lied sein was noch nicht veröffentlicht war, also musste sie sich auf die Stimme konzentrieren. Ein Mann begann zu singen und Mia schaute sofort auf. Jordan Knight? New Kids on the Block?! Aber Halt, was kam dann? AJ von den Backstreet Boys? Jetzt war Mia verwirrt. Dann kam Joey … dann der Refrain und dann Brian. Sie war mittlerweile aufgestanden und hibbelte jetzt schon in der Gegend herum, achtete kaum auf den Tanz.
„This is INSANE!“, sagte sie begeistert als das Lied zu Ende war.
„KNOTBSB? Who came up with that?! And that song is just amazing!“
Sie drehte sich fröhlich im Kreis. Die New Kids und sie hatten History – Fan History und seit 1994 wünschte sie sich nichts mehr als sie einmal live sehen zu können.
„You like it? It’s brand new, but the boys ain’t 20 anymore, so we need to shake them up so they are ready for the stage“, erklärte Maryss und Mia konnte es noch gar nicht glauben.
Das merkte man auch in den kommenden zwei Stunden, in denen man ihr versuchte zwei Tänze beizubringen. Sie waren nicht sonderlich komplex, man konnte von den Männern, die teilweise in ihren 40ern waren, nicht erwarten akrobatische Verrenkungen zu machen. Es ging darum nicht doof in der Gegend zu stehen und man hatte ein paar Ribbles eingebaut – wie man es beim Cheerleading nannte. Es war alles recht simple und Rino sagte Mia: Jeder der Lucifer tanzen kann, kann alles tanzen.
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Um 18:30 machten sie Feierabend, auch wenn Mia selbst auf dem Weg zur Umkleide noch die Tanzschritte durch ging.
„She’s really excited“, bemerkte Rino.
Sie gingen erst mal duschen und zogen sich dann frische Klamotten an.
„So, what are we gonna do now?“, fragte Mia als sie im Auto saßen. Irgendwie hatte sie Hunger.
„We’re having a party at your place“, meinte Rino.
„Girls night, that’s great.“
„Nope, we’ve invited NKOTBSB“, fügte Maryss hinzu.
„What?!“
„Jup, they coming at 9 and we’ll have a BBQ.“
„What?!“
„9 PM, NKOTBSB, BBQ“, wiederholte Maryss.
„I got that but … it’s not my house! It’s my boss house!“
„With a housekeeping – don’t worry about it.“
Was hießt hier ‚Don’t worry‘?! Sie stand kurz davor DIE Band ihrer Jugend zu treffen, die BandS und sie war emotional so gar nicht darauf vorbereitet!
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Das Haus war einfach der Oberburner. Es war riesengroß mit einer riesigen Auffahrt, einer riesigen Eingangshalle und einem riesigen Pool im Garten, gelegen am Hang mit riesigem Blick auf den Pazifik. Doch Mia hatte keine Zeit zu Staunen. Die Hausfrau zeigte Mia ihr Zimmer. Es lag im 2. Obergeschoss unter dem Dach und das Zimmer war sehr schön eingerichtet. Alles sehr simple, Pastellfarben und ein Balkon. Könnte sie nicht länger hier bleiben? Wieso gab es in Seoul nicht solche Anwesen? Und für was hatten sie das hier überhaupt? Das Ding musste Millionen gekostet haben und so viel wie die Manager zu tun hatten bezweifelte die Assistentin dass sie es angemessen nutzen konnten. Doch all das war egal – zumindest in diesem Moment.
Mia saß vor ihrem Koffer und wusste einfach nicht was sie anziehen sollte. Es war sau warm – L.A. Im July eben – doch sie wollte sich auch nicht zu knapp anziehen. Am Ende entschied sie sich für einen Jeansrock mit einer weiten, weißen Bluse die ihr über die Schulter fiel und Sandalen die um die Wade herum gebunden wurden. Sie sah niedlich aus, aber nicht wie ein Bauerntrampel, aber auch nicht zu sexy um mit den 2PM Tänzen in einem Strip-Club aufzutreten. Ihre Haare ließ sie offen. Wenn sie so lange Haare hatten, hatten sie eine leichte Welle die fast schon gewollt aussah. Es war eine Mischung zwischen wild und verspielt. Dazu kam ein leichtes Make Up und Mia dankte dem Etude House für diese tollen Lidschatten, die Metallern glänzten und die Augen super zur Geltung brachten. Sie trug sich gerade den Mascara auf, als sie es klingeln hörte. Ihr Herz sackte eine Etage tiefer.
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Sie versuchte die Treppe nicht runter zu fallen. Von unten hörte sie schon ein Stimmengewirr.
„Oh see, there she is. Guys, this is Mia Martin – do I need to introduce you?“, fragte Rino.
„Nein, nein, geht schon. Guten Abend ich freue mich euch kennen zu lernen, ich bin Mia.“
Vor lauter Aufregung hatte sie Koreanisch gesprochen und es dauerte ein paar Sekunden bis sie das selbst begriff und verlegen schaute.
„May bad. I’m just totally nervous. Hi nice to meet you all.“
Die Männer fand das eher niedlich und alle stürmten auf sie zu um sich persönlich vorzustellen.
Das Hausmädchen hatte ein Buffet in der Zwischenzeit im Wohnzimmer aufgebaut und die Türen zur Terrasse waren offen. Die Männer würden selbst Grillen, doch hier standen Salate, Brot, Dips, Fingerfood und gefüllt Sektgläser. Wann ist das alles geschehen? Wie lange war Mia oben in ihrem Zimmer gewesen?
Alle nahmen sich ein Glas.
„To the new era and to new friends!“, sagte Maryss.
„To new friends!“, kam es im Chor zurück. Vielleicht war es nicht das Schlechteste diesen Abend mit Alkohol zu beginnen. Es waren noch ein paar andere Tänzer von den Geminiz eingeladen die nach und nach eintrudelten und am Ende waren sie um die 25 Leute. Die Männer hatten den Grill belagert, die Mädels schwärmten über den Ausblick. Mia kam sich vor wie bei ‚90210‘ nur wusste sie nicht ob sie Naomi oder Silver sein wollte … vielleicht lieber Ivi, nur ohne das Kiffen.
Der Geruch von Fleisch auf dem Grill verbreitete sich und Musik kam aus den Lautsprechern. Mia stand am Geländer und schaute auf den Ozean – ein anderer Ozean als gestern, damit musste sie erst mal klar kommen.
„I hope we don’t bother you, I heard you just got back from Brazil. You probably wanna rest after that trip, we just thought it would be a cool kick off.“
Nick kam zu ihr geschlendert und lächelte sie an.
„No, it’s okay, it’s just a bit much.“
Da stand sie nun, mit Nick Cater. In ihrem Kopf lief das Video von ‚I’ll never break your heart‘, der kleine, süße Nick Cater.
„Tell me about it. We’re so happy you had time for us. Your schedule is pretty busy, isn’t it?
Da stand nun einer der Backstreet Boys und erzählte dass ihr Terminplan so voll sei.
„I’m blushing, stop it“, sagte sie lachend.
„You’re still pretty, don’t worry about it.“
Bevor Mia im Erdboden versinken konnte riefen die anderen dass das Essen fertig war. Sie saßen alle zusammen und hatten einen tollen Abend, sofern Mia nicht darüber nachdachte, mit wem sie da zusammen saß. Am Ende trank sie sogar mit Donnie auf Bruderschaft. Er hatte neben ihr gesessen und sie angestarrt, solange bis es Mia irgendwie unangenehm wurde und zu ihm schaute.
„Mia… I love your ear“, hatte er gesagt und jetzt verstand sie auch wieso er so gestarrt hatte, er saß rechts von ihr, also da wo die ganzen Piercings drin waren. Die Deutsche hatte fröhlich gelacht und sich bedankt und Donnie hatte beschlossen dass man mit Leuten, die coole Ohren hatten, auch Bruderschaft trinken musste.