Es war kurz nach 2 Uhr, als Erics Auto vor Lails Haus stehen blieb.
„ Have you decided yet?“ Sie wusste welche Antwort auf diese Frage er sich wünschte und es tat ihr leid ihn zu enttäuschen.
„ I’ll go.“
Trotz der Tatsache, dass Eric sie wahrscheinlich lieber in Ketten legen würde, als sie gehen zu lassen, versuchte er nicht sie umzustimmen. Laila hatte ihr ganzes Leben lang nach anderen geguckt, hatte ihre Karriere aufgegeben, es war irgendwie fair, dass sie jetzt auch mal nach sich selbst schaute, auch wenn ihm das nicht gefiel.
„ Do you want me to drive you to the airport?“
„ That would be great. Pick me up at 7? I don’t want my Dad to know, I’ll leave him a letter and we can go and have breakfast together.“
„ Alright…“
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Laila hatte nicht geplant zu schlafen. Sie stand in ihrem Zimmer, das sie seit 10 Jahren bewohnte und überlegte, was sie mit nach Seoul nehmen würde und was sie bei Eric verstauen sollte. Zwei Koffer, mehr nicht. Zwei Koffer um ihr Leben neu zu sortieren. Über die Jahre hinweg sammelte man so viele Sachen. Sie stand umgeben von Fotoalben, Jahrbüchern, Valentinsgrüßen, Sportabzeichen, Geburtstagskarten und anderen Stücken der Erinnerungen. Wo beginnt man, wenn man sein Leben zusammen packen musste? Bei dem Wichtigsten: Die Zahnbürste. Mit ihr fing alles an und peux a peux füllten sich die beiden Koffer. Sie ließ los von Altem, um ihr neues Leben mit neuen Erinnerungen füllen zu können.
Es gab dieses Experiment für Minimalisten. Man räumte sein Zimmer leer und durfte sich eine Woche lang immer die Gegenstände zurück holen, die man brauchte. Klamotten, Filme, Stifte, Pflegeprodukte – eben alles, was man innerhalb von einer Woche brauchte. Ziel war es nicht über 100 Gegenstände zu kommen. In der Regel schafften es die Leute, der Rest konnte eigentlich weg bleiben. Laila sah in dieser Lebensweise wenig Sinn, sie verstand dieses sich ‚frei machen‘ nicht, dieses unabhängig sein von ‚alten Lastern‘. Manchmal waren es eben diese alten Laster, die das letzte waren, die einen an einen geliebten Menschen erinnerten. Einmal abgesehen davon, war eine Wohnung schon ziemlich kahl, wenn nichts mehr darin war, es raubte irgendwie die Gemütlichkeit und den Charakter.
Auf ihrem Bett lag ein kleiner Stoffhase, den sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Neues Leben hin oder her – nicht ohne ihren Hasen.
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Gegen 6 Uhr war alles gepackt. Farbabweichende Vierecke an den Wänden zeigten wo früher einmal Urkunden und Poster hingen und in ihrem Kleiderschrank war eine gähnende Leere eingekehrt. Kurz dachte sie über die Ironie nach, wenn sie in 14 Tagen wieder zurück kommen würde, weil das, was Jiyong sich ausgedacht hatte einfach zu verrückt war. Nun gut, dann wäre zumindest eine ordentliche Basis für eine Renovierung geschaffen. Drei Kisten und zwei Koffer beinhalteten all ihre Habseligkeiten. So zusammen gestaut sah es nach sehr wenig aus, wenn man bedachte, das vorher damit ein ganzes Zimmer befüllt gewesen ist. Das letzte, was sie einpackte, war eine Patch-Work Tagesdecke, die ihr Blairs Großmutter gemacht hatte. Sie war groß und sperrig, musste jedoch unbedingt mit und sei es als Handgepäck getarnt, weil der Koffer höchstwahrscheinlich noch vor dem Boarding aufplatzen würde. Sie sah schon in Incheon ihre Sachen Stück für Stück auf dem Gepäckband ankommen.
Da es nun keinen Sinn mehr machte sich schlafen zu legen, surfte Laila durch das Internet, um sich etwas mehr mit ihrem neuen ‚Freund‘ zu beschäftigen. Jiyong war ziemlich verrückt. Man wusste nie so recht, was er als nächstes plante, weder in seinem Musikstil, in seinen Outfits oder seinen Bühnenshows. Laila war Big Bang gegenüber nie abgeneigt gewesen. Wenn sie ehrlich war wandelte sich Kpop viel zu schnell um mitzukommen, deswegen mochte sie lieber die älteren Bands. Das Dong Bang Shin Ki nicht mehr so existierte, wie früher, war für sie schmerzhaft gewesen. JYJ und das Duo Yunho & Changmin unter dem alten Bandnamen waren einfach nicht mehr das Gleiche, es fühlte sich nicht richtig an. Sie mochte Super Junior für ihre lustige Art. Sie schaute sich gerne Shows mit ihnen an, denn es war immer lustig. Bald würde Leeteuk aus der Armee zurück kommen. Ob sie Super Junior kennen lernen würde? Man könnte sie nicht als Groupie bezeichnen, sie hatte sich noch nie ein Kpop-Album gekauft, was wahrscheinlich jedoch daran lag, dass Korea ziemlich weit weg war und die Post das auch wusste. Demnach waren die Versandkosten ziemlich hoch. Ihre Tante, Minsoos Mutter, schickte ihr alle paar Monate ein ‚Korea-Paket‘, mit allen Lebensmitteln, die man offiziell verschicken durfte und den neusten Make Up- und Pflegetrends. Manchmal lagen Masken von Rain, JYJ & Co dabei als Proben, doch das war auch schon alles, was ihre Kpop-Sammlung zu bieten hatte.
Wenn sie Jiyongs offizielle Freundin war, würde sie ihn sicher gelegentlich zu Events begleiten und würde somit die Gelegenheit bekommen viele Leute kennen zu lernen. Die Frage war nur, ob sie Laila akzeptieren würden. Sie schaute in den Spiegel. Schönheit war eine Ansichtssache, die sich von Person zu Person, aber auch von Land zu Land unterschiedlich. Während sie hier als hübsch galt, galt sie in Korea als anders und anders war in den meisten Fällen nicht gut. Auf der einen Seite ließen sich so viele Koreaner ihre Schlupflieder entfernen, um einem westlichen Aussehen näher zu kommen, auf der anderen Seite waren sie sehr gut darin, über Menschen, die nicht-koreanischer Herkunft waren, zu lästern. Sie färbten sich die Haare blond, setzten sich bunte Kontaktlinsen ein, waren bereit viel für nicht-koreanische Designersachen auszugeben, taten sich aber schwer darin einen Ausländer in Korea als ihresgleichen zu akzeptieren. Amerikaner waren da einfacherer gestrickt. Sie versuchten nicht den Schönheitsidealen anderer ethnischen Gruppen hinterher zu eifern und lästerten einfach über alle anderen Völker – ähnlich wie die Franzosen.
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So in Gedanken verloren, war Laila doch kurz eingeschlafen und wurde kurz darauf von dem Summen ihres Telefons geweckt, als Eric vor der Tür stand, um sie abzuholen. Ihrem Vater hatte sie einen Brief hinterlassen, in dem stand, dass sie zurück nach Korea ging, um mit ihrem Freund zusammen zu sein und das sie hoffte, dass es ihm gut gehen würde und sie sich meldete, sobald sie einen festen Telefonanschluss hatte. Es tat ihr Leid ihren Vater zurück zu lassen, doch vielleicht war dies der Tritt in den Hintern, den er brauchte, um sich wieder zu fangen. Zumindest hoffte sie das es so kommen würde. Die Alternative dazu beinhaltete einen Anruf von einer Entzugsklinik, in der ihr Vater eingeliefert worden war, nachdem er ihr Haus abgefackelt und dem Sheriff auf den 12 gehauen hatte.
„ Second guessing?“
Eric hatte Laila dabei ertappt, wie sie ihr Haus anstarrte.
„ No“, antwortete sie ihm, doch es war eine Lüge. All das war viel zu schnell entschieden, doch wahrscheinlich hätte sie nicht den Mut diesen Schritt zu gehen, wenn sie tatsächlich Zeit hätte darüber nachzudenken. Sie hatte auf ihr Bauchgefühl gehört und dem würde sie nun folgen. Zeit um all das zu bereuen hätte sie später noch zu genüge.
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Während des Frühstücks waren beide sehr wortkarg. Vielleicht lag es daran, dass sie eine kurze Nacht gehabt hatten, vielleicht daran, dass sie nicht wussten, was wohl das richtige Gesprächsthema war, wenn man nicht wusste, wann man sich das nächste Mal sehen würde. Erics Grund in seiner Verschwiegenheit lag eher darin, dass er ihr aus Egoismus kein schlechtes Gewissen einreden wollte. Laila hatte ein besseres Leben verdient, das wusste er, er hatte nur nicht gedacht, dass dieses bessere Leben ihn ausschließen würde. Sie beiden hatten so eine klischeehafte Freundschaft. Er war schon seit Jahren in sie verliebt und sie wusste davon natürlich nichts. Eric spielte mit dem Gedanken einen Filmstar zu spielen, auf dem Rollfeld das Flugzeug zu stoppen und ihr seine Liebe zu gestehen. In Filmen jedoch würde sie bei ihm bleiben und er wusste, dass das hier und heute nicht der Fall wäre. Vielleicht musste sie weg, die Dinge mit etwas Abstand betrachten und vielleicht würde sie dann das ganze Bild sehen. Er hatte so lange darauf gewartet, dass sie ihm das Herz brach, etwas länger zu warten würde jetzt auch keinen großen Unterschied machen.
Bevor er also das falsche sagte, entschloss er sich dazu lieber nichts zu sagen. Eric wollte nicht, dass sie sich stritten oder das Laila das Gefühl bekam, er würde sie nicht unterstützen, auch wenn er von der Idee nicht begeistert war.
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Am Flughafen umarmte Laila ihren Freund. Sie weinte nicht, auch wenn ihr danach zu Mute war. Etwas Neues anzufangen hatte etwas Ungewisses, doch sie würde jetzt nicht einknicken, würde nicht in Frage stellen, was sie so spontan beschlossen hatte und vor allem wollte sie Eric nicht die Genugtuung geben sich einzugestehen, das sie selbst Zweifel hatte, ob dies die beste Idee ihres Lebens war.
„ Will you look out for my dad? And call me when something’s wrong.“
„ You know you’re leaving because you don’t want to be the babysitter anymore and yet here you are worrying about him.“
Eric lächelte und auch Laila musste lachen über diese Gegensätze, die sich hier vereinten.
„ I’m not leaving because I’m not worried about him, you know.“
„ Yeah, I know. But you have to promise me to be safe.“
„ I’ll promise.“
Sie gaben sich eine herzliche Umarmung, die letzte für eine lange Zeit.
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„ Welcome to Delta Airlines. For our First Class customers we offer refreshment and snacks in the Delta Lounge. Please make yourself comfortable in the exclusive Delta Lounge before you’re boarding.“
Laila stutzte, als die Frau hinter dem Schalter ihr ihre Boardingkarten reichte. Erste Klasse? Sie mochte es nicht überrumpelt zu werden, also lächelte sie die Frau freundlich an, bedankte sich und tat so, als wäre alles in Ordnung. Ein paar Meter vom Counter entfernt schaute sie ungläubig auf ihr Flugticket. Sie war bisher noch nie Erste Klasse geflogen, wusste jedoch sehr wohl für was das ‚F‘ bei der Buchungsklasse stand. Jiyong musste völlig verrückt sein ihr auf gut Glück ein Erste Klasse Ticket zu reservieren! Was, wenn sie nicht gekommen wäre? Ihr war zwar bewusst, dass er eine völlig andere Einstellung zu Geld hatte, doch verstand sie nicht, wie man so viel Geld riskieren konnte. Nichts desto trotz war sie natürlich gespannt und aufgeregt. Laila war bisher noch nicht oft geflogen und nun flog sie wie ein König, auch wenn ein König einen Privatjet hatte, was noch einmal eine Sphäre höher war, doch jetzt in diesem Moment fühlte sie sich königlich.
Der Flug von Philadelphia nach Detroit war ein Inlandsstreckenflug in einer kleinen Maschine. Hier gab es keine First Class, doch einige Reihen waren abgeteilt für die Business Class. Schon hier kam sich Laila sehr verwöhnt vor. Sie schlief bis Detroit, ihre Nacht war kurz gewesen und der Stress der letzten 24 Stunden hatte sie eingeholt.
Als sie in Detroit aus dem Flugzeug stieg, erwartete sie ein Mann mit einem dieser kleinen Flughafenfahrzeuge, um sie zu ihrer nächsten Maschine zu bringen. Es war ihr unangenehm an all diesen Leuten vorbei zu fahren, die zu Fuß gingen, denn bis gestern war sie eine von ihnen gewesen und diese Sonderbehandlung war ihr peinlich. Sie sagte sich, dass sie sich daran gewöhnen würde. Jiyong war einer der einflussreichsten Männer Koreas. Sollte sie wirklich seine offizielle Freundin werden, würde ihr keine Tür mehr verschlossen sein, es würde keine Warteschlangen geben, keine ausgebuchten Restaurants. Sie kam sich vor wie in ‚Gossip Girl‘, wo man sich nicht mit irdischen Problemen wie vollen U-Bahnen oder der Suche nach den besten Klamotten im Ausverkauf beschäftigen musste – mit dem Unterschied, dass sie nichts anderes kannte und das, was sie jetzt erlebte befremdlich und neu war.
Gäste der Ersten Klasse quietschten nicht , dachte Laila, als sie vor ihrem Sitzplatz stand. Sie hätte gerne gequietscht, doch schickte sich das nicht und sie wollte sich vor den anderen Gästen auch nicht als neu-reich outen. Sie schaute sich die anderen Gäste der Ersten Klasse an. Sie wirkten ruhig, fast schon gelangweilt, als wären sie schon Tausend Mal in der Ersten Klasse geflogen, als wäre es normal anstatt eines Sitzplatzes ein Bett zu haben. Zumindest für diesen Moment gehörte Laila auch zu diesen Menschen und so passte sie sich an.
Das hielt die junge Frau jedoch nicht davon ab ihr neues Reich mit Neugierde zu erkunden. Der Sitz war V-förmig und war eine eigene, kleine Kabine. Den Sitz konnte man umlegen, um ein Bett daraus zu machen, doch es waren noch viele weitere Sachen versteckt. Hinter ihrem Sitz, dem Kopfteil des Bettes, war Stauraum, in dem sich mitunter ein flauschiges Kissen versteckte, eine dicke Decke, die Rettungsweste und eine kleine Tasche, in der sich Socken, Ohrstöpsel, eine Schlafbrille und Toilettenutensilien befanden. Der Gurt war gepolstert, sie hatte Anschlüsse für ihren Laptop und zum Laden ihres Handys. Natürlich hatte sie ihren eigenen Bildschirm und einen großen ausklappbaren Tisch. Als Laila das Menü studierte und die Stewardess ihr einen Cocktail noch vor dem Start bereit stellt, beschloss Laila, das Schlaf auf diesem Flug völlige Verschwendung war. Wie oft bekam man schon 8.000 Meilen über dem Boden ein Steak gebraten? So viel zum Thema Vegetarier.
Vegetarier war Laila fast ein Jahr gewesen. Als sie 11 Jahre alt war, hatte sie eine Reportage gesehen, wie es in Schlachthäusern zuging und hatte beschlossen nie wieder Fleisch zu essen. Ihre Mutter hatte es damals fast zur Verzweiflung gebracht, denn die koreanische Küche war sehr fleischhaltig und oft war sie mit leerem Magen ins Bett gegangen, weil sie sich geweigert hatte zu essen, was ihre Mutter gekocht hatte. Nach 11 Monaten hatte sie es aufgegeben, der Hunger auf Fleisch war zu groß. Heute aß Laila zwar nicht viel Fleisch, doch manche Dinge schmeckten einfach besser mit etwas Fleisch oder Fisch.
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Kurz nach dem Start legte Laila sich hin, eingepackt in der kuscheligen Decke und schaute halbherzig einen Film. Ihre Gedanken kreisten sich um all das, was sie hinter sich ließ und um das, was vor ihr lag. Wie würde das Arrangement aussehen, das Jiyong ihr vorschlug? Würde es einen Vertrag geben, wie bei ‚The Fifty Shades of Grey‘? Hatte Jiyong einen ‚Red room of pain‘? Doch neben all den Fragen rund um ihren neuen Facebook-Baziehungsstatus freute Laila sich auf Seoul. In den letzten Jahren hatte sie sich das Ticket nach Korea nicht leisten können. Sie fragte sich, wie die Stadt sich verändert hatte, was alles neu war und was noch so war, wie sie es in Erinnerung hatte.
Seoul war im Wandel, ganz Korea war im Wandel. Viele alte Hochhausblocks, die nach dem Korea-Krieg hochgezogen waren, wurden nun abgerissen um Platz für moderne Apartmentkomplexe zu geben. Viele alte Leute verloren ihr Zuhause, in dem sie seit Jahrzehnten lebten und waren gezwungen für die neuen, modernen Wohnungen mehr Geld zu bezahlen als zuvor. Gerade bei den älteren Bewohnern entstand dadurch viel Unmut, doch das Bild der Stadt wandelte sich, zu modern, neu und fortschrittlich. Bei ‚Cloud Atlas‘ hatte man Neo-Seoul gesehen, das Seoul der Zukunft. Ob Seoul eines Tages so aussehen würde? Laila selbst mochte die kleinen, verwinkelten Viertel, wie Hongdae, Ttukseom und Myeongdong. Sie neuen Einkaufszentren wie der Time Square waren zwar beeindruckend, doch wenn man in Seoul einkaufen gehen wollte, wollte man nicht nur von internationalen Designerläden umgeben sein. Das letzte Mal, als sie in Seoul war, war sie noch nicht volljährig gewesen. Es würde also das erste Mal sein, dass sie das Nachtleben von Seoul wirklich genießen konnte, zumal Jiyong bekannt war auf vielen Partys zu erscheinen.
Laila war jemand, der gerne die Kontrolle hatte. Im Moment musste sie jemanden vertrauen, den sie knapp ein Jahrzehnt lang nicht gesehen hatte und der dabei war ihr ganzes Leben zu ändern. Während ihres Studiums an der Hopkins hatte man sie darauf vorbereitet Ärztin zu sein, immer in Kontrolle, immer mit einem Plan, immer mit einer Notlösung und immer mit den möglichen Risiken vertraut. Genau so hatte sie auch die Werkstatt ihres Vaters geführt. Sie hatte sich vorgestellt, dass Auto sei ein Körper, der Motor war das Herz, der Kühler die Lunge, der Auspuff war der Darm und die Benzinwanne die Leber. Auch dort hatte sie die Kontrolle gehabt. Nun befand sie sich im Freiflug, wie bei einem Fallschirmsprung – den sie übrigens schon gemacht hat. Man sah die Erde unter sich und raste ihr entgegen. Man hatte Todesangst und doch siegte die Euphorie über das schwerelose Gefühl. Genau so fühlte sie sich jetzt, nur was würde sie machen, wenn die Reißleine klemmte, der Fallschirm sich verhedderte und sie mit 300 km/h auf der Erde aufschlug?