Mia bekam von all dem Trubel in dem anderen Haushalt nichts mit. Die Jungs die sie an der Backe hatte gingen damit sehr ‚normal‘ um. Siwon unterhielt sich kurz mit ihr und sagte etwas ähnliches wie Leeteuk und Eunhyuk zu Kyuhyun gesagt hatte: Das sie vorsichtig sein sollten. Mia erklärte dass sie sich über das Risiko bewusst war und versuchte Kyu so normal wie möglich zu behandeln und damit hatte sich das Thema dann erledigt.
Am nächsten Morgen sprach schon keiner mehr darüber – Mia war fasziniert.
Die anderen wurden früh zum Tanztraining abgeholt und Kyuhyun sah ziemlich müde aus. Sie setzte sich im Van neben ihn und schaute fragen.
„ Was hast du heute Nacht noch gemacht?“
Kyuhyun rieb sich die Augen.
„ Im Wohnzimmer geschlafen.“
Das war keine zufriedenstellende Antwort.
„ Wieso?“
„ Weil ich Hae etwas Zeit geben wollte.“
„ Wieso?“
Konnte er nicht einfach ihre Frage beantworten? Männer!
„ Weil Eunhyuk gestern Donghae etwas unsensibel über uns beide aufgeklärt hat.“
Kyuhyun hatte leise gesprochen und Mias Blick ging zu Donghae. Er unterhielt sich ausgelassen mit Sungmin und machte keinen besonders geknickten Eindruck. Gestern hatten sie noch normal miteinander gesprochen, würde sich das jetzt wieder ändern?
Sie seufzte und sparte sich ein Kommentar, dennoch empfand sie es als sehr kameradschaftlich, dass Kyuhyun freiwillig im Wohnzimmer geschlafen hatte.
Mit Laptop auf dem Schoss saß sie im Tanzstudio während die anderen für Morgen trainierten. Mia war der Meinung dass sie die Show blind und betrunken meistern könnten und wieder stellte sie fest, dass sie ziemlich aufgeregt war, was das Konzert betraf. Sie arbeitete die paar Emails ab und surfte durch das Internet. Erst als die Jungs ‚No Other‘ sangen, schaute sie zu ihnen rüber und bekam sofort eine Gänsehaut. Das war der Effekt dieses Liedes auf Mia. Es war nicht so als sei es ihr Lieblingslied oder als sei es herausragend, es war niedlich und vom Stil her erinnerte es Mia an etwas, was auch die New Kids on the Block hätten singen können – natürlich nicht in koreanisch, das wäre dann doch merkwürdig gewesen. Es verbreitete einfach Freude und man konnte sehen wie auch die Jungs anfingen abzusmilen. Auch ein Effekt des Liedes gegen den Mia nichts machen könnte, Gänsehaut und ein dämliches Disneyland Grinsen. Kyuhyuns Blick traf sie und Mia senkte verlegen den Blick. Verlegen sein kannte sie kaum, kaum einer hatte es geschafft dieses Gefühl in ihr zu wecken. Oder war es am Ende nur ein schlechtes Gewissen gegenüber Donghae? Allein der Gedanke brachte ihren Magen dazu sich wieder einmal schmerzlich zusammen zu ziehen. Sie hatte ihm einen Korb gegeben um dann zwei Wochen später mit seinem Bandkollegen auszugehen. Sie hoffte es würde sich alles wieder einrenken.
Während die Jungs tanzten und sangen schrieb Mia ein paar Zeilen auf ihrem Laptop und ließ ihren Gedanken freien Lauf:
Leise schleichend,
In sich windend,
Dazu geneigt,
Mein Herz zu finden.
Es auszufüllen,
Und zu behalten,
Es nicht mehr aufzugeben,
Den Zustand erhalten.
Der mich beschleicht,
Seid ein paar Wochen,
Ich sah es genau,
Es kam an gekrochen.
Ich ließ sie rein,
die Tür stand auf,
Mein Herz zu verlieren,
Das nahm ich in Kauf.
Nun sitze ich hier,
Völlig ausgefüllt,
Dieses Gefühlt,
Hat mein Herz enthüllt.
Es freigelegt,
Und es war bereit,
Sich lieben zu lassen,
Nach langer Zeit.
Mia wusste selbst nicht ob sie Kyuhyun meinte, Donghae oder einfach alle. Gedichte waren ihre Art Dinge zu verarbeiten, sie nieder zu schreiben und hübsch zu verpacken. Sie trug ein Lederbuch bei sich, mit vielen ihrer Gedichte. Viele waren traurig, doch sie sprachen die Wahrheit. In fröhlichen Zeiten kam sie meistens nicht auf die Idee ein Gedicht zu schreiben.
Die anderen gingen duschen und fuhren dann weiter, nur Mia und die fünf Männer, die heute Abend mit zu der Charity Veranstaltung gehen würden, waren für den Rest des Tages befreit – beziehungsweise sollten sie sich vorbereiten und dann zu der Gala fahren, aber die Sänger waren der Meinung dass sie noch ewig Zeit hatten und fuhren zur zweiten Wohnung um sich später dort fertig zu machen. Da die anderen nun Bescheid wussten, sah Kyuhyun kein Problem mehr darin etwas Privatzeit geltend zu machen. Dennoch schlichen sie sich in Mias Zimmer, damit keiner der anderen etwas mit bekam.
„ Dir ist klar dass die anderen Bescheid wissen?“ , fragte Kyuhyun als er gemeinsam mit Mia im Kleiderschrank der Jungs stand, weil sie Schritte gehört und ihn in den Schrank gezogen hatte. Mia musste ein Hemd zur Seite schieben um ihn sehen zu können.
„ Trotzdem, es ist komisch. Wir sollten ihnen Zeit geben sich daran zu gewöhnen und keinen Porno im Haus drehen.“
„ Wer hat den gesagt das wir einen Porno drehen? …. Es sei den du willst ….“
Kyu lachte leise bei der Vorstellung und wurde daraufhin von Mia gezwickt. Was war so schwer daran es nicht zu übertreiben? Als die Luft rein war stiegen sie wieder aus dem Kleiderschrank und gingen in Mias Zimmer. Ohne das Mia es mit bekam schloss Kyuhyun die Tür ab, er wollte einfach mal eine halbe Stunde mit ihr alleine haben. Nicht in einem Getränkelager, nicht in einem eiskalten Park oder auf der Couch im Wohnzimmer, wo sie jeder sehen konnte.
Sie hatte sich auf ihr Bett gesetzt um etwas in ihrer Handtasche zu suchen, doch ehe sie sich versah hatte Kyu ihren Kopf zu sich gedreht und sie geküsst. Sie grinste kurz und ließ sich von ihm in die Kissen drücken. Wieso hatte sie gedachte dass sie alle so unschuldig waren? Und wieso war sie geschockt, wenn sie heraus fand dass diese Männer wohl doch mehr Erfahrung hatten? Seine Hände wanderten unter ihren Pullover und zogen ihn ihr langsam aus. Ihre Haut war so weich und roch so gut, dass Kyuhyun seine Lippen über ihren Körper wandern ließ. Ihr Herz schlug schneller und die Küsse wurden wilder. Mia hatte ihm gerade sein Shirt ausgezogen und ihre Nägel in seinen Rücken gekrallt, als er ihr sachte in den Hals biss und es dann laut an der Tür klopfte. Genervt stöhnte er und rollte sich zur Seite.
„ Hey ihr zwei, ich will ja nicht stören … bei was auch immer ihr da drinnen macht …“ , man konnte gut an Leeteuks Stimme hören dass er das Gesicht verzog, „ aber ihr solltet euch langsam fertig machen….“
„ Okay!“, rief Mia und hielt Kyu den Mund zu aus Angst er würde frech werden. Kyuhyun war noch am rummeckern, da begann Mia auch schon ihre Haare zu machen. Ungläubig schaute er sie an, wie konnte sie plötzlich einfach umswitchen? Er hatte dazu noch viel zu wenig Blut wieder im Kopf. Vielleicht war es doch besser eine Frau zu sein.
Eine Stunde später hatte die Jungs alle einen schwarzen Anzug an und selbst Donghae sah erwachsen aus, wenn da nicht dieses jungenhafte Grinsen auf seinen Lippen wäre und diese gro´ßen, neugierigen Augen. Er war gar nicht der jüngste und trotzdem verkörperte er den Peter Pan der Gruppe.
Alle fanden Mias Outfit super, elegant und sexy und Kyuhyun raunte ihr ins Ohr, dass er wünschte, dass sie seine offizielle Begleiterin sein könnte. Natürlich hatte sie Kyus Schlüssel um den Hals. Heute fuhren sie nicht mit dem Van, sondern hatten eine Limousine, die sie abholte und zu dem Event fahren würde. Es war mal etwas anders. Keine Hintereingänge, keine Rausgeschleiche.
Sie hielten vor dem roten Teppich an und unzählige Fotografen und Presseleute waren versammelt. Mia schluckte schwer, die anderen waren das ja gewohnt, aber sie noch nicht. Jemand öffnete die Tür und sofort fingen die Kameras an zu blitzen. Mit breitem Grinsen und winkend stiegen die Jungs aus, dachten gar nicht daran, dass Mia ein Problem haben könnte. Es war Siwon, der als letztes vor Mia ausstieg und bei der Tür auf sie wartete. Er reichte ihr die Hand und zwinkerte.
„ Sag bloß du willst uns nicht die Show stehlen, weil du siehst definitiv interessanter aus als wir.“
Mia lachte bei dem Aufmunterungsversuch und nahm seine Hand. Er umschloss ihre Finger und begleitete Mia über den roten Teppich. Sie war nicht kamerascheu, sie war Cheerleader gewesen und modelte ab und zu, aber bei der aggressiven Presse, die ihr auf Teufel komm raus eine Affäre andichten wollte, hatte sie einfach Angst zu unvorsichtig zu sein. Siwon beobachtete die Frau und fand dass sie sich gut schlug. Sie hatte ein breites, ehrliches Lächeln und eine tolle Ausstrahlung. Es wunderte ihn nicht dass sie auch bei seinen Bandkollegen Interesse hervor rief, genau wie bei der Presse. Trotzdem fühlte sie sich wohler, als sie endlich drin waren. Die anderen warteten auf Mia und Siwon und Kyuhyun rollte halb die Augen, weil er einfach nicht daran gedacht hatte Mia zu begleiten. Siwon der Gentleman, danke.
Sie nahmen alle an den Tisch rund um die Tanzfläche Platz und es gab eine Ansprache. Mia saß zwischen Siwon und Ryeowook und empfand sich dort als gut aufgehoben. Nach den Ansprache gab es Abendessen. Es wurde viel Fisch serviert und zum Glück schnappte Siwon sich alles was sie nicht essen wollte, auch wenn er nicht verstand, was an den Sachen so schlimm war. Nach dem Essen gab es noch eine Ansprache von der Moderatorin, bei der die Jungs vor knapp zwei Wochen den Auftritt gehabt hatten und dann wurde die Tanzfläche eröffnet.
Siwon war am nächsten dran und fragte Mia ob sie tanzen wollte. Leeteuk und Kyuhyun beschwerten sich gleichzeitig und in der Zeit, in der die beiden sich stritten wer eigentlich mehr Anspruch auf Mia hatte, schlichen sich Mia und Siwon auf die Tanzfläche. Er war ein guter Tänzer, ein angenehmer Tanzpartner und Mia erntete einige eifersüchtige Blick von anderen Damen. Er machte wirklich eine gute Figur. Wieder fragte sich Mia wieso er eigentlich nicht in ihre Beuteschema passte, aber als sie in sich hinein horchte um zu gucken, ob er irgendwelche Gefühle in ihr regen würde, war da einfach nichts außer Sympathie und Freundschaft, ein Gefühl der Geborgenheit und dem Wissen dass er ein guter Gesprächspartner war. Sie hätten eine tolle Zweckehe führen können.
Nachdem das erste Lied vorbei war, kam Kyuhyun um abzuklatschen. Er zog sie näher an sich heran und Mia musste seine Armhaltung korrigieren – mit einem Grinsen. Auch bei ihm konnte sie sich nicht beschweren, er war ein guter Tänzer, auch wenn er Mia ständig ablenkte und sie eher auf ihre eigenen Füße aufpassen musste.
Irgendwann hatte jeder der fünf mit ihr getanzt und sie weigerte sich weiter zu tanzen, bevor sie etwas zu trinken bekommen hatte. Es war ein ausgelassener Abend – zu einem guten Zweck. SM Entertainment hatte einiges für die Stiftung gespendet und ein Teil des Erlöses des Konzerts letzter Woche wurde zusätzlich von den Jungs gespendet worden.
Der Abend war schon fortgeschritten, als Mia Donghae bei den Getränken fand. Irgendwas war komisch. Er schaute sich nach links und recht um und hatte irgendwas in der Hand. Langsam ging sie auf ihn zu und Hae bemerkte sie tatsächlich nicht, bis sie hinter ihm stand und den Kopf auf seine Schultern legte.
„ Was tust du da?“
Donghae erschreckte sich so sehr dass ihm das aus der Hand fiel, was Mia zuvor nicht erkennen konnte. Nun schaute sie zu Boden und sah dass es ein Flachmann war. Geschockt schaute sie zu Hae.
„ Don’t tell me….“
Schnell hob er den Flachmann wieder auf, steckte ihn in die Innentasche seines Jacketts und lachte.
„ Locker Mia, es ist doch langweilig.“
„ Dazu sind Charity Veranstaltungen da! Kein Alkohol, ihr habt Morgen ein Konzert!“
„ Gehen wir raus, ich teile mit dir “, schlug er mit erhobenen Augenbrauen vor.
„ Okay “, und schon hatte er Mia für sich gewonnen. Zumal sie gerne prüfen wollte, ob wirklich alles mit ihm in Ordnung war. Mia wollte auf keinen Fall das sie Streitgrund zwischen ihm und Kyu war, selbst wenn das bedeuten würde, dass sie Konsequenzen ziehen müsste. Unbemerkt gingen sie nach draußen und suchten sich ein ruhiges Plätzchen. Mia nutzte die Gelegenheit eine Zigarette zu rauchen und Hae bot ihr den Flachmann an. Vodka. Mia verschluckte sich fast, weil sie schlicht nicht mit so etwas hartem gerechnet hatte und Donghae lachte.
„ Du würdest mir sagen, wenn du ein Alkoholproblem hast, oder?“ , erkundigte sie sich lachend.
„ Das ist alles Ryeowooks Einfluß! “, verteidigte er sich und nahm selbst einen Schluck. So standen sie da und betrieben Smalltalk.
„ Ehm … wegen gestern … mit Kyuhyun … ich hoffe du hast kein Problem damit …“ Sie waren eigentlich gerade so schön am Plaudern dass sie es hasste die Szene zu zerstören, aber Donghae überraschte sie und lächelte fröhlich.
„ Quatsch. Ich war gestern wegen etwas anderem sauer, nicht wegen euch. Kyuhyun hat manchmal eine komische Art anderen zu zeigen, dass er sie mag, aber ich habe schnell gesehen dass er dich toll findet. Ich gönne es ihm, er ist mein Freund.“
Mia wusste nicht ob es ihm ehrlich war oder ob er nur ein verdammt guter Lügner war, aber er schien so unbekümmert.
„ ‚Kay … . ich will nicht das ihr euch wegen so etwas streitet.“
„ Mach dir keine Sorgen“ , sagte er, nahm noch einen Schluck und wartete bis Mia fertig geraucht hatte.
Fast Cinderella-mäßig wurden sie um kurz vor 23 Uhr von Big Mike zusammen gescheucht, damit sie nicht zu spät am Flughafen sein würden. In der Limousine lockerten die Jungs ihre Krawatten und zogen die Jacketts aus. Mias Outfit war recht bequem, so würde sie es einfach auf dem Flug an lassen.
Am Airport trafen sie auf den Rest der Band und der Crew und checkten gemeinsam ein. Noch besser als Flughäfen an sich, fand Mia Flughäfen bei Nacht. Wenn es fast schon gespenstisch ruhig war und kaum noch Leute unterwegs waren. Kyuhyun setzte sich beim Gate neben sie und grinste. Sofort schnappte sie sich seine Boardkarte. Schon wieder! Wie schaffte er das nur?
Das Gute an der Sache war, dass sich mittlerweile alle daran gewöhnt hatten, das Mia im Flugzeug einschlief und das Kyu zur Stelle war um zu kuscheln. Von daher machte sie sich wenig Gedanken um Kim oder Yun und außer das übliche Gestechel der Jungs ernteten sie auf dem Flug keine auffälligen Blicke. Mia setzte sich hin und Kyuhyun breitete schon die Decke aus. Sanft legte er seine Arme um sie und fünf Minuten später war sie eingeschlafen. Grinsen küsste Kyuhyun ihre Haare und lehnt dann selbst den Kopf an, um ein Nickerchen zu halten.
Obwohl sie mitten in der Nacht ankamen, waren einige Fans am Flughafen, um Super Junior lauthalses zu begrüßen. Die Jungs hielten an, gaben Autogramme und machten Bilder mit den Fans – alles unter Aufsicht von Big Mike. Als sie die übereifrigen Kerle beobachtete fragte sich Mia wer wohl eigentlich mehr Schutz braucht – sie oder die Fans? Irgendwann rissen sie sich dann doch los und fuhren weiter ins Hotel. Das Peninsula war einfach der Wahnsinn. Mia hatte schon in vielen tollen Hotels geschlafen, aber das Peninsula war was Besonderes. Auch die anderen waren begeistert und mussten sich natürlich jedes Zimmer angucken, was irgendwie zu ihnen gehörte. Es war eigentlich viel zu spät geworden und Mia war froh endlich in einem Bett zu liegen.