Irgendwann, gegen 8 Uhr, wachte Taehyung auf. Doch wieso wachte er auf? Irgendetwas fehlte und dieses ‚etwas‘ war Skye. Verschlafen fuhr er sich über das Gesicht und ging vor, wie ein richtiger Detektiv. Ihre Seite des Betts war bereits kalt, ein Indiz dafür, dass sie nicht gerade erst aufgestanden war. Also raffte er sich auf. Die Katzen waren auch weg, aber die Badezimmertür stand offen. Vorsichtshalber schaute er rein, doch auch hier: keine Skye und keine Kätzchen.
So arbeitete er sich durch das ganze Haus. Zuerst ging er die offensichtlichsten Räume durch: Küche und Büro. Denn meistens war Skye am Essen oder am Arbeiten, doch tatsächlich war das ganze Erdgeschoss leer. In die anderen Schlafzimmer hatte er sich nicht getraut und es erschien ihm auch nicht plausibel, dass sie ihr Bett – in dem auch er noch lag – verlassen würde, um sich dann zu jemand anderen zu legen. Er hatte sogar in dem ‚geheimen Dachboden‘ nachgeschaut – erfolglos.
Als nächstes ging er runter ins Studio. Vielleicht hatte sie einen fieberischen Anfall von Produktivität gehabt! Aber nein, das Studio war verlassen. Wo fand er Skye und die Katzen? In der Waschküche. Sie lag in einem Berg von gewaschener Wäsche, zugedeckt mit ihrer Kaschmir-Feeling-Decke und schlief. Apollon lag unter der Decke, Pan auf der Decke und Artemis neben Skyes Kopf. Tae lehnte sich an die Tür und schaute sich das Ganze an. Was machte sie denn hier und wieso war sie nicht hoch ins Bett zurückgekommen? Er überlegte, ob er sie wieder hochbringen sollte, aber dann würde sie aufwachen. Also ließ er sie genau da liegen, wo sie war. Inklusive der Katzen und ging lieber hoch, um sich um Snickers zu kümmern.
Zwei Stunden später wachte Skye auf. Völlig orientierungslos bemerkte sie zuerst die flauschige Pfote in ihrem Gesicht, bis sie begriff, zu wem diese gehört. Oh Gott! War sie wirklich hier eingeschlafen? Immerhin war die Wäsche frisch gewaschen gewesen. Aber wie spät war es? Verschlafen schnappte sie sich die drei Kätzchen und ging nach oben, nur um dort die Kings mit Taehyung und Jungkook am Tisch zu finden.
„Guten Morgen.“
An dem Grinsen in Taehyungs Gesicht, wusste sie, dass er wusste, wo sie geschlafen hatte. Und wenn er es wusste, dann wussten es alle andern auch. Fuck.
„Hi.“ Verlegen strich sie eine Strähne hinter das Ohr und setzte sich zwischen Tae und London.
„Wieso hast du in der Wäsche geschlafen?“, fragte ihre Nachbarin geradeheraus. Ja, jeder zog das hier so künstlich in die Länge, aber London wollte es wissen!
„Also … ich bin heute Nacht aufgewacht – weil ich so früh eingeschlafen bin“, begann sie mit ihrer Erklärung. „Und irgendwie … wollte ich etwas tun.“ Sie kaute kurz auf der Unterlippe. „Aber ich wollte niemand wecken, also habe ich mir gedacht, ich könnte Wäsche machen… und dann war ich plötzlich so müde … und die Sachen waren so flauschig.“
In dem Moment kam Frau Park und stellte Skye einen Teller mit Rührei und einem Croissant auf den Tisch.
„Hier Ihr flauschiges Frühstück“, sagte sie ganz trocken und ging wieder. Das brachte das Fass zum Überlaufen und alle fingen an zu lachen.
„Wow! Savage!“, kam es lachend von Kendra.
Heute fühlte sich die Truppe schon besser, die Medikamente schienen zumindest etwas zu bringen und man könnte fast meinen, dass sie Tatendrang hatten. Bis es an der Tür klingelte. Skye hatte sich inzwischen daran gewöhnt ein ‚Open House‘ zu haben. Ständig gingen hier Leute ein und aus, manche zogen einfach ein und gingen nie wieder. Eigentlich hätte sie auch in der Stadt wohnen bleiben können, wobei da die Gefahr bestand, dass noch mehr Leute hier rumlungern würden. Die Amerikanerin hatte gedacht, dass die meisten zu faul wären hier rauszufahren, Seoul war doch schon groß und der Verkehr meistens unübersichtlich. Wenn man Pech hatte, brauchte man von der Fabrik bis zu ihr über eine Stunde, doch wahrscheinlich sahen viele das Anwesen als Urlaubsresort – mit großem Wald, einem See, verschiedenen Nebenhäusern, bald auch einem Pool und Tieren. Sie war praktisch Disneyland für Idols – Idol Land.
Auf jeden Fall klingelte es und Frau Park ging an die Tür.
Die Mädels saßen noch alle am großen Esstisch, als Park Michael in der Tür stand und alle auf einmal zum Schweigen brachte.
„Guten Morgen Ladies.“
„Guten Morgen Manager-Nim“, kam es im Chor, als hätten sie es einstudiert. Der Kerl war schon etwas … angsteinflößend war wohl das falsche Wort, autoritär traf es wohl besser. Erstens war er ein riesiger Typ und wahrscheinlich war er halber Amerikaner, er hatte breite Schultern, kurze Haare und obwohl er ein recht enges Shirt anhatte, unter dem man seine Muskeln gut sehen konnte, so wirkte es irgendwie nicht albern oder als wollte er sich plustern. Er war einfach dieser Typ, der in einen Raum kam und jeder wusste, dass man sich mit ihm besser nicht anlegen sollte.
„Ich möchte, dass ihr heute noch den Tag ausnutzt, um euch auszuruhen. In einer Stunde kommt der Arzt noch mal vorbei und checkt euch durch. Ich würde gerne morgen langsam mit dem Training beginnen – im Tonstudio. Kein Sport für den Rest der Woche, bis ihr wieder fit seid. Verstanden?“
Fragend schaute Manager Mike in die Runde, doch die Mädels tauschten alle nur fragende Blicke aus, die sagten ‚Der verarscht uns, richtig?‘.
„Was ist los?“, fragte er, denn er kannte den Blick. Wieder Schweigen, manche gingen seinem Blick aus dem Weg oder kauten auf der Unterlippe.
„Ehm… Sir, ich glaube viele fragen sich, ob es ein Scherz ist“, meldete sich Blake und die anderen nickten zustimmend.
„Scherz? Sehe ich aus wie jemand der scherzt?“
Nun schüttelte die Gruppe die Köpfe, man könnte meinen, dass sie plötzlich Wackel-Dackel Gene hatten. Die Verwirrung blieb allerdings.
„Ich weiß nicht welch Methoden SM Entertainment anwendet, aber ihr seid nicht mehr bei SME. Ihr werdet nicht hungern. Wir haben kein Interesse daran eure Gesundheit zu zerstören, nur damit ihr 43 Kilo wiegt. Wir werden euch keine 12 Stunden am Tag trainieren lassen, außer vor wichtigen Auftritten oder kurzfristige Änderungen. Wir werden euch nicht euer Privatleben nehmen und euch ständig beobachten oder das Handy wegnehmen. Ihr seid keine Kinder und ihr wisst, wie die Branche läuft. Ihr seid alt genug, um zu entscheiden was ihr tut und alt genug, um mit den Konsequenzen zu leben. Ihr wollt einen Freund? Bitte. Ihr wisst selbst, dass keine Bilder veröffentlich werden dürfen, dass ihr nicht schwanger werden solltet und dass ich keine verheulten Augen sehen will, wenn ihr in eine Liveshow geht, nur weil er mit euch Schluss gemacht hat. Wir wollen eure Kreativität fördern und euch künstlerische Freiheit geben, wir wollen, dass ihr gesund seid. Werdet ihr Muskelkater haben? Ja, natürlich. Werdet ihr das Training verfluchen? Oft genug. Werdet ihr nicht immer mit unseren Entscheidungen einverstanden sein? Ja, denn manchmal muss man eine Entscheidung vom Wohle des Labels treffen. Aber darüber hinaus, wird hier jeder als Individuum respektiert und diesen Respekt erwarten wir von euch auch gegenüber dem Label. Ist das alles soweit korrekt, Skye?“
Für Skye war es keine einfache Position. Sie war Geschäftsführerin und Bandleader und diese beiden Positionen vertrugen sich nicht immer. Eigentlich wünschte sie sich, dass sie Kendra oder London zum Bandleader gemacht hätten, doch es war wie es war und sie hatte das Gefühl, dass es hier auch nichts zu rütteln gab.
„Ja, Colonel“, erwiderte sie und grinste breit, was dazu führte, dass auch die anderen anfingen zu giggeln, nur Michael, der rollte mit den Augen. Sie wollte keine Überwachung, bei Jüngeren vielleicht, aber alle die hier waren, waren schon so lange Trainee, das es albern wäre, wenn sie sich bei ihrem Manager an- und abmelden müssten. Das wollte sie nicht. Sie hatte bei SM genug gesehen, was sie nicht gemocht hatte, was ihr kein gutes Gefühl gegeben hatte. All das änderte nichts daran, dass es eine harte Branche war, aber sie sollten sich gegenseitig unterstützen und nicht sich gegenseitig unterbuttern.
Nachdem Michael und der Arzt weg waren, saßen die Kings draußen und genossen die Oktobersonne. „Skye …“, begann Ara und irgendetwas an ihrem Ton ließ die Amerikanerin aufhorchen. „Ich find das mit den Steinen doof.“ Das schätze Skye an Ara. Sie sagte nicht viel, aber wenn sie etwas sagte, dann kam sie gleich auf den Punkt. Sie schaute sich um, um zu sehen, wie die anderen auf diese Aussage reagierten und einigte nickten. Von wegen ‚Diamonds are forever‘. „Ich finde unseren Namen toll, 7Kings, ich feiere das und auch das mit dem Lightstick und die Farben – alles toll. Aber Edelsteine?“ Dabei streckte sie die Zunge raus und zeigte mit dem Daumen nach unten. Mi Cha, neben Skye, fing an zu hibbeln. „Oh, unser erster Bandstreit!“, sagte sie aufgeregt. „Wir streiten nicht, wir kommunizieren und das ist wichtig“, korrigierte die Blondine. „Wir haben noch alle Zeit der Welt, lasst uns in Ruhe über die Stagenamen sprechen.“ Manche fragten sich: Wieso überhaupt ein Stagename? Doch es hatte psychologische Hintergründe. Zum Beispiel Taehyung. Auf der Bühne war er V, der Künstler, der Sänger, der Entertainer. Taehyung war die Privatperson. Ein Künstlername half eine gewisse emotionale Grenze zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen, es war wie ein Schutzpanzer. Skye verstand das Prinzip, aber nicht jeder brauchte oder wollte das. „Was denkt ihr? Welchen Stagenamen wollt ihr?“ Das brachte dann alle zum Grübeln und eine Weile saßen sie da, ohne dass jemand sprach. „Als du mit Taehyung aufgetreten bist, war dein Künstlename ‚Fiji‘, richtig? Wieso Fiji? Willst du ihn nicht behalten?“, fragte London. „Tae kam drauf, weil ich eine Insel bei Fiji habe. Ich mag den Namen, wenn ihr ehrlich bin“, meinte sie. „Wir sind doch ein international zusammengemixter Haufen, wieso suchen wir nicht Namen, die mit unseren Nationalitäten oder Heimatländern zu tun haben?“, schlug Kendra vor. Und plötzlich holten alle ihre Handys raus, um Dinge zu suchen. Mi Cha war die erste, die sich meldete. „Ich komme ja aus Toronto und wir haben früher Ferien an diesem hübschen See gemacht – Labelle. Das würde ich schön finden. Irgendwie … erinnert es mich an meine Kindheit UND ich hatte dort meinen ersten Kuss.“ Man konnte sehen, wie Mi Cha rot anlief und die anderen finden an zu lachen. London hieß zwar London, doch ihr Vater kam aus Hawaii, während ihre Mutter Koreanerin war und sie erzählte eine wunderbare Geschichte, wie ihre Großmutter sie immer ‚Keiki‘ nannte, was auf Hawaiianisch einfach ‚Kind‘ bedeutete. Vor zwei Jahren war ihre Großmutter gestorben und sie waren sich alle einig, dass London – so cool der Namen an sich war – als Stagenamen ‚Keiki‘ bekommen sollte. Und dann wurde ihnen das Ganze auch schon zu anstrengend. Schließlich mussten sie ja nicht heute für alle einen Namen finden, solange sie irgendwann Namen fanden, mit denen sie sich wohl fühlten. Skye und Kendra lagen auf der Couch, beide mit Kätzchen bewaffnet. „Meinst du, der Colonel ist immer so nett?“, fragte Kendra und kämpfte gleichzeitig mit Apollon. Ihre Blicke trafen sich. „Nein“, sagten sie gleichzeitig, bevor sie anfingen zu lachen. Doch Skye hatte das Gefühl, dass Jiyong mit Michael einen guten Griff gemacht hat. Sie brauchten jemand, den sie ernst nahmen, ansonsten würden sie ihm oder ihr auf der Nase rumtanzen und doch schien Michael das Wohl der Band am Herzen zu liegen. Natürlich würden auch mal die Fetzen fliegen, das stand völlig außer Frage, doch bisher mochte Skye, wie er sich verhielt.
Nach einem ausgewogenen Mittagsschläfchen – im Bett wohl gemerkt – kam Skye runter in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen. Sie wusste nicht wieso, aber wenn sie mittags schlief, hatte sie immer merkwürdige Träume und wachte immer mit einem Heißhunger nach etwas Süßen auf. Frau Park kannte die Gewohnheit inzwischen und hatte immer ein süßes Gebäck oder Kuchen im Kühlschrank. Auf der Arbeitsplatte fand sie einen Brief, der an sie adressiert war. Es war ein schwarzer Umschlag mit silberner Schrift, wahrscheinlich irgendein Werbeding. Halbherzig öffnete sie den Umschlag und zog den Brief heraus, als eine Plastikkarte herausfiel. Es sah aus wie eine Schlüsselkarte zu einem Hotelzimmer und verwundert nahm sie nun den Brief.
Es war eine Einladung zu keine Ahnung was, morgen Abend um 22 Uhr. Ansonsten stand nur eine Adresse dabei und der Hinweis alleine zu kommen und mit niemandem darüber zu reden und 3 PS:
PS 1: Nein, es ist kein Sex-Ding
PS 2: Nein, du musst nicht die Polizei einschalten, du wirst den Abend sehr genießen und mit Gleichgesinnten zusammen sein
PS 3: Nein, es ist auch kein Sektending … irgendwie.
Gleichgesinnte? In welcher Hinsicht? Idols? Ausländer? Reiche? War es vielleicht der Test von BTS, um ihre Tauglichkeit als Taehyungs Freundin zu ergründen? Sie hatten das zwar angedroht, aber nie wirklich durchgezogen. All das machte sie stutzig – und neugierig. Eilig packte sie den Brief und die Karte in ihre Handtasche, als Jungkook in die Küche kam.
„Oh, haben wir noch Kuchen?“ Es war schön, wie er von ‚wir‘ sprach.
„Ach, du wohnst hier noch?“, neckte sie ihn, hatten die anderen doch fluchtartig ihre Sachen gepackt, nachdem die Mädels krank geworden sind.
„Hey!“, blaffte er sie gespielt an. „Mein Name steht noch auf dem Briefkasten!“
Warte, was? Seit wann? Doch dann erkannte sie den Scherz und beide fingen an zu lachen. Irgendwie hatte Skye das Bedürfnis ihm von dem Brief und der ominösen Einladung zu erzählen, doch etwas hielt sie ab. Vielleicht wurde sie ja jetzt Freimaurer. Aber durften nicht nur Männer Freimaurer sein? Vielleicht waren die auch mal im 21. Jahrhundert angekommen.
Kurz darauf kam Taehyung rein gestürmt – Skye wusste gar nicht, wann er überhaupt wieder gekommen war.
„Habt ihr das mit Produce 101 mitbekommen?“
Skye und Jungkook tauschten einen fragenden Blick aus und schüttelten synchron den Kopf. 5 Minuten später saßen alle um Skyes iMac im Büro. Angeblich sollen die Ergebnisse Betrug sein, die Zuschauer sollen gar nicht wirklich entscheiden, wer in die Band kam.
„Ehrlich, überrascht das noch jemand? Ich behaupte, dass all diese Shows gefälscht sind“, meinte London unbeeindruckt.
„Ja, wirklich, wenn man in Amerika schon bei der Präsidentschaftswahl bescheißt, wieso dann nicht bei so einer Show?“, meinte Kendra weiter. Wow. Super, wie alle an das System glaubten.
„Aber wieso dann vorgaukeln, dass die Zuschauer überhaupt etwas zu sagen haben?“, fragte nun Blake.
„Einschaltquoten. Du gibt den Zuschauern das Gefühl wirklich etwas entscheiden zu können, du machst sie zur Jury, also schauen sie die Sendung und jeder, der für einen Kandidaten anruft, der es in die Band schafft, denkt, dass seine Stimme gezählt hat“, kam es von Honey.
„Ja, aber bei den Top Models entscheiden die Zuschauer auch erst im Finale, wo es fast egal ist, welche gewinnt“, wandte Skye ein. Schließlich waren das die drei Besten von Tausenden, wobei sich hier ganz klar über Geschmack streiten ließ, denn sie mochte meistens keine von den Finalistinnen.
„Das guckt man wegen dem Zickenkrieg – gewinnt da überhaupt jemand?“, sagte Ara trocken und alle fingen an zu kichern. Auch wieder wahr. Bei ‚Next Topmodel‘ gab es immer Krieg, egal in welchem Land, doch wer erinnerte sich letztendlich noch an all die Gewinner von ‚X Land got Talent‘, ‚Superstar‘, ‚Top Model‘? Doch Produce 101 war in Korea sehr erfolgreich und hatte Hunderttausenden das Herz gebrochen, als die Bands sich nach einem Jahr Promotion wieder auflösten. Wenn jetzt rauskam, dass das alles fake war, warf das ein schlechtes Licht auf die ganze Branche.
„I’m so sorry but it’s fak-e vote, fak-e vote, fak-e vote…“, fing Skye an zu singen und das brachte sie dann endgültig zum Zusammenbrechen.
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Doktor Taehyung ordnete ab 20 Uhr Bettruhe an. Immerhin ging es ihnen schon besser, aber das war nur den Medikamenten zu verdanken. Das war wie, wenn man Schmerzen hatte und nahm eine Ibuprofen: der Schmerz war noch da, man merkten ihn nur nicht mehr.
Da Jiyong aber noch mal vorbeikam, fand das Meeting in Skyes Bett statt – was theoretisch nicht gegen Taehyungs Anordnung verstieß. Theoretisch. Argwöhnisch lehnte er an der Tür, die Augen etwas zusammen gepetzt und wartete darauf, dass einer von den beiden ihm Beachtung schenkte. Irgendwann wurde es ihm zu blöd und verschwand.
„Hey, was hältst du davon, wenn wir eine Show daraus machen?“
„Aus was?“, fragte sie skeptisch. Sie meinte die Antwort zu kennen, sprach sie nur nicht aus, falls es doch nicht die Antwort wäre und sie ihn am Ende nur auf eine noch blödere Idee gebracht hätte.
„Euch.“ Toll. Vorbei die Hoffnung.
„Ich habe mit Shi-Hyuk darüber gesprochen, ob wir da mit V Live nicht was machen können. Wir denken, dass ihr damit recht schnell eine Fangemeinde aufbauen könntet, noch bevor ihr debütiert.“
BTS waren super erfolgreich durch ihre V Live Shows wie ‚BTS Run‘ oder ‚Bon voyage‘. Sie traten kaum in Shows auf, wo sie nur einer von vielen Idols waren und Fans liebten es, wenn sie ihre Idols von einer privaten Seite kennenlernen. Andererseits wollte sie nicht 24 Stunden unter Beobachtung stehen, geschah doch viel zu viel, was niemals an die Öffentlichkeit durchsickern durfte. Wie zum Beispiel die Szene gerade!
„Kann ich das mit den Girls besprechen?“
„Na klar. Wir hatten überlegt, dass wir nicht jeden Tag filmen oder vielleicht wochenweise und du für die Zeit dann unten im Haus einziehen könntest. Immerhin bist du Leader und anfangs wohnen doch alle Bands zusammen. Allerdings wollte ich vermeiden, dass ihr in irgendeine beengte Wohnung zieht, nur um das Klischee zu erfüllen. Die meisten Leute wissen, dass du Geld hast. Jetzt brauchen wir auch nicht mehr so zu tun, als wäre das nicht so.“
Wieso hatte er sich darüber schon so viele Gedanken gemacht und sie noch nicht einmal dazu gefragt? Ja, die Idee mit dem Nebenhaus war gut und nein, sie wäre nicht mit allen in eine kleine Wohnung mit Stockbetten gezogen. Es war gut durchdacht, doch sie wollte es vermeiden, dass die beiden Herren zu viel ohne sie besprachen. Vielleicht war sie auch unfair, vielleicht wollte Ji einfach nur, dass sie einen gewissen Abstand bekam. CEO und Bandleader zu sein war nicht einfach und die Amerikanerin musste erst einmal in ihre Rolle hineinwachsen. Bis dahin würde sie noch viele Fehler machen und mit Sicherheit viel Alkohol trinken. Bei letzterem war sie sich auf jeden Fall sicher.
„Ich finde es generell nicht schlecht. Wie lange bräuchte V Live, bis sie das auf die Beine gestellt hätten?“
„Nicht lange, ungefähr zwei Monate. Sie würden stationäre Kameras einbauen und hätten ein Kamerateam, editieren dauert länger und wir wollen am Anfang auch nicht zu viel über die Songs und die Choreo verraten.“
Als Jiyong weg war, lag sie in ihrem Bett und starrte die Decke an. Wie war das eigentlich alles passiert? Sie wollte nie berühmt sein. Sie mochte keine Leute. Sie mochte es nicht, wenn man in ihren ‚Personal Space‘ eindrang. Sie wollte keine Beziehung. In nur neun Monaten hatte sich all das geändert.
„Hey Klopfer, alles okay?“ Tae streckte den Kopf durch die Tür.
„Darf ich Alkohol trinken?“
„Nein, du das verträgt sich nicht mit deinen Medikamenten!“ Wieso musste er immer so korrekt sein?
„Dann ist nicht alles okay“, schmollte sie. Und schon ging es los mit dem Trinken – oder eben nicht.
Hallo meine Lieben, ich werde vom 17.05-27.05 im Urlaub sein, deswegen ziehe ich das Kapitel etwas vor und werde am Freitag noch eins posten =) Eure Fiji