Skye blieb bis 2 Uhr bei dem Leader Treffen, hatte sie doch am nächsten Morgen Schedule und war eigentlich immer noch nicht ganz fit, doch es war einfach zu spannend gewesen. Nicht nur die Aussprache mit Jennie, sie hatte auch lange mit JR gesprochen und mit Hyorin und Yeji, was super interessant war. Alle waren irgendwie total angenehm und versuchten ihr wirklich gut gemeinte Ratschläge zu geben. Es war wirklich schön gewesen und plötzlich hatte Skye das Gefühl, dass ihre Idol Familie etwas gewachsen war.
Durch die Zeit bei EXO und auch durch Mia kannte sie einige Leute, begegnete man manchen doch immer wieder, aber es war etwas anderes, ob man ‚nur‘ die Assistentin war oder eben jemand, der dazu gehörte. Ein Teil vom Team war oder der Leidensgemeinde, wenn man so wollte. Und eigentlich war es ganz witzig, denn theoretisch betrachtet, stand jede Band in einer gewissen Konkurrenz zueinander und hintenrum verstanden sie sich gut und waren befreundet. Wie eine große Kpop-Selbsthilfegruppe. Es war keine neue Erkenntnis, schon immer hatte sie sich etwas gewundert, wie gut das Verhältnis zwischen den Bands doch war, doch an Abenden wie diesen fiel es ihr besonders auf und das obwohl dieses Bandleader-Treffen noch mal spezieller war.
Mit einem guten Gefühl war sie nach Hause gefahren und zu Tae ins Bett gekrochen.
„Hey…“, murmelte er und zog sie automatisch in seine Arme. In diesem Moment kam es Skye vor, als hätte sie alles. Einen Freund, wie man ihn sich nicht besser backen konnte, eine Band, die sie dazu brachte sich eine Zukunft mit ihnen auszumalen und Freunde, die sie verstanden. Sie wusste, dass dieses Gefühl nicht lange halten würde. Die nächste Katastrophe wartete sicher schon an der nächsten Ecke, aber selbst das würde sie jetzt nicht runterziehen.
„Hey“, sagte sie zurück und schloss genüsslich die Augen, als sie seinen warmen Körper spürte.
„Wie war das Meeting?“
„Super.“
Keine Lüge! Vor allem log Namjoon Tae schon seit Jahren an, sie würde jetzt kein schlechtes Gewissen bekommen und hieß es nicht immer so schön ‚Du kannst alles essen, aber nicht alles wissen‘? Sollten die Leader sich einen Abend im Monat treffen und sich über ihre Schützlinge und Manager beklagen. Es schadete doch nicht. So zufrieden, wie die Amerikanerin gerade war, schlief sie in Taes Armen ein.
Der nächste Morgen kam früh, vielleicht sogar ein wenig zu früh. Gerne hätte sie noch ein Stündchen geschlafen und beim Frühstück bekam sie weder groß etwas runter, noch war sie recht gesprächig. „Du bist nicht so der Morgen-Mensch“, stellte Mi Cha fest und Skyes Blick sagte mehr als tausend Worte. „Wenn ich Taehyung-shi in meinem Bett hätte, wäre ich auch kein Morgen-Mensch“, kam es beiläufig von Ara und Blake verschluckte sich just am Kaffee. Skye war … nein, sie war kein Morgen-Mensch. Als sie noch Assistentin von EXO war, war sie oft früher als nötig aufgestanden, einfach damit sie die Kerle ertragen konnte. Morgens brauchte sie halt ein wenig, bis sie im Stande war zu essen und zu sprechen. „Gut, dass sich der Idol-Schedule eher nachts abspielt“, meinte sie und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Und sie musste heute singen! So was! Als Sängerin! Gestern hatte Frau Yang Ara, Kendra und Honey gehört und heute wären die anderen dran. Sie alle wussten, wie die anderen sangen und doch war es spannend, weil man es plötzlich mit einem völlig anderen Hintergedanken hörte. Sie hatten kreative Freiheit, es wurde sogar begrüßt, denn wirklich, ein weiterer 0815-Song aus irgendeinem Generator? Darauf hatte keiner mehr Lust. Der Van holte sie ab und fuhr sie ins HQ. Noch wusste keiner wirklich von G-Next, noch wusste keiner wer sie waren, niemand stand vor dem Gebäude. Was, wenn es immer so bleiben würde? Wenn sich niemand für sie interessieren würde? Ja, wenn G-Dragon ein eigenes Label eröffnete, dann würde das für Trubel sorgen, aber wenn sie nicht ablieferten, würde das so schnell abklingen, wie es gekommen war. Es war nicht die richtige Zeit, sich um so etwas Gedanken zu machen. Skye hatte Geld, mehr Geld, als sie wohl jemals ausgeben könnte, aber es ging nicht ums Geld. Sie hatte Ehrgeiz und wenn sie etwas anfing, dann würde sie sich nicht zufriedengeben, indem sie scheiterte. Scheitern stand gar nicht zur Diskussion. Als erstes gingen sie Joggen, das Wetter war schön. Es war einer dieser Bilderbuch-Herbsttage und solange sie noch raus konnten, freuten sie sich darüber. Sie joggten bis zum Hangang und wieder zurück. Danach folgten 1,5 Stunden Tanztraining und nach der Dusche ging es zu Frau Yang zum Vocaltraining. Skye liebte Londons Stimme. Sie war so eine gute Rapperin, geschickt mit den Worten, sauber in der Aussprache und es ging ihr so einfach über die Lippen. Mi Cha hatte eine weiche Stimme, irgendwie beruhigend, nicht so kraftvoll wie Skyes oder Kendras Stimme, aber wichtig für die Balance. Blakes Stimme war eher hoch und sie kam auch von den Tönen her sehr hoch. Frau Yang stellte dann Zweiter- und Dreiergruppen zusammen, um zu gucken welche Stimmen gut harmonierten. Der Colonel saß in der Ecke und nickte oft zustimmend, ihm schien auch zu gefallen, was er da hörte. Sie alle mussten noch trainieren ja, aber es war wichtig, dass ihre Stimmfarben zusammenpassten und sie nicht völlig durcheinander gewürfelt wurden.
Der Tag verging schnell, ehe sie sich versahen war es 17 Uhr. Sie hatten ein schnelles Mittagessen gehabt, aber das Training machte Spaß. Vielleicht, weil die Einheiten nicht so lange waren oder weil es wirklich interessant war.
Die letzten 1,5 Stunden hatte man ihnen Haarpflege ‚beigebracht‘ und klar, alle wollten gut aussehen und gesunde Haare machen. Es würde nicht immer so sein, es würde auch Wochen geben, wo sie bis spät in die Nacht trainierten, doch ohne Song keine Studio Zeit und keine Choreo zum Lernen. Daher war es im Moment der ‚reguläre‘ Schedule. Der Feinschliff sozusagen, denn die meisten von ihnen waren schon seit Jahren Trainee.
Die anderen fuhren nach Hause, aber Skye blieb noch. Schließlich war sie nicht nur Bandleader, sondern auch CEO und sie wollte später sich mal etwas um ihre Leute in Seoul kümmern. Sie hatte das Gefühl, dass sie außer BTS und einige EXOs niemand mehr sah und sie vermisste die anderen – vor allem seit heute Nacht.
Gegen 19 Uhr kam Taehyung und lief durch das Gebäude, um Skye zu finden. In einem leeren Büroraum wurde er fündig. Der Raum war leer, nur ein Lautsprecher stand in der Mitte und Skye lag auf dem Boden, starrte die Decke an. Skeptisch schaute er sich um, Jiyong wusste meistens, was sie hatte, aber der Sänger konnte ihn nirgendwo sehen, also machte er das, was ihm am Sinnvollsten erschien: Er legte sich zu ihr.
So lagen sie da, vielleicht 15 Minuten. Aus dem Lautsprecher kam ein einziges Lied: Cloudbusting von Kate Bush. Taehyung kannte zwar Kate Bush, aber das Lied sagte ihm nichts. Da lagen sie, Tae wippte mit den Füßen mit, weil der Beat schon catchy war. Skye schaute an die Decke, kaute sich auf der Lippe und wirkte irgendwie konzentriert.
„Lala, was hören wir?“, fragte er schließlich und durchbrach damit das Schweigen.
„Das“, begann sie und drehte den Kopf langsam zu ihm, „wird unser Debütsong.“
Ein breites Grinsen zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Natürlich nicht 1:1, das konnte ja jeder, aber sie wollte den Beat irgendwie mit drinnen haben und den Refrain ‚But everytime it rains, you‘re here in my head, like the sun coming out, oh I know that something good is gonna happen, I don’t know when, but just saying it could even make it happen‘. Viele hatten sich schon an dem Song versucht und die meisten Versionen waren furchtbar – bis auf diese eine Balladen-Version von Charlotte Martin, aber das hatte auch nicht mehr viel mit dem Original zu tun.
Taehyung begann nun das Lied von einer anderen Sichtweise zu sehen und ließ es noch mal auf sich wirken, bevor er ihr Lächeln erwiderte.
„Ich mag es.“
Irgendwann setzte sich die Amerikanerin auf.
„Wollen wir etwas essen gehen?“, schlug Tae vor, doch Skye schüttelte den Kopf.
„Nein, ich wollte mal nach EXO und SuJu gucken.“
Der Sänger fing fröhlich an zu lachen, weil sie es sagte, als wären sie Schildkröten, die mal wieder gefüttert werden müssten. Doch er verstand es auch und das war es, was sie an ihm liebte. Er war nicht eifersüchtig oder besitzergreifend, musste nicht jede Minute mit ihr verbringen und wollte auch gar nicht mit in die Fabrik. Er verstand, dass sie manchmal Zeit für sich brauchte, so war es auch umgekehrt und in diesen Momenten zeigte er ihr, dass sie bei ihm genau richtig aufgehoben war.
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Irgendwie fühlte sich die Fabrik ungewohnt an. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, als Skye das letzte Mal hier gewesen ist. Tatsächlich war es noch gar nicht so lange her, aber es passierte gerade so viel und die Zeit schien zu fliegen. Die Amerikanerin hatte sich geschworen, dass sie irgendwie für jeden Zeit hätte, doch die Realität zeigte ihr, dass der Tag einfach zu wenig Stunden hatte. Das Entertainment, die Band, Taehyung. Tae war keine Belastung, auf gar keinen Fall, aber natürlich wollte sie Zeit mit ihm verbringen und diese Zeit fehlte ihr dann, um sich um alle anderen zu kümmern.
Sie parkte in der Tiefgarage. Was würde sie mit dem Apartment hier machen? Honey hatte ihr gesagt, dass sie die kommenden Tage ihre restlichen Sachen holen würde, um ins ‚Dorm‘ zu ziehen und damit wäre das Apartment hier wieder frei. Es waren nur ein paar Monate gewesen, in denen Skye hier gewohnt hatte und doch hingen so viele Erinnerungen daran. Jiyong, Jongin, Taehyung … Fynn. Sie dachte daran, wie sie sich dort versteckte hatte und nichts von der Welt wissen wollte und daran, wie sie aus der Fabrik geflohen war, weil sie sich so mit Jongin in den Haaren hatte. Tausend Gefühle. Nun war es Oktober. Wo war die Zeit hin? Manchmal kam es ihr vor, als wäre sie eben erst aus dem Flugzeug gestiegen, um für Mia zu arbeiten.
Sie nahm die Treppen, einfach um etwas mehr Zeit zu schinden. Sie hatte das EXO Dorm eingerichtet, den Pit und anfangs, wie sie bei Super Junior gewohnt hatte … Wenn sie ehrlich war, vermisste sie es hier zu wohnen. Alle waren irgendwie immer so nahe beieinander gewesen. Man war nie wirklich alleine und zugegeben, es gab Zeiten, in denen genau das genervt hatte. Es war praktisch so, als wäre es eine riesige Klassenfahrt, die nie zu Ende ging. Es gab keine Geheimnisse, keinen Ort, an dem man sich zurückziehen konnte. Sie liebte ihr Anwesen und man konnte auch nicht gerade sagen, dass es ruhig dort war, es war nur eben anders.
Ihre Füße trugen sie zuerst zum Pit. Der Code war immer noch nicht geändert und in Gedanken tadelte sie sie dafür. Nicht unbedingt um Skye auszuschließen, aber alle paar Wochen sollte man einfach aus Sicherheitsgründen den Zugangscode ändern. Die Amerikanerin öffnete die Tür und der Geruch von Essen kam ihr entgegen.
„Jongin? Hast du an Kimchi gedacht?“, hörte sie Suho rufen.
„Weiß ich nicht, aber ich würde zu ‚nein‘ tendieren“, rief sie zurück, während sie sich die Schuhe auszog.
„Skye?!“ Chanyeol kam um die Ecke gerannt und rutschte dabei fast aus. „Was machst du hier?“
„Checken wie gut euer Sicherheitssystem ist – mein Urteil ist unterirdisch.“
Der Sänger rollte mit den Augen und zog sie dann in die Arme.
„Was ein seltener Gast“, kam es nur von Suho, der sich gegen die Wand lehnte. Sie hatten sich zwar erst gesehen, bei dem geheimen Leadertreffen, aber das wusste ja keiner.
„Aber ich habe euch vermisst … und die Fabrik.“
Sie drückte den Bandleader an sich. Sie hatte sie wirklich vermisst, sie dachte nur nicht immer dran und hatte nicht immer Zeit dafür. Suho erwiderte sie Umarmung, als die Tür wieder aufging.
„Sorry, sorry, dass ich so … Skye?!“
Jongin kam die Tür rein gestolpert und stockte sogleich.
„Hast du an das Kimchi gedacht?“, fragte sie ihn.
„Ich … Kimchi… Mist!“ Erst schien er einen Moment zu brauchen, um zu verstehen, was sie meinte und dann konnte man in seinem Gesicht sehen, wie die Katastrophe ihren Lauf nahm.
„Told’cha“, sagte sie im Singsang und ging dem Geruch nach. „Wo sind die anderen?“
Sie rührte den Topf um und probierte, nur um dann nachzuwürzen.
„Chen ist bei seiner Freundin, Bae hat ein SuperM Studio-Ding, aber Sehun ist nur duschen“, erklärte Chanyeol und stellte sich neben sie. Grinsend schaute er zu ihr runter.
„Hm?“
„Ich find’s schön, dass du da bist. Du warst ewig nicht mehr hier.“
„Ich weiß.“ Seufzend legte sie den Löffel beiseite. „Es ist einfach so viel zu tun.“
Es war keine Ausrede, sondern Tatsache. Sie wusste manchmal gar nicht, wo sie anfangen sollte.
„Immerhin weißt du jetzt, wie es uns geht.“
„Hey!“, beschwerte sich die Blondine, „Das wusste ich auch vorher schon.“
Zumal sie ja nicht nur Trainee war, sondern auch noch mit Jiyong das Label leitete. Zwar kümmerte er sich um vieles, aber das meiste entschiedenen sie eben doch zusammen. Und sie war Songwriter. Alles in einem. Skye war gut unter Druck, sehr gut, aber ihr Privatleben litt definitiv darunter.
Das hier fühlte sich hingegen gut an, fast normal, so wie früher. Damals. Als wäre es so lange her.
Skye ging zur Tür, wo sie ihre Tasche hat stehen lassen und als sie sich umdrehte, stand sie einem nackten Sehun gegenüber. Er war ungefähr genauso erschrocken wie sie, denn die beide blieben stehen und starrten sich an.
„Wieso hast du nichts an?!“, blaffte sie Sehun an und versuchte angestrengt nicht mit dem Blick nach unten zu rutschen.
„Weil wir nur Kerle sind! Woher soll ich denn bitte wissen, dass du hier bist?!“
„Dein Schlafzimmer ist oben, oben sind zwei Badezimmer, was tust du überhaupt hier unten?!“
Nun kam Suho um die Ecke, als er das Gezeter hörte und hob erstaunt die Augenbrauen.
„Weil ich hier unten war und zu faul war hochzugehen!“
„Ehm … Sehun…“, begann Suho und schaute recht eindeutig auf gewisse Teile, die er immer noch nicht verdeckte.
„Oh!“ Eilig schlug der Sänger die Hände vor seine Hüfte und Skye schlug sich die Hände über den Augen, weil ihr Blick eben doch mal runtergerutscht war.
„Ich kann das nie wieder ungesehen machen!“
„Du weißt, dass die meisten Leute für diese Aussicht töten würden?“, kam es amüsiert von Chanyeol, der sich nun auch noch dazu gesellt hatte. Jongin hingegen stand oben am Geländer und lachte fröhlich.
„Du stellst dich ganz schön an. Du hast uns alle schon in Boxers gesehen, dass bisschen mehr sollte jetzt auch kein Schock sein“, versuchte Suho sie zu beruhigen, hatte die Rechnung jedoch ohne Sehun gemacht.
„Was heißt denn ‚das bisschen‘?!“
Zwei Ouzo später – und ja, Exo hatte immer noch eine Flasche Ouzo gelagert für Skye – ging es ihr schon deutlich besser. Sie stand am Fenster mit Jongin und rauchte eine. Eigentlich mochte Suho es nicht, wenn sie in der Wohnung rauchten, aber dies galt wohl als Ausnahmesituation.
„Wie geht es dir?“, fragte er ruhig und suchte ihren Blick.
„Ach gut, die Erkältung ist fast weg“, erwiderte Skye fröhlich.
„Du weißt, dass ich das nicht meine …“
Sie schaute hoch zu ihm und schnaufte kurz. Sie war gut darin ein fröhliches Gesicht aufzusetzen und so zu tun, als wäre alles okay und eigentlich war ja auch alles okay. Doch Jongin hatte schon immer ein Talent sie zu durchschauen.
„Mir geht es gut. Es ist stressig, aber das wird sich legen. Wie geht es dir mit SuperM?“
Wenn sie ehrlich war, hatte sie gar nicht so viel Ahnung über SuperM. Sie wusste, dass er und Bae dabei waren, ebenso Taemin und sicherlich freute Jongin das. Taeyong war noch mit dabei und noch andere von NCT – Mark? Sie hatte noch nichts gehört, keine Teaser, kein Demo, sie war irgendwie völlig raus. Und morgen debütierten sie.
„Ich denke, es wird gut. Jetzt, wo langsam alle in die Armee gehen, wird der EXO Schedule bestimmt etwas ruhiger.“
Fast schon hätte sie gefragt, wie es mit seinem Solo-Album lief, doch sie wollte nicht in ein Wespennest stechen. Dinge liefen manchmal nicht so, wie man sie wollte und sie verstand das. Vor allem im K-Pop schien sich ständig alles zu ändern, Budgets wurden von A nach B geschoben. Das Jahr war nicht einfach für Jongin gewesen. Er hatte keine Aufträge als Schauspieler, hatte in keinen Musicals mitgemacht, das Album wurde verschoben. Ja, er hatte hier und da Werbeaufträge, aber sie konnte sich vorstellen, dass es ihn runterzog.
„Du musst nur an dich glauben … und vielleicht auch etwas mehr für dich kämpfen“, sagte sie, ohne dass es groß im Zusammenhang stand mit dem, was er gesagt hatte. Fragend schaute er zu ihr und nickte dann langsam. Skye hatte immer irgendwie an ihn geglaubt, daran, dass er mehr als ein hübsches Gesicht mit Sixpack war, das tanzen konnte. Er hatte so viel Energie und er sollte sie nutzen, bevor er in die Armee musste. Für männliche Idols war es immer ein Cut, die Angst danach nicht mehr reinzukommen und viele zogen sich danach zurück. Super Junior und DBSK waren ein gutes Beispiel. Sie alle machten irgendwie noch etwas, aber nicht mehr so wie vorher. Es war nicht fair, aber so war das Leben. Kpop änderte sich so schnell, wenn man erst einmal weg vom Fenster war, gab es zwar immer noch Leute, die sich an einen erinnerten, aber es bestand eben auch die Chance, dass sie sich in der Zwischenzeit eine neue Lieblingsband gesucht hatten. Noch wollte sie gar nicht daran denken, wie es sein würde, wenn BTS ihren Militärdienst begannen und vielleicht war es wirklich eine gute Entscheidung für G-Next nach Sängern zu suchen, die ihren Dienst früh gemacht haben. Viele machten es auch direkt nach der Schule, wenn sie noch nicht so richtig wussten, was sie tun wollten. Sie waren dann 21 oder 22 Jahre – kein schlechtes Alter um eine Karriere als Idol anzufangen. Sie wären nicht mehr so jung, standen schon irgendwie im Leben und wussten, was sie wollten und was nicht. Und nach ein paar Jahren würde es keinen Cut geben, weil alle ihren Dienst schon hinter sich hatten.
Das Essen war toll. Es war schön wieder mit den Jungs zusammenzusitzen und fast könnte man vergessen, dass es in den Monaten zuvor so viel Streit gegeben hatte.
„Wir sollten das öfters machen“, beschloss sie, „zusammen essen.“
„Du meinst wie der Super Junior Sonntagsbrunch, zu dem du irgendwann nicht mehr gekommen bist?“, neckte sie Chanyeol.
„Machen die das noch?!“
„Ja, so einmal im Monat.“
„Huh …“ Da müsste sie auf jeden Fall auch auftauchen, bevor Leeteuks Mutti ihr die Ohren langzog.
„Ich würde das schön finden, vielleicht so alle zwei Wochen? Ich meine, euer Schedule wird bestimmt auch recht voll sein“, meinte Suho und Skye nickte.
„Aber alle zwei Wochen sollte ich das hinbekommen“, beschloss sie.
„Irgendwie ist es viel entspannt, seitdem ihr nicht mehr zusammen seid“, kam es von Sehun, der dabei von Jongin zu Skye schaute und sich dann erst so richtig bewusstwurde, dass man das auch falsch interpretieren konnte. Das Ex-Paar tauschte dann nur einen Blick aus und fing an zu lachen. Sehun hatte eben Recht.