„Du hast noch nie Iced Nokcha getrunken?“
Mia dachte vom Glauben abfallen zu müssen.
„Nein“, gab Yunho ganz offen zu und schlürfte an dem Getränk.
„Aber Iced Nokcha ist total cool!“
„Ja, das merke ich“, erwiderte er lachend.
„Wie war dein erstes Mal im Jimjilbang?“
Der Sänger war selbst eine Ewigkeit nicht mehr im Badehaus gewesen. Es war lustig dass da eine Deutsche daher kam, die ihm erklärte was zu tun war.
„Well, I’ve read about it in the tourguides and stuff, so I’ve wanted to try it. I’ve asked my hotel about a Jimjilbang and they gave me this address. So no matter how many Jimjilbangs are closer to my home, this is like the ‚original‘. First I didn’t know what to do, so I started stalking people to see what they do. In the beginning it was strange, you know, bathing with other people … naked – we don’t do that in Germany. But I really like it. I was quiet busy during the day, so at nighttime I came here, I could finally eat something, drink something, I could relax and clean myself, watch TV or go to the internet, sleep a little, go to the sauna and get some icecream.“
„Sei ehrlich, die Eiscreme war der eigentliche Grund.“
Yunho amüsierte sich sehr und wurde schon vom dem Aufpasser böse angefunkelt weil er zu laut war. Es war Mittwochnacht und ohnehin war nicht viel los. Nur ein paar alte Leute und vielleicht ein paar die nicht wussten wohin sie gehen sollten.
„Im Jimjilbang geht es nur um einen selbst, um niemanden sonst.“
Man war abgeschnitten von der Außenwelt, hatte kein Handy bei sich, hatte nichts zu tun, nirgendwo wo man hingehen konnte.
Die zwei waren lange im Jimjilbang. Mia begrub Yunho in der Jade-Sauna unter den Steinen, doch dann kam eine Ajumma rein und schaute die beiden vorwurfsvoll an. Sie holten sich natürlich auch Eiscreme und schliefen dann irgendwann ein.
Gegen 7 Uhr morgens wachten sie auf und Mia rüttelte an Yunho.
„Ich glaube wir müssen nach Hause.“
Noch müde setzte sich der Sänger auf und schaute auf die Uhr.
„Schon so spät?“
Und so war die Nacht vergangen.
Mia wollte nur kurz nach Hause um sich umzuziehen, doch als sie die Tür aufschloss, fand sie Donghae in der Küche.
„Guten Morgen“, sagte sie verwundert darüber ihn hier zu finden.
„Wo bist du gewesen?“
„I was working … long and then Yunho came home and we went to the Jimjilbang.“
„Du hast bei Yunho gearbeitet?“
„Ja. Ich dachte du wolltest mit den Jungs weg?“
Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet dass er hier her kommen würde.
„War ich und dann wollte ich nach Hause um dich zu sehen.“
„I’m sorry.“
Sie ging zu ihm und drückte ihn an sich. So verharrten sie einige Momente.
„Ich mag es nicht wenn wir uns streiten…“, murmelte Donghae in ihr Haar.
„Wir haben uns nicht gestritten, wir hatten einfach zwei unterschiedliche Meinungen.“
Donghae hielt sie an den Schultern fest und seine Augen wurden groß.
„Das habe ich Heechul auch gesagt! Er hat mir nicht geglaubt und sagte ich wäre Schuld.“
Die Deutsche fing an zu lachen und gab ihm einen Kuss.
„How many times did it work out when you were listening to Heechul?“
Der Sänger schien darüber nachzudenken.
„Well … sometimes….“
Donghae holte etwas zu trinken und das Ehepaar setzte sich auf den Balkon.
„Und Yunho war mit dir im Jimjilbang?“
Sie nickte und nippte an ihrem Tee.
„It is kinda strange. They really drive me nuts and when I’m about to explode they do something nice so I can’t be mad at them anymore. I don’t know if they are like this or if they are planing something. Do you think there is enough Heechul in them to be that cruel?“, grübelte sie.
„In manchen … vielleicht…“
Nur weil sie eine lustige Nacht im Jimjilbang verbracht hatte, hieß das noch lange nicht das ihre Arbeit getan. Sie verabschiedete sich von Donghae mit schwerem Herzen. Sie waren nun mitten in der Promotion von Mr Simple und Mia wäre gerne dabei gewesen. Am Freitag würde sie in Beijing sitzen anstatt bei der Musik Bank zu sein um die Comeback-Stage der Welpen zu sehen, aber nein, es war ja Dream Concert angesagt und auch wenn sie bisher bei DBSK noch so gar nicht getan hatte, was sie sonst bei Super Junior tat, sollte sie dennoch mit. Die Welpen hatten ein straffes Programm, Fernsehsendungen, Radiosendungen, Musikshows, Autogrammstunden, Auftritte. Mia fragte sich wer nun da war um sie zu bemuttern. Vielleicht sollte sie ihnen Essen schicken? Kaylee könnte das machen … wenn sie denn genug Koreanisch sprechen könnte. Mist. Sie musste ihr zumindest ein paar Sachen beibringen.
Auf dem Weg in Yunhos Wohnung hatte sie Frühstück und Kaffee mitgebracht.
„I’ve got breakfast“, rief sie als sie die Wohnungstür öffnete. Nichts ahnend lief sie in das Wohnzimmer und schmiss ihre Handtasche auf die Couch, als sie Yunho in Boxershorts in der Tür zum Schlafzimmer stehen sah und sich schlagartig umdrehte.
„Gosh! Could you put some pants on!“
„Sie tut gerade so als hätte sie nicht schon alles gesehen…“, murmelte er und ging in sein Schlafzimmer. Wenige Minuten später kam er voll bekleidet wieder heraus und nahm sich seinen Kaffee.
„Okay, meldest du dich wenn du fertig bist?“
Sein Blick schwankte über die restlichen Belege.
„Sicher.“
Und dann war sie wieder alleine.
Nicht lange. Mia war fast fertig, es gab nicht mehr viel zu tun, da klingelte ihr Handy.
„Yoboseo Oppa, shall chi nae?“
„Mia! Katastrophe!“
Wenn Teukie sich schon panisch anhörte, war das meistens nicht gut.
„Wieso? Was ist los?“
„Wir sind bei MBC für die Premiere von dem Mr Simple Video und wir haben keine Klamotten!“
„You go on stage naked … hmmm … Kim must have changed the maketing…“
„Nicht lustig!“
„Depense if you made your sit ups or not.“
Mit einer Wampe nackt auftreten war in der Tat nicht lustig.
„Mia!“
„Okay, okay, wo ist Kim? Don’t you have clothes on, just go with them on stage.“
„Das geht nicht, wir sind überhaupt nicht aufeinander abgestimmt, teilweise haben wir Jogginghosen an! Kim telefoniert mit SME aber die sind irgendwie überfordert. Jemand hat vergessen unsere Sachen raus zu legen und irgendwie ist die Hälfte der Stylisten in Japan mit Shinee und SNSD oder in Beijing um dort alles vorzubereiten.“
„Was soll ich tun?“
„Kauf Klamotten und bring sie so schnell wie möglich her!“
„Was für Klamotten?“
„Casual, es soll nur etwas stimmig sein.“
„I’m on my way.“
Mia schaute sich um. Sie war im Moment nicht die Assistentin von Super Junior, aber sie konnte sie nicht in ihr Verderben rennen lassen. Vielleicht wäre dann doch die bessere Alternative nackt auf die Bühne zu gehen. Wie war das? Schlechte Werbung war trotzdem Werbung? Vielleicht könnte man ihnen ein Efeublatt vor das beste Stück kleben – hätte doch etwas Klassisches. Mr. Simple eben.
Was tat sie also? Sie ließ alles stehen und liegen. Sie hatte Zeit im Fahrstuhl darüber nachzudenken wo sie jetzt Klamotten her bekam. Nicht zu schick, ein Laden wo Mia für jeden etwas findet. Hey, das war einfach! Zielsicher fuhr sie Myongdong an und stellte sich in eine der Seitenstraßen. Das Halteverbot war ihr im Moment ziemlich egal. Sie hatte noch nie gesehen wie ein Auto abgeschleppt wurde und selbst wenn das passieren konnte, dann würden sich Kim und/oder die Welpen etwas einfallen lassen können.
„Ich möchte den Store-Manager sprechen, es eilt“, sagte sie zu dem Mitarbeiter von SPAO, der kurz zögerte, dann aber los eilte.
Es dauerte nur zwei Minuten, da erklärte Mia dem Mann was geschehen war. Der sah darin natürlich nicht nur eine Möglichkeit zu helfen, nein, die Jungs würden ganz kostenfrei Werbung für SPAO machen – somit hatte jeder etwas davon und der Mann ließ Mia gewähren und sagte einer Mitarbeiterin Bescheid, die Mia begleiten sollte. Immerhin waren Super Junior Hauptwerbeträger, da konnte man in solchen Notsituationen auch helfen. Während sie die Sachen aussuchte schrieb sie kleine Schilder mit den Namen des Mitglieds, der es später anziehen sollte, darauf schreiben. Nicht das es zu noch mehr Verwechslungen kam. Dabei machte sie auch gleich die ganzen Schilder ab, damit die Jungs sich schnell die Sachen anziehen konnten.
Keine zwanzig Minuten später war sie mit sechs Tüten bewaffnet und rannte zurück zum Auto.
In der Not konnte sie ihren Fahrstil auch anpassen. Sie musste durch die halbe Stadt um zu MBC zu kommen und das am besten so schnell wie möglich. Links, rechts, links, rechts und dabei meckerte sie auf Deutsch vor sich hin woher die denn alle ihren Führerschein hatten. Bei MBC angekommen stand hinten am Tor zum Parkplatz schon Kim, damit es keine Probleme dort gab. Der Mann setzte sich in das Auto und schaute nach hinten zu den Tüten.
„SPAO?“
„Ja, ich dachte das wäre schlau.“
„Das ist schlau! Gut gemacht.“
„Die Schilder sind schon weg und überall stehen die Namen drauf“, erklärte sie weiter während sie parkte und die beiden ausstiegen.
„Danke Mia.“
Sie schnappten sich die Tüten und rannten zum Gebäude, durch die Gänge, wieder links, rechts, links, Treppe rauf, den Gang entlang und kamen schließlich vor der Tür zur Garderobe stehen. Das Bild das sich Mia bot als sie die Tür öffneten, war schon ziemlich skurril. Alle Jungs standen in nichts weiter als ihrer Boxershorts bereit, bereit so schnell wie möglich in die neuen Klamotten zu springen.
„Das ist interessant …“
„Nicht gaffen, wir haben Zeitdruck“, sagte Kim und stupste sie an.
Die beiden fingen an die Klamotten zu verteilen und in Windeseile standen da 11 geschniegelte Super Junior Mitglieder. 11? Ja, Hangeng durfte nun auch wieder mit auf die Bühne.
Als Donghae sich ein Shirt anzog miepste Mia kurz und der Sänger schaute grinsend auf.
„Was?“
„So gefällst du mir besser“, sagte sie auf Deutsch.
„Aber so ich will gefallen dir – nicht anderen“, erwiderte er und gab ihr einen Kuss.
Die Aufnahmeleiterin kam herein, sah dass alle angezogen waren und scheuchte sie raus. Sie hatten den Auftritt soweit es ging nach hinten verlegt um Zeit zu schaffen, doch nun mussten sie raus und Kim eilte hinterher.
So, eine gute Tat pro Tag.
Sie fuhr zurück zu Yunhos Wohnung und fand … Yunho!
„Wo bist du gewesen?“
„Ehm … draußen.“
„Und du hast nicht zufällig der Band geholfen, für die du im Moment gar nicht zuständig bist?“
„Woher …?“
Yunho hielt ihr sein Iphone hin, auf dem ein Tweet von Ryeowook geöffnet war, in dem Stand ‚Danke Unni für deine schnelle Hilfe‘ und darunter war ein Bild mit den SPAO Taschen.
„Es war ein Notfall.“
„Das hier ist auch ein Notfall“, sagte Yunho und deutete auf die Belege um sich herum, die Mia noch nicht fertig hatte.
„Eigentlich ist das Faulheit“, entgegnete sie ihm. Yunho klappte der Kiefer unter. Gerade als Yunho zum Gegenschlag ausholen wollte, bekam Mia eine Email und hob den Zeigefinger um ihn zu unterbrechen. Das komische war das als Absender ‚Unbekannt‘ stand. Sie öffnete die Email und las ‚Wie viel sind dir diese Bilder wohl wert?‘ und darunter wieder ein Bild von ihr. Okay, alles klar, jetzt fing er/sie/es an sie zu ärgern. Als sie auf ‚antworten‘ ging erschien oben aber keine Email. Wie zum Kuckuck konnte man Mails senden, ohne dass die Email angezeigt wurde?!
„Ist etwas passiert?“ Offensichtlich von ihrem Gesichtsausdruck verwirrt fragte Yunho dann doch mal nach.
„Schon okay“, meinte Mia und packte wütend ihr Handy weg.
Yunho ließ den Fall auf sich beruhen und Mia machte sich wieder ans Werk. Bis sie den letzten Haken von dem letzten Beleg an der letzten Abrechnung machte, war es doch wieder 16 Uhr. Seufzend lehnte sie sich zurück. Man, was eine Arbeit. Apropos Arbeit, da sie Morgen wohl den halben Tag mit dem Tony Moly Fotoshooting beschäftigt sein würde, musste sie heute noch ein paar Sachen erledigen, denn übermorgen ging es nach Beijing.
Bei SME angekommen ging sie die Kostüme für die Show durch um zu gucken dass alle da waren – man hatte ja heute gesehen wie das enden konnte. Wobei sie das eigentlich noch ganz gut gelöst hatte. Es war wirklich nicht viel los. Durch die Promo von SNSD und SHINee in Japan waren viele ausgeflogen. Wahrscheinlich war das auch gut so, denn sie war so wütend auf sich und diese Bilder und dem Arsch der sie hatte.
„Hey…“
Sie drehte sich um und fand Wooyoung.
„Hi“, entgegnete sie verwundert.
„Ich war … in der Nähe und dachte ich schau mal vorbei…“
Er deutete ihren fragenden Blick richtig.
„Ehm … ich bin noch gerade am Vorbereiten …“
„Stimmt, ihr kommt ja mit nach Beijing.“
„Jup.“
„Du siehst nicht begeistert aus.“
„Bin ich nicht.“
Irgendwie war Mia von so ziemlich vielen Dingen nicht begeistert.
„Na komm mit“, sagte der Sänger.
„Ottokhe?“
„Na komm mit, mal raus hier.“
„Einen Moment.“
Zuerst musste sie ihre Arbeit fertig machen. Sie ging also den Rest der Liste durch, Wooyoung hatte gesagt er würde oben warten, damit sie ihre Ruhe hatte. Als alle Kleiderständer gecheckt und verpackt waren, ging sie nur noch mal den Schedule durch, schaute sich die Zeiten an und sagte Big Mike wegen dem Transfer Bescheid und ging dann hoch.
Wooyoung stand hinten auf dem Parkplatz und schnickte eine Zigarette weg als sie raus kam.
„Ready?“
„Ready.“
Wooyoung ging voraus und ließ sein Auto stehen. Fragend schaute sie sich um, das Letzte was sie brauchte war, dass ihr irgendwelche Reporter eine Affäre mit Wooyoung anhingen, aber erstaunlicherweise war kein Report noch ein Fan zu sehen. Sie überquerten die Straße und gingen vorne am Benne Café links rein. Ein paar Meter später blieben sie stehen und Wooyoung öffnete eine Seitentür. Darüber hing ein Schild auf dem ‚Once in a blue moon‘ stand.
„Was ist das?“, fragte sie ihn.
„Wirst du gleich sehen.“
Es stellte sich als Jazz Club heraus. Ziemlich dunkel, mit kleinen Tischen und einer Bühne mit Band. Ziemlich cool musste Mia zugeben.
Der Barmann begrüßte Wooyoung und der Sänger führte Mia an einen kleinen Tisch recht weit hinten.
Wie kamen sie immer auf solche Locations? Sie alle hatten sich schon so daran gewöhnt ihr Leben nicht unter der Nase der Fans zu führen, dass sie für ein Abendessen auch einmal in Läden wie diese kamen. Die meisten Restaurants in Seoul waren immer offen nach Außen, lichtüberflutet, man wollte modern sein, doch Bars wie diese halfen den Leuten, die einfach mal in Ruhe mit Freunden zusammen sein wollten, ohne ständig verfolgt zu werden.
„Bist du schon aufgeregt wegen Beijing?“, fragte er sie und Mia schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin nur Assistentin und irgendwie … ich würde lieber hier bleiben.“
„Vermisst du Super Junior so sehr oder ärgern dich Dong Bang Shin Ki?“
„Beides“, gab sie zu und der Sänger lachte.
„Zumindest bist du ehrlich.“
„Hattest du das noch nicht bemerkt?“
Immerhin hatte sie 2PM wie oft an den Kopf geworfen dass sie nicht für sie tanzen wollte und das sie auch nicht mit ihnen befreundet sein wollte – wie ehrlich konnte man noch sein? Wooyoung grübelte theatralisch darüber.
„Jetzt wo du es erwähnst …“
Wie sagte man so schön: Es war nie die falsche Zeit für die Wahrheit. Oder: Ehrlichkeit währt am Längsten.
„Aber trotzdem hat das Training mit dir Spaß gemacht. Es war so … anders.“
Was auch immer das zu bedeuten hatte.
Der Kellner kam zu ihnen an den Tisch und so begann es mit der ‚Weinprobe‘. Zwei Stunden und zwei Dinner-Menüs später, waren beide gut angeschwipst.
“Dieses Schwein! Deine Bilder zu benutzen! Das ist privat!”
“Just what I thought!”, sagte sie und stieß mit ihm an.
Alkohol half wohl um die Beziehung der beiden enorm zu verbessern und in ihrem Suff hatte sie ihm von dem Erpresser erzählt. Wooyoung regte sich sehr darüber auf, dass man gar nicht wisse wie es wäre ohne Privatsphäre und das es das allerschlimmste wäre, wenn jemand aus ihrer ‚Schicht‘ dahinter stecken würde, denn besonders dann müsste er oder sie wissen wie sich Mia fühlte und gehöre deswegen dann doppelt so schlimm bestraft.
„Ja, aber solange ich nicht weiß wer es ist, kann ich nichts machen.“
„Aber wenn du es weißt, dann gibt es Rache. Ich helfe dir, ich brauche mal wieder etwas Spannung.“
„Fang an mit Heechul rum zu hängen“, schlug sie als Alternative vor.