Es war überraschend, wie schön und furchtbar etwas zugleich sein konnte. Sie entfachten Feuer in den Schalen und es gab Decken, denn es war recht kühl. Skye und Jongin saßen auf einem riesigen Sitzsack. Er hatte sie in die Arme gezogen und eine Decke um sie beide gelegt. Sie konnte Jimins und Namjoons Blick auf sich spüren, doch Taehyung plauderte fröhlich mit Baekhyun und schenke Skye nicht viel Beachtung. Sie bewunderte ihn, dabei schrieben sie sich sexy Nachrichten hin und her und er verzog nicht mal die Miene!
Andererseits fielen ihr aber auch Kleinigkeiten an Jongin auf. Wie er mit ihren Fingern spielte und wie er sie manchmal enger an sich zog und es war, als würden die Erinnerungen wieder hochkommen. Es war irritierend.
Alle erzählten Geschichten über Sulli. Lustige und traurige Geschichten sogleich und viele weinten. Skye hörte zu und lernte Sulli viel besser kennen, was das Ganze hier nicht einfacher machte. Es war tragisch und man konnte nur hoffen, dass ihr Tod eine Warnung für alle war, die mit ihren Dämonen kämpften. Die Amerikanerin wollte gar nicht darüber nachdenken, welches Loch es in ihre Seele reißen würde, wenn einer aus ihrem inneren Kreis sich das Leben nehmen würde. Wenn man sie anrufen und sagen würde, dass Chen sich das Leben genommen hatte oder Jungkook oder gar Taehyung. Es wäre wie ein schwarzes Loch, mit einer eigenen Gravitation und sie hoffte, dass niemand durch Sullis Tod noch mehr die Hoffnung verlor.
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Gegen 1 Uhr gingen die ersten und Skye wollte den Leuten, die nahe an Sulli waren, die Möglichkeit geben Dinge zu besprechen, die jemanden wie sie nichts angingen. So nutzte sie eine Toilettenpause als Ausrede um wegzubleiben.
Keine zehn Minuten später kam Taehyung zu ihr hoch und sie schloss ihn in ihre Arme, als er die Handschellen bemerkte, die noch immer um ihr Handgelenk hingen und kurz lachte er auf.
Skye wusste, dass sie über diese Nacht sprechen mussten. Darüber, was fast passiert wäre und wie er sich damit fühlte, aber nicht heute und er sprach es auch nicht an. Es würde einen geeigneteren Moment dafür geben. Und so gingen sie schlafen.
Viel zu früh klopfte es an ihrer Tür. Skye konnte nicht definieren, wie früh es war, aber es war definitiv zu früh. Taehyung ließ sich gar nicht beirren und so stand sie auf, warf sich einen Morgenmantel über und öffnete die Tür. Vor ihr stand Jungkook mit drei Koffern.
„Kann ich die Koffer zu dir ins Auto tun? Wir werden mit dem Van abgeholt.“
„Klar“, sagte sie nur und kramte aus ihrer Handtasche den Autoschlüssel. Immerhin schleppte er die Koffer runter und erwartete nicht, dass sie das machte.
„Wann werdet ihr abgeholt?“
„In ungefähr 30 Minuten.“
„TAEHYUNG!“, rief sie und immerhin hörte sie ein Murren aus Sir Brandon.
„In 30 Minuten! Ich hätte noch 20 Minuten schlafen können!“, beschwerte sich Tae, als er dann wach war. Skye empfand ihre Tat als fair. Es war kurz nach 7 Uhr und wenn sie wach war, konnte er auch wach sein. Kaum hatte JK die Koffer in ihrem Auto verstaut, kam er wieder und ging an die Kaffeemaschine. Taehyung beobachtete seinen Bandkollegen.
„Weißt du, du könntest uns schon etwas Privatsphäre lassen.“
Bei ihm wusste man nie, ob er nur neckte oder ob er es ernst meinte.
„Also, ich habe mit Skye zusammengewohnt, lange bevor ihr zusammengekommen seid und ich habe euch schon beim Sex gehört – tob dich aus, wenn du willst.“
Bei Jungkook fragte sie sich nie, ob er neckte oder es ernst meinte – er meinte es ernst. Skye schaute grinsend zu Taehyung, der wiederum JK entsetzt anschaute.
Um 08:30 lief sie bei G-Next ein. Es waren noch nicht viele da und Skye ging zuerst in ihr Büro und ging den Plan von heute durch. Ja, es gab ein paar Meetings. Das Recruitment hat wohl ein paar Kandidaten gefunden, die sie gerne für eine Audition einladen würden. Doch all das schien nicht unbedingt tagfüllend zu sein – scheiße, wenn man noch keine aktiven Bands hatte. Sie wollte auch nicht ständig bei den Kings rumhängen. Am Ende wäre sie nur ein Störfaktor, denn schließlich war es ihre Entscheidung gewesen, die Band zu verlassen und sie musste dazu stehen und nicht weiter ständig mit ihnen im Training rumhängen.
Eine Stunde später zog sie los, um zu frühstücken. Von Jiyong war weit und breit nichts zu sehen, aber er hatte ohnehin einen anderen Tagesrhythmus. Sie landete in Jaejoongs Café und machte sich noch nicht einmal die Mühe, die Sachen mitzunehmen. Es hatte nicht den Eindruck gemacht, als würde jemand Skye vermissen und so aß sie dort.
„Du siehst aus, wie jemand, der Langeweile hat.“
Jaejoong setzte sich ihr gegenüber.
„Du siehst aus, wie jemand, der zu wenig Schlaf hat.“
„Schlaf wird überbewertet. Was ist mit dir?“
Skye seufzte und rutschte etwas tiefer in ihren Sitz.
„Weißt du, ich hatte diese Idee Idol zu werden und plötzlich hatte ich super viel zu tun, aber es ist einfach eine dumme Idee – man weiß nie, wie lange ich an einem Ort bleibe und ich kann so eine Verantwortung einfach nicht gebrauchen. Aber jetzt bin ich so entschleunigt. Ja, da sind mal Meetings und ich kann immer Zeit im Studio buchen … pfff … ich habe mein eigenes Studio, aber irgendwie fehlt mir …“
„Ein Ziel.“
„Korrekt.“
Natürlich könnte sie Songs schreiben, ob für sich selbst oder jemand anderen, war ja erstmal egal, aber gerade fehlte ihr der Antrieb. Kreativität konnte man auch nicht erzwingen. Es gab Tage, da schreib sie drei Songs und dann gab es Tage, da kam nur Quatsch bei raus. Heute wäre ein Quatsch-Tag, das merkte sie schon jetzt.
„Also für heute könnte ich dir ein Ziel geben“, sagte er locker, doch sie sah den Schalk in seinen Augen aufblitzen.
„Das da wäre?“
„Zuerst ziehen wir mich hübsch an, dann ziehen wir dich hübsch an und dann begleitest du mich heute Abend auf ein Abendessen mit Geschäftspartnern.“
„Einfach so?“ Sie konnte Jaejoong nicht einschätzen, wirklich gar nicht. Bisher hatte er ihr eigentlich nur gesagt, dass ihre Beziehungen zum Scheitern verurteilt waren.
„Einfach so. Ich finde es schön, wenn mich jemand begleitet, der nicht nur gut aussieht, sondern ich auch keine Angst haben muss, wenn sie den Mund aufmacht.“
„War das ein Kompliment?“
„Ja?“
„Du bist Single, hm?“
Nun musste er grinsen.
„Take it or leave it.“
„Wann soll ich wo sein?“
„Jetzt, in mein Auto, ein Ausstatter kommt zu mir nach Hause.“
Skye schielte auf die Uhr. Wie lange konnte das schon dauern? Das kam wohl darauf an, wo er wohnte.
„Ich habe um 12 Uhr ein Meeting.“
„Easy.“
Und so führte er sie zu seinem Auto, sie fuhren exakt eine Straße weiter, fuhren dort in die Tiefgarage und parkten.
„Dein Ernst?! Wieso sind wir nicht gelaufen?!“
„Hey, Mia hat mich damals genug Follower gekostet und du bist eh schon Mia 2.0.“
Stimmt, da war etwas gewesen. Mia hatte mal halbwegs erzählt, wie das damals gelaufen ist. Auch, dass nicht so viel gefehlt hätte und die beiden wären ein wirkliches Paar geworden.
Seine Wohnung war so eine riesige, charakterlose Prestigewohnung. Weiß in Weiß in Weiß. Es war nicht so schlimm wie bei Seunghyun, wo random wilde Dinge in der Gegend standen, die er Kunst schimpfte.
„Wir müssen schauen, dass wir dir ein nicht zu langes Kleid geben, du bist ziemlich klein“, grübelte er.
„Ja, definitiv Single…“
Sie mussten dringend an seiner Art von Komplimenten arbeiten.
„Was ist mit den Handschellen?“
Fast schon hatte sie vergessen, dass sie da waren. Shit. Damit konnte sie schlecht zu einem Abendessen.
„Ja, also … ich glaube du hast Taehyung falsch eingeschätzt.“
Kopfschüttelnd stand er auf und verschwand. Ein paar Momente vergingen, als er wiederkam, sich ihr Handgelenk schnappte und mit einem Schlüssel die Handschellen aufmachte. Skye schaute ihn mit offenem Mund an.
„Ach, das sind doch alles die gleichen Schlüssel. Bei richtigen Handschellen, von Polizisten, wäre es komplizierter geworden. Hier, nimm den Schlüssel mit, Miss Kinky.“
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Um kurz vor 12 Uhr war sie zurück bei G-Next. Skye war gelaufen, die Distanz war wirklich lächerlich und sie hatte das Gebäude alleine verlassen. Keine Skandal-Gefahr.
„Wo kommst du denn her?“, fragte Jiyong, der bereits im Meetingraum saß.
„Von Jaejoong.“
Ji wollte gerade ansetzen, doch dann kamen die anderen und seine Fragen sollten vorerst unbeantwortet bleiben. Dann entdeckte er noch die fehlenden Handschellen und Skye ahnte, dass sein Kopfkino gerade FSK18 wurde.
Während des Meetings wurde der Amerikanerin wieder klar, wieso sie Manager und CEOs und COOs und Jamal und Nate hatte. Ja, sie schaute sich auch mal Statistiken an und sie traf mit Mal und Nate die ein oder andere Entscheidung, aber mit diesem Blabla-Quatsch, der sich jetzt schon seit 2 Stunden erstreckte, hatte sie normalerweise nichts zu tun. Vielleicht musste es sich einpendeln, die anderen konnten Jiyongs und ihre Entscheidung noch nicht einordnen und hatten Angst etwas zu machen, was den anderen beiden aufstoßen würde. Sie hatte dafür Verständnis, es änderte aber nichts daran, dass es langweilig war.
Es war fast 15 Uhr, als sie aus dem Meeting kamen und schweigend gingen die beiden hoch in ihr Büro, schlossen die Tür hinter sich und ließen sich seufzend auf die Couch fallen. Keiner sprach ein Wort, als müssten sie neue Energie tanken, um wieder Worte zu finden.
Die Tür ging auf, Mia kam rein und schaute skeptisch zu den beiden.
„Was ist mit euch?“
„Meeting“, sagten sie gleichzeitig. Mia grinste.
„Ach so, ist anstrengender, als gedacht?“
Skye verweigerte die Aussage.
„Ich gehe heute Abend mit Jaejoong auf ein Geschäftsessending – ist das okay?“
„Für dieses Gespräch brauche ich Wein und etwas zu essen“, stellte Mia fest und scheuchte die anderen beiden auf.
Sie landeten bei einem kleinen Burgerladen nicht weit weg von G-Next und Skye erzählte, wie sie heute Morgen auf den Sänger gestoßen war, er sie mit nach Hause genommen und in Designerkleider gesteckt hatte.
„Kann ich das wirklich machen? Ich kann Jaejoong überhaupt nicht einschätzen.“
„Liebes, ich kenne ihn seit 9 Jahren und ich kann ihn nicht einschätzen, aber ich denke es ist okay. JJ ist harmlos.“
Mia stockte über diese Aussage.
„Okay, lösch das, er ist nicht harmlos, aber ich glaube nicht, dass er bösartige Absichten hat.“
„Hat er die Handschellen losbekommen oder ist das schon vorher passiert?“
„Handschellen?“, fragte Mia und Skye strafte Jiyong mit einem finsteren Blick.
„Ich weiß gar nicht, wieso so das so hochgepusht wird – du hast auch Handschellen.“
„Ja, aber wir haben sie nie benutzt“, stellte der Rapper fest.
„Würde ich vielleicht mal drüber nachdenken“, flötete Skye und rückte etwas von ihm weg, aus Angst, dass er sie zwicken würde.
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Nach dem späten Mittagessen ging Skye rüber zu Big Hit und fand Taehyung mit Namjoon und Hoseok im Studio. Sie wollte auch seinen Segen, den er ihr tatsächlich gab. Grinsend saß sie da und verwundert hob er die Augenbrauen.
„Was ist mit dem Grinsen?“
Sie hatten sich in ein anderes Studio verzogen, um kurz zu reden.
„Du vertraust mir“, stellte sie fest und nun zog er die Augenbrauen zusammen.
„Aber natürlich.“ Er sagte das, als wäre es das Normalste auf der Welt und wusste dabei gar nicht, wie sehr er Skye damit beeindruckte. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn.
„Übrigens, ich habe jetzt einen Schlüssel zu den Handschellen.“
Taehyung drückte sie etwas von sich weg und schaute sie entsetzt an.
„Das sagst du jetzt?! Nein, ich bin okay, dass du heute Abend noch Essen gehst!“
Fröhlich lachend zog sie ihn in die Arme.
„Du hockst eh ewig im Studio und ich habe vor, vor Mitternacht zu Hause zu sein.“
Damit konnte er dann halbwegs leben.
Jaejoong würde sie um 19 Uhr bei G-Next abholen und sie hatte heute Morgen schon Nalia angeschrieben, dass sie heute Abend Hilfe bräuchte. Noch konnten sie Nalia nicht fest einstellen, sondern nur für Aufträge buchen. Das würde sich ändern, wenn die Fotoshootings für die Kings anfangen würden und vielleicht wären bei den Auditions ja auch ein paar gute Kandidaten dabei. Was sie gesehen hatte, hatte Potential und sie hatten ihren Militärdienst schon hinter sich. Keine Pause, wenn es spannend wurde. Super Junior und Big Bang hatten all das schon hinter sich, doch EXO und BTS stand es noch bevor. Wirklich, wie konnte man sich Taehyung, Jimin oder Chen in der Armee vorstellen? Aber auch Jongin und Chanyeol war keine angenehme Vorstellung. Sie waren doch alle noch Babys. Was würde sie machen, wenn Tae weg wäre? Skye wusste, dass es Probleme für die Zukunft waren. Manche würden nach dem Standardtraining auch als Polizisten oder in der Verwaltung eingesetzt werden. Damit wäre es einfacher sich zu sehen, aber wenn er in den aktiven Militärdienst eintreten würde, dann hätte er nur wenige Urlaubstage.
„Wo sind deine Gedanken?“
Skye schreckte kurz auf, als Nalia sie ansprach und zurück in das Hier und Jetzt brachte.
„Beim Militärdienst.“
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
„Liebes, wieso macht du dir über Zukunftsprobleme Gedanken? Tae muss erst in 5 Jahren oder so ran.“
„Ich weiß …“
Es war albern. Wer wusste, was in fünf Jahren war? Sie selbst hatte ja prophezeit, dass er sie nicht bis Ende des Jahres ertragen würde.
Jaejoong hatte ihr ein smaragdfarbenes Kleid ausgesucht. Es hatte lange Ärmel und hörte über den Knien auf, doch sie hatte schwarze Overknees und eine coole, schwarze Lederjacke. Skye gab es nicht gerne zu, aber er hatte einen guten Geschmack. Vielleicht sollte Jaejoong ihr Shopping-Buddy werden. Sie trug Jiyongs Chromeheart Armband, dass er ihr Anfang des Jahres geschenkt hat und was noch immer in ihrem Schmuckkästchen war. Sie hatte heute Morgen alles zusammengepackt und ebenfalls ins Auto geräumt. Manchmal war es wohl hilfreich, wenn man mit seinem Haushalt im Auto unterwegs war. Der Ring von Jongin, der mit dem Herz innen, hing an einer Silberkette. Komisch, wie sie sich mit dem Schmuck ihrer Exes schmückte, aber es passte gut zum Outfit und es waren Erinnerungen.
Jaejoong holte sie mit einem Lamborghini ab. Wirklich, Skye hätte sich jedes Auto leisten können, doch sie hatte einfach kein Verständnis für diese Sportwagen. Sie mochte es eher gemütlich mit viel Platz – in einem Lamborghini könnte man nicht gewisse Dinge tun, die in ihrem Jeep eigentlich ganz gut funktionierten.
„Wollen wir die Handschellen wieder dran machen, sie würden irgendwie gut passen“, war seine Begrüßung.
„Du hast mich angezogen!“, beschwerte sie sich, weil er sie direkt anmachte, stellte dann aber fest, dass es sich irgendwie falsch anhörte. JJ hörte auch, dass es sich falsch anhörte und fing an zu grinsen.
„Keine Sorge, du siehst bezaubernd aus – mit den Handschellen würdest du sexy aussehen.“
Er öffnete ihr die Autotür und wollte ihr helfen sich anzuschnallen. Als sie einsteigen wollte, nahm er den Ring an der Kette zwischen die Finger und ihre Blicke trafen sich.
„Ah, können wir noch nicht ganz loslassen?“
Wieso musste dieser Kerl so aufmerksam sein?! Woher wusste er davon überhaupt? Er war wie Mia, nur das er mehr verurteilte.
„Doch, es passt nur gut zum Outfit und es war ein Geschenk und ich hasse ihn nicht.“
Wieso rechtfertigte sie sich? Er hatte hier gar nichts zu melden.
„Liebes, was auch immer dich nachts besser schlafen lässt.“
Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte und half ihr dann mit dem Gurt – was sie vollkommen alleine hinbekommen hätte.
„Überhaupt, was macht dich eigentlich zum Beziehungsexperten?“, fragte sie, als er auf der Fahrerseite eingestiegen war.
„Ich komme gerade aus einer fünfjährigen Beziehung“, sagte er so daher und sah ihren überraschten Blick, der ihn zum Lachen brachte.
„Ja, ich bin in der Lage Beziehungen zu führen, ich bin sogar in der Lage sie geheim zu halten.“
Angeber. Sie und Tae schafften das auch.
Lustigerweise war dieses Geschäftsessen in Noahs Karaokebar. Es gab dort viele Séparées und Jaejoong hatte die Art Nebenraum, der eine eigene Bar mit Kellner hatte. Es gab einen Esstisch, aber auch eine große Couch und Sessel und natürlich die Möglichkeit zu singen und schon wurde der Amerikanerin klar, wieso er sie mitgenommen hatte. Von wegen gut aussehen und reden können, ja, ja.
Es kamen 9 Geschäftspartner und alle waren männlich und Skye fühlte sich von Mann zu Mann unwohler. Wieso war Korea noch so? Wo waren die starken Business Frauen?
Irgendwann nahm JJ ihre Hand und zog sie etwas zur Seite.
„Es tut mir leid, dass es so männerlastig ist, es war nicht geplant, dass eine Frau mitkommt. Sie denken, du gehörst du mir. Falls irgendetwas sein sollte, komm sofort zu mir, verstanden?“
Skye ließ sich nicht wirklich von Männern einschüchtern. Wenn man mit den arabischen Emiraten Geschäfte machte, war es genauso. Nur, dass sie weniger Alkohol oder am besten gar keinen tranken und betrunkene Koreaner waren wie Gremlins, die man nach Mitternacht fütterte. Sie nickte und er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Markierte sein Revier.
Doch zuerst gab es Essen. Noah kam, um die Gruppe zu begrüßen und sah verwundert zu Skye.
„Du mischst auch überall mit“, flüsterte er ihr zwischen den drei, französischen Begrüßungsküsschen zu und grinste fröhlich. Es wäre wohl nicht angebracht, ihm gegen das Schienenbein zu treten.
Das Essen war eigentlich ganz lustig. Der Chef vom Hyundai Departmentstore war anwesend und ein Hauptproduzent von KBS. Hohe Tiere, schlaue Köpfe und während des Essens hatten sie politische Diskussionen, die nur halb so ernst gemeint waren, wie man denken würde.
„Miss Skye, durch die Gründung ihres Labels sollten die Visaprobleme dann auch geklärt sein, oder?“, fragte Herr Park von der Lotte Baugruppe.
„Ach so, ich dachte es wäre ausreichend genug Geld zu investieren, um keine Visaprobleme zu bekommen. Wissen Sie, Korruption ist auch nicht mehr das, was es früher mal war.“
Alle am Tisch lachten fröhlich. Tatsächlich war Geld immer eine gute Basis für ein Visum und bisher hatte sie gute Investitionen hier gemacht. Firmenanteile gekauft, das Grundstück und ihr gehörte ein Krankenhaus, was wohl noch nicht die Runde gemacht hatte und vielleicht war das besser so.
Nach dem Essen kam der Soju, doch Skye bekam ihre eigene Flasche mit Ananas-Soju, was den Männern zu süß war, doch als sie den ersten Shot nahm, bemerkte sie, dass es nur Wasser war. Kurz schaute sie rüber zu Jaejoong, der ihr unauffällig zuzwinkerte.
Zuerst gingen die Herren an die Karaoke-Maschine, doch es war klar, dass Skye irgendwann ranmusste.
„Bitte Miss Skye, retten Sie den Gesang des Abends!“, bat sie Herr Choi von Hyundai. Sie entschied sich für ‚Lover‘ von Taylor Swift und alle holten ihre Feuerzeuge raus, um im Takt zu schunkeln.
Etwas später stand sie mit Jaejoong in dem Raucherraum. Sie versuchte das mit den elektronischen Zigaretten, die Mia auch hatte und seit über einer Woche hatte sie keine normale Zigarette mehr geraucht. Skye war stolz auf sich.
„Du machst das gut, du hast sie alle um den Finger gewickelt“, stellte er fest.
„Dich auch?“, fragte sie neckend. Vielleicht hatte sie ein paar richtige Soju mitgetrunken. JJ fing fröhlich an zu lachen.
„Confident much?“
Sie zuckte mit den Schultern, sie flirtete gerne, sollte man sie dafür verurteilen.
Auf dem Weg zurück in ihr Séparée, hielt Noah sie auf.
„Willst du jetzt oder später?“
Fragend schaute sie zu Jaejoong, der aber nickte.
„Na komm, dann machen wir mal etwas Stimmung.“
Noah führte sie auf die Bühne, doch sie suchte den Beat aus, da sie nicht davon ausging, dass es dieses Lied in der Datenbank gab.
„Machst du wieder Quatsch?“, fragte Noah und hob die Augenbrauen.
„Nein! Wieso denkst du immer das Schlimmste von mir?! Das ist ein toller Song!“
Sie wählte von Shirin David ‚Gib ihm‘, Skye liebte ihr Debüt-Album.
Jaejoong lehnte gegen die Wand und beobachtete den blonden Wirbelwind. Sie rappte und sang auf Deutsch, als wäre es gar nichts und sie tanzte auch noch gut. Keine wilde Choreographie, doch sie hatte ein tolles Körpergefühl. Es gab wenige Leute, die für die Bühne geboren waren, doch Skye gehörte leider dazu. Er verstand nicht, wieso sie nicht in Amerika nach einem Label suchte. Hier wäre es zu schwer und sie musste immer zurückstecken, dürfte nicht sein, wie sie war. Der ganze Laden ging auf dieses deutsche Lied ab, weil sie es auch so gut verkaufte. Sie lebte auf dieser Bühne. Der Sänger verstand, wieso sie allen den Kopf verdrehte, doch in seinen Augen reichte ihr keiner das Wasser. Sie war nicht dafür gemacht, das Frauchen an der Seite eines Mannes zu sein. Sie war auch nicht dafür gemacht, verborgen gehalten zu werden. Ihre Präsenz war erdrückend. Es gab diese Leute, die einen Raum betraten und jeder schaute nach ihnen. Wie könnte Taehyung sie an seiner Seite verstecken? Das würde niemals funktionieren.