„Miaaaaaaaaaaaaa!“
Was? Was war das? Und woher? Konnte man sie nicht einfach mal schlafen lassen? Langsam öffnete sie Augen und bemerkte, dass Kyuhyun noch bei ihr war. Jetzt war sie wirklich wach.
„Miaaaaaaa! It’s me Jungsu!“
Oh. mein. Gott!
Sie rüttelte an Kyuhyun, der sich auch noch gegen das Aufwecken wehrte und schaute sie müde an.
„In den Kleiderschrank!“, kommandierte sie.
„Wieso?“, fragte er müde zurück. „Die wissen doch dass wir zusammen sind.“
„Trotzdem, was denkst du was sie sagen, wenn sie dich halb nackt in meinem Bett finden?“
Das sah Kyu ein und setzte sich auf.
„Okay, ich bin im Schrank.“
„Miaaaaaaa!“
„Just wait a freaking second! I’m …naked!“
Nun grinste Kyuhyun und verschwand im Schrank. Mia eilte zur Tür und öffnete sie.
„I just don’t get why you always have to wake me like that!“
Schlaf war wichtig und gestern Nacht hatte auch Teuk wenig Schlaf bekommen.
„Aber ich bin so wach.“
Er ging in das Zimmer und setzte sich auf das Sofa. Mia holte zwei Orangensäfte aus dem Kühlschrank und reichte ihm einen.
„Weißt du, ich fand das gestern total nett, das mit dem Obst und dem Wasser.“
„Das habe ich gerne gemacht.“
Hat sie wirklich. Der Zeitplan der Band war ziemlich stressig und oft vergaßen sie einfach zu essen – so wie Mia auch. Sie wollte sich um sie kümmern und ihnen das Leben zumindest ein wenig leichter machen. Sie waren alle so dünn und Mia würde sie am liebsten Mästen.
„Und mit dir und Donghae ist alles in Ordnung?“
„Ja, ich habe mit ihm gesprochen, he doesn’t seem to have a problem with it. Ich mag Donghae sehr und hoffe das wir Freunde bleiben.“
Gestern Nacht hatte Mia gesehen wie gut ihr Donghae tat, er war wie ein Jungbrunnen, er brachte sie zum Lachen und seine Gegenwart war ihr angenehm.
„Das hoffe ich auch, ich meine … wem gehört das T-Shirt?“
Leeteuk hatte Kyuhyuns Shirt auf dem Boden entdeckt und schaute es fragend an.
„Keine Ahnung, habe ich noch nie gesehen“, log sie und hörte sich dabei wirklich unschuldig an, doch Teukie glaubte ihr nicht. Er stand auf und schaute sich um.
„Was tust du?“
Nicht dass es nicht offensichtlich gewesen wäre, nein. Zuerst schaute Leeteuk unter dem Bett nach, ging dann weiter ins Badezimmer. Wenn Mia jetzt einen Aufstand gemacht hätte, wäre klar gewesen, dass sie jemanden versteckte. Es gab nicht sehr viele Versteckmöglichkeiten in dem Zimmer und Teukie blieb irgendwann vor dem Kleiderschrank stehen. Er wand den Kopf zu Mia, sein Blick sagte ‚Willst du gestehen‘, aber Mia zuckte nur mit den Schultern.
„Mach ihn auf, schau rein.“
Das war angewandte Psychologie. Indem sie ihm wissen ließ, dass sie kein Problem damit hatte, wenn er den Kleiderschrank öffnete, wollte sie hervorrufen, dass er dachte, dass da nichts drinnen war. Ja …. Psychologie funktionierte nicht und Leeteuk zog beide Schranktüren gleichzeitig auf. Kyuhyun hatte einen genervten Blick aufgesetzt.
„Guten Morgen Hyung.“
Total geschockt schaute Teukie zu Mia.
„Das glaube ich nicht!“
Und dann begann eine Standpauke. Sie sollten mehr Verantwortung zeigen, die Dinge nicht so überstürzen – es war halt nichts passiert. Zu guter Letzt schmiss Leeteuk Kyuhyun dann raus und sagte er solle sich fertig machen.
„Teukie, es ist nichts passiert.“
Mias Stimme war ruhig, im Endeffekt fand sie es ja süß, wie sich der Bandleader um sie kümmerte.
„Ich weiß“ und damit ging er dann und hinterließ eine verwirrte Mia.
Wenig später saßen sie alle frisch geduscht und angezogen beim Frühstück. Mia hatte zwischen Sungmin und Siwon Platz genommen und suchte nach etwas, was nach westlichem Essen aussah.
„Du Mia, sag mal wieso nennst du uns eigentlich nie ‚Oppa‘?, fragte sie Sungmin als Mia wieder Platz genommen hatte. Sie grinste und rührte in ihrem Kakao.
„First of all: only Jungsu and Heechul are older than me, ihr anderen seid keine ‚Oppas‘, aber in Deutschland ‚Opa‘ means Großvater und I just don’t want them to be my Grandpas.“
Der ganze Tisch ließ ein verstehendes ‚Ahhhhhh‘ von sich. Mit diesen ganzen Bezeichnungen kam sie nicht so klar und fand die japanische Lösung viel netter. Leeteuk-Senpai, Ryeowook-Kun und Kyuhyun-Sama hörte sich doch gleich schon ganz anders an. Vielleicht sollte sie das einfach so machen, hey, sie war Ausländerin und konnte einfach so tun als verstand sie davon nichts.
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Nach dem Frühstück ging es zu einem Fotoshooting für ein japanisches Pop-Magazine. Mia nutzte die Zeit in der die Jungs beschäftigt waren, um ihre Emails abzurufen und auch mal wieder ihren Freunden und der Familie zu schreiben. Sie musste sich mehr darum kümmern, aber sie hatte immer so viel zu tun, dass sie es vergaß. Sie vergaß Deutschland. Als sie von China und Tibet zurück kam hatte sie einige Tage gebraucht, um sich wieder an Deutschland zu gewöhnen. An das blöde Anbaggern von den Typen, an die genervten Leute und die unhöflichen Umgangsformen. Wie würde das wohl nach einem Jahr Korea sein? Vermisste sie eigentlich etwas? Das Essen, Croissants und ein gescheites Schnitzel. Sie vermisste ihr Auto, das durch die Weltgeschichte fahren und Musik hören, einen netten Abend mit ihrer Freundin Nadja in ihrer alten Pizzeria, in der Mia über sechs Jahre gearbeitet hatte. Mit Sarah und ihren Kollegen in der Mittagspause im Park sitzen und etwas essen. Kartenspielen mit ihren Eltern an einem öden Sonntagnachmittag. Stundenlang mit David telefonieren und mit der Jessi in Bamberg im PX einkaufen gehen. Ja, solche Sachen vermisste sie, aber Deutschland an sich? Bisher nicht. Irgendwann im Sommer würde sie nach Hause fliegen, zum Urlaub und im April würden Lily und Lise nach Korea kommen.
Sie schrieb eine kurze Email an Lily, erzählte von dem Umzug und dem Konzert, ließ die Sache mit Kyuhyun aber aus. Sie wollte noch keine allzu hohen Wellen schlagen und riskieren, dass irgendjemand davon las, der es nicht lesen durfte. Nicht das sie Lily nicht vertraute, dass tat sie, aber irgendwie … vielleicht wollte Mia sich das Ganze selbst noch nicht eingestehen. Die Emails von Flo ignorierte sie gekonnt, der begriff es auch nicht, oder? Dafür hatte sie auch eine Mail von Ivi, eine ehemalige Kollegin von ihrem Nebenjob.
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Als das Shooting fertig war fuhren sie alle zu einer Autogrammstunde in dem größten Kaufhaus, das Mia jemals gesehen hatte. Wenn sie doch nur Zeit zum Shoppen hätte! Die Menschenansammlung war riesig und dafür ging es relativ geordnet zu. Zwei Stunden lang gaben sie Autogramme und die Fanmasse schien einfach nicht abzunehmen, doch sie mussten weiter. Um 18 Uhr hatten sie einen Auftritt in einer Fernsehshow und mussten ja noch gestylt werden. Sie sangen für die Fans ‚My only girl‘ und verschwanden dann durch den Hinterausgang in den Bus.
Der Auftritt ging glatt über die Bühne, auch wenn die Kommunikationsschwierigkeiten recht witzig waren.
Nach dem Auftritt hatten sie tatsächlich mal frei. Unglaublich. Mia freute sich auf den freien Abend. Sie wollten alle essen gehen und durch die Stadt wandern.
Es war zwar saukalt in Tokyo, aber das interessierte sie nicht. Big Mike begleitete sie in die Stadt, ganz ungefährlich war es nämlich trotzdem nicht. Die Stadt war voll von Leuten, alles leuchtete und blinkte – Mia liebte es sofort. Tokyo war toll. Trotzdem wurden die Jungs erkannt, obwohl sie Mützen und Schals trugen, doch sie gaben willig ihr Autogramm und lächelten für die Handycams. Fanservice, dadurch zeichneten sie sich aus.
Es war klar, dass sie alle traditionell japanisch essen gehen wollten – alle außer Mia. Gut, in Frankfurt gab es auch einen Japaner, aber da saß man vor einer heißen Platte und bekam Hummer und Filet in mundgerechte Stücke geschnitten. Kalter, roher Fisch? Mia hatte dafür ein Wort: Urgh.
Somit fand sie sich mit etwas Suppe und Tee ab. Nicht sehr nahrhaft, aber es unterdrückte den Hunger und ihr Magenknurren. Ryeowook und Siwon hatten Karten für ein japanisches Theater besorgt in das sie danach gehen wollten. Alle freuten sich auf den etwas anderen Abend, aber Mia wünschte sich einfach mal Zeit für sich. Immerhin war sie ein Einzelkind und wusste es sich in ihr Schneckenhaus zu verziehen. In Deutschland war Mia auch ständig unterwegs gewesen, kannte einige Club-Besitzer und wusste immer wo sie hingehen konnte. Ihr Telefon stand niemals wirklich still und ab und zu gönnte sie sich eine Auszeit, machte den Laptop aus, das Handy auf lautlos und fuhr raus, auf die Felder, zu einem Wald, irgendwo, wo ihr niemand über den Weg laufen könnte. So wurde es auch Tradition, dass sie einmal im Jahr alleine Urlaub machte. Wie Seoul – ihr beiden Väter waren fast an die Decke gegangen. Wie kam eine junge Frau auf die Idee alleine irgendwo hinzufahren? Und dann auch noch in so eine riesige Stadt? Ihre Alternative war New York gewesen, da hatte sich irgendwie niemand beschwert, als sie sagte sie würde alleine nach New York fliegen, aber nach Seoul – wo Asiaten bei weitem besser erzogen waren, als Amerikaner oder Europäer – da wurde ein riesen Wind gemacht.
Kurz versank sie in Gedanken als sie das Lokal verließen. Auf dem Weg zum Theater kamen sie an einem Musikladen vorbei und die Jungs wollten etwas stöbern.
„Komm mit.“
Kyuhyun war neben sie getreten und beobachtete die anderen.
„Wohin?“
„Weg, ich habe was geplant.“
Unsicher guckte Mia sich um, alle schienen beschäftigt, selbst Big Mike. Konnten sie einfach so abhauen? Kyuhyun hatte wohl schon seine Antwort dazu und zog Mia einfach mit sich. Niemand schien zu bemerken, wie sie den Laden verließen und eine Straße weiter abbogen.
„Keine Sorge, ich schreibe Leeteuk eine Nachricht.“
Wenigstens etwas, am Ende würden die anderen noch denken man habe sie entführt – wohl eher ihn, als sie, wenn wäre sie ein Kollateralschaden. Aber was hatte Kyuhyun vor? Hand in Hand führte er sie ein paar Straßen weiter und blieb vor einem KFC stehen. Fragend schaute Mia zu ihm, doch er nickte nur in Richtung des Ladens.
„Du magst keinen Fisch, du hast so gut wie nichts gegessen, also los, schnapp dir ein Hähnchen“, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage und Mias Augen wurden groß. Essen! Ja, endlich Essen! Und nichts Asiatischen. Yay! Selbst wenn Mia immer so tat, als würde sie gleich vor Hunger umkommen, so aß sie meistens doch nicht mehr als einen Burger. Sie konnte sich noch erinnern, wie sie eines Tages nachts den Basti nach Hause gefahren hatte nach der Arbeit und sie bei McDonalds anhielten. Die ganze Fahrt über hatte sie gejammert, dass sie so einen Hunger hatte und als es um’s Bestellen ging, bestellte sie einen Cheeseburger. Basti hatte sie komplett ungläubig angeguckt und nur gesagt ‚Du willst mich doch verarschen, sagt du hast sooooo einen Hunger und dann bestellst du einen einzigen Cheeseburger?!‘ – daraufhin bestellte sie noch eine kleine Pommes, doch Basti hatte nur den Kopf geschüttelt.
Viel anders würde das jetzt auch nicht laufen, aber dieser eine Chicken-Burger machte Mia unheimlich glücklich. Während sie aß, führte Kyuhyun sie weiter quer durch Tokyo.
„Wohin gehen wir?“
Es wurde ihr dann doch zu suspekt. Was hatte er vor? Mia hatte gedacht, dass er sie zurück ins Hotel bringen würde, aber nein, sie gingen in eine ganz andere Richtung. Kyuhyun meinte nur, dass sie noch etwas Geduld haben sollte und sie bald da wären. Na gut. Trotzdem versuchte sie sich den Weg zu merken, um später nicht ganz so verloren zu sein.
Ungefähr zwanzig Minuten später blieb Kyu grinsend stehen. Sie standen vor einem babyblau und hellblau gestreiften Haus mit blinkender Reklame und Sterne, auf dem ‚Hotel Casa Nova‘ stand.
„Das ist nicht dein Ernst“, stellte Mia fest und hoffte, dass sie damit Recht behalten würde.
„Doch“ und schon war ihre Hoffnung zerstört.
„Was ist das?“ Mit zusammen gezogenen Augenbrauen schaute sie das bunte Häuschen an, dass sie eher an einen Spielzeugladen erinnerte.
„Ein Love Hotel.“
„Also ein Puff“, stellte sie trocken fest und schaute zu Kyuhyun. Witzig, wie sie sich so wichtige Wörter wie ‚Puff‘ auf Koreanisch merken konnte, aber nicht wusste, was Waschmaschine hieß.
„Quatscht! Da gehen Pärchen und Eheleute hin um Zeit allein zu haben, weil die Wohnungen so klein sind und man keine Privatsphäre hat – wir haben auch keine Privatsphäre, also gehen wir in ein Love Hotel.“ In seinen Augen völlig plausibel.
„Also in den Puff.“
Kyuhyun rollte die Augen und schnickte ihr gegen die Stirn. Wollte sie nun, dass sie Zeit alleine hatten oder nicht? Welche Alternative hatten sie? Kyu hatte sich im Internet informiert und so schlecht sah das ‚Casa Nova‘ gar nicht aus. Widerwillig ließ Mia sich hineinziehen. Bei einem Love House ging es um Privatsphäre, man sah niemand und niemand sah die Kunden. Vor dem Counter waren die Zimmer aufgezeigt und man konnte sehen, welches frei war. Mia lachte bei dem Anblick, unglaublich das es so was gab, aber Kyuhyun schien so ernst bei der Sache zu sein, dass sie ihn nicht sauer machen wollte. Natürlich bekam er mit das Mia ihn nicht ganz für voll nahm, vielleicht war es ihr auch nur unangenehm. Er deutete auf ein grünes Zimmer. Es sah noch nicht mal schlecht aus, aber sobald Mia darüber nachdachte, für was diese Zimmer gemacht wurden, konnte Mia nicht anders als lachen. Kyu seufzte und zogen die Augenbrauen zusammen, bevor er sie an beiden Schultern festhielt und sie zwang ihn an zu gucken.
„Mia, es geht nicht um Sex. Es geht um Zeit alleine. Kim würde Wissen, wenn wir in ein normales Hotel einchecken würden, kannst du also bitte aufhören dich lustig zu machen?.“
Es war ja süß … und gestört zugleich, aber Mia nickte und sagte das ihr das grüne Zimmer gefiel. Kyu ging an den Counter, dessen Fenster nur so weit ausgeschnitten war, dass man nur die Hände sehen konnte. Mia schaute sich immer noch mit fragwürdigem Blick um, doch sie konnte nicht bestreiten, dass es Kyu war und diese Idee von Privatsphäre, die ihr Herz dazu brachte schneller zu schlagen. Wieder nahm er sie bei der Hand und führte sie in das Zimmer. Er musste aber selbst lachen als er die Tür hinter sich verschloss und die Bestellkarte sah. Man konnte Getränke bestellen, Essen, aber auch Filme, Sexspielzeug und Kostüme.
„Alles klar, du kannst dich jetzt ausziehen.“
Er versuchte ernst dabei zu klingen, aber es gelang ihm einfach nicht und Mia haute ihm mit einem Kissen.
„Das hättest du wohl gerne!“
„Hey!“
Er duckte sich unter dem Kissen weg und schnappte sich selbst eins. Da das Zimmer nicht besonders groß war, hatten sie wenige Fluchtmöglichkeiten und Kyuhyun schaffte es Mia zu schnappen und auf’s Bett zu werfen.
Sie quietschte das ganze Hotel zusammen bei dem Versuch sich zu wehren, doch Kyuhyun lachte nur fröhlich. Genau wegen so was waren sie hier, Privatsphäre, einfach tun und lassen was sie wollten. Wenig später saßen sie auf dem Bett und Kyuhyun hatte etwas zu trinken bestellt. Sie begannen zu reden, er wollte etwas über ihr Leben in Deutschland wissen und sie über seine Familie. Es war einfach zwischen ihnen, sie versteckten sich nicht voreinander. Dennoch war sie verlegen, sie war witzig und frech, aber irgendwie hatte Kyu das Gefühl, dass sie das nur war, um zu verbergen, dass sie eigentlich doch eingeschüchtert von der Situation war.
„Okay, da wir die Zeit sinnvoll nutzen wollen, schlage ich ein Spiel vor“, annoncierte Kyuhyun nach einer Stunde oder so und Mia hob herausfordernd die Augenbrauen.
„Strip Kombat!“
„What?!“
Mia lachte herzlich.
„Wir spielen Mortal Kombat auf der Playstation und wenn ich gewinne, dann must du etwas ausziehen und wenn du gewinnst – was nicht passieren wird – muss ich etwas ausziehen.”
Arschkyu dachte also, dass sie nicht gewinnen würde? Allein schon das stachelte sie genug an, um dass sie auf das Spiel einging. Also legte Kyu Mortal Kombat ein und sie wählten ihre Charaktere aus. Natürlich nahm Mia Kitana – Kyu sollte immerhin von einem Mädchen den Hintern versohlt bekommen. Er wählte Sub-Zero und die erste Runde begann.
Mia hatte das ewig nicht mehr gespielt, so was es nicht verwunderlich, dass Kyu sie schlug. Grinsend schaute er ihr zu, wie sie die Strickjacke auszog – immerhin war es Winter und Zwiebelkleidung eine hervorragende Erfindung.
Einige Kämpfe später sah der Spielstand folgendermaßen aus: Kyuhyun war zwar oben ohne und hatte keine Socken mehr, hatte aber noch immer seine Jeans an. Mia hingegen saß in Unterwäsche auf dem Bett und schnaubte. Da konnte doch nicht wahr sein! Den nächsten Kampf gewann Mia und Kyuhyun zog seine Jeans aus. Da saßen sie nun, zwei erwachsene Menschen, halbnackt und spielten Mortal Kombat. Wenn sie das eines Tages jemanden erzählen würde, würde ihr das niemand glauben.
„Willst du wirklich weiterspielen? Es ist offensichtlich das ich der Bessere von uns beiden bin…“
„Oh well and why is it that I still have two pieces while you’re down to one piece?“, wollte Mia wissen.
„Weil du mehr anhattest als ich!“
Wahr. Dennoch nicht befriedigend. Mia versuchte ihm den Controller weg zu schnappen und ihre Gesichter kamen sich gefährlich nahe. Einen Augenblick lang schauten sie einander an, dann schmiss Kyu freiwillig den Controller weg und zog Mia zu sich, küsste ihren Hals, öffnete geschickt den BH und ließ seinen Händen freien Lauf. Sie hatte sich zwar gesagt ‚Keinen Sex‘ aber in diesem Moment dachte sie nur an das Eine. Körperliche Zuneigung war wichtig, es schien zu heilen, war heiß und kalt zugleich und sie mussten nur ihrem Körper folgen, den Kopf ausschalten. Als sie nackt aufeinander lagen, schaute Kyuhyun sie an.
„Willst du das wirklich?“
Eigentlich war die Frage überflüssig, ihre Körper reagierten so eindeutig aufeinander wie Gas auf einen Funken. Bewusst mit jemanden zu schlafen war sehr viel komplizierter als unbewusst. Mit Yunho war es so einfach gewesen, sie hatte nur vergessen wollen, hatte ihren Kopf ausgeschaltet, aber bei Kyuhyun dachte sie darüber nach. Was es für sie bedeuten würde, für ihre Beziehung und den Umgang miteinander. Wenn man einmal Sex hatte, war nichts mehr so wie es vorher war, man würde sich verändern, den anderen mit neuen Augen sehen.
„Darf ich dich etwas fragen?“
„Alles.“ Kyuhyun konnte nur für keine rationale Antwort mehr garantieren.
„Woher wusstest du, dass Donghae mich geküsst hatte?“
Kyu atmete schwer aus, wieso wollte sie gerade das jetzt wissen?
„I didn’t.“
„What?“ Sie verstand es nicht, er hatte es ihr doch an den Kopf geschmissen.
„Ich hatte eine Vermutung und habe es in den Raum gestellt – und du hast darauf reagiert.“
Mia blinzelte ein paar Sekunden und schubste ihn von sich.
„What?! You could have just asked!“
„Ich wusste nicht, ob du es zugeben würdest“, versuchte er sich zu verteidigen, jedoch ging der Schuss nach hinten los.
„Huh, it’s not only that you playing tricks on me all the time, you also think I’m not truthful to you?!“
„That’s just not what I’ve said!“
„It is exactly what you’ve said!“
„Es ist nur so, dass du Geheimnisse hast und ich weiß nicht wieso. Ich frage nach deinem Hals und alles was du sagst ist, dass du es nicht bereust.”
„Because it is not for you to know! Neither are my kisses before we started dating.“
„Er ist mein Bandkollege, es ist mein Recht es zu wissen!“
„Oh so you want to know about all my ex lovers? Alright, there was Dennis, I thought I might marry him, but it didn’t worked out and then there was Philipp and David and Florian and after the video shooting it was Yunho and guess what? It was AMAZING! He was just SO good that I totally forgot about you or Donghae and who else you think is on my mind!“
Wütend schauten sich die beiden an. Kyuhyun hatte die Yunho-Info ziemlich erwischt, letzte Woche hatte sie ihn noch gefragt, ob sie sich mit ihm treffen könnte und er hatte sich nichts dabei gedacht.
Mia stand auf und begann sich anzuziehen. Eben war doch noch alles so schön gewesen, wieso hatte sie nach Donghae fragen müssen? Schließlich schnappte sie sich ihre Tasche und ging auf die Tür zu.
„Hey, wo willst du hin?“
„Oh I’ll just find myself another guy I can fuck and give you a call tomorrow!“
Und dann flog die Tür ins Schloss. Wutschnaubend blieb Mia eine Sekunde oder so vor der Tür stehen und verließ dann das Love Hotel. Kyuhyun hingegen vergrub sein Gesicht in den Händen. Frauen! Es hätte so ein netter Abend werden können, es war alles perfekt, er war nur einen Zentimeter vor dem Himmel gewesen und dann musste sie anfangen zu quatschen.
~~~~~~~~~~~~~
Mias Herz schlug wild, als sie durch die Straßen von Tokyo streifte. War sie nur ein Spielball für ihn? Dachte er, er könnte sie ständig an der Nase herumführen? Sie ging nicht zurück ins Hotel, noch nicht.
Kyu schon. Er kam in der Lobby an und Donghae, Eunhyuk und Leeteuk saßen noch an der Bar. Am liebsten wäre er einfach unbemerkt in sein Zimmer, aber sie waren viel zu aufmerksam.
„Hey Kyu, wo hast du Mia gelassen?“
Kyu zögerte einen Augenblick, ging dann aber doch zu ihnen. Es war besser als durch die ganze Lobby zu brüllen.
„Ich weiß nicht.“
„Was heißt das?“, fragte Leeteuk.
„Das heißt das wir in einem Love Hotel waren und kurz vor … und uns dann stritten.“
„Über was streitet man sich in einem Love Hotel?“, wollte Eunhyuk wissen und verzog das Gesicht. Wie konnte man sich da streiten? War man da nicht mit anderen Dingen beschäftigt?
„Über ihn!“
Und damit deutete Kyuhyun mit dem Zeigefinger auf Donghae, welcher die Augen aufriss.
„Hey, was habe ich denn jetzt gemacht?“
„DU hast SIE geküsst!“
„Du hast WAS?“ Eunhyuk hatte davon ja nichts mitbekommen – zumindest bisher nicht.
Leeteuk rollte nur die Augen und griff sich an die Stirn.
„Okay, das ist sowas wie ewig her und es war bevor ihr zwei … du weißt schon, aber woher weißt du das eigentlich?“, erklärte Leeteuk und wunderte sich. An Hand Donghaes Reaktion konnte man nicht davon ausgehen, dass er es Kyu gesagt hatte.
„Ich wusste es nicht, ich habe sie reingelegt, dass sie dachte ich wüsste es und sie stritt es nicht ab und genau deswegen stritten wir uns.“
Schweigen fiel über die vier Männer.
„Du hast mir nichts gesagt?!“, beschwerte sich irgendwann Eunhyuk und schaute zu Donghae.
„Na ja … du erzählst mir ja auch nicht von jedem Mädchen!“
„Doch tue ich!“
„Gut, dann tut es mir leid.“
Wieder schwiegen sie.
„Okay, wir müssen sie finden, es ist mitten in der Nacht und sie ist alleine in Tokyo unterwegs.“
Damit stand Leeteuk auf und die anderen folgten ihm. Kyuhyun brauchte am längsten, gab sich dann aber doch einen Ruck. Zuerst versuchten sie Mia via Handy zu erreichen, aber sie war die Meisterin im konstruktiven Ignorieren. Sollten die nur anrufen, Mia streifte durch die Stadt. Laufen war gut und ohnehin war sie ein Nachtmensch. Mit Musik ausgestattet konnte sie so Stunden lang umherlaufen.
Allerdings war es kalt und Mia fand irgendwann eine nette Bar um sich aufzuwärmen.
Es war Donghae der sie fand. Er hatte es schon fast aufgegeben, doch da saß sie, über einem dampfenden Tee und grübelte vor sich hin. Er ging in die Bar, textete den anderen noch, dass er sie gefunden hatte und setzte sich dann schweigend neben sie.
„Hey.“
„Hey“, antwortete sie ohne hin zu gucken.
„Wir haben uns Sorgen gemacht.“
Mia seufzte.
„It’s not like I can’t take care of myself.“ Schließlich schaffte sie es an einem normalen tag auf 11 Kerle und sich selbst aufzupassen.
„Trotzdem.“
Sie sagte nichts.
„Kyuhyun hat uns gesagt was passiert ist.“
Wieder seufzte sie.
„The problem is that I start to like him and he just doesn’t trust me. And because he doesn’t trust me I’m not sure if I can trust him.“
Nun war Donghae der, der seufzte und sich erst mal ein Bier bestellte.
„Kyuhyun ist nicht immer einfach, aber er ist ein guter Kerl – ich weiß es, ich kenn ihn schon ewig. Manchmal verletzt er andere, ohne es zu wissen oder zu wollen.“
Gut, Mias Worte waren heute auch nicht die nettesten gewesen, aber Kyu hatte angefangen arschig zu sein, sie war nur mit auf den Zug gesprungen. Was eine Nacht.