Da Donghae gestern einige Sachen in die Wohnung geschafft hatte, traute Mia sich nicht in diese zu fahren und die beiden blieben im Dorm.
Um 8 Uhr klingelte es an der Tür. Mia rührte sich erst einmal nicht, andere waren sicherlich näher an der Tür als sie.
„MIAAAAAAAAAAA! FÜR DICH!“, hörte sie Heechul liebliche Stimme, von der jeder morgens gerne geweckt wurde.
Genervt schlug sie die Augen auf, wer um alles in der Welt tauchte um diese Uhrzeit bei ihr auf?
„Hey Kaylee, what’s up? Why are you up already?“
Ohne zu zögern griff sie nach dem frisch gepressten Orangensaft, den Kaylee ihr entgegen hielt und fing an, an dem Strohhalm zu nuckeln.
„Well, I thought I’ll help you today assisting the monsters.“
„Don’t say ‚monsters‘ in front of them – is the korean class that bad?“
„Badder, like the moster ever bad of all times. All those letters, which doesn’t even look right and the have missing letters like an F or a V – they just don’t have that! How does they say ‚Everland‘?!“
„Ebulande“, erklärte Mia grinsend und setzte sich auf die Couch.
„See, that’s what I’m talkin ‘bout – it doesn’t even sound right!“
Die Deutsche lachte und führte Kaylee hoch in ihr Zimmer und auf den Balkon. Das Donghae noch im Bett lag, der sich nun eilig unter der Decke verkroch störte erst einmal weder Mia, noch Kaylee.
Sie setzten sich auf den Balkon, schon jetzt war es warm in der Sonne, aber nicht zu warm.
„You don’t really wanna be here?“, fragte Mia die Amerikanerin. Korea war nicht für jeden etwas, nicht jeder kam mit der Art, der Sprache und dem Leben hier klar. Mia ging es gut hier, sie hatte Freunde, eine Familie, sie liebte Seoul und ihre Arbeit. Doch nur weil all das auf sie zutraf, bedeutete das nicht, dass das andere genauso empfanden.
„It’s not that. I really like you and working together with Jiyong, preparing this party really made fun. But I’m missing my friends, the place I call home, where everybody knows me and looks up to me.“
Heimweh. Mia wusste nicht wie sie reagieren würde, wenn sie in Kaylees Situation wäre.
„Okay, from this day on I’ll be your Unni – your big sister and I will take care of you.“
Die Deutsche mochte ihre Assistentin, doch hatte sie einfach zu viel um die Ohren gehabt um sich richtig um sie zu kümmern und das hatte sie nun davon: Kaylee fühlte sich nicht wohl. Als sie vor acht Monaten hier her kam hatte sie ein Dutzend Welpen gehabt, die sich um sie gekümmert haben, jetzt müsste sie sich eben um Kaylee kümmern.
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Und ach, was würden sie für einen lustigen Tag haben!
„Wieso holt sie eigentlich nicht für uns auch Kaffee“, beschwerte sich Heechul am Frühstückstisch.
„Weil sie MEINE Assistentin ist.“
„Ja und du bist UNSERE – also wieso holst DU uns nicht Kaffee“, konterte Kyuhyun.
„Weil DA eine Kaffeemaschine steht. Siehst du, es ist ganz einfach, du nimmst die Kanne, hältst sie über eine Tasse, stellst sie schräg und … wow … da läuft Kaffee von der Kanne in die Tasse!“
Während ihrer Erklärung machte Mia es vor und lieferte eine Teleshoppingmäßige Vorführung, dass Ryeowook begeistert klatschte und daraufhin von seinen beiden Bandkollegen finster angeschaut wurde.
„Was? Ich finde sie macht das toll! Seid nicht so faul!“
Okay, Wookie würde sie in Zukunft Kaffee holen.
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Mia nahm also Kaylee mit zu SME, wo sie heute eine ganz tolle Aufgabe erhalten hatte: Klamotten ausmisten. Gut, der ‚höhere Zweck‘ war schon vorhanden, doch erst einmal war es Klamotten ausmisten.
Die Stücke würden bei einer Charity-Veranstaltung versteigert werden. Der Erlös würde einer christlichen Organisation zu Gute kommen, die sich um Flüchtlinge aus Nordkorea kümmerte. Schaffte es ein Nordkoreaner nach Südkorea waren ja noch nicht alle Probleme gelöst. Manche hatten hier keine Familie und mussten irgendwo untergebracht werden. Hierfür gab es extra Wohnhäuser, für die die Kirche verantwortlich war. Dazu kam Unterricht, denn viele hatten in Nordkorea keine richtige Schulausbildung erhalten. Doch um später einmal auf eigenen Füßen stehen zu können war eine Schulausbildung wichtig und diese konnten sie hier nachholen. Darüber hinaus mussten sich die Nordkoreaner aber auch an das Leben hier gewöhnen, das Moderne, den Lebensstil. Selbst der Unterschied von der DDR zu der BDR war nicht so gravieren gewesen. Und die Kirche fing sie auf und schaffte sich somit kleine, neue Soldaten, denn jeder, der vorher einem anderen Glauben angehörte, musste zum Christentum konvertieren um von der Kirche schon bei der Flucht aus Nordkorea geholfen zu bekommen. Aber darüber sprach man nicht.
Der einzige Weg aus Nordkorea war China und das war gefährlich. Ein Fluss stellte die Grenze zu China da und natürlich wurde dieser überwacht. Die meisten Flüchtlinge, die einen Vermittler bezahlt hatten, damit sie Hilfe bei der Flucht hatten, gerieten an Betrüger, die die Frauen an chinesische Zuhälter verkauften, die auf der anderen Seite des Flusses warteten, angeblich um sie an einen sicheren Ort zu bringen. Einen sicheren Ort gab es in China nicht, denn China lieferte Flüchtlinge ohne mit der Wimper zu zucken aus und wenn sie dann zurück in Nordkorea waren hieß es Straflager und Schlimmeres. Also lebten die geflohenen Nordkoreaner meistens in kleinen Provinzen und vermieden es in der Öffentlichkeit Koreanisch zu sprechen.
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Wenn sie sich dann der christlichen Organisation angeschlossen hatten, stand ihnen ein langer Weg bevor. Meistens wurden alle Flüchtlinge an einen Ort bestellt und dort in kleinere Gruppen aufgeteilt, denn jede Gruppe war für sich selbst verantwortlich und es war fragwürdig wie viele es wirklich schaffen würden. China war riesengroß und manchmal saßen sie zwei Tage im Zug ohne ein Wort zu reden, nur um nicht als Koreaner erkannt zu werden – weil 48 Stunden Schweigen ja nicht auffällig war. Dann mussten sie nach Laos, durch den Dschungel, denn über die normale Grenze konnten sie ja schlecht. Jedoch war das Chinesische Militär gerissen und sie patrouillierten in dem Urwald. Oft wurden die Führer verhaftet und die Flüchtlinge abgeschoben. Selbst in Laos waren sie nicht sicher, denn auch Laos lieferte Nordkoreaner aus. Das Ziel war Bangkok. Thailand war das einzige Land in Asien das Nordkoreanern die Ausreise nach Seoul gestattete. Bis dahin war es ein wochenlanger Weg, immer in Angst gefangen zu werden, immer am Rande der Existenz. Und so was im 21. Jahrhundert! Was ein Stress! Auf so etwas hätte Mia gar keine Lust. Und dann, dann, nach all diesen Strapazen kam man nach Seoul und da war alles so bunt und so laut und da rannten überall Idols rum die einem sagten wie sehr sie einen liebten und alles war so verschwenderisch …
„Mia….? MIA!“
Erschrocken fuhr die Frau hoch und sah wie sich Kaylee ein SNSD Outfit an den Körper hielt.
„Okay, what does this say? Hot vamp or sexy bitch?“
Es war ein knappes Lackhöschen mit einer noch knapperen Weste und es sah aus als hätte es vorher Barbei gehört (weil alles so klein war).
„The message is: I‘m 12 years old but I wanna be a pornstar“, meinte Mia lachend.
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Unten im Keller gab es einen Raum mit bereits ausrangierten Klamotten. Manchmal gab es Showkostüme, die die Künstler behalten wollten, besonders angefertigte Sachen, Erinnerungsstücke an eine Tour. Aber vor allem von den Promotions, bei denen ja ständig die Kostüme gewechselt wurden, landeten einige Sachen hier unten und wurden dann für solche Charity-Aktionen wieder ausgebuddelt. Nun lag es an Mia und Kaylee zu entscheiden was sie aussuchen würden. Die Sänger und Sängerinnen würden dann noch auf den Sachen unterschreiben und violá: der Grundstein einer Schulausbildung für Flüchtlinge war gesichert.
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Ein T-Shirt von Siwon, ein Hut von Leeteuk, eine Glitzerjacke von Yoona, Turnschuhe von Tiffany, man fand hier alles Mögliche was Versteigerungspotential hatte.
Vier Stunden lang machten sie das und hatten einen Haufen Sachen zusammen gesucht. Und sie hatten Spaß dabei.
Kaylee hob ein Shirt von Yunho hoch.
„What do you think does a fangirl do with that?“
Sie rubbelte es an sich und fing an zu stöhnen und Yunhos Namen zu rufen. Natürlich kam in diesem Moment Jaejoong die Tür rein. Kaylee schreckte zwar zusammen und schmiss eilig das Shirt weg, aber nicht schnell genug.
„Oh mein Gott, das muss ich Yunho erzählen!“, sagte er lachend und rannte davon.
„What did he say?!“
„That he’ll go straight to Yunho to tell him.“
„Oh no, no, no, no!“
Mia amüsierte sich köstlich über Kaylee und beschloss mit ihr etwas um die Häuser zu gehen, bevor sie auch noch Yunho begegnete.
Sie gingen links am Benné Café vorbei in die kleine Seitenstraße, die sie zu Nana führte. Mia liebte dieses kleine Piercingstudio. Man konnte hier nicht nur Piercings kaufen sondern auch normalen Schmuck, auch wenn Mia sich eher zu der rechten Seite, auf der die Piercings standen, hingezogen fühlte.
„You have so many earrings“, stellte Kaylee fest und betrachtete Mias Ohr einmal näher.
„Wanna have a new one too?“
„Me? No, no, no, I’m totally fine.“
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Na klar, sicher.
„Left or right side?“
Keine 10 Minuten später hielt Kaylee einen Spiegel in der Hand und verglich ihre Ohren. Faszinierend, kaum einer ging ohne neues Ohrloch aus Nana heraus. Und so ließ sich Kaylee ein Conchpiercing machen. Mia hielt Händchen, beziehungsweise bekam fast die Hand gebrochen.
Nun hatten sie sich wirklich Mittagessen verdient und Mia fuhr mit Kaylee in ein kleines, koreanisches Restaurant hoch in den 2. Stock auf den Balkon und ging vor zu dem Counter um das Essen zu bestellen. Während sie warteten checkte Mia ihre Mails und fing an zu grinsen, dann rechnete sie die Stunden zurück.
„Why isn’t he in bed already?!“, motzte sie und fing an auf ihr Iphone rumzutippen.
Kaylee schaute nach draußen, wo strahlender Sonnenschein auf sie wartet. Mia konnte also von niemand hier sprechen.
„Who’re talking about?“
„Nick.“
„Nick?“
„Nick Carter for heavens sake….“, flüsterte sie, musste ja auch nicht jeder mit bekommen.
„Are you fu**ing kidding me? You’re texting ‚that‘ Nick?!“
„You know when we first met you’ve came to the airport. I was on my way back from L.A. where I did some choreos with NKOTBSB – just so you know.“
Für dass, das Kaylee sonst so gut organisiert war und immer wusste wie Mias Schedule aussah, verwunderte es die Deutsche, dass Kaylee nicht gewusst hatte woher sie an diesem Tag gekommen war.
„This is major cool! I had such a crush on him when I was 12 – you have to tell me everything!“
Mia grinste, wer war in dem Alter nicht in Nick verknallt gewesen? In dem Video zu ‚I’ll never break your heart‘ war er aber auch wirklich ein Schnuckel gewesen.
„He’s … old. Older. But he’s cool though.“
Und so aßen und tratschten sie eine Weile, bevor sie zurück zu SM Town fuhren. Mia fuhr auf den Parkplatz hinter dem Gebäude und sah neben sich ein Auto was ihr irgendwie bekannt vorkam.
Zoey ließ die getönte Scheibe runter und setzte die Sonnenbrille ab.
„Where the hell have you been? I’ve been waiting here for an hour!“, fuhr ihre Freundin sie an.
„Why didn’t you call?“ Gute Frage, wirklich gute Frage. Im 21. Jahrhundert war das Kommunizieren doch so kinderleicht geworden.
„I have to talk to you private, get in here before anyone sees us.“
Mia schaute zu Kaylee und bedeutete ihr mitzukommen.
Mia stieg auf dem Beifahrersitz ein und Kaylee hinten.
„Is it too private to let Kaylee get in too?“, fragte die Deutsche vorsichtshalber.
„I don’t care about your minion as long as you have her under control.“
Kaylee wollte gerade den Mund aufmachen, als Mia kurz mit dem Kopf schüttelte.
„So Yesung keeps on telling me since days that he’s got a big as surprise for me he’s going to tell me tonight at the dinner with my parents. Mia, I need to be prepared, you have to tell me what’s going on.“
Ehrlich, wieso wurde Mia ständig in die Beziehung der beiden reingezogen? So war das schon als sie in Amsterdam war! Es war toll – es war schrecklich – was soll ich nur tun – wir haben ein zweites Date! Mia erinnerte sich noch ganz genau an diese Telefonate.
„Zo this is really something between you and Yesung…“
Ihre Freundin durchbohrte sie mit einem Blick das sie trotz der sommerlichen Temperaturen eine Gänsehaut bekam.
„If he mess it up – whatever it is – and he will, because I know him and sometimes he’s just out of his mind, then I need to have a strategy to turn things around. Tell me!“
Da kam sie jetzt wohl nicht mehr raus und zugegeben, ein wenig verstand sie Zoey. Yesung pflanzte sich manchmal Ideen in den Kopf, die vielleicht Zoey nicht so gut finden würden. Andererseits hatte Zoey Yesung zum Strip-Trainer geschleppt, weswegen sie Yesung Aktion, die zumindest eigentlich einen positiven Hintergrund hatte, aus ausgeglichene Gerechtigkeit ansah.
„Tell me…“, wiederholte Zoey.
„He want to rent a swizerland.“
Völlig verdattert schaute Zoey zu ihr, sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit etwas, was so wenig Sinn machte wie das, was Mia da sagte.
„He wants to rent an apartment for you two, where you can spend time alone when you don’t want to be in the dorm or at your parents house.“
„He wants us to move in together?!“
„No, no, no, not long term, short terms, like when you wanna have a nice evening together …“
„Like a whorehouse?“
„No! Just an apartment you can go to whenever you don’t feel like pretending not to date just because you are in public. Maybe you can share it with other couples, like Sungmin and Yoani or Heechul and Miyon.“
„Like a whorehouse“, stellte Zoey fest und erinnerte Mia gerade ganz stark an sich selbst, als sie in Tokyo gestanden hatte und Kyuhyun genauso fragend angeschaut hatte, als er sie in ein Love Hotel geführt hatte.
Um ehrlich zu sein fand sie Yesung sehr süß. Immerhin dachte er daran mehr Zeit mit Zoey alleine zu verbringen und das war als Idol wirklich nicht einfach. Er wollte nicht das sie zusammen zogen, nur das es irgendwo eine Wohnung gab, die sie beide nutzen konnten.
„Get out of the car!“
Mia schaute nun fragend zu ihrer Freundin.
„Off you go, I need to kill myself … or crash my creditcard limit – whatever comes in first.“
Alles klar.
„Just give him a chance and hear him out“, riet Mia ihr noch und stieg dann aus.
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„She’s strange … kinda“ sagte Kaylee und schaute Zoey hinterher, die mit quietschenden Reifen um die Ecke bog.
„I think that’s why I like her.“
Zurück im Büro fand sie eine Anhäufung von Zetteln, einen Autoschlüssel und eine Kreditkarte auf ihrem Schreibtisch. Wie das zusammen passte? Das würde Mia auch gerne wissen. Bei den Zetteln handelte es sich um Reinigungsbelege, eine Einkaufsliste und eine Notiz.
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‚Hi Mia,
could you please pick up stuff and do shopping for food. While you have my car please wash it too, bring everything to my apartment, number is 1543.
Changmin‘
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„Wanna come with me?“ Mia drehte sich zu Kaylee um und schaute sie fragend an. Die Amerikanerin zuckte mit den Schultern.
„Why not.“
Botengänge waren jetzt nicht wirklich spannend, aber es war das erste Mal, dass Mia in der Monster-Wohnung vom Kükenmonster war und etwas neugierig war sie schon.
Alles war total sauber, nichts lag herum, außer ein paar Zeitschriften, die aufgefächert auf dem Tisch lagen.
„This looks like a catalog.“
Kaylee sprach Mia aus der Seele. Es war so steril, dass sie sich fragte wie man sich hier wohlfühlen konnte. Natürlich war es schön Geld zu haben und sich schicke Möbel leisten zu können, doch etwas heimisch sollte es doch noch sein. Jaejoongs Wohnung war auch recht modern eingerichtet gewesen, doch mit ein paar Änderungen hatte es sich Mia gemütlich dort gemacht. Es war ihr Zuhause, sie wollte sich dort wohl fühlen.
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Sie waren zuvor mit dem Auto durch die Waschstraße gefahren und ließen es unten in der Tiefgarage stehen. Es waren nur ein paar Stationen mit der U-Bahn und ein paar Minuten zu Laufen bis zu SM Town.
„How can you get along here so well?“
Kaylee schaute fragend auf die Schilder und Mia schaute gar nicht mehr und lief auf die Rolltreppe zu. Das U-Bahnsystem in Seoul war wirklich easy, nichts wovor man Angst haben brauchte.
„It’s not that complecated.“
Man konnte sich aber auch vieles einreden. Geduldig stand Mia am Gleis und wartete bis die U-Bahn eingefahren kam.
„Shouldn’t a celebrity like you use a taxi?“
„This is faster, it’s rushhour and besides that you get to see some things.“
Gut, Kaylee war sich nur nicht sicher, ob sie das wirklich sehen wollte. Werbetafeln von Schönheits-OPs (die ‚Vorher‘-Bilder waren das Problem) von Zähnen und Füßen und Gesichtern … schweigend dankte sie Gott so gut auszusehen.
Mia mochte die U-Bahn. Das lustige Gedulde wenn sie einfuhr und anhielt, es war immer angenehm kühl hier im Sommer und man versuchte das jede Station etwas anders aussah. Die Deutsche, die in Deutschland eigentlich nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren ist, mochte die U-Bahn von Seoul.
Das einzige Manko an SM Town war, das die U-Bahn Station schon ziemlich weit weg war. Es waren ungefähr 20 Minuten zu laufen, man kam an Geschäften vorbei, Missha, Uniqol, dem Eingang zur Rodeo Road. Von daher ging es, aber als Mia ihr Vorstellungsgespräch bei SM letztes Jahr hatte und schön in Pumps umher lief, hatte sie das Gefühl gehabt sich auf halbem Wege die Beine abhaken zu müssen. Wenn man auf der linken Seite die Galeria West sah hatte man es fast geschafft, vorher kam noch das Café Benne, bei dem man sich ausruhen konnte. Kayleen ging es ähnlich wie Mia damals und als sie endlich bei SM angekommen waren, ließ die junge Amerikanerin sich in einen Sessel sinken.
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Inzwischen war es 19 Uhr, in zwei Stunden würde ihre erste Radiosendung beginnen.
OH.
MEIN.
GOTT!
Ihre ERSTE Radiosendung.
Vorbei mit der Ruhe, ausgeschaltet der Yoda-Modus. Eben hatte Mia begriffen, was das bedeutete.
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So etwas Ähnliches war ihr beinen Abend vor der Abschlussprüfung widerfahren. Mia, die ganze Zeit voll cool, alles easy peasy und dann, einen Abend davor, rief sie in einer Panikattacke bei Lily an und war der festen Überzeugung nichts mehr zu wissen. Lily fand das ganze amüsant – Mia nicht so.
Und nun fing sie an sich Gedanken zu machen, was sollte sie anziehen? Was sollte sie sagen? Zum Glück hatte sie in einem Anflug von Langeweile die Playlistes der ‚Best of’s für die nächsten 6 Wochen zusammengestellt. Zumindest über ¾ ihrer Sendezeit musste sie sich keine Sorgen machen.
Kaylee beobachtete den panischen Blick von Mia, wie sie aus dem Fenster starrte, als würde irgendwo ganz, ganz weit hinten sich etwas zusammenbrauen.
Mit einem Mal stand die Deutsche auf und meinte sie würde sich umziehen.
In ihrem Büro hatte sie alle möglichen Schachteln noch von Geschenken und diese durchforstete sie nach etwas ‚classy casual‘. Es war eine Radiosendung, keine Gala, doch wollte sie ordentlich aussehen. Sie fand eine Jeans von True Religion die ihr wie angegossen passte. Sie hatte ein buntes Paar Pomps noch neben ihrem Schreibtisch stehen, die sie hier gelassen hatte, nachdem sie sich mal wieder hier umziehen musste und dann fand sie noch ein luftiges Oberteil von DKNY. Classy Casual. Mia schaute sich im Spiegel an, jup, so würde das funktionieren. Sie steckte sich die Haare hoch, weil sie sich sonst in den Kopfhörern verfangen würden und schminkte sich neu. 40 Minuten später kam sie zurück in die Lobby.
Kaylee betrachtete sie von oben bis unten.
„I could have help you!“, beschwerte sie sich – für was war sie Assistentin?!
„Sorry, I needed some human minutes.“
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Obwohl es noch nicht einmal 19 Uhr war, fuhren sie in Mia Beetle los. Yesungs Eltern hatten um die Ecke von KBS ein Café eröffnet. Sie hatten es ‚Händel & Gretel‘ genannt, der Versuch ihnen zu erklären das es ‚Hänsel & Gretel‘ hieß wurde konstruktiv ignoriert und irgendwann hatte Mia es aufgegeben.
Jedenfalls gingen sie jetzt kurz dort vorbei. Zum einem hatte Yesungs Mama Kkoming und Mia hatte versprochen den Hund über’s Wochenende mit ins Dorm zu nehmen, zum zweiten bekam sie hier Nervennahrung. Der Laden wimmelte von Super Junior Fans, man erkannte es daran dass sie alle ihre Handys zückten und Bilder von Mia schossen. Eines Tages würden in Handys Laserschwerter sein.
„Ach, hallo Mia, nimmst du Kkoming mit? Bist du aufgeregt? Ich werde später mal kurz vorbei schauen, auch wenn ich sicher kein Wort verstehen werde.“
Yesungs Mama war super. Mia hatte sie noch nicht allzu oft gesehen, aber irgendwie hatte sie einen Narren an Mia gefressen und behandelte sie, als würde sie zur Familie gehören. Die Frau wuselte geschäftig hinter dem Tresen umher um alle zu bedienen.
„Ein wenig bin ich aufgeregt.“
Mia verbeugte sich und die Frau klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.
„Ach was, ach was, das wird schon. Mach dir keine Gedanken, wenn Yesung es schafft zwei Stunden eine Radiosendung zu moderieren, dann bekommst du das auch hin.“
Mia lächelte freundlich – grinste sich innerlich einen ab – und nahm Kkoming auf den Arm.
„Willst du dich raus setzen mit deiner Freundin? Ich mach dir etwas zu essen, du hast bestimmt noch nichts gegessen!“
„Danke Frau Kim“, erwiderte sie und verbeugte sich wieder bevor sie raus ging um sich an den letzten freien Tisch zu setzen.
„She’s really cute for an old korean lady“, meinte Kaylee und Mia haute ihr auf den Arm, grinste aber.
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Schleichend näherten sich ein paar Mädchen und blieben vor Mia stehen. Sie kamen aus England und fragten, ob sie ein Bild mit Mia – und Kkoming natürlich – machen konnten. Sie versprachen auch sich später ihre Sendung an zu gucken und die Deutsche war beruhig dass zumindest jemand dort stehen würde. Stellt euch mal vor, so ein großes Fenster und keiner steht davor. Das wäre schon etwas komisch. Nachdem sich die Engländer getraut hatten Mia anzusprechen kamen auch die Thailänder, die drei Polinnen und ein paar Mädchen aus China und dann kam das Essen.
Frau Kim hatte ihnen Sandwichs gemacht und ‚Iced Green Tea‘ was bei diesem Wetter total klasse war.
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„Danke Frau Kim. Wir müssen nun los, vielen Dank.“
Nach dem Essen verabschiedete sich Mia von der Frau die ihr fröhlich hinterher winkte. Yesungs Eltern würden sich an diesem kleinen Laden eine goldene Nase verdienen und die Jungs halfen mit, in dem sie sich ab und zu hier blicken ließen.
Sie liefen rüber zu KBS, gingen die Treppen hoch und dann durch das Foyer. Auffällig waren die ganzen Reissäcke. Mia schaute beim Vorbeigehen verwundert, irgendein Drama hat wohl bei KBS angefangen, wofür die Fans Reis gespendet hatten. Sie gingen durch die Schranken und dann nach links in den Radiobereich. Da vor ihrer Show niemand in dem Studio war konnte sie direkt rein, auch wenn es noch knapp eine halbe Stunde hin war, bis ihre Sendung beginnen würde. Mia quietschte fröhlich. Wieso?
Angefangen bei Blumensträußen und Karten ging es direkt im Studio weiter, wo die ganze Decke mit herzförmigen Luftballons bedeckt war, an denen ein Bild von Donghae hingen und überall hatte er etwas dazu geschrieben. Sollte der Kerl nicht mit der Mr Simple Promotion genug beschäftigt sein?
„Oh that is just so sweet“, stellte Kaylee fest und schaute sich ein paar Karten an.
„Ah, hi Mia, schon da? Süß was sie gemacht haben, nicht?“
Die Aufnahmeleiterin kam rein und die Deutsche verbeugte sich.
„Ja, wirklich süß.“
„Hast du vorne den Reis gesehen? Du hast wirklich viele Freunde.“
„Reis? Mein Reis?!“
Das war ihr Reis? Mia stürmte sofort aus dem Studio, Kaylee hatte ja nicht verstanden was sie gesagt hatten, also lief sie Mia einfach mal hinterher. Grinsend blieb sie vor den Aufstellern stehen und fing an zu gucken wer ihr Reis geschickt hatte. Natürlich hatten die Welpen einen Aufsteller, die Küken aber auch. Big Bang hatte einen gemacht, von Yoani und Nari kamen zwei Säcke Reis, ihre Cheerleadermädels hatten auch einen Aufsteller und Kim und Yun ebenfalls, natürlich hatten 2PM auch einen gemacht – hatte sie etwas anderes erwartet? Und es waren noch zwei Aufsteller von Fans dabei. Mia schoss einige Bilder und twitterte sie bevor sie zurück ging, sie hatte sich noch nie so über Reis gefreut. Dabei wusste sie gar nicht was sie damit machte. Wer bekam den Reis? Wann wurde er abgeholt? Ach, irgendjemand würde sich schon darum kümmern.
„Ladys and gentlemen welcome to ‚Pucker Up‘, your new multi-language radio program ever friday night from 9 til 10 pm. My name is Mia and I’m your moderator for this show. Since it’s my first program I am kinda nervouse so please forgive me if I talk to fast, to slow, not talk at all or talk about stuff that doesn’t even make sense. Todays shows will be under the theme ‚Party with the ladys‘. By the way, I wanna thank all my fans and my I-Family for sending me flowers and rice and Donghae, thanks for the balloons, it’s really sweet – even Kaylee likes it. I love you all. So the first party song of my all time favorite party songs by girls I’m dedicating to you – Keisha ‚We are who we are‘.“
And cut.
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********* Bei 2PM **********
„Sie hat gesagt sie LIEBT uns! Seht ihr, ich hab doch gesagt sie tut nur als ob sie uns nicht leiden könnte.“
Mit großen Kulleraugen saß Junho vor dem Laptop und schaute Mia im Livestream zu.
„Na ja, die ‚I-Family‘ inkludiert ziemlich viele Leute, vielleicht meint sie alle anderen, nur uns nicht“, spekulierte Junsu.
„Also mich kann sie leiden, wir sind jetzt Sauf-Kumpanen“, meinte Wooyoung stolz und tippte weiter auf sein Handy ein.
„Also ich hab das aufgenommen und richte es gerade als Klingelton ein – allein schon um sie zu ärgern.“ Taecyeon grinste sein Handy triumphierend an.
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************* bei SBS ***********
„Hyung, hörst du ihre Stimme! Sie.Redet.Im.Ra-dio!“
Donghae, Heechul, Kyuhyun, Sungmin und Ryeowook waren zu einer Talkshow eingeladen und machten gerade Pause. Natürlich hatte Donghae den Livestream auf seinem Handy eingeschaltet.
„Okay, ich sage dir jetzt etwas, das wird vielleicht dein Weltbild zerstören: Mia hört sich im Radio genauso an wie sonst auch.“
„Du bist nur eifersüchtig, weil sie eine eigene Radiosendung hat und DU nicht mehr“, fuhr Donghae Heechul an.
„Also ich ….!“
„Pssssssst“, rückte Ryeowook die beiden zurecht und guckte böse.
„Ich mag das Lied“, erklärte er weiter und Heechul und Donghae tauschten einen fragenden Blick aus.
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*********** Bei Jiyong ***********
„Oh nein, sie hat ‚I-Family‘ gesagt. Das Sicherheitsrisiko ist viel zu groß.“
Der verrückte Hutmacher verwandelte sich im Moment in den Hasen der dachte er sei zu spät. Seunghyun schaute zu dem Bandleader.
„Mach dich locker, wer außer uns sollte das verstehen?“
„Ich wette mit euch das mindestens 1/3 der Zuhörer jetzt auf Google ist und I-Family eingibt, weil die denken das ist das neue, geheime Apple-Produkt“, amüsierte sich Seungri
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************* Zurück bei KBS *************
Mia las Emails von Zuhörern vor, ging auf Fragen ein, philosophierte vor sich hin und fühlte sich pudelwohl in ihrer Haut.
Das Thema ‚Party with the ladys‘ kam super an und nicht nur Mia im Studio machte Party und tanzte in der Gegend herum, nein, die Mädels draußen vor der Scheibe schienen auch ihren Spaß zu haben. Zu Mias Top 12 gehörten neben Keisha auch Ladys Gaga mit ‚Just dance‘ im Remix, Beyonce mit ‚Baby Boy‘, Katy Perry mit ‚Last friday night, ‚Pon the replay‘ von Rihanna, Salt’n’Pepper mit ‚Push it‘ – ein old time Klassiker – und Jennifer Lopez mit ‚Get right‘. Eine Sendung mit so vielen tollen Power-Liedern war echt anstrengend!
Ungefähr 20 Minuten vor Ende der Show geschah vor dem Fenster etwas. Es war recht voll da draußen, da viele für Sukira schon früher kamen, um sich einen guten Platz zu sichern und wenn sie schon mal hier waren, dann konnten sie sich auch Mias Sendung anhören. Doch dann kam Bewegung in die Masse vor dem Fenster und als Mia raus schaute sah sie Leeteuk und Eunhyuk, die sie entgeistert anschauten. Mia machte draußen das Licht und das Mikro an.
„Hey there, what’s up?“
„We can not go in!“, beschwerte sich Eunhyuk auf Englisch, da er dachte, da es sich um eine internationale Sendung handelte Mia jetzt kein Hangul mehr sprach.
Die Super Junior Assistentin hatte geahnt dass die beiden kommen würden, doch das war ihre Stunde, heute würde sie keinen anderen neben sich dulden – selbst Leeteuk und Eunhyuk nicht. Also hatte sie den Securitys gesagt sie dürften die beiden nicht rein lassen und falls sie es doch schaffen sollten, gab es immer noch Kaylee, an der sie vorbei mussten.
„Guys, your program starts at 9 PM – come back later“, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln und den beiden Welpen fiel einfach der Kiefer runter.