Mias Nachtschicht endete nach 12,5 Stunden morgens um 07:30 Uhr. Die ganze Nacht hatte sie Yunho mit Kaffee und Essen versorgt, war mit ihm spazieren gegangen, wenn er gerade nicht gebraucht wurde, nur damit er nicht müde wurde. Irgendwann hatten sie wohl alle einen Punkt überschritten, an dem sie nicht mehr müde waren, auch wenn manche in ihrer Pause sich eine ruhige Ecke suchten, um ein wenig zu schlafen. Die Stylisten hatten allerhand zu tun, doch vor der Kamera sah man den Schauspielern keine Müdigkeit an – bemerkenswert.
Früher hatte Mia nächtelang in Clubs gearbeitet, ‚früher‘ war vor fast 10 Jahren gewesen und da steckte man das noch anders weg als heute. Zumindest war es warm, auch wenn es die halbe Nacht regnete und ihr irgendwann einfach vor Müdigkeit kalt wurde. Sie hatte einen Cardigan dabei, in weiser Voraussicht.
„Ich denke du kannst ruhig mit Siwon mitfahren, der Fahrer setzt mich einfach zu Hause ab“, schlug Yunho vor und gähnte müde.
„Danke, ich wünsche dir eine gute Nacht.“
Mia drückte den Sänger an sich und wartete vor dem einen Container auf Siwon.
„Und, wie war deine erste Filmnacht?“, fragte er, als er seine Sachen zusammensuchte.
„It was alright, I just have to get used to it.“
„Wenn du nächste Woche wieder für uns zuständig bist, kann ich ja mit Kim reden, dass du mich öfters begleitest.“
Siwon war im Moment halbwegs von dem Promotionaktivitäten durch den Dreh ausgeschlossen. Er war im Moment so viel am Set, dass ihm keine Zeit blieb mit den anderen zu den Sendungen zu fahren. So war es auch bei Super Junior M gewesen, als Siwon und Donghae in Taiwan Skip Beat gedreht hatten. Sie fand es etwas schade, aber manchmal überschnitten sich einfach die Aktivitäten und Siwon war mittlerweile ja schon ein ‚richtiger‘ Schauspieler geworden.
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Gemeinsam fuhren sie zum Dorm, die Sonne war mittlerweile wieder aufgegangen. Mia hatte gegen 3 Uhr das letzte Mal mit Donghae geschrieben. So ruhig wie zu dieser Zeit fand man die Wohnung selten, keiner telefonierte, keiner saß vor dem Fernseher, alle lagen friedlich in ihren Betten und schlummerten vor sich hin. Mia war zwar müde, doch kam ihr eine Idee. Noch hatten die Jungs ihr Twitter-Spiel am Laufen und so schlich sie von Schlafzimmer zu Schlafzimmer, um von den Kandidaten Bilder zu schießen.
Heechul lag wie Graf Dracula ganz stocken steif in seinem Bett, seine Arme auf der Brust gefaltet und es sah einfach echt gruselig aus! Wie konnte man so schlafen?!
Mia machte ein Ganzkörperbild, nicht nur vom Gesicht. Man könnte noch ein paar Fledermäuse einfügen und es wäre perfekt. Dann schlich sie sich in Eunhyuk und Leeteuks Schlafzimmer. Eunhyuk hatte ein Kissen umklammert, lehnte mit dem Kopf dagegen, hatte den Mund auf und röchelte leicht vor sich hin. Eigentlich reichte ein Bild gar nicht mehr, eigentlich müsste sie ein Video davon machen, aber die waren für die Twitter-Challenge nicht zugelassen. Also machte sie ein Bild des Welpen, der daraufhin leise nach ihr schnappte, dann aber in Ruhe weiterschlief.
Sie wanderte rüber zu Teukies Bett. Er lag da wie ein Engel, fast schon so lieb, dass es sich gar nicht lohnte ihn zu fotografieren, denn es war nichts Peinliches daran. Trotzdem wollte sie zur Erinnerung eins machen und hielt die Kamera nahe an sein Gesicht. Leeteuk, der schon vorher bemerkt hatte, dass Mia zu ihnen ins Zimmer gekommen war und gesehen hatte, dass sie Eunhyuk fotografiert hatte, bereitete sich emotional auf seinen Angriff vor und als die Kamera kaum mehr als 20 Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war, riss er die Augen auf.
„I know what you did last summer!“
Mia, die nur durch das Objektiv guckte, erschreckte sich zu Tode, aktivierte die Serienaufnahme und machte gleich 10 Bilder auf einmal. Vor lauter Schreck schrie sie aber auch, was dazu führte das Leeteuk sich erschreckte und ebenfalls schrie und Eunhyuk murrend aufwachte. Mit wildem Herzschlag sackte sie auf den Boden und strafte Leeteuk mit einem finsteren Blick.
„Ajusshi! Nicht witzig!“
„Wenn du noch mal Ajushi zu mir sagst!“, meckerte er und machte Anstalt aufzustehen.
„Was ist denn hier los?“, brummte Eunhyuk und zog sich die Decke über den Kopf.
„Mia macht Fotos von uns.“
„Was?!“
Mit einem Mal schlug Eunhyuk die Decke zurück und Mia stand schon mal für die Flucht auf.
„And I will tell you how to earn them“, meinte sie und verschwand eilig aus der Tür.
Donghae schlief nicht bei ihr im Zimmer. Sicher wollte er, dass sie ihre Ruhe hatte, wenn er vor ihr aufstehen würde und so gern sie auch mit ihm kuschelte, war es ihr ganz recht mal alleine zu schlafen. Nur weil er nicht in ihrem Zimmer schlief, bedeutete das nicht, dass er verschont bleiben würde. Lautlos öffnete sie die Tür zu seinem Zimmer und ließ sofort die Kamera sinken. Donghae lag in Fötusstellung in seinem Bett und hatte Mias Teddy, den sie in Osaka gemacht hatte, im Arm. Wie konnte sie ihn jetzt nur ärgern? Okay, für Morgen müsste ein anderes, peinliches Bild von Donghae herhalten – es war ja nicht so als hätte sie nicht einige – aber diese Szene war einfach zu niedlich.
Die Deutsche ließ ihn schlafen und ging rüber in ihr Zimmer. Eigentlich dürfte sie nicht so lange schlafen, gegen 10 Uhr würden Henry und Zhoumi kommen und ins Dorm einziehen und spätestens dann wäre es vorbei mit der Ruhe. Ansonsten hatte sie heute Abend nur Cheerleadertraining und ansonsten hatte sie frei. In ihren Augen wohl verdient nach dieser Nacht.
Also schlüpfte sie in einen Pyjama, zog die Vorhänge zu, kuschelte sich in ihre Decke und nahm ihrerseits ihr Donghae-Kissen in den Arm.
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Als Mia irgendwann aufwachte, streckte sie sich ausgeschlafen, fragte sich dann aber schlagartig woher dieses Gefühl kam. Wie spät war es? Sie griff nach ihrem iPhone und tippte es an. 14:13 zeigte die Anzeige. Was?! SO spät? Sofort setzte sie sich auf und schaute sich um. Es konnte unmöglich so spät sein. Eilig rannte sie aus dem Zimmer, um Henry unten im Wohnzimmer zu finden.
„Hey, you’re finally up!“
Der Jüngere grinste ihr entgegen und legte sein iPad zur Seite.
„Where is everybody and why did I sleep that long?“
„Oh Ryeowook is at Temptation of wolves and took Zhou Mi with him, Sungmin is at Jack the ripper and the rest went to Ikigayo. Donghae forced us to be calm, so we wouldn’t wake you up and I decided to stay here and grab a burger as soon as you’re up – which means: now.“
„Oh … great, I just get dressed!“
Burger-Frühstück war eine tolle Sache.
Die Assistentin zog sich etwas an und kam dann wieder runter. Da sie später ohnehin Training hatte, schminkte sie sich nicht und band sich die Haare zum Dutt hoch.
Die beiden fuhren zu Burger King in der Nähe von KBS, um dann runter an den Hangang zu fahren und dort zu essen.
„I just love this.“
Zufrieden blickte Henry auf das Wasser und genoss die Sonne.
„Yeah, me too. I really like the Hangang“, pflichtete sie ihm bei.
Sie nutzten die Freizeit und plauderten über alles Mögliche. Henry beschloss heute mit zu Mia ins Training zu gehen, da er ohnehin keine Termine hatte.
An der Halle angekommen schwirrten sofort einige ihrer Mädels um den smarten Kanadier, der die Aufmerksamkeit sichtlich genoss.
„Ja, ich bin total aufgeregt und freue mich wieder hier zu sein. Ich habe euch wirklich vermisst, bei uns in Kanada sind die Mädchen nicht zu hübsch und süß“, flirtete er und hatte schon jetzt einen hochroten Kopf.
Mia scheuchte sie in die Halle. Heute würden Sie Pyramiden machen und so wärmten sie sich auf. Henry saß auf der Bank und schaute ihnen zu. Die Deutsche musste sich daran gewöhnen die zwei Ziehwelpen hier jetzt ständig um sich zu haben.
„Alright, we do it again. Ready? One, two, down, up, down, up.“
Und schon stand Yoona im Scorpion – wackelte aber ganz schön.
„Don’t shake so much! Brace your muscles you’re not a pudding!“
Mia hatte deutlich Schwierigkeiten sie zu halten und baute wenige Sekunden später ab.
„Alles okay?“
Besorgt schaute Mia zu Yoona, von der sie so ein Gezappel sonst gar nicht gewohnt war.
„Ja klar.“ Sagte sie – und kippte um.
Mia war schnell genug, um sie aufzufangen und legte die Sängerin vorsichtig auf die Matten, Beine nach oben.
„Wasser, holt mir Wasser!“
Henry rannten auf einmal los, während die anderen Mädels sich besorgt, um die beiden versammelten. Yoona schlug die Augen auf und fasste sich an die Stirn.
„Mir geht’s gut“, sagte sie und versuchte sich aufzusetzen.
„Wait for water“, meinte Mia nur und drückte sie wieder in ihren Schoß. Die Hitze, ihrer aller Ernährung und dann auch noch die körperliche Anstrengung waren zu viel und Mia verübelte es ihr nicht – eigentlich hatte sie nur darauf gewartet, dass etwas passieren würde.
Ein paar Minuten später saß Yoona im Schneidersitz und nippte an einer Wasserflasche.
„Kannst du laufen? Ich fahr dich ins Krankenhaus“, sagte Mia und versuchte der jungen Frau aufzuhelfen.
„Krankenhaus? Nein, nein, mir geht es gut.“
Mia drehte sich zu ihr.
„Ich bin verantwortlich, wenn euch etwas passiert. Ich bringe dich zum Arzt und lass dich durchchecken.“
Und da gab es keine Diskussion. Mia sah, dass Yoona abgenommen hatte und nur noch ein Klappergerüst war. Mit der Hitze und der Belastung war es kein Wunder, dass sie umkippte. Sie brauchte Ruhe, eine Glukoseinfusion und etwas Ordentliches zu Essen.
Henry half der jungen Frau auf und führte sie in die Umkleideräume.
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Sollte es Mia beunruhigen, dass sie mindestens 10 Krankenhäuser in Seoul kannte? Vielleicht, aber in Situationen wie diesen war es vielleicht auch nicht das Schlimmste. Mia, Henry, Yoona und Taeyeon fuhren mit dem Beetle ins Krankenhaus, während Tiffany mit Sooyoung folgte. Es gab ein genaues Protokoll, an das sie sich zu halten hatte, bestimmte Ärzte mit denen sie zu reden hatte. Die Öffentlichkeit sollte über solche Sachen nicht einfach so informiert werden und es war ja auch nur ein Check-Up.
Sie warteten noch auf den Doktor, als ihr Handy vibrierte und sie sich entschuldigte, um in den Flur zu gehen.
„Hey cupcake.“
„Hi Liebling, wo steckst du?“
„Ach, wir sind noch im Krankenhaus.“
„Was?! Was hast du getan?!“
Wieso dachte jeder immer gleich, dass sie sich etwas getan hatte?!
„Not me!“, sagte sie genervt. „It’s Yoona, she felt dizzy in the training so I took her to the hospital.“
„Oh … so you are alright?“
„Yes.“
„Sure?“
„Donghae…“
„Okay, okay, ich dachte nur, weil es so lange her ist, dass du das letzte Mal im Krankenhaus warst…“
„Was?! Mia ist im Krankenhaus!? Was hat sie getan?!“, hörte sie einen panischen Leeteuk im Hintergrund.
„Ich bringe sie uuuhhhuuum…“, erwiderte sie im Singsang auf Deutsch und vergaß mal ganz nebenbei, dass er sie verstand.
Yoona ging es so weit ganz gut. Taeyeon hatte gesagt, dass sie noch für ein paar Untersuchungen bleiben würden, so dass Henry und Mia weite konnten.
Henry schmiss sie bei SM Town raus und fuhr dann weiter zum Tanzstudio von 2PM. Die Deutsche hatte noch etwas Zeit und zog ihre Lehre aus den Ereignissen heute, was bedeutete, dass sie etwas zu essen holte. Nur eine Kleinigkeit vor dem Training, nicht zu viel, dafür aber auch einen dieser leckeren Vitamin Drinks. Während sie vor dem Tanzstudio saß stellte sie fest, dass ihr ganzer Rhythmus durcheinander war. Mia hatte eine Email ihrer Freundin Sarah bekommen. Sie hatten sich bei ihrem alten Reiseveranstalter kennengelernt, damals waren sie beide Azubis gewesen. Dann wurden sie beide übernommen, Sarah in die Buchhaltung und ein Jahr später Mia in die Flugdisposition. Niemanden in dieser Firma hatte sie so wie Sarah vertraut, sie waren Freundinnen und auch wenn sie sich nun weniger hörten, denn Sarah hatte inzwischen ein Kind bekommen und war verheiratet, so gehörte sie doch zu den wenigen Leuten, für die sie durch’s Feuer gehen würde.
Doch wenn sich Mia die Emails ihrer Freundin durchlas, die sich über die Firma beklagte, über falsche Entscheidungen die getroffen wurde und immer wieder die gleichen Leute, die nervten, dann erkannte sie ganz egoistisch, dass es zumindest für Mia das Beste gewesen war dieses Auslandsjahr zu ‚probieren‘.
„Wow, du bist heute ganz schön gut drauf“, stellte Wooyoung fest. Nicht nur, dass Mia im Training total motiviert gewesen war und ja zugegeben, selbst Wooyoung – ihrem Tanzpartner – war ab und zu mal heiß geworden, nein, sie hatte sich sogar darauf eingelassen mit ihm und Junho etwas essen zu gehen.
„Weißt du, auch wenn ich es hasse eine Gogo-Background-Tänzerin zu sein, versuche ich das Gute darin zu sehen“, erwiderte sie fröhlich und nippte an ihrem Shake.
„Find ich super“, entgegnete Junho, fröhlich grinsend über die plötzliche Gemütsänderung der Deutschen und kam so gar nicht auf die Idee, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
Im Endeffekt war es doch so, sie hatte einen Bürojob gehabt, bei dem sie den ganzen Tag mit den grenzwertigen Entscheidungen ihrer Geschäftsleitung gerungen hatte und eigentlich nur mit Zahlen jonglierte. Mia war schon immer kreativ gewesen, sie liebte es denken zu müssen, kreativ zu sein, gut zu sein und sie mochte den Kontakt mit Menschen. Als Flugdisponent beantwortet man nur Emails grantiger Kunden, die mit ihrem Flug irgendwie nicht einverstanden waren oder besprach mit den Flugdisponenten von Airlines Kontingentsumstellungen. Keine Frage, sie fand es cool mit der halben Air Berlin per Du zu sein und sie hatte es geliebt in der Touristik zu arbeiten, allein schon weil sie so viele Angebote für Urlaube erhalten hatte und sich erst mal überall wichtigmachen konnte. Auch wenn ihr Job nicht sehr abwechslungsreich war – auch wenn er für Außenstehende ein Mysterium war, was sie da tat, so gewöhnt man sich nach ein paar Jahren in der Dispo auch an die Arbeit – so lag in ihrem Job die Verantwortung über die ganze Firma. Wenn sie nicht richtig guckten und Flüge waren nicht buchbar oder nicht richtig verknüpft oder man hatte nicht aufgestockt, weil man etwas übersehen hatte, dann konnte man die Firma richtig, richtig viel Geld kosten – beachte man das wir hier von 6.000-8.000 Sitzplätzen die Woche a durchschnittlich 400 Euro sprach. Mia hatte sich als Flugdisponent immer wichtiger als die anderen gefühlt, denn sie hatte mehr Einblick in das Ganze, sie verstand den Apparat ‚Reiseveranstalter‘ viel besser, da sie viel mehr Zugriff hatte. Doch es war Stress, purer Stress, wie Vodka ohne O-Saft und ihr hatte die Abwechslung gefehlt. Immer das Gleiche, keine Veränderung. Gerne wäre sie mit auf Messen gefahren, um einfach mal 7 Tage lang Kunden voll zu quatschen wie toll ihre Reisen waren. Wenn man für eine Firma arbeitete und man wurde auf diese angesprochen, dann sollte man mit Stolz mit den Erfolgen angeben, anstatt das Gefühl zu haben die Handlungen rechtfertigen zu müssen. Sie hatte das ‚Produkt‘ gemocht, sie war gerne unterwegs gewesen, sie hatten tolle Hotels, auch welche die nicht so toll waren, aber im Endeffekt konnte man sich als Kunden ja aussuchen, in welches Hotel man flog. Wenn jemand zu ihr gesagt hatte, dass sie Budget-Urlaube veranstalteten, hatte Mia ihre Firma verteidigt. Die Leute wollten für 600 Euro eine Woche in die Sonne fliegen, in ein 5 Sterne Hotel mit All Inclusive. Nicht jeder konnte sich teuren Urlaub leisten, jeder sollte es sich aber gönnen können mit seiner Familie in den Urlaub zu fahren, wie es sein Geldbeutel hergab. In den letzten Jahren war Mia dutzende Male durch die Gegend geflogen und ja, manchmal musste man auch mal ein Auge zudrücken, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis war super für Normal-Touristen.
Aber am Ende hatte Mia das Gefühl gehabt nur noch zu arbeiten. Sie nahm den Stress mit nach Hause, schloss sich von der Welt aus, ging nicht mehr weg und war froh zu Hause zu sein. Es schien, als würden ihre ‚guten‘ Jahre an ihr vorbeiziehen, in denen sie sich mental zu Tode arbeitete und ab und zu in den Urlaub flog.
Lange Rede kurzer Sinn: Das hier, hier in Seoul, war genau das, was sie wollte. Sie LIEBTE es. Sie hatte ständig mit anderen Leuten zu tun, war ständig irgendwo anders, sie reiste umher, lernte Menschen kennen und hatte in ihrem Arbeitsumfeld eine neue Familie gefunden. Sie hatte ein Zuhause und kein Tag war wie der zuvor. Für manche war vielleicht genau das die Definition von Stress. Immer weg sein, mehr in Hotelzimmern schlafen, als im eigenen Bett, immer in anderen Zeitzonen unterwegs sein und aus dem Koffer leben, doch für Mia war das die Art, um das Leben tief in ihre Lungenflügel einzuatmen, um später einmal sagen zu können, dass sie ein erfülltes Leben hatte. Die Heirat mit Donghae war dabei erst einmal außen vor. Sie liebte Donghae, doch er machte ihre Arbeit nicht mehr liebenswert als zuvor.
Gut, Kim manipulierte sie und ja, man hatte sie dazu erpresst bei 2PM zu tanzen, aber irgendwann in 20 Jahren konnte sie ihren Kindern erzählen, wie sie 2011 bei 2PM Backgroundtänzerin war und zur gleichen Zeit ein Cheerleaderteam aus Sängerinnen gegründet hatte, während sie Assistentin für die berühmtesten Bands Asiens war, heimlich halb-illegale Partys mit einem Rapper organisierte und sich nebenbei für die tollsten Magazine des Landes ablichten ließ. Wie cool war das denn? Wer konnte schon so eine Geschichte erzählen?! Und es hörte sich auf jeden Fall spannender an als ‚Ja, ich habe mich damals um die Überbuchten beim Reiseveranstalter gekümmert und mit den Kunden Schach auf der Flughafenkarte Deutschlands gespielt‘.
Wooyoung beobachtete Mia, während sie in Gedanken versank und fragte sich ob er wirklich wissen wollte, an was sie dachte.
„Also, in zwei Wochen geht es los. Proben wir auch in der Halle?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Ja, in der Woche vor dem Konzert. Es ist ja das erste mit der neuen Bühne und wir haben Seile, Hebebühnen und Tunnel, die getestet werden wollen.“
Junho schien schon ziemlich aufgeregt deswegen. Die Bühnen hier waren aber auch extrem. Als sie das erste Mal bei einer Super Show dabei war, hatte sie sich in dem unterirdischen Tunnelsystem total verirrt.
Zwei Stunden lang blieben sie sitzen und plauderten. Wooyoung traute dieser neuen, fröhlichen Mia noch nicht. Die betrunkene Mia, die so tat, als konnte sie ihn nicht leiden, war glaubhafter gewesen, auch wenn er keinen Grund sah, wieso sie versuchte auf nett zu machen. Vielleicht taute sie ja wirklich langsam auf. Zumindest Junho war begeistert seinen Bandkollegen davon zu berichten, dass die ‚Herz aus Stein‘-Theorie einfach nicht zutreffend war.
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Zurück im Dorm waren auch fast alle Welpen anwesend und erkundigten sich, wie es Yoona ginge. Der Arzt hatte wohl gesagt, sie sei durch das Wetter etwas schwach und sollte sich mehr ausruhen. Es war die Krankheit, die alle Idols irgendwie hatten: Erschöpfung.
„Wieso machst du Bilder von uns?“, fragte Heechul sie.
„Ich dachte ihr sammelt Bilder.“
„Du hast die Bilder für Donghae geschossen“, schlussfolgerte Heechul und Donghaes Blick hellte sich auf.
„Wirklich?“
„Nein“, zerstörte sie sofort seine Hoffnungen.
„Ihr könnt die Bilder gewinnen.“
„Gewinnen?“, fragte Eunhyuk und Donghae gleichzeitig.
„Ja, morgen Abend werde ich euch eine Aufgabe stellen. Wer sie schafft, gewinnt die Bilder.“
„Du machst ein Spiel im Spiel“, Heechul hörte sich nicht glücklich an.
„Jup.“
Irgendwie war es unfair, Heechul war schlau und gerissen, während die anderen besser in Sport waren, deswegen würde Mia ihnen eine sportliche Aufgabe stellen, damit auch die anderen mal eine Chance hatten.
„So, ich geh jetzt hoch in mein Zimmer“, meinte Eunhyuk und stand auf.
„Viel Spaß Eunsook“, lachte Leeteuk fröhlich.
„Eunsook?“ Mia schaute verwirrt zwischen Mama und Papa hin und her.
„Das ist sein neuer Mädchenname“, erklärte Heechul.
„Eunhyukshi, wieso hast du einen Mädchennamen?“
Mia Frage führte dazu, dass Eunhyuk hochrot anlief.
„Er hat ne Freuuuuundin“, flötete Donghae.
„Die denkt, dass er ein Mädchen ist, weil er seine wahre Identität nicht Preis geben will“, fügte Sungmin hinzu.
„Wir sind Brieffreunde und Mia, sie kommt aus Deutschland.“
Nicht schon wieder, dachte sie sich und schielte kurz zu Leeteuk. Sie hoffte nur, dass sie dieses Mädchen nicht kannte und am Ende noch eine Freundin weniger hatte.
„Aus Deutschland, wirklich?“
Der Jüngere nickte.
„Ja sie kommt aus … Bochem…“
„Buchum?“ kiwi
„Oh ja, das ist es und sie heißt Melanie, wir schreiben und sie hilft mir bei Englisch.“
„Na solang es nicht Französisch ist …“, meinte Mia grinsend und während sich Heechul und Donghae wegschmissen, hatte Eunhyuk keine Ahnung, was daran so lustig sein sollte.