Den restlichen Tag versteckte sie sich. Frau Park schien nicht zu wissen, was los war – oder sie hatte ein gutes Pokerface. Irgendwann hörten die Anrufe auf, als hätten sie verstanden, dass Skye nicht ans Telefon ging. Lisa hatte sie gefragt, ob sie den Mädelsabend verschieben wollten. Welch blöde Frage, sie brauchte Tequila jetzt mehr denn je!
Gegen 22 Uhr kam Jungkook nach Hause und vorwurfsvoll schaute er auf ihren Fuß.
„Wieso siehst du mich so an, als hätte ich das mit Absicht gemacht?! Ich würde das nie machen, ich bin ein Fluchttier – sehe ich aus, als könnte ich so flüchten?“
„Nicht wirklich, Dumb-Dumb.“
Immerhin hatte er Pizza mitgebracht und sie aßen im Kaminzimmer, da Skye dort ihren Fuß hochlegen konnte. Nach dem Essen sprang er auf und lief raus. Skye konnte schlecht hinterher und so wartete sie ab. Schließlich kam Kookie mit zwei Krücken wieder – in Pink, mit weißen Reflektoren.
„Ich habe auch eine Sprühdose mit Glitzer, ich wusste nur nicht, ob es zu viel wäre.“
„Wie kannst du diese Frage stellen, wenn es um Glitzer geht?“, fragte sie völlig verständnislos.
So saßen sie also, um kurz vor Mitternacht, auf der Terrasse und besprühten die Krücken – nur den unteren Teil und oben das Stück hatten sie abgeklebt, damit es eine ‚saubere Arbeit‘ war.
„Was denkst du, wird Morgen passieren? Steinigung oder meinst du sie ertränken mich – wegen dem Symbolismus.“
Kookie seufzte.
„Ich habe keine Ahnung, ich weiß nur, dass alle ziemlich aus dem Häuschen sind. Bang und unsere PR Leute werden dabei sein, eben weil G-Next in dem Feld noch nicht so gut aufgestellt ist, aber Jiyong wird dabei sein und Mia – ich glaube, damit sie euch nicht wirklich umbringen und es wie einen tragischen Romeo & Julia Unfall aussehen lassen, sich die Filmrechte sichern und noch Profit aus der ganzen Sache schlagen können.“
Er sagte das, als würde er über’s Wetter reden, dabei ging es um ihr Schicksal. Wirklich ermutigend.
Noch während sie auf der Terrasse saßen, rief der Sicherheitsmann wieder an. Wer kam denn um diese Uhrzeit? Jongin.
Nur einen klitzekleinen Moment überlegte Skye runter in den Bunker zu gehen und auf den roten Knopf zu drücken. Doch sie wusste, dass in 24 Stunden die Probleme nicht weg wären.
Jungkook nahm ihn in Empfang und er kam mit seinem Trolley ebenfalls auf die Terrasse. Skye schaute von ihm zu dem Koffer und zurück.
„Ich weiß, dass das alles meine Schuld ist, aber ich ertrage das Zuhause nicht. Ich will nicht mehr reden, ich will keine vorwurfsvollen Blicke mehr.“
„Und da kommst du hierher?“, fragte Jungkook trocken. Skye warf die Kappe der Sprühdose nach ihm.
„Asyl für Para-Idol gewährt.“
„Para-Idol?“, fragten die beiden verwirrt.
„Es gibt so eine Seite, Para-Plüsch, da kann man misshandelte Kuscheltiere behandeln. Manche haben ein Trauma von einer Waschmaschine, andere, weil sie überall mithingeschleppt wurden, anderen hat man die Arme ausgerissen – und du musst entscheiden, wie du sie am besten behandelst. So komme ich mir hier manchmal vor, nur mit Idols.“
Jungkook und Jongin tauschten einen Blick aus.
„Okay, das will ich sehen.“
Eine Stunde später lagen sie alle im Kaminzimmer, jeder mit seinem Handy und behandelten Plüschtiere. Witzigerweise war die Seite inzwischen selbst ins Koreanische übersetzt!
„Wirklich, ich bin so ein Dub“, kam es von Jungkook.
„Also ich fühle richtig mit Lilo“, bemerkte Jongin.
„Also ich bin komplett Dolly“, meinte Skye und alle drei schauten auf.
„Wirklich, diese Situation gerade ist das Merkwürdigste, in dem ich seit langem gesteckt habe – und damit meine ich überwiegend euch beiden und weniger die geschädigten Plüschtiere“, kommentierte Jungkook und sie alle fingen an zu lachen.
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Irgendwann gingen sie schlafen oder viel eher ging jeder auf sein Zimmer. Skyes Kopf kam einfach nicht zur Ruhe. Die Katzen waren tief und fest am Schlafen und sie beneidete die drei.
Sie würde Taehyung anrufen, doch sie hatte das Gefühl, als hätte sie kein Recht dazu. Jongin hatte sie geküsste, doch sie war mit ihm auf die Tanzfläche gegangen und hatte mit ihm getanzt und ja, sie hätte den Kuss früher beenden können. Und Bang hatte ihn gebeten sich etwas von ihr fern zu halten und das Schlimme war, dass sie es verstehen konnte. Wie sollten sie da rauskommen? Sollten sie es ignorieren und warten, bis Gras über die Sachen gewachsen war? Würde das funktionieren? Könnten sie sich darauf berufen, dass das Bild einfach aus einem doofen Winkel aufgenommen war und dass es gar nicht so gewesen ist?
Und weil ihr Kopf ja nicht schon schmerzte, schmerzte inzwischen der Knöchel ganz schön und selbst die Ibuprophen half nichts.
Gegen 2 Uhr merkte sie, wie jemand zu ihr ins Zimmer kam. Sie rechnete schon damit, dass es Jongin war, doch es war Taehyung.
„Was machst du hier?“, es klang überrascht, nicht vorwurfsvoll.
„Ich habe mir gedacht, dass du nicht schlafen kannst und habe mich aus der Fabrik geschlichen – und schau, ich habe mir nichts angetan.“
Ein breites Grinsen erstreckte sich über sein Gesicht.
„Ja, hau nur drauf, schon okay.“
Doch dann zog er sie in die Arme und es dauerte nicht lange, dann war sie eingeschlafen.
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Am nächsten Morgen erreichte die Absurdheit (ja, das ist jetzt ein Wort) wohl ihren Höhepunkt. Skye und Taehyung war bereits gegen 8 Uhr auf den Beinen – auf 3, um genau zu sein. Normalerweise saß Skye morgens in der Küche an der großen Insel, doch Tae – in Zusammenarbeit mit Frau Park – bestand darauf, dass sie ins Esszimmer gingen, damit sie ihr Bein hochlegen konnte. Frau Park, die sich gestern schon Sorgen des Grauens gemacht hatte, hatte überall Stühle, Sessel und Hocker hingestellt, auf Skyes üblichen Laufrouten, damit sie sich hinsetzen konnte. Es war etwas niedlich.
Gegen 08:30 kam dann Jongin runter, von dem Tae noch nicht wusste und die beiden Männer schauten sich kurz schweigend an, dann schauten sie zu Skye.
„Willst du das doch mit dem Dreier oder einem Triad ausprobieren? Ich mein, ich hätte mir wahrscheinlich jemand anderen gewünscht, wenn unbedingt jemand von EXO, dann vielleicht Baekhyun oder Suho, aber gut, ich wäre bereit es zu probieren. Ihr zwei könntet wieder offiziell ein Paar sein und es würde dann nicht auffallen, wenn wir zu dritt etwas machen. Dein Bett wäre auch groß genug – als hättest du das geplant!“
Jongin zog die Augenbrauen zusammen.
„Ich habe das Gefühl, als hätte ich den Anfang dieser Konversation verpasst.“
Skye hingegen lag inzwischen mit der Stirn auf dem Tisch.
„Never mind.“
Dann schaute Jongin zu Taehyung.
„Aber warte – du findest mich nicht attraktiv?! Bae? Dein Ernst?“
In diesem Moment kam dann auch noch Jungkook ins Esszimmer. Er schaute die drei abwechselnd an, sparte sich aber jeglichen Kommentar und setzte sich Skye gegenüber.
„Natürlich bist du attraktiv, aber ich glaube in einer Beziehung wärst du mir zu eifersüchtig“, grübelte Taehyung. „Und wahrscheinlich würde ich mich genötigt fühlen mehr Zeit im Fitnessstudio zu verbringen, um mithalten zu können, dabei würde ich aber unsere Beziehung vernachlässigen und Skye würde mit mir Schluss machen.“
Skye saß inzwischen wieder, froh, dass Frau Park nicht in der Nähe war. Ihr und Jungkooks Blick trafen sich und sie hob nur hilflos die Hände, als wollte sie sagen ‚Was soll ich dagegen tun?‘. Kookie schielte zu den beiden Kerlen und dann wieder zu Skye und sein Blick sagte ‚Krieg die zwei unter Kontrolle!‘. Sie mochte diese wortlosen Konversationen zwischen ihnen, die die anderen beiden nicht verstanden, denn Tae und Jongin schauten die beiden nur an und fragten „Was?!“.
Eine halbe Stunde später kam dann Mia, die beschlossen hatte Skye zu dem Meeting zu fahren, dass Jongin hier war, wusste sie allerdings nicht und als sie in das Esszimmer kam und Jongin sah, hob sie drohend den Zeigefinger.
„Ihr zwei“, dabei deutete der Zeigefinger abwechselnd von Skye auf Jongin, „macht mich wahnsinnig!“
‚Die zwei‘ tauschen einen Blick aus und fingen fröhlich an zu lachen, denn Skye erinnerte sich, wie Jongin ihr erklärt hatte, wieso das eine Fotobuch von EXO ‚Die Jungs‘ hieß und wie er dabei Mia in Deutsch nachgemacht hatte, wenn sie sagte ‚Die Jungs machen mich wahnsinnig!‘ und als Jongin Skyes Blick sah, wusste er genau, an was sie dachte. Taehyung und Kookie hingegen waren komplett lost, denn weder verstanden sie Deutsch, noch verstanden sie, wieso ‚die zwei‘ sich so reinsteigerten, dass sie inzwischen Tränen lachten.
„Und du!“, damit wanderte der verurteilende Zeigefinger zu Taehyung. „Wieso bist du okay damit?!“
Tae hatte keine Ahnung, wie er jetzt ins Kreuzfeuer geraten war.
„Finde ich es toll, dass Jongin meine Freundin – und potentielle Verlobte – liebt? Nein, nicht wirklich. Kann ich etwas dagegen tun? Nicht wirklich. Aber wir diskutieren gerade, ob wir es nicht als Triad versuchen sollten, damit hier endlich mal Ruhe reinkommt.“
Jongin lief hochrot an. Tae hatte keinen Filter, er sagte, was er dachte, zumindest in einem kontrollierten Umfeld – wobei Skye behaupten würde, dass hier gar nichts mehr unter Kontrolle war. Jongin hatte ihr nie gesagt, dass er sie liebte und Taehyung schmiss das nun einfach so ein den Raum, als wäre es Allgemeinwissen.
„Ich hasse eure Generation, wirklich, ich hoffe, dass meine Kinder nie so werden, wie ihr!“
Apropos Kinder. Inzwischen sah man bei Mia einen kleinen Babybauch. Wenn man es nicht wüsste, würde man es wahrscheinlich noch nicht bemerken, aber Skye fand es sehr süß – und gruselig, schließlich wuchs da ein Mensch heran, wie ein Parasit, der Mia Nährstoffe und Energie klaute.
„Und was ist mit deinem Fuß!?“
Skye schaute zu der riesigen Schiene, die auf dem Stuhl neben ihr lag, inklusive Fuß.
„Bin aus der Fabrik über die Feuerleiter geflüchtet, bin abgerutscht, hab mir die Bänder gerissen.“
„Ich habe sie direkt ins Krankenhaus gefahren, der Doktor hat mich dafür gelobt“, fügte Taehyung noch hinzu und ignorierte Skyes genervten Blick
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Schließlich fuhren sie zu SME los. Taehyung hatte geplant mitzukommen, betraf ihn das ja auch irgendwie, doch Sejin hatte es sehr deutlich gemacht, dass er sich auf gar keinen Fall SME nähern sollte. Wenn die Fans ihn in der Nähe von Skye fanden, auf ‚feindlichem‘ Gelände, wäre der Skandal perfekt.
Auf halben Weg zu SME, bog Mia auf einen Parkplatz ab und hielt an. Sie schaute nach hinten in die fragenden Gesichter der beiden. Würde Mia sie nun umbringen und im Hangang verschwinden lassen? Die Chance bestand.
„Ich weiß, dass ihr zwei es nicht einfach hattet und ich weiß, dass da etwas zwischen euch ist – trotz Taehyung. Ihr müsst das hinbekommen, gemeinsam, ansonsten bekommt das alles eine Eigendynamik, die keiner aufhalten kann.“
Zuerst fing Mia an zu weinen, dann Jongin und dann konnte Skye auch nicht mehr. Alles Heulsusen.
„Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Donghae und ich bekommen viel Zuspruch, aber das war nicht immer so und noch immer gibt es genug Leute, die uns hassen, die ihre Lightsticks ausmachen, wenn er auf die Bühne kommt und die böse Kommentare schreiben, aber Liebe ist stärker und wir stützen uns aufeinander. Es hatte einen Grund, wieso ich damals Skye vorgeschlagen hatte. Ihr habt euch vertraut, obwohl ihr euch noch gar nicht kanntet und ich wünschte, ich hätte euch vor Krystal beschützen können. Ich gehe heute mit, weil ich auf eurer Seite bin, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es hier auch ums Geschäft geht und das mindestens eine Karriere auf dem Spiel steht.“
Sie nickten. Jongin hatte nach ihrer Hand gegriffen und wischte sich trotzig die Tränen weg.
Wann war das mit ihm und ihr wieder so real geworden? Sie war doch okay gewesen, mit sich und Taehyung oder war Taehyung nur eine Flucht gewesen? Er hatte ihr gegeben, was sie brauchte, als Jongin nicht konnte. Aber sie liebte Tae, auch wenn sie sich anders an seiner Seite fühle, als wenn sie mit Jongin zusammen war. Sie konnte jetzt nicht darüber nachdenken. All das war keine Entscheidung für einen Parkplatz im Nirgendwo.
Sie rauchten und dann fuhren sie weiter. Jongin und Skye auf der Rückbank duckten sich, als Mia in die Nähe von SME kam, damit keiner sah, wie sie in die Tiefgarage fuhren.
Wieder bei SME zu sein fühlte sich fast illegal an. Sie wusste, dass ihr Abgang nicht perfekt war und auch G-Next war ihnen sicher ein Dorn im Auge. Skye hatte nicht mehr viele Freunde hier.
„Sag mal, woher hast du die pinken Krücken?“ Mia schaute auf die Gehhilfen.
„Kookie – aber ich habe Glitzer drauf gemacht.“
„Natürlich“, kam es gleichzeitig von Jongin und Mia.
Die Amerikanerin wurde sich bewusst, wie ernst diese Sache war, als sie den größten Meetingraum betraten, der gefüllt von Menschen war, doch der Mensch, der sie am meisten beunruhigte, war Lee Soo-man. Sie hatte noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Ja, sie hatte ihn mal auf dem Flur gesehen und hatte sich immer brav verbeugt. Bang war zwar auch CEO von Big Hit und hatte BTS erschaffen, aber wenn die Kpop Industrie der Olymp wäre, dann wäre Lee Soo-man Zeus. Oder wahrscheinlich wäre er Kronos und Yang Hyun-suk wäre Zeus. Sie verbeugte sich tief in seine Richtung und er nickte den Kopf, lächelte sogar, doch das hatte nichts zu sagen. Sie wusste noch, wie sie sich mit Jiyong und Hyun-suk getroffen hatte und anfangs dachte, er wäre wie der nette Onkel und sich dann als Gremlin entpuppte.
Skye saß zwischen Mia und Jongin. Neben Jongin saß Youngjun, daneben Seunghwan. Neben Mia saß Jiyong, daneben Herr Kim, dann kam Bang Sihyuk. Jiyong schaute fragend zu ihrem Bein, doch es war wohl nicht der richtige Moment. Unheimliche viel Leute aus Marketing und PR waren da und Skye war sich sicher, dass mindestens zwei Anwälte da waren, die damals auch ihren Vertrag mit Jongin geregelt hatten. Ihr war schlecht.
Als alle saßen, kehrte Ruhe in den Raum ein. Youngjun stand auf.
„Danke, dass ihr alle so kurzfristig Zeit hattet. Diese besondere Situation erfordert viel Fingerspitzengefühl. Wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und schnell reagieren können. Diesen Vorfall dürfen wir nicht aufschieben, um nicht mehr Leute zu verärgern, als wir es ohnehin schon tun.“
Das hörte sich soweit doch recht vernünftig an und Skye begann sich etwas zu entspannen. Zu früh. Nun richtete der Manager seinen Blick auf die beiden.
„Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich frage: WAS ZUR HÖLLE HABT IHR EUCH DABEI GEDACHT?! Ihr seid so ein reines PR Desaster!“
Das vermeidliche Paar zuckte zusammen und verzog das Gesicht. Es war aber wohl keine rhetorische Frage, denn Youngjun schaute sie weiterhin an.
„Er hat angefangen!“, kam es von Skye, die auf Jongin deutete. So viel zum Thema ‚Manchmal muss man seinen eigenen Arsch retten‘. Jongin schaute sie entsetzt an, als hätte sie ihn verraten.
„Was hattet ihr auf dieser Tanzfläche verloren?!“
„Wir waren feiern und tanzen, ich mein, wir machen das öfters und noch nie ist etwas passiert. Ich dachte, wir wären nicht so auffällig“, kam es kleinlaut von Jongin.
„Sie hatte ein goldenes Glitzerkleid an!“, kam es von dem PR-Herren, der seine Hände in die Luft schmiss und Mia trat Skye unter dem Tisch, die sonst angefangen hätte zu lachen. Unauffällig war ihr Outfit nicht gerade gewesen.
Es wurde vor und zurück diskutiert und schnell wurde klar, dass Skye und Jongin eigentlich nur Topfpflanzen in diesem Meeting waren, denn keiner fragte nach ihrer Meinung. Dafür sprach man über sie, als würden sie gar nicht hier sitzen. Sie wünschte, sie hätte etwas zu Essen eingepackt.
Irgendwann stand eine Frau aus der SME PR Abteilung auf, um das Wort zu ergreifen.
„Aber wir müssen der schlimmsten Tatsache ins Auge sehen“, begann sie und Skye lehnte sich neugierig etwas weiter nach vorne. Sie war gespannt, was das Schlimmste der ganzen Sache war und dann machte die Frau so eine lange Kunstpause!
„Das Feedback ist gut! Die Fans freuen sich die beiden wieder zusammen zu sehen.“
Auf den Beamer wurden zig Kommentare eingeblendet.
Ich habe gewusst, dass er damals gelogen hat und sie wahrscheinlich schützen wollte. Was die beiden haben ist so real und für jeden zu sehen
Oh my, Skai sind zurück!
Sie sind so ein süßes Paar.
Es war so klar, dass die Fake-Geschichte fake gewesen ist und sie immer noch zusammen sind
Ich hoffe nur, dass sie nicht mehr denken die Fans anlügen zu müssen, sie sind erwachsen, ich freue mich für Kai, wenn er Liebe gefunden hat
Vielleicht hätten sie etwas besser aufpassen wollen, aber ich freue mich für die beiden
Zum Glück ist Skye noch mit Kai zusammen und nicht mit Taehyung, wie zwischen drin spekuliert wurde
Die beiden passen so gut zusammen, man kann die Liebe in ihren Augen sehen
Und so ging es weiter und weiter und weiter.
Man Dongwoo, der PR Mensch von G-Next, war aufgestanden.
„Und wieso ist das, das Schlimmste, was passieren konnte? Das spielt uns doch super in die Hände.“
Danke, jemand, der ihre Gedanken aussprach. Auch Bang schaute fragend zu der SM-PR-Frau.
„Ja, gesetzt des Falls, dass die beiden es nicht wieder versauen. Solche Stunts, wie Jongins Geständnis, dass ihre Beziehung gestellt war, können wir uns nicht mehr erlauben. An sich bewegen wir uns auf sehr, sehr dünnem Eis. Wir haben keine Ausreden mehr. Wenn wir den Fans jetzt erzählen, dass wäre gar nicht so, glauben sie das nie im Leben. Die einzige Chance, die wir haben, wäre es zu erzählen, dass es eine alte Aufnahme ist – was sich aber leicht widerlegen lassen würde. Wir müssten etwas Schmiergeld investieren, aber damit könnten wir vielleicht durchkommen. Wir können natürlich auch gar nichts sagen und schauen, wie die Community damit umgeht. Vielleicht ist es in ein bis zwei Wochen gar kein Thema mehr. Oder die beiden müssen wieder zum Vorzeigepaar werden, nicht nur ein paar Monate, mindestens ein Jahr und danach darf von beiden mindestens zwei Jahre keine neue Beziehung bekannt werden.“
Alle ließen das sacken. Skye hatte inzwischen ihr Bein auf Jongin liegen, der sanft ihren Oberschenkel streichelte.
„Immerhin wäre es eine gute Erklärung, wieso Skye von SME weg ist – eben um Berufliches und Privates zu trennen und um Jongin nicht als Sprungbrett zu nutzen“, wand Youngjun ein. Ach so. Skye biss sich auf die Lippe, um einen Kommentar runterzuschlucken.
„Wir sollten aber auch die Sicherheit der beiden beachten. Ja, sie bekommen viel Zuspruch, aber wir dürfen nicht vergessen, dass auch schon mal jemand versucht hat Skye umzubringen und so etwas darf nie wieder passen.“
Bang war aufgestanden und wirkte sehr ernst. Skye dachte nicht so gerne über diesen Vorfall nach, aber ja, er hatte recht.
„SME würde natürlich einen Bodyguard stellen“, meinte Youngjun. Viele nickten und manche machten sich Notizen.
„Vielleicht“, und nun stand Lee Soo-man auf, „sollten wir die beiden fragen, was sie möchten. Schließlich sprechen wir hier über die Einschränkung ihres Lebens, auch wenn es zum Wohle von Jongin und EXO wäre. Keiner von beiden dürfte die nächsten Jahre in gravierende Skandale verwickelt werden und eine gewisse öffentliche Präsenz ist erforderlich. Das funktioniert nur, wenn ihr beiden funktioniert.“
Er schaute sie direkt an und Jongin und Skye tauschten einen fragenden Blick aus – sie wurden wirklich gefragt, was sie tun wollten? Merkwürdig.
„Ich überlasse die Entscheidung Skye. Für mich ist klar, dass es die nächsten Jahre niemand anderen geben wird, aber ich respektiere ihre Entscheidung mit Taehyung zusammen zu sein. Ich weiß, dass Big Hit ein Interesse daran hat BTS aus romantischen Skandalen rauszuhalten. Die Sache würde auch Taehyung zu Gute kommen. Aber ich habe eine Bedingung.“
Es war faszinierend. Zum einen dachte Skye, dass Tae das vielleicht nicht so sehen würde, es war aber auch interessant, dass er Bedingungen hatte. Mal abgesehen davon, dass er sich ihr gerade, ohne mit der Wimper zu zucken, verschrieben hatte.
„Skye ist für mich eine sehr wichtige Person und manchmal brauche ich sie an meiner Seite. Ich möchte bestimmen können, auf welche Termine sie mich begleitet – sofern es für sie vereinbar ist – ohne auf große Hindernisse zu stoßen“, dabei schaute er zu Seunghwan. Der Manager empfand eine Hass-Liebe Skye gegenüber. Sie hatte einen guten Job gemacht und er hatte nie in Frage gestellt, dass ihr das Wohl der Band am Herzen lagen, er mochte ihre Methoden einfach nicht.
Der Manager hob resigniert die Hände.
Alle Augen ruhten nun auf ihr.
„Kann ich 5 Minuten haben?“, fragte sie und einige nickten. Als Mia mitaufstehen wollte, schüttelte sie den Kopf.
„Alleine.“
Die Deutsche sank wieder in ihren Stuhl und Skye humpelte mit den Krücken davon. Sie hätte sich einen eleganteren Abgang gewünscht, aber es war, wie es war. Der Fahrstuhl brachte sie auf das Dach und sie holte sich eine Zigarette aus der Tasche. Sie hatte sich schon so an die Vapes gewöhnt, dass ihr Zigaretten gar nicht mehr wirklich schmeckten – wenn sie das je getan hatten – doch es war immer noch eine Art ‚Belohnung‘.
Mit dem Handy in der Hand, rief sie Taehyung an. Er ging beim ersten Klingeln ran und sie gab ihm eine Kurzfassung.
„Und jetzt soll ich entscheiden, ob wir wieder ein offizielles Paar werden“, beendete sie die Erzählung.
„Skye, wir werden nicht öffentlich werden können. Nicht die nächsten Jahre. Big Hit stellt gerade alle Weichen, um international noch präsenter zu sein. Die nächsten 5 bis 8 Jahre werden wir uns zu niemanden bekennen können, aber das weißt du. Diese Pressebeziehung würde für uns nichts ändern.“
Wie konnte er auf der einen Seite davon sprechen, dass er sie liebte und dass er sie heiraten wollte und dann sagte er, dass er sich nicht zu ihr bekennen könnte? Was, wenn sie schwanger werden würde? Was, wenn man sie erwischen würde? Ja, sie wusste, dass ihre Beziehung nicht öffentlich werden durfte – alleine schon, weil sie Jongins Ex war – doch sie hatte es nie wirklich ernst genommen. Wenn man sie in einem Jahr irgendwo erwischt hätte, dann wäre es halt so. Tae war gut darin Dinge geheim zu halten, aber sie war es einfach nicht. Sie wollte weggehen und Spaß haben und Dinge erleben und ja, sie passte auf, aber sie war eben kein Bond Girl.
„Und ich glaube, ihr kommt da jetzt schlecht raus. Das Internet ist voll mit Kommentaren und viele glauben, dass ihr nie kein wirkliches Paar gewesen seid, dass der Fake gestaged war, aber viele scheinen sich zu freuen, dass ihr zusammen seid.“
„Ich weiß.“
„Du kannst das ruhig machen. Ich weiß, dass dir Jongin etwas bedeutet, ich verstehe es nicht ganz, aber ich weiß, dass ihr eine besondere Beziehung habt. Ich komme klar.“
„Ich weiß“, sagte sie wieder und wieder fand sie sich in der gleichen Situation wieder, wie im Februar und wieder hatte sie gehofft, dass der Mann, mit dem sie eigentlich zusammen war, mehr um sie kämpfen würde.
Als sie zurückging, hatte sie immer noch keine Ahnung, was sie wollte. Es war logisch und ganz ehrlich, wenn das mit Taehyung und Jongin nicht hinhaute, war sie fertig mit Kpop – egal wie richtig es sich anfühlen. Nie wieder würde sie eine Beziehung mit einem Idol eingehen, die in der Öffentlichkeit landen könnte. Nie wieder. Das schwor sie sich.
Jongin tigerte umher, als sie die Tür reinkam und als er sie sah, kniete er sich vor ihr und verbeugte sich.
„Was tust du da?!“ Als wäre es Seollal und sie seine Oma!
„Ich möchte nur, dass du weißt, dass es mir aufrichtig leidtut. Ich hätte nicht so leichtsinnig und egoistisch sein dürfen. Es tut mir leid, dass ich dich in eine Situation gebracht habe, in der jede Entscheidung sehr richtig oder sehr falsch sein kann. Ich kann dir nur versprechen, dass wenn wir das wieder machen, dass ich auf dich aufpassen werden und dass ich alles in meiner Macht tue, um es dir so angenehm, wie möglich zu machen.“
Skye war auf ihre Krücken gelehnt und wusste sich nicht zu helfen.
„Stehst du jetzt bitte auf! Ich kann nicht zu dir runter und es wird wirklich unangenehm.“
Jongin schaute auf und nach kurzem Zögern kam er wieder hoch.
„Ich will nur, dass du weißt, dass ich dir niemals schaden wollte.“
Skye lehnte eine Krücke an den Stuhl, sie hasste diese Dinger, und legte ihre Hand auf seine Wange.
„Ich weiß, Bebecito.“
Nun hellte sich sein Blick auf.
„Hast du mir gerade einen richtigen Kosenamen gegeben?“
„Scheint so“, verlegen schlug sie die Augen nieder. So eine Scheiße.
Ein Räuspern erinnerte sie daran, dass noch 50 andere Personen in dem Raum saßen.
„Skye, wie lautet deine Entscheidung?“, fragte Youngjun. Wieder suchte sie Jongins Blick.
„Ja, ich will.“
Fast schon erwartete sie, dass die anderen anfingen zu klatschen, aber das wäre wohl zu viel des Guten.
Damit stand Lee Soo-man auf.
„Gut, dass das geklärt ist. Alles andere besprechen wir Morgen, ich denke, es reicht für heute. Ihr zwei habt Hausarrest, mir ist egal, in welchem Haus ihr sitzt, zusammen oder getrennt – ihr bleibt Zuhause, kein Social Media, nichts, wir klären das weitere Vorgehen die kommenden Tage.“
Gott sei Dank, dachte sich Skye, die zum einen fast vor Hunger starb und zum anderen auf der Stelle einschlafen könnte.
„Wieso hast du eigentlich für ein seliges Lächeln auf den Lippen?“, fragte Mia Skye, als sie ins Auto stiegen.
„Ich weiß, dass sie bald jemanden mehr hassen werden, als uns.“
Nun schaute auch Jongin fragend.
„Was meinst du?“
„Schon gut.“
Mia drehte sich zu ihr um.
„Willst du etwa sagen, dass du etwas weißt, was schlimmer ist, als ihr zwei Chaoskinder und ich weiß davon nichts?“
„Jup.“
Noch nicht einmal EXO wussten es und sie würde mit niemanden darüber sprechen, aber sie war doch etwas schadenfroh, dass SME sich in ein paar Tagen wünschte, dass sie nur Skye und Jongin als Skandal an der Backe hätten.
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