Erst um kurz vor 1 hörten sie mit dem Training auf. Mia wollte nach Hause aber Junho und Taecyeon hatte Donghae versprochen dass sie Mia füttern würden und bevor sie das nicht getan hatten, würde man sie nicht nach Hause lassen. Essen um diese Uhrzeit zu finden war nicht das Problem, Mia wach zu halten schon. Sie lehnte gegen Wooyoungs Schulter und hatte die Augen geschlossen.
„Und ein Löffelchen für Teukie …“, sagte Junho und Mias Mund öffnete sich automatisch. Bisher hatte Junho das Glück gehabt nichts an sie verfüttert zu haben, was sie nicht mochte, ansonsten hätte sie ihn wahrscheinlich angespuckt.
„Und ein Löffelchen für Siwonie …“
Wieder öffnete sie den Mund.
„Es ist faszinierend. In der einen Minute kann sie total das Monster sein und in der nächsten sieht sie aus wie ein Engel“, bemerkte Chansung.
„Nein, Dong Pain Bang In Shin The Ki Ass sind die Monster“, murmelte sie und Wooyoung fing so an zu lachen, dass er Mia so durchschüttelte, bis sie genervt die Augen öffnete.
„Der Monat hat wohl bleibende Schäden hinterlassen“, meinte Taecyeon.
„Du hast keine Ahnung.“
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Die Welpen waren alle noch recht wach als Mia nach Hause kam.
„Hallo Liebling!“
Donghae sprang fröhlich von der Couch auf und stockte dann als er Mia auf allen Vieren die Treppe hochkrabbeln sah.
„Alles okay?“
„Müde …“, war alles was sie hervorbrachte und Donghae versuchte sich als guter Mann und trug sie nach oben. Ihr fiel wieder ein, dass sie Donghae noch immer nicht gesagt hatte, dass sie bei der Super Show 4 Backgroundtänzerin war.
„Donghae! Ich muss dir ganz dringen…“, erlegte den Finger auf ihre Lippen.
„Warte, ich hole dir noch etwas zu trinken“, sagte er und sprang auf.
„…sagen das ich …“
Als Donghae zurück ins Zimmer kam war Mia schon eingeschlafen.
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„Backgroundtänzerin bin!“ Erschrocken fuhr Mia auf und bemerkte dass es schon Morgen war. Sie schaute sich um und fand Donghae neben ihr, der sie anstarrte.
„What’s with you?“, fragte sie, irgendetwas war da in seinem Blick das ihr Angst machte.
„Sag mal…“, er lehnte sich ein Stück näher zu ihr, „er hat dich doch nicht mit Zunge geküsst oder?“
„Nuga?“
„Siwon.“
„Ewwww!“, quietschte sie und schupste ihn vor Entsetzen so stark, das er rückwärts aus dem Bett kullerte.
„Ein ‚nein‘ hätte gereicht … was hattest du eben gesagt?“ Donghae rieb sich den Kopf.
„Nuga?“
„Davor.“
„Woher soll ich das JETZT noch wissen … Bilder in meinem Kopf … ich habe BILDER in meinem Kopf …“ und mit hoch erhobenen Armen verließ sie das Zimmer und ging ins Bad, aus irgendeinen Grund hatte sie das Bedürfnis sich die Zähne zu putzen.
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„Wieso schaut sie dich so finster an?“, flüsterte Eunhyuk Donghae beim Frühstück zu und deutete so unauffällig es ging auf Mia.
Donghae schaute auf und zu ihr und grinste dann.
„Bilder in meinem Kopf“, sagte Mia langsam und eigentlich verstand keiner was los war. Bis Siwon vom Joggen wieder kam und sich Mias finsterer Blick auch gegen ihn richtete. Seine Augen wurden groß.
„Donghae! Schau nur, sie sieht aus wie Gong Xi!“
Gong Xi war der weibliche Hauptcharakter aus der taiwanesischen Verfilmung von Skip Beat, die Donghae und Siwon im Frühjahr zusammen gedreht hatten und welche bisher immer noch nicht erschienen war. Donghae schaute zu Mia und wand dann panisch den Kopf.
„Siwon, hörst du auch schon Stimmen?“
„Ja und es ist auch irgendwie kälter geworden“, stimmte der Bandkollege ihm zu und rubbelte seine Oberarme. Mia wand ihren Blick nicht von Donghae ab.
„Okay, first of all you two tricked me in feeling bad about this because I thought that you really had a fight with Siwon about it, then you plant pictures inside of my head and now you’re making fun of me.“
„Das klingt nach Rache. Wie war das mit dem klingonischen Sprichwort? Rache ist ein Gericht das am besten kalt serviert wird.“
Heechul hibbelte aufgeregt auf dem Stuhl umher und erntete einige verständnislose Blicke.
„Habt etwas mehr Verständnis! In fünf Tagen ist der Ablauf meines Lebens nur noch durch die willenlose Ausführung von Befehlen bestimmt!“
„Es gibt für alles ein erstes Mal“, bemerkte Kyuhyun und nun konnte Mia den Emo-Blick nicht mehr aufrechterhalten und lachte so lange bis die Tränen kullerten.
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Wenig später waren sie auf dem Weg zu Inkigayo. Heute würde Heechuls letzter öffentlicher Auftritt mit Super Junior sein und es schien als läge etwas in der Luft, ein Surren, ganz leise, aber man wusste, dass heute kein normaler Tag war. Die Jungs versuchten es zu überspielen und waren ausgelassen. Mia hingegen beobachtete ein paar Wackelkandidaten, eigentlich zwei: Leeteuk und Donghae. Beide waren gut mit Heechul befreundet und beide waren verdammt nahe am Wasser gebaut. Sie würde alles tun um das Geheule so weit wie möglich nach hinten zu schieben, allein schon weil sie wusste, dass sobald Teukie am Heulen war, bei ihr auch alles vorbei war.
„Was hast du heute Morgen gesagt?“, kam es aus dem Nichts von Donghae während sie in der Garderobe saßen.
„Hm?“
Mia schaute von ihrem Laptop auf.
„Als du aufgewacht bist, hast du etwas gesagt, bevor ich das mit Siwon gefragt habe.“
„Ach so …“, Mia grübelte, an was hatte sie heute Morgen gleich nach dem Aufstehen gedacht?
„Ah ja! Ich bin eure Backgroundtänzerin!“
„Wann?“
„Heute?“, stürmten die Fragen auf sie ein.
„Nein … für die Super Show 4.“
Und nun redeten alle durcheinander.
„Du hast mir gar nicht gesagt dass du dich beworben hast.“ Donghae fühlte sich irgendwie hintergangen.
„Habe ich nicht. Ich wollte nicht, aber Kim schon und gestern Morgen war ich beim Vortanzen.“
„Das ist ja cool! Das ist dann wie bei der Super Show 3 – du bist immer bei uns“, freute sich Teukie.
„Yay“, sagte Mia und nicht jeder hatte das Gefühl, dass es ehrlich war.
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Natürlich endete die Sendung in einer Katastrophe. Die Deutsche stand nur hinter der Bühne und weinte bittere Tränen. Leeteuk weinte, Mia weinte. Das war so sicher wie die Erdanziehungskraft. Als die Jungs wenige Minuten später von der Bühne kamen, wusste Donghae schon genau was ihn erwarten würde und er nahm seine Frau in den Arm.
„Shhh … schon gut Schatz, ich bin da…“
„Ich weiß…“
Es dauerte eine Weile bis sich alle wieder beruhigt hatten. Nach der Aufzeichnung waren sie zum Mittagessen gefahren und alle saßen um den großen Tisch herum. Shindong versuchte die Stimmung zu heben, mit mäßigen Erfolg.
„Wisst ihr noch wie wir vor ein paar Monaten auch so zusammen gesessen haben und darüber gesprochen haben wie es ist, wenn wir in die Armee gehen?“, erinnerte sich Sungmin.
„Ja, dass es so schnell geht hätte ich nicht gedacht“, meinte Eunhyuk. Er und Heechul waren keine besten Freunde, sie hatten Differenzen und Heechul war an sich ja sehr gut im Unterbuttern, doch jedem war bewusst das jedes Mitglied ein Verlust war, wenn er zur Armee ging. Keiner wollte an nächstes Jahr denken, wenn Leeteuk zur Armee gehen würde. Wahrscheinlich würde er, ähnlich wie Heechul, nur einen Bürojob machen, aber weg war erst einmal weg.
Mia schmiegte sich an Donghae und lehnte ihren Kopf an seinen.
„Keine Sorge, es wird noch etwas dauern bis ich weg muss.“
„Bis dahin brauchst du auch Schrauben in deinen Knochen.“
Wenn alles so gelaufen wäre, wie Jihoon es sich vorgestellt hatte, dann wären sie jetzt schon verheiratet und sie wäre bald die Ehefrau die allein zu Hause saß.
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So betrübt die Stimmung auch war, der Schedule ließ sich nicht aufschieben und heute standen die Proben für SM Town Tokyo an. Mia hingegen hatte den Nachmittag frei und nutzte die Gelegenheit um zu Zoey zu fahren. Sie hätte sich genauso gut mit einem angeschnittenen Seil beim Bungeejumping melden können, aber Zoey war ihre Freundin und sie wollte das geklärt haben. Das Erstaunliche war, dass Yesung sie tatsächlich nicht darauf angesprochen hatte. Wollte Zoey Yesung keine Rechenschaft schulden was ihre vergangenen Beziehungen betraf? Sie wusste es nicht.
Mia klingelte, doch niemand machte ihr auf. Sie ging ein paar Schritte zurück und schaute nach oben. Da hatte sich doch gerade ein Vorhang bewegt oder? Also versuchte die es mit Hartnäckigkeit und klingelte und klingelte – wenn niemand zu Hause war würde sie sowieso keinen stören, aber irgendwann hörte sie das Knacken in der Sprechanlage.
„Okay! Okay! I’ll let you in just … stop!“
Zufrieden lächelte Mia, die zuvor bei Baskin N Robins eine Torte geholt hatte – Bestechungsmittel in Form von Zucker wirkte meistens recht gut.
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„What do you want? Since this isn’t your home you can’t kick me out.“
Zoey war noch ziemlich angefressen und Mia versuchte es auszugleichen.
„Think about it, I didn’t kick you out because we wasn’t welcome but because you were messing up a cool evening by dragging people into your business they don’t need to know about.“
Die Deutsche sprach ganz ruhig und eingeschnappt schaute Zoey zu ihr rüber.
„What’s in that package?“
„Cake.“
„Alright, come in.“
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Zumindest konnte Mia nun die Momente nutzen, in denen Zoey mit essen beschäftigt war.
„How can you like him?! He’s a douche.“
„He isn’t that bad. We’re buddys, I like him, rather you like it or not and don’t you dare make me choose – this is your war, not mine.“
„It’s on you who you’re friends with but don’t expect me to show up to any party or dinner or vacation or whatever where he’s involved.“
„Deal.“
Das würde sich ja koordinieren lassen.
„Why haven’t you told me?“
„Because … I don’t want to face him. I have Yesung and I care so much for him, I don’t want him to think that I’m somekind of drama queen.“
„You’re not?“, scherzte Mia.
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Zumindest sprachen sie nun miteinander. Natürlich wollte Zoey wissen ob Wooyoung von ihr gesprochen hatte. Mia sagte nur das Wooyoung von Zoey erzählt hatte, wie Zoey von ihm erzählt hatte, sagte ihr aber nicht um was es in dem Gespräch ging. Sie würde sich aus dem Rosenkrieg der beiden raus halten.
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Als Mia aus Zoeys Wohnung kam schrieb sie Donghae, doch erhielt keine Antwort. Wahrscheinlich war die Probe noch nicht vorbei. Unentschlossen blieb sie vor dem Auto stehen und schaute sich um. Sie hatte keine Lust zu den Proben zu fahren, aber wo könnte sie hin?
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„Helloooooo!“
„Hi sweetheart.“
Mia drückte Jiyong an sich.
„Hast du Kaylee nicht dabei?“, fragte der Rapper und schaute den Flug entlang. Mia zwickte ihm in die Seite.
„Ist dir meine Gesellschaft nicht genug?!“
„Doch, doch!“
Eilig nahm er sie an der Hand und rannte mit ihr nach oben in seine Wohnung. Ihr verrückter Hutmacher! An der Bar blieb er dann stehen.
„Willst du etwas trinken?“
„Klar.“
Neugierig setzte sie sich an die Bar und schaute zu wie Jiyong alle möglichen Sachen aus dem Kühlschrank zauberte. Natürlich landete Alkohol in dem Cocktail, doch Jiyong wusste dass Mia kein sehr großer Alkohol-Fan war und hielt sich zurück. Irgendwann lagen sie auf seinem Balkon auf den Lounge-Möbeln. Sie hatten sich etwas zu essen bestellt und keiner von den anderen ließ sich blicken. Die Deutsche fragte sich, ob die anderen überhaupt zu Hause waren.
„Ah … das ist super…“, sagte sie und streckte sich zufrieden.
„Wie war es heute bei Inkigayo?“
„Teukie hat geweint.“
„Hm.“
Bei Big Bang waren alle noch so jung, dass die Armee im Moment noch kein Problem darstellte.
„Freust du dich darauf in die Armee zu gehen?“
Bei dieser Frage entstand ein Film in Jiyongs Kopf wie er auf einem quietsch-grünen Panzer stand, mit einem lila Tarnanzug und einer silbernen, überdimensionalen Kalaschnikow um den Weltfrieden herzustellen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
„Yeah … I wanna go there.“
Für Mia hatte das Grinsen eher etwas Irres und sie fragte sich an was er dachte, wollte es aber nicht zwangsläufig wissen.
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Die beiden hatten einen super Abend. Jiyong erzählte viel von dem Comeback für nächstes Frühjahr und zeigte Mia einige Beats und Texte. Sie fragte sich wie jemand so kreativ sein konnte, es war als wäre er Musik, durch und durch. Ständig fielen ihm neue Sachen ein und in seinem Kopf verstrickten sie sich zu Liedern und neuen Ideen. Wenn er über Musik sprach war er wie in einer anderen Welt. Fasziniert davon saß sie auf seiner Couch und hörte ihm zu.
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Super Junior saßen gerade bei einem späten Abendessen, als Donghaes Telefon klingelte.
„Hi Jiyong! Wie geht’s?“
„Hi Donghae. Mir geht es gut, dir auch?“
„Ja, wir trainieren im Moment viel, aber ich freue mich auf Tokyo. Sag mal, ist Mia bei dir?“
„Jup, deswegen rufe ich an. Ich denke du solltest sie abholen, sie ist … wie soll ich sagen … beschwipst.“
„Beschwipst?“, wiederholte Donghae und nun schauten die anderen auf.
„Ja und ich würde sie ungerne in dem Zustand fahren lassen.“
„Kein Problem, ich komme bald und hole sie ab.“
Als er auflegte schauten die anderen immer noch zu ihm.
„Mia ist mal wieder betrunken“, stellte Teukie grinsend fest.
„Verübeln kann ich es ihr nicht, ich glaube bei Jiyong gibt es kaum etwas anderes“, meinte Heechul.
„Das ist doch Blödsinn, er muss die Cocktails ja mit etwas mischen“, wand Eunhyuk ein.
„Ach so und jetzt kommt der Experte …“ Und schon war Eunhyuk ruhig.
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„Kaaaaaatze ….“
Mia rannte Heebum hinterher, doch die Katze hatte etwas ganz anderes im Sinn als sich von Mia knuddeln zu lassen und begann damit die Deutsche zu flachsen, was dazu führte das Mia und die Katze rund um die Couch krochen.
„Irgendwie ein amüsantes Bild“, meinte Leeteuk, der seine Assistentin selten betrunken erlebt hatte. Eine Zeit lang hatte er gedacht das Mia Alkohol nicht besonders mochte, er revidierte das und machte es Ort- und Art-abhängig. In der Öffentlichkeit trank Mia vielleicht mal ein Glas Sekt mit, doch ansonsten trank sie kein Wein und meistens auch kein Soju. Letztens war sie aber auch mit Wooyoung weg gewesen, was betrunken geendet hatte.
„Mietz, mietz, mietz …“
Heebum lag mittlerweile auf der Couch, was Mia nicht sah und irgendwann gab sie es auf um die Couch zu krabbeln und legte sich auf den Boden.
Donghae legte sich neben sie.
„Schatz?“
„Hm?“, machte Mia und starrte die Decke an.
„Wollen wir ins Bett?“
Sie schüttelte nur den Kopf.
„Wieso nicht?“
Langsam drehte sie sich zu ihm um.
„Etwas total komisches passiert, wenn ich die Augen zu machen – ich fange an mich zu drehen. Einfach so.“
Da sie so total ernst war, konnte er nichts anderes tun als lachen.
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Keine zehn Minuten später war sie eingeschlafen und Donghae hatte sie hoch ins Bett gebracht. Leeteuk war gerade auf dem Weg ins Zimmer.
„Schläft sie?“
„Wie ein Baby“, sagte Donghae zufrieden – als wäre das sein Verdienst.
„Wer hätte gedacht was alles auf uns zukommt, als sie bei uns eingezogen ist?“ Leeteuk lächelte bei der Erinnerung.
„Ja, aber im Moment läuft alles zu glatt, irgendwie warte ich schon auf die nächste Katastrophe, aber bis dahin genieße ich sie.“