Diesmal schlief Mia in ihrem Bett, auch wenn sie wieder spät schlafen ging. Sie hatte keinen Jetlag, den hatte sie eigentlich nie, es war eher so, dass sie Angst vor ihren Träumen hatte. Als sie am Morgen aufwachte, konnte sie sich an nichts mehr erinnern, ihre Träume waren leer. Im Bett zu schlafen war jedenfalls eine gute Idee gewesen, denn ihr Rücken schmerzte nicht und sie begrüßte den neuen Tag.
Es war früh, als sie aufstand und Jessi war noch nicht auf der Arbeit.
„Hey, willst du mit mir auf die Arbeit fahren und dann ich später wieder abholen? So hättest du das Auto.“
„Cool.“
Von wegen cool. Mia fuhr Jessi zu ihrer Arbeit. Sie organisierte Feiern für das Militär, Bälle und Ehrenveranstaltungen. Allerdings war sie es nicht gewohnt ein Automatik-Auto zu fahren und so übte sie erst mal auf den Parkplatz. Es war gar nicht so einfach sich mental das linke Bein abzuschlagen, denn es hatte keine wirklich Bedeutung. Mit Rechts gab man Gas und bremste – oder in Mias Fall beides zusammen. Zumindest amüsierten sich einige der Passanten über sie, doch die Deutsche ließ sich nicht beirren und nach einer zehn Minuten, dachte sie, dass sie bereit war, um auf die Straße los gelassen zu werden. Im Vergleich zu der katastrophalen Fahrweise der Amerikaner, fiel Mia nicht wirklich auf. Glücklicherweise hatte sie einen guten Orientierungssinn. In Amerika war alles groß und weit auseinander. Jessi lebte ja nicht in einer Stadt-Stadt, sondern in einer Housing-Area und ohne Auto wäre man hier aufgeschmissen. Die Hauptstraßen waren gesäumt von Läden und BBQ Grills, doch zum hin laufen war es eindeutig zu weit.
Auf dem Weg nach Haus fuhr sie bei Walmart vorbei und deckte sich mit Essen und Getränken ein. Reeses waren wichtig, aber auch Pancakes und Fruitrolls. Zuhause würde sie sich die Zähne bleechen – damit war sie zumindest zwei Stunden beschäftigt.
Zurück zu Hause machte sie den Fernseher an und machte Frühstück – halbherzig. Nur weil sie in den USA war, bedeutete das nicht, dass sie besser im Frühstücken war.
Während sie sich die Zähne bleechte, dachte sie an damals zurück, als sie es im SuJu Dorm gemacht hatte und die ganzen Zettel, da sie ja nicht reden konnte. An diesem Tag war die Diskussion ausgebrochen, mit wem Kyuhyun ausging. Das waren Zeiten gewesen … es schien als wäre es Jahre her.
In Seoul hingegen war allgemeine Panik ausgebrochen. Die Neuigkeit, dass Mia abgehauen war, verbreitete sich in der Welt der Idols wie ein Lauffeuer und jeder hatte eine eigene Meinung dazu.
„Und Donghae will nichts tun!“, regte sich Key auf.
„Wir sollten ihn entmündigen“, schlug Onew vor.
„Er ist ihr EHEMANN nicht ihr Vormund“, sagte Minho genervt.
„Es ist doch egal ob sie hier ist oder in Alaska, tot ist oder lebendig … sie ist Donghaes Ehefrauauauauuuuuhuuuuu“, schluchzte Jonghyun, gekünstelt, aber dennoch im Ego angekratzt.
Taemin und Key tauschten einen Blick aus und rollten die Augen.
„Aber, aber … sie kann nicht weg sein!“, Shinchos Verzweiflungs-Pegel war ähnlich wie der von Jonghyun.
„Hey, sie muss sich nur wieder einkriegen. Wenn sie sich beruhigt hat und über alles in Ruhe nachgedacht hat, kommt sie zurück“, versuchte Dongmin ihn zu beruhigen.
„Ja, aber sie weiß ja gar nicht, dass Kim es nicht ernst gemeint hat.“ Jino sorgte sich darüber viel mehr, als über die Tatsache dass sie sich mal eine Auszeit gönnte. Wenn sie nie davon erfahren würde, würde sie dann nie wieder kommen?
„Um ehrlich zu sein fühle mich schon seit einer Zeit von ihr verraten“, nun schalteten sich die Zwillinge ein.
„Ja, ich mein, wie oft kümmerte sie um uns?“
„Wie sah sie eigentlich aus?“
„Ich glaube sie war hübsch …“
„Okay … sie war total hübsch.“
„Und nett …“
„Ja, sie hatte immer diesen Mama-Modus.“
Irritiert schauten sie anderen zu den Zwillingen, dieser Stimmungswandel kam unvorhergesehen.
„Wir müssen etwas unternehmen.“
„Wir müssen sie finden.“
„Ich drucke Flugblätter.“
„Ich ruf die Polizei an.“
Beide sprangen auf und verließen die Wohnung.
„Das war … komisch“, stellte Jino fest und die anderen nickten.
Während manche sich so offensichtlich engagierten, waren manche gefasster. Donghae hatte selbst beschlossen, wem er die volle Geschichte erzählte. Innerhalb von SM Entertainment stritt er die Hochzeit mit Mia nicht ab und er hatte beschlossen Big Bang einzuweihen, da Mia mit Jiyong und den anderen befreundet war. 2PM hingegen erzählte er nur dass sie verschwunden war und hlbwegswieso. Zoey wurde natürlich auch eingeweiht – Donghae ging ohnehin nicht davon aus, dass Yesung dieses Geheimnis gut bewahren konnte.
Jiyong saß seit einer Stunde vor seinem Laptop und starrte Donghaes Email an. Seit einer halben Stunde saß Seunghyun neben ihn und wartete geduldig auf eine Reaktion.
„Stehst du unter Schock dass deine Muse verheiratet ist?“
Langsam drehte Jiyong seinen Kopf zur Seite.
„Wie oft muss ich euch noch sagen, dass ich kein sexuelles Interesse an ihr habe?“
Er sagte das so ernst, so ehrlich, dass Seunghyun anfing zu lachen.
„Ist ja gut, ist ja gut – aber vom Grübeln kommt sie auch nicht zurück.“
„Ich stelle nur gerade die Methoden unserer Gesellschaft in Frage. Wie konnte Kim das tun? Wieso versuchen wir uns gegenseitig zu verletzten, wir sitzen doch alle im gleichen Boot.“
Der Rapper seufzte und nahm sich sein Weinglas.
„Du weißt, du kannst unsere Welt nicht ändern.“
„Vielleicht sollten wir es nur stärker versuchen …“
Auf der anderen Seite der Welt hatte Mia sich die Zähne gebleicht, hatte zwei Stunden in der Sonne gelegen, war wieder duschen gegangen und hatte dann die Nachbarin, Hope, und ihre zwei Hunde begleitet. Keine Anrufe, keine Emails. Mia wusste gar nicht mehr wie es war einfach zu chillen und sie musste zugeben, es machte Spaß einfach mal auf der Couch zu liegen, Chips zu essen und Fernsehen zu gucken. All das änderte nichts daran, dass Donghae permanent in ihrem Kopf war.
Der Kopf wurde abgelenkt, als Jessi anrief und sagte, dass wenn Mia sie später abholte, dass sie sich gescheit anziehen sollte, weil sie zu Ashley – einer Arbeitskollegin – fahren wollten um zu chillen. Mia hatte kein Problem damit, Ablenkung war gut.
Mia holte Jessi nach der Arbeit ab und gemeinsam fuhren sie in die Peachtree Mall um sich mit den Mädels zu treffen. Sie wunderte sich nicht das Melanie, Vanessa und Ashley cool waren – Jessi hing eigentlich immer nur mit coolen Leuten rum. Am Freitag Abend wollten sie weg gehen und was brauchte man dazu? Richtig: Partyoutfits. Amerika … das Land in dem der Stoff ausgegangen war.
„Guck mal, dass ist ein cooler Rock“, sagte Mia und hob einen schwarzen Rock hoch. Melanie und Jessi fingen an zu lachen.
„Marissa … das ist ein Kleid … du Nudel“, korrigierte sie Jessi und Mias Augen wurden groß.
„Das?! Kleid?! Aber.., wo hört das denn auf?!“
Jedenfalls nicht sehr viel tiefer unter dem Hintern.
„Ich merk schon, die Zeit in Korea hat dein Modeempfinden verändert …“
In Korea wäre sie nie im Leben so weg gegangen und trotzdem war sie schon manchmal mit ihren gewagten Outfits aufgefallen.
„Probier‘s doch mal an – wir machen die Jury“, schlug Melanie vor und die Mädels machten so lange rum, bis Mia es tatsächlich anprobierte.
„Wow, das sitzt wie angegossen.“
„Das sieht echt geil aus.“
„Ich fühl mich nackt!“, jammerte Mia und so wurde das Kleid zurück gehängt. In einem anderen Laden fand Mia ein Kleid was ihr gefiel, es zeigte viel Rücken, viel Dekolletee, aber es war bodenlang. Oben war es weiß und weiter unten fing ein hippie-ähnliches Muster an.
„Okay, das ist auch schön“, sagte Jessi, auch wenn sie den Eindruck machte, als wollte sie es kürzen.
Später landeten sie dann beim Chinesen um sich Hände und Füße machen zu lassen. Aus Gewohnheit sprach Mia mit ihnen die paar Brocken Chinesisch, die sie in den letzten Monaten gelernt hatte und verwunderte damit die Angestellten, die daraufhin dachten, Mia spreche fließend Chinesisch. Eines musste man ihnen lassen, geschickt waren sie. Mia hatte sich Gel auffüllen lassen und dann zauberte die eine Frau mit ein paar Pinselstrichen ein wunderschönes Muster auf ihre Nägel und Füße, dass Mia wirklich fasziniert war.
„Hey Jessi, gibt es hier in der Mall einen guten Friseur?“
Ihre Freundin schaute Mia vorwurfsvoll an.
„Wenn ich dir nicht verrate, wo ein Friseur ist, schneidest du dir dann nicht deine wunderschönen, langen Haare ab?“
„Nein.“
„Du willst dir DIE Haare schneiden? Bist du verrückt? Ich würde töten um solche Haare zu haben.“
„Es ist egal was ihr sagt, ich will kurze Haare und ich hatte das schon! Und ich sah trotzdem gut aus!“
„Da hat sie Recht“, musste Jessica zugeben, auch wenn es ihr nicht passte.
Mia tigerte alleine los. Die anderen wollten noch nach Schuhen gucken und würden dann was essen gehen. Da sie beim Friseur eine Weile beschäftigt sein würde, würde sie dann erst später essen.
Die Friseurin schaute Mia auch ungläubig an, als sie erklärte, was sie wollte.
„Are you sure? I mean you have such a beautiful hair…“
„Yeah, I‘m pretty sure“, bestätigte sie. Wieso machten sich alle so irre? Es waren Haare! In drei Jahren wären sie wieder so lang.
„Have you thought about selling your hair? It‘s long and really healthy.“
„Would you buy it?“
„Sure.“
Na also, dann hatte ihre Haare zumindest noch einen guten Zwecken und würden jemand anderes erfreuen – und sie sparte dadurch unglaublich viel am Haarschnitt.
Mia war radikal. Die Haare hinten und an den Seiten waren am Ende nicht mal einen Zentimeter lang! Oben die Haare waren noch 5-6 Zentimeter, damit man sie stylen konnte und sie färbte sich die Haare blond! Jaejoongs Stimme tauchte in ihren Kopf auf, die ihr sagte das Blond doof war, doch bei kurzen Haaren war Blond auch wieder etwas anderes als bei langen Haaren und kurze Haare waren schneller gefärbt.
Als sie zu den anderen stieß, glaubten sie erst mal ihren Augen nicht und umrundeten Mia einige Male, bis sie wieder im Stande waren zu sprechen.
„Also … das ist zwar ganz schön krass … aber es sieht gut aus“, gab Jessi ihren Segen.
„Das sieht voll geil aus! Auch wenn die langen Haare schön waren …“, meinte Melanie.
Zur gleichen Zeit war in Seoul schon tiefe Nacht und trotzdem schlief nicht jeder. Donghae lag wach in IHREM Bett und starrte in die Dunkelheit. Er war davon überzeugt das sie zurück kommen würde, er machte sich nur Sorgen über das ,wann‘. Mia war stur und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie schwer davon abzubringen. Und der Gedanke, dass sie irgendwo auf dieser Welt war und dachte, dass sie daran Schuld war, wenn seine Karriere zu Grunde ging, trieb ihm Tränen in die Augen. ER wusste dass sie sich Vorwürfe machte und deswegen selbst quälte, doch im Moment gab es nichts was er tun konnte.
Mia ging es eigentlich gar nicht so schlecht. Sie saßen bei Ashley zu Hause, hatten sich Pizza von Pizzahut geholt und tranken Vodka mit Ahoi Brause. Sie konnten nicht wirklich lange machen, denn die Mädels mussten ja Morgen arbeiten, aber so ein wenig konnte man den Feierabend schon genießen. Amis waren ein lustiges, geselliges Völkchen und ganz anders gestrickt als Koreaner. Wenn man hier ein Mädel kennen lernte, wurde man sofort gedrückt und es wurde gequatscht, man verabredete sich und wurde Facebook-Freunde, was in Mias Fall schwierig war, da sie ja kein Facebook mehr hatte. Zugegeben, in diesen ausgelassenen Stunden an diesen Abend vergaß Mia mal vollkommen, dass sie eigentlich auf der Flucht war und versuchte sich stattdessen, an das ungewohnte Gefühl von kurzen Haaren zu gewöhnen. Nebenbei lief eine heiße Diskussion über das Weltende am 21. Dezember 2012.
„It‘s just bullshit. This calendar is like what? 3.000 years old? If somebody told me to make a calendar, I would stop after 3.000 years too and let somebody else later continue it“, sagte Mia.
„True, but the Mayas has always been very stricked, you have to check out their calendar, the stuff‘s getting true but the end of the calendar doesn‘t mean the world‘s gonna stop“, erklärte Jessi.
„It means a new era“, schlussfolgerte Mia.
„But they do say that the new era starts with a big desaster. Just look at the last years, earthcrakes, Tsunamis, they say it‘s getting worse and worse until it‘ll reach like the final topping“, meinte Vanessa.
„Hey, Alexander McQueen died – how much worse can it get?“, sagte Mia und die anderen lachten.
„But for real, all this end-of-the-world talk is messing with our brains. Remember when we were kids and we thought that at the year 2000 we all gonna die? As a kid I was so scared of dieing!“, beschwerte sich Ashley und die anderen nickten.
„Let‘s make a shirt like we survived … like what .. 18 ends of the world“, schlug Mia vor.
Nichts desto trotz wurde sie an Super Junior erinnert, daran dass sie in Tibet eine falsche Prophezeiung zum Weltende verbuddelt hatten. Eines musste sie sich eingestehen, sie konnte am anderen Ende der Welt sein, Super Junior würde sie nicht so schnell los werden. Vielleicht sollte sie sich einer Sekte anschließen, die Gehirnwäsche machte – in Amerika sollte es so was ja öfters geben. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich schon den Armish beitreten … nein, das war auch keine wirkliche Alternative.
Der Abend mit den Mädels war cool, doch nachdem sie zurück nach Hause gefahren waren, hatte sich Mia noch einmal zu Nates Bar geschlichen. Es war noch nicht einmal 12 Uhr, doch saßen nur noch ein paar Leute an der Bar.
„Wow – what the hell happened to you?!“
„Haircut“, sagte Mia grinsend und der Barbesitzer schaute sie skeptisch an.
„New country, new friends, new hair – I‘m getting the feeling you are trying to hide something“, kam es im Singsang von neben. Langsam drehte sich Mia zu dem Mann, nur zwei Barhocker von ihr entfernt. Er sah ordentlich aus, gepflegt – arrogant und überheblich, eine Mischung zwischen Chuck Bass und Damon Salvatore.
„And you are … Special Agent of the X files? Wanna see my intergalacitic ID?“
Nate fing an zu lachen und klopfte auf den Tresen.
„That is Liam Payne, just ignore him.“
Der Mann zog die Augenbrauen hoch und trank seinen Scotch. Die meisten hier tranken Bier und es war auffällig, sein ganzes Erscheinen war auffällig und irgendwie hatte Mia das Gefühl, dass diese Typ Ärger bedeuten würde.
** Denkt daran, ich bin ab heute bis zum 30. September in Urlaub 🙂 **