Sie war auf einem Konzert, um genau zu sein war es eine Super Show. Mia stand in der sich leerenden Halle und schaute sich um. Die Halle sah aus wie ein Schlachtfeld.
„Du!“, donnerte eine Stimme. Sie drehte sich um und fand einen massigen Security vor sich.
„Kommst du nun mit?“
Mia wusste nicht was er meinte, doch sie nickte nur und folgte ihm hinter die Bühne. Ein paar andere Mädchen standen dort auch und sahen ziemlich fertig aus, sie waren wohl Fans. Mia fragte sich wie sie hier her gekommen war, doch es musste nicht alles einen Sinn ergeben, sie war hier.
Donghae, Leeteuk und Sungmin kamen um die Ecke. Sie hatten Jogginghosen an und Handtücher über den Schultern hängen – sie kamen wohl gerade aus der Dusche. Sie liefen langsam an der Reihe von Mädchen vorbei und schauten sie sich an. Donghae blieb vor Mia stehen und ihre Blicke trafen sich.
„Ich will sie.“
Ohne genau zu wissen was geschah, nahm er Mia an die Hand und zog sie weg, weg von Leeteuk und Sungmin, weg von den Mädchen. Er öffnete die Tür und zog sie hinein.
„Den ganzen Abend beobachte ich dich schon …“
Mit hungrigen Augen schaute er sie an.
„Wie du auf deine Lippen beißt …“
Mia bemerkte das nicht, bis er es sagte und hörte auf. Grob packte er sie und zog sie zu sich, presste seine Lippen auf ihre und ihr Mund öffnete sich. Sein Körper presste sich gegen ihren und Mia spürte, wie er sie wollte. Seine Hände machten sich an ihren Kleidern zu schaffen. Sie stöhnte leicht, hob ihre Arme, damit er sie aus dem Shirt peelen konnte. Ihre nackte Haut berührte sich und Donghae manövrierte sie durch den Raum, bis zu einer Kommode. Er hob ihre Hüfte an, bis sie auf dem Möbelstück saß. Seine Hände zerrten an ihrem Rock.
„Oh Mia …“
Und dann spürte sie ihn in sich…
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Keuchend wachte Mia auf. Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie brauchte ein paar Momente um sich zu besinnen. Sie war nicht bei Donghae, sie war in Alabama, in ihrem Bett, alleine. Wie unbefriedigend. Sie ließ den Traum Revue passieren und schüttelte den Kopf.
„Dieses Gewissen …“, murmelte sie.
Es war gerade mal 5 Uhr, aber an Schlafen war jetzt nun wirklich nicht mehr zu denken. Sie ging zuerst eine Rauchen – die berühmte Zigarette danach, dachte sie und grinste. Dann ging sie duschen.
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Als Jessi aufstand und runter kam schaute sie verwirrt.
„Warst du duschen?“
„Jup“, sagte sie locker und ging noch eine rauchen.
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Ihr Plan war es gewesen, nachdem sie Jessi abgesetzt hatte, wieder nach Hause zu fahren und sich noch mal hinzulegen. Zuhause angekommen war sie aber wach – vielleicht war es auch nur ihr Körper, der keine Lust auf ihr Gewissen hatte, was sie hinterrücks im Schlaf angriff. Also machte sie etwas Workout. Das ganze ungesunde Essen und das Faullenzen fühlten sich einfach nicht gut an und sie vermisste Mandu. Mit Kopfhörern bewaffnet machte sie zwei Stunden lang Training im Wohnzimmer, bis sie sich zu Tode erschreckte, als Liam gegen die Treppe gelehnt da stand und sie beobachtete.
„Holy shit!“, fluchte sie und hielt sich das Herz.
„You should learn to lock the door.“
„Let’s try it right away. You go outside, I’ll try it.“
Amüsiert grinste er.
„Don’t be like that. You should thank me for keeping your little secret…“
„It’s not like I wouldn’t need to pay for that.“
Diese Mischung zwischen Damon Salvatore und Chuck Bass ging ihr auf die Nerven und sie verstand wieso Elena und Blair immer so genervt waren.
„Hey, you’re coming to Columbus tonight?“, fragte er sie neugierig.
„To the bar crawl, jup.“
‚Bar Crawl‘ war wie ‚Nacht der Clubs‘ in Frankfurt – man zahlte einmal Eintritt und konnte dann überall rein. In Frankfurt fuhren die ganze Nacht hindurch Busse um Leute von einer zur anderen Location zu bringen. In Columbus war das etwas kleiner, hier spielte es sich alles auf einer Straße ab.
„Oh great, so you can be my date.“
„No. I won’t. I’m going there with my girls – I’m so sorry.“
„Well, we’ll see each other anyway – I’m good in finding … things…“
„I figured that.“
Mia ging zum Kühlschrank und holte sich etwas zu trinken und reichte ihm ein Bier. Verwundert zog Liam die Augenbrauen hoch.
„It doesn’t seems like you’d leave, so I can at least try to offer you a drink.“
„Fair enough.“
Er zuckte mit den Schultern und nahm die Flasche entgegen. Mia öffnete die Tür zum Garten, sie mussten nicht vorne sitzen, zu viele Nachbarn beobachteten, was in der Gegend los war.
„So tell me, what’s your big secret?“
„I’m not gonna tell you!“
„Well … was just wishful thinking. But it must be big, if your hiding in the middle of nowhere.“
„Is that why you’re here to? Hiding?“
Er machte einfach nicht die Eindruck als gehöre er hier hin, er war spitzbübisch, wirkte intelligent, war charmant, sicher hatte er studiert…
„From time to time I like this provincial life …“, murmelte er und nippte am Bier.
„That’s what you call it…“
Mia schaute sich um, ja, es war ruhig, es war aber auch Housing. Hier gab es nichts außer breiten Landstraßen, vereinzelte Sackgassen, in denen ein Haufen Häuser des gleichen Baustils standen und ab und an eine Tankstelle oder einen Supermarkt – Housing eben, jedoch besser als in einem schlechten Viertel in Columbus zu leben, wo tatsächlich Leute von vorbeifahrenden Autos erschossen wurden. Sowas gab’s hier tatsächlich.
In Seoul war alles um die Ecke, eigentlich egal wo man wohnte, denn überall gab es diese kleinen Supermärkte, die einem mit dem wichtigsten versorgten. Selbst in Columbus war das nicht so, alles lag weit auseinander, in einer Mall oder auf einem kleinen Strip hatte man zumindest mal ein paar Läden beieinander, doch ansonsten war man hier eindeutig auf ein Auto angewiesen. Kein Wunder, dass in Amerika die Teens mit 16 ihren Führerschein machen durften.
„Don’t you wanna tell me what’s the price for you to keep my secret?“
„Be patient – let me enjoy this situation between us a little longer …“
Da war wieder dieses süffisante Lächeln.
Schließlich wurde sie ihn doch noch los und ging duschen. Sie legte sich auf die riesige Couch und machte den Fernseher an.
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Irgendwo waren sie. Es sah wild aus, exotisch. Mia schaute sich um und entdeckte einige Super Junior Mitglieder. Sie waren in einem Hotel und Lily war auch da und einige andere. Die Architektur des Hotels erinnerte sie an Manrique, futuristisch und zugleich in die Landschaft integriert. Es war Nachmittag oder früher Abend, die Sonne stand nicht mehr so hell am Himmel, doch es war warm. Durch ein Fenster in eines der Restaurants beobachtete die Leeteuk und Donghae. Sollte sie rein gehen?
„Hallo Mia.“
Sie drehte sich um und fand einen lächelnden Sungmin vor sich.
„Möchtest du mit mir spazieren gehen?“
„Sehr gerne“, entgegnete sie und lächelte.
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Die Landschaft war skurril, wüstenähnlich, mit einem weitläufigen Palmengarten angelegt. Noch immer konnte sie geografisch nicht ausmachen wo sie war, doch es spielte auch keine Rolle.
„Deine Freundin ist etwas schüchtern?“
„Ja, ein wenig“, entgegnete sie und dachte an Lily.
„Ich habe versucht mit ihr zu sprechen, doch bei dir fällt mir das viel leichter…“
Sie wusste nicht was sie entgegnen sollte und lächelte verlegen. Eine Weile gingen sie spazieren, unterhielten sich über Seoul, über Mias Erfahrungen dort im Urlaub und fanden einige Gemeinsamkeiten. Während sie so nebeneinander her liefen und reden, griff er irgendwann nach ihrer Hand. Verwundert schaute Mia runter, wie sich ihre Finger mit Sungmins verstrickten. Er folgte ihrem Blick und lächelte sie an. Mia Herz schlug ziemlich schnell, es kam unerwartet, doch sie war nicht abgeneigt. Bisher hatte sie keinen Favoriten bei Super Junior gehabt, sie hatte sie als Band gemocht, als großes Ganzes. Sie kamen wieder am Hotel an und Sungmin wollte etwas sagen, als Leeteuk und einige andere, begleitet von Lily und ein paar anderen Mädchen raus kamen.
„Da seit ihr ja! Kommt, wir gehen zum Abendessen!“
Sungmin und Mia fuhren auseinander und schauten verlegen weg.
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Das Restaurant erinnerte Mia an tibetische Verhältnisse. Es war klein und beengt, sie saßen auf dem Boden. Mia und Sungmin waren voneinander getrennt worden. Ryeowook und Donghae saßen neben Mia an einem der kleinen Tische und unterhielten sich. Immer wieder schaute sich sich um nach Sungmin und wenn sich ihre Blicke trafen, lächelten sie.
Sie konnte es kaum abwarten, bis das Essen zu ende war und sich alle wieder durch die niedrige Tür quetschten. Gemeinsam in der Gruppe gingen sie zurück und plötzlich waren alle weg. Mia stand alleine in der Hotellobby, ihr Herz pochte noch immer. Sungmin, damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie setzte sich raus in den Garten, zu verwirrt um etwas anderes zu tun. Und dann stand er vor ihr.
„Sungmin…“
Erschrocken stand sie auf, als er zu sich zog …
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Mia schlug die Augen auf und schaute sich panisch um. Sie war nicht in einem Garten, sie war im Wohnzimmer und sie knutschte auch nicht mit Sungmin rum! Seufzend schloss sie die Augen. Das musste aufhören. Ihr Herz schlug noch immer wie wild. Was versuchte ihr Gewissen ihr zu sagen? Sungmin? Wirklich? Irgendwie war der Sungmin aus ihrem Traum sexier gewesen. Sungmin konnte sexy sein, keine Frage, doch in der Regel war er ein junger, gutaussehender Mann, den man einfach nur gern haben konnte und stets für gute Gesellschaft sorgte. Man … wie sie die Jungs vermisste.
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Auf der anderen Seite der Welt hätte Zoey alles getan um Super Junior los zu werden. Sie stand in einem völlig verlassenen Dorm, dabei war es fast 2 Uhr nachts und die Jungs mussten früh raus. Sie hatten eine riesige Autogrammstunde. Zoey hatte Leeteuk und Eunhyuk um kurz nach 12 Uhr, nach Sukira, Zuhause abgesetzt. Was tat sie hier? Kim! Der Manager hatte ihr geschrieben, ob sie geprüft hatte, ob alle zu Hause waren.
Nein, hatte sie nicht. Zoey redete sich ein, dass die Jungs alt genug waren um verantwortungsbewusst genug zu sein, zu wissen, dass sie ins Bett mussten, wenn sie am nächsten Tag einen anstrengenden Terminplan hatten. Letztendlich hatte ihr schlechtes Gewissen sie überrumpelt und sie war noch einmal ins Dorm gefahren. Und dort? Leer.
„Das gibt’s doch nicht!“
Wo waren die alle hin? Im besten Falle waren sie einfach geplatzt. Sie zückte ihr Telefon heraus und rief Yesung an.
„Hallo?“
Yesung versuchte sich müde anzuhören, doch Zoey wusste es besser. Sie wusste wenn er log, weil er einfach so schlecht darin war.
„Wo seid ihr?!“
„Schatz … wir sind zu Hause … du hast mich geweckt, was ist denn los?“
„Das ist lustig … ich stehe gerade in deinem Zimmer und du bist NICHT in deinem Bett.“
Yesung spielte mit dem Gedanken zu sagen, dass er in einem anderen Schlafzimmer schlief, doch dann fiel ihm ein, dass wenn Zoey bei ihnen zu Hause war, sie das ja schnell prüfen konnte.
„Was ist los?“, flüsterte Donghae.
„Zoey ist bei uns zu Hause“, flüsterte Yesung zurück.
„Also, wo seid ihr? Und ich sage euch, wenn ihr nicht alle in einer Stunde zu Hause seid, dann …“
Aus irgendeinem Grund wollte Yesung nicht heraus finden was ‚Dann…‘ bedeutete.
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Es war gar kein leichtes Unterfangen alle zusammen zu trommeln. Sie hatten sich einen freien Abend auf der Karosugil gegönnt, hatten sich dort aber in kleiner Gruppen aufgeteilt. Keiner wollte Zoeys Rache zum Opfer fallen, also schwärmten sie aus.
59 Minuten, nachdem Zoey mit Yesung telefoniert hatte, fielen die Super Junior Mitglieder in das Dorm ein. Zoey saß mit einer Tasse Tee in der Küche.
„Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?!“, fuhr sie die Band an.
„Wir sind … erwachsen…“, machte Eunhyuk einen Versuch, hörte sich dabei aber nicht sehr überzeugend an.
„Anscheinend nicht! Ihr müsst in drei Stunden wieder aufstehen!“
„Ist ja nicht so als hätten wir nicht schon weniger geschlafen …“, murmelte Yesung kleinlaut und wurde von einem bösen Blick gestraft.
„Ja, aber das muss doch nicht sein! Ihr könnt doch einfach zeitig ins Bett gehen, damit ihr Morgen ausgeschlafen seid!“
Es ging ihr nicht in den Kopf. Sie hätten fast volle 7 Stunden Schlaf haben können, aber nein, da trieben sie sich draußen herum.
„Zoey, ich weiß nicht ob dir aufgefallen ist, dass wir eine eingeschränkte Privatsphäre haben. Unser Leben ist so. Tagsüber arbeiten wir und ja, nachts gehen wir dann halt auch mal weg. Finde dich damit ab. Mia hat schon versucht uns zu erziehen und ist gescheitert, rechne dir deine Chancen nicht zu hoch aus…“, sagte er Jüngste trocken und drehte sich dann um, um in sein Zimmer zu gehen. Eine unangenehme Stille entstand. Unrecht hatte Kyuhyun nicht.
„Na ja … dann gute Nacht!“
Leeteuk überwand sich zu einem herzlichen Lächeln und ging nach oben. Die anderen folgten seinem Beispiel, bis Yesung und Zoey alleine in der Küche zurück blieben.
„Meine Chancen heute noch etwas Liebe zu bekommen stehen schlecht, hm?“
„Unglaublich schlecht …“, definierte Zoey es genau und verließ das Dorm.
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In Amerika war es gerade mal Nachmittag. Mia hatte ihre Tasche gepackt für den Abend und machte sich auf den Weg Jessi abzuholen. Zuerst fuhren sie in die Peachtree Mall ins Nagelstudio und ließen sich dort Nägel und Füße machen. Der Laden gehörte einer chinesischen Familie und auch wenn Mia Acryl nicht mochte, so kam man in Amerika nicht wirklich drum herum. Es gab zwar auch angeblich ‚Gel‘, doch so wie es in dem Studio roch, war das nur ein Acryl-Gemisch. Dafür waren sie super in Nail-Art und das war alles im Preis von 14 $ mit inbegriffen! Das waren Preise! Korea war ja schon um einiges günstiger gewesen als Deutschland, aber das hier schoss echt den Vogel ab. Mit ein paar wenigen, geschickten Bewegungen hatte Mia ein traumhaftes, buntes Muster auf ihren Nägeln.
In Korea hätte man das nie zugelassen. Sie bekam die Nägel normal gemacht und wenn sie zu einem Event ging, kam dann ein Stylist um ihr die Nägel entsprechend, dem Outfit angepasst, zu bemalen.
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Mit noch nicht ganz getrocknetem Nagellack gingen sie vorsichtig zum Foodcourt um sich Abendessen zu holen.
„Also, wir treffen uns mit den anderen im ‚Scruffy Murphy’s‘ und dann schauen wir mal … Phillip kommt übrigens auch …“
„Jessi…“
„Ich mein ja nur.“
Es war kurz vor 20 Uhr als sie bei Melanie ankamen. Die anderen waren noch nicht da und während Jessi sich daran machte Melanie die Haare zu machen und sie zu schminken, schminke Mia sich selbst. Mit einem Spiegel ausgestattet, setzte sie sich in den Garten und machte sich selbst daran sich fertig zu machen.
Ester, Melanies Mom, setzte sich irgendwann zu ihr und sie quatschten.
Nach und nach kamen immer mehr Leute. Zwei weitere Arbeitskolleginnen kamen und ließen sich von Jessi fertig machen. War es so schwer sich zu schminken? Noch nie im Leben hatte sie sich von jemanden schminken lassen – außer jetzt bei Fotoshootings, Events, Konzerten etc. Aber wenn sie zu Hause war und wollte weggehen, dann machte sie sich selbst fertig. Aber gut, hatte auch nicht jeder ein Händchen für so was. Zumindest gab es Mia Zeit alle kennen zu lernen. Da sie fahren würde, würde sie kein Alkohol trinken. Als sie das Haus verließen waren die meisten schon angeschwipst – irgendwie war es doof als Nüchterne unter Betrunkenen zu weilen.
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Mit einigen anderen trafen sie sich im Irish Pub, so wie besprochen. Es war leicht Anschluss zu finden, immerhin waren es Amerikaner und hey, sie waren angetrunken – das erleichterte die Kommunikation noch mehr. Mia lernte auch Phillip kennen. Er war ein netter Kerl, zweifellos betrunken, denn er erzählte Mia seine halbe, dramatische Lebensgeschichte, aber das war schon okay. Zumindest lenkte es sie von ihrem eigenen Drama ab und das war super.
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In Seoul war es Zeit für Super Junior aufzustehen. Donghae ging runter in die Küche und blickte in die traurigen Gesichter von Ryeowook, Sungmin und Leeteuk, die wehleidig über Bildern von Mia saßen.
„Sie kommt zurück“, sagte Donghae bestimmend und schüttete sich einen Kaffee ein.