Der Abend war sehr angenehm gewesen. Sie hatten auf dem Balkon gesessen und Backgammon gespielt. Nebenbei hatte Jaejoong versucht sie abzufüllen, in der Hoffnung, sie bei dem Spiel zu schlagen, doch irgendwann führte es nur dazu, dass sie einschlief.
Jaejoong saß ihr gegenüber und betrachtete die junge Frau. Es wäre so einfach gewesen Leeteuk anzurufen und her zu bestellen, doch irgendwie wollte er sie an diesem Abend für sich haben. Sobald sie sich ‚geoutet‘ hatte, würde sie ohnehin im Stress sein und Donghae passte es ohnehin nicht, wenn sie so oft bei ihm war. Deswegen beschloss er sie für diesen Abend zu behalten.
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Mia wachte auf und wusste erst einmal nicht so recht wo sie war. Langsam, ganz langsam, kam der gestrige Abend zurück ins Gedächtnis und langsam drehte sie sich um. Jaejoong hatte sie fest in seinen Armen eingeschlossen und schlief noch. Mia war angezogen, also war sie erst einmal beruhigt. Sie schloss die Augen und kuschelte sich an ihn heran. Sie vermisste Donghae, vermisste es mit ihm zu kuscheln und jetzt musste Jaejoong her halten.
Sie schlief noch einmal ein. Irgendwann rührte sich Jaejoong und sie wachte wieder auf.
„Guten Morgen …“, murmelte sie verschlafen.
„Guten Morgen“, grinste Jaejoong sie an.
„When did I fall asleep?“
„Around midnight.“
„Oh.“
Mia streckte sich und Jaejoong stand auf.
„Breakfast?“
„No thanks.“
Ihr Magen war definitiv noch nicht wach. Laut der Uhr war es gerade mal kurz nach 8 Uhr, ihr Magen würde frühstens in 3 Stunden aufwachen.
„Ich muss bald los, wenn du willst kannst du hier bleiben.“
„Danke, aber ich muss noch etwas nachdenken …“
Mia hatte immer noch keine Ahnung was sie als nächstes tun wollte, aber sie wusste, dass es ihre Probleme nicht löste, wenn sie sich bei Jaejoong versteckte.
„Du solltest dich bald entscheiden. Bei SM ist wegen dir eine ziemliche Aufruhr…“
„Danke, bist du mit Rosalie verwandt?“ Ihrem Gewissen, dass ihr eh schon zu schaffen machte.
„Mit wem?“, fragte JJ irritiert.
„Schon gut …“
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Eine Stunde später war sie wieder im Hotel und ging duschen. Es war unglaublich wie schnell sie jetzt nach dem Duschen fertig war und das alles wegen Haaren! Wahnsinn.
Es gab zwei Möglichkeiten. Die eine war, dass sie zu SM fuhr und sich Kim stellte. Die andere war, dass sie es sein ließ und ihre letzten Tage der Freiheit ausnutzte und dabei versuchte zu ignorieren, dass sie die Konfrontation nur aufschob. Aufschieben hörte sich in diesem Moment toll an.
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Es folgte ein weiterer touristischer Tag. Sie fuhr mit der Bahn nach Insagong und ging dort etwas bummeln. Dort gab es dieses süße Einkaufszentrum, welches sich wie ein Schneckenhaus nach oben wand und ganz oben war ein schönes Café, in dem Mia dann auch tatsächlich, um kurz vor 12 Uhr, frühstückte. In Insadong standen nicht so viele Hochhäuser und von dem Café aus, hatte man einen guten Überblick über die Umgebung. Es war ein sonniger, schöner Tag und all die Sorgen und Probleme schienen weit weg zu sein.
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Nach Insadong fuhr sie zur Karosugil. Tagsüber würde sie hier niemanden in die Arme laufen und so nutzte sie die Gelegenheit um etwas einkaufen zu gehen.
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Der Tag schritt voran und es war kurz nach 18 Uhr, als Teukie mal wieder kurz vor’m Verzweifeln stand.
„Schau, heute war sie in Insadong! Das gibt es doch nicht! Es bringt nichts zu wissen wo sie war, wir müssen wissen wo sie hin geht oder sie muss irgendwo mal länger bleiben … Wir müssen ihr einen Schritt voraus sein!“
Donghae saß vor seinem Laptop. Wie gesagt, er unterstützte die Schnitzeljagd nicht, aber das Gejammere fing an ihn zu nerven.
„Zeig mal her was du schon hast.“
Leeteuk reichte ihm das Iphone und Donghae schaute sich die Bilder an, die von den Fans eingereicht worden waren.
Leeteuk und Eunhyuks Blick hing auf Donghae, in der Hoffnung dass er eine Erleuchtung hatte.
„Ich weiß wo sie als nächstes hingeht“, sagte Donghae locker und reichte Teukie das Telefon wieder.
„Was?!“, kam es von den beiden.
Donghae war bewusst, dass er sie jetzt nicht mehr los kriegen würde. Leeteuk textete jetzt schon den anderen Verschwörern und Eunhyuks Blick sagte ‚Du lässt uns jetzt nicht hängen, oder?!‘. Dabei wusste er gar nicht so recht, ob er ihr einfach so gegenüber treten konnte. Wenn sie hier war, wieso suchte sie ihn dann nicht? Vor was hatte sie solche Angst, er war ihr Mann, verdammt noch mal. Als sich dann auch noch Sungmin, Ryeowook und Hangeng mit Dackelblick vor ihn stellten, klappte er den Laptop zu.
„Na gut, fahren wir los.“
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Die Fahrt und die Parkplatzsuche dauerte fast eine Stunde, doch dann standen sie an der Banpo-Brücke. Eunhyuk schaute sich verdutzt um.
„Wieso denkst du, dass sie hier ist?“
„All die Bilder sind Locations von unserem ‚Seoul‘ Video. Doeksungu, Insadong, die Szene mit den Herzen … ist euch das nicht aufgefallen?“, ungläubig schaute er in die Runde, überrascht, dass er mal derjenige war, der auf etwas kam und nicht die anderen.
„Jetzt wo du es erwähnst …“, gab Leeteuk zu und schaute sich um.
„Die Banpo-Brücke ist das Einzige, was noch fehlt.“
„Eben. Mal abgesehen davon liebt Mia die Wasserspiele. Ich weiß nicht ob es Absicht ist, oder ihr Unterbewusstsein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie zu den Wasserspielen geht. Wir müssen uns nur hinsetzen und abwarten“, meinte Donghae und in Gedanken wurde der Satz erweitert um ‚und nicht von Fans entdeckt werden, die eine Massenpanik hervorrufen, die Mia gleich zeigen, dass wir hier sind und sie dann wieder abhaut.‘.
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Die Wasserspiele würden um kurz nach 20 Uhr stattfinden und nach und nach füllte sich das Ufer mit Zuschauern. Obwohl es so viele Menschen waren, waren sich die meisten ziemlich sicher, dass sie einen blonden Struwwelkopf in der Masse finden würden. Das war auch Eunhyuks Vorteil im Moment – er stach aus der Masse heraus.
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Mia hatte auf der Karosugil zu Abend gegessen und überlegte, wo sie als nächstes hin könnte. Es war noch früh, kurz nach 19 Uhr und sie wusste nichts mit sich anzufangen. Langweile, eine völlig neue Erfahrung.
Sie setzte sich also in die U Bahn in Richtung Express Bus Terminal. Von dort aus konnte sie leicht zur Banpo-Brücke laufen. Sie würde sich Knabbersachen holen und an die Brücke setzen. Stunden könnte sie dort sitzen und nichts tun.
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„Da!“
Ryeowook war mit einem Fernglas ausgestattet und erspähte Mia auf 2 Uhr, keine 100 Meter von ihnen entfernt, wie sie sich runter an das Ufer setzt. Das eine Wort reichte und alle rannten los!
Mia schaute auf den Hangang, als sie hektisches Getrampel hörte. Verwundert schaute sie sich um und sah dann, wie halb Super Junior auf sie zu gerannt kam. Aus Panik stand sie erst einmal auf, bewegte sich nicht.
Teukie war der erste der sie erreicht und fast umrannte. Er drückte sie feste an sich und über seine Schulter hinweg, sah sie, wie Donghae ein Stück weit entfernt stehen geblieben war und sie anstarrte.
„Mia, da bist du ja!“
Leeteuk knuddelte sie und gab sie dann frei, woraufhin die anderen sie umschlossen. Mia konnte nur müde lächeln, sie hatte das so nicht gewollte. Sie fühlte sich überrumpelt und einfach noch nicht bereit. Donghae bewegte sich nicht von der Stelle und als das den anderen auffiel, verstummten sie und schauten zwischen dem Paar hin und her. Ohnehin zogen sie viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich.
„Wir sollten irgendwo anders hingehen …“, murmelte Leeteuk und nahm sie bei der Hand. Teukie war da. Sie drückte dankbar seine Hand, es schien das erste Mal, seit sie weg gegangen war, dass sie nicht das Gefühl hatte zu fallen, Leeteuk hielt sie fest.
Dennoch bemerkte sie, wie Donghae Abstand hielt. Sie gingen zurück zu dem Wagen und Eunhyuk fuhr sie zu einem Restaurant. Sie fuhren nicht nach Hause, nein, sie blieben auf neutralem Grund. Keiner sprach im Wagen, Ryeowook schaute besorgt zu Donghae, während Sungmin sie aufmunternd anlächelte.
In dem Restaurant bekamen sie ein Separee. Als sich sich hinsetzten, schien wie ein Schalter umgelegt worden zu sein.
„Mia, wir haben uns so Sorgen gemacht?“
„Wo bist du denn gewesen?“
„Wieso hast du nicht mit uns gesprochen?“
Sie wusste nicht, wem sie zuerst antworten sollte.
„Mia, Kim hat das nicht ernst gemeint, es sollte ein Denkzettel sein“, sagte Teukie, der direkt neben ihr saß.
„Ich weiß.“
„Was?!“, kam es von einigen.
„Ich habe Jaejoong gestern getroffen. Er hat es gesagt.“
Verwirrung.
„Jaejoong? Aber wieso hat er nichts gesagt und wieso bist du nicht früher zu uns gekommen?“, wollte Eunhyuk wissen.
„Ich habe ihn darum gebeten nichts zu sagen, ich wusste nicht was ich euch sagen sollte. Ich habe Zeit gebraucht.“
Da begriffen sie, dass Mia eigentlich noch gar nicht bereit war zurück zu kommen, dass wenn sie soweit gewesen wäre, sie von alleine gekommen wäre. Donghae hingegen dachte an Jaejoong. Daran dass er ausgenutzt hatte, das Mia sich abschirmte und wieder fragte er sich, welche Gefühle der Sänger ihr gegenüber hatte.
„Ich bin weg weil ich Angst hatte. Angst um Donghae und seine Karriere. Jetzt, wo das alles nicht stimmt, komme ich mir so dumm vor.“
Eunhyuk wollte gerade eingreifen und ihr sagen, dass es nicht dumm war und dass er ihre Angst verstehen konnte, doch dann ergriff Donghae zum ersten Mal das Wort.
„Ja, es war dumm!“, fuhr er sie an und sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Wütend funkelten sie seine Augen an, dass sie es nicht schaffte den Blick zu erwidern.
„Wir … lassen euch kurz alleine.“
Der Älteste stand auf und bedeutete den anderen zu folgen. Das war etwas, was die beiden unter sich klären mussten. Als sie den Raum verlassen hatten, stand Mia auf und setzte sich neben ihn.
„Donghae …“ Sie griff nach seiner Hand, doch er zog sie weg.
„Du hast mich verlassen. Du. Hast. Mich. Verlassen. Mir sind die Gründe egal. Mia, du bist meine Frau und ich habe dich nicht wegen dem Visum geheiratet, sondern weil ich dich liebe, weil du die Frau bist, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will und wenn das bedeutet hätte, dass ich meinen Vertrag bei SM kündigen muss, dann wäre es so gewesen! Und weißt du wieso? Weil Familie wichtiger ist! Weil mir all das Geld und all der Ruhm egal ist, solange ich meine Frau habe, mit der ich eine Familie gründen will.“
Sie konnte nicht anders, sie fing an zu weinen.
„Ich weiß. Es tut mir leid.“
Sie hatte das getan um ihn zu beschützen, nicht um ihn zu verlieren.
„Ich denke eine Entschuldigung reicht nicht aus. Du musste dir Gedanken darüber machen, was du aus dieser Ehe willst und ich denke, ich sollte mir darüber auch Gedanken machen.“
Damit stand er auf und verließ den Raum.
Die anderen hatten – natürlich – draußen gestanden und gelauscht und schreckten jetzt auf, in dem hoffnungslosen Versuch so zu tun, als hätten sie nicht gelauscht.
„Wo gehst du hin?“, fragte Leeteuk seinen Schützling.
„Ich weiß nicht“, war die Antwort, die er bekam.
„Also dafür, dass er die ganze Zeit so locker war und fest davon überzeugt war, dass sie zurück kommt, ist er jetzt ganz schön wütend“, flüsterte Ryeowook.
Für die Bandkollegen war es eine schwierige Position. Sie verstanden wieso Mia überreagiert hatte, was zwar nicht bedeutete, dass sie es gut hießen, aber sie konnten es zumindest nachvollziehen und waren eben so sauer auf ihren Manager, ohne den das alles gar nicht geschehen wäre. Sie freute sich auch, dass ihre Assistentin wieder da war, nicht nur weil damit die Knechtschaft unter Zoeys Fuchteln beendet war, sondern weil sie alle eine tiefe Freundschaft mit der Deutschen hatten. In Anbetracht aber, dass Donghae ihr Ehemann war, war seine Position auch leicht nachzuvollziehen und er hatte nicht Unrecht. Keine einfache Kiste.
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Zurück in dem Raum fanden sie ein Häufchen Elend namens Mia vor. Mama und Papa platzierten sich links und rechts neben sie.
„Das wird schon wieder.“
„Er hat dich vermisst.“
„Er hat sich jeden Abend in den Schlaf geheult!“
Irritiert schaute Leeteuk zu Eunhyuk, der die Schultern zuckte – er versuchte zu trösten, alle Mittel waren recht!
Mia ging es dadurch nicht besser. Eunhyuk und Leeteuk mussten bald darauf zu Sukira, was sie mit Sungmin, Ryeowook und Hangeng zurück ließ.
„Noona, willst du nicht zumindest in deine Wohnung?“
Ryeowook hatte keine schlechte Idee. Sie wusste dass es heute zu heikel war, um ins Dorm zurück zu kehren. Donghaes Zimmer war von Henry und Zhou Mi besetzt und sie wollte ihm etwas Abstand geben, wenn es das war, was er braucht und ehrlich, sie fühlte sich auch nicht danach heute mit ihm in einem Bett schlafen. Die Möglichkeit dass er sie mit dem Kissen erstickte war zu naheliegend.
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Also fuhr sie mit den dreien zum Hill House.
„So … verwinkelt“, stellte Sungmin fest, als er aus dem Wagen gestiegen war. Wenn Mia das Hotel nicht verlassen hätte, hätten sie Mia nie im Leben gefunden. Jemals.
„Du warst 1,5 Wochen weg und all das hast du eingekauft?!“
Ryeowook schaute sich in dem Zimmer um. Mia hatte drei große Koffer und überall standen Handtaschen, Schuhe und Parfümfläschchen. Mia wusste nicht was ‚Frustshoppen‘ auf Koreanisch hieß und zuckte daher nur mit den Schultern.
„Amerika geht es schlecht. Ich habe die Wirtschaft unterstützt.“
Sungmin und Ryeowook tauschten einen vielsagenden Blick aus. Die drei setzten sich auf’s Bett und beobachteten wie Mia die ganzen Sachen zusammen suchte.
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Währenddessen stand Donghae vor Jaejoongs Wohnung und klingelte. Der Sänger traute seinen Augen nicht, als er Donghae durch die Kamera sah. Leeteuk hatte ihm ja geschrieben, dass sie Mia gefunden hatten, was wollte Donghae jetzt von ihm? Er ließ den Sänger rein und wartete, bis er oben ankam, um ihn dann in die Wohnung zu lassen.
„Wie kann ich dir helfen?“
„Du hast Mia versteckt.“
„Ich habe sie gedeckt. Ich habe sie gestern gefunden und habe sie zur Rede gestellt. Sie sagte mir, dass sie nicht wusste, wie sie dir gegenüber treten solle und dass sie Zeit brauchte ihre Gedanken zu ordnen. Ich wollte ihr diese Möglichkeit geben.“
Jaejoong fand nicht, dass er sich falsch verhalten hatte. Immerhin war er es gewesen, der den Tipp mit den Haaren getwittert hatte und hatte damit die Schnitzeljagd auf ein völlig neues Level gebracht.
„Ich hoffe du vergisst nicht, dass ich ihr Ehemann bist und nicht du.“
„Vielleicht solltest du das nicht vergessen, denn komischerweise stehst du hier, bei mir, anstatt bei ihr zu sein. Und ehrlich, sie war total verstört – jetzt verstehe ich auch warum.“
„Ich denke das ist eine Sache zwischen ihr und mir und schließlich ist sie weg gegangen.“
„Um dich zu beschützen. Ich denke ihr ist durchaus bewusst, dass du für sie Super Junior verlassen würdest, aber sie könnte das mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren. Sie könnte nicht damit leben, sich vorwerfen zu müssen, dass sie daran Schuld ist, dass du deine Welt verlassen hast nur für sie. Ehrlich, wenn ich du wäre, dann wäre ich viel besorgter sie wieder zu verlieren, als sauer auf sie zu sein. Ich würde sie festhalten und nie wieder gehen zu lassen. Stattdessen stehst du hier und markierst den eifersüchtigen Gockel, während sie sich von dir verstoßen vor kommt.“
Das war zu viel. Donghae würde sich nicht von IHM Ratschläge geben lassen. Und er war nicht eifersüchtig! Er hatte nur seine … Prinzipien … jedenfalls würde er sich eher die Zunge abschneiden, als zuzugeben, dass er eifersüchtig war. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ die Wohnung.