Zuhause. Es war ein haeloses Zuhause, aber immerhin. Mia war froh wieder hier zu sein und da die Katze jetzt aus dem Sack war, konnte sie auch wieder ihre koreanische Simkarte einsetzen. Danach war ihr Iphone gute 3 Minuten damit beschäftigt sie wie wild anzubimmeln, um sie darüber zu informieren, dass ganz viele neue SMS, Anrufe, Voicemails, Kakao Talk Nachrichten und Emails hatte. Da die Emails in den mittleren, dreistelligen Bereich gingen – alle Emailaccounts zusammen – legte sie das bimmelnde Ding schnell wieder weg. Die Hälfte davon würde sie ohnehin löschen und die andere Hälfte, wollte sie wahrscheinlich gar nicht lesen.
Die drei Super Junior Mitglieder blieben recht lange, als hätten sie Angst, Mia würde wieder abhauen, wenn man sie alleine ließe. Also saßen sie auf dem Balkon und schwiegen die meiste Zeit, bis Mia sie dann raus schmiss, mit der Ausrede, dass sie baden gehen wollte.
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Es wurde eine ziemlich schlaflose Nacht. Mia hasste es, wenn sie schlafen wollte, aber ihr Kopf einfach nicht die Klappe hielt. Um kurz vor 5 Uhr schlief sie dann doch ein, mehr oder minder aus Erschöpfung. Sie war ja auch den ganzen Tag unterwegs gewesen und kilometerweit durch die Stadt gelaufen. Der Schlaf endete recht schnell, als sie um 8 Uhr aus den Federn geworfen wurde.
„Ja hallo, hier ist Cho Eunkyung. Herr Kim bittet Sie um 9 Uhr am Meeting teilzunehmen.“
Mia war noch völlig schlaftrunken und schaute auf die Nummer. Ja, es war SME. Sie brummte ins Telefon und legte dann auf, drehte sich noch einmal um und dann fiel ihr Blick auf den Wecker.
„Was?!“
Verflucht, das war in weniger als einer Stunde! An diesem Morgen fühlte sie sich mir den kurzen Haaren gesegnet. Sie ging schnell duschen, schlüpfte dann in irgendwelche Klamotten und nahm sich ein Taxi. Ihr Beetle stand wohl noch im Dorm.
Sie kam drei Minuten zu spät, alle anderen waren schon da. Super Junior komplett und Kim und Yun. Alle starrten sie an und schon war es ihr peinlich zu spät zu sein. Aber hallo? Die Stadt war riesig! Man konnte sie nicht 54 Minute vor einem Meeting aus dem Bett werfen!
„Entschuldigt die Verspätung“, murmelte sie, verbeugte sich und nahm dann neben Leeteuk Platz, um die Ecke von Yun und Kim.
„Mia, ich mochte mich dafür entschuldigen, dass ich mitgewirkt habe, dass du dachtest, du wärst hier nicht mehr willkommen“, begann der Manager.
„Mitgewirkt?“, fragte sie ungläubig. Wer außer ihm war daran denn noch beteiligt?!
„Nun gut, völlig Unrecht hatte ich nicht. Sie alle haben diese Klauseln in ihren Verträgen, was natürlich nicht bedeutet, dass wir grundsätzlich jemanden aus der Band werfen. Es geht darum, während eine Band noch Aktivitäten hat, ein gewisses Image zu übermitteln. Heiraten ist da erst einmal nicht mit eingeplant, doch wie du auch an Shindong gesehen hast, sind wir durchaus bereit das Privatleben unserer Künstler zu respektieren und sie ihre eigenen Entscheidungen treffen zu lassen. Das Donghae eine andere Position und ein anderes Image innerhalb der Band hat, als Shindong, ist jedem bewusst. Fans reagieren bei ihm empfindlicher, was wir in unsere Planung einbeziehen müssen. Nichts desto trotz habt ihr jetzt schon geheiratet. Donghae ist ein Mitglied dieser Band, wie jeder andere und nur gemeinsam können sie funktionieren. Wie gesagt, ich entschuldige mich für meine drastischen Maßnahmen. Als Ausgleich habe ich dir für die versäumte Zeit auch nichts von deinem Gehalt oder Urlaub abgezogen.“
Mia stand ja kurz davor über den Tisch zu springen und ihm an die Gurgel zu gehen. Es hatte kaum ein Wochenende gegeben, an dem sie nicht gearbeitet hatte, kaum einen Tag, an denen sie keine Überstunden gemacht hatte. Wäre ja noch schöner, wenn er ihr Gehalt gekürzt hätte! Sie war zu wütend um etwas zu erwidern und diesmal konnte Teukie ihre Hand noch so liebevoll drücken, es half nichts.
„Es gilt jetzt zu besprechen, wie wir weiter verfahren. Sowohl was Mias Arbeit betrifft, als auch die Geheimhaltung dieser Ehe“, übernahm Yun das Wort und schaute sich in der Runde um.
„Also sie kann heute wieder anfangen und … nicht?“
Eunhyuk war völlig euphorisiert wieder Mia da zu haben – und dann traf ihn Donghaes Blick.
„Ich denke Mia sollte erst einmal im Backoffice Bereich arbeiten. Zurzeit liegen noch zu viele Spannungen in der Luft, als das man sich nach außen hin professionell verhalten könnte und sie ist auch gerade erst wieder zurückgekommen.“
Alle Augen lagen auf Donghae. Na toll, mussten sie jetzt Seiten beziehen? Aus Respekt Donghae gegenüber wohl schon und die Seite hieß ‚Donghae‘. Er war ihr Bandkollege, Teil ihrer Familie und solange Mia und Donghae ihre Differenzen nicht geklärt hatten, musste sie von der ganzen Sache etwas Abstand nehmen – auch wenn es ihnen nicht passte. Auch Kim passte das nicht. Die beiden hatten eine offizielle Beziehung, es war nicht so, als könnten sie tun was sie wollten.
„Ehm … okay. Mia, du kannst ja erst einmal in dein Büro gehen und dich dort an die Emails setzen?“
Kim versuchte es nicht so schlimm klingen zu lassen wie es war, scheiterte aber kläglich – das war auch der Grund wieso er Manager war und nicht Künstler.
Mia nickte nur. Sie hatte Kopfschmerzen bekommen. Sie stand auf und wollte gerade das Zimmer verlassen, als sie zwei feste Arme umschlossen. Es war hoffnungsvolles Denken, dass es Donghae war. In Wirklichkeit war es Siwon.
„Ich freue mich, dass du wieder da bist Noona“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie lächelte, drehte sich um und erwiderte die Umarmung.
Die anderen trauten sich nicht, nicht wenn Donghae im gleichen Raum saß, mit einer Gewitterwolke über dem Kopf.
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Und so landete sie wieder in ihrem alten Büro. Kairi und Sunmi schauten sie überrascht an, es hatte sich wohl noch nicht herum gesprochen, dass sie wieder da war.
„Guten Morgen“, sagte sie fröhlich und fuhr ihren Computer hoch. Was hatte sie erwartet? Das sie zurück kam und alles wäre wie vorher? Nein, das sicher nicht. Und es war auch gar nicht so schlimm. Sie würde hier sitzen und Anfragen bearbeiten, Statistiken machen und die Homepages aktuell halten. Vielleicht würde man ihr auch Facebook auf’s Auge drücken.
Zumindest war sie den Morgen gut mit Emails beschäftigt. Einiges war liegen geblieben und so arbeitete sie eine E-Mail nach der anderen hab, verdrängte SuJu und versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
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„Thank God you’re back!“
Zoey stürmte ohne Klopfen in das Büro und wurde von den beiden Kolleginnen finster angeguckt – was Zoey noch nicht einmal bemerkte. Sie stürmte auf ihre Freundin zu und drückte sie an sich.
„Another week and somebody would be dead …“
„Wir haben doch gesagt, dass sie furchtbar sind …“, flüsterte Kairi zu Sunmi. Mia erinnerte sich, wie die beiden Anfang des Jahres kein gutes Haare an Super Junior gelassen hatten und in Zoey fanden sie wohl die Bestätigung darin.
„Yeah, Sungmin told me that you took over them …“
„Mia, I just don’t know how you handle them without medical help. They are like a bunch of Chip & Chap on LSD.“
Mia grinste nur amüsiert.
„I’m serious, which medical help do you get?“, beharrte Zoey.
„None.“
„Fine, just deny it, one day I’ll discover your secret.“
„My secret ist hat I love them all.“ Die Welpen saßen so tief in ihrem Herzen drin, dass sie meistens gar nicht richtig auf sie sauer sein konnte.
„Holy shit – I didn’t know that you and Yesung had a history!“
„Not loving like THIS!“
Mia zwickte die Kanadierin in den Arm.
„Anyway, what are you hiding here for?“
„That’s a longer story …“
„Oh great, I wanted to have lunch anyway – want to go to the pizzeria?“
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Es war schon nach 14 Uhr und ja, sie hatte sich eine Mittagspause verdient. Auf dem Weg zu dem Restaurant erzählte Mia Zoey dann alles.
„Can you believe him? He should be happy that he’s got you back!“
In Zoeys Augen war natürlich Donghae vollkommen im Unrecht jetzt auf Mia sauer zu sein.
„But honestly, I can understand him, although I don’t like it.“
„Understand him?! Hello? He’s your husband, didn’t you swear to ‚in good and bad times‘?“
„Yeah, but I think I was the first one to break that rule“, schmunzelte Mia. Kaum hatten sich ‚bad times‘ angekündigt, war sie 9.000 km geflüchtet.
„That was something different“, beharrte Zoey und im Moment fühlte es sich auch gut an, dass einfach mal jemand auf ihrer Seite war.
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Nach dem Mittagessen ging Mia zurück zu SME, nur um da von Key und Jonghyun überfallen zu werden. Sie hatten in ihrem Büro auf sie gewartet und knuddelten sie fast zu Tode.
„Uns ist egal ob Donghae auf dich sauer ist! Wir sind unsere eigene Band und bei uns bist du jederzeit willkommen“, eröffnete ihr Key und Mia bekam das Gefühl nicht los, als würde sich SME in zwei Lager teilen.
„Mal abgesehen davon siehst du besser aus, deswegen mögen wir dich mehr“, fügte Jonghyun hinzu und sie schupste ihn leicht.
„Was denn? Ist doch so!“
Tadelnd blickte sie den Jüngeren an, doch es fühlte sich schon gut an wieder hier zu sein.
„Also, was sind deine Pläne?“
Key setzte sich auf ihren Schreibtisch und schaute sie erwartungsvoll an.
„Vergeltung? Weltherrschaft? Ich würde mir das von Kim nicht einfach so gefallen lassen.“
Kleiner Revolutionsanführer.
„Es ist egal.“
„Es ist egal?!“, fragten beide verdattert. Wie konnte das egal sein?
„Ich weiß nicht! Ich bin erst wieder gekommen und Donghae …“
Kim war ihr egal. Eines Tages würde Karma ihm sein Fett abgeben. Doch Donghae war etwas anderes und war alles, an was sie im Moment denken konnte. Key und Jonghyun tauschten einen traurigen Blick aus.
„Mia … du weißt, wenn das mit dir und Donghae nichts mehr wird … nur falls du es vergessen hast … ich bin Single“, meinte Jonghyun und hielt die Arme auf.
„Du bist auch verrückt“, kommentierte Key und Jonghyun ließ enttäuscht die Arme sinken, als Mia nicht – wie erwartet – zu ihm eilte.
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Um 18 Uhr machte sie Feierabend. So richtig Feierabend. So Feierabend mit Computer runter fahren und Geschirr in die Küche bringen. Eine Mission hatte die Deutsche aber heute noch zu bestreiten: Auto holen. Das Auto sollte, sofern es nicht jemand anders platziert hat, in der Tiefgarage von Star City stehen. Ihr Schlüssel sollte oben in der Wohnung liegen.
Sie nahm sich also ein Taxi und fuhr zum Dorm. Die Jungs sollten ohnehin nicht zu Hause sein und somit lief sie nicht Gefahr Donghae in die Arme zu laufen. Der Wachmann ließ sie rein und sie fuhr nach oben. Alles normal. Sie ging zu der Wohnungstür, scannte ihre Karte und gab den Code ein. Anstatt das sich die Tür öffnete, wurde sie von dem Apparat angepiepst und etwas stand auf Hangul auf dem Display, das Mia als ‚Zugang verweigert‘ interpretierte. Sie versuchte es auf’s Neue. Wieder nichts.
„You gotta be kidding me!“
Sie zückte ihr Telefon und rief Kim an.
„Ja, weißt du. Donghae möchte im Moment nicht dass du im Dorm wohnst, deswegen haben sie den Code geändert. Ich habe natürlich den Code, doch solange sie ihn dir nicht geben, darf ich ihn auch nicht heraus geben. Du solltest ihnen etwas Zeit lassen …“, erklärte der Manager, nachdem Mia ihr Problem geschildert hatte.
„Willst du mich veräppeln?! Das ist alles deine Schuld! Und ich darf jetzt nicht mehr ins Dorm! Es ist ja nicht so als will ich einziehen, nein, ich will den Schlüssel zu meinem verdammten Auto, dass DU mir gegeben hast, also babbel mich nicht voll dass du nicht autorisiert bist mir den dusseligen Code zu geben!“, motzte sie auf Deutsch um sich etwas Luft zu machen. Kim verstand kein Wort, verstand jedoch zumindest so viel, dass sie nicht glücklich war.
„Mia … reg dich nicht auf, wir bekommen dein Auto schon.“
„Weißt du was – vergesse es einfach. Auf Wiederhören.“
Nun war sie wirklich stinkig. Autolos und stinkig. Wer hatte mehr als ein Auto? Jiyong. Der war allerdings in Japan. Jihoon. Nein, auch keine Alternative. Und wenn sie sich ein Fahrrad kaufen würde, sie würde ihrem Auto nicht hinterher rennen. Niemals.
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Mia nahm sich ein Taxi nach Hause. Ihr war weder nach Lesen, noch nach Fernsehgucken. Sie saß auf ihrem Balkon und starrte vor sich hin. Früher war dies hier ihr Nest gewesen, ihr Ort, an dem sie einfach mal alleine sein konnte. Nun kam es ihr vor wie ein einsames Gefängnis.
Recht schnell wurde es ihr zu öde und sie fuhr zum Trainingscenter, um die Bambis zu besuchen. Es war fast 21 Uhr und ihr erstes Training wäre bald fertig. Sie wollte nicht in den Unterricht rein platzen und so bleib sie vor dem Raum stehen und wartete.
„Also ich denke dass wenn wir die Aufstellung umdrehen … Mia?“
Tyler hatte sich gerade mit Dongmin unterhalten, als er die Frau sah und sich sein Gesicht aufhellte.
„Noona!“
Shincho drängelte sich an seinem Bandleader vorbei und fiel der Frau in die Arme.
„Hallo“, murmelte sie und drückte den Jüngsten an sich.
„Ich habe euch vermisst…“
„Wir haben dich auch vermisst!“
„Wir nicht“, kam es von den Zwillingen gleichzeitig und ebenso gleichzeitig bekamen sie von Tyler eine Kopfnuss.
„Okay … wir haben dich vielleicht ein wenig vermisst …“, gab Jaeyoung zu und rieb sich den Kopf.
Dann stürmten ganz viele Fragen auf sie ein. Wo sie gewesen ist, was geschehen war, ob sie schon mit Kim gesprochen hätte, was mit Donghae war, ob sie ihnen etwas mitgebracht hatte … Mia konnte (und wollte) nicht alles beantworten und glücklicherweise, rief man die Bambis bald zur nächsten Trainingseinheit. Diesmal setzte sie sich dazu und schaute, welche Fortschritte sie getan hatten. Robo-Idols. Sie waren jetzt schon viel zu gut. Sie bewegten sich elegant und präzise und obwohl es nur ein Training war, war es dennoch schon unterhaltsam – auf eine gute Art und Weise. Wenn man sie jetzt auch noch geschniegelt in einheitliche Klamotten stecken würde und ihnen eine imposante Bühne gab, konnte eigentlich gar nichts mehr schief gehen.
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Das Training der Bambis endete um 23 Uhr. Mia hätte sie gerne nach Hause gefahren, aber sie hatte ja ihr Auto nicht. Nicht dass sowieso nicht alle in den Beetle gepasst hätten, darum ging es nicht. Sie hatten den Code geändert und ja, Mia ärgerte sich immer noch. Ein wenig.