In dieser Nacht schlief Mia im SHINee-Dorm. Key erzählten den anderen natürlich keine Einzelheiten und meinte einfach, dass es mit Donghae immer noch Knatsch gab und Mia mal hier schlafen müsste. Sie war dankbar dafür. Sie wollte nicht ins Dorm und eine eigene Wohnung hatte sie jetzt auch nicht mehr. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen auszuziehen. Mia wusste, dass sie zu Jiyong konnte, doch hier bei SHINee fühlte sie sich wohler, sie waren Familie.
Bis spät in die Nacht saßen sie wach, aßen Kuchen und tranken Soju – selbst Mia. Sie sangen Karaoke – selbst Mia – und tanzten durch die kleine Wohnung. Key hatte gestern Abend mit ein paar Freunden wohl in seinen Geburtstag gefeiert, weswegen er überhaupt an diesem Abend zu Hause geblieben war.
Es war fast 4 Uhr als sich Mia zu Jonghyun kuschelte und Arm in Arm schliefen sie ein.
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Gegen 9 Uhr wachten sie wieder auf. Der Feind namens ‚Wecker‘ erinnerte sie daran, dass sie zu arbeiten hatten, zumindest die Küken. Für Mia war es Wochenende und da sie Super Junior nicht begleitete, die zweifellos um diese Uhrzeit schon im Studio von Music Core saßen, hatte sie theoretisch frei. Und sturmfrei! Die Welpen würden erst am Nachmittag wieder zu Hause sein, höchstens Henry und Zhou-Mi würden ihr im Dorm begegnen, wenn überhaupt.
Eigentlich rechnete sie damit, dass der Makler sie wieder anrief um weitere Wohnungen zu besichtigen, doch der Anruf blieb aus.
Bevor sie nach Hause fuhr, schneite sie bei SME rein und ging die Emails durch, was sie gestern auf Grund von Kopf-Totheit nicht mehr geschafft hatte. Dann kam doch ein Anruf.
„Mia!“
Es war nicht der Makler, schlimmer, es war Heechul.
„Hi Heechul.“
„Wieso, um alles in der Welt, hast du Donghae DAVON erzählt?!“
„Weil eine Beziehung auf Aufrichtigkeit basieren sollte?“, startete sie den ersten Versuch, der bei Heechul nicht anschlug.
„So ein Blödsinn! Ehrlich, bekommt ihr denn gar nichts auf die Reihe? Ihr ward so nah dran!“
„Thanks for reminding me!“, keifte sie zurück, nun war ja aber mal gut mit Salz in der Wunde.
„Du weißt, du hast nur noch eine Möglichkeit das wieder hin zu biegen…“
Wollte sie es hören? Wollte sie es wirklich hören?
„Wie?“
„Also, du nimmst ein Holzbrett, schlägst ihm hart auf den Kopf und hoffst auf Gedächtnisverlust.“
„Is this going to be a serious conversation or can I just hang up?“
„Wieso so gereizt? Diesmal ist immerhin nicht Kim daran schuld, dass eure Beziehung kaputt ist – das hast du diesmal ganz alleine geschafft.“
„Bye Heechul …“
„Wait, wait, wait!“
„I just can do this right now! You might don’t know how it feels to beeing hurt and all, but I’m hurt and I feel terrible and I just can’t do this right now.“
„Tut mir leid … ich weiß nicht was ich tun kann.“
„Sei ein Freund.“
„Aber dann müsste ich Donghaes Freund sein. Doch damals, als sie wollten, dass ich auszog, hast du zu mir gehalten und deswegen halte ich jetzt zu dir.“
„Danke.“
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Mia war ja fast schon wieder aufgebaut, als ihr Iphone sie daran erinnerte, dass sie heute einen ‚Termin‘ mit Donghae zum Einkaufen hatte. Na das würde spaßig werden.
„Boden, du kannst dich jetzt auf tun. Ich befehle dir mich zu verschlingen!“
Sie schaute auf dem Teppich unter sich, doch nichts geschah.
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Bis 14 Uhr stürzte sie sich in Arbeit. Für die Super Show 4 gab es so viel zu tun. Die ersten Entwürfe für das Merchandise waren gekommen und Mia fand sie ganz schrecklich. Da machten die Jungs quietsch-bunte Teaser-Bilder und das Merchandise sollte dann monoton blau-weiß sein. Sie verstand es nicht. Man hätte so viele coole Sachen machen können, zum Beispiel Kopfhörer in verschiedenen, bunten Editionen, praktisch zu jedem Member und man hätte die coole Schrift von Mr. Simple auf die Shirt machen können und nicht so eine langweilige Schrift. Sie verstand es einfach nicht. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Fans es so oder so kaufen würden, wieso Mühe geben, für etwas, was sich auch ohne Mühe verkaufte? Also wenn sie da etwas mitzureden hätte, würden die Sachen ganz anders aussehen.
Schließlich fuhr sie den Computer runter und überlegte was sie tun könnte. Sie musste sich mal Luft machen, mal Zeit für sich haben, was bot sich also besser an, als spazieren zu gehen? Über dem Hangang würde die Welt ganz anders aussehen.
So machte sie sich auf den Weg. Mia war gerade 20 Minuten unterwegs und praktisch auf den ersten Metern über eine der Brücken, als ihr linker Flip Flop sich verabschiedet hatte. Dieser Noppen zwischen Daumen- und Zeigezeh hatte sich gelöst und wollte auch nicht mehr halten.
Super, sie verlor vielleicht ihren Ehemann, hatte ihre Wohnung schon verloren und nun das! Finster schaute Mia in den Himmel – in Richtung Gott. Der einzige Gedanke, der sie tröstete war, dass es kaum schlimmer werden konnte.
Von wegen.
Weitere 10 Minuten später begann es zu regnen, nur ein wenig. Natürlich hatte die Deutsche keinen schirm dabei! Wieso auch?! Die ganze Zeit hatten sie tropisches Klima gehabt und ja, heute waren vielleicht ein paar Wolken am Himmel gewesen, aber es hatte ja keiner mit Regen gerechnet. Anfangs war der Regen auch noch recht harmlos gewesen, doch es wurde mehr und mehr, bis sie mitten in einem ‚shanghai-artigen Monsunregen‘ stand, mitten auf der Brücke, jedes Ufer gut eine halbe Stunde entfernt. Mia blieb stehen, schon ziemlich nass. Es hatte keinen Sinn, auch wenn sie rennen würde, würde kein Stück von ihr mehr trocken sein, bis sie am Dorm ankam.
„DU ARSCH!“, rief sie in den Himmel und stampfte mit den Füßen auf. Als hätte Gott sie gehört fing es auch noch an zu donnern.
„IST DAS ALLES WAS DU HAST? ICH HABE KEINE ANGST VOR DIR! KOMM DOCH RUNTER UND STELL DICH, DU FEIGLING!“
Wild gestikulierte sie in den Himmel und die Autos auf der Brücke fuhren langsamer, um sich die Verrückte anzugucken.
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Komplett durchnässt kam sie irgendwann am anderen Ufer an. Sie fühlte sich wie letztes Jahr, als sie in so einen Regen geraten war. Deswegen war Mia auch klar, dass kein Taxi sie mitnehmen würde. Fische gehörten immerhin ins Wasser und nicht in ein Taxi. Sie schaute auf ihre Finger, die mittlerweile verschrumpelt waren. Da bleib nur eines: Laufen. Es war noch ungefähr ein Kilometer bis zu Star City.
Eine halbe Stunde später schloss sie die Tür auf und wollte hoch in ihr Zimmer, als Ryeowook sie mit einem hysterischen Schrei zum Stehen brachte und somit auch alle anderen anlockte.
„STOOOOP! Du tropfst ja alles voll!“
Die ganze ‚Spaziergeh‘-Aktion hat nämlich so lange gedauert, dass der Großteil der Jungs jetzt Zuhause war. Ryeowook stellte Mia also auf eine Mülltüte und legte Handtücher über sie – hochzugehen um sich trockene Klamotten anzuziehen wäre zwar produktiver, aber das würde ja bedeuten, dass sie quer durch die Wohnung laufen müsste.
„Wieso nimmst du denn keinen Regenschirm bei so einem Wetter?“, fragte er sie ratlos, nachdem er den Föhn geholt hatte.
„Das war nicht geplant!“, maulte sie zurück. Sie war nass, ihr war kalt und sie hatte Hunger. Das war eine ganz schlechte Kombination um ihr dumm zu kommen.
„Wann willst du wo einkaufen gehen?“, fragte Donghae gelangweilt, als er an den Kühlschrank ging. Die Deutsche schaute an sich herab und ihn dann entgeistert an.
„Not at all!“
„Kim hat es in unseren Schedule eingetragen.“
„Ich habe in zwei Stunden Training.“
„Gut, dann gehen wir danach. Wir können ja nach Dongdaemun, dort haben die Geschäfte ja auf.“
„Bei dem Wetter?!“
„Zumindest musst du dir nicht die Mühe machen dich umzuziehen.“
Und dann verschwand er auch schon wieder. Konnte ihr mal einer eine Träne an die Schläfe malen? Es fehlte nicht mehr viel und sie würde ein nervöses Zucken im linken Auge bekommen …
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Nachdem Wookie sie irgendwann als trocken genug befunden hatte, durfte sie tatsächlich hoch in ihr Zimmer. Sie schlüpfte in einen Jogginganzug und legte sich auf’s Bett. Was Mia nicht alles tun würde, um mal zwei Stündchen zu schlafen …
Leeteuk lief an ihrem Zimmer vorbei und blieb stehen, einen Moment schauten sie sich an, dann ging er weiter.
„Oppa?“, rief sie nach ihm und er tauchte wieder im Blickfeld auf.
„Bist du sauer?“, fragte sie und man sah, dass Leeteuk einen inneren Kampf am Laufen hatte. Dann gab er sich jedoch einen Ruck und ging zu ihr, setzte sich neben sie auf’s Bett.
„Ich weiß nicht.“
„Wieso?“, fragte sie.
„Weil ich es nicht gerne sehe, wenn es Donghae nicht gut geht. Ich weiß nicht was du gemacht hast, nur das es war bevor ihr zusammen gekommen seid, doch es hat ihn wirklich verärgert.“
„Er hat es dir nicht erzählt?“
Der Bandleader schüttelte den Kopf. Puh, zumindest etwas.
„Ich glaube ich will es auch gar nicht wissen … Donghae liebt dich, er will dich nicht verlieren – mache es ihm nicht so schwierig.“
„Danke Oppa.“
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Das Training heute war wirklich eine Qual. Nicht nur, dass sie immer noch nichts gegessen hatte, sie war immer noch halbnass und eigentlich wollte sie nicht dass das Training endet, denn das würde ja bedeuten, dass sie mit Donghae einkaufen ginge. Und es regnete noch immer. Mal abgesehen von all dem, wollte sie am Montag aber auch nicht gegen Eunhyuk verlieren, deswegen forderte sie sich und die Bambis ziemlich, um besser zu werden. Der Komplettzustand heute war also katastrophal und nur bei dem Gedanken an KFC lief Mia das Wasser im Mund zusammen. Sie würde sich heute ungesund ernähren und wenn es das letzte wäre, was sie tat.
Sie überlegte sogar abzuhauen, nur für diesen Abend. Sie könnte sich durch den Hinterausgang raus schleichen, zu ihrem Wagen (der ohnehin noch bei SM stand) gehen und dann würde sie sich ganz alleine eine Cheesecrust bestellen, die sie zur Not auch unter irgendeiner Brücke essen würde.
Der Plan scheiterte, als Donghae schon eine halbe Stunde früher kam und sich ins Studio setzte. Sie wusste ja, dass er Grund hatte sauer zu sein, sie hatte heute nur keinen Nerv für irgendjemand, außer sich selbst, Verständnis aufzubringen.
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Nach dem Training ging sie duschen und überlegte ob es eine Möglichkeit gab abzuhauen. Nur für heute Nacht. Sie könnte sich zu Jiyong flüchten. Nein, das konnte sie Donghae nicht antun, sicherlich hatte er auf das Ganze genau so wenig Lust wie sie. Aber Mia hatte wirklich keine Lust …
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„Kommst du jetzt raus!“, brüllte Donghae sie an und versuchte Mia aus dem Auto zu zerren. Sie standen in einer Tiefgarage in Dongdaemun und Mia hielt sich wie eine Katze am Sitz fest.
„Ich. Will. Nicht!“
Es regnete noch immer, zwar nicht mehr so wie heute Mittag, aber genug um sich nicht wohl zu fühlen.
Donghae ließ sie los und Mia atmete mal durch. Es war ein ganz schöner Kampf zwischen den beiden und beide waren am schnaufen.
„Wir gehen jetzt einkaufen!“
„Nein!“
Donghae wollte sie sich wieder schnappen und hatte sie auch schon halb aus dem Auto raus gezogen, doch Mia klammerte sich an dem Sitz fest und quietschte wie wild. Wenn die beiden jemand beobachtet hätte, wäre sicher einer von beiden mal wieder eine Nacht ins Gefängnis gegangen.
„Mia, Kim hat uns einen Schedule gegeben, wir müssen uns daran halten.“
„Ich will nicht!“, meckerte sie und ließ den Stuhl einfach nicht los.
„Ich will nach Hause! Ich habe Hunger! Mir ist kalt!“
„Du benimmst dich wie ein kleines Kind!“
Donghae ließ sie los und fuhr sich durch die Haare. Er hatte Angst dass sie jemand beobachten könnte, also stieg er wieder auf der Fahrerseite ein.
„Okay, was erwartest du von mir?“, fragte er genervt.
„Ich weiß nicht … ich will nicht shoppen.“
„Da wo ich herkomme benehmen sich die Frauen nicht so.“
„Da wo ich herkomme steht die Ehefrau über dem Manager“, erwiderte sie motzig.
„Da wo ich herkomme haben Frauen keinen Dreier mit Freunden ihres zukünftigen Ehemanns.“ So schnell ließ sich Donghae ja auch nicht unterbuttern.
„Da wo ich herkomme …“, begann sie, verlor dann aber den Faden. Was sollte sie darauf erwidern? Stutzig suchte sie nach einer Antwort, die sie nicht fand und Donghae schien zufrieden zumindest dieses Duell gewonnen zu haben.
„Du hast es den anderen nicht erzählt“, brach Mia schließlich das Schweigen.
„Was erwartest du? Es ist nicht gerade die Information die man seinen Freunden erzählt…“
Wieder schwiegen sie.
„Wer weiß es noch?“, wollte er wissen und Mia überlegte ihn an zu flunkern. Doch was hätte es dann für einen Sinn gehabt ihm davon zu erzählen, um eine ehrliches Basis zu schaffen, wenn sie dann wegen solchen Kleinigkeiten log?
„Also … Jaejoong und Yunho…“
„Ach, ehrlich?“
„Und Heechul…“
„Was?!“
„It happened … we played this game and somehow he tricked me into it …“
„Wie konntest du es Heechul sagen?!“
„Er ist dein Bandkollege! Er wird es nicht verraten.“
„Du weißt wie gefährlich Wissen in Heechuls Händen ist …“
Donghae verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
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Und sie fuhren doch nach Hause und Mia bekam ihre Cheesecrust – mit der sie alleine in der Küche saß. Es war ihr egal. Sie brauchte niemanden … zumindest nicht um mindestens die Hälfte dieser Pizza zu essen und vielleicht würde sie sogar noch ein Stück mehr essen, sie hatte es sich verdient. Wie hieß es doch so schön? Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages?
Allerdings lockte der Geruch auch die anderen an.
„Du hast dir ja eine ganz schön große Pizza geholt …“, Eunhyuk kam um die Ecke geschlichen und die Deutsche fing an zu fauchen.
„Godtcho! (verschwinde) You’re on Donghaes side, that makes you a temporary enemy, which means I won’t share my pizza with you. Naga (get lost).“
Beim Frühstück hörte die Freundschaft auf. Niemand hatte mit ihr gesprochen als sie die Tür rein gekommen waren, niemand war zu ihr gekommen, jetzt brauchte sie die anderen auch nicht mehr.
„Ich bin nicht sauer auf dich!“, rief Ryeowook fröhlich und jumpte auf Mia zu.
„Then you shall be my guest.“
Mia öffnete die Schachtel und der Sänger nahm sich ein Stück Pizza. Eunhyuk stand noch ein paar Sekunden und schaute zu der Pizzaschachtel.
„Du wirst doch keine Pizza über unsere Freundschaft stellen!“, kam es knurrend aus dem Wohnzimmer von Donghae.
„Ich weiß noch nicht mal wieso ich auf sie sauer sein soll! Du erzählst mir ja nie was!“
„Jetzt geht das schon wieder los …“, stöhnte Kyuhyun, der gerade Tokyo-Flashbacks bekam.