Nur weil Mia wieder alleine schlief, bedeutete das noch lange nicht dass sie überhaupt schlief. Zhou-Mi hatte anscheinend mit Donghae getauscht, was dazu führte, dass Zhou-Mi und Hangeng nun in einem Zimmer waren und Donghae und Henry in dem anderen. Manchmal stellte sich die Deutsche das Dorm als Zauberwürfel vor.
Sie war gerade eingeschlafen, als sie von einem merkwürdigen Geräusch geweckt wurde. Zuerst konnte sie es nicht einordnen, dann lehnte sie sich mit dem Ohr an die Wand zum Nachbarzimmer und hörte wie sich Donghae und Henry über irgendetwas freuten. Twitter sollte Mia wenig später erklären, was ihr Ehemann da so toll fand. Das war doch mal moderne Kommunikation. Donghae hatte sich wohl einen elektronischen Staubsauger geholt, denn er nun ausprobierte. Fast schon dachte sie, dass es wahrscheinlich Absicht war, dass er das Vieh mitten in der Nacht ausprobierte.
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Es war Sonntag, also mal so wirklich Sonntag und Mia hatte sich keinen Wecker gestellt. Gegen 9 Uhr wachte sie auf, weil es draußen so hell war. Was war mit der gestrigen Apokalypse geschehen? Keine Wolke war am Himmel zu sehen, blau bis zum Horizont. Wetter war eine komische Sache.
Als die Deutsche runter ging, kam sie sich schon fast vor wie bei Stephan King’s „Langoliers“, denn keiner war Zuhause. Dann fiel ihr aber ein, dass ja nicht jeder Sonntag hatte und Super Junior waren schon bei Inkigayo. Wo steckten Zhou-Mi und Henry? Sie war gar nicht mehr im Bilde wer wo rumsprang und es nervte sie.
Sie nahm ein kleines Frühstück auf dem Balkon ein und grübelte. Ob sie alleine auf Wohnungssuche gehen sollte? Was sollte sie sonst heute machen? Da hatte sie mal frei und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war so lustlos.
Das konnte man ändern…
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„Wo sind meine Tänzer?“, fröhlich grinsend öffnete sie die Tür zum Bambi-Dorm.
„Mia!“
Natürlich sprang Shincho als erster auf.
„Sag bitte nicht wir trainieren heute, ich glaube ich habe mir gestern was gezerrt“, Dongmin drehte den Fuß und verzog dabei das Gesicht.
„Nein, kein Training – packt eure Badehose ein, wir fahren zur Caribbean Bay!“
Jubel! Alle! Doch Mias Einladung galt nicht für alle.
„No, no, no, just MY bambis“, spezifizierte sie und plötzlich wurde es ruhig – bis auf Jaesuns Gekicher.
„What?“
„I’m sorry, just my Bambis.“
„Das ist nicht fair!“, beschwerte sich Jaeyoung, der entsetzt seinen Bruder anguckte.
„Well it’s not my fault if Eunhyukshi doen’t go out with you …“
Zumindest emotional hatte sie diesen Kampf gewonnen. Bei einem Wettbewerb ging es nicht nur um einen Wettbewerb. Das drum herum machte viel aus und im Moment hatte sie die anderen stinkig auf Eunhyuk gemacht, während sie ihren Bambis Motivation gab. Zuckerbrot und Peitsche.
Es fehlte nicht mehr viel, als sie grinsend und winkend an den anderen Bambis vorbei zog, die nicht mit durften, um Mitleid mit ihnen zu haben. Jaesun hatte einen Schwimmring schon um und die Schnorchelbrille auf und Shincho schleppte eine riesige Liegedecke mit sich rum.
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Caribbean Bay gehörte zu Everland. Mia war bisher in keinem von beiden gewesen, doch Wooyoung hatte ihr Freikarten gegeben und wieso diese nicht nutzen, wenn man mal nichts zu tun hatte und das Wetter so schön war? Caribbean Bay war praktisch Disneyland in Wasser. Es gab verschiedene Gebiete in dem Park, in dem einen gab es Riesenrutschen, in dem anderen einen Pool in dem man surfen konnte, es gab einen Wellenpool und sogar ein Tauchbecken, es gab einen Innenbereich und auch ein SPA. Ihre Bambis freuten sich total und auf der knapp 30minütigen Fahrt sangen sie fröhlich vor sich her.
„Wo müssen wir hin?“
Mia schaute auf die Karten und war verwirrt, es stand da zwar irgendwas von VIP, doch wohin? Zum Glück war sie im freundlichen Korea, wo sofort eine Angestellte zu ihnen kam – schließlich sah Mia aus wie ein Ausländer und die brauchten natürlich Hilfe. Ist klar. Zumindest zeigte sie Mia die Schlange, wo sie sich anstellen sollten und das Wort ‚VIP‘ brachte zumindest einen kleinen Vorteil mit sich. So bekamen sie Handtücher von einer Angestellten und es gab einen separaten Bereich zum hinlegen, dazu gab es noch ein paar Proben und dann durften sie rein.
„Wooooooow!“, machte Shincho und seine Augen wurden groß.
„Ich will auf die Looping-Rutsche!“
„Ich will surfen!“
„Ich will zum Piratenschiff!“
Und bevor sie alle in die vier Himmelsrichtungen ausströmten, hielt Mia sie auf.
„Halt! Keiner bewegt sich!“
Wie in Zeitlupe blieben sie stehen.
„Zuerst suchen wir uns einen Platz! Dann ziehen wir uns um! Dann duschen wir und DANN dürft ihr machen was ihr wollt.“
Das erschien fair. Sie folgten der Karte zu dem markierten ‚VIP-Bereich‘ und breiteten sich aus. Hier gab es auch Umkleiden und duschen, denn trocken in Wasser zu springen konnte Folgen haben und da Mia ohnehin schon ‚Die Schuldige 2012‘ war, wollte sie nicht noch mehr Opfer auf ihrer Liste haben.
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Caribbean Bay war zwar cool, teilweise auch ziemlich voll. Das ‚Sonderbändchen‘ der VIPs verkürzte zumindest die Wartezeit bei den Rutschen. Mia musste sogar die halbe Looping-Rutsche mitmachen, wobei das ihr weniger Probleme bereitete als Achterbahn-Loopings. Hier war es eine Sache der Beschleunigung und der Rest machte die Physik, bei einer Achterbahn saß sie in einem Gerät, auf welches sie keinen Einfluss hatte, wenn damit etwas nicht stimmte oder der Gurt kaputt wäre, gäbe es nichts was sie tun konnte. Manche mögen vielleicht die Logik dahinter vermissen, aber Mia fühlte sich auf Rutschen nicht so nahe am Tod wie auf Achterbahnen.
Es gab auch eine große Rutsche, wo sie alle in einem Reifen saßen. Sie lachten und quietschten und spritzten sich gegenseitig mit Wasser voll. Auch ihr tat so ein Tag mal gut, nach all den Sorgen und dem Stress der letzten Tage und Wochen. Wasser war toll.
Irgendwann landeten sie wieder bei ihrem Liegeplatz und Mia sah, dass Kim einige Male angerufen hatte. Die Deutsche überlegte ernsthaft nicht zurück zu rufen …
„Hi Kim.“
„Hallo Mia … wieso ist es so laut bei dir? Wo bist du?“
„In Caribbean Bay.“
„Hm.“ Verwirrung.
„Mit Donghae?“ Hoffnung.
„Nein.“
„Oh.“ Enttäuschung.
„Was gibt’s denn?“ Genervt.
„Ehm … ach so. Ich wollte dir nur sagen, dass du Morgen Jonghyun begleitest. Er muss nach Incheon mittags für ein Fotoshooting.“
„Jonghyun? SHINee?“
„Na ja … du bist ja im Moment nicht … und ich dachte du freust dich mal aus dem Büro raus zu kommen – denke nicht ich sehe nicht deine genervten Blicke!“
„Okay, okay, ich begleite ihn gerne!“
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Als Mia auflegte schaute sie grübelnd ihr Handy an.
„Was ist los?“, fragte Jaesun.
„Ich glaube Kim hat ein schlechtes Gewissen.“
Er könnte sie auch im Büro versauern lassen und die Sache mit Jonghyun schien keinen Haken zu haben. Aber auch hier galt Vorsicht: Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben.
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Es war Nachmittag, als sie mal bei Leeteuk anrief.
„Hi Mia.“
Er hörte sich nicht mehr so sauer an, dafür aber müde.
„Hi, seid ihr schon Zuhause?“
„Nein, noch nicht … wieso ist es so laut? Wo bist du?“ Was war das? Kimteuk?
„Ich bin mit M81 in Caribbean Bay.“
„Ah okay. Ich denke wir sind bald Zuhause.“
„Kannst du Donghae sagen, dass ich nicht so spät komme und wir dann einkaufen gehen können?“
Etwas Reue zeigte sie ja schon, auch wenn sie es nicht bereute sich gestern gewehrt zu haben – es war gestern wirklich nicht das richtige Wetter zum shoppen gewesen.
„Heute? Mia, Donghae ist am Flughafen. Super Junior M fliegen heute doch nach Taiwan.“
Stille.
Was?! Sie bekam einfach gar nichts mehr mit!
„Oppa, ich muss auflegen!“
Noch ehe er etwas erwidern konnte, hatte sie aufgelegt.
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„Mia?“
„Donghae!“
Sie war wirklich erleichtert ihn zu erreichen.
„Was gibt es denn? Ich muss gleich boarden …“
„Bevor du weg fliegst, wollte ich dir nur sagen, dass ich dich liebe.“
Über diese Aussage schien er verdutzt zu sein, denn er war tatsächlich mal sprachlos.
„I couldn’t let you leave without telling you …“
Stellt euch mal vor ihm würde etwas passieren! Oder ihr! Und dann hätte sie ihm nicht sagen können, dass sie ihn liebte. Nein, nein, so ging das nicht.
„Ich liebe dich auch“, sagte er, etwas verlegen und brachte sie zum Grinsen.
„Wir sehen uns in ein paar Tage.“
„Ja … passe gut auf dich auf.“
Sobald sie aufgelegt hatte, fing Jaesun an zu seufzen.
„Ihr zwei seid schon putzig…“
Vielleicht wären ein paar Tage voneinander getrennt gar nicht mal so schlecht sein.
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Es war kurz nach 17 Uhr, als Mia die Tür zum Dorm öffnete. Schwimmen war ziemlich anstrengend und dann auch noch mit einem Haufen Bambis unterwegs zu sein, die alle irgendetwas andere, aber gleichzeitig fahren wollten, war mindestens doppelt so anstrengend. Doch niemand hatte sich verletzte, damit war zumindest Mias Ziel für heute erreicht. Nicht auszudenken, wenn sich einen Tag vor einem Dancebattle jemand etwas getan hätte und sei es nur ein verknackster Finger.
Die einzigen, die sie Zuhause fand, waren Yesung und Zoey. Es waren nur noch vier Welpen im Dorm übrig, nun wo SJ-M in Taiwan waren und somit wollte das Paar die Zeit wohl ausnutzen.
„Hi Mia – wow, when was the last time you washed your hair?“
Sie liebte Zoey und ihre herzlichen Begrüßungen.
„Hey I was SWIMMING all day.“
„No excuse.“
Mia beschloss Zoey zu ignorieren.
„Wo sind die anderen?“, fragte sie Yesung, denn das heute Mittag hat der Assistentin aufgeführt, dass sie wohl hoffnungslos den Überblick über den Terminplan der Jungs verloren hat.
„Teukie und Eunhyuk sind bei SBS und Sungmin ist im Studio“, erklärte er ihr.
„Okay. Ich gehe mir jetzt die Haare waschen …“, dabei schaute sie Zoey finster an, „und dann lege ich mich kurz hin.“
Wie gesagt, Schwimmen war anstrengend und es war ja nicht so gewesen, als hätte sie heute auch nur zehn Minuten Nickerchen machen können. Also versuchte sie die letzten Rest Chlor aus ihren Haaren zu bekommen und murmelte sich dann auf ihrem Bett ein.
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Um 20 Uhr weckte sie das komische Geräusch ihres Telefons. Sie versuchte den Klingelton zuzuordnen – es war schon doof wenn man knapp 30 verschiedene Klingeltöne für alle möglichen Leute eingerichtet hatte und sich dann nicht mehr daran erinnerte, wer welchen hatte.
„Tiffany?“
Schließlich half auch die Anzeige auf dem Display.
„Hi Mia … are you asleep?!“
„Yeah … but it’s okay.“
Langsam setzte sie sich auf und streckte sich.
„We wanna hang out, wanna come?“
„We who?“
„The girls … I think Amber and Victoria are coming too.“
„Sure.“
Abhängen mit den Mädels war doch auch mal cool. Tiffany schickte ihr die Adresse von der Bar und Mia machte sich fertig. Von Yesung und Zoey war keine Spur zu sehen und Mia würde sich nicht wagen sich auf die Suche nach ihnen zu begeben.
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Mitten in Gangnam, auf einem Hochhaus, lag auf halber Strecke eine Roofbar, welche an diesem heutigen Abend ausgewählt worden war. Taeyeon, Sunny, Yuri und Tiffany waren schon da und begrüßten sie.
„Ist Donghae immer noch sauer auf dich?“, erkundigte sich die Bandleaderin mit besorgtem Blick.
„Ja“, gab die Deutsche resignierend zurück und die anderen seufzten mit.
„Aber ihr habt geheiratet! Das ist so spannend! Und das ihr es niemanden gesagt habt! Ich glaube ich könnte das nicht“, plauderte Sunny fröhlich drauf los.
„Na ja … es war unser Geheimnis.“
„Gibt es Bilder?“, wollte Yuri wissen.
„Natürlich!“
Und sofort wurde das Iphone gezückt. Sie hatte sich extra ein App runter geladen, in dem man Bilder speichern konnte und für den Zugriff benötigte man ein Passwort. Nie würde sie sich Bilder vom Handy klauen lassen, doch sie schaute sich die Bilder gerne an. Die Mädels rückten näher und es war ein regelrechtes Quietschen, als sie die Bilder anschauten.
„Ihr seid so ein schönes Paar!“, meinte Taeyeon.
„Wenn wir uns wieder vertragen …“
Die Frau schaute besorgt.
„Denkst du ihr bekommt es nicht wieder hin?“
„Ich weiß im Moment gar nichts so wirklich …“
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Was machte man mit Trauer? Man ertrank sie! Nach und nach kamen auch die anderen, bis sie eine fröhliche, angetrunkene Gruppe waren. Zugegeben, sie vertrugen nicht viel und während Jessica, Sunny und Tiffany nur noch am Giggeln waren, ging es Mia eigentlich noch ganz gut und amüsiert beobachtete sie das Treiben um sich herum.
Taeyeon landete irgendwann wieder neben ihr.
„Mia, du darfst dir nicht so viele Gedanken machen“, begann sie beschwipst.
„Du liebst Donghae und Donghae liebt dich und ihr dürft euch nicht trennen, denn ich will unbedingt wissen ob ihr es hin bekommt, dass eure Kinder deine Augenfarbe bekommen!“
Da fing die Deutsche fröhlich an zu lachen.
„Alles klar, ich gebe mir Mühe.“